Immer wieder hört man von Männern und auch Frauen, welche junge Menschen in die Prostitution zwingen, Sie werden Loverboys genannt. Besonders gern suchen sich diese Männer und Frauen Opfer aus, die in einem schwierigen Elternhaus leben, keine Liebe bekommen, von anderen ausgegrenzt werden und Schwierigkeiten in der Schule haben.
Die Opfer sind besonders zugänglich für die Vorgehensweise der Loverboys, weil ihnen diese Täter zuhören, ihnen Vertrauen schenken und angeblich die Liebe geben, welche sie anders nicht bekommen haben. Das Schlimme an diesen Loverboys ist, dass sie sehr geschickt vorgehen. Sie bauen erst eine intensive Freundschaft auf. Wickeln die Opfer förmlich ein und vermitteln ihnen Geborgenheit, Sicherheit und Liebe. Erst wenn sich die Opfer sicher fühlen, fangen sie langsam an, sie für ihre eigentlichen Zwecke auszunutzen. Manchmal setzen sie auch KO-Tropfen und Drogen ein, um ihr Ziel zu erreichen. Die Opfer merken nicht, wo sie hineingeraten sind, bis es dann zu spät ist und sie sich selbst kaum mehr befreien können.
Das Opfer dieser Geschichte heißt Madlen. Sie ist im Dauerstress, weil sie zu Hause viele Aufgaben erledigen muss. Sie hat keine Zeit, sich mit anderen Jugendlichen zu treffen, Partys zu besuchen, ins Kino zu gehen u. v. m. Das Internet ist ihre Verbindung zur Außenwelt. Hier sucht sich Madlen Freundschaften. Sie muss aber lernen, dass es nicht nur freundliche Menschen gibt im Internet. Ihre erste kurze Begegnung auf einer Internetplattform zeigt ihr, dass sie für diese Bekanntschaft nur ein Opfer ist. Er will sofort alle persönlichen Daten von ihr bekommen. Als er das nicht bekommt, beschimpft er sie als Bitch und noch schlimmer.
In der Schule hat sie ebenfalls keine Freunde, weil sie als Streberin verschrien ist. Ihr fällt das Lernen leicht und in den Sprachen ist sie eine gute und fleißige Schülerin. Besonders Denise, Thorsten und Salem mobben sie ständig.
Zu Hause lädt ihre Mutter ihren neuen Freund Jörg ein und verkündet, dass die ganze Familie zu Jörg ziehen wird. Ihre Mutter interessiert sich nur für Jörg und den Umzug. Die Schule von Madlen und deren kleiner Bruder Justus sind ihr egal.
In dieser Situation lernt Madlen den 22-jährigen Matthias kennen. Er gibt sich ihr sehr schüchtern, aber sie nimmt ihn seine angebliche Scheu vor Mädchen und Frauen. Sie lernt auch den 17-jährigen Timo im Internet kennen, interessiert sich aber mehr für Matthias.
Wer ist nun der Gute oder der Böse?
Welche Rolle spielt Jörg?
Findet Madlen die große Liebe oder erlebt sie die Hölle der Prostitution?
Hallo! Wellcome! Servus! Hey!
Ich bin Madlen Ludwig, 17 Jahre alt, 163 cm groß, lange schwarze Haare, von der Figur eher nicht sportlich. Ein wenig zu viel Baby-Speck ist noch auf den Rippen, daher finde ich mich mit 67 kg Körpergewicht etwas pummelig. Ich wohne noch bei meiner Mutter und habe einen kleinen Bruder mit 5 Jahren. Sein Name ist Justus.
Mein Leben ist nicht gerade einfach, da ich ständig auf meinem Bruder aufpassen muss. In der Schule habe ich keine Schwierigkeiten mit den Zensuren, dafür erhebliche Probleme mit meinen Mitschülern. Ständig werde ich als Streberin beschimpft, nur weil ich gute Noten erarbeite. Freundinnen und Freunde habe ich keine. In den Pausen stehe oder sitze ich allein in einer Ecke und esse mein Pausenbrot. Setze ich mich in der Cafeteria an einen Tisch, sitze ich dort ebenfalls allein. Teilt der Lehrer mich in eine Gruppe ein, werde ich ignoriert und muss mir alles allein erarbeiten. Bei der letzten Klassenreise bekam ich als einzige ein Einzelzimmer. Kein Mädchen wollte mit mir ein Zimmer teilen. Ich fühle mich ausgeschlossen und ich weiß nicht, warum.
Wie ich es schon gesagt habe, lebe ich noch bei meiner Mutter. Meinen leiblichen Vater kenne ich nicht. Er hat meine Mutter verlassen, als sie mit mir schwanger war. Vor etwa 6 Jahren hatte meine Mutter ein Verhältnis mit ihrem Chef. Für sie war es die große Liebe, aber als sie mit meinem Bruder schwanger wurde, war es mit der großen Liebe vorbei und sie arbeitslos. Unterhalt zahlen beide Väter nicht, weshalb das Familieneinkommen sehr knapp ist. Meine Mutter geht zu mehreren Arbeitsstellen am Tag. Sie verlässt um 04:30 Uhr unser Haus und kommt gegen 23 Uhr nach Hause.
Mein Tag beginnt um 05:30 Uhr. Nach meinem Morgenprogramm der Körperpflege mache ich das Frühstück und die Pausenbrote für uns fertig. Um 06:30 Uhr wecke ich meinen Bruder und zieh ihn an. Nachdem wir gefrühstückt haben, müssen wir gegen 07:15 Uhr los. Zuerst bringe ich meinen Bruder in den Kindergarten und anschließend fahre ich mit dem Bus zur Schule.
Nach der Schule muss ich erst einkaufen, anschließend meinen kleinen Bruder vom Kindergarten abholen, aufräumen, kochen und auf meinen Bruder achten. Um 19:00 Uhr bringe ich Justus ins Bett, danach habe ich Zeit für meine Hausaufgaben.
An den Wochenenden bin ich so platt, dass ich viel schlafe, wenn meine Mutter nicht andere Aufgaben für mich hat. Fragt mich bitte nicht, wann ich einmal Zeit hatte auf eine Party zu gehen, mich mit Freundinnen zu treffen, ins Kino zu gehen oder einfach mal für mich allein sein konnte. Mein derzeitiges Leben besteht nur aus Stress und Arbeit. Wie ich einen Notendurchschnitt von 1 – 2 halten kann, frag ich mich selbst?
Langsam werde ich wach, weil etwas an mir rüttelt und schüttelt. Justus stand an meinem Bett.
Justus: „Madlen, aufstehen! Ich muss in den Kindergarten. Heute kommt der Kasperle. Komm schnell, wir haben verschlafen!"
Madlen: „Was? Wie spät haben wir es denn?"
Mein Blick fällt auf meinen Wecker und der zeigt 06:50 Uhr an. Gerade will ich aufstehen, als ich auf mein Handy schaue und das Datum sehe. Da steht es deutlich zu lesen, heute ist Samstag! Erleichtert atme ich auf.
Madlen: „Justus, heute ist Samstag und kein Kindergarten. Du kannst noch etwas schlafen. Lege dich wieder in dein Bett oder willst du zu mir unter die Decke kommen?"
Ich hob meine Bettdecke an, schon liegt Justus neben mir und kuschelt sich an mich. Es dauert nicht lange und er ist wieder eingeschlafen.
Ich schrecke aus dem Schlaf auf, als meine Mutter in meinem Zimmer steht und brüllt.
Jutta: „Madlen los raus aus dem Bett! Wir haben viel zu tun. Los bewege deinen faulen Hintern aus dem Bett."
Neben mir setzt sich Justus auf und reibt sich den Schlaf aus den Augen.
Madlen: „Mama, was soll das? Jetzt hast du Justus wach gemacht. Warum haben wir zu tun? Es ist Samstag und nichts geplant."
Jutta: „Dein Bruder kann in seinem Bett weiterschlafen und du stehst jetzt auf. Um 16:00 Uhr kommt Besuch. Ich muss einkaufen und du musst die Wohnung aufräumen. Los bewege dich aus deinem Bett."
Madlen: „Besuch? Wer kommt denn?"
Jutta: „Ich habe Jörg zum Kaffee um 16:00 Uhr eingeladen. Nun mach schon und steh auf."
Langsam erhob ich mich und schaute auf mein Handy. Gerade war es 09:30 Uhr. Ich nahm Justus auf den Arm und brachte ihn in sein Zimmer. In sein Bett wollte er aber nicht mehr. Er setzte sich vor seinem Bett und fing an zu spielen.
Nachdem ich im Bad war und mich angezogen hatte, ging ich in die Küche, um zu frühstücken.
Madlen: „Wer ist dieser Jörg?"
Jutta: „Jörg ist ein Arbeitskollege aus dem Supermarkt. Wir arbeiten in einer Schicht zusammen. Er ist nett. Sag einmal, du willst doch jetzt nicht erst frühstücken, bevor du mit der Arbeit anfängst?"
Madlen: „Doch und für Justus muss ich auch etwas machen. Er hat bestimmt Hunger."
Jutta: „Dein Bruder habe ich ein Brot mit Nutella gemacht und einen Kakao. Beides habe ich ihm auf sein Zimmer gebracht. Du kannst nachher essen.
Madlen: „Du hast Justus ein Nutella-Brot und Kakao auf sein Zimmer gebracht? Ich hoffe Du machst nachher die Sauerei weg. Er spielt damit nur herum, ohne es zu essen. Wenn Du ab und zu mal zu Hause wärst, wüsstest Du das!"
Jutta: „Das Bad muss geputzt, mein Bett neu bezogen, im Wohnzimmer gesaugt, das Fenster geputzt und der Flur muss auch gemacht werden. Nachdem ich gebacken habe, muss die Küche sauber gemacht werden. Also, Du hast keine Zeit zum Essen. Fange an mit dem Putzen und ich gehe jetzt einkaufen."
Kaum hatte meine Mutter das letzte Wort gesprochen, war sie aus der Wohnung.
Das konnte alles nicht sein? Es würde Stunden dauern, bis ich das alles fertig hatte. Bevor ich anfange, mit dem Hausputz, brauchte ich einen Kaffee und den kochte ich mir.
Fast zwei Stunden benötigte meine Mutter für den Einkauf und anschließend ging sie sofort in die Küche.
Justus kam in der Zwischenzeit und wollte Mittagessen haben, was das Chaos in der Küche perfekt machte. Meine Mutter war am Backen, ich kochte das Essen für Justus und er wuselte zwischen uns herum. Ständig war er im Weg und naschte immer wieder vom Kuchenteig, was meine Mutter fast in den Wahnsinn trieb.
Gegen 15:00 Uhr war ich, nicht nur mit dem Putzen, fertig. Ich war geschafft und ging unter die Dusche. Lange konnte ich mich dort nicht erholen, denn meine Mutter wollte ins Bad und als Krönung hatte Justus in die Hose gemacht, weil er nicht ins Bad durfte.
Fragt mich bitte nicht, wie wir es geschafft haben, aber pünktlich um 16:00 Uhr war alles fertig. Nur das Bett meiner Mutter musste noch bezogen werden.
Jörg war pünktlich und brachte meiner Mutter einen großen Blumenstrauß mit. Er hatte einen hellen Anzug, weißes Hemd, graue Krawatte und schwarze Schuhe an. Sein Alter schätzte ich auf etwa Mitte 40, wie meine Mutter ebenfalls und war größer als ich. Er war freundlich und unterhielt sich mit mir, bis meine Mutter mit der Blumenvase und der Kaffeekanne aus der Küche kam.
Justus schien ihn nicht zu mögen, denn er wich nicht von meiner Seite, obwohl Jörg versuchte mit ihm zu spielen.
Meine Mutter war wie ausgewechselt. Ist meine Mutter verliebt? Sie bemühte sich um Jörg und las ihn jeden Wunsch von den Augen ab. Er erzählte von sich und meine Mutter von uns. Manchmal scherzten sie gemeinsam und lachten. Nach dem Kaffee setzte sie sich auf Jörgs Schoß und sie küssten sich. Ich bemerkte, dass wir fehl am Platz waren, und ging mit Justus in mein Zimmer.
Justus freute sich auf den Disney-Film Bambi und ich schaltete meinen Laptop ein, um im Internet zu surfen.
Zuerst schaute ich auf Snapchat, da gab es nichts Besonderes. Auf Instagram waren nur einige neue Bilder meiner Klassenkameraden und schließlich schaute ich auf Facebook nach. In einigen Gruppen waren neue Post geschrieben und beim Durchsehen kam ich auf eine mir unbekannte Gruppe mit dem Gruppennamen „Teenager/Jugendliche". Das schien interessant zu sein und ich meldete mich für diese Gruppe an. Es dauerte nicht lange und ich wurde in dieser Gruppe aufgenommen.
In der Gruppe waren viele Themen, die gerade für Jugendliche und Teenager interessant sind. Es war egal, ob Themen über die Schule, Eltern oder die Liebe. Zu jedem Thema gab es etwas zu lesen. Bei einigen Threads schrieb ich eine Antwort, andere Beiträge las ich nur. Ich entschloss mich dazu einen Vorstellungsthread in die Gruppe zu schreiben:
„Hallo, ich bin Madlen Helene Ludwig aus Berlin.
Mit meinen jugendlichen 17 Jahren besuche ich die 11. Klasse des Walter-Rathenau-Gymnasium in Berlin Grunewald.
Meine Haare sind schwarz und lang.
Meine Figur hat an einigen Stellen etwas zu viel auf den Knochen, trotzdem fühle ich mich wohl.
Hobbys habe ich im Moment nicht, weil ich ständig
auf meinen Bruder Justus (5 Jahre) aufpassen muss.
Wer noch weitere Fragen hat, darf mich gern anschreiben.
Liebe Grüße
Eure Madlen!"
Erst einmal passierte nichts, aber dann kamen vereinzelte Begrüßungen und man machte "Small Talk" mit mir. Es gefiel mir, dass ich meinen kleinen Bruder ganz vergaß. Er wurde quengelig und ich musste erst einmal die Unterhaltung unterbrechen. Justus wollte noch einen Film sehen. Den Wunsch konnte ich ihn erfüllen und er durfte Susi und Strolch sehen. Wieder saß er ruhig vor den Fernseher und schaute lachend den Film.
Als ich wieder an meinen Laptop kam, hatten die Kommentare zugenommen und oben rechts bei Freundschaftsanfragen wurde eine 5 angezeigt. Neugierig klickte ich die Anfragen an und sah das es nur Jungen waren. Ich ließ die Anfragen erst einmal unbeantwortet, da ich mir die Profile genauer ansehen wollte. Vielleicht konnte ich auf diesem Weg ein paar Freunde kennenlernen? Ich träumte vor mich hin, bis Justus wieder meine Aufmerksamkeit wollte. In der Zwischenzeit war es fast 20:00 Uhr und er musste dringend ins Bett. Gemeinsam ging ich mit ihm in die Küche.
Auf dem Weg kamen wir am Wohnzimmer vorbei, wo Jörg und meine Mutter intensiv miteinander beschäftig waren. Damit mein kleiner Bruder es nicht sehen musste, schloss ich leise die Zimmertür.
Nach dem Abendbrot badete ich meinen Bruder und brachte ihn in sein Bett. Er war sehr müde und nachdem ich ihm zwei Absätze aus dem Märchenbuch vorgelesen hatte, war er bereits eingeschlafen.
Ich saß an meinem Laptop und begann mir die Freundschaftsanfragen anzusehen. In der Zwischenzeit waren es acht Anfragen von Jungen und drei von Mädchen. Bei den Mädchen schaute ich kurz auf das Profil und bestätigte die Anfragen. Die Anfragen der Jungen sah ich mir genauer an. Zwei Bewerber fielen gleich heraus, weil es Profile ohne Angaben waren. Kein Profilbild, kein Titelbild und keine weiteren Angaben. Drei weitere Bewerber waren zu alt. Was diese Männer, sie waren zwischen 35 und 60 Jahre alt, in dieser Gruppe machten, konnte ich mir nicht erklären.
Drei Bewerber kamen in meine engere Auswahl.
Kemal Özdorkan, 19 Jahre alt, Wohnort: Braunschweig, Auszubildender zum KFZ-Elektroniker im 2. Ausbildungsjahr. Hobbys: Autos, Fußball und Sprachen.
Matthias Röhmer, 22 Jahre, Wohnort: Ludwigsfelde, studiert BWL und Kunstgeschichte. Hobbys: Malerei, Mittelalter, Angeln und Lesen.
Timo Kaufmann, 17 Jahre alt, Wohnort: Berlin, Schüler der 11. Klasse am Goethe-Gymnasium, Hobbys: Musik, Karate und Radfahren.
Alle Profile waren ansprechend und die letzten Threads waren jeweils von heutigem Tag. Ich bestätigte alle drei Anfragen, aber es liefen immer mehr Anfragen auf.
Kaum hatte ich die drei Anfragen bestätigt, erschien eine Nachricht von Kemal.
Kemal: „Hey, Süße, hast du morgen Zeit? Ich bin morgen in Berlin. Gib mir deine Adresse. Wir könnten uns treffen und etwas unternehmen."
Madlen: „Hallo Kemal! Morgen habe ich keine Zeit."
Kemal: „Gibt mir deine Telefonnummer, damit wir reden können. Ich rufe Dich gleich an, Süße!"
Madlen: „Lass uns zuerst einmal schreiben. Ich möchte Dich erst besser kennenlernen."
Kemal: „Schreiben ist doch blöd. Lass uns reden. Ich möchte Deine bezaubernde Stimme hören. Gib mir deine Telefonnummer, Süße."
Ein zweites Nachrichtenfenster öffnete sich.
Matthias: „Hallo?"
Madlen: „Hallo Matthias"
Das Nachrichtenfenster von Kemal zeigte eine Aktualisierung an.
Kemal: „Wo bleibt Deine Telefonnummer, Schatz?"
Madlen: „Kemal, ich habe Dir geschrieben, dass ich nur mit dir schreiben möchte. Und bitte nenne mich nicht Süße oder Schatz. So weit sind wir noch lange nicht!"
Kemal: „Komm schon Süße, sei nicht so zickig. Ich will Deine Stimme hören. Ich habe mich in Dein Profilbild verliebt. Gib mir Deine Telefonnummer und meine schöne Stimme wird Dich verzaubern. Du wirst es nicht bereuen, mein hübscher Engel!"
Madlen: „Kemal, ich gebe Dir meine Telefonnummer nicht. Du kannst mir hier schreiben und wenn ich es möchte, bekommst Du weitere Kontaktdaten von mir. Unterlasse es mich Süße, Schatz oder Engel zu nennen. Akzeptiere es oder du fliegst von meiner Freundesliste!"
Ich schloss das Nachrichtenfenster von Kemal, aber es öffnete sich sofort wieder.
Kemal: „Fick dich selbst, Bitsch! Nutte! Deutsche Hure!"
Was war das für ein Idiot? Das lasse ich mir nicht gefallen. Sofort löschte ich ihn von meiner Freundesliste und blockierte ihn.
Matthias: „Entschuldige, dass ich dich einfach anschreibe.
Madlen: „Das ist in Ordnung. Du bist auf meiner Freundesliste und darfst mich anschreiben."
Matthias: „Es ist nicht so leicht für mich, mit einem Mädchen zu schreiben. Ansprechen in der Öffentlichkeit geht gar nicht."
Madlen: „Warum, ich beiße nicht?"
Matthias: „Es war eine große Überwindung, Dich anzuschreiben. Meinen ganzen Mut habe ich zusammengenommen."
Madlen: „Bist Du schüchtern?"
Matthias: „Ja sehr schüchtern und ich werde schnell rot im Gesicht. Ich musste Dich anschreiben, weil ich dein Profil und deine Vorstellung in der Gruppe sehr interessant finde."
Madlen: „Danke, dass Du mich interessant findest."
Matthias: „Danke, dass du mit mir geschrieben hast. Ich wünsche dir eine gute Nacht, Madlen!"
Madlen: „Gute Nacht, Matthias!"
Es kam keine weitere Nachricht von Matthias und ich schloss das Nachrichtenfenster. Schade, ich hätte noch gern mit Matthias weitergeschrieben. Er schien sehr schüchtern zu sein, aber seine Art gefiel mir. Die Bilder auf seinem Profil sahen gut aus. Er schien Sport zu machen, denn sein Körper sah trainiert aus. Er war fünf Jahre älter als ich, aber das sah ich nicht als Problem an.
Es gab noch einige andere Gruppen, die ich interessant fand, aber da war wenig los. Heute war ich gut drauf. Das Gespräch mit Matthias hätte ruhig noch länger gehen können. Ich werde morgen schauen, ob er am Nachmittag online ist. Jetzt war es schon spät. Ich musste die Bettfahrkarte buchen, so fuhr ich den Laptop herunter und machte mich für die Nacht fertig.
Als ich aus dem Bad kam, hörte ich Jörg und meine Mutter aus dem Wohnzimmer kommen. Beide hatten schon reichlich Alkohol getrunken und kamen Richtung meiner Mutters Schlafzimmer. Jörg trug nur noch seine Unterhose und meine Mutter hatte nichts mehr an. Beide torkelten ins Schlafzimmer, wobei Jörg meine Mutter fast tragen musste. Noch mehr als zwei Stunden kam es Recht laut aus dem Schlafzimmer meiner Mutter und ich hatte Angst, dass mein Bruder aufwachen könnte.
Ich lag wach in meinem Bett und konnte nicht einschlafen. Meine Gedanken waren immer noch bei Matthias. Es wurde nicht besser und ich stand wieder auf und schaltete den Laptop ein.
Timo hatte mir eine Nachricht geschickt. Er wollte wissen, wo ich in Berlin wohne. Ich antwortete ihm mit meinem Wohnort und schrieb ihn, dass ich ein persönliches Treffen nicht sofort haben möchte.
Jetzt öffnete sich ein neues Nachrichtenfenster.
Matthias: „Kannst Du nicht schlafen?"
Madlen: „Du auch nicht?"
Matthias: „Was ist der Grund?"
Madlen: „Lärm!"
Matthias: „Rufe die Polizei! Es ist jetzt fast drei Uhr nachts?"
Madlen: „Geht nicht, es ist meine Mutter!"
Matthias: „Warum macht deine Mutter, um diese Zeit, Krach?"
Madlen: „Sie hat Besuch. Warum kannst Du nicht schlafen?"
Matthias: „Mir geht unser Gespräch von vorhin nicht aus dem Kopf!"
Madlen: „Es war ein ganz normales Gespräch gewesen?"
Matthias: „Für Dich mag es so sein, für mich war es etwas Besonderes. Ich habe Dich angeschrieben und Du hast geantwortet."
Madlen: „Meinst Du, weil Du schüchtern bist?"
Matthias: „Ich habe mich getraut, Dich anzuschreiben, und habe Dir gestanden, dass ich Dich interessant finde. Dein Bild gefällt mir auch. Das ist für mich schon ein großer Schritt gewesen."
Madlen: „Du musst keine Angst vor mir haben. Mir hat das Gespräch vorhin auch gefallen. Du warst und bist auch jetzt höflich. Vor allen warst Du ehrlich und hast mir gestanden, das Du schüchtern bist. Das fand ich sehr gut. Als Freunde sollte man immer ehrlich sein."
Matthias: „Ja, da muss ich Dir recht geben. Bist Du heute Nachmittag online?"
Madlen: „Das kann ich dir noch nicht sagen, aber abends ab 20:00 Uhr bestimmt."
Matthias: „Ich würde mich freuen, wenn wir nachher noch einmal schreiben könnten."
Madlen: „Gern! Es würde mich ebenfalls freuen, mit dir zu schreiben am Abend oder früher."
Matthias: „Ich werde jetzt einen neuen Versuch machen zu schlafen. Vielleicht funktioniert es jetzt besser. Gehst Du jetzt auch schlafen, damit wir heute Abend schreiben können? Ich freue mich schon darauf!"
Madlen: „Ja, ich mich auch. Gute Nacht Matthias!
Matthias: „Gute Nacht, Madlen!"
Fast vier Uhr war es, als ich den Laptop ausschaltete. Noch einmal ging ich zu Justus ins Zimmer, aber er schlief fest. Jörg und meine Mutter schienen immer noch beschäftigt zu sein, was zu hören war. Das werde ich beim Frühstück klären. Wieder in mein Zimmer legte ich mich ins Bett und schlief ein.
Es war gerade 09:00 Uhr als mich Justus weckte und zu mir ins Bett kam. Entweder hat Jörg eine Dauererektion oder die sind wieder fit für die erste Morgenrunde.
Justus jammerte und sagte: „Mama und Jörg sind so laut im Schlafzimmer. Ich kann nicht mehr schlafen. Darf ich zu dir ins Bett?"
Ich ließ ihn in mein Bett und gemeinsam sind wir noch einmal eingeschlafen.
Gegen 11:00 Uhr bin ich dann aufgestanden. Justus schlief noch immer und ich bin in die Küche hinuntergegangen. Jörg und meine Mutter saßen fast unbekleidet am Küchentisch und frühstücken. Nachdem ich mir einen Kaffee genommen hatte, setzte ich mich ebenfalls an den Tisch.
Madlen: „Sagt einmal, musste das die ganze Nacht sein?"
Jörg: „Was meint Deine Tochter?"
Jörg schaute meine Mutter fragend an.
Madlen: „Das was Du und Mama gestern Nachmittag im Wohnzimmer und am Abend im Schlafzimmer getrieben hast, kann ich noch verstehen. Nachts bis 04:00 Uhr, und ab 09:00 Uhr schon wieder musste nicht sein. Ihr habt dabei nicht an Justus gedacht, der im Nebenzimmer schlafen sollte und laufend wach wurde. Hattet ihr so einen großen Nachholbedarf, dass Euch mein kleiner Bruder egal war?"
Statt meiner Mutter, die ich angesprochen hatte, antwortete mir Jörg: „Schiebe Deinen kleinen Bruder nicht vor, denn er hat tief und fest geschlafen. Wir haben ein paar Mal in sein Zimmer geschaut. Nebenbei haben wir gesehen, dass in Deinem Zimmer noch Licht war. Es hat Dich wohl so angemacht, dass Du es dir selbst einige Male machen musstest, oder?"
Madlen: „Ich habe für die Schule gearbeitet, da ich es am Nachmittag nicht machen konnte. Euer Gestöhne war für mich störend und abstoßend, als dass ich dabei hätte Gefühle bekommen können. So notgeil, wie ihr es gewesen seid, bin ich nicht."
Ich hatte für Justus und mich etwas zum Frühstück gemacht und alles auf ein Tablett gestellt.
Madlen: „Vielleicht könntet ihr Euch etwas anziehen. Justus muss Euch nicht fast nackt hier in der Küche sehen. Vielleicht lässt es Eure Zeit zu, dass ihr das Mittagessen vorbereitet und danach mit meinem Bruder beschäftigt. Ich muss noch einiges für die Schule machen.
Jutta: „Mittagessen gibt es erst heute Abend bei Jörg. Wir fahren in zwei Stunden zu ihm und werden dort übernachten. Du kannst Dich nach dem Frühstück anziehen und Justus fertigmachen. Vergesse bitte nicht die Sachen, welche Justus für den Kindergarten und Du für die Schule benötigst."
Madlen: „Ich werde ganz bestimmt nicht bei Jörg übernachten. Wo sollen wir dort schlafen? Alle in einem Bett oder wie habt ihr Euch das gedacht?"
Jörg: „Ich habe ein großes Haus und da gibt es zwei Gästezimmer. Eines für Justus und das andere für Dich. Internet habe ich auch. Es ist alles da, was du benötigst, um deine Hausarbeiten zu machen."
Jutta: „Wir werden im nächsten Monat ganz zu Jörg ziehen. Dieses Haus habe ich bereits gekündigt. Heute sollt ihr Euch das Haus und Eure beiden Zimmer ansehen. Ich werde nicht mehr so viel arbeiten müssen und bin mehr für Euch da."
Madlen: „Das habt ihr ja schön geplant. Ich werde hier vor vollendete Tatsachen gestellt und gar nicht erst gefragt. Noch kannst Du mich zwingen mit zu Jörg zu ziehen. In ein paar Monaten bin ich volljährig und werde mir eine eigene Wohnung suchen."
Jutta: „Noch bist Du nicht volljährig und hast Dich nach uns zu richten. Jetzt geh und macht Euch fertig.
Madlen: „Ach, es heißt jetzt schon uns. Glaube nicht, dass ich mir von Jörg etwas sagen lassen werde. Er ist nicht mein Vater!"
Jutta: „Nein, er ist nicht dein Vater, aber wir werden in seinem Haus wohnen. Da hat er dir einiges zu sagen. Sobald er Dich adoptiert hat, ist er dein Vater und wird Dir noch mehr sagen.
Madlen: „Jörg wird mich niemals adoptieren. Ich bin alt genug, um da ein entscheidendes Wort mitreden zu können. Meine Zustimmung bekommt er nicht!"
Der Streit zwischen Jörg, meiner Mutter und mir wurde immer lauter. Plötzlich stand Justus weinend in der Küche und klammerte sich an mich.
Justus: „Madlen, bitte sei wieder lieb. Ich mag nicht, wenn du böse bist."
Madlen: „Ist schon gut, Justus! Ich bin nicht böse auf Dich. Erwachsene Menschen streiten sich manchmal, aber es ist nie die Schuld von Kindern, wenn es so ist. Komm, lass uns in mein Zimmer gehen. Wir essen etwas und ziehen uns an. Nachher fahren wir noch weg und vielleicht gibt es da einen Spielplatz für dich."
Meine Mutter wollte noch etwas sagen, aber als sie in mein Gesicht sah, schwieg sie. Jörg nahm die Hand meiner Mutter und drückte sie fest mit seiner Hand.
Gemeinsam hatte ich mich mit Justus an meinen Tisch gesetzt und wir aßen unsere Brötchen. Ich merkte das ihn etwas bedrückte, denn er saß sehr unruhig auf seinem Stuhl.
Justus: „Madlen, ich mag Jörg nicht. Er hat Mama heute Nacht wehgetan. Sie hat geschrien und geweint. Jörg lag auf Mama und hat komische Geräusche gemacht. Ich habe Angst das er Mama ganz doll wehtut.
Madlen: „Woher weißt du das Jörg auf der Mama gelegen hat?"
Justus: „Weil Mama so laut geschrien hat, bin ich aufgestanden und in ihr Zimmer gegangen. Jörg hat sich ganz doll auf Mama bewegt und ihre Hände festgehalten. Nach ein paar Minuten wurden die beiden ruhiger und ich bin in mein Zimmer gegangen.
Madlen: „Jörg hat unserer Mama nicht wehgetan. Manchmal schreit man auch, weil man sich freut und sich glücklich fühlt. Freust du Dich nicht auch, wenn du im Kindergarten etwas Tolles gemacht hast oder ein Spiel gewonnen hast?
Justus: „Ja, besonders wenn ich beim Fußball ein Tor geschossen habe!"
Madlen: „Manchmal musst Du Dich dabei bestimmt mächtig anstrengen und bist hinterher außer Atem, stimmt es?"
Justus: „Ja besonders wenn ich gegen Axel spielen muss. Der spielt in einem Verein und ist sehr schnell“.
Madlen: „Die Mama hat geschrien, weil sie in den Moment glücklich war, und der Jörg hat sich dabei sehr angestrengt. Das ist ein Spiel was erwachsene Menschen sehr oft spielen, aber dazu bist Du noch zu klein. Später wirst Du das bestimmt auch spielen. Nun gehe dir den Mund und die Hände waschen. Ich komme gleich ins Bad. Wir müssen uns umziehen, denn Jörg will uns sein Haus zeigen."
Das Haus von Jörg war kein Haus, sondern eine Villa mit einem großen Garten. Das Tor zum Grundstück öffnete und schloss sich automatisch. Jörg hielt mit den Wagen direkt vor dem Haus, stieg aus und öffnete meiner Mutter und mir die Fahrzeugtüren.
Wir standen vor der Villa und bekamen den Mund kaum zu. Das Haus hat bestimmt mehr als vier Zimmer und dieser große gepflegte Garten. Das sollte alles Jörg gehören? Der Jörg, der mit meiner Mutter zusammen im Supermarkt arbeitete?
Jutta: „Das ist dein Haus? Wie kannst du dir das leisten? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Dein Gehalt als Schichtleiter dafür ausreicht?
Jörg: „Es ist das Haus meiner Eltern, dass ich vor ein paar Jahren geerbt habe. Die Arbeit im Supermarkt ist nur ein Zeitvertreib. Jetzt kommt erst einmal herein, damit ich euch das Haus zeigen kann."
Gemeinsam betraten wir das Haus und stellten erst unsere Taschen ab. Das Haus war sehr modern eingerichtet und hatte im Erdgeschoss einen sehr großen Wohnbereich mit Sitzecken und einer Bar, ein Bad, eine Gästetoilette, ein Arbeitszimmer, Küche und den Haushaltsraum. In der oberen Etage befanden sich 5 Zimmer und ein Bad. Ein Zimmer war als Esszimmer eingerichtet und war mit der Küche über einen Aufzug verbunden. Die anderen Zimmer waren Schlafräume. Jörg zeigte uns die Zimmer für Justus und für mich. Beide Zimmer waren nebeneinander und durch ein kleines Bad verbunden. Das Beste war aber nicht das kleine Bad, sondern das Jörgs Schlafzimmer, wo auch meine Mutter schlafen sollte, am anderen Ende des Flures war. Ich war erst einmal sprachlos.
Die Zimmer für Justus und mich waren sogar unserem Alter entsprechend eingerichtet. Das mussten meine Mutter und Jörg schon länger geplant haben. In meinem Zimmer war ein Telefon, ein Fernseher, ein Schreibtisch mit Laptop, eine Sitzecke und ein großer Kleiderschrank mit Spiegeltür.
Justus hatte ein altersgerechtes Bett, einen kleinen Schreibtisch, ein Sofa mit Tisch, ein Kleiderschrank und viel Platz zum Spielen. An der Wand gegenüber dem Sofa war ein kleiner Fernseher angebracht.
Jörg: „Madlen, wenn Justus eine DVD sehen will, steht ein DVD-Player in seinen Schrank. DVDs liegen dort ebenfalls und die Fernbedienungen. Essen gibt es um 18:00 Uhr im Esszimmer.
Ohne unsere Antwort abzuwarten, drehte er sich um und verließ das Zimmer.
Justus hatte eine Kiste mit Spielsachen entdeckt und war erst einmal beschäftigt. Es gab so viel Neues für ihn, das er nicht bemerkte, wie ich sein Zimmer über das Badezimmer verließ.
In meinem Zimmer packte ich meinen Laptop aus. Nach dem Einschalten bemerkte ich das ich keinen Internetzugang hatte. Es war klar, denn ich war nicht zu Hause, sondern bei Jörg.
Neben dem Telefon lag eine Karteikarte, wo alle die benötigten Daten aufgeschrieben waren und auch die Telefonnummer für das Telefon. Schnell hatte ich meinen Laptop eingerichtet und ging auf Facebook.
Es lagen wieder diverse Freundschaftsanfragen vor, die ich aber erst einmal unbeantwortet ließ. Timo hatte auch geschrieben und schlug vor mit ihm über den Video-Chat zu sprechen. Er würde gern seinen Gesprächspartner sehen und schriftlich ist nicht so sein Fall. Ich stimmte ihm zu, aber nannte ihm noch keinen festen Termin. Gerade wollte ich Facebook wieder schließen als mich Matthias anschrieb.
Matthias: „Hallo Madlen! Du bist schon online! Ich hätte Dich erst später erwartet."
Madlen: „Ich weiß nicht, wie lange ich jetzt online sein kann. Wir sind bei dem neuen Freund meiner Mutter zu Besuch und sollen heute Nacht hier schlafen. Mein Bruder und ich haben zwar jeder ein eigenes Zimmer, aber es ist alles fremd und ungewohnt. Ab nächsten Monat sollen wir ganz hier wohnen. Meine Mutter und dieser Jörg müssen das schon lange geplant haben, denn unsere Zimmer sind genau für uns passend eingerichtet."
Matthias: „Du hast vorher nichts von einem Umzug gewusst?"
Madlen: „Nein, erst heute Morgen habe ich das erfahren. Ich weiß noch nicht einmal, wo ich jetzt bin, wie ich zur Schule komme, zum Kindergarten und was ich an Zeit dafür brauche."
Matthias: „Seid ihr lange zu dem Haus von Jörg gefahren?"
Madlen: „Etwas mehr als 10 Minuten. Es ist hier so eine Nobel-Gegend. Alles edle Häuser mit großen Gärten. Eine Bushaltestelle habe ich auch nicht gesehen."
Matthias: „Wie sieht dein Zimmer aus? Ist es besser als dein altes Zimmer?"
Madlen: "Ja, es ist größer und heller. Die Möbel sind neu und nach meinem Geschmack. Das Bett werde ich erst heute Abend ausprobieren und die Sitzecke ist auch schön. Das Beste ist, dass ich und Justus ein eigenes Badezimmer haben."
Matthias: „Der Umzug bringt Dir eine Verbesserung. Und das mit der Anschrift und den Verbindungen erfährst Du heute bestimmt noch. Musst Du morgen zur Schule?"
Madlen: „Ja, zur zweiten Stunde und bis um 14:30 Uhr. Vorher muss ich Justus in den Kindergarten bringen und nach der Schule wieder abholen, einkaufen und kochen. Erst abends kann ich dann meine Hausaufgaben machen und lernen."
Matthias: „In welche Schule gehst du?"
Madlen: „Walther-Rathenow-Gymnasium in Berlin Grunewald."
Matthias: „Das ist in der Herbertstraße in Berlin Grunewald. Das kenne ich gut. Ich bin selbst dort ein paar Jahre gegangen. Ist dort immer noch Herr von Meyerstein der Schulleiter?
Madlen: „Nein, das ist Frau Vollmer. Herr von Meyerstein ist seit zwei Jahren im Ruhestand. Alle sind froh, dass er weg ist. Er war nicht nur bei uns Schülern unbeliebt."
Matthias: „Als ich an der Schule war, war das auch schon der Fall gewesen. Viele junge Lehrer waren nur eine kurze Zeit an der Schule und haben sich versetzen lassen."
Madlen: „Es gibt viel Gerüchte über seinen Weggang. Freiwillig soll er nicht in den Ruhestand gegangen sein. Er soll etwas mit einer Schülerin gehabt haben, aber keiner weiß Genaues. Wie lange warst du an meiner Schule?"
Matthias: „Drei Jahre war ich dort und habe mein Abitur dort gemacht."
Das Telefon auf meinen Schreibtisch klingelte. Es war meine Mutter, die mir sagte, dass ich mit Justus zum Essen kommen sollte.
Madlen: „Matthias, ich muss jetzt leider unsere Unterhaltung beenden. Meine Mutter hat zum Essen gerufen. Ich werde aber nachher noch einmal online kommen. Vielleicht bist du noch da und wir können unsere Unterhaltung fortsetzen?"
Matthias: „Ich werde auf dich warten. Lass dir das Essen schmecken!"
Ich ging zu Justus, der in seinem Zimmer am Spielen war. Er wollte nicht mit zum Essen und ich musste ihn versprechen eine lange Geschichte vorzulesen, damit er mit ins Esszimmer kam.
Das Abendessen stand bereits auf den Tisch, als ich mit Justus ins Esszimmer kam.
Jutta: „Das hat ewig gedauert, bis Du mit Deinem Bruder die wenigen Meter hergelaufen bist!“
Ohne eine Antwort setzte ich Justus auf einen Stuhl und setzte mich neben ihn. Ich nahm seinen Teller und wollte ihm das Essen auftun.
Jörg: „ Madlen, bitte warte einen Augenblick damit. Bevor wir mit dem Essen beginnen, werden wir erst ein Gebet sprechen.“
Madlen: „Das ist bei uns zu Hause nicht üblich, aber wenn Du es gern möchtest, werden wir mit dem Essen warten.“
Jörg nickte mir kurz zu und sprach ein kurzes Dankesgebet. Nach dem Gebet füllte meine Mutter unsere Teller auf und wir begannen mit dem Abendessen.
Madlen: „Wo ist hier die nächste Bushaltestelle, damit ich Justus in den Kindergarten und selbst in die Schule fahren kann?“
Jutta: „Justus brauchst Du nicht in den Kindergarten bringen. Ich werde ihn hinbringen. Dich wird Jörg zur Schule fahren, denn die Bushaltestelle ist weit weg. Wann musst Du in der Schule sein?“
Madlen: „Um 08:50 Uhr beginnt mein Unterricht. Gehst Du morgen nicht arbeiten? Du bist doch immer um 04:30 Uhr zur Arbeit gefahren von uns aus?“
Jutta: „Nein, ich gehe nicht mehr so früh zur Arbeit. Ich arbeite nur noch im Supermarkt vom 14 Uhr bis 21:30 Uhr. Alle anderen Arbeiten habe ich gekündigt und meinen Resturlaub ab morgen genommen.“
Jörg: „Ob und wo eure Mutter nach dem Einzug weiter Arbeiten geht, steht noch nicht fest. Sie will sich hauptsächlich um euch Kinder kümmern, besonders um Justus.“
Madlen: „Schön, dann brauche ich meine Hausaufgaben nicht mehr am Abend machen und kann mich vielleicht mit Freunden treffen. Wie lange brauchen wir von hier zu meiner Schule in der Herbertstraße in Wilmersdorf/Grunewald?
Jörg: „20 Minuten etwa!“
Madlen: „Es reicht, wenn wir kurz nach 08:00 Uhr losfahren. Wie komme ich zur Schule, wenn wir hier wohnen?“
Jörg: „ Bis ihr hier einzieht, haben wir eine Lösung gefunden. Hast Du einen Führerschein, Madlen?“
Madlen: „Nein, dafür war bisher kein Geld über. Ich werde morgen um 07 Uhr aufstehen. Bitte denkt daran, dass Justus um 07:45 Uhr im Kindergarten sein muss, um dort zu frühstücken. Ohne frühstücken muss er um 08:30 Uhr dort sein. Morgen kommt das Kasperle und da freut er sich schon die ganze Woche drauf. Mama, kannst Du Justus heute ins Bett bringen und ihm eine Geschichte vorlesen? Ich habe noch Hausaufgaben zu erledigen.“
Jutta: „Muss das sein? “
Madlen: „Ja, es muss sein. Du hast mir gestern die Zeit weggenommen mit Deinem Hausputz und ich will nicht bis Mitternacht arbeiten. Sonst bringst Du ihn auch am Wochenende ins Bett.“
Jörg: „Ja, das machen wir und eine ganz lange Geschichte werde ich ihm vorlesen.“
Justus: „Ich will das mir Madlen eine Geschichte vorliest. Sie hat es mir versprochen.“
Madlen: „Justus ich lese dir jeden Abend eine Geschichte vor, wenn Mama arbeiten ist. Heute ist Sonntag und die Mama ist dran. Morgen lese ich Dir wieder eine Geschichte vor. Eine ganz lange Geschichte, so wie ich es Dir vorhin versprochen habe. Heute muss ich für die Schule arbeiten.“
Es gefiel Justus nicht, aber er akzeptierte es. Nachdem alle fertig waren mit dem Essen, räumten wir das Geschirr und die Reste in den Aufzug und ich ging in mein Zimmer.
Aus dem Esszimmer hörte ich Jörg und Mama diskutieren, was man jetzt bis 19:00 Uhr noch mit Justus macht. Die beiden schienen etwas anderes geplant zu haben und dabei würde Justus bestimmt stören. Ich hörte, wie sie mit Justus ins Erdgeschoss gingen.
Für die Schule hatte ich einiges zu erledigen, da ich gestern Abend keine Lust und nicht die Ruhe hatte. Vier Stunden hatte ich zu tun, Ich hatte aber gleich einiges erledigt was ich erst im Laufe der Woche abgeben musste. Das bringt mir etwas Luft im Tagesablauf.
Nachdem ich alles weggeräumt hatte, ging ich ins Internet. Kaum hatte ich mich bei Facebook angemeldet, kam die erste Nachricht von Matthias.
Matthias: „Hallo Madlen, das Essen hat aber lange gedauert.“
Madlen: „Ich habe meine Hausarbeiten für die Schule erledigt. Jetzt bin ich mit allen fertig und habe Zeit für Dich.“
Matthias: „Das freut mich, dass Du jetzt Zeit nur für mich hast.“
Madlen: „Ich muss morgen nicht mit dem Bus in die Schule fahren. Der neue Freund meiner Mutter fährt mich mit dem Auto hin und meinen Bruder brauche ich ebenfalls nicht in den Kindergarten bringen. Nur am Nachmittag muss ich ihn abholen. Morgen Abend bin ich wieder bei mir zu Hause.“
Matthias: „Das ist doch gut, oder?“
Madlen: „Ja, aber dann habe ich immer nur am späten Abend Zeit für Dich.“
Matthias: „Das macht nichts. Ich bin meistens sehr lange wach und lerne für die Uni. In sechs Wochen beginnt meine Klausurphase, da muss ich zu keinen Vorlesungen mehr. Wie lange musst Du noch zur Schule gehen?“
Madlen: „Ich bin jetzt in der 11. Klasse. Nächstes Jahr mache ich mein Abitur, wenn es keine Extrarunde gibt.“
Matthias: „Was willst Du nach dem Abitur machen? Studieren oder arbeiten gehen?“
Madlen: „Ich wollte eine Ausbildung als Fremdsprachensekretärin machen. Fremdsprachen faszinieren mich einfach. Ich spreche Englisch, Französisch und Spanisch. Sollte ich studieren, würde ich Französisch und Spanisch auf Lehramt studieren.“
Matthias: „Das sind ja interessante Ziele, die Du geplant hast. Was würdest Du machen, wenn Du kein Abitur hast?“
Madlen: „Kaufmännische Angestellte – Fremdsprachen oder Bankkaufmann als Ausbildungsberuf. Ich kann mir nicht vorstellen die Schule ohne Abitur zu beenden.“
Matthias: „Was machst Du gerade außer mit mir zu schreiben?“
Madlen: „Ich sitze an meinem Schreibtisch und schreibe nur mit Dir.“
Matthias: „Hast Du Dich schon für die Nacht umgezogen oder bist Du noch angezogen?“
Madlen: „Nein, ich bin noch angezogen. Ich werde mich aber gleich für die Nacht fertigmachen.“
Matthias: „Ich liege schon in meinem Bett und habe nur ein T-Shirt und eine Boxer-Short an.“
Madlen: „Oh, schreibst Du über Dein Handy?“
Matthias: „Nein, mit dem Tablet. Hast Du WhatsApp?
Madlen: „Ja, ich habe WhatsApp. “
Matthias: „Wollen wir über WhatsApp schreiben? Ich würde Dir meine Rufnummer schicken. Du kannst mich so auch am Tage erreichen und braust den Laptop nicht.“
Die Idee von Matthias war gut, aber sollte ich mit ihm über WhatsApp schreiben? Er würde so an meine Rufnummer kommen, was ich bei den anderen beiden Jungs abgelehnt habe. Erst einmal antwortete ich nicht und lief ins Bad. Bevor ich unter die Dusche ging, schaute ich noch einmal kurz bei Justus ins Zimmer. Er lag friedlich im Bett und schlief.
Nach der Dusche zog ich mein Nachthemd an. Es ging mir bis über meine Knie und war blickdicht. Ich traute Jörg nicht und er sollte keine unerlaubten Einblicke bekommen. Meine langen Haare habe ich mir zu einem Zopf geflochten.
Als ich mich wieder an den Laptop setzte sah ich schon mehrere Nachrichten von Matthias. Er hatte Angst, dass er mich mit dem WhatsApp-Angebot verärgert hatte.
Madlen: „Du hast mich nicht verärgert. Ich habe über Deine Frage nachgedacht und in der Zwischenzeit mich nachtfertig gemacht. Ich vertraue Dir und Du darfst mir Deine Rufnummer schicken.“
Matthias: „Danke für Dein Vertrauen. Meine Rufnummer ist: 0157 -08154711.“
Madlen: „Ich schreibe Dich gleich über WhatsApp an. Hier gehe ich jetzt offline. Bis gleich Matthias.“
Bevor ich Matthias über WhatsApp anschrieb, legte ich mich in mein Bett. Es war größer als zu Hause und richtig bequem.
Madlen: „Hallo Matthias, hier ist Madlen. “
Matthias: „Schön, dass es geklappt hat. Ist das jetzt für Dich bequemer als am Schreibtisch?“
Madlen: „Viel bequemer, denn ich liege in meinem Bett und kann mit Dir schreiben ohne, dass ich ein Licht eingeschaltet habe.
Matthias: „Das freut mich. Ich habe es mir auch bequem gemacht. Hast Du ein Nachthemd an?“
Madlen: „Warum fragst Du das?“
Matthias: „Ich stelle mir gerade vor, wie Du im Nachthemd in Deinem Bett liegst. Hast Du Deine Haare offen oder zum Zopf oder Pferdeschwanz gebunden?“
Madlen: „Für Deine Schüchternheit bist Du sehr neugierig!“
Matthias: „Ich habe Vertrauen zu Dir und werde etwas mutiger. Schickst Du mir ein Foto von Dir?“
Madlen: „Was? Du hast ein Foto auf meinem Facebook-Profil von mir!“
Matthias: „Das Foto haben alle Facebook-Nutzer. Ich möchte gern ein Foto von Dir, was nur ich besitze. Du bekommst dafür ein Foto von mir, was nicht auf Facebook ist.“
Madlen: „Ich verschicke keine Nacktfotos. Da bist Du bei mir an der falschen Adresse! Auf ein „Big Pik“ von Dir kann ich verzichten!! Tschüss!!“
Ich war sehr wütend auf Matthias! Alle Kerle sind gleich. Nur nackte Frauen und Mädchen sehen, mit ihnen ins Bett steigen und vögeln. So habe ich Matthias nicht eingeschätzt. Ich dachte, dass er es ehrlich meint. Dieses ganze schüchterne Gehabe war alles nur gespielt. Ich legte das Handy auf meinen Nachttisch und drehte mich auf die Seite.
Immer wieder meldete das Handy einen Nachrichteneingang. Zuerst ignorierte ich es, aber die Meldungen ließen nicht nach. Genervt nahm ich mein Handy und schaute in den Nachrichteneingang. Alle Nachrichten waren von Matthias. Was will der Kerl noch von mir? Neugierig öffnete ich seine Nachrichten.
Matthias: „Nein, Madlen! Du hast etwas falsch verstanden!“
….. „Ich will keine Nacktfotos von Dir!“
….. „Ein ganz normales Foto …“
….. „Big Pics finde ich ekelerregend und ich würde dir nie welche schicken. Wer so etwas ungefragt verschickt ist nicht normal!“
….. „Bitte melde Dich noch einmal. Ich möchte das Missverständnis klären!“
….. „Gib mir bitte die Chance es Dir zu erklären!“
….. „Bitte, Madlen! Ich meine es ehrlich mit Dir!“
….. „Madlen, Du bist mir zu wichtig, um damit unsere Freundschaft zu riskieren.“
….. „Du entscheidest selbst was für Fotos Du mir schickst!“
….. „Bitte melde Dich und rede mit mir, Madlen.“
….. „Bitte melde Dich noch einmal.“
….. „Bitte, Madlen “
….. „Bitte! “
….. „Madlen? “
….. „?????“
Hatte ich überreagiert? Er hatte nur etwas von einem Foto geschrieben. Warum hatte er gefragt, ob ich ein Nachthemd anhabe? Ja ich habe ein dickeres Nachthemd aus Baumwolle an. Sehen konnte man dadurch nichts. Unsicher schaute ich auf mein Handy. Sollte ich Matthias eine Chance geben?
Erneut kam eine Nachricht von Matthias. Er bat wieder, dass ich mich melde. Meinte er es ehrlich mit mir? War ich ihm so wichtig, dass er es mir unbedingt erklären wollte? Unsicher schrieb ich ihm.
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Thomas Berlin, I.C. Körner
Bildmaterialien: Pixabay
Cover: Thomas Berlin, I.C. Körner
Tag der Veröffentlichung: 15.05.2022
ISBN: 978-3-7554-1579-4
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