Gute Toleranz und schlechte Polemik
Rezension von Henryk Broders „Kritik der reinen Toleranz“
mit den nötigen Quergedanken.
Leitmotiv
Ino Weber – Autor des eBooks
Vorwort
2 Seiten A4
Definitionen und Klarstellungen
13 Seiten A4
Einstimmung auf die Rezension
4 Seiten A4
Henryk Broder – Steckbrief
2 Seiten A4
Rezension von „Kritik der reinen Toleranz“
20 Seiten A4
Zusammenfassung
3 Seiten A4
Das aufgeklärte, gemäßigte, ethisch anspruchsvollste Denken ist das grundlegende Mittel für nachhaltige Veränderung und unverzichtbar, um in der Praxis wirklich etwas Gutes zu bewirken. „Gemäßigt“ sei hier im Sinn von tolerant, weitsichtig und vernünftig verstanden.
Expertentum oder die Berechtigung bei vielerlei Themen mitzureden, definiert sich nach Ansicht des Autors nicht durch einen Doktortitel oder Studienabschluss im jeweils zugehörigen Fachbereich. Klares Denken und gut informiert zu sein, ist grundsätzlich die beste Voraussetzung.
Ino Weber studierte Naturwissenschaften (Chemie, Physikalische Chemie, Geologie) und nebenher auch Philosophie. Abschluss an der FU Berlin als Diplom-Mineraloge. Beruflich ging er sehr verschlungene Wege, arbeitete anfangs in der Industrie, unter anderem in der Werkstoffprüfung. Es folgte ein radikaler Wechsel und elf-jährige Tätigkeit in einem sozialen Projekt.
Er hat bereits zahlreiche Bücher und eBooks veröffentlicht. Die Themen sind ungewöhnlich vielfältig, aber in den letzten Jahren immer mehr auf sozialkritische Analysen ausgerichtet. Webers Grundabsicht ist sehr konstruktiv, nämlich Verbesserungen anzuregen, auch für die persönliche Entwicklung der Leserschaft. Es geht ihm um eine seriöse und uneigennützige Unterstützung, wobei selbstständiges und unabhängiges Denken ganz im Zentrum steht.
Was dieses eBook zu bieten hat, geht noch weit über das hinaus, was die Überschrift eigentlich erwarten lässt. Und zwar können die LeserInnen zu drei verschiedenen Themen gleichzeitig wichtige Lernfortschritte machen. Alle Gedankengänge rund um das Hauptthema und die zugehörigen Problemkreise sind gut nachvollziehbar und leicht verständlich ausformuliert. Als Gesamtpaket enthält das eBook neben der eigentlichen Rezension z.B. noch klare Definitionen wichtiger Begriffe, einschließlich der jeweils relevanten Nebenbedeutungen, und spricht auch die beliebten Missverständnisse an. Es finden sich ausführliche Erklärungen, Hinweise und Stellungnahmen, die insgesamt einen großen Nutzen versprechen – ganz im Gegensatz zum rezensierten Werk selbst, das allein durch grelle Polemik glänzt.
Gleich vorweg sei kurz erklärt, was eine Polemik eigentlich darstellt. In der üblichen Auffassung wird Polemik als Streitkunst definiert, die scharfe, oft auch ironische Bemerkungen verwendet, mit dem Ziel, einen Meinungsstreit zu gewinnen, also unbedingt recht zu behalten und vom Publikum Applaus zu erhaschen. Polemik ist ein raffiniert eingesetztes Mittel der Rhetorik und insofern ein taktisches Element, das besonders bei Politikern sehr beliebt ist, auch wenn sie gerade mal nicht um Wählerstimmen kämpfen. Egal, was der aktuelle Zweck auch sein mag, im Allgemeinen geht es darum, Menschen in gewünschter Weise zu beeinflussen. Aufgrund dieser nicht immer ehrenwerten Absicht und real erfolgenden Manipulation ist es ganz sicher kein Lob, jemanden als Polemiker zu bezeichnen!
Man kann und sollte auch aus negativen Beispielen lernen und gerade hier bei Broders motzender Diffamierung des eigentlich unbestreitbar hohen Werts der Toleranz haben wir reichlich Stoff zum Nachdenken. Was der berufsmäßige Nörgler nämlich abgeliefert hat, ist zwar ein geistreiches Sammelsurium von mehr oder weniger krassen Sprüchen, aber zweifellos ein Machwerk der schändlichen, sogar gefährlichen Sorte. Es enthält alles andere als eine seriöse und vernünftige Kritik, so dass der Titel an sich eine wirklich dreiste Lüge darstellt. Doch trotz und gerade wegen der eklatanten Mängel beim Original führt die Rezension auf eine positive Sichtweise hin. Sie kreist um das eigentliche Hauptproblem, wie sich Schüler, Studenten und Bürger aller sozialen Schichten eine lebenstaugliche, kluge und gemäßigte Haltung aneignen können, auch wenn Emotionen ins Spiel kommen. Vor allem wird am Beispiel der Broderschen Art von Polemik auch sehr genau aufgezeigt, wo die schlimmen Fehler einer allzu populistischen, vereinfachten, ja sogar wütenden und hasserfüllten Denkweise liegen! Sich eben nicht von üblen Reden aufwiegeln und von kruden Ansichten anstecken zu lassen, ist heutzutage beinah schon ein Kunststück. Sich zu schützen ist aber möglich und die „Kunst“ erlernbar.
Um die folgenden Lebensbereiche und Lerninhalte geht es:
- Toleranz als Notwendigkeit und ihre Abgrenzung zu Ignoranz und Schwäche
- Die Fähigkeit, eine sachliche und vernünftige Kritik zu üben und zu erkennen
- Politische Polemik und den Anspruch, Meinungen gut begründen zu können
Trotz dieser ernsten Angelegenheiten ist der Haupttext, dank Broders polemischer Komik, die zu einer ähnlich süffisanten, ja drastischen Erwiderung reizt, außerordentlich unterhaltsam. Der Spaß am Lesen kommt gewiss nicht zu kurz!
Im Kern handelt es sich beim Machwerk des Henryk Broder um ein Musterbeispiel für eher schlechte Polemik, das unter bestimmten Voraussetzungen lehrreich sein kann. Die nachfolgende Textanalyse operiert auf hohem Niveau, ist aber inhaltlich von Schülern der Altersgruppe ab ca. 14 Jahren bereits problemlos nachvollziehbar. Anhand einer profunden inhaltlichen Kritik wird zugleich deutlich, wie man mit vernünftigen und guten Argumenten arbeitet und was ihr häufiges Fehlen in Reden, Diskussionen, Zeitungsartikeln und Büchern zu bedeuten hat.
Positive Toleranz ist die Bereitschaft und praktische Verhaltensweise, andere Meinungen, Weltanschauungen und Eigenheiten von Individuen und sozialen Gruppierungen gelten zu lassen. Alles einfach kritiklos hinzunehmen, was Menschen denken, äußern und tun, ist damit nicht gemeint.
Toleranz ist für das friedfertige Zusammenleben in einer Gesellschaft notwendig und wird auch im Grundgesetz von jedem deutschen Bürger eingefordert: „Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden.“ (GG Artikel 3, dritter Absatz)
Manko: Dies ist eine negative Umschreibung, die den eigentlichen Wert von Toleranz überhaupt nicht zu erfassen vermag. Es fehlen wichtige positive Angaben darüber, welche Gesinnung konkret gemeint ist, worin die Stärken dieser Lebenshaltung liegen und bis zu welchem Ausmaß Toleranz tatsächlich sinnvoll sein kann.
Bequeme Ignoranz sollte man unter allen Umständen vermeiden, denn sie hat mit echter Toleranz nichts zu tun. – Wirklich gute Toleranz ist erst bei einem gewissen Verständnis für die Anderen gegeben, was die Bereitschaft voraussetzt, sich mit ihnen (Einzelpersonen, gesellschaftliche Minderheiten, fremde Kulturen) eingehend zu beschäftigen. Sie wird in einer würdevollen, geistig offenen, keinesfalls in einer herablassenden, gönnerhaften Haltung praktiziert.
Vernunft ist eigentlich nichts anderes als ein gutes Unterscheidungsvermögen, eine klare
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Ino Weber
Tag der Veröffentlichung: 29.11.2023
ISBN: 978-3-7554-6240-8
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
An Herrn Broder persönlich und die politisch interessierte Leserschaft:
Wer als Publizist tätig ist in einer Weise, die gutwillige Menschen regelmäßig desillusioniert, ihnen jede Hoffnung raubt, leistet leider keine brauchbare Kritik und keinen positiven Beitrag für die Zukunft.