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So sieht man sich wieder

1. Kapitel

 

Sophies Sicht:

Noch 3 Minuten bis Schulschluss, oder besser gesagt noch 3 Minuten bis zu den großen Sommerferien. Die ganze Klasse sitzt unruhig auf ihren Stühlen als Herr Bennett, unser Klassenlehrer noch die letzten Worte nach der Zeugnisvergabe sagt.

Noch 2 Minuten. Meine beste Freundin Lilian stupst mich von der Seite an und erzählt mir, dass aus unserem Abschlusseis leider nichts werden würde, weil Brian, ihr Freund gerade zwei Karten für ein OneDirection Konzert ergattert hatte, wie er ihr per SMS berichtete.

Lilian freute sich wie verrückt und meine Laune sinkt ein Stück.

Noch 1 Minute. Ich versinke in meine Gedanken, wie der Surfurlaub in Italien wohl werden würde. Mein Dad Jason ist ein genialer Surflehrer und wird immer von den unterschiedlichsten Schulen angeworben. Und jetzt in den Sommerferien muss er nach Torbole und meine Mum, Tobi und ich haben uns entschieden mit ihm zu kommen, und das für 6 Wochen!! Mein Bruder hat mit 11 Jahren Surfen gelernt und ich mit 8 auf Cot 'd azur. Damals war noch eine andere Familie dabei und zwar die Segers. Daran will ich mich gar nicht mehr erinnern.

Das Tönen der Schulklingel reißt mich aus den Gedanken. Herr Bennett verabschiedet sich und alle stürmen hinaus in die Freiheit.

Nachdem ich auch noch zu meinen anderen Freunden Tschüss gesagt habe rief ich meine Mum an, dass sie mich abholt, denn der nächste Bus vom

Otto-Nagel-Gymnasium nach Marzahn bei Berlin würde erst in Einer Stunde fahren.

So schnell wie der Schulhof voll war, war er auch wieder leer und da steh ich nun. Mein Name ist Sophie Neuhauser, ich bin 16 Jahre alt, hab braune wellige Haare bis zur Brust und ging bis jetzt gerade in die 9. Klasse.

Heute habe ich ein kurzes blaues Sommerkleid an, das meine schlanke Figur und die Blauen Augen betont.

Meine Mum kam nach 15 Minuten.

Unser neue schwarze Audi A4 hielt neben mir, ich stieg ein und schaute in das strahlende Gesicht meiner Mutter, sie hatte ihre kurzen braunen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und sah für ihre 45 Jahre ziemlich gut aus. „Und, Schatz wie ist das Zeugins? Bist du wieder Klassenbeste?“ fragte sie und fuhr los. Ich antwortete mit einem kurzen „Ja“ und fragte sie, was der Grund für ihre Gute Laune sei, da sie sonst immer im Arbeitsstress war. „Heute hat Allison angerufen, du erinnerst dich sicher noch an Allison und Peter Seger mit ihrem Sohn Benjamin. Sie haben uns angeboten bei ihnen im neuen Ferienhaus in Torbole für die 6 Wochen zu wohnen, weil Peter auch dort angagiert wurde. Natürlich hab ich gleich zugesagt, da wir uns ja nicht so oft sehen.“ Schokiert sah ich sie an, mein Dad und Peter hatten zusammen gelernt und sie wusste ganz genau das ich mit Benjamin nicht konnte. Der kleine pummelige Junge mit seinen rot-braunen Locken und dem frechen grinsen hat mir bei jeder Gelegenheit...

„Und was sagst du dazu, Sophie? Papa hat sich total gefreut.“

„Mum, du weißt ganz genau das ich mit Benjamin auf Cote d' Azur immer Streit hatte und er mich bei jeder Gelegenheit geärgert hat nur weil ich noch nicht so gut surfen konnte und er sich toll vor kam weil er ein Jahr älter ist. Das wird sich nie ändern und jetzt muss ich mir mit ihm auch noch ein Bad teilen.Und was ist mit unserer Ferienwohnung?“ antwortete ich mit schlechter Laune. „Aber ihr habt euch doch seit 8 Jahren nicht mehr gesehen, weil du auf unsere Besuche nie mitgekommen bist und außerdem ist Tobias auch wieder dabei. Die Ferienwohnung hab ich storniert. Hat bestens geklappt“ Seufzend bog sie in unseren gepflasterten Hof ein, der sich vor einem kleinen weißen Familienhaus mit grünen Fensterläden und hölzernem Balkon erstreckt. Ein weiß gestrichener Gartenzaun umrahmt das Grundstück und ein kleiner Weg schlängelt sich durch Blumenbeete und frisch gemähten Rasen zur Haustür.

Ein Stück grüner Sonnenschirm spitzelt hinter der Ecke hervor um an der anderen Hausseite Schatten für einen Gartentisch und eine Sitzecke zu Spenden.

Die Schaukel im Vorgarten hatten wir schon vor 3 Jahren verkauft, weil Tobi fand, dass ich langsam zu alt dafür werde.

Es ist Mums Traumhaus, das sie für uns vor 10 Jahren entworfen hat, als sie gerade den Durchbruch als Architektin gemeistert hatte.

Nachdem Melanie in der Garage nebenan geparkt hatte, machte ich die Autotür auf und versuchte so schnell wie möglich ins Haus zu kommen um noch weitere Gespräche zu vermeiden und Lilian über die Neuigkeiten zu berichten. Jedoch machte mir mein fast 20 jähriger Bruder einen Strich durch die Rechnung indem er mich und dann Mum im Flur abfing.

„Hey Leute, es gibt schlechte Nachrichten“ sagte er mit seiner rauen Stimme „Ich muss morgen für 3 Wochen mit meinem Chef und Arbeitskollegen auf eine Baustelle nach Helsinki. Wir haben dort einen großen Auftrag bekommen und ich muss dabei sein.“ Mein dunkelblonder, sportlicher Bruder Tobias hat nach dem Abitur ein Dualesstudium für Architektur bekommen.

„Aber was ist mit unserem Italien Urlaub?“ fragte ich fassungslos. So viele schlechte Nachrichten an einem Tag. Meine Laune war jetzt eindeutig im Keller.

„Da kann ich nichts machen, Sophie, ich dachte auch, dass ich jetzt Frei bekomme, aber wenn ich da jetzt nicht mitgehe...“

„Schon gut, Tobi. Du kommst einfach 3 Wochen später nach. Du hast ja ein Auto.“ Fuhr Mum dazwischen. „Ich schätze das ist nicht so einfach. Warscheinlich kann ich erst nächsten Monat Urlaub nehmen, aber ich schau was ich machen kann.“ sagte Tobi mit ernster Miene. Mum nickte nur.

 

Missmutig stapfte ich die Holztreppe zu meinem Zimmer hoch. Dabei hatte der Tag so gut angefangen. Ich habe ein super Zeugnis bekommen und wollte mir mit Lilian noch einen schönen Nachmittag machen (Sie hat sowieso nur noch wenig Zeit für mich, seit sie einen Freund hat).

Und am Abend hätte ich gemütlich meinen Koffer fertig gepackt. Aber jetzt sitze ich auf meinem Bett, schreibe Lilian eine SMS und sehe mich in meinem Zimmer um.

Mein Reich ist das kleinste im Haus. Ich hab mir vor zwei Jahren die Blümchen Tapete weggemacht und nun ist eine wand in knalligem orange und die anderen 3 in weiß gestrichen. Die Vorhänge habe ich in zartem orange gewählt. Das Bett mit zierlichem Nachtkästchen hab ich in die hintere linke Ecke verfrachtet und der Holzschreibtisch mit rotem Stuhl steht vor dem rechten Fenster. Da mein Holzboden nicht mehr so schön ist wie früher hab ich mir einen flauschigen Teppich auf die unschönen Stellen gelegt. Für mein zweites Hobby lesen hab ich ein kleines Regal neben meinem Schreibtisch eingerichtet, auch wenn ich jetzt ein Ebook habe. Für ein Sofa ist im Gegensatz zu Tobias Zimmer kein Platz mehr. Aber im großen und ganzen bin ich zufrieden. Man kann ja schließlich nicht alles haben.

Aber warum nur muss ausgerechnet ich das Pech haben, allein mit Benjamin in den Urlaub zu gehen. Am liebsten würde ich auch Daheim bleiben, wenn ich mich nur nicht so aufs surfen freuen würde. Und das kann der mir nicht versauen! Ich bin mal gespannt wie er jetzt aussieht. Ob er immer noch so dick ist. Früher war er ja das zweifache von mir. Ich ganz zierlich und er so kräftig... „ Essen gibt's“ hörte ich Tobi von unten rufen. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und huschte die Treppe hinunter in die helle Küche, wo es schon lecker nach Pfannkuchen duftete.

Mum und Tobi saßen schon am gedeckten Tisch und ich wollte mich gerade hinsetzen als die Haustür aufgesperrt wurde und Dad reinkam. Er stellte die Einkaufstüten im Flur ab und gesellte sich zu uns. Er ist groß gewachsen und muskulös. Seine Kurzen blonden Haare stehen vom Kopf ab und er hat eine Kurze Hose und ein blaues T-Shirt an, das seine ebenfalls blauen Augen hervorhebt. Tobi erzählte ihm gleich die Neuigkeiten. Seine Reaktion war ebenso überrascht. Aber er machte kein Drama daraus. Ich enthielt mich dem ganzen Gespräch und aß meine Pfannkuchen bis Papa mich nach dem Zeugnis fragte. Meine Laune stieg promt an und ich holte es schnell aus dem Zimmer. Er war sehr zufrieden, sodass er mir zur Belohnung Zeugnisgeld gab.

Nach dem Mittagessen und als Dad und Mum packten zog ich mich wieder in mein Zimmer zurück und suchte die restlichen Sachen für meine Reisetasche zusammen, da ich sowieso nichts besseres zu tun hatte.

Morgen Früh würde es losgehen, ca. 9 Stunden Fahrt warteten auf uns und das auch noch ohne meinen Bruder. Zum Glück fahren die Segers nicht mit uns, weil sie schon heute gefahren sind. Vom beschaulichen Buxtehude nach Torbole, ich konnte mir ein fieses grinsen nicht verkneifen. Da hat es doch glatt den kleinen Benjamin nach Buxtehude verschlagen. Ich musste wieder an ihn denken, wie er mich damals am Anfang vom Urlaub von der Wippe geschleudert hatte, indem er als ich oben war, unten voll drauf ist. So bin ich nach vorn gekippt und hab mir eine Ecke vom Zahn weggeschlagen. Seitdem war Krieg...

 

2. Kapitel

„Sophie, Aufstehen!“ Brüllte meine Mutter von unten.

Gestern wurde es noch spät. Wir haben alles hergerichtet und ins Auto geladen, sodass wir danach alle erschöpft ins Bett gegfallen sind.

Jetzt war es 3 Uhr Nachts und ich kletterte mühsam aus dem Bett und zog mir schnell mein grünes Lieblingstop und eine kurze Jeans an. Schnell waschen, kämmen und eine Kleinigkeit essen und ab ins Auto wo Mama und Papa schon sitzen. Leise verabschiede ich mich von unserem Haus. „Tobi schläft noch. Für ihn geht’s heute Abend los“ Sagte Mum.

Die meiste Zeit auf der Fahrt schlief ich. Erst um 8 Uhr wachte ich auf und wir machten Rast. Ich konnte nicht sagen wo wir waren, da ich die Orientierung verloren hatte.

Mum gab mir einen belegten Semmel und wir gingen noch aufs Klo. Nach 15 Minuten ging es auch schon weiter Richtung Torbole und Benjamin.

Um mich abzulenken holte ich meinen Ipod aus der Tasche und hörte Musik.

 

Bens Sicht:

Das Auto fuhr in eine Schmale Gasse. Mum freute sich schon riesig auf das neue Haus. Fast 4 Jahre hatte es gebraucht bis es fertig war. Ich war gespannt, da ich es noch nie gesehen hatte weil immer nur Mama und Papa dort waren. Dad bog in einen kleinen Hof ein. Am Rande befanden sich mit Blättern bewachsene Steinmäuerchen die sich bis hinter in den Garten erstreckten. Das Haus an sich war aus orange-farbenen Steinen mit weißen Fenstern gebaut. Allison stieg aus und ich folgte ihr. Dad kramte einen Schlüssel aus der Tasche hervor und bewegte sich auf die Haustür an der Seite zu, die durch eine kleine Steintreppe zu erreichen war. Auf dem Klingelschild stand mit geschwungenen Buchstaben „Seger“. Ein Rasen war hier noch nicht gewachsen. Ich folgte Peter und trat noch vor ihm ins Haus. Nachdem ich meine Schuhe ausgezogen hatte trat ich auf die Kühlen Fliesen und ging in den nächsten Raum. Mich traf der Schlag. Überall, auf dem Tisch, Stühlen und in der Küche waren Ameisen und andere Insekten. Eigentlich machte mir das nichts aus, aber bei solchen Mengen.. Ich rief Mum und Dad zu mir und wir begutachteten die restlichen Räume, in denen es auch nicht anders aussah. Sie zeigten mir mein Zimmer, es war kleiner als das Daheim in Buxtehude aber genauso lieblich wie die anderen Räume eingerichtet. Nur waren überall Insekten. Mum rief den Bauleiter an, der für das Haus zuständig war. Nach einer halben Stunde kam dieser und schaute sich die Bescherung an und meinte, das es eine Insektenplage sei.

Ich ging schnell zum Auto und holte mein Handy mit Ladekabel raus. Da es vollkommen leer war und ich meinem Kumpel Marco schreiben wollte. Also ging ich in einen Raum, warscheinlich das Gästezimmer, der nicht so arg befallen war und suchte die Steckdose und steckte mein Smartphone an. Als ich gerade den Stecker hinein tat, machte es einen heftigen Knall und alle Lampen im Zimmer explodierten. Wie ich später sah, auch überall im Haus.

Meine Eltern und der Bauleiter kamen sofort die Treppe zu mir hoch.

Meine Mum rief aufgebracht „Benjamin, was hast du jetzt schon wieder angestellt?!“

Im Haus war die Sicherung durchgebrannt und da irgendein Elektroniker geschlampt hatte, war alles elektronische im Haus kaputt.

„Na toll“ murmelte mein Vater „Jetzt müssen wir uns wohl doch ein Hotel suchen“ Der Bauleiter versicherte uns, das er sich um alles kümmern würde und wir in spätestens einer Woche einziehen könnten.

Mum war mit den Nerven am Ende. Sie hatte sich so auf das Haus gefreut.

„Und jetzt kommt auch noch morgen die Familie Neuhauser“ meinte sie.

„Was?! Das hast du mir ja gar nicht erzählt!“ fuhr ich sie bestürzt an.

„Och Allison, das sollte doch eine Überraschung werden“ meinte Dad.

„Das ist keine Überraschung, das ist gemein! Ich hab kein Bock auf diese Sophie. Die ist voll der Spielverderber. Die hält nix aus!“

„Nicht in diesem Ton und benimm dich wenn sie da ist, Ben“ schimpfte Peter.

„Wir fahren jetzt zum nächsten Hotel und suchen uns ein Zimmer“ schlug Mum vor.

Also setzten wir uns wieder ins Auto und fuhren zur Touristeninfo.

Die Frau am Empfang meinte auf Englisch, das alle Hotels um die Zeit ausgebucht seien. Wir versuchten alles aber die nächste Herberge war 4 Stunden weg. So blieb uns nichts anderes Übrig als nach dem Essen zurück zum Haus zu fahren und im Gästezimmer zu schlafen. Die Nacht war sehr unruhig und ich musste immer wieder an Sophie denken. Das kleine Braune zierliche Mädchen. Wie sie jetzt wohl aussah. Immer noch so klein? Sie wird sicher Augen machen, wenn sie mich sieht. Er war nämlich ein richtiger Mädchenschwarm geworden. Schelmisch grinste er in sich hinein, das würde ein Spaß werden....

 

Sophies Sicht:

Irgendwie war ich wieder eingeschlafen, denn als ich die Augen öffnete, war die Gegend hargerer geworden und überall standen Olivenbäume, Weinberge und anderes Gestrüpp. „In einer Stunde sind wir da, Sophie“ Sagte Mum als sie bermerkt hatte, das ich aufgewacht bin. Und da mein Ipod Akku leer geworden war, holte ich mein Ebook hinaus und las.

Die Stunde ging schnell vorbei und als ich einen Blick aus dem Fenster warf, fuhren wir eine Straße an einer Felswand entlang, welche eine fantastische Aussicht auf den Gardasee bot. Schnell holte ich mein Handy hervor und versuchte ein Bild zu machen. Mums Smartphone klingelte...

 

Bens Sicht:

Jetzt war es fast 13 Uhr und wir sitzen in einem Seerestaurant am Hafen und warteten auf die Neuhausers. Mum hatte vorhin Melanie und Jason angerufen und ihnen von der Katastrophe erzählt. Anscheinend hatte Melanie versucht sie zu beruhigen, denn sie hat immer nur „Ja“ gesagt und „Wird schon..“

Sie müssten jeden Moment kommen, denn vorhin waren sie schon an der Felswand. Meine Neugierde wuchs immer mehr. Und dann sah ich Jason um die Ecke biegen. Er hatte sich über die Jahre nicht groß verändert. Lachfalten waren auf seinem schmalen Gesicht zu sehen und er war immer noch gut trainiert. Als nächstes erschien Melanie. Sie ist immer noch so hübsch wie früher, man sieht ihr aber den Stress und die Kennzeichen des Alters an.

Also Sophie ins Bild trat, machte mein Herz einen Satz. Sie war zu einer richtigen Frau geworden. Ihre langen braunen Haare waren offen und umrahmten ihr liebliches Gesicht, die Wangen waren leicht gerötet von der Fahrt und sie trug ein enges Top das ihre schlanke Figur betonte. Ihr Blick war im ersten Moment ein wenig traurig aber als sie meine Eltern erblickte setzte sie ein lächeln auf. Ich merkte natürlich sofort, das sie mich übersah, denn sie hielt ja nach einem runden Jungen Ausschau, aber als sie registrierte, das ich das war, strarrte sie mich an. Ich lächelte.

 

Sophies Sicht:

Nachdem wir endlich ein Parkplatz in der Nähe des Seerestaurants gefunden hatten, holte ich schnell meinen Handspiegel hinaus und warf einen Blick hinein. Meine Wangen waren gerötet und meine Haare verstruppelt. So konnte ich auf keinen Fall unter die Menge. Kurzerhand holte ich die Haarbürste hervor und kämmte mich, sodass ich danach ein bisschen Rennen musste um meine Eltern wieder einzuholen.

Ich hatte jetzt gar keine Lust auf Benjamin, jedoch war ich neugierig wie er sich gemacht hatte.

Als ich nach meinen Eltern um die Ecke bog sah ich Allison und Peter und setzte ein lächeln auf. Allison war noch immer so wie ich sie in Erinnerung hatte, eine kleine schlanke Frau mit braunen Haaren, die ihr lässig über die Schultern flogen und grüne leuchtende Augen. Jason dagegen war rothaarig und mit Muskeln bepackt. Seine weißen Zähne blitzten auf als er lächelte. Dann sah ich mich nach Benjamin um, der musste doch hier irgendwo bei seinen Eltern sitzen. Jedoch war da nur ein groß gewachsener Junge mit Rot-braunen kurzen Haaren und Muckis. Ich musste schlucken. Man sah der gut aus. Als ich endlich registrierte, das er Benjamin sein musste, starrte ich ihn verwundert an. Er lächelte einfach nur und ich dachte „So schnell kannst du das Vergangene nicht rückgängig machen.“

Unsere Eltern begrüßten sich fröhlich und seine kamen dann auf mich zu und meinten wie groß und hübsch ich geworden bin. Dann setzten wir uns, ich leider neben Benjamin, und bestellten etwas zu Trinken.

Ich starrte hinaus auf den See und bemerkte erst gar nicht das Benjamin mich angesprochen hatte. „Und, wie geht’s dir? Hast du dich von unserem letzten Urlaub erholt?“ Fragte er grinsend.

"Ich kann dir jetzt schon sagen, du und ich wir werden wieder nicht gut miteinander auskommen." antwortete ich genervt und ignorierte seine letztere Frage. Ich hatte jetzt echt keinen Bock auf Smalltalk, zum Glück kam gerade das Trinken.

Doch so einfach würde Benjamin nicht aufgeben.

„Schon ok“ Er hob abwehrend die Hände „Hey, ich weiß, das wir uns nicht sonderlich verstanden haben, aber diesen Urlaub könnten wir's doch nochmal versuchen.“ meinte er noch leise, sodass unsere Eltern, welche sowieso in ein Gespräch vertieft waren, uns nicht hören konnten.

„Ok, dann fassen wir mal zusammen, du hast mir ein Stück vom Zahn abgeschlagen, mir fast die Hand gebrochen, mir bei jeder Gelegenheit was gemeines reingedrückt, mich vor unseren Eltern bloß gestellt und mir das Leben zur Hölle gemacht, und da soll ich jetzt so tun als wäre nichts gewesen?!“

fragte ich ihn aufgebracht und merkte dabei gar nicht das ich lauter geworden war. Unsere Eltern schauten mich und Benjamin an, ich konnte nicht mehr, das war alles zu viel.

Ich wollte hier nur noch weg. Also stand ich auf, auch wenn alle Blicke auf mich gerichtet waren und lief einfach weg. Das konnte ich am Besten, einfach weglaufen, sowie vor 2 Wochen, als Sebastian mit mir Schluss gemacht hat.

Sebastian, groß, rothaarig, sowie Benjamin. Als ob er mich verfolgen würde. Alles kam wieder hoch.

Im Hintergrund hörte ich noch Peter sagen „Benjamin, was ist los? Wird das denn gar nicht besser mit euch?“

Und dann meinte Mum ausgerechnet in dem Moment „Sie hat eine Trennung hinter sich, und der Junge sah fast so aus wie Ben.“

Dad nickte verständnisvoll „Komm Ben, lauf ihr hinterher und vertragt euch, sonst können wir einen schönen Urlaub vergessen.“

Schon hörte ich schnelle Schritte hinter mir und ich fing an zu rennen.

 

Melanies Sicht:

„Und, wie sollen wir das jetzt machen?“ Fragte Allison Jason, Peter und mich.

„Gehen wir doch nochmal zur Touristeninfo und wenn wir Glück haben sind inzwischen Zimmer frei geworden. Wir bezahlten noch schnell, dann gingen wir los. Ben und Sophie würden sowieso noch eine Weile brauchen und außerdem haben sie ein Handy.

Die Frau am Empfang meinte freundlich, das in einer Stunde 3 Doppelzimmer im Hotel Centrale frei werden würden. Das war genau gegenüber.

Nach einer kurzen Beratung entschieden wir, diese zu nehmen, auch wenn das hieß, dass Sophie und Ben sich ein Zimmer teilen müssen.

Aber irgendwann müssen sie lernen miteinander auszukommen.

Das meinten auch Allison und Peter. Und so machten wir uns auf den Weg die beiden Streithähne zu suchen.

 

Bens Sicht:

„Sophie, warte doch!“ rief ich ihr hinterher.

Sie drehte sich um und ich sah Tränen in ihren Augen.

Das sie immer gleich so überreagiert, nur weil ich sie gefragt habe, wie es ihr geht. Ok, das mit dem Erholen war gemein, aber trotzdem.

„Geh weg, Benjamin“ sagte sie mit zittriger Stimme.

Ich wusste, dass sie es nicht ernst meinte also ging ich zu ihr.

„Nenn mich doch endlich Ben“

Sie wich ein Stück zurück, sodass sie gegen eine Mauer lehnte und nach unten sacken konnte. Wir waren in einer kleinen Gasse gelandet, die menschenleer war.

Ich wusste nicht was ich machen sollte, also setzte ich mich neben sie.

Sie denkt immer noch, das ich so bin wie früher. Aber ich habe mich geändert. Ich hab es mit ihr doch nie böse gemeint aber das kam wohl falsch hinüber. „Sag nichts“ meinte sie. Also saßen wir schweigend nebeneinander bis unsere Eltern kamen.

 

Sophies Sicht:

Ich stand auf und lief zu meinen Eltern. „Ach Sophie, ist doch nicht schlimm“ meinte Mama zu mir. „Wir haben ein Hotel gefunden, wo wir eine Woche bleiben können.“ fügte sie erfreut hinzu.

„Gehen wir.“ schlug ich vor und lief voraus. Ich wollte niemandem unter die Augen treten. Hoffentlich bekomme ich ein Einzelzimmer.

Jetzt betrachtete ich die Gegend mal genauer, wo ich vorhin vorbeigerannt bin. Es führte ein breit gepflasterter Weg am Hafen entlang. Auf der linken Seite standen lauter Stände wo lauter farbige Männer umherwuselten. Ich beachtete sie nicht weiter und marschierte geradewegs am Seerestaurant vorbei, das mit den blauen Tischdecken und weißen Stühlen ganz nett hergerichtet war. Dann kam ein kleiner Dachvorsprung über dem Hoteleingang.

Auf der anderen Straßenseite war eine kleine Panificio zu sehen. Die Bäckerei war anscheinend erst neu renoviert worden, denn es stand ein deutsches Schild davor „Neueroffung“

Auch daran lief ich vorbei ohne mich nach dem Rest umzuschauen.

Das Hotel Centrale war gleich nebenan. Es war ziemlich versteckt unter den Ganzen Läden und Cafes in der Straße. Letztendlich fand ich den kleinen Eingang und betrat das Vorje. Kalte Luft strömte mir entgegen und am Empfang wartete eine blonde Dame mit weißer Bluse.

Meine Eltern liefen an mir vorbei um einzuchecken.

Nachdem alles formelle erledigt war, bekam jeder von uns einen Zimmerschlüssel. Endlich konnte ich allein sein und den Rest des Tages im Bett liegen und mit Lilian schreiben.

Wir holten unsere Koffer aus dem Auto und während die anderen den Aufzug benutzten entschied ich mich für die Treppen, da meine Reisetasche nicht so schwer war und ich Benjamin nicht so nah sein wollte.

Als ich endlich oben ankam, es waren 4 Stockwerke, suchte ich die Zimmernummer, die ich auch promt fand und sperrte die massive Holztür auf.

Der Boden war aus grau-weißem Holz gefertigt, was in der Kombination zu dem rot bezogenen Doppelbett gar nicht schlecht aussah. Neben dem Fenster stand eine kleine Komode für die Klamotten.

Momentmal, mein Blick schweifte wieder zum Doppelbett. Ich dachte ich hätte ein Einzelzimmer. Als ich um die Ecke spähte, stieß ich einen Schrei aus.

 

Bens Sicht:

„Sophie?! Was machst du den hier?“ fragte ich sie verdutzt. Ich hatte mich gerade so schön in den Sessel neben der Steckdose gesetzt und schrieb Marco eine SMS. Geschockt sah sie mich an „Das gleiche könnte ich dich auch fragen.“ Sie hob ihren Schlüssel hoch mit der Nummer 317.

Da holte auch ich meinen hervor. Wir hatten tatsächlich die gleichen Zimmerschlüssel. „Und was sollen wir jetzt machen?“ presste ich hervor. Es war eingentlich gar nicht so schlecht, das wir zusammen im Zimmer waren, denn dann konnte ich endlich mal mit ihr reden. „Ich schlage vor, wir gehen zu unseren Eltern, vielleicht war das nur ein Versehen. Denn hier kann und will ich nicht bleiben.“

„Ach komm, ich beiß doch nicht.“ Neckte ich sie.

Sie gab nur einen bösen Blick von sich und machte auf dem Absatz kehrt.

Schulterzuckend folgte ich ihr. Man sind Frauen kompliziert.

 

Melanies Sicht:

Es klopfte an der Tür „Muuuuuuuuum?!, Daaaaad?! “Seufzend sah ich Jason an. Das konnte nur Sophie sein. Natürlich, wir haben ihr auch nicht gesagt, dass sie sich ein Zimmer mit Ben teilen muss.

Ich machte die Tür auf und sie stürmte hinein.

„Ich bin mit Benjamin in einem Zimmer. Das muss ein Fehler sein, können wir zur Rezeption gehen?“

„Äh, Schatz“ meinte Jason „Es waren nur noch drei Zimmer frei und da haben wir gedacht, das es euch gut tun würde ein bisschen Zeit miteinander zu verbringen. Ihr habt euch doch beide verändert und ich denke nicht das Ben immer noch so ist wie früher.“

Entsetzt sah sie ihn an. Da musste sie jetzt durch. Man kann nicht immer weglaufen.

Den Tränen nah lief sie aus dem Zimmer. Ich wollte ihr hinterher aber Jason hielt mich zurück. „Keine Sorge, die beruhigt sich schon wieder, “ meinte er.

 

Sophies Sicht:

Langsam lief ich zum Zimmer zurück. Ich musste meine Gedanken erst einmal sortieren. Benjamin war noch nicht zurückgekehrt also stellte ich mich unter die Dusche. Leise sang ich „When i was your Man“ von Bruno Mars vor mich hin. Der Song erinnerte mich an Sebastian und ich musste schlucken.

Same bed but it feels just a little bit bigger now
Our song on the radio but it don't sound the same
When our friend talk about you all that it does is just tear me down
'Cause my heart breaks a little when I hear your name
And all just sound like: oh, oh, oh, oh, oh
M... too young, too dumb to realize
That I should have bought you flowers
And held your hand
Should I gave you all my hours
When I had the change
Take you to every party cause all you wanted to do was dance
Now my baby is dancing, but she is dancing with another man....

Jemand klopfte an die Tür. Ich war gerade fertig geworden und hüllte mich schnell in eines der weißen Handtücher ein.

Ich machte in der Hoffnung es sein Mum oder Dad die Türe auf und schaute stattdessen in Benjamins Gesicht. „Nettes Lied“ grinste er.

Ich machte einen Schritt auf ihn zu und wollte ihn leicht schlagen, jedoch stolperte ich über den blöden Türstopper und fiel auf Benjamin, wobei ich ihn mit zu Boden riss.

Man war das peinlich. Nun lag ich auf ihm, mein Handtuch war aufgegangen und bis vor den Po runtergerutscht. Seine Hände lagen auf meinem Rücken.

So konnte ich nicht einfach aufstehen, wir sahen uns in die Augen, er hatte schöne blaue Augen. So nah war ich ihm noch nie. Ich spürte seine Muskeln durch sein dünnes T-Shirt und wie er mich ansah... Schnell schüttelte ich den Gedanken ab.

„When I was your man“ sang er mit seiner tiefen Stimme und grinste.

"Wow, ja du hast wirklich bezaubernde Augen. Ich war Silvester beim Skifahren in Österreich im Zillertal und die hatten da neben unserem Hotel Kühe im Stall. Die hatten auch so schöne lange Wimpern!" unterbrach er sich.

„Halt deine Klappe, sonst...“ giftete ich ihn an.

„Und was willst du machen?“ blöffte er und zeigte auf meine Nase „Popel?“

Wütend sah ich ihn an. „Wenn ich nicht nett wäre, könnte ich..“ doch ich unterbrach ihn „Du könntest auch einfach mal zur Abwechslung nett sein und das Handtuch hoch ziehen. „Hmm, könnte ich“ sagte er und strich mit beiden Händen meinen nackten Rücken hinunter zum Handtuchrand und versuchte es hoch zu ziehen. Dazu musste ich mein Becken ein wenig anheben. Er sah mir immer noch in die Augen und ich bekam rote Backen. Ich dachte mir nur „Boden tu dich auf“ So gut es ging versuchte ich die Peinlichkeit zu überspielen.

Jetzt hat er es zum endlich geschafft.

„Mach die Augen zu“ sagte ich harsch.

Er tat wie befohlen, aber ich hätte schwören können, dass er geblinzelt hat als ich mich aufrichtete und das Handtuch um meinen schlanken Körper schlang.

Mit hochrotem Kopf und erhobenen Hauptes ging ich zurück ins Badezimmer und schloss die Tür zu und sank zu Boden. „Sch****, das war soooo peinlich.“

 

Bens Sicht:

Oh mein Gott dachte ich nur als sie zurück ins Badezimmer gegangen war. Wie peinlich.

Was war das? Ihre Augen, sie ist eine richtig hübsche Frau geworden, wie ich gespürt habe. Ich musste grinsen. Einen kleinen Blick konnte ich erhaschen.

Als ich an mir herunter schaute, sah ich, das sie mich ganz nass gemacht hatte.

Gerade als ich mir mein T-Shirt auszog kam sie angezogen aus dem Badezimmer.

 

Sophies Sicht:

Hoffentlich erzählt er niemandem etwas davon.

Als ich mich angezogen hatte, ging ich wieder hinaus um meine Tasche auszupacken.

Benjamin zog in dem Moment gerade sein von mir nasses T-Shirt aus.

Man war der gut trainiert. Ich sah ihn an, er sah mich an.

„Nur das dass klar ist, wir vergessen das ganze und verlieren kein Wort darüber! Drohte ich ihm.

„Das sehen wir noch“ lachend schmiss er seinen rot-braunen Schopf in den Nacken. Das ihm das nicht peinlich ist.

Er hat sich wirklich nicht verändert. Kopfschüttelnd lief ich an ihm vorbei zu meinem Koffer.

Nachdem ich meine Sachen in den Schrank geräumt habe, ging ich wieder zu Ben, der immer noch mit nacktem Oberkörper im Sessel saß und Handy spielte.

„Wir können nicht im selben Bett schlafen“ meinte ich.

Verdutzt sah er mich an „Warum nicht?“

Mir fiel keine Antwort darauf ein darum entgegnete ich knapp, das er auf dem Boden schlafen solle, da es ja kein Sofa gibt.

„Das kannst du dir abschminken, wenn dann schlafe ich im Bett und du auf dem Boden“ antwortete er gereizt.

„Männer“ seufze ich „Na gut, dann schlafen wir eben beide im Bett aber wehe du überschreitest deine Hälfte oder rührst mich an.“ „Keine Sorge, lieber würde ich Sterben als dich anzufassen.“ Mir klappte die Kinnlade herunter, sooo hässlich war ich doch nun auch wieder nicht. Jetzt reicht es, als ich gerade Ausholen wollte klopfte es an der Tür und unsere Eltern holten uns zum Essen ab. „Scheiß Timing“ dachte ich. Herausfordernd schaute mich Benjamin an.

 

Bens Sicht:

Das Abendessen verlief problemlos. Sophie rutschte zwar immer unruhig auf ihrem Stuhl herum, sagte jedoch fast kein Wort.

Unsere Eltern redeten über dies und das und manchmal konnte ich ein wenig mitreden. Was aber den Langweiligkeitsfaktor nicht verminderte.

Mit Sophie konnte ich wenig anfangen, vorallem nach unserem „Streit“. Nachdem wir alle fertig waren, beschlossen unsere Eltern noch etwas Trinken zu gehen, da es erst 22 Uhr war. Sophie und ich hatten keine Lust mehr und darum gingen wir auf unser Zimmer. Sie setzte sich sofort aufs Bett und schien mit Musik auf den Ohren in ihr Handy vertieft.

Also ging ich duschen und wollte danach ins Bett.

Sophie muss wohl eingeschlafen sein, denn als ich aus dem Badezimmer herauskam saß sie mit dem Kopf zur Seite gelehnt da und hatte die Augen geschlossen, das Handy war ihr aus der Hand geflutscht und ein Stöpsel aus dem Ohr.

Mit einem lächeln auf den Lippen ging ich zu ihr, legte das Handy, den Ipod und die Kopfhörer auf den Nachttisch, zog ihr die Sandalen, Strickjacke und das erste von zwei Tops aus. An die Hose traute ich mich nicht ran.

Dann zog ich mir meine Schlafanzughose an und legte mich ins Bett und versuchte uns beide zuzudecken.

Im Schlaf sah sie so friedlich aus, ihre Gesichtszüge alle entspannt und sie hatte immer noch so glatte leichtgebräunte Haut wie früher. Die Nase war ideal. Ich sah sie noch eine halbe Ewigkeit an, als sie sich plötzlich unruhig hin und her bewegte. Es muss wohl ein Alptraum sein, weil sie immer „Nein, nein, Basti“ ängstlich flüsterte. Auf einmal drehte sie sich zu mir, schlang einen Arm um meine nackte linke Schulter und drückte mich an sich. Nun lag sie mit dem Kopf auf meiner Brust.

Ich musste schmunzeln. Wäre ich damals netter zu ihr gewesen, hätte ich sie schon früher haben können. Dann schlief auch ich ein.

 

Sophies Sicht:

Ich blinzelte, jetzt war ich doch tatsächlich gestern im Sitzen eingeschlafen.

Und dann habe ich auch noch von Sebastian geträumt.

Unter meinem Kopf bewegte sich was.

Jetzt schlug ich ganz die Augen auf und registrierte, das ich eng an Benjamin gekuschelt war. Schnell richtete ich mich auf und legte mich auf meine Bettseite. Dadurch war auch er aufgewacht.

Nun kam er näher zu mir heran um mir neckisch ins Ohr zu flüstern „Und wie war das mit auf deiner Seite bleiben?“ Das verursachte eine angenehme Gänsehaut in meinem Nacken, die ich schnell wieder abschüttelte. Mist, warum musste das immer mir passieren.

Ich stand auf und sah an mir herab. Ich hatte nur noch mein weißes fast durchsichtiges Top an, das andere blaue lag sorgfältig zusammengelegt auf dem Nachtkästchen mit meinem Handy, Ipod und Kopfhörer.

Das war genug. Ich krabbelte zu ihm aufs Bett, er setzte sich auf, nun war ich ganz dicht vor seinem Gesicht, ich nahm die Sommersprossen auf seiner blassen Haut wahr, mit herausforderdem Blick sah er mich an, ich musste schlucken, so hat Sebastian mich auch immer angesehen als wir frisch zusammen waren bis es passierte, „Wie war das mit dem nicht Anrühren?“ stieß ich giftig hervor. Wohl doch eine Spur zu giftig, denn er zuckte zurück.

Ich machte kehrt, holte frische Anziehsachen aus der Komode und huschte ins Bad zum duschen.

 

Bens Sicht:

Was war das den gerade? Verdutzt saß ich im Bett. Voll die Spannung eh.

Schnell kletterte ich aus dem Bett und zog mich an. Hoffentlich brauchte sie nicht so lange da drin. Ich muss nämlich mal.

10 Minuten später klopfte ich genervt an die Tür. „Sophie, bist du mal fertig?!“

„Ich brauch so lang wie ich brauch“ hörte ich sie gedämpft durch die Tür sagen.

Ganze 5 Minuten später klickte die Tür und eine frisch geduschte Sophie kam zum Vorschein. Ihr Haar hatte sie zu einem Dutt hochgesteckt aus dem sich vorn einpaar Haarstränen lösten. Sie trug eine beige kurze Hose und ein weißes blickdichtes Top. „Wow“ dachte ich.

Vorsichtig schob sie sich an mir vorbei Richtung Schlafzimmer.

„Um 9 Uhr ist Frühstück“ hörte ich sie noch murmeln.

Ich antwortete mit einem knappen „Ja, ich weiß“ und verschwand im Badezimmer. Jetzt lass ich mir auch Zeit dachte ich.

 

Sophies Sicht:

Jetzt war es schon 5 Minuten vor neun. Das der so lang braucht. Ich verdrehte die Augen. „Ich geh schon mal runter“ rief ich laut, dass Benjamin mich auch hören würde.

Unten im Speisesaal war ein herzhaftes Buffet aufgebaut. Auf der Linken Seite waren Wurst und Käse Spezialitäten aufgebaut, dann ging es weiter mit frischen Brötchen mit Marmelade und Butter. Es gab sogar 'Bacon Eggs',

die von einem Kellner frisch vor der eigenen Nase gebraten wurden.

Ganz hinten sah ich schon meine Eltern, Allison und Peter sitzen.

„Wo hast du denn Benjamin gelassen?“ fragte mich Mum.

„Der kommt gleich – braucht so lange im Bad“ grinste ich.

„Ich hoffe das liegt nicht an dir“ zwinkerte Dad.

Ich schenkte ihm ein schelmisches lächeln und setzte mich auf den Platz neben ihn.

Nach kurzer Zeit kam auch noch Benjamin eingetrödelt und wir gingen Richtung Buffet. Ich lud mir einen Kornspitz auf und lies mir 'Bacon Eggs' zubereiten. Da die Schlange dort lang war, kam ich als letztes an den Tisch zurück wo alle schon am essen waren. Papa schlug gerade vor, dass wir nach dem Frühstück gleich zum Strand fahren und die Segel aufbauen, denn am Nachmittag um halb eins komme der erste Wind.

Morgen fängt von Peter und ihm der erste Arbeitstag an.

 

3. Kapitel

Jetzt waren schon zwei Tage vergangen und es kam kein Wind.

Dad und Peter sind auf einer Teambesprechung und haben uns den Rat gegeben, nachdem sie den Wetterbericht gecheckt haben, dass wir unsere Surfsachen packen und mit den Müttern nach Malcesine fahren sollten.

Also befolgten wir deren Rat. Mum und Allison gingen in der Zeit shoppen und Kaffee trinken.

Zwischen Benjamin und mir ist in der Zwischenzeit nichts großartiges oder besser gesagt peinliches vorgefallen. Er lässt mich in Ruhe und ich ihn. Wir schlafen zwar immer noch im selben Zimmer aber gehen uns so gut wies geht aus dem Weg.

Wir luden unsere Sachen alle in den weißen VW Bus von den Segers und los gings. Ich musste mich zu Benjamin auf die Rückbank quetschen.

„Kannst du noch ein bisschen rutschen?“ fragte ich ihn nett. Denn die Surfbretter waren so blöd festgemacht, dass sie meinen Halben Sitz blokierten.

Er deutete nur auf die „Wand“ neben sich und schüttelte den Kopf.

„Vor zwei Tagen bist du doch auch so nah bei mir gewesen“ flüsterte er mir neckisch ins Ohr und legte spielend den Arm um mich um mich an sich zu ziehen. Jetzt hatte ich tatsächlich mehr Platz. Doch die Worte wollte ich nicht auf mir ruhen lassen, der Arm fühlte sich jedoch gut an. „Zwickmühle“ dachte ich und versuchte mich zu befreien. „Warum musst du immer so störrisch sein?“ fragte er mich. Unsere Mütter konnten uns nicht hören, da sie zu einem italienischen Lied im Radio laut und schräg mitsangen.

Ich hielt inne und sah ihn an „Ich bin nicht störrisch, dann lass halt deinen Arm da, ist mir doch egal aber ich bin nicht schuld wenn er einschläft.“

„Schau, das ist es, du verneinst alles was ich sage“ meinte er und zog mich noch näher, sodass sich nun auch unsere nackten Beine berührten, wobei ich vorher so gut wie möglich den 1 mm Abstand zuhalten versuchte.

Ein unheimliches Kribbeln durchfuhr meinen Körper. Was war nur los mit mir?

So gut es ging unterdrückte ich es indem ich aus dem Fenster schaute.

Die Straße führte an einem karg bewachsenen Berg vorbei und schlängelte sich am glänzenden See vorbei.

„Kannst du jetzt besser surfen?“ fragte mich Benjamin nach einer halben Stunde. „Na klar, früher war ich noch klein und schwach, aber jetzt nicht mehr“ entgegnete ich und hob spielend meinen Arm um ihm meine Muckis zu zeigen.

Lachend versuchte er nach meinem Oberarm zu greifen, doch ich tat ihn gleich wieder runter sodass er ein beleidigtes Gesicht zog.

„Du wirst schon sehn'“ versuchte ich ihn zu trösten.

 

Bens Sicht:

Sophie hat sich echt verändert in der Zeit – natürlich zum positiven.

Natürlich ärgere ich sie, aber nur zum Spaß

Ich sah sie von der Seite an. Sie merkte es und drehte den Kopf. „Was ist“ fragte sie mich. „Hmm, nichts. Ich denk nur nach“ entgegnete ich.

„Aha“ lachte sie.

Seitdem wir losgefahren sind hat sie sich nicht aus meiner Umarmung gelöst.

Ok, ich hab auch keinen blöden Spruch mehr gelassen.

Ich glaub ich ihr gefällt das auch. Da ist irgendwas zwischen uns. Ich muss es nur noch rausfinden. Und mit ihrem Ex muss ich sie mal noch fragen.

Ich wage wieder einen Blick zu ihr. Sie ist hübsch. Hmm. Ich schließe am besten die Augen und tu so als ob ich schlafe und lass meinen Kopf auf ihre Schulter. Mal schaun was sie macht. Ich grinse in mich hinein.

 

Sophies Sicht:

„Plopp“ Irgendwas rutscht auf meine Schulter. Ich versuche meinen Kopf zu drehen und sehe, das Benjamins Kopf auf meiner Schulter ruht. Die Augen geschlossen.

„Das der Depp so schnell einschläft“ dachte ich „Hmm, mir gings ja genauso. Irgendwie ist es ja auch süß“ Ich lehne nach einigem zögern meinen Kopf auf seinen und hoffe inständig das er keine Läuse hat.

Nach 5 Minuten wird mir die Nähe aber doch zu viel und ich richte mich wieder auf.

Nach weiteren 5 Minuten sagt Allison, dass wir da sind.

Ich schiebe seinen Kopf von meiner Schulter und rüttel an ihm.

Er schlägt die Augen auf „Was ist?“ „Wir sind da“ murmelte ich und löse mich aus seinem Arm um über ihn zu klettern und auszusteigen.

Sofort strömt warme Sommerluft ins Auto und mir wird heiß.

Nachdem wir endlich unser Surfzeug zum Strand transportiert und in der Sengenden Hitze aufgebaut haben, verabschieden sich Mum und Allison.

Wir würden uns wenn der Wind weg ist, wieder hier treffen.

Mit Neopren, Schwimmweste und Trapez geht’s ins Wasser.

Gleich lege ich einen Bühnenreifen Wasserstart hin.

„Wow, du hast ja echt richtig was dazu gelernt“ sagte Benjamin als er mich einholte. Anscheinend meinte er es ernst.

„Jop“ meinte ich und legte mich noch mehr ins Trapez rein und kam ins gleiten.

Man ist das cool.

Ich fühlte mich frei, als ob ich schweben würde. Die Zeit verging wie im Flug. Der Wind ließ langsam nach und ich fuhr wieder Richtung Strand zurück, wo Mum, Allison und Ben schon warteten.

„Na, Hats Spaß gemacht?“ fragte Mum.

„Und wie, hast du mich draußen gesehen? Können wir morgen wieder hier her?“ flehte ich. „Mal schaun was der Wetterbericht sagt“ lächelte Allison „Uns hat es hier auch sehr gefallen und wir finden sicher Beschäftigung. Wie hieß nochmal das Geschäft neben dem Blumenladen, Melanie?“

„Ach der Napster, da müssen wir unbedingt nocheinmal hinein. Die Zeit hat ja nicht gereicht.“ blühte Mum auf. „Stimmt du wolltest ja noch die eine Bluse anprobieren. Wir kommen auf jeden Fall nocheinmal hier her.“ meinte Bens Mum. Er und ich sahen uns an und mussten uns ein lachen verkneifen.

Um unsere Segel nicht wieder abbauen zu müssen fragten wir bei einem Strandcafe nach, ob wir sie hinterm Haus abstellen dürfen. Der Mann war nett und erlaubte es in schlechtem Englisch.

Also luden wir unsere Bretter wieder in den Bus und fuhren los.

Ich war so erledigt, der Wind war stark und hat trotz Trapez an meinen Muskeln gezehrt. Ich musste aufpassen, dass ich nicht so eng neben Benjamin einschlief.

Jedoch erschlafften meine Glieder trotzdem und ich fiel in einen unruhigen Schlaf. Schon wieder träumte ich von Sebastian. Er zerrte mich bei Jannah, eine meiner Klassenkameradinnen die eine Party feierte, hinters Haus...

„Was machen wir?“ fragte ich. Ich war leicht angetrunken und er stuz besoffen. Er fing an mich zu küssen. Ich ließ es zu, bis er...

„Sophie, Sophie“ vernahm ich eine sanfte Stimme an meinem Ohr. Ich schrie „Nein, lass mich Sebastian“ ich war wie in einem Traum gefangen, konnte zwischen Realität und Traumwelt nicht unterscheiden. Sebastian, er, seine Hand. „Nein, ich will nicht, lass mich los.“ Er fasste mich an der Schulter und schüttelte mich, ich drehte meinen Kopf zur Seite. „Wach auf, Sophie“ Moment, das war doch gar nicht Sebastians Stimme. Ich spürte Atem auf meiner Haut, die sich in ein prickeln verwandelte. Langsam öffnete ich meine Lider und sah ozeanblaue Augen vor mir. „Sophie, alles ok?“ erkundigte sich Ben.

Wie gelämt und mit verschreckten Augen drehte ich meinen Kopf nach vorn, unsere Mütter waren schon ausgestiegen und warscheinlich schon ins Hotel gegangen. „Jaja, hab nur schlecht geträumt“ entgegnete ich leise. „Wer ist Sebastian?“ fragte er nun.

Ich zuckte bei diesem Namen zusammen und stand wie von der Tarantel gestochen auf. Ich musste hier raus. Mir kam es so vor als ob es im Bus keine Luft mehr geben würde. Ich musste weg von Benjamins Nähe und weg vor seinen Fragen. Niemand wusste es, nicht einmal Lilian, obwohl ich ihr sonst alles erzählte. Sebastian hatte gesagt...

Ben hielt mich am Arm fest als ich mich an ihm vorbeidrängen wollte „Wer ist Sebastian?“ „Wie kommst du überhaupt auf den Namen, hab ich noch nie gehört“ log ich. Ich machte mit Schwung die Tür auf, rüttelte an meinem Arm bis er mich mit fragendem Blick losließ und stürmte über den Parkplatz ins Hotel. Als ich die Treppen hochlief strömten die Tränen nur so über mein Gesicht. Mir war egal wer mir begegnete, ich wollte in mein Zimmer.

Dort angelangt sperrte ich die Tür auf, warf den Schlüssel auf mein Nachtkästchen und ließ mich mit dem Bauch aufs Bett fallen.

 

Bens Sicht:

Ihr Kopf nickte nach vorn auf ihr Schlüsselbein. Am liebsten würde ich ihn auf meine Schulter legen. Traute mich aber nicht. Ab und zu schüttelte sie den Kopf. Nachdem Mum auf dem Hotelparkplatz geparkt hatte, sagte ich, sie sollen schon einmal vorgehen. Melanie fragte zwar ob sie nicht lieber Sophie wecken solle, dass ich mir keine Ohrfeige einfange aber ich verneinte.

„Sophie, Sophie“ flüsterte ich leise an ihr Ohr. „Nein lass mich Sebastian“ murmelte sie, sodass ich es geradeso verstand. Ich schüttelte sie an der Schulter, gleich nachdem sie „Nein, ich will nicht, lass mich los“ geschrien hatte. Warscheinlich hat sie einen Alptraum. Ich drehe ihren Kopf zu mir. „Wach auf, Sophie“ sagte ich jetzt energischer. Jetzt schlug sie die Augen auf und blickte mich verschreckt an. „Alles ok?“ fragte ich sie. Dann sah sie sich unsicher im Auto um. Sichtlich erleichtert das niemand sonst anwesend war antwortete sie, sie habe nur schlecht geträumt. Wer war Sebastian, den Namen hatte sie in der ersten Nacht auch schon erwähnt. Irgendetwas Stimmte da nicht. Also nahm ich meinen Mut zusammen und fragte sie.

Daraufhin zuckte sie nur zusammen, stand auf und wollte an mir vorbei zur Autotür. Ich hielt sie fest und fragte sie erneut.

„Wie kommst du überhaupt auf den Namen, hab ich noch nie gehört“ entgegnete sie patzig. Ich wusste das sie log. Irgendwie schaffte sie es die Tür aufzukriegen, wobei ich jede ihrer Bewegungen fixierte. Dabei vergaß ich, dass ich sie immer noch festhielt worauf sie mich nach einigem rütteln aufmerksam machte. Dann war sie weg und es lag nur noch ein Hauch von ihr in der Luft. Ich schloss das Auto mit dem Schlüssel ab, den Mum mir vorhin gegeben hat und bewegte mich schlendernd auf das Hotel zu, wobei ich überlegte, wie ich Sophie zum Reden bekomme.

 

Sophies Sicht:

Ich hörte erst auf zu weinen, als von außen ein Schlüssel ins Loch gesteckt wurde und die Tür klickte. Gerade noch konnte ich ein Kissen über meinen Kopf ziehen, als sich auch schon jemand meinem Bett näherte.

Mist, ich hatte in meiner Eile ganz vergessen, dass Ben ja auch in dem Zimmer wohnte. Noch vier Tage musste ich überstehen, dann konnten wir endlich in das Haus. „Sophie, alles ok?“ Fragte Ben vorsichtig und ließ sich neben mir nieder. „Würde ich sonst weinend im Bett liegen und mein Gesicht verstecken?“ brachte ich patzig hervor.

Er ging gar nicht darauf ein sondern sagte „In einer Stunde sollen wir hübsch hergerichtet im Forje stehen, Dad und Jason wollen ihren Job aus unergründlichem Grund feiern. Ich hab vorhin deine Mum getroffen.“

Daraufhin stand ich auf um ins Bad zu gehen, jedoch kam Benjamin mir zuvor und stellte sich vor mich zwischen Schrank und Wand.

„Was willst du?“ fragte ich ihn mit gesenktem Kopf und trat einen Schritt zurück, denn seine Nähe war mir unangenehm und angenehm zugleich.

Doch er holte den Abstand wieder ein und stand nun noch dichter vor mir.

„Sophie Neuhauser, wolltest du mir vorhin nicht noch etwas erzählen?“ mit diesen Worten hob er mein Kinn und sah mich wieder mit seinen diesmal herausfordernden ozeanblauen Augen an. Eine Sekunde lang versank ich in seinem Blick doch dann viel mir ein, dass ich ein ganz verweintes Gesicht haben musste. Daraufhin versuchte ich meinen Kopf wieder nach unten zu richten, doch das führte dazu, dass er ihn in beide Hände nahm und mich sanft mit seinem Körper an die Wand drückte. Er schaute mich immer noch an. Sein Blick war verdammt fesselnd und es entstand eine Spannung zwischen uns. Langsam beugte er sich hinunter, seine Hände wanderten von meinem Gesicht zu meinen Schultern. Jetzt war er ganz nah, wenn ich meinen Kopf fünf Millimeter nach vorn bewegen würde, würden unsere Lippen sich berühren. Gleich würde er mich küssen.

Doch dann sah ich Sebastians Gesicht plötzlich vor mir.

„Es ist nichts“ murmelte ich erschreckt von der Erinnerung, entwand mich irgendwie seinem Griff und eilte auf die Badezimmer Tür zu wobei ich einen verdutzten Ben stehen ließ.

Ohgott! Beinahe hätte er mich geküsst und ich hätte es zugelassen, aber was ist mit dem gemeinen Benjamin von früher? Mit schüttelndem Kopf lehnte ich mich gegen das Türinnere.

Dann zog ich meinen Rock und das Top aus und huschte unter die heiße Dusche. Was ich brauchte war ein klarer Kopf.

Danach föhnte ich meine Haare trocken und machte mir mit dem Lockenstab sanfte Locken hinein. Als ich fertig war wollte ich noch schnell in mein Kleid schlüpfen und drehte mich zum Kleiderstuhl um. Shit! Ich hab' mein Kleid im Schrank vergessen. Jetzt muss ich irgendwie hinauskommen ohne Ben zu begegnen.

Eilig schlang ich mir ein Handtuch um und sperrte langsam die Tür auf.

„Oh, schön das du fertig bist“ rief Benjamin und stürmte ins Badezimmer.

„Nein, du kannst da noch nicht rein“ entgegnete ich.

„Tja“ grinste er „weggegangen Platz gefangen. Und schau mal auf die Uhr“

Mit den Worten schloss er die Tür.

Vorher noch so nett und jetzt ein Arsch.

Seufzend schaute ich auf den Wecker und sah, dass wir in einer Viertelstunde schon fertig sein mussten.

Mist! Dachte ich und holte schnell mein hellblaues Kleid mit Spaghettiträgern hervor und schlüpfte hinein. Prüfend sah ich in den Spiegel. Das Sommerkleid war schmal geschnitten und betonte meine schlanke Figur. Ein paar Haarstränen fielen mir ins Gesicht und zwei glänzend blaue Augen sahen mich an. Jedoch ein bisschen traurig.

Kurz nachdem ich mich vom Spiegel abwandt hatte kam Ben aus dem Bad nur mit Boxershorts bekleidet. „Du bist ganz schön schnell“ bemerkte ich um ihn nicht so blöd anzustarren.

„Ich bin ja auch kein Mädchen“ grinste er. Dann verschwand es und er sagte mit ernster Mine „Hör zu, das was vorher...“ „da ist nichts passiert“ beendete ich harsch seinen Satz. „Und jetzt zieh dich an, wir müssen los“ fügte ich noch hinzu. „Du bist mir immer noch eine Antwort schuldig“ meinte er schelmisch als er sich ein schwarzes T- Shirt überstreifte, welches seine Muskeln betonte.

Nachdem er sich auch noch eine lange Hose angezogen hatte und ich mir eine Jacke umgehängt habe, verließen wir pünktlich zusammen das Zimmer.

 

Kapitel 4

Bens Sicht:

Im Vorje warteten schon unsere Eltern.

Sophie sah einfach atemberaubend aus.

Vorhin, hätte ich sie beinahe geküsst aber irgendetwas in ihrem Kopf hat Alarm gemeldet aber das werde ich schon noch rausbekommen. Manchmal ist Sophie so störrisch das ich sie nicht ausstehen kann aber manchmal auch das Gegenteil. Bin schon gespannt wie der Abend wird.

„So, wir gehen jetzt zur Bar alla Sega, Leute“ verkündete Melanie stolz. Sie hatte sich für den Abend auch extra schick gemacht hat mit ihrem roten kurzen Kleid und einer kleinen weißen Schleife im Haar.

Jason dagegen hatte sich für ein eng anliegendes dunkelblauesT-Shirt mit schwarzer langer Hose entschieden. Ebenso meine Eltern.

Rennt man in Torbole echt immer so elegant herum?

Mir solls recht sein.

Der Weg war gar nicht lange, ca. 3 Minuten zu Fuß. Melanie und Mum redeten und Jason und Dad. Anscheinend hatte Sophie keine Lust sich mit mir zu unterhalten da sie sich schnell zu ihrer Mum gesellte.

Die Bar lag gleich neben dem See, der in der Dämmerung schön glänzte.

Ein paar Bäume standen drumherum um neben den weißen Sonnenschirmen noch zusätzlich Schatten zu spenden.

Auf dem Platz neben der Bar war eine große Bühne aufgebaut auf der ein Mann mitte vierzig in Schottenrock und Dudelsack herumhüpfte. Einige Menschen tanzten dazu und ich musste gestehen das es gar nicht schlecht klang. Dad sagte feierlich „Da können wir später noch tanzen“ und stupste mich an. „Ha ha“ entgegnete ich nur. Das machte er nur, weil ich letztes Jahr einen Tanzkurs von der Schule belegt habe und keine gescheiten oder halbwegs hübsche Mädchen da waren zum tanzen sodass ich mit Katharina zum Abschlussball gehen musste. Die konnte nicht tanzen und ist mir andauernd auf den Fuß getreten und hat mich dann mit ihren schiefen Zähnen unschuldig angelächelt.

 

Sophies Sicht:

Nachdem wir endlich in der vollen Bar einen Platz ergattert hatten, was ich für ein Wunder hielt, bestellte ich mir für meinen Bärenhunger eine Portion Pommes und eine Apfelschorle.

„Aber Sophie, in einer Bar trinkt man doch keine alkoholfreien Getränke und schon gar nicht mit 16“ meinte Dad.

„Hmm Dad, dann nehm ich einen Malibu und ein Rotwein“ Die Bedienung blickte Dad fragend an und der nickte nach kurzem zögern. Mum stupste ihm warnend in die Seite aber er reagierte nicht darauf.

Nun war Benjamin dran und der bestellte das haargenau gleiche wie ich.

„Musst du mir immer alles nachmachen?“ fragte ich distanziert.

„Musst du immer an mir rummeckern?“ raunte er.

Nach dem dritten Gläschen Wein war die gute Stimmung bei den Eltern angebrochen. Ich hatte inzwischen auch meine Getränke leer und nach dem zweiten Glas Malibu und ein Glas Aperol war mir ein schwummrig zumute.

Perfekt um für einen Abend Sebastian zu vergessen.

Ben dagegen hatte sich etwas beherscht. Er hatte nach seinem zweiten Rotwein aufgehört mit dem Argument, er müsse ja auf uns aufpassen.

Allison und Peter war das nur recht, denn sie und meine Eltern waren schon ganz schön voll. Das kannte ich von ihnen gar nicht.

Oje jetzt vernahm ich, dass Dad die Bedienung mit einem 50 Euro Schein herbei „lockte“ und nachdem er bezahlt hatte Mum auf die Tanzfläche zu dem Dudelsackmann zitierte.

Allison und Peter meinten nur noch schnell dass wir uns später im Hotel treffen würden und wir machen könnten was wir wollen.

Dann ließen sie uns einfach am Tisch sitzen wo die Bedienung schon abdeckte. „Ich muss aufs Klo“ lachte ich Benjamin an und versuchte aufzustehen. „Na, hast n bisschen viel getrunken, Sophie?“ lachte er zuück.

„Kann sein“ brachte ich hervor. Manchmal steigerte ich mich immer ins 'besoffen sein' rein. Das macht mehr Spaß. So wie an meinem 16. Geburtstag. Wir haben Flaschendrehen mit Malibu gespielt und nach 3 Gläsern haben wir uns alle so reingesteigert, dass es einem so vorkam als ob man dicht ist. Das war wirklich lustig.

Ben war schon aufgestanden um mir zu helfen, ich hielt mich kurz an ihm fest um das Gleichgewicht zu finden und klopfte ihm dann auf die Schulter „Du bist aber schnell, Benjamin“. Dabei lallte ich ein bisschen und setzte mich dann mit erstaunlich festen Schritten Richtung Toilette.

Als ich aus der 'Damenabteilung' herauskam lehnte Benjamin lässig an der Wand gegenüber und musterte mich.

Vorhin im Spiegel waren meine Wangen gerötet und ich spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Warum hatten Mum und Dad nur erlaubt das ich soviel trinke? Damit werde ich sie noch konfrontieren.

Aber jetzt wird erst einmal getanzt. Ich hatte auf einmal richtig Lust auf Bewegung, lief an Benjamin vorbei und auf die Tanzfläche zu. Ich tanzte bis mir ganz heiß war. Manchmal konnte ich Mum und Dad sehen, die mir begeistert zuwinkten, doch Benjamin entdeckte ich nirgends. Der beobachtet mich sicher aus dem Hinterhalt. Dachte ich grinsend. Ich musste nur etwas dummes anstellen und er stünde zur Stelle.

Ich drehte mich einmal um die eigene Achse, doch bei einem knutschenden Pärchen hielt ich inne und erstarrte. Das war doch Benjamin!! Ich konnte es nicht fassen. Die laute Musik tat mir in den Ohren weh. Benjamin stand mit dem Rücken zu mir. Seine rot-braunen Haare glänzten im Scheinwerfer Licht und das Mädchen schmiss sich im förmlich entgegen.

Mein Magen verkrampfte sich. Benjamin ist mir doch egal.

Nun verkündete ein anderes Bandmitglied mit krächzender Stimme „Now we'll have a short break.“ Die Menge war ein wenig enttäuscht aber als sie eine andere Musik von einer CD laufen ließen tanzten alle vergnügt weiter.

Nun drehte ich meinen Kopf wieder zu der Stelle wo vorhin Benjamin und das blonde Mädchen gestanden hatten, doch die waren verschwunden.

Verzweifelt taumelte ich aus dem Getümmel. Zog meine Sandalen aus und

stiefelte Richtung See, der so verführerisch in der Nacht glänzte.

Ich schmiss meine Schuhe ins Kies und zog mein Kleid aus. Mir war egal das ich mit Unterwäsche in den See ging. Mich beobachtete sowieso keiner und ich hatte eine Abkühlung jetzt richtig nötig.

Gerade als ich mich in die kühlen Fluten stürzen wollte packte mich jemand am Arm.

Mit genervtem Gesichtsausdruck drehte ich mich um und sagte wütend „Darf man hier nicht mal mehr Schwimmen gehen?“

„Sophie, wenn du da jetzt rein gehst bist du morgen krank.“ ermahnte Benjamin mich.

„Was willst du denn hier? Geh doch zu deiner Blondine!“

 

Bens Sicht:

Ich beobachtete die ganze Zeit Sophie, wie sie sich fließend im Takt der Musik bewegte. Wie sie ihre Haare schüttelte und dann inmitten der Tanzfläche auf einmal wie resigniert stehen blieb und in eine Richtung starrte.

Was sie jetzt wohl hatte? Ich setzte mich ein wenig nach rechts auf der Steinmauer, sie hatte sich vorher als einen so schönen Aussichtsplatz angeboten, und erspähte jetzt einen Blick auf das was Sophie so aus der Fassung brachte: Ein knutschendes Pärchen! Ich musste lachen.

Der Junge sah ja von hinten genauso aus wie ich. Lustig! Ich dachte mir nichts weiter dabei und sah dann wie Sophie sich auf den Strand zubewegte und ihr Kleid auszog. Was? Sie zieht ihr Kleid aus? Schnell rappelte ich mich auf und rannte zu ihr. Gerade noch rechtzeitig erwischte ich sie am Arm und konnte sie zurückhalten.

 

Sophies Sicht:

„Welche Blondine?“ stammelte er. „Na mit der wo du gerade eben rumgeknutscht hast?!“ erwiderte ich entrüstet. „Halt mal, du denkst echt, das ich mit irgendeinem Mädchen was anfange, wo ich überhaupt nicht kenne?“

„Ja, schau mal an dir runter, denkst du nicht auch das bei deinem sexy Körper jedes Mädchen nur schreiend angelaufen kommt und sich dir an den Hals wirft?“ fragte ich schwankend. Nun entspannte sich seine Mine wieder „Machst du mich gerade an?“ „Wieso sollte ich?“ stammelte ich einwenig verlegen. „Du findest mich sexy und bist auf meine weiblichen Verehrerinnen eifersüchtig“ Mit diesen Worten ließ er meinen Oberarm los, auf dem von seinem festen Griff rötliche Spuren zu sehen waren, legte beide Hände um meine Taille und zog mich zu sich ran. Ich konnte ihm irgendwie nicht widersprechen, denn mein inzwischen eiskalter Körper schmiegte sich an seinen warmen und begann mich innerlich aufzuwärmen. Anfangs wehrte ich mich aber dann siegte seine Wärme, schließlich stand ich nur in Unterwäsche da, aber der Alkohol ließ mich das vergessen.

„Nur weil mir kalt ist“ murmelte ich und ließ meinen Kopf auf seine Brust fallen.

 

Bens Sicht:

Jetzt standen wir eng umschlungen da, von ihr ging kein Widerstand aus aber ich war mir sicher das der Alkohol dafür verantwortlich war.

Also nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und sagte mit ruhiger Stimme „Du musst wissen, das du das einzige Mädchen wärst, das sich mir an den Hals werfen dürfte.“ Ich atmete tief durch. So, jetzt war es raus. Wie wird ihre Reaktion wohl sein? Langsam hebte sie ihren Kopf und blickte zu mir hinauf. „Wirklich?“ fragte sie. Ich war mir nicht sicher ob sie verstanden hatte was ich eben gesagt hatte. „Wirklich“ antwortete ich ihr sanft und zog sie noch ein Stückchen näher. Ich blickte immer noch in ihre wunderschönen Augen und...küsste sie. Zuerst war sie etwas überrumpelt doch dann erwiderte sie ihn. Ich hätte nie gedacht das sie so gut küssen kann und das auch noch besoffen. Es war wie ein zarter Hauch über die Lippen und doch fordernd mit Alkohol Geschmack. Da aber auch ich etwas angetrunken war machte es mir nichts aus.

 

 Sophies Sicht:

Zuerst wurde mir ganz kalt und dann ganz heiß als er seine Lippen auf meine legte. Benjamin küsste mich doch tatsächlich. Das kann nur ein Traum sein. Ich würde ihn doch niemals küssen! Doch der Traum kam mir richtig real vor. Das muss ich morgen gleich Benjamin erzählen, der würde mir doch niemals sagen das er in mich verliebt ist. Wir sind doch nur alte Bekannte mit schlechten Erinnerungen – zumindest hab ich die. Aber es fühlte sich unbeschreiblich gut an.

Als er sich wieder von mir löste grinste ich ihn an „Wusstest du, dass Fische an Sonnenbrand sterben können?“ kichernd stürzte ich ins Wasser und tauchte einmal unter.

Der See war richtig kalt. Hoffentlich wache ich jetzt endlich auf, sonst wird das ja noch zum Alptraum. Mit verwirrtem Gesichtsausdruck sah er mich an.

Wenn das kein Traum ist! Wenn er sich jetzt gleich in einen Drachen verwandelt. Bei der Vorstellung musste ich grinsen.

Verschwommen nahm ich wahr das er mich aus dem Wasser zog und dabei irgendwas von zu viel Alkohol redete.

„Komm, zieh dein Kleid an und wir gehen zum Hotel, denn so kannst du nicht unter die Menge“

„Ich zieh doch jetzt nicht so nass mein schönes Kleid an, spinnnnnnst duuu?“ fragte ich ihn zitternd. Seufzend zog er sein T-Shirt aus und stülpte es mir über. Sofort umkam mich wieder Wärme. Dann nahm er mein Kleid in die eine Hand und einen Arm legte er um mich. Schnell zog ich meine Schuhe an und wir gingen Richtung Hotel.

Dort angekommen stellte ich mich brav in den Aufzug und drückte. Benjamin stellte sich neben mich und sah mich an.

„Was ist?“ fragte ich. „Ich weiß, ich sehe scheiße aus, das musst du mir nicht exxxtrra saaaggeeennn“ zitterte ich schon wieder und ließ mich mit umschlungenen Armen auf dem Aufzugboden nieder.

„Nicht hinsetzen, der Boden ist doch ganz dreckig“ meinte Benjamin.

„Ist mir egggall, ich seeehe sowwieso schhon schschscheiße aus.“

„Nein, ist nicht egal, dir ist kalt und du wirst krank“ sagte Ben jetzt schon aggressiver und zog mich hoch.

„Ach Benjamin, du hast ja Recht, ich mag dich wirklich, du, du bist so nett geworden, eigentlich gar nicht mehr scheiße.“ lallte ich während er mich zu unserem Zimmer schleifte. Dort lehnte ich mich, als er die Tür aufschloss gegen die Wand und sah ihm zu.

Dann nahm er meine Hand und führte mich ins Zimmer.

„Ich mag dich wirklich“ wiederholte ich und ließ mich auf das Bett plumpsen.

 

Bens Sicht:

Was war denn nur mit ihr los? Stellt der Alkohol sie wirklich so auf den Kopf?

Zuerst küssen wir uns und dann macht sie so einen Scherz.

Das nutze ich doch jetzt nicht einfach so aus. Ich könnte alles mit ihr machen.

Ich war ein wenig sauer das sie sich so etwas leistete.

Argwöhnisch begutachtete ich die nun schlafende Sophie. Ihre Züge waren entspannt und das MakeUp leicht verschmiert. Unterhalb ihres Ohres war eine rote Narbe zu sehen, die war mir ja noch gar nie aufgefallen.

Nun zog ich ihr mein T-Shirt aus und schmiss es auf den Stuhl.

Ich sah auf die Uhr, es war 3 Uhr Nachts. Also holte ich ihren Schlafanzug aus dem Schrank und zog ihn ihr an.

Ich war auch ein bisschen angetrunken und deshalb war ich gerade froh das ich jetzt auch schlafen konnte.

 

Kapitel 5

Sophies Sicht:

Ich kuschelte mich noch einmal in meine Bettdecke hinein bevor ich die Augen öffnete.

Helles Sonnenlicht knallte durch die halbgeschlossenen Jalousien und mein Kopf machte sich bemerkbar. Oh, oder warte, das war Einbildung. Es war stockdunkel und knipse die Lampe an.

Kann sein das ich noch ein bisschen verwirrt bin.

Das war ein langer Abend gestern. Ich kann mich nur noch dran erinnern, das ich auf der Tanzfläche abgerockt habe und dann erschöpft im Hotel ins Bett gefallen bin.

Aber ich hatte voll den lustigen Traum. Das muss ich gleich Benjamin erzählen.

Ich stand auf und hüpfte unter die Dusche, denn aus unergründlichem Grund waren meine Haare feucht. Warscheinlich hatte ich so geschwitzt.

Im Traum bin ich ja auch ins Wasser gegangen.

Die Dusche spülte noch den restlichen Alkohol von gestern ab aber die Kopfschmerzen blieben.

Ich zog mich an und kämmte meine Haare. Mein Gesicht war ein wenig verquollen und auf einmal fühlte ich mich schrecklich müde.

Ich verließ das Badezimmer wieder und machte die Balkontür auf. Sofort drang noch kühle Sommerluft in das Zimmer und die alte Luft schwand.

„Benjamin, aufstehen“ rüttelte ich an ihm. Ich hatte heute richtig gute Laune und die würde er mir nicht so schnell vermiesen.

„Benjamin, ich muss dir was erzählen, ich hatte voll den verrückten Traum“ rüttelte ich erneut an ihm und er drehte sich und setzte sich schließlich mit nacktem Oberkörper auf. „Hmmm? Was ist denn so wichtig? Musst du mich deswegen extra so früh wecken?“

„Jap, das was ich geträumt hab wirst du mir niemals glauben, wobei wir beide uns doch gar nicht mögen“ entgegnete ich nett. Er legte sich wieder hin.

„Schieß los.“ gähnte er und war schon wieder am einschlafen.

„Och Benjamin, nicht wieder einschlafen!“ Ich kam mir schon so vor wie ein kleines Kind, aber das MUSSTE ich ihm echt erzählen. Vielleicht war ja noch ein bisschen Restalkohol in meinem Blut. Also setzte ich mich auf seinen Sixpack und sagte „Ich hab geträumt, das du mir sagst das du in mich verknallt bist und mich küsst. Dann bin ich aufgewacht. Ich ging wieder von ihm runter. Kannst du das glauben? Ich war richtig aufgedreht. Keine Ahnung was mit mir los war.

Also ich meine, wir würden doch nie...Wir hassen uns doch“

 

Bens Sicht:

Jetzt war ich hellwach. Sophie hatte doch nicht wirklich gedacht das sei ein Traum. Wie soll ich ihr das jetzt beibringen? Shit. Ersteinmal sag ich gar nichts und wenn sich ein Zeitpunkt ergibt dann wird’s ernst.

Also ließ ich mir nichts anmerken und sagte „Ach Sophie, was ist den mit dir los. Bist du noch auf Alk? Wir hassen uns doch nicht.Wir haben doch gestern beschlossen das wir Freunde sind.“ „Wirklich“ fragte sie erstaunt. „Das sagst du doch jetzt nur so, ich könnte mich nämlich daran erinnern.“

„Wie spät ist es?“ fragte ich. „4 Uhr“ sagte sie.

„Was?! Du bist noch besoffen. Du bist um 3 Uhr ins Bett gegangen also schlaf jetzt nochmal wieso bist du überhaupt schon aufgewacht, das kann doch nicht sein.“

„Ok“ prustete sie und ließ sich neben mich ins Bett fallen.

Schnell schlief sie wieder ein. Und wenn sie aufwacht, tu ich so als ob nie was passiert wäre – ist fürs erste besser so.

„Sophie, aufstehen“ hörte ich eine leise Stimme an meinem Ohr.

Man hatte ich Kopfschmerzen. „Ich will weiter schlafen.“ murmelte ich.

„Nix da, in ner viertelstunde gibt’s Frühstück.“ antwortete die andere Stimme, die ich nur Benjamin zuordnen konnte. „Was?! Schon? Och menno“

„Kann es sein das ich heute schon mal auf war? Meine Haare sind nämlich feucht und ich hab normale Klamotten an“ „Jap, du warst duschen und hast mich wie ein kleines Kind aufgeweckt und irgendwas von einem Traum erzählt und letzte Nacht hast du dich auch nicht anders benommen.“

„Oje, tut mir leid, wie peinlich.“ murmelte ich beschämt.

„Du warst betrunken – schon gut.“

„Aber einen Traum hatte ich. Ich hab geträumt, dass du und ich, das wir...“

Es kopfte an der Tür. Zum Glück, weil ich hätte es nicht aussprechen können.

Meine Mum war es, die verschlafen vor der Tür stand. Ihre Haare standen zu berge und sie murmelte „Sophie, Schatz. Wir gehen heute gleich mittagessen und lassen das frühstücken aus. Wir treffen uns in drei Stunden. Wir wollen alle noch schlafen.“

„Na toll, Mum. Hättest des nicht schon sagen können als wir noch geschlafen haben.“ Ok, mein Satz machte keinen Sinn.

Schulterzuckend ging sie wieder in den Aufzug und fuhr nach Oben zu ihrem Zimmer.

„In drei Stunden is Frühstück“ sagte ich zu Benjamin, der sich gerade anzog.

„Weck mich in zwei Stunden wieder.“ Mit diesen Worten ließ ich mich wieder ins Bett fallen und schlief ein.

Ich träumte schon wieder von Sebastian. Nein, ich will aufwachen. Jetzt konnte ich ihn doch für einen Abend vergessen.

„Neiiiiiiiiiiiiin“ schrie ich bei der Stelle wo ER mich... und schreckte hoch.

Ich war in unserem Zimmer. Benjamin saß neben mir und sah mich fragend an. „Äähm, kann ich irgendwie helfen?“ fragte er. „Nein, du hast mir schon genug geholfen indem du mich aufgeweckt hast“ sagte ich zitternd.

Eine Gänsehaut bildete sich auf meinem Körper, sein Blick schweifte über ihn und blieb unterhalb meines Ohres hängen. Nein, jetzt hat er die Stelle entdeckt. Schützend legte ich meine Hand und Haare darüber wie ich es sonst immer machte und betete inständig das er nicht darauf einging. Doch falsch gedacht. „Was hast du da gemacht?“ fragte er und versuchte meine Hand wegzuziehen. „Nichts, da ist nichts“ „Sophie, ich habs genau gesehen“. „Ach da, hinterm Ohr, da bin ich als kleines Kind mal hingefallen“ log ich.

„Hmm, dann lass mal sehen.“ forderte er. „Nein, ist echt nicht schlimm, da gibt’s nichts zu sehen.“ sagte ich jetzt schon ein wenig schärfer.

Auf einmal zog er meine Hand weg und hielt sie fest. „Nein!“ sagte ich.

Wieso willst du das ich das nicht ansehe? Die Narbe sieht ziemlich frisch für eine Kindheitsverletzung aus.“ „Mist, wieso hab ich nur das Makeup vergessen“ sagte ich ausversehen leise vor mich hin und bereute es sofort.

„Was hast du gesagt?“ fragte er. „Ähm, nichts, nichts“ Ich muss nur schnell ins Bad.“ sagte ich und stand auf doch er stellte sich mir in den Weg und drückte mich so gegen das Bett sodass ich gezwungen war mich hinzulegen.

Promt setzte er sich auf mein Becken und hielt meine Hände fest, ich zappelte mit den Beinen und verkrampfte meine Arme aber er war natürlich stärker. Dann beugte er sich herunter, löste seinen Griff und nahm meinen Kopf in beide Hände und drehte ihn.

„Ou, das sieht doch übel aus. Tut das denn nicht weh?“ fragte er als er über die Narbe strich und ich leise aufquiekte. Natürlich nicht ungemerkt.

„Sag mir, was du da gemacht hast, oder wer das gemacht hat“ forderte er.

„Geh runter von mir“ presste ich hervor und

„Erst wenn du mir sagst was da passiert ist“

 

Bens Sicht:

Es fiel mir schwer sie nicht zu küssen. Doch ich beschränkte mich ja schon auf den Körperkontakt. „Ähm, das kann ich dir nicht sagen“ antwortete sie unter Druck. „Komm schon“ sagte ich nun sanft.

„Ich darf nicht, sonst... ich hab ja jetzt schon zu viel gesagt“ Eine kleine Träne kullerte ihr an der Seite herunter.

„Nein, sag“ forderte ich.

„Es war kurz vor unserer Trennung auf Jannahs Geburtstag“ flüsterte sie und dann brach sie in Tränen aus.

Ich wusste nicht was ich machen sollte also nahm ich sie einfach in den Arm und fragte „Spielt dieser mysteriöse Sebastian eine Rolle, wo du mir nicht erzählen wolltest?“ Ich sah ihr in die Augen, die wunderschönen blauen Augen, die diesmal nicht funkelten sondern völlig leer und voller Tränen waren.

„Alles in Ordnung, Sophie?“ fragte ich erneut. „Sag doch was.“

„Ich darf das niemandem erzählen, sonst...“ brach sie erneut ab und wandte ihr Gesicht weg von mir und wollte aufstehen, doch ich schob sie zurück „Wenn du reden willst, ich bin da.“

„Ich rede mit niemandem, das das klar ist, das ist eine Sache zwischen mir und Sebastian und niemand soll sich da einmischen.“ rief sie energisch und rannte ins Bad. Auf dieses Thema werde ich noch zurück kommen, schwor ich mir und wenn ich dazu ihre Eltern aufmerksam machen musste.

Da schon drei Stunden vorüber waren, beschloss ich einfach nach unten zu gehen. Sophie würde schon nachkommen.

 

 Sophies Sicht:

„Was gehen den meine Exfreunde an?“ fragte ich mich als ich gerade im Bad war, meine Haare kämmte und die getrockneten Tränen abwusch.

Ok, es war nicht gerade eine glückliche Beziehung aber Sebastians konnte nichts dafür, es war ja meine Schuld weil ich nicht wollte. Nee, eigentlich war es überhaupt nicht meine Schuld aber erzählen würde ich Benjamin diese Geschichte nie im Leben. Reicht ja schon das ich ihn überhaupt sehe.

„Oh, schon kurz vor Zwölf“ murmelte ich leise als ich auf meine Uhr blickte.

Schnell machte ich mir einen seitlichen Zopf der die Narbe wie immer verdeckte und verließ eilig das Zimmer.

„Da bist du ja endlich“ meinte Mum, die schon mit allen anderen im Vorje stand. „Wir können los“ sagte ich mit einem leichten lächeln auf den Lippen, jedoch ohne Benjamin eines Blickes zu würdigen.

„Na, wie hat dir der Abend gestern gefallen?“ fragte Dad, als er auf meine Seite wechselte. „Ganz gut, aber ich frag mich immernoch warum ihr mich soviel trinken lassen habt.“ „Ach das du mal siehst wie das ist.“ „Okay“ dachte ich mir nur.

„Müsst ihr heute nicht arbeiten?“ fragte nun Benjamin seinen Dad.

„Nein, wie du siehst ist mal wieder volle Flaute und die Kurse fallen aus.“

antwortete dieser. „Wir können ja nach dem Essen wieder nach Malcesine zum Surfen fahren“ schlug Mum vor und zwinkerte Allison zu.

„Aber das Zeug von vier Leuten passt doch gar nicht alles in unseren Bus“ sorgte sich Peter. „Na dann bleiben wir doch hier und legen uns an den Strand oder bringen die Surfschule auf Vordermann. Ich bin sowieso noch total kaputt von gestern Abend“ grinste Papa.

„Na ihr seid ja total surfbegeistert.“ lachte Benjamin „wir würden schon alles rein bekommen aber lasst euch von euren Plänen nicht abbringen.“

Endlich kamen wir an einem kleinen Restaurant in einer Seitennische Torboles an. „Villa Emma“ so hieß das Restaurant, war ein mittelgroßes orangefarbenes Haus mit glaßumschlossener Terasse. Natürlich passierte mir wieder das peinlichste: Ich wusste nicht, das auf der linken Seite die Glastür geschlossen war, denn ich ging davon aus, dass diese ebenso offen ist, wie die rechte wo die anderen alle durchgingen. Benjamin war schon drinnen und als er sah wie ich gegen das Glas krachte brach er in schallendes Gelächter aus.

Wütend rieb ich mir die Nase und trat einen Schritt zurück um dann erhobenen Hauptes an den grinsenden Gesichtern vorbeizumarschieren.

Ganz dabei bedacht Benjamin anzurempeln.

 

Kapitel 6

„Na Kinder, wir wollen los!“ trällerte Mum durch unsere Zimmertür.

„Jaja, wir kommen schon.“ antwortete ich.

Schnell zog ich mir Shorts und ein Top über meinen Bikini, Benjamin tat es mir gleich. Natürlich nicht ohne mich anzüglich grinsend zu mustern.

„Was ist?“ schnauzte ich ihn an.

„Nix, eingentlich solltest du gute Laune haben da wir ja jetzt surfen gehen' oder hast du deine Tage?“ fragte er. „Halt die Klappe“ fauchte ich, nahm meine Surftasche und ging aus dem Zimmer. Hoffentlich nimmt er seinen Zimmerschlüssel mit. Ich hab meinen nämlich nicht dabei.

Am Auto angekommen schob ich meine Tasche in den Kofferraum und setzte mich auf meinen „Stammplatz“. Sogleich kam Benjamin und setzte sich neben mich. „Oh, ihr seid ja schon da“ lachte Allison, worauf ich nur nickte.

Dann fuhren wir los, nicht ohne das Mum und Allison wieder schief sangen .

Benjamin sagte zu mir „Wird das jetzt zur Gewohnheit?“ Ich lachte „Hoffentlich nicht.“ Dann war es auch schon wieder vorbei mit meiner Nettigkeitsphase und ich holte meinen Ipod hervor zum Musik hören, denn auf Smalltalk mit Benjamin hatte ich echt keine Lust.

Die Zeit verging schnell und endlich kamen wir am Strand an und holten bei dem Strandcafe unsere Segel ab.

Es war Drei Uhr und richtig heiß. Ich wollte nur noch ins Wasser.

Nachdem auch der Beachstart geglückt war, gleitete ich in hohem Tempo übers Wasser. Meine gute Laune stieg wieder und ich genoss das berauschende Gefühl.

Ich wich den ganzen Kitern aus doch dann sah ich das Segelboot zu spät. Es schnitt mich gnadenlos.

„Mist“ fluchte ich und stürzte ins Wasser.

Dabei flog das Segel unglücklicherweise auf mich drauf und der Gabelbaum erwischte mich am Kopf.

Vom Schlag benommen schluckte ich Wasser und versuchte aus dem Trapez herauszukommen das noch immer in den Tampen eingehängt war. Panik stieg in mir hoch. Ich erinnerte mich an die Worte meines Vaters und versuchte ruhig zu bleiben, doch das Segel drückte mich immer noch nach unten. Mit letzter Kraft schaffte ich es endlich mich auszuhaken aber dann wurde alles schwarz.

 

Bens Sicht:

„Oh yeah“ Ich jumpte über eine Wellle und gleitete schnell auf dem Wasser.

Nach einer Halse hielt ich Ausschau nach Sophie und sah gerade in dem Moment wie ein Segelboot sie schnitt und sie rückwärts ins Wasser stürzte.

„Oje“ dachte ich und fuhr zu ihr um zu schauen ob alles ok war.

Als ich ankam schwamm immer noch die Ausrüstung im Wasser.

„Da stimmt doch was nicht“ überlegte ich laut und sprang ins Wasser.

Sie lag unter dem Segel,die Schwimmweste hielt sie zwar oben, jedoch wurde sie durch das Segel runter gedrückt.

Schnell packte ich sie am Arm und zog sie darunter hervor. Die Augen hatte sie geschlossen. Ich hiefte sie aufs Surfbrett, sie regte sich immer noch nicht.

Panik überkam mich. „Ganz ruhig bleiben Benjamin.“

Ich drehte mich um die eigene Achse, und sah eine kleine menschenleere Insel, ca. 20 Meter weitweg, auf die ich jetzt Kurs nahm.

Ich schlug Sophie ein paar mal auf die Brust, sodass sie hustete und Wasser raus kam. Endlich kam ich am Strand an und legte sie auf den Sand.

„Sophie?!“ ich drückte wieder auf sie, so wie ich es letztes Jahr im Erste Hilfe Kurs gelernt hatte.

Wieder kam Wasser. „Scheiße. Ist hier irgendjemand?“ rief ich laut. Jedoch antwortete niemand.

Jetzt kam kein Wasser mehr aber ich entdeckte eine Platzwunde auf ihrer seitlichen Stirnhälfte

Das Segel muss sie ganz schön erwischt haben.

Ich beugte mich hinunter und fühlte ihren Puls. Er war schwach aber sie atmete einfach nicht.

Verzweifelt halte ich ihr die Nase zu und drücke meinen Mund auf ihren.

Nach ca. 5 Zügen fängt sie an zu husten und versucht sich zitternd aufzurichten wobei noch mehr Wasser rauskam. Erleichtert half ich ihr.

„Sophie, geht’s dir gut?“

Sie starrte mich nur an. Dann brach sie in Tränen aus.

Ich nahm sie in meine Arme und ließ sie schluchzen.

„Alles Gut, Sophie, alles wird gut.“ brachte ich nur hervor. „Du bist in Sicherheit“

 

Sophies Sicht:

Ich dachte ich wäre tot. Man sagt ja, in der letzten Sekunde vor dem Tod zieht das ganze Leben noch einmal an einem vorbei. Ich hab nur schwarz gesehen und dann Benjamin über mir.

Geschockt lag ich nun in seinen Armen und schluchze. Er hat mir das Leben gerettet. Er hat mich aus dem Wasser gezogen und mich beatmet. Mein Kopf dröhnte höllisch und ich hatte Kopfschmerzen.

„Ahh, mein Kopf“ presste ich mit schmerzverzerrtem Gesicht hervor..

Er drückte mich ein wenig von sich meine Schläfe genauer anzusehen.

„Oh, das sieht gar nicht gut aus.“ sagte er und Stand auf um sich sein Trapez, Schwimmweste und Neoprenoberzeil auszuziehen.

Mit letzterem ging er zum Wasser um es auszuspülen.

Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass Benjamin zum surfen Badehose bis zu den Knien und anstatt einen Neopren nur eine Weste davon trägt, weil das so viel cooler ist, wie mir seine Mutter erklärt hatte.

Erschöpft legte ich mich wieder hin und schloss die Augen, weil alles so verschwommen war.

„Komm“ hörte ich ihn wieder.

Er packte mich unter den Armen und setzte mich wieder hin. Dann kniete er sich vor mich und tupfte mir vorsichtig das frische Blut von der Schläfe.

„Wir müssen das irgendwie verkleben.“ meinte er danach.

„Ich hab ein Klammerpflaster“ sagte ich schwach.

„Wie geht das denn?“ fragte er ungläubig. „Seitdem mein Papa sich mal auf dem Wasser verletzt hat, besteht meine Mum darauf, dass wir beide in unseren Anzügen zwei Klammerpflaster in Plastik gehüllt haben.“ antwortete ich mit einem Hauch von Stolz.

Mir wurde schon wieder schwindlig. „Am linken Neoprenfuß“ brachte ich noch hervor bevor ich mich hinlegte und mir mit beiden Händen das Gesicht zuhielt. Mir war kalt. Alles was ich anhatte war nass, kalt und klamm.

Ich vernahm noch ein zupfen an meinem Bein und dann wurde schon wieder alles schwarz. „Verdammt“ das war mein letzter Gedanke.

 

 Bens Sicht:

Endlich hatte ich das eingenähte Säckchen gefunden. Es war ja ein Wunder das das noch trocken war. Es war mehrfach verpackt und in den äußernen Hüllen war schon ein wenig Wasser drin aber die Klammerpflaster an sich waren trocken.

Erst jetzt bemerkte ich das Sophie schon wieder lag. Die Hände lagen neben dem Gesicht und sie atmete kaum merklich. „Sophie?“ fragte ich vorsichtig.

Shit, sie war schon wieder ohnmächtig. Das Blut rann ihr von der Platzwunde in ihr schönes Haar und verklebte es.

Eilig tupfte ich es weg und machte ein Klammerpflaster darauf. Es reichte geradeso um die Blutung zu stoppen. Das andere würden wir vielleicht moch brauchen.

Jetzt rüttelte ich an ihr und sagte erneut ihren Namen. Dann bewegte sie ihre Hand.

 

Sophies Sicht:

Verschwommen sah ich Bens besorgtes Gesicht über mir. Ich bewegte meine Hand um ihm zu zeigen das ich noch lebte. Ich lag noch immer mit voller Montur da. Und das wurde mit der Zeit unbequem. Das pochen in der Schläfe ließ langsam nach und ich setzte mich auf und versuchte mit geschwächten Händen den Klett vom Trapez aufzubekommen. „Warte ich helf' dir“ kam es von Benjamin. Er nahm sanft meine Hände herunter und machte den Bogen und den starken Klettverschluss auf. „Schwimmweste auch?“ fragte er. Ich nickte nur. Er legte die Sachen zu seinen auf den Baum zum trocknen. Endlich waren die blokierenden Gegenstände weg und ich zog meine Beine an um den Kopf auf die Knie zu legen.

„Geht noch Wind?“ fragte ich. „So kannst du nicht zurück surfen, Sophie“ meinte Ben nur. „Ich mein ja auch nicht mich sondern dich.“ „Der Wind ist schon seit einer halben Stunde weg und es kommt ein Gewitter.“ Genau in diesem Moment donnerte es und ich zuckte zusammen.

Sofort kroch wieder Kälte in mir hoch. „Das bedeutet, das niemand mehr auf den See kann, oder?“ fragte ich traurig. „Surfer sollten auf jeden Fall nicht.“

„A a aber die werden uns doch suchen“ zitterte ich. Die Sonne ging langsam unter und der Schatten der Bäume kam. Benjamin bemerkte das ich Angst hatte und rückte noch näher zu mir. Ich sah seine Gänsehaut.

„Zieh den nassen Neopren aus“ flüsterte er und machte sogleich den Reißverschluss auf und streifte den Nassen Anzug ab. Dabei war er mir schon wieder so nahe und jedesmal wenn er meine Haut berührte wurde es an der Stelle verdächtig heiß.

Man was dachte ich mir da? Hallo?! Das war Benjamin, mein Kindheitsfeind. Ok, jetzt bin ich 16 aber trotzdem.

 

Bens Sicht:

„Kannst du aufstehen?“ fragte ich sie. „Ja“ meinte Sophie nur.

„So überzeugend klang das aber nicht“ ich streckte ihr eine Hand entgegen die sie auch ergriff.

Also zog ich sie hoch und legte meine Hände in ihre Taille, da ich spürte, dass sie wackelig steht. Nun zog sie selber den Rest des Neoprens aus und ließ ihn am Boden liegen.

„Mir ist schwindlig“ meinte sie lächelnd. Was ihr aber nicht gelang.

„Schon gut, ich halte dich“

„Du hast dich echt verändert, wäre das vor 8 Jahren passiert, wäre es dir egal gewesen, ob ich...“ sie schluckte. „Danke“ sagte sie leise und schaute zu mir hinauf „Entschuldigung, dass ich so gemein zu dir war“ fügte sie noch hinzu.

Sie war einen halben Kopf kleiner, sodass ich auf sie hinunter schauen konnte. Wir standen eng umschlungen da. Am liebsten würde ich sie jetzt küssen. Nein, ich vertrieb den Gedanken wieder.

„Nein, ich muss mich entschuldigen, dass ich früher so gemein zu dir war.“ entgegnete ich. Sie lächelte. „Obwohl ich zugeben muss, das es manchmal ein wenig Spaß gemacht hat.“ Ich biss mir sofort auf die Zunge. „Shit“ dachte ich „immer mir muss sowas passieren. Da verstehen wir uns mal und ich mach alles kaputt.“ Auf jedenfall riss sie sich aus der Umarmung und sagt verletzt „Na dann, ich such jetzt die Insel ab ob da jemand ist.“

„Sophie! Jetzt sei doch nicht immer gleich beleidigt. Warte“ mit den Worten stolperte ich ihr hinterher. „Du kannst doch nicht immer gleich weglaufen, wenn eine Situation dir nicht passt. Und außerdem bist du noch viel zu schwach!“

 

Sophies Sicht:

Das er immer in so schönen Situationen alles versauen muss. Mit dem weglaufen hatte er allerdings LEIDER recht.

Mit wackligen Beinen laufe ich und sehe mich um. Wir sind an einem kleinen idyllischen Sandstrand. Um uns herum ist eine Mischung aus Büschen und Bäumen, darunter auch Palmen. Nach ca. 5 Metern höre ich Ben rufen, aber der kann mich mal. Ich beschleunigte etwas aber mein dröhnender Kopf meldet sich sofort wieder und zwingt mich langsamer zu laufen.

Und dann, steh ich auf einmal wieder in einer Bucht, die so aussieht wie unsere und nirgendwo ist eine Menschenseele.

Jetzt hat Ben mich eingeholt „Du wirst hier niemanden finden, das ist eine Insel. Aber schau“ er zeigte auf einen Baum „hier gibt es Kokosnüsse“ er grinste.

Missmutig setzte ich mich in den Sand.

Jetzt war es bestimmt schon 6 Uhr und der Wind war weg, wegen dem scheiß Gewitter.

Irgendwann werden unsere Mütter schon merken, dass wir nicht da sind.

Ein eisiger Schauer lief mir über den Rücken. Und was wenn wir hier gar nicht mehr los kommen? Ich versuchte die Träne zu unterdrücken.

„Ha, bin ich nicht gut“ holte mich Ben wieder aus den Gedanken.

Promt drehte ich mich um und schaute in sein strahlendes Gesicht und dann auf seine Hände die eine Kokosnuss in der Hand hielt.

„Ich schlage vor, wir essen die erstmal und dann sehen wir weiter.“

„Meinetwegen“ antwortete ich, denn mein Magen meldete sich.

Also liefen wir zu „Unserer“ Bucht zurück und Ben versuchte sich an der Nuss.

Ich legte mich hin und schloss die Augen. „Wie geht’s deinem Kopf?“

fragte er. „Tut weh“ murmelte ich nur.

„Willst du was Trinken?“ Zuerst wollte ich „Nein“ sagen aber dann siegte der Durst. Ben hatte es doch tatsächlich geschafft die Kokosnuss zu knacken.

Dankend nahm ich eine Hälfte entgegen und trank.

Der kühle Saft rann meine Kehle hinunter und bereitete ein angenehmes Gefühl.

„Wie kommen wir wieder zurück?“ fragte ich leise.

„Ich schlage vor, ich surfe morgen früh mit dem Wind wieder zurück und hole Hilfe. Und du bleibst da, denn so kannst du nicht ins Wasser Aber jetzt machen wir erst mal ein Feuer.“ „Was?“ stieß ich ungläubig hervor. „Ich war bei den Pfadfindern“ lachte er. „Komm wir suchen Feuerholz, das Feuer vertreibt die fiesen Stechmücken und es wird warm.

Er stand auf und stiefelte los, doch ich war zu schwach. Es war so als verweigerten mir die Beine den Dienst, also blieb ich sitzen.

Nach einer Geschlagenen Viertelstunde kam Benjamin wieder mit trockenem Gestrüpp und verkratzten Händen zurück. In der Zwischenzeit hatte ich den Sand neben mir ein bisschen zu einer Kule für das 'Holz' geformt und Benjamin tat es hinein. „Reicht das?“ fragte ich und deutete auf das Holz

„Ja, wir machen nur ein kleines Feuer und wenn es ausgeht ist auch nicht schlimm.“ Hinter uns war ein kleiner Felsvorsprung den ich erst jetzt vernahm. „Hey, wollen wir unser Lager da drüben aufschlagen? Es tröpfelt nämlich schon und da wäre es geschützter“ schlug ich vor. „Keine schlechte Idee.“ meinte er und nahm daraufhin unser Feuerholz und trug es an die passende Stelle. Dann trug er ein Brett mit Segel nach dem anderen noch weiter in die Bucht rein sodass sie besser geschützt waren.

Noch immer konnte ich nicht aufstehen und so kam es das ich der Ausrüstung im Weg saß. „Kannst du da bitte schnell weg gehen?“ fragte Benjamin mich nett. Ich schüttelte den Kopf „Ich kann irgendwie nicht aufstehen“ und schon wieder traten mir Tränen in die Augen. Mir tat jeder einzelne Knochen weh und ich würde alles dafür geben jetzt in meinem Hotelzimmer zu liegen und einfach nur schlafen zu können.

„Wie?“ fragte Benjamin und ließ das Brett mit Segel los und kam zu mir. Er streckte mir seine Hand entgegen und ich ergriff sie. „Du bist ja ganz kalt“ sagte er. Ich nickte nur. Dann zog er mich elegant hoch und hielt mich an der Taille fest. Sein Körper strahlte trotz der Kälte Hitze aus und ließ meinen Körper wärmer werden.

Dann drehte er sich zur Seite und stütze mich ab sodass ich zu unserem Unterschlupf gehen konnte.

„Ich hole nachher noch Blätter und so, das der Steinboden nicht so hart und kalt ist“ meinte er auf dem Weg. Er schlang noch immer seinen kräftigen Arm um mich und ich hielt mich mit meinem an seinem Rücken fest. Endlich angekommen setzte er mich hin, wobei sein Gesicht meines streifte und ich daraufhin aufhörte zu Atmen. Er sah mir in die Augen und.... „Da vorn sind gute Blätter“ sagte ich um der unangenehmen Situation zu entkommen, da ich ja nicht aufstehen konnte und weglaufen. Mir waren die Gefühle für Benjamin fremd. Ich musste mir ersteinmal klar darüber werden. Doch ich mochte ihn, wirklich, auch wenn das manchmal nicht so klang.

„Ja, ich zieh nur noch schnell die Bretter an Land und dann kümmer ich mich darum.“ meinte er verunsichert lächelnd.

 

Bens Sicht:

„Oh Gott“ dachte ich mir im Umdrehen. Ich war mir sicher, sie empfindet auch was für mich. Wie sie mich ansah, wie ihr die Situation dann unangenehm wurde...

Mit einem Stapel dicker Blätter kam ich wieder zurück. Sie hatte recht gehabt, da war einiges rumgelegen. Jetzt muss ich nur noch schauen wie ich Feuer hinbekomme. Zwei ideale Äste hatte ich dafür schon gefunden.

„So, bin wieder da“ sagte ich und Sophie rückte noch ein Stück nach links sodass ich ein schönes „Blätterbett“ errichten konnte und ich war mit meinem Ergebnis zufrieden. „Bist du dir sicher das das mit dem Feuer klappt?“ fragte sie zitternd. „Das sehen wir ja jetzt“ lächelte ich und versuchte mein Glück.

Nach etlichen versuchen schlaffte ich es. Sophie schien sichtlich beeindruckt. Früher war ich auch schon immer der Beste gewesen. „Na geht doch“ sagte ich stolz als die ersten Funken sprühten. Rings herum haben wir noch Steine gelegt um das Feuer in Schach zu halten.

 

Melanies Sicht:

„Wo bleiben sie denn nur?“ fragte ich aufgeregt Allison.

Jetzt fing es auch noch an zu Regnen und Ben und Sophie waren immer noch nirgends zu sehen. „Ich hab jetzt schon den ganzen Strand abgesucht uns sehe sie nirgends“ meinte sie. „Es wird doch hoffentlich nichts passiert sein.“ jammerte Allison. Der See war wie leergefegt, hohe Wellen erbrachen sich und ich konnte mir vorstellen das jetzt kein Surfer mehr draußen sein wollte. Doch wo waren Ben und Sophie? „Wir sollten zur Wasserwacht gehen“ schlug ich vor und wir machten uns sorgenvoll auf den Weg.

Allison fragte die Männer in gutem Englisch ob irgendwas auf dem Wasser vorgefallen war aber diese verneinten. Dann erzählte sie von Ben und Sophie und war den Tränen nahe. Nun fragte ich ob wir aufs Wasser fahren können und um sie zusuchen doch der bärtige Mann meinte nur, das das jetzt viel zu gefährlich sei und wir bis morgen warten müssten. „Vielleicht sind sie ja an einem anderen Strand ausgestiegen?“ dachte ich laut aber Allison sagte sie habe schon alle abgeklappert. Jetzt rief ich Jason auf dem Handy an. Denn meine Sorgen wurden immer größer.

 

Sophies Sicht:

Benjamin setzte sich neben mich und hielt seine Hände ans Feuer.

So langsam machte sich mein Magen wieder bemerkbar und Ben hörte das knurren. „Hunger?“ fragte er. Ich nickte schüchtern. „Zum Glück hab ich noch ein Stück Kokosnuss von vorher.“ prahlte er und holte jene hervor.

Dankend nahm ich ein Stück entgegen. Auch wenn Kokusnuss nicht gerade Hunger-stillend war, half es die gähnende Leere zu vertreiben.

Doch dann kam trotz des Feuers Kälte in mir hoch und ich begann zu zittern.

Ihr müsst euch vorstellen: Ich hatte noch immer meinen feuchten Bikini an und es wurde dunkel, außerdem regnete, blitzte und donnerte es.

„Du wirst noch krank“ stellte Benjamin fest. Auch ihm war kalt.

„Nee, weisch“ entgegnete ich. So schnell konnte ich gar nicht schauen, setzte er sich hinter mich, und zog mich sanft nach hinten zu seiner Brust.

Schmetterlinge flatterten in meinem Bauch und es wurde warm. Halt, was dachte ich da? Wieso Schmetterlinge? „Körperwärme hilft mehr“ flüsterte er mir ins Ohr. Daraufhin bildete sich dort eine angenehme Gänsehaut.

Ich nickte und als ich kein Widerstand leistete, rutschte er noch ein Stück weiter mit mir zwischen seinen Beinen in die „Höhle“ hinein, wo es vollkommen windstill war. Jetzt schmiegten sich meine Beine an seine und er legte seine Arme auf meine. Nun saßen wir engumschlungen da und die klirrende Kälte verschwand. Es entstand ein angenehmes schweigen und ich starrte einfach in die Dunkelheit und fühlte mich geborgen, anders als bei Sebastian. Moment, warum dachte ich genau jetzt an ihn? Die Erinnerungen kamen wieder hoch und ich bekam eine Gänsehaut, die mir Benjamin mit seinen Händen wegstreifte. Wie er so langsam mit den Fingerspitzen über meine Haut fuhr, und plötzlich wurde mir alles klar: Die zufälligen Berührungen, die Neckereien, der Urlaub in unserer Kindheit. Es war alles klar. Er war in mich verliebt.

Mir fiel eine Haarsträne ins Gesicht. Liebevoll HALT? Liebevoll?? strich er sie wieder hinter mein Ohr wobei er meine Narbe streifte und ich aufquiekte.

„Ich will dich ja nicht bedrängen“ fing er an „aber willst du mir nicht endlich erzählen was da los war?“ All die Monate hatte ich geschwiegen, weil er es mir befohlen hatte, aber in Bens Armen kam ich mir so sicher vor und wir waren auf einer Insel, da würde er mich sowieso nicht finden. Außerdem war ich mir sicher das er nichts weitererzählen würde, denn er war ja in mich verliebt.

Also begann ich zu erzählen:

„Es passierte alles an Jannahs Geburtstag. Ich war damals mit meinem Freund Sebastian 3 Monate zusammen. Er war immer nett zu mir gewesen, immer. Ich hätte nie gedacht, dass er so ein Macho war, der nur das eine wollte. Die Party war in vollem Gange und natürlich gab es auch Alkohol. Ich selber hatte nicht so viel getrunken aber er war hacke dicht. Ich war draußen um frische Luft zu schnappen, da kam er zu mir getorkelt und zog mich hinter die Hauswand. Da war niemand. Er begann mich zu küssen, überall, und dann zog er mein Oberteil hoch, doch ich wollte nicht. Dann wurde er wütend und schmiss seine Bierflasche zu Boden. Diese zerbrach in Scherben. Er hob eine Glasscherbe auf und hielt sie mir an die Stelle. Ich begann zu weinen, weil er einfach weitermachte und drohte, wenn ich nicht sofort … machen würde, dann würde er... ich merkte gar nicht das ich anfing zu weinen. Ben strich mir beruhigend über den Arm Er war einfach so betrunken, man konnte nicht mit ihm reden. Ich wollte Weglaufen, aber als ich das versuchte, schnitt er mich. Ich war außer mir, das konnte er doch nicht machen! Nun weinte ich noch heftiger. Ben nahm mich noch mehr in seine Arme. Zum ersten Mal erzählte ich davon. Ich hatte mich seitdem niemandem mehr geöffnet. Nicht mal Lilian wusste davon. Niemand.

Außer er. „Du musst nicht weiter erzählen“ flüsterte er mir ins Ohr. Nur es tat gerade so gut es jemandem zu erzählen also fuhr ich fort „Der Schnitt war tief, ich hielt meine Hand darüber um die Blutung irgendwie zu stoppen. Ich wollte weglaufen doch er drohte noch „Wenn du irgendjemand davon erzählst, bring ich dich um.“ Die letzten Worte gingen in meinen Schluchzern unter. „Ich schottete mich in der Woche darauf in meinem Zimmer ab. Meine Eltern dachten, das ich wegen der Trennung traurig sei, also musste ich nicht in die Schule. Ich besorgte mir heimlich Pflaster und pflegte die Wunde. Ich wollte mit niemandem Reden, doch dann kamst du, du hast sie als erstes gesehen und hattest Fragen. Die Erinnerungen kamen wieder hoch, ausgerechnet du, mit dem ich mich früher nie verstanden hatte.“

 

Bens Sicht:

„Schon gut, er wird dich hier nicht finden“ sagte ich sanft und streichelte weiterhin ihre Arme. Es war alles so vertraut.

„Diesen Sebastian würde ich sofort wegen Körperverletzung und Missbrauch anzeigen“ Ich war wütend. Das jemand Sophie soetwas antat.

Wie in aller Welt hatte sie das verdient? „Das geht nicht“ sagte sie „Wieso?“

„Ich hab Angst“ weinte sie. Es zeriss einem ja das Herz, einen Menschen der einem etwas bedeutet so zu sehen.

Sie legte ihren Kopf auf meine Schulter und sah mich von unten an.

„Benjamin, stimmts, das war gar kein Traum gestern“ stellte sie fest.

Mir wurde ganz heiß. Was hatte sie da gerade gesagt? Was soll ich jetzt machen?

Ich flüsterte „Nein, das war kein Traum“ und sah sie an.

Ihr Blick fesselte mich. Ich befürchtete, dass sie jetzt gleich wegrennen würde oder mir sagen würde, das sie mich nicht liebt. Aber sie rührte sich nicht, sondern intensivierte den Blick. Langsam richtete sie sich auf und schlang mir beide Arme um den Hals um mich besser sehen zu können.

„Wäre das OK wenn ich dich jetzt küssen würde?“ flüsterte ich ganz leise.

Sie sah mich nur an und rückte noch weiter vor. Ich spürte ihren Atem auf meinem Gesicht und dann sagte sie leise „Ja“ und ich überwand noch die restlichen Millimeter und legte meine Lippen auf ihre. Bereitwillig öffnete sie ihre vollen Lippen und ließ mich hinein.

Wir küssten uns ewig. Leidenschaftlich schlang ich meine Arme um ihren Körper und legte sie auf unser „Blätterbett“

 

 Sophies Sicht:

In irgendeiner Weise fühlte ich mich so sehr zu ihm hingezogen, dass ich einfach nichts machen konnte. Irgendetwas in meinem Hirn schrie ich soll ihn küssen und der andere Teil schrie nein. Doch mein Körper hörte auf den ersten Teil und mein Verstand empfand es für gut.

Ja, der Ben, der mich früher immer geärgert hatte lag nun halb nackt (Badehose) auf mir und küsste mich.

Und es fühlte sich unbeschreiblich gut an.

Ich fuhr mit meinen Händen seinen Rücken hoch und runter, dann kam ich zu seinem Bauch, entschuldige, ich meine Sixpack :'D

Er fuhr mit einer Hand unter mein Bikinioberteil, was mir zuerst unangenehm war aber dann viel mir ein, das ich sowieso schon mal nackt auf ihm gelegen war und er sowieso schon alles gesehen und gespürt hatte.

Dann löste er sich von mir. Wir waren ganz schön außer Atem..Nun lag er neben mir, ich kuschelte mich an seine Brust und er hielt mich fest. So schlief ich jedenfalls ein. Denn nach meinen Erlebnissen und der Knutschorgie war ich mehr als müde.

Es schüttete heftig und ich kuschelte mich noch mehr an ihn. Er strich mir durch die Haare und dann versank ich in meiner Traumwelt die aus Ben, Ben und Ben bestand.

 

Kapitel 7:

Melanies Sicht:

"Jason. Ja, wir sind noch in Malcesine. Sophie und Ben sind noch nicht zurück. Hier ist ein Gewitter und wir können nicht aufs Wasser um sie zu suchen. "Die sind sicher irgendwo am Strand und warten bis es vorbei ist" versuchte er mich zu beruhigen. "Und wenn etwas passiert ist? Und selbst wenn sie an irgendeinem Strand sind, sie werden krank bei der Kälte." "Wir fahren runter zu euch und dann schauen wir was wir machen können, wart ihr schon bei der Polizei oder Wasserwacht?" fragte er.

"Ja aber die können auch nichts unternehmen." antwortete Allison nachdem ich das Handy auf Lautsprecher gestellt hatte.

"Wir müssen abwarten, wir sind so schnell es geht da und bringen ein paar Klamotten mit das wir zur Not hier übernachten können." mit diesen Worten legte er auf.

 

Sophies Sicht:

Mit meinem Zeigefinger malte ich Muster auf Bens Bauch. Er schlief noch. Ob wir jetzt wohl zusammen waren? Und wie würden unsere Eltern reagieren? Mir war schon wieder so schwummrig vor Augen und in meiner Schläfe pochte es.

Das Gewitter hatte zwar aufgehört und Sonne schien jetzt aber in dem Zustand konnte ich unter keinen Umständen zurück fahren. Hoffentlich suchen unsere Eltern nach uns.

"Willst du mich verrückt machen?" Bens Stimme riss mich aus meinem Gedankengang.

Ich war unbewusst mit meinem Finger bis knapp über die Badehose gefahren.

Sofort nahm ich ihn weg und schaute beschähmt zur Seite.

Ich muss mich einfach mehr unter Kontrolle halten. "Sorry" murmelte ich und bekam sogleich eine Gänsehaut als Ben mir über den Rücken strich.

"Wie geht es dir?" fragte er mich. "Ich hab Kopfweh und es ist die ganze Zeit so schwummrig" antwortete ich leise und rückte noch ein Stück näher an ihn.

Irgendetwas klebte unter mir.

"Ben, was ist das?" fragte ich schokiert als ich mich ein wenig aufrichtete und auf seinen blutverschmierten Bauch deutete.

"Was.." er richtete sich auf  "Was zum Teufel ist das?" "Blutest du? Hast du deine Tage?" "Nein du Depp das hätte ich gespürt" dachte ich mir. "Und warum denken Jungs immer an DAS? Obwohl sie es noch nie erlebt haben - also ich meine jetzt die Tage"

In dem Moment spürte ich etwas warmes an meiner Wange, dann wurde mir schwindelig und ich sah überall schwarze Flecken.

"Sophie, deine Wunde..." vernahm ich noch schwach Bens Stimme, ehe ich zurücksank und in eine Schwärze versank.

Jetzt mal ehrlich - wars das? Bin ich jetzt tot oder warum passiert mir immer sowas?

 

Bens Sicht:

Uns blieb jetzt keine Zeit mehr, mir nicht und ihr schon gar nicht.

Es hatte zwar schon etwas positives an sich, dass wir jetzt hier waren, aber...

„Sophie, deine Wunde blutet“ brachte ich noch hervor bevor sie leblos zurück sackte.

Ich fing sie auf und tupfte mit ein paar Blättern das Blut weg. Das Klammerpflaster muss wohl über Nacht abgefallen sein, sodass die Blutung erneut einsetzte. Ich kannte mich mit Medizin zwar nicht sonderlich aus, aber ich wusste, dass mit dieser Wunde nicht zu Spaßen war.

Hoffentlich kommt bald Rettung.

 

Melanies Sicht:

Das Unwetter von gestern hat sich in Sonnenschein gewandelt. Endlich konnten wir auf das Wasser und die Suche beginnen.

Letzte Nacht hab ich kein Auge zubekommen. Hoffentlich war ihnen nichts passiert.

Nun saß ich mit Allison auf der Bank am See und sah den Gemeindearbeitern dabei zu, wie sie nach dem gestrigen Unwetter den Strand wieder einigermaßen passabel aussehen ließen.

Endlich kamen unsere Männer mit dem Kioskbesitzer zurück.

Jason hatte die Idee den netten Mann zu fragen ob er ein Motorboot hat, welches wir ausleihen dürften um unsere Kinder zu suchen. Anscheinend hatte es geklappt.

„Er hat uns erzählt das mitten auf dem Wasser hinter dem Felsen eine kleine Insel liegt auf der schon mehrere Surfer gestrandet sind. Vielleicht haben wir Glück und finden sie dort.“ erzählte Peter. „Dann hoffen wir mal“ seine Frau war schon am Ende mit den Nerven.

Und bei mir würde es auch nicht mehr lange dauern.

Wir beschlossen die beiden Männer fahren zu lassen, denn wenn sie sie wirklich finden, dann ist kein Platz für 6 Personen auf dem Boot inklusive Surfsachen.

Allison und ich ließen uns am nächstgelegenen Cafe nieder und warteten...

 

Bens Sicht:

Von weitem hörte ich ein Motorboot. Schnell stellte ich mich mit ausgebreiteten Armen an den Strand. Nun steuerte das Boot direkt auf mich zu, ich erkannte zweit Silhouetten die ich meinem Dad und Jason zuordnen konnte.

Zuvor hatte ich Sophie das andere Klammerpflaster auf die Platzwunde geklebt und sie hinunter zum Wasser getragen. Sie ist zwar wieder aufgewacht aber sehr schwach.

„Papaaaa, Jason, hier bin ich!“ rief ich laut „Sophie, jetzt wird alles gut“ wandte ich mich an sie. Sie brachte ein leichtes Lächeln auf die Lippen. „Ja, jetzt sind wir gerettet“

 

Epilog

Der Urlaub versprach doch noch das was ich zu Beginn erwartet hatte. (Bevor Mum mir das mit Ben mitteilte)

Ich habe zwar nicht meinen Sunny Boy Nummer 1 kennengelernt, den ganzen hübschen Italienern die Köpfe verdeht (Platzwunde macht sich nicht sonderlich auf der Schläfe aber wir fahren ja noch öfters nach Italien), dafür hatte ich Benjamin.

Nachdem wir von der Insel gerettet wurden, brachte man mich in ein Krankenhaus wo meine Schläfe mehr oder weniger schmerzhaft genäht wurde. Ich durfte den Rest des Urlaubs nicht mehr surfen, dafür war ich mit Ben wandern und im Wasser baden (mit Luftmatratze versteht sich)

Unsere Beziehung ist jetzt offiziell und unsere Eltern haben sich sogar gefreut ?!

Ich weiß jetzt schon: Ben ist kein Vergleich zu Sebastian.

 

 

–ENDE--

 

Freue mich über Kommentare ;)

Kritik erwünscht

 

Impressum

Texte: Alle Copyrights bei Tessa M.
Tag der Veröffentlichung: 25.12.2014

Alle Rechte vorbehalten

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