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Leseprobe

Über die Autorin:
Sabine Jakubinek, Jahrgang 1976, geboren und aufgewachsen im Schleswig-Holsteinischen Rendsburg, hat schon in ihrer Kindheit gerne geschrieben und sich Geschichten ausgedacht. Ende 2008 entdeckte sie ihre alte Leidenschaft erneut, als sie mit Bekannten über Tabethas Geschichte redete, die sie seit ihrer Kindheit immer weiter ausbaut. Dennoch war »Tabethas Blog - Band 1 - Wie alles begann« nicht ihr erstes, fertiges Werk, sondern »Fensterbank mit Ausblick«, das eigentlich nur eine Kurzgeschichte mit einem Kapitel werden sollte.

 

 

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Die Handlungen, sowie die Personen in dieser Geschichte sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. 

 

 

Vollständige ePub Ausgabe Januar 2016
Copyright 2008 – 2016 by Sabine Jakubinek
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nicht ohne Zustimmung der Autorin vervielfältigt, kopiert oder anderweitig veröffentlicht werden.
Covergestaltung: Sabine Jakubinek

 

 

Inhaltsverzeichnis

Vorwort
Kapitel 1
Tabethas Kindheit
1 – Vorstellung
2 – Wie mein Bruder zu uns kam
3 – Unsere gemeinsame Kindheit
4 – Der Tag, an dem alles anders wurde
5 – Mein neues „Heim“
Kapitel 2
Tabethas Zeit beim Tjon'kar Imperium
6 – Aufbruch in eine neue Zeit
7 – Meine Grundausbildung
8 – Die Entscheidung
9 – Eine merkwürdige Begegnung
10 – Eine Chance?
11 – Abschied von Tom und neue Aufgaben
12 – Meine Zeit als Mentorin
13 – Versetzung zu den Spähern
Kapitel 3
Zerfall des Imperiums
14 – Die Übernahme
15 – Meine Gefangennahme
16 – Wiedersehen
17 – Der Zerfall
Kapitel 4
Übergangszeit
18 – Neuanfang
19 – Der Schatten der Dunkelheit
20 – Die erste Liebe
21 – Jobsuche
Kapitel 5
Tabethas Leben als Händlerin
22 – Schlechte Nachricht
23 – Erster Ausflug
24 – Alter Bekannter
25 – Die Suche beginnt
26 – Weitere Reisen
27 – Erwischt!
28 – Home sweet home
Kapitel 6
Die Dro'ka und die Freedom Fighters
29 – Erster Abend mit Ansgar
30 – Ausbildung zum Wächter
31 – Dro'ka
32 – Nächtliche Gedanken
33 – Auf der Suche nach Mira
34 – Ein neues Gesicht
35 – Stressige Zeit
36 – Neues Schiff
37 – Ausbildung durch Ansgar
38 – Musik
39 – Treffen mit Tom
40 – Fragen über Fragen
41 – Ein neuer Dro'ka
42 – Michael gibt auf
Kapitel 7
Umbruch bei den Freedom Fighters
43 – Konzert mit Folgen
44 – Das Gespräch
45 – Michaels Abschied
46 – Euch kenn ich doch?
47 – Vevay trifft ein
Kapitel 8
Das Leben auf der Raumstation Betana
48 – Abgrenzung
49 – Eigene Bude
50 – Veränderungen
51 – Rückkehr auf den Planeten
Kapitel 9
Neuanfang bei den Freedom Fighters
52 – Die Nacht mit Vevay
53 – Eisbrecher
Kapitel 10
Tabethas Zeit mit Vevay bei den Freedom Fighters
54 – Rede und Antwort
55 – Fundstück
56 – Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht?
57 – Durchquatschte Nacht
58 – Vevay und Ansgar
59 – Das Konzert
60 – Vevay und Randy
61 – Grenzen
62 – Schlagzeug gefunden
63 – Vevay, Jerome, Jarmaine, Djimon und Lazer
64 – Erinnerungen an einen Streit
65 – Verwirrung
66 – Frühstück am Nachmittag
67 – Erst die Arbeit … dann das Vergnügen?
68 – Auf den Spuren von Mira
69 – Intuition?!
70 – Netter Abend
71 – Mira kommt an
72 – Ansgar trifft Mira
73 – Schlafplatzsuche
74 – Ansgars und Miras erster Tag zusammen
75 – Unterhaltung mit Alan und Alex
76 – Problembesprechung
77 – Chris' Vergangenheit

Vorwort

Aufgrund der Problematik, dass in einem Blog immer nur eine Person schreibt und das aus ihrer Sicht, musste ich hier auf den »Trick« zurückgreifen, dass mehrere Personen in Tabethas Blog reinschreiben. Somit sei gesagt, dass man auch das Kleingedruckte hier lesen sollte. Ich weiß, das fällt schwer, aber ein wichtiges Element besteht hauptsächlich aus einer Datumsangabe und ist relativ klein. Aber genau dort ist auch der Name des Blogeintragsautors versteckt.

Zum Datum sei noch angemerkt, dass es dem tatsächlichen Datum der Erstellung plus 200 Jahre entspricht. Wen es also interessiert, wann ich welchen Eintrag geschrieben habe und vor allem, um welche Uhrzeit, der sollte immer ein Auge darauf werfen.
Vor dem Datum findet sich noch ein Wochentag. Dieser ist in irischem Gälisch geschrieben und manchmal findet man dort auch noch keltische Feiertage versteckt. Letztere finden sich aber auch in den Blogeinträgen selbst.
Dort gibt es allerdings eine Besonderheit zu beachten. Ich habe mir extra ein Programm geschrieben, das Mondphasen ausrechnet und mir dann diese Feiertage ausgibt. Da ich selbst denke, dass die Kelten nur anhand der Sonne und dem Mond ihre Feiertage berechnet haben. Somit wird Halloween wohl nicht immer am 30.10. gewesen sein. Dieser Gedanke fließt in dieses Buch ein.

Dies ist eine Liste der Wochentage, Jahreszeiten und Feiertage, wie sie in diesem Buch vorkommen.
Wochentage:
Luain – Montag
Máirt – Dienstag
Céadaoin – Mittwoch
Déardaoin – Donnerstag
Aoine – Freitag
Satharn – Samstag
Domhnach – Sonntag

Jahreszeiten:
Imbolc – Frühlingsanfang (2. zunehmender Mond im Jahr)
Beltane – Sommeranfang (5. Vollmond im Jahr)
Lughnasadh – Herbstanfang (8. abnehmender Mond im Jahr)
Samhain – Winteranfang (11. Neumond im Jahr)

Feiertage:
Yule – Wintersonnenwende (21.12.)
Ostara – Tag- und Nachtgleiche im Frühjahr (21.03.)
Litha – Sommersonnenwende (21.06.)
Mabon – Tag und Nachtgleiche im Herbst (21.09.)

Kapitel 1

Tabethas Kindheit

 
 

1 – Vorstellung

Geschrieben von Tabetha am Aoine, 09.09.2208 um 00:31 Uhr.

Hallo zusammen!

Ich möchte mich hier erst einmal vorstellen und, in den folgenden Einträgen, ein wenig aus meinem Leben erzählen, das nun schon 32 Jahre lang andauert. Ich habe vieles erlebt und ich hoffe, dass mein Leben genauso interessant für euch ist, wie es bisher für mich war.

Mein Name ist Tabetha Ripploh und ich habe einen Bruder Michael, der ein Jahr älter ist als ich. Eigentlich ist er nicht mein Bruder!
Er wurde vor die Tür eines Waisenhauses gelegt und ist irgendwann aus diesem geflüchtet. Danach wurde er von jemandem gefunden und, da dieser jemand nicht genügend Zeit hatte sich um ihn zu kümmern, bei uns „abgegeben“. Mein Bruder und ich verstanden uns auf Anhieb und so wundert es nicht, dass er bei uns blieb. Einfach so, es störte auch keinen.

Meine Eltern besaßen eine Zimmervermietung, in der jeder kommen und gehen konnte, wann immer er wollte. Man klingelte einfach, sagte, dass man ein Zimmer für so und so lange bräuchte, und konnte dann ein- und ausgehen, wie man lustig war.

In den nächsten Einträgen werde ich euch aus meinem Leben, von der Kindheit an, erzählen, aber auch das, das meinem Bruder passierte. Sowie auch aus dem Leben anderer Personen, soweit es mir zugetragen wurde oder ich es mit ihnen erleben durfte.

 
 

2 – Wie mein Bruder zu uns kam

Geschrieben von Tabetha am Satharn, 10.09.2208 um 01:06 Uhr.

Ich hatte es ja schon ein wenig angedeutet, aber hier noch einmal ausführlich.

Solange Michael denken kann, lebte er in einem Heim. Dort gefiel es ihm überhaupt nicht und er ist öfters abgehauen. Oft genug war es so, dass man ihn wieder einsammelte und zurück ins Heim brachte. Bei den Geschichten, die er mir aus dem Heim erzählte, denke ich auch, dass ein Leben auf der Straße sehr viel besser gewesen wäre!
Seine letzte Flucht war, als er fast 6 Jahre alt war und ihn sammelte jemand ein, der auch noch den gleichen Vornamen hatte wie er. Dieser Michael war adoptiert worden und brachte ihn dann sofort zu seinem Vater. Der Vater entschied sich meinen Bruder zu adoptieren und der große Michael nahm ihn dann immer auf seinen Reisen mit.

So landeten die beiden schließlich bei uns und wir verstanden uns auf Anhieb! Ich mochte ihn nicht mehr gehen lassen. Denn sofort war er wie ein Bruder für mich, den ich zuvor nicht hatte.
Er durfte bei uns bleiben und wir spielten viel zusammen. Schlussendlich sei das ewige Umherreisen auch nichts für ein Kind, meinte der große Michael.

 
 

3 – Unsere gemeinsame Kindheit

Geschrieben von Tabetha am Satharn, 10.09.2208 um 01:24 Uhr.

Durch die Zimmervermietung meiner Eltern stießen wir öfters auf interessante Leute. Piloten, Pilgerer, Leute, die geheimnisvolle Dinge taten, von denen sie uns nicht erzählen durften und viele mehr.
Wir hörten uns gerne ihre Geschichten an. Ja, eigentlich kann man sagen, dass wir die Leute schon fast nervten, damit sie uns doch tolle Geschichten erzählten! So kam es, dass wir teilweise als Gutenacht-Geschichten die Abenteuer unserer Mitbewohner erzählt bekamen.

Ein Zivilpilot namens Sandro Parker spielte Cello und Gitarre. Die Gitarre hatte er auch dabei und wir hockten einmal eine ganze Nacht lang bei ihm auf dem Zimmer. Er spielte uns diverse Lieder vor und versuchte uns auch ein wenig das Gitarrespielen beizubringen. Es wurde schon wieder hell draußen und das sieben Tage vor Yule, als wir dann endlich ins Bett fielen!

Mit unserem geheimnisvollen Gast namens Brencis Moore spielten wir oft draußen Peíl. Dabei spielt man einen Ball nur mit dem Fuß. Er erzählte nicht viel, aber immerhin spielte er sehr gerne mit uns.
Auch ging er mit uns gerne am Fluss Andir spazieren, der in der Nähe war. Er weckte uns dafür teilweise eine Stunde vor Sonnenaufgang. Dann machten wir uns fertig und zogen los, dem Sonnenaufgang entgegen. Wenn wir zurück nach Hause kamen, war es schon Zeit für das Frühstück. Zumindest im Imbolc, in dem ich bald 6 Jahre alt werden sollte, dem Beltane und dem Lughnasadh zuvor. Brencis war sehr lange bei uns, genauso wie Sandro.

Es war einfach toll, wenn Nebel über dem Fluss lag! Das werde ich nie vergessen, wie mystisch dann alles aussah so mit Nebel überzogen. Man war fast versucht, über den Fluss ans andere Ufer zu gehen! Denn es sah fast aus wie mit Watte bedeckt.
Der Weg am Fluss entlang führte uns in Richtung eines großen Waldgebietes namens Her'gtha, in dem das Dorf Bert'amu lag. Allerdings hat Brencis es immer gemieden, mit uns näher als zwei Kilometer in die Nähe des Waldes zu gehen. Er erzählte uns, dass wir dort besser nicht hingehen sollten. Dort würde eine Art Krieg herrschen und es sei zu gefährlich und unsicher dort hinzugehen.

 
 

4 – Der Tag, an dem alles anders wurde

Geschrieben von Tabetha am Satharn, 10.09.2208 um 01:43 Uhr.

Es war Imbolc und ich sollte bald 6 Jahre alt werden, als Michael und ich einmal alleine loszogen, um den Sonnenaufgang zu beobachten. Wie jedes Kind, so waren auch wir neugierig. Der Wald Her'gtha interessierte uns und somit machten wir uns auf in das Dorf Bert'amu.

Am Wald angekommen, war es sehr ruhig und wir verstanden nicht, warum uns Brencis nie dahin geführt hatte. Bis wir das Dorf erreichten! Denn in dem Moment kamen Soldaten von allen Seiten und es kam kurz darauf zum Schusswechsel. Ein paar der Soldaten griffen sich Frauen und Kinder, aber auch einige Männer. Auch wir wurden gegriffen und das war auch der letzte Moment, in dem ich meinen Bruder sah.
Das Letzte, das ich sah, während sie mich zum Transporter schleppten, waren Männer, die erschossen wurden, Häuser, die niedergebrannt wurden und ich hörte von überall nur Schreie. Ich selber war wie gelähmt und konnte nichts machen, denken oder gar fühlen. Dann wurde ich in den Transporter gesteckt und ich schaute mich im Inneren immer wieder nach meinem Bruder um. Aber ich konnte ihn zwischen all den Leuten nicht finden.

Als wir, nach einer langen Fahrt, endlich ankamen, befanden wir uns in einer Art Halle. Dort waren Soldaten und alle möglichen Leute. Wir selber mussten uns in zwei Reihen aufstellen und jeder, der in der Halle schon rumstand, als wir ankamen, suchte sich ein paar von uns aus. Selbst dort suchte ich immer noch im Gewühl der Leute nach meinem Bruder, fand ihn aber nicht. Schlussendlich wurde auch ich von jemandem ausgesucht und weggebracht.

 
 

5 – Mein neues „Heim“

Geschrieben von Tabetha am Máirt, 13.09.2208 um 20:13 Uhr.

Derjenige, der mich ausgesucht hatte, war sehr groß, hatte breite Schultern und ich schätzte ihn auf 2m. Er hatte schwarze, kurze Haare und stechend grüne Augen. Seine Größe hatte für mich schon etwas Beängstigendes und seine Augen machten es nicht gerade besser.
Während wir gingen, zog er immer wieder an der Kette, die sich an meinen Handschellen befand. Deswegen hatte ich immer mehr den Eindruck, dass ich mich mit ihm wohl besser nicht anlegen sollte. Ich ging ihm anscheinend nicht schnell genug, dachte ich mir und versuchte mit ihm irgendwie Schritt zu halten.

In einer ruhigen Ecke blieb er mit mir stehen und holte ein breites Lederband heraus, das türkis war und neben einer Schnalle auch einen Ring aus Metall besaß. Er legte es mir am Hals an und nahm die Kette von den Handschellen ab, um sie dann am Halsband zu befestigen. In diesem Moment durchfuhr mich ein Gedanke wie ein Blitz. »Ich bin nun ein Sklave!«, dachte ich und ich bekam Angst vor dem, was mich nun erwarten würde. Da Sklaverei eigentlich auf unserem Planeten verboten war, hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt nur Gerüchte darüber gehört.
Danach zog er mich weiter hinter sich her. Ich spielte besser mit und ließ mich nicht allzu weit zurückfallen. Wer wusste schon, was er ansonsten mit mir anstellen würde? So gingen wir durch Lagerhallen, einem Gefängnistrakt, Wohnviertel und noch einiges weiteres. Bis wir dann in einer weiteren Lagerhalle angekommen waren.
Dort befand sich an einem Ende eine Treppe nach oben, die wir hochgingen. Oben angelangt machte mein Besitzer die Tür auf und zog mich herein. Ich hätte alles andere erwartet, nur nicht das folgende!

Es war eine Wohnung und sofort kamen zwei Kinder an, die ihren Vater begrüßen wollten. Der war allerdings gerade damit beschäftigt mir die Handschellen abzunehmen, mit dem Kommentar, dass ich ihm wohl kaum gefährlich werden könnte. Danach entfernte er die Kette vom Halsband und meinte, dass ich es niemals abnehmen dürfe. Als er damit fertig war, stellte er sich, seine drei Kinder und seine Frau vor. Außerdem noch ein weiteres Kind, das allerdings aus der ersten Ehe seiner Frau war, wie ich später erfuhr.
Der Name meines Besitzers war Seaghdha Craith (wird Shey ausgesprochen), seine Frau hieß Deidre und seine drei Kinder hatten die Namen Alex (fast 7 Jahre), Alan (gerade 4 geworden) und Raphael (7 Monate). Edric ó Buadhaigh (11 Jahre, der Nachname wird Bwa ausgesprochen) war der Sohn aus der ersten Ehe und nur hin und wieder zu Besuch. Mit Alex und Alan schlief ich in einem Zimmer und wir beschäftigten uns mit ein paar kleineren Spielen.
Das Zimmer war nicht sonderlich groß und hatte in etwa die Maße einer etwas größeren Abstellkammer. Es lagen drei Matratzen auf dem Boden, eine für jeden von uns. Wobei die dritte Matratze erst dazu kam, nachdem ich dort angekommen war. Dann gab es noch einen kleinen Schrank und das war es auch schon. Viel mehr hätte wirklich nicht mehr rein gepasst. Geschweige denn, dass wir darin Platz zum Rumtoben gehabt hätten.

Meine neue Umgebung machte mir Angst. Eigentlich war es weniger die Umgebung, denn Alex und Alan hatten sich sofort mit mir unterhalten und mich integriert. Es war vielmehr die Ungewissheit, was auf mich zukommen würde.
Wohl deshalb nahm mich mein Besitzer nach dem Essen am Abend meiner Ankunft hoch und trug mich ins Wohnzimmer. Er setzte sich mit mir auf die Couch und knuddelte mich ein wenig. Was mir zuerst merkwürdig vorkam, mir aber nach einer Weile doch gefiel. Denn zuerst fing ich an zu weinen, weil es mich an meine Eltern erinnerte, die mir nun fehlten. Allerdings tröstete er mich und redete beruhigend auf mich ein. Ich könne ihn wie einen Vater ansehen, meinte er, und könne ihn Seaghdha oder auch Dad nennen. Weil er ja nun mal nicht mein Dad war, entschied ich mich für Ersteres.
Er hatte sich danach auf die Couch gelegt und ich war irgendwann in seinem Arm eingeschlafen. Anscheinend war mein erster Eindruck von ihm falsch gewesen, denn er hatte mir meine Angst genommen. Ein kleiner Teil war allerdings immer noch da, weil ich nicht wusste, was mit mir noch passieren würde.
Etwas später kamen auch Alan und Alex an und legten sich auch zu ihrem Vater oder besser gesagt, sie versuchten es. Wie gesagt, ist Seaghdha ja nun relativ groß und breit von der Statur her. Aber drei Kinder hatten dann doch keinen Platz. Was dann zu einem kleinen Krieg um den besten Platz führte.
Seaghdha meinte allerdings, dass es nun langsam an der Zeit wäre, ins Bett zu gehen. Er trug Alan in unser Zimmer und Alex und ich folgten ihm. Nachdem er Alan ins Bett gelegt und zugedeckt hatte, gab er ihm einen Gutenacht-Kuss. Dann ging er zu Alex und machte das Gleiche. Aber auch ich wurde zugedeckt und bekam einen Gutenacht-Kuss.
Danach machte er das Licht aus und lehnte die Tür nur an, sodass ein wenig Licht vom Flur hereinfiel. Mir nahm das etwas die Angst in dieser ungewohnten Umgebung zu schlafen und ich konnte dadurch relativ schnell einschlafen.

Am nächsten Tag führte er mich durch die Station und zeigte mir einiges. Dabei sah ich viele verschiedene Soldaten, Fahrzeuge und Raumschiffe. Sofort fing ich an mich dafür zu interessieren und stellte viele Fragen.

Nach ca. einer Woche war Seaghdhas Familie für mich schon fast wie meine geworden, aus der ich ja herausgerissen worden war. Er, seine Frau, aber auch Alan und Alex behandelten mich, wie einen Teil ihrer Familie und nicht, wie eine Fremde. Ich fühlte mich mittlerweile auch recht wohl bei ihnen und es ließ mich den Schmerz der Trennung von meinen Eltern vergessen.
Seaghdha kam zu dieser Zeit in unser Zimmer rein, und fragte mich, ob mich die ganzen militärischen Sachen wirklich so sehr interessieren würden. Ich bejahte und er fragte, ob ich an einer Ausbildung interessiert sei. Auch dies bejahte ich.

Am nächsten Morgen nahm er mir das Halsband ab und sagte, dass ich das nun nicht mehr brauchen würde und ich ihm folgen solle. Das tat ich dann auch.
Etwa 10 Minuten später kamen wir an den Unterkünften für die Rekruten an, die einmal Infanteristen, Piloten, Fahrer und sonst was werden sollten. Seaghdha erzählte mir, dass ich hier nun für eine längere Zeit wohnen und eine Ausbildung bekommen würde. Dies wäre die einzige Möglichkeit, dass ich mich frei bewegen könnte und nicht als eine Art Sklavin bei ihm leben müsse. Etwas später hielten wir an einer Tür an und er ging mit mir in einen Raum.
Der Raum beinhaltete zwei Doppelstockbetten, ein paar Spinte und einen kleinen Tisch mit vier Stühlen. Auch er war nicht sehr geräumig. Aber dennoch etliches größer als mein vorheriges Zimmer, das ich mir mit Alan und Alex teilte. Der Raum war in einem merkwürdigen Grünton gestrichen, der an Grasflecken in Kleidungsstücken erinnerte. Er beinhaltete noch etwas, eigentlich jemanden.
Dieser jemand ging auf mich zu und stellte sich mir als Tom Gierth vor. Danach verabschiedete Seaghdha sich von mir und ließ mich und Tom alleine.

Kapitel 2

Tabethas Zeit beim Tjon'kar Imperium

 
 

6 – Aufbruch in eine neue Zeit

Geschrieben von Tabetha am Luain, 19.09.2208 um 21:18 Uhr.

Tom sagte mir, dass er von jetzt an mein Mentor sei.
Verdutzt schaute ich ihn an. »Was is'n 'n Mentor?«, fragte ich.
Er erklärte mir, dass Mentoren Leute sind, die andere während der Ausbildung begleiten, bei Fragen für sie da sind und mit der Person zusammenwohnen. Außerdem stehen sie dem Ausbilder bei diversen Fragen über den Rekruten und dem Rekruten selbst mit Rat und Tat zur Seite. Ich sollte ihn einfach als eine Art Bruder ansehen. Dann fragte er mich, wie alt ich sei.
Ich antwortete ihm, dass ich gerade 6 Jahre alt geworden war.
Mentoren seien mindestens 5 Jahre und maximal 8 Jahre älter, als ihre Schützlinge, erzählte er mir und dass er vor zwei Monaten gerade 12 Jahre alt geworden war.

Nach dieser Erklärung wies er mich in die Räumlichkeiten ein und zeigte mir die Gemeinschaftsdusche, das WC und den Gemeinschaftsraum. Zuletzt gingen wir zur Einkleide, bei der ich meine ganzen Sachen erhalten sollte, die ich während der Ausbildung so bräuchte. Tom erklärte mir auch, wenn etwas kaputt gehen sollte, bräuchte ich nur das defekte Teil dort abgeben und bekäme es sofort ersetzt.
Nachdem ich meine ganzen Sachen erhalten hatte, gingen wir wieder aufs Zimmer und legten alles auf die Betten. Zum Einräumen kamen wir vorerst nicht, denn es war Zeit für das Abendessen.

Wieder zurück half Tom mir die ganzen Sachen in meinen Spint zu räumen, sodass alles ordentlich nach Vorschrift eingeräumt war. Er meinte, dass ich es immer genau so wieder einräumen sollte, falls es mal eine Kontrolle geben würde. Allerdings würden Kontrollen recht selten bis nie vorkommen. Danach gingen wir ins Bett, denn Tom meinte, dass ich für den ersten Ausbildungstag fit sein sollte.

 
 

7 – Meine Grundausbildung

Geschrieben von Tabetha am Luain, 19.09.2208 um 21:52 Uhr.

Der erste Tag war eigentlich nicht so anstrengend, wie Tom am Abend zuvor gemeint hatte. Wir bekamen nur zu hören, was uns im folgenden Jahr alles erwartet, wie die Entscheidungskriterien dafür sind, zu welcher Einheit wir später versetzt werden und dass Wünsche unsererseits diesbezüglich auch beachtet werden würden. Sofern es nicht zu utopisch sei.
Eigentlich war das ganze Jahr der Grundausbildung, insgesamt gesehen, nicht sonderlich aufregend. Es waren Sachen dabei, die mochte man gerne und andere Dinge hasste man einfach. Sie wollten anscheinend auch nie enden und man wünschte sich nur noch endlich Frühstückspause, Mittagspause oder Feierabend zu haben. Gern mochte ich die taktischen Sachen, aber auch sportliche Dinge, bei denen ich mich richtig beweisen und auspowern konnte.
An den Wochenenden war ich meistens bei Seaghdha und seiner Familie oder blieb bei Tom und wir spielten Billard oder gingen anderen Freizeitaktivitäten nach.

Es gab einige, die eigentlich ständig zum Ausbilder mussten und oft angebrüllt wurden. Das war bei mir zum Glück nie der Fall. Somit denke ich, dass ich alles richtig oder zumindest zur Zufriedenheit der Ausbilder machte.
Auch mit Tom sprach ich nicht sonderlich viel über meine Ausbildung. Also werden meine Ausbilder wohl auch nicht so oft mit ihm in Kontakt getreten sein, dass er mir helfen oder überhaupt mit mir darüber reden musste.
Tom und ich unterhielten uns jedoch oftmals bis spät in die Nacht über allgemeine Dinge oder fragten uns gegenseitig aus. Bei Tom stieß ich allerdings ziemlich auf Widerstand und erfuhr nicht soviel von ihm. Ehrlich gesagt gar nichts darüber, woher er kam, wer seine Eltern waren usw. Er erzählte mehr von seiner Ausbildung und irgendwelchen Missionen, die er schon mitmachen durfte.
Wir saßen uns dabei auf einem unserer Betten gegenüber. Irgendwann fiel einer von uns um und hörte noch dem anderen zu. Solange, bis dieser auch umfiel und wir beiden schlussendlich einschliefen. Seite an Seite in einem Bett. Dies störte keinen von uns beiden oder gar jemand anderen. Denn wir waren alleine in unserem Zimmer, obwohl es vier Betten besaß.

Irgendwann fragte Tom mich, wie es denn für mich so gewesen sei, bevor ich hierher kam.
»Wie soll's mir schon gegangen sein? Und was meinste genau damit?«, fragte ich.
»Na ja, ich hab' gehört, dass deine Eltern das Tjon'kar Imperium nicht sonderlich mochten und deswegen verfolgt wurden. Nachdem man euch gefunden hatte, brachte man dich hierher, sagt man. Ich wollte nur wissen, wie es einem bei so was geht«, antwortete er.
Ich wusste nicht genau, was ich antworten sollte. Eigentlich wunderte ich mich über die Geschichte. »Darüber mach' ich mir keine Gedanken«, sagte ich schnell, damit es nicht auffiel.
Tom wollte danach noch wissen, warum meine Eltern die Tjon'kar nicht mochten.
Aber diesmal war ich diejenige, die alles abblockte. Was er konnte, das konnte ich schon lange! Ich wäre auch nicht so schnell im Erfinden einer Geschichte gewesen und musste die ganze Nacht darüber nachdenken, wie

Impressum

Texte: Sabine Jakubinek
Bildmaterialien: Sabine Jakubinek
Tag der Veröffentlichung: 22.01.2016

Alle Rechte vorbehalten

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