„Pass auf, dass wir nicht erwischt werden“, sagte Peter zu Helmut.
„Das wird schon gut gehen“, antwortete Helmut ihm.
Gemeinsam schlichen sie um die Grenzanlagen nach West-Berlin. Immer wieder mussten sie sich in den Hauseingängen und Durchfahrten verstecken. Die Volkspolizei fuhr im Sperrgebiet verstärkt Streife und jeder Zivilist könnte ein Mitarbeiter der Staatssicherheit sein. Zusätzlich waren Fahrzeuge der NVA-Grenztruppen unterwegs. Einen Moment der Unachtsamkeit und sie waren im Knast.
Seit Monaten hatten Peter und Helmut sich Gedanken an eine Flucht aus der DDR gemacht. Peter war eine Reise nach Westdeutschland abgelehnt worden und Helmut hatte seinen Musterungsbefehl zur NVA bekommen.
Sie sahen sich die Grenzanlagen an der Zimmerstr. in Berlin-Mitte sehr genau an. Die Mauer verlief an der Straße und die Wachtürme lagen weit auseinander. Zwischen Charlottenstr. und Markgrafenstr. entdeckten sie eine Möglichkeit in einer Tischlerei.
Heute schien die Gelegenheit günstig zu sein. Das Wetter war schlecht. Es regnete und die Temperatur war mit 23° nicht zu heiß. Um die Mittagszeit gingen die Kollegen der beiden Maurer-Lehrlinge zu einem nahen Imbisse. Helmut und Peter schauten sich nur kurz an. Gemeinsam versteckten sie sich in einem Schuppen der Tischlerei.
Am frühen Nachmittag kletterten zuerst Peter und anschließend Helmut durch ein Oberlichtfenster des Schuppens und sprangen ins Grenzgebiet. Beide rannten den kurzen Weg bis zur Mauer. Sofort setzte das Feuer von Maschinengewehren ein. Im Dauerfeuer erreichten sie die Mauer. Helmut schaffte es über die Mauer und den Stacheldraht in den Westteil von Berlin. Peter schaffte es fast bis zur Mauerkrone, fiel, mehrfach von den Kugeln getroffen, in das Grenzgebiet zurück.
Sofort hörte das Dauerfeuer auf und es war ruhig. Man hätte fast eine Stecknadel fallen hören können. Nicht passierte, obwohl ein Mensch schwer verletzt im Grenzstreifen lag. Peter fing an zur rufen und nach Hilfe zu schreien, aber nicht geschah.
Seine Rufe werden leiser und man hört, dass immer er schwächer wird. Viele Menschen im West- und Ostteil von Berlin beobachten das Geschehen. Keiner kann ihm helfen. Die, die es könnten, tun es nicht. Nach mehr als einer Stunde kommt ein Grenzsoldat und trägt Peter aus dem Grenzgebiet. Es ist zu spät. Auf dem Weg ins Krankenhaus stirbt Peter.
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Helmut Kulbeik und Peter Fechter flüchteten an 17. August 1962 um ca. 14:15 Uhr aus Ost-Berlin in der Nähe des Check-Point-Charlie. Peter Fechter wurde nur 18 Jahre alt.
Karl Eduard von Schitzler bezeichnete Peter Fechter als einen angeschossenen Kriminellen.
"Wenn solche Elemente unmittelbar an der Grenze verwundet und nicht sofort geborgen werden ist das Geschrei groß. Das Leben eines jeden einzelnen tapferen Jungen in Uniform ist uns mehr wert, als das Leben eines Gesetzesbrechers. Soll man von unserer Staatsgrenze wegbleiben - dann kann man sich Blut. Tränen und Geschrei sparen". sagte eram 27. August 1962 in derr DDR - Propagandasendung "Der schwarze Kanal"
Zwei der namentlich bekannten Todesschützen wurden im März 1997 (35 Jahre nach der Tat) zu 20 bzw. 21 Monate Haft wegen Totschlag verfurteilt. Die Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt.
Daten und Fakten: https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Fechter
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Tag der Veröffentlichung: 25.09.2020
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