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Prolog

Mein Name ist Sora und ich bin eine 17 jährige Halbgöttin. Ich lebe im Jahr 257 v.Chr. und bin die Tochter Ares, dem griechsichem Gott des Krieges. Es gibt nicht nur uns griechische Götter und Halbgötter sondern auch die römischen und germanischen aber auch noch ganz andere Wesen (ein paar von ihnen werdet ihr im laufe noch kennen lernen). Jedenfalls ist es eigentlich verboten, dass Götter mit Menschen Kinder kriegen (Halbgötter). Trotzdem passiert es immer wieder. Wir werden dann trainiert und ausgebildet um später auf der Erde ausgesetzt zu werden um Völker vor dem Krieg zu bewahren. Das ist so das, was ihr am Anfang wissen müsst. Schaut es euch einfach selber an.

 

1


Es war ein Tag wie jeder andere. Wir alle waren wieder am trainieren, ein Kinderspiel für mich. Ich meine, wenn der eigene Vater der Kriegsgott ist, muss man ja gut sein. Die ganzen Kerle um mich herum hatten doch nicht wirklich eine Chance gegen mich, auch wenn man sagt, dass Frauen schwächer als Männer sind. Trotzdem versuchten sie es immer wieder.

"Jetzt geb ihnen doch auch mal eine Chance", hörte ich jemanden rufen.

ich drehte mich um. Es war mein Vater, der das gesagt hatte. Er stieg ein paar Treppen runter und ging mit einembreiten Lächeln auf mich zu.

"Ich dachte ich solle mir ein Beispiel an dir nehmen", antwortete ich ihm mit einer leicht provokativen Stimmlage und einem frechen Grinsen.

"Schau dir doch mal diese armen Männer an. WEnn du ihnen nie eine Chance gibst, werden sie nie zu echten Kriegern."

"Müssen sie halt besser trainieren."

"Da hast du wiederum recht. Können ja nicht alle so einen tollen Vater wie du haben."

In diesem Moment gab ich ihm einen leichten Stoß mit meinem Ellenbogen in die Rippen und streckte ihm die Zunge raus.

"Angeber!"

"Tochter eines Angebers!"

In diesem Moment mussten wir beide laut loslachen. Man konnte weder sauer auf ihn sein, noch ihn richtig ernst nehmen.

"So ich muss jetzt wieder gehen"

"So ich muss jetzt weiter trainieren"

"Würdest du später bitte mal zu mir kommen? Ich habe etwas mit dir zu besprechen."

"Klar, solange ich nichts falsch gemacht habe."

"Na gut.  Also, bis später"

Er ging schon wieder Richtung Treppen.

"Bis später", rief ich ihm noch hinterher.

Er drehte sich noch einmal um:"Ach und geb den Männern jetzt auch mal eine Chance."

"Vergiss es!"

Ein kleines Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht. Dann schaute er nach unten und es verschwand wieder. Er wirkte etwas traurig, doch ich wollte ihn nicht drauf ansprechen. Ich merkte, dass es nichts Gutes ist, was er mit mir beschprechen wollte

2

Am Abend, nach dem Essen, ging ich in das Zimmer meines Vaters. Er lief durch den Raum, schaute immerzu auf den Boden und bemerkte mich einfach nicht. Ich stand also eine Weile im Türrahmen herum, weil ich nicht ohne seine Erlaubnis eintreten wollte. Nach einer Weile räusperte ich mich. Dann, endlich, sah mein Vater zu mir hoch. Er hatte Tränen in den Augen und sah mich entsetzt an.

"Was ist los?", fragte ich ihn mit zitternder Stimme, "was ist passiert?"

"Setz dich erstmal, mein Kind."

Langsam ging ich auf einen Stuhl zu und lies mich auf ihn fallen. Dann schaute ich meinen Vater wieder an. Es war ungewöhnlich, ihn so traurig zu sehen. Seine sonst mit Glück gefüllten braunen Augen waren mit Tränen gefüllt. Seine rot-orangenen Haare waren ganz zerzaust. Noch nichteinmal sein freches, fröhliches Kächeln war noch vorhanden. Stattdessen biss er sich auch seine zitternen Lippen und faltete seine Hände hinter dem Rücken.

"Was wolltest du mit mir besprechen?"

"Du weißt doch, ab einem gewissen Alter werdet ihr auf die Erde geschickt um gewisse Völker vor dem Krieg zu bewahren..."

Mein Herz pochte mir bei diesem Satz bis zum Hals.

"Du...du willst doch nicht etwa..."

Ich konnte den Satz einfach nicht aus mir rauslassen.

"Es tut mir leid. Ich wünschte ich könnte..."

"Nein!", entsetzt unterbrach ich ihn, "Nein! Das kannst du nicht tun!"

Ich sprang von dem Stuhl auf und ging mit Tränen in meinen blauen Augen aus dem Zimmer. Jetzt wusste ich, warum er so traurig war. Ich rannte weinend raus in den Regen. Es war vorbei. Das Leben wie ich es kannte sollte schon bald nichtmehr exestieren. Nun saß ich da, im Regen, weinend. Plötzlich kamen zwei Männer und packten mich am Arm. Ich versuchte mich zu wehern, doch irgendwann wurde mir klar, dass es eh nichts half. Sie brachten mich in einen Raum in dessen Mitte drei große Peiler, die sich wölbten und in der Mitte trafen und ein Portal bildeten, standen. Die beiden Männer stießen mich zu dem Portal. Ich drehte mich um und schaute ihnen böse hinterher. Auf der anderen Seite des Raumes stürmte plötzlich Ares durch die Tür.

"Sora!", schrie er immer wieder.

"Sora! Wo bist du, mein Kind?"

"Ich bin hier, Vater! Vater! Hier bin ich!"

"Sora!"

Er rannte zu mir, sprang die paar Treppen hoch und nahm mich in den Arm. Sanft strich er über mein blond gelocktes Haar.

"Ich bin bei dir, Sora. Ich bin bei dir. Ich lasse dich nicht gehen, ohne mich wenigstens von dir verabscheidet zu haben. Du sollst eins wissen: Egal was passiert, ich werde immer hinter dir stehen. Du wirst immer meine Tochter bleiben. Ich liebe dich."

Dann gab er mir einen Kuss auf die Stirn.

"Ich leibe dich auch, Vater."

Ich ging die letzten Schritte auf das Portal zu. Als ich dann in der Mitte stand, erhob sich eine riesige Glaskuppel über mich und verschloss jeden Ausweg hier raus. Plötzlich drehte ich mich zu meinem Vater um, der auf der anderen Seite der Kuppel stand. Das Entsetzen war mir ins Gesicht geschrieben und ich presste meine Hände gegen das Glas. In diesem Moment durchschallte ein lauter Knall den Raum und ein weißer Blitz erhellte die Kuppel. Das war´s. Ich würde meinen Vater nie wieder sehen. Nie wieder auch nur irgend einen den ich kannte. Das Leben, wie ich es kannte, war vorbei...

3

Ich wachte auf einem Feld auf und hatte keine Ahnung wo ich war. Es war mir eigentlich auch egal, das einzigst was ich wusste, war, dass mein Kopf höllisch schmerzte. Nach einer Weile stand ich auf und schaute mich um. Es war ziemlich heiß und die Sonne brannte regelrecht auf der Haute. Ich war auf einem großen Feld, Getreide war es, glaube ich. Weit und breit war niemand zu sehen.

"Verdammt, über wen soll ich hier wachen? Hier ist weit und breit niemand zu finden! Ich verfluche euch!", schrie ich hoch in den Himmel. Genau in diesem Augenblick schlug ein Blitz neben mir ein.

"Ach ja? Anders wisst ihr euch nicht zu helfen? Ihr könnt mich mal!"

Ich fing an zu brüllen.

"Hallo? Wer ist da?", hörte ich eine männliche Stimme rufen. Am Horizont sah ich jemanden stehen, doch die Sonne blendete mich und ich war zu weit weg um genaueres zu sehen. Sie rief immer wieder nach mir. Nach einer Weile ging ich zu ihr. Nun erkannte ich immer mehr: es war ein gut gebauter germanischer Mann mit braunen Augen, einem drei-Tage-Bart und braunen, mittellangen rasterlockenähnliche Haaren.

"Wer bist du?", fragte er mich immer wieder.

"Ich bin Sora, wer bist du?"

"Ich wüsste nicht, was dich das angeht!"

"Heute mit dem falschen Fuß aufgestanden, was?"

"Hör zu, ich will eigentlich nur wissen, was du hier auf dem Feld machst."

"Wenn ich das bloß wüsste."

"Und woher kommst du?"

Klar, ich wusste, dass ich ihm nicht sagen konnte, woher ich kam. Naja, wahrscheinlich hätte er mir das eh nicht geglaubt und hätte mich für verrückt gehalten.

"Ich habe keine Heimat."

Er runzelte die Stirn.

"Und wohin willst du jetzt?"

"Soll ich dir gleich meine ganze Lebensgeschichte erzählen?"

Etwas verlegen grinste er auf den Boden: "Wäre nett."

Dann musste ich auch etwas lächeln.

"Sorry, wenn ich vorhin etwas gemein zu mir war", sagte er etwas schuldig zu mir.

"Passt schon. Wenn du wüsstest, mit wem ich mich schon alles abgeben musste."

"Hey, willst du vielleicht mit mir ins Dorf kommen?"

Er drehte sich um und zeigte auf einen alten Oxenkarren.

"Klar, wieso denn nicht."

Er stieg auf den Oxenkarren und reichte mir höflich die Hand. Dankend nahm ich sie an. Dann setzte ich mich neben ihn und wir fuhren los.

"Wie heißt du denn jetzt?", fragte ich.

"Ich bin Merkon der unschlagbare", antwortete er mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Ich wusste, dass er nur einen Scherz machte, also lachte ich mit.

"Und wo fahren wir jetzt hin?"

"Na da hin."

Sein Finger wanderte kurz durch die Gegend, bis er schließslich in die Ruchtung eines Dorfes zeigte. Es war ein kleines Dorf mitten im Wald. Die  Häuser standen dicht beieinander, aber es war noch genug Platz zwischen ihnen, um sich gerade noch so durchzuquetschen. Etwas am rande der Häuser war eine große Koppel, auf der das Vieh untergebracht war. Ein paar Kinder rannten durch die Ggend. Andere versammelten sich wiederum um einen großen Stein, auf dem ein etwas älterer Mann saß und Geschichten erzählte. Die Frauen liefen herum und kümmerten sich entweder um den Haushalt oder um die etwas kleineren Kinder. Die meisten Männer waren noch auf den Feldern und arbeiteten. Es war wirklich schön die Menschen zu beobachten.

"So, da wären wir, meine Dame", sagte Merkon in einer so frechen Stimmlage, dass man ihn nichtmehr ernst nehmen konnte. Er brachte mich wieder zum lachen. Wir stiegen von dem Oxenkarren und er zeigte mir das Dorf. Später erzählte er  mir noch, dass der Mann, der die´Geschichten erzählte, oft mit seinen Erzähnlungen recht hatte. Denn er erzählte nicht von solchen Fantasie-Geschichten, die die Kinder unterhalten sollten, sondern wahre. Also gingen wir zu ihm und hörten etwas zu: "...Ja, meine Lieben. Es ist wahr. Diese Halbgötter beschützen die Völker dann vor dem Bösen. Und, meine Lieben, ich habe noch eine gute Nachricht für euch...vorhin schickten auch uns die Götter einen oder eine...wir müssen ihn oder sie nurnoch finden..."

In dem Moment dachte ich echt, mein Herz würde stehen bleiben.

"Ich...ich glaube, ich sollte jetzt gehen...", flüssterte ich Merkon zu.

Ich versuchte so schnell und unauffällig wie nur möglich hier zu verschwinden. Doch plötzlich packte mich Merkon am Arm: "Bist du etwa..."

Ich blieb still. Er starrte mich mit seinen großen, braunen Augen erschrocken und erstaunt an.

"Bist du etwa..."

Ich riss mich los und rannte in den Wald.

"Halt! Warte doch!", schrie er mir hinterher. Ein anderer Germane kam grinsend von hinten auf ihn zu und legte seine Hand auf Merkons Schulter: "Na? Klappt wohl nicht so mit den Frauen."

"Ach halte deine Fresse! Du hast doch keine Ahnung!"

Wütend rannte er in den Wald um mich zu suchen.

4


Nach einer Weile hatte ich nun ganz die Orientierung verloren. Also blieb ich stehen und schaute mich um, doch nach was sollte ich suchen? Hätte ich gewusst, dass dieser Wald anscheinend nie ein Ende nimmt, wäre ich wahrscheinlich nie los gelaufen. Aber woher hätte ich das denn wissen sollen? Wie dem auch sei, eins war klar, ich hatte mich verlaufen. Wenigstens musste ich jetzt nichtmehr bei diesem Volk sein und die Götter konnten mich ja auch nichtmehr bestrafen.

Die Götter... bei diesem Gedanke lies ich mich sanft ins Gras fallen und durchlebte meine Vergangenheit noch einmal: Das tägliche Training, meine Freunde, mein Vater...mein Vater. Was er wohl gerade machte? Ob er um mich trauerte? Ob er mich gerade sah? Ob er mich vermisste? Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf. Genau in diesem Moment sprang Merkon hinter einem Baum hervor und riss mich aus meinen Träumen: "Warum zum Teufel bist du abgehauen?"

Er erschrack mich so sehr, dass ich ihm reflexartig mit einem präzisem und kekonntem Schlag mitten in seinen Magen schlug.

Sofort viel er auf den Boden. Dort lag er erstmal eine Weile, die Arme schützend um den Bauch und in einer zusammengekauerten Position.

"Oh verdammt. Das tut mir Leid! Das wollte ich doch nicht!"

Panisch kniete ich mich neben ihm und versuchte ihm zu helfen.

"Ich weiß, dass du das nicht wolltest. Ich hätte mich nicht an dich ranschleichen dürfen. Aber, meine Fresse, hast du nen harten Schlag."

"Es tut mir so Leid! Ich bin zu euch gekommen um euch zu helfen, nicht um abzuhauen und einen aus eurem Volk zusammen zu schlagen. Ich..."

"Jetzt hör auf, es ist gut!", unterbrach mich Merkon. Er nahm meine Hand. Dann setzte er sich aufrecht hin. Eigentlich war Merkon schon ein toller Mensch: er war hilfsbereit, nett, humorvoll und sympatisch. Ich konnte mich eigentlich glüucklich schätzen, dass er mich gefunden hat und nicht einer von diesen Vollidioten.

"Also bist du jetzt...?"

Er traute sich nicht, den Satz fertig auszusprechen. Also nahm ich ihm wenigstens diese Aufgabe ab und antwortete mit einem kurzem "Ja".

"Wow, hätte ich das gewusst, hätte ich dich warscheinlich besser behandelt."

Wir mussten lachen.

"Und was machen wir jetzt?", fragte ich ihn.

"Also ich weiß, was ich jetzt mache."

Merkon packte mich am Arm und zog mich nach unten, sodass ich viel und auf dem Boden lag. Dann stand er auf und schrie: "Die Rache ist mein!"

"Ach, du hast doch nen Schaden", sagte ich ihm und konnte nicht aufhören zu lachen.

"Ich hab nen guten Knall und bin Stolz drauf."

Jetzt lies er sich neben mir ins Gras fallen.

"Oh man. Wenn das die anderen wüssten, was wir hier gerade machen", murmelte Merkon vor sich her.

Ich  drehte mich zu ihm auf die Seite: "Wie meinst du das?"

"Die anderen würden mir diese Geschichte niemals glauben."

"Warum?"

"Na, hör es dir doch mal an: Ein Germane fand eine griechische Halbgöttin auf einem Feld. Diese nahm er mit in sein Dorf. Später rannte sie weg, weil ein alter Mann irgendeine Geschichte erzählte. Der Germane rannte ihr hinterher. Später fand er sie und kam hinter einem Baum hervor, worauf die Halbgöttin den Mann zusammenschlug. Danach legten sie sich nebeneinander ins Gras und er erzählte ihr die Geschichte."

"Okay, okay. Du hast gewonnen. Ist ja gut. Eins zu Null für dich."

In diesem Moment hörten wir zwei Männer nach Merkon rufen: "Hey! Wo bist du? Das ist nicht lustig! Merkon? Hallo?"

"Wer ist das?", fragte ich Merkon.

"Das werden wir gleich heraus finden", antowrtete er mir.

"Merkon? Wo bist du? Jetzt sag doch mal was!", hörten wir sie immer wieder schreien.

"Ich bin hier!", rief er zurück.

Plötzlich kamen zwei Germanen auf uns zugerannt. Es waren Rob ( ein gut-gebauter Germane mit schwarz-gelockten, mittellangen Haaren und blauen Augen) und Emilius (auch ein gut-gebauter Germane mit blonden-kurzen Haaren und ebenfalls blauen Augen).

"oh...stören wir etwa?", fragte Emilius etwas schüchtern. Merkon und ich schauten uns an und mussten lachen.

"Vergess nicht, die beiden in die Geschichte mit einzubauen", sagte ich lachend zu Merkon.

"Glaub mir, das werde ich nicht vergessen. Oh man, die Story wird von mal zu mal unglaubwürdiger."

"Okay, jetzt klärt uns mal auf. Über was zum Teufel redet ihr?", fragte Rob mit eine ernsten Gesichtsausdruck.

"Ach, das würdest du eh nicht verstehen", antwortete ihm Merkon.

"Wie dem auch sei, wir haben dich gesucht!"

"Warum das? Macht ihr euch etwa Sorgen um mich?"

"Wer weiß, wie sehr dir diese Frau den Kopf verdreht hat", sagte Emilius mit einem frechen Grinsen.

"Hallo? Ich bin auch noch hier!", fügte ich schnell hinzu.

"Kommt ihr jetzt mit?", fragte Rob, "es wird schon langsam dunkel."

"Wir kommen ja schon, hetz uns nicht". antwortete Merkon. Wir beide standen auf.

"Ach, und dieses mal nicht wieder wegrennen!", sagte Merkon frech zu mir.

"Kannst mich mal", antwortete ich ihm und stummte ihn auf die Seite. Zu viert liefen wir also zurück ins Dorf. Langsam fingen mir die Jungs an, zu gefallen, schließlich waren sie echt nett.

5

Im nachhinein wunderte ich mich, dass ich abgehauen war, denn mit den Dreien war es echt schön. Sie waren sehr aufmerksam, nett und humorvoll, auch wenn sie oft nur Blödsinn machten. Aber, naja, so sind sie halt. Am nächsten morgen wurde ich also von ihnen geweckt.
"Aufwachen! Steh auf! Hey! Hallo! Nicht schlafen! Aufwachen! Hey! Steh auf!", schrie Emilius, sprang auf mich zu und zog mich an meinem Arm hoch.

"Jetzt entspann dich doch mal! Die Welt wird in den nächsten fünf Minuten schon nicht untergehen!"

"Hey, ich wollte dich doch nur wecken."

"Bitte, nicht so hastig. Ich schlafe ja noch halb."

"Okay, okay. Aber du bist jetzt wenigstens wach."

"Ja, leider."

"Wenigstens gut geschlafen?"

Ich schaute ihn mit einem unglaubwürdigen Blick an und fuhr mir durch meine total zerzausten Haare: "War die Frage gerade ernst gemeint?"

"Wenn du mich schon so fragst, denke ich mal, hast du nicht sehr gut geschlafen."

Ich klopfte ihm auf die Schulter: "Guter Junge, hast du toll gemacht!"

In diesem Moment kläffte er mich wie ein Hund an.

"Ach, du bist doch blöd", sagte ich zu ihm und muste lachen.

"wie dem auch sei...jetzt muss ich etwas mit dir besprechen", Emilius hatte plötzlich einen ernsten Gesichtsausdruck, "Wir haben heute Abend eine Versammlung. Sie wollen über dich diskutieren, was sie jetzt mit dir machen sollen. Ein kleiner Tipp von mir: Geh da mal hin. Dann kannst du ihnen zeigen was du kannst, dass du es verdient hast, bei uns zu bleiben. Denn es sind schlechte Zeiten für uns. Die Waffen der anderen entwickeln sich sehr schnell, viele unserer Krieger wurden ermordet und wir haben kaum genug Nahrung um uns alle Gesund durch den Winter zu bringen. Die Ernte hat dieses Jahr auch nicht viel ergeben und uns sterben plötzlich alle Tiere. Ich weiß, du kannst nichts dafür aber trtzdem. Fremde werden meist verstoßen oder gar...nein...es ist ein ernstes Thema Sora. Du darfst es auf gar keinen Fall locker nehmen! Du musst sie umstimmen. Sie können dich nicht einfach verscheuchen. Ich sag es dir jetzt offen heraus: Du hast mich gestern sehr beeindruckt. Du wirkst sehr stark und selbstbewusst. Also zeig ihnen, dass du es wehrt bist, dass du uns helfen kannst.Zeige ihnen deine Fähigkeiten. Vielleicht nehmen sie dich dann auf. Siehe es as deinen ersten Kampf...dein ersten Kampf um ein richtiges Leben. Ich zähle auf dich. Bitte, bitte lass mich nicht hängen."

Dann schaute er auf den Boden. Ihm kullerte eine Träne über seine Wange. Ich ging zu ihm und er nahm mich in den Arm. Ich legte meine Hände um seinen Hals und weinte.

"Wie kann ich dir nur danken, Emilius?"

"Bleib einfach bei uns. Ich habe dich echt gern. Ich könnte s nicht ertragen, wenn sie dich verscheuchen oder gar umbringen würden. Bleib einfach bei uns. Wir brauchen dich.

"Ich geb mein bestes. Ich will nicht schon wieder meine Familie verlieren."

"Was geht denn bei euch beiden ab?", hörten wir Rob rufen und er kam etwas auf uns zu. Mit Tränen in den Augen schauten wir ihn an.

"oh nein. Ist etwa...", Rob brach den Satz ab, "das dürfen sie nicht. Die Götter haben dich doch zu uns geschickt...man kann uns dich jetzt nichtmehr wegnehmen!"

Auch er fing an zu weinen und nahm mich in den Arm. "Nein...das dürfen sie nicht...das dürfen sie nicht...", murmelte er immer wieder mit einer zitternden Stimme. Nach einer Weile kam auch Merkon dazu. Er hatte es schon erfahren und auch ihm kullerte ab und zu eine Träne über die Wange. Jetzt wusste ich, was wahre Freundschaft ist. Ohne diese Jungs wäre ich wahrscheinlich ganz wo anders. Ich bin froh, dass ich sie kennen lernen durfte.

6


Am Abend war also diese Versammlung. Das ganze Dorf traf sich. Nur wegen mir. Weil ich kam. Weil ich alles auf den Kopf gestellt hatte. Weil ich anders war...und sie das wussten...

Die Ältesten setzten sich in die Mitte, der Rest stellte sich um sie herum.

"Wo ist sie? Wo ist dieses Drecksstück?", riefen immer wieder Leute, "Wo ist dieses Höllenkind?"

Ich ging in die Mitte. Die Drei Jungs begleiteten mich. Als Emilius hörte, dass ein Mann schrie "richtet das Weib hin! Schickt es in die Hölle wo dieser abschaum her kam!" wurde es ihm zu viel. Mit festem Schritte ging er auf den Kerl zu und schlug auf ihn ein: "Sie ist kein Abschaum! Sie ist ein Mensch! Wie du! Wie ich! Wie wir alle! Nenn sie nie wieder Abschaum oder anderes in der Art! Sie hat auch ein Herz und Gefühle!" Immer wieder schlug Emilius auf den Kerl ein. "Du hast dazu kein Recht! Niemand hat das! ABer sie hat ein Recht auf ihr Leben! NIcht wie du! DIch sollte man in die Hölle schicken! Dich und allein dich! Verbrannt und gewoltert gehörst du!"

"Emilius, verdammt nochmal! Lass das, sonst schicken sie dich gleich hinterher!"

Rob musste ihn am Arm wegziehen und beruhigen.

Dann hob er lngsam seinen Kopf und schaute erst in die Runde, dann zu mir. Seine Hände waren mit Blut verschmiert, sein Blick zeigte seine Wut und sein Herz war mit Hass erfüllt. So kannte ich ihn nicht. Das war nicht er! Nein! Das konnte nicht sein! Das war ein, ein Dämon, ein böser Geist, inform von Emilius. Mehr nicht. Nein.

"Geht jetzt! Merkon, Emilius, Rob. Geht!", sagte einer der Ältesten.

"Nein! Ich werde nicht gehen!", schrie Merkon, "das könnt ihr vergessen!"

"Merkon! Benimm dich! So kannst du nicht mit uns umgehen!"

"Doch das kann ich, verdammt nochmal! Du kannst nicht von mir erwarten, dass ich jetzt, genau jetzt, Sora im Stich lasse! Nein! Das kannst du nicht von mir verlangen!"

"Merkon ruhig jetzt! Geh jetzt! Ich dachte du wärst vernünftig! Und nehm gleich die anderen Schwachköpfe mit!"

"Das sind keine..."

"Merkon! Ich will nichts mehr hören!"

Mit einem finsteren Blick wandte er sich von den Ältesten ab und ging zusammen mit den anderen beiden Weg.

"so so. Die Drei hast du also schon von dir überzeugt. Also, geb uns einen Grund, warum du bei uns bleiben solltest."

"Ich kann euch keinen Grund geben, da müsst ihr die verdammten Götter fragen, die mich auf diesen beschissenen Planeten geschickt haben."

"Hört, hört. Frech ist sie auch noch."

"Da verwechselt ihr was, ich bin nicht frech. Ich bin verdammt nochmal ein ganz normaler Halbgott, eine ganz normale Frau, die auch mal Mut hat, das Maul aufzumachen, um zu sagen, was ihr passt oder nicht! Das ist ein großer Unterschied!"

"Ach ja? Wie dem auch sei. Gib uns eine Grund, warum wir noch jemanden aufnehmen sollten!"

"Wenn ich mal kurz etwas sagen dürfte?"

Ein gut gebauter Mann mit blond gelocktem kurzem Haar und blauen Augen trat hervor. Er hieß Varro. "Soweit ich weiß, sollte sie doch unser Dorf beschützen."

"Ach ja, wie sollte eine einfache Frau uns beschützen?"

"So! Erstens bin ich die Tochter von Ares, dem griechischem Kriegsgott und zweitens kann ich das!"

Das war das erste mal, das jemand meine Fähigkeiten zu Gesicht bekam. Erst spuckte ich einen großen Feuerstrahl in die Luft. Dann plötzlich erhoben sich aus dem Boden riesige Felsen. Ich zog einen langen, scharfen Wasserstrahl um mich herum und anschließend lies ich einen gewaltigen Sturm auftösen, der ganze Bäume umriss.

"Noch Fragen?"

"Das...das...das kann doch nicht sein! Wie...aber...wie..."

"Und?"

"Okay du kannst bleiben...unter einer Bedingung: Du beschützt unser Volk und kämpfst an unserer Front!"

"Einverstanden"

Ich hatte nun also, wie Emilius es sagen würde, meinen ersten Kampf gewonnen. Den Kampf um ein richtiges Leben, um ein Zuhause und um freunde...

7

Ich lebte hier schon eine Weile und fand es eigentlich ganz schön. Die Leute waren sehr nett und verständnisvoll. Ich genoss es, mit ihnen allen zu leben. Doch es sollte der Tag kommen, der alles verändern würde...

Ich besuchte die Jungs auf dem Feld, während sie arbeiteten.

"Macht´s Spaß?", schrie ich ihnen mit einem Grinsen auf dem Gesicht zu.

"Kannst uns gerne helfen!", rief Merkon zurück.

"Danke, aber diesen Spaß möchte ich euch überlassen."

"Ach, das ist ja nett."

"Na warte!", rief Emilius und kam plötzlich schreiend angerannt, legte seine Arme um mich und warf sich dann mit mir in den Armen auf den Boden.

"Du hast echt nen Schaden!" Wie oft ich diesen Satz jetzt schon lachend in seiner Gegenwart gesagt hatte...

"Ich weiß."

"Hey ihr beiden! Treibt eure kleinen Spielchen wo anders!", rief uns Rob mit einem verlegenen Lächeln rüber.

"Und du spinnst auch, mein Lieber. Ach ihr seid doch alle verrückt!", rief ich ihm zurück.

"Und du bist normal?", flüsterte mir Emilius ins Ohr und lehnte sich etwas über mich. Ich drückte sein Gesicht mit meiner Hand von mir weg: "Normaler als du auf jeden Fall."

"Da muss ich ihr wohl Recht geben", sagte Merkon, ging auf uns zu und lies sich neben uns ins Gras fallen.

"Und mich lasst ihr jetzt hier einfach alleine oder was?", rief Rob von der anderen Seite des Feldes rüber.

"Dann komm doch her!", schrien wir zurück.

"Und was ist mit der Arbeit?"

"Ach, die kann warten!"

"Sicher?"

"Jetzt beweg deinen Hintern hierher!", schrie ich.

"Ja, ja. Ist gut. Ich komme schon."

Er rannte schnell zu uns rüber und lies sich dann neben uns auf den Boden fallen. Jetzt lagen wir zu Viert auf dem Feld.

"Hey, Sora?", flüsterte mir Emilius ins Ohr und beugte sich wieder etwas über mich.

"Was?"

"Danke."

"Wofür?"

"Dafür, dass du dich bei dem Rat durchgesetzt hast und bei uns bleiben kannst."

Er lächelte mich etwas an. Dann stummte ich ihn zur Seite und stand auf.

"Sollten wir nicht langsam zurückgehen?", fragte ich die Jungs, die angestrengt versuchten, in mein Gesicht zu gucken, da die Sonne doch sehr blendete.

"Na gut", sagte Merkon etwas mürrisch und stand auf.

"Euer ernst? Erst holt ir mich hier rüber und jetzt wollt ihr wieder gehen?", fragte Rob genervt.

"Tja, so ist das Leben", antwortete ihm Emilius und zog ihn hoch.

"Ey, kommt schon! Jetzt können wir doch auch noch etwas hier bleiben."

"Zu spät. Jetzt stehen wir alle schon."

Also gingen wir zurück zur Siedlung. Rob maulte die ganze Zeit herum. Doch als wir angekommen waren, bekamen wir einen Schock. Irgendjemand oder irgendetwas hatte das Dorf angegriffen! Überall lagen Leichen auf den abgebrannten Trümmern. Und das alles mitten in einem großen Blutmeer.

"Was zum Teufel..."

"Nein! Das kann doch nicht sein!", schrie Rob erschrocken.

Ein paar Überlebende schleiften sich durch das Dorf, verwundet und halbtot, auf der Suche nach Freunden und Verwandten, teilweise auch nach der eigenen Familie. Ständig hörte man Leute schreien und weinen. Es war entsetzlich. Ich entdeckte Varro, der Kerl, der sich damals für mich eingesetzt hatte.

"Varro!", schrie ich und rannte zu ihm. Er lag dort, schwer verwundet, aber er lebte noch. Ich kniete mich neben ihn.

"Varro! Den Göttern sei Dank, du lebst noch. Aber was ist hier passiert?"

Er nahm meine Hand: "Es ging zu schnell, es waren zu viele. Wir waren nicht vorbereitet. Nein, das waren wir nicht."

"Ich...ich...ich...es tut mir so leid. Ich hätte da sein sollen, euch helfen sollen. Das ist alles meine Schuld, es tut mir so leid.", zitternd drückte ich seie Hand immer fester.

"Nein, du kannst nichts dafür. Woher hättest du das wissen sollen? Niemand wusste das, also hätte das auch niemand verhindern können. Mach dir keine Vorwürfe."

"Aber ich hätte doch..."

"Nein. Du hättest nichts tun können. Kümmere dich jetzt um die Verwundeten. Das Schicksal und die Götter wollten es so."

"Sora, was sollen wir jetzt bloß tun?", fragte mich Emilius mit zitternder Stimme. Ihnen war das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Ich wusste, dass sie mich jetzt brauchen würden. Also zögerte ich nicht lange: "Bringt mir die Verwundeten!  Ich werde mich um sie kümmern. Doch erst ist Varro dran."

"Sora", flüsterte Varro, "Sora, mich möchte, dass du dich erst um die Anderen kümmerst und dass du uns rechen wirst. Lass mich hier zurück. Die anderen sind wichtiger."

"Vergiss es! Mach jetzt nicht einen auf stark! Du bist nicht wehinger wert als die anderen!"

"Aber auch nicht mehr!"

Dann nahm er meine Hände und küsste mich auf die Fingerknochen, solange er nocht Karft dazu hatte.

"Auf dich ist Verlass. Du bist so wundervoll. Danke."

"Danke nicht mir."

In diesem Moment rief

Merkon: "Sora, das solltest du dir vielleicht anschauen."

"Ich komme gleich wieder, Varro."

"Warte noch kurz."

Er nahm mich an den Arm zog mich herunter und küsste mich.

"Ich wollte dir noch sagen, bevor ich sterbe, dass ich dich liebe."

"Du wirst nicht sterben, rede keinen Scheiß!"

"Wer weiß. Wehnigstens weißt du es jetzt."

"Sora, komm jetzt her!", rief Merkon noch einmal.

"Ich bin gleich wieder da."

Dann stand ich auf und ging zu Merkon rüber. Er starrte auf irgendetwas.

"Sora...das...das...das...dazu ist kein Mensch in der Lage...das war kein Mensch..."

Er machte mir Angst und ich verlangsamte meine Schritte. Ich sah erst nur ein paar Füße , doch umso näher ich kam, umso besser verstand ich, warum Merkon so verstört war: vor ihm lag der Pfarrer des Dorfes, tot. Ihm vehlte der Kopf. Er wurde abgerissen, nicht abgeschlagen, dafür ist das Fleisch zu zerstört. Vor ihm stand mit Blu geschrieben nunc belli auxilium filiam non potes.

"Sora, was heißt das?

Nunc belli auxilium filiam non potes murmelte ich immer wieder nunc belli auxilium filiam non potes.

"Sora, schnell!", rief Rob auf einmal.

Schnell sprang ich auf und lief zu ihm. Auch er stand vor einer Leiche, die auf dem Rücken lag, und auch ihm war das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Ich kniete mich vor die Leiche und wusste zuerst nicht, warum sich Rob so erschreckt hatte.

"Was ist denn los?"

"Dreh...dreh die Leiche um."

Also drehte ich sie um. Plötzlich sah ich, dass die Leiche schwarze Augen und tiefe, starke Bissspuren am Hals und an den Armen hatte. Ich schrie auf und sprang zurück.

"Was zum Teufel..."

"Weiß ich nicht Rob! Ich weiß es nicht! Frag mich nicht!"

In den Bauch der Leiche wurde etwas eingeritzt: Et pereatis praevalebit malum.

"Was bedeutet das, verdammt nochmal!", brüllte ich.

Doch dann wurde mir alles klar. Nunc belli auxilium filiam non potes. Et pereatis praevalebit malum.

"Das...das...das ist Latein. Es bedeutet. Selbst die Tochter des Krieges kann euch jetzt nicht mehr helfen. Das Böse wird herrschen und ihr werdet untergehen!" Mir lief es eiskalt den Rücken herunter, und ich glaube, da war ich nicht die Einzige, denn auch die Jungs schauten entsetzt.

"Nunc belli auxilium filiam non potes. Et pereatis praevalebit malum! Das waren keine Menschen. Das waren..."

Plötzlich erhallte ein lauter Knall und dann ein langes, lautes, schrilles Geräusch. Wir vielen alle auf den Boden, versuchten uns so gut wie möglich die Ohren zuzuhalten. Ich schrie. Es schmerzte so sehr. Nach einer Weile hörte dieses Höllengeräusch auf, doch ich lag da, zitterte und konnte mich nichtmehr bewegen.

"Sora!", Emilius kam angerannt, kniete sich neben mich und rüttelte an meinem Arm. "Sora!"

Zuerst konnte ich ihm icht antworten, doch nach einer Weile brachte ich doch ein leises "Was ist los?" heraus.

"Die ganzen Verwundeten...sie sind alle tot. Jetzt sind nur noch Du,Rob,Merkon und ich da!"

"Was hab ich damit zu tun?"

"Du verstehst das nicht! Varro ist auch tot! Sie sind alle tot!"

"V...Varro? Aber...aber..."

Mehr konnte ich nicht sagen. Dann fiel ich wieder in mich zusammen und gab keinerlei Reaktionen von mir.

"Sora! Bitte! Verlass uns nicht! Wir brauchen dich! Ich brauche dich!"

"Emilius!", brüllte Merkon, "Emilius! Komm! Wir müssen diesen vom Teufel aufgesuchten Ort verlassen!"

"Ich komme schon!", rief er zurück.

"So, wenn du keine Reaktion zeigst bleibt mir nichts anderes übrig!"

Er nahm mich auf den Arm und ging zu den anderen beiden. Sie hatten es sehr eilig, sie wollten hier so schnell wie möglich weg. Doch ich schaute nurnoch in Richtung Varro. Auf seinen leblosen Körper. Ich musste weinen.

Nunc belli auxilium filiam non potes. Et pereatis praevalebit malum...

8

"Hey! Jungs! Kommt her! Sie hat ihre Augen aufgemacht! Rob! Merkon!"

Das war ja ei tolle erwachen. Als ich also die Augen aufgemacht hatte, sah ich zuerst nur Emilius, wie er sich über mich beugte und langsam anfing zu lächeln. Dann kamen auch schnell Rob und Merkon.

"Sora!", rief Merkon überrascht und umarmte mich.

"Leute, was ist denn los? Was ist passiert?"

"Du warst bewusstlos und hattest eine Zeit hohes Fieber. Wir wussten nicht, ob du es überleben wirst oder nicht", erklärte mir Rob.

"Wie lange war ich denn bewusstlos?"

"Zwei Wochen."

"Ganze zwei Wochen?", fragte ich entsetzt.

"Zwei Wochen, 14 Tage, 336 Stunden, 20160 Minuten oder 1209600 Sekunden, je nachdem wie du es sehen willst."

"Du bist doch blöd!"

Ich griff nach irgendetwas, um es nach Rob zu werfen. Das einzige was ich fand, war ein Stein, aber ich wurf ihn trotzdem, weil ich genau wusste, dass ich Rob nicht treffen würde.

"Und was ist mit...", ich brach den Satz ab. Doch Merkon wusste, was ich sagen wollte: "Er liegt noch dort."

"Können wir nicht..."

"Später", unterbrach mich Emilius, "wenn es dir besser geht."

"Aber ich würde dann gerne alleine gehen."

"Okay, aber erst, wenn es dir besser geht."

"Wer sagt, dass es mir nicht jetzt schon gut genug geht?"

Ich versuchte auzustehen und taumelte erst ein bisschen durch die Gegend, wie ein kleiner Säugling, der gerader das laufen lernte. Doch nach einer Weile gab ich auf und setzte mich wieder. Meine Knochen waren einfach noch zu müde um mich weite Strecken zu tragen.

"Doch nicht so einfach, was?", sagte Rob hinterlistig.

"Ach, halt doch deine Fresse! Du hast doch keine Ahnung! Willst du lieber diese ganze Scheiße machen?", schrie ich an und wandte ihm den Rücken zu.

"Glaubst du echt, uns geht es gerade besser? Wegen dir ist unser Dorf nur noch ein Haufen Asche! Alle sind tot, nur weil du zu feige warst!"

"Ich hätte doch auch nichts ändern können!"

"Du hättest das Dorf verteidigen können! Aber anscheinend bist du zu schwach dafür!"

"Na warte!", schnell drehte ich mich zu ihm um und stummte ihn auf die Seite: "Du willst diese ganzen Pflichten übernehmen? Gerne!" Provukativ stummte ich ihn immer weiter nach hinten.

"Ich wette mit dir, ich würde es besser hinkriegen als du!"

"Du kleiner..."

Sofort holte ich mit meiner Faust aus und schlug ins Gesicht, so fest, dass seine Nase anfing zu bluten. Mit zwei Fingern wischte er sich das Blut weg: "Ach, zuschlagen? Besser weißt du dir anscheinend nicht zu helfen!"

"Wenigstens kann ich es!"

Mit diesen Worten stürtzte ich mich auf ihn und schlug auf ihn ein.

"Hey ihr beiden! Hört auf!", schrie Emilius. Dann packte er mich an den Armen und zerrte mich von Rob weg.

"Was ist bloß in dich gefahren!", fragte mich Emilus mit einer ernsten Stimmlage.

"Gott verammt! Das ist mein Leben und meine Sache, also misch dich nicht ein!"

"Aber wieso verprpügelst du Rob einfach so?!"

"Einfach so?! E hat mich doch provuziert! Was kann ich dafür?!"

"Du kennst ihn! Der lawert nur Scheiße! Du musst dich besser unter Kontrolle haben!"

"N´ Scheiß muss ich!"

Ich spuckte vor Emilius Füße. Dann drehte ich mich um und ging zum Dorf, das nur noch ein einziger Trümmerhaufen war. Ich ging zu der Leiche von Varro und betrachtete ihn eine Weile. Es war komisch, eine Person so stark zu vermissen, obwohl ich doch nur wusste, wie er aussah und seinen Namen kannte. Dann, nach einer Weile, ging ich etwas weiter weg um ein paar Blumen zu plücken. Diese legte ich in Varros Hände, die ich zuvor auf seiner Brust gefaltet hatte. Mir kullerte eine Träne über die Wange. Varros Augen waren noch geöffnet. Mir war, als konnten sie diese fatale Geschichte noch einmal erzählen. Der Wind fuhr durch dass blond-gelockte, kurze Haar von Varro. Ich schloss seine Augen, damit er friedlich da lag. Ich gab ihm noch einen Kuss auf die Stirn und sagte mit zitternder Stimme: "Auf Wiedersehen. Warte auf mich. Wir werden bestimmt alle bald zu dir kommen. Früher oder später ist es soweit. Das verspreche ich dir."

"Ach, das ist ja süß", hörte ich plötzlich eine männliche, leicht verrauchte Stimme hinter mir sagen. Hastig drehte ich mich um, doch das einzige was ich sah, war ein Schatten, der sich zwischen den Bäumen versteckte.

"Wer bist du?", fragte ich mit entsetzter Stimme.

"Hör zu, ich weiß was hier passiert ist. Ich war dabei."

"Was zum Teufel...und was machst du dann hier?"

"Ich will dir helfen. Ich bin auch kein Mensch. Aber mehr kann ich dir hier nicht sagen. Es ist zu gefährlich. Sie beobachten uns. Ich werde dir alles bei unserem nächsten Treffen erzählen. Hab nur Geduld."

Dann verschwand der Schatten.

"Halt! Wer bist du? Was bist du? Hallo?", doch ich schrie ins leere. Die Totenstille, sie war wieder zurückgekert...

9

Als ich dann wieder zurück zu den anderen ging, wurde es schon langsam dunkel. Die Jungs saßen zusammen an einem Lagerfeuer, dass schon ziemlich niedergebrannt aussah. Ich fühlte mich irgendwie etwas bedrückt, keine Ahnung warum. Rob's Auge war ziemlich geschwollen. Er starrte auf seine Hände, die ununterbrochen ein Blatt zerrissen. Niemand sagte auch nur ein Wort. Nachdem ich dort eine Weile rum stand, rief ich Rob zu mir. Er schaute mich kurz etwas ungläubig an, doch dann stand er auf und ging zu mir.

"Rob es tut mir so leid, wegen vorhin", sagte ich ihm mit leiser Stimme.

"Ich muss mich auch entschuldigen. Ich hätte nicht so schlecht über dich reden sollen", konterte er mich.

"Alles wieder okay?"

"Immer."

Dann umarmten wir uns und gingen zu den anderen. Emilius lief etwas durch die Gegend und sammelte etwas Holz.

"Hey Emilius, komm jetzt", rief Merkon ihm zu. Emilius schaute zu uns rüber und blieb einfach stehen, sagte nichts. Dann plötzlich lies er das Holz fallen und ging zu uns.

"Wir sollten langsam schlafen gehen", sagte Rob, "es war ein anstrengender Tag."

Wir stimmten ihm zu und legten uns schlafen.

 

Am nächsten Morgen wurden wir von einem hysterischen Schrei eines Mannes geweckt. Sofort sprang ich auf.

"Was zum Teufel war das?", fragte Merkon mit einer entsetzten Stimme.

"Ich habe keine Ahnung", sagte ich zu ihm, "aber wir werden es gleich herausfinden, denn es kommt auf uns zu."

Jetzt stellten sich auch die anderen hin. Ein total aufgeschreckter Mann kam auf uns zu gerannt. Er war gut-gebaut, hatte braune mittellange Haare, einen Drei-Tage-Bart und braune Augen.

"Versteckt euch!", schrie er immer wieder. "Versteckt euch, es kommt euch holen!"

Wir fingen ihn schnell ab. Merkon packte ihn am Arm: "Hör zu, alles ist gut. Beruhigen dich erstmal. Es wird dir nichts passieren."

Der Mann setzte sich und schaute den Boden total traumatisiert an: "Sie sind alle tot...alle tot...sie haben sie alle umgebracht..."

Ich ging zu ihm, kniete mich hin und schaute ihm in seine Mut Angst gefüllten Augen: "Beruhigen dich erstmal. Es ist alles gut. Wie heißt du, wenn ich fragen darf?"

"Ich bin Milo."

"Und was ist passiert?"

"Wir wurden angegriffen...sie haben unser Dorf abgebrannt...es waren einfach zu viele..."

"Halt...sie brannten das Dorf ab?"

"Ja...sie starben entweder alle im Kampf oder in den Flammen..."

"Ich glaube, euer Dorf wurde von den selben Leuten überfallen, wie unser Dorf. Kannst du sie etwas mehr beschreiben?"

"Sie trugen teilweise goldene Rüstungen...teilweise hatten sie starke Körperzeichnungen...einer fiel besonders auf. Sein ganzer Körper war gezeichnet mit...mit...mit einer Art Tatoos oder so...er sah aus wie eine Leiche, durch diese ganzen Zeichen. Er hatte keine Haare...aber seine Haut...seine Haut war wie unsere...nur gezeichnet von diese Tatoos...Sehnen, Adern, Knochen...all das war auf seiner Haut zu sehen. Seine Augen...sie waren strahlend grün... Man verlor sich schnell in ihnen. Das war seine Waffe..."

"Sora, lass ihn. Der ist doch verrückt!", verspottete Merkon ihn.

"Halt seine Klappe Merkon!", schrie ich ihn an, "bitte erzähl mehr, Milo."

"Seine Stimme...sie war rau, verraucht und düster..."

"Sora, der hat sie doch nicht mehr alle", sagte Emilius.

Ich stand auf und drehte mich zu ihm.

"Du verstehst das nicht. Ich habe diese Stimme auch gehört, als ich Varro noch einmal aufgesucht hatte! Ich habe am Anfang auch gedacht, er wäre verrückt...dich so wie es Milo hier beschreibt, haben wir es hör mit einem Gestaltenwandler zu tun! Wir sollten diese Sache ernst nehmen! Mit solchen Wesen ist nicht zu spaßen und anscheinend hat ein Volk einen dieser Gestaltenwandler im Besitz."

Die Jungs starten mich unglaubwürdig an.

"Jetzt schaut mich nicht an, als wäre ich von Dämonen besessen!"

"Und du bist sicher, dass du nicht verrückt bist, oder einfach zu oft auf den Kopf gefallen bist?", fragte mich Merkon.

"Nehmt ihr die Sache überhaupt ernst? Hallo? Euer Dorf wurde abgebrannt! Ihr habt alles verloren! Und ihr wollt jetzt hier nur sitzen und Däumchen drehen?"

"Was sollen wir denn tun?", entgegnete mir Rob.

"Das weiß ich auch nicht, aber wir sollten uns vielleicht wsd einfallen lassen."

"Da hat sie recht", stimmte mir Emilius zu, "was ist, wenn wir nicht das einzige Volk sind, dass sie angegriffen haben? Und was diesen Gestaltenwandler angeht...kann doch gut sein, dass solche Wesen exestieren...ich meine, hallo? Sora ist eine Halbgöttin. Das heißt, es könnte noch viele andere Wesen geben."

"Sie ist eine...was?", fragte Milo erschrocken.

Ich schaute ihm ins Gesicht.

"Sie ist eine Halbgöttin", wiederholte sich Emilius.

"Du...du bist auch so eine wie dieser Kerl?"

"Nein, sie ist nicht wie ich", flüsterte die raue Stimme, die mir gestern schon begegnet war, "ich bin schlimmer. Ich war dabei, als eure Völker ausgerottet wurden. Doch...ich war nicht immer so. Sie drängten mich, für das Böse zu sein. Mit Stöcken prügelten sie auf mich ein und versuchten so meinen Willen zu brechen. Das schafften sie auch...vorerst..."

Eine Gestalt sprang von Baum zu Baum, wie eine Katze, immer verfolgt von meinen Augen.

"Wer zum Teufel bist du?", fragte ich mit starker Stimme.

"Ich?", lachte er böse, "ich bin der schlimmste Albtraum vieler Völker geworden. Haufenweise brachte ich sie um...das Blut klebte an mir...ich brachte sie mit bloßer Hand um...ihre Körper zappelten...sie versuchten sich zu wehren, dich sie schafften es nicht...ich habe ihnen die Kehle durch gebissen...ihnen die Organe aus den leblosen Körper entrissen. Kannst du dich noch an die Bissspuren am Hals von deinem geliebten Varro erinnern? Das war ich...ich habe ihn umgebracht..."

"Wie krank muss man nut sein?", fragte Rob mit angewiderter Stimme.

"Ich bin nicht krank!", sagte die Gestalt bissig, "sie drängten mich dazu."

"Ich dachte, du bist ein Gestaltenwandler  kein feiges Huhn. Wieso hast du dich nicht gewehrt?", provuzierte Rob die Gestalt.

"Rob, lass das!", schnautzte ich ihn an, "du kannst noch so besonders stark sein, wenn sich ein ganzes Volk gegen dich auflehnt, kannst du auch nichts mehr machen. Also lass ihn versammt nochmal in Ruhe!"

"Du sch einst mir ein großes Herz zu haben", die Stimme wurde langsam freundlicher, "ich hätte nicht gedacht, dass es noch solche Wesen gibt. Das ist mir fremd. Ich kenne das gar nicht. Ich habe bis jetzt nur die feindliche Seite kennen gelernt..."

Anscheinend gewann ich langsam sein Vertrauen. Er ging ein paar Schritte aus dem Dunklen hervor. Jetzt erkannte ich leichte Umrisse...und seine strahlend grüne Augen, von denen mir Milo vorhin erzählt hatte. Er hatte recht, man verlor sich schnell in ihnen.

"Könnte ich jetzt deinen Namen erfahren?", fragte ich ihn.

"Mein Name ist Rick", antwortete er mir.

"Ach, schau an. Der Herr hat einen Namen", sagte Rob hinterlistig.

"An deiner stelle würde ich mal deine vorlaute Zunge zügeln!", zischte ihm Rick zu.

"Glaubst du, ich habe vor einem wie dir Angst? Nie im Leben!"

"Solltest du aber..."

"Lasst den Scheiß!", fauchte ich die beiden an.

"Sora, glaubst du, ich lasse mir von so einem wie dem was sagen?", sagte Rob.

Jetzt trat Rick ganz ins Licht. Es war eindeutig, er war ein Gestaltenwandler. Sein Körper war gezeichnet von Tatoos, die ihn wie eine verwesende Leiche aussehen ließen.

"Ich bin nicht hierher gekommen um Streit zu suchen", zischtebrick Rob an, "ich bin hierher gekommen, um euch zu helfen..."

Mit diesen Worten wandten er sich von Rob ab und schaute noch einmal zu mir rüber.

"Ich kenne sie besser, als ihr. Glaubt mir, da hilft kein leichter Plan, er muss gut durchdacht werden. Sie sind grausam und brutal. Aber ich kann euch helfen. Ich weiß wie sie ticken."

"Sora, du willst so einem wie dem vertrauen, oder?", fragte mich Rob.

Ich schaute ihn an. "Ich habe das Gefühl, dass er und wirklich helfen kann. Verurteile ihre nicht. Menschen und auch andere Wesen ändern sich. Ich glaube, er vertraut mir, also vertraue ich ihm. Und ich wäre ihm dankbar, wenn er hier bleiben würde und uns helfen würde."

Ein leichtes Lächeln zeigte sich auf dem Gesicht von Rick.

"Also darf ich bleiben?"

Nein!", schoss es aus Rob heraus.

"Doch, kannst du."

Ich warf Rob einen bösen Blick zu. Ihm gefiel es nicht, dass ich ihm in den Rücken fiel.

"Also, wer sind diese Kerle, die unser Dorf angegriffen haben?", fragte ich Rick.

"Das ist eine lange Geschichte."

Und er begann zu erzählen...

10

"Also, erzähl", vorderte Rob Rick auf.

"Ja, erzähl. Was sind das für Leute?", fragte Merkon nach.

"Ihr denkt wahrscheinlich, das sind ganz normale Menschen. Das versuchen sie auch zu bezwecken. Aber das sind keine Menschen."

"Was sind sie sonst?", unterbrach Emilius Rick.

"Lass ihn doch mal ausreden", zischte ich ihn an.

"Danke, Sora."

Rick nickte mir dankbar leicht zu. Dann fuhr er fort: "Das sind keine Menschen. Das sind alles Seelensauger, Schattenwesen und Gestaltenwandler."

"Und was soll das sein?", unterbrach Milo ihn.

"Milo!", schrie ich ihn an.

"Tschuldigung."

Rick atmete tief ein und schnaufte laut aus. Dann erzählte er weiter: "Seelensauger sind, wie der Name schon sagt, Wesen die dir die Seele aus dem Leib saugen. Schattenwesen sind Gestalten, die sich so leise und unauffällig bewegen können, dass sie sich an dich ranschleichen können, ohne dass du was merkst. Meist schleichen sie sich dann von hinten an und attackieren dich dann. Und wir Gestaltenwandler...nun...wir sind einer der schlimmsten. Wir haben messerscharfe Zähne, mit denen wir euch die Kehle durchbeißen, einen Schwanz mit einem Giftstachel, ein Stich und ihr kippt tot um. Und natürlich haben wir auch klingenähnliche Klauen, mit denen wir euch die Eingeweide im Körper umdrehen. Und wenn wir ins extreme gehen, steht unsere Haut in Flammen...das fiese ist, wir können das alles verstecken. Deswegen sind wir so gefährlich. Ich könnte euch jetzt alle auf einem Schlag umbringen. Natürlich werde ich das nicht tun."

Die Jungs starten Rick total entsetzt an. Ich glaube, sie hatten Angst vor ihm. Ich fand ihn sympathisch.

"Was ist denn jetzt mit denen los?", fragte mich Rick lachend.

"Ich glaube, sie haben Angst vor dir."

"Und du?"

"Wieso sollte ich."

"Weiß ich doch nicht."

"Ich finde dich zu sympathisch um Angst vor dir zu haben."

Wir beide mussten lachen.

"Was gibt es da zu lachen?", fragte uns Milo entsetzt, "der Kerl ist gemeingefährlich! Das ist ein Monster! In Ketten gehört der!"

"Milo!"

"Ist schon OK", sagte Rick, "ich kann es verstehen. Ich würde das an seiner Stelle auch verlangen. Fesselt mich ruhig, dass er in Ruhe schlafen kann."

"Kommt nicht in Frage", konterte ich ihn, "du bist auch nur ein Lebewesen und so können sie mit dir nicht umgehen!"

"Sora, ich muss da Milo leider recht geben", sagte Merkon zu mir.

Ich schaute ihn unglaubwürdig an: "Nicht dein ernst, oder?"

"Es ist sicherer."

"Und wenn schon, mit was wollt ihr ihn fesseln?"

"Na damit", sagte Rob und holte eine Eisenkette hinter sich hervor.

"Wenn ihr ihn fesselt, müsst ihr das auch mit mir machen!"

"Sora, bitte. Lass das", sagte Rick leise zu mir.

"Ich könnte ja auch gefährlich für sie werden", sagte ich mit einer provukativen Stimmlage.

"Macht mir nichts aus!", zischte mich Milo an.

"Du kleiner...", jetzt wurde Rick akkresiv, "wenn ihr mir die Ketten anlegen wollt, nur zu, aber lasst sie aus dem Spiel!"

"Ach ja? Was willst du dagegen tun?", provukativ ging Milo ein paar Schritte auf Rick zu. Plötzlich fuhr Rick seine Klauen aus, durchbohrte das Fleisch von Milo und zog ihn zu sich. Dann flüsterte Rick: "Hör zu, du solltest deine vorlaute Zunge zügeln und mich nicht provuzieren! Das schadet dir bloß!"

Blut lief aus dem Mund von Milo. Dann lies Rick von ihm ab: "Säubert seine Wunde und verbindet sie. Dann wird er überleben."

Rob ging sofort zu Milo. Ich schaute Rick unglaubwürdig an: "Rick, verdammte scheiße. Was hast du dir dabei gedacht? Was hast du getan?"

"Du hast mich vorhin verteidigt, jetzt verteidige ich dich."

"Fesselt ihn jetzt", sagte Rob mit monotoner Stimme. Rick fuhr seine Krallen wieder ein und streckte seine Hände wortlos nach vorne. Sie ketteten ihn an einen Baum.

 

Abends saß ich mit Rob, Merkon, Emilius und Milo zusammen an einem Feuer. Wir aßen etwas Brot, dass wir noch aus dem Dorf mitgenommen hatten. Die Jungs redeten über irgendwas, wahrscheinlich über Rick. Ich kriegte es nicht mit, denn ich schaute nur zu "der Bestie",wie sie ihn nannten, rüber.

"Sora?", fragte Emilius.

"Ähm...sorry...ja?"

"Alles in Ordnung mit dir?"

Ich starrte wieder rüber zu Rick.

"Entschuldigt mich."

Dann stand ich auf, nahm ein stuck Brot und ging zu Rick rüber. Er saß nur da und starrte auf den Boden.

"Es tut mir leid", sagte er leise.

"Was tut dir leid?"

"Das mit Milo...vorhin."

Rick schaute mir jetzt ins Gesicht. Ich setzte mich neben ihn.

"Das braucht dir nicht leid tun, er ist doch selbst schuld gewesen."

"Geht es ihm jetzt besser?"

"Ja."

Ich nahm das Brot und brach es in zwei Stücke. Die eine Hälfte gab ich Rick. Er bedankte sich und nickte mir wieder leicht zu.

"Womit habe ich es verdient, dass du so nett zu mir bist?"

"Ich weiß, wie es ist, wenn alle gegen dich sind."

Diese Nacht blieb ich noch bei Rick. Wir redeten noch eine Weile, bis wir und dann schlafen legten.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 02.04.2014

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