Koryen Dolaron
Damaris E. Moreau
2021
© 2021 Damaris E. Moreau
Verlag: Independently published (Damaris E. Moreau)
Umschlaggestaltung: Chiara N. Monaco
Lektorat, Korrektorat: Tiziana Amelia Olbrich
Damaris E. Moreau
Michael-Felder-Straße 3b
6800 Feldkirch
Österreich
www.damarismoreau.com
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Koryen ist in den kommenden Bänden der Edanor-Reihe nur eine Nebenfigur, doch es war mir ein großes Anliegen, ihm seinen eigenen Auftritt zu geben. Diese Kurzgeschichte füllt eine Lücke zwischen „Der Weg nach Alsiona“ und der Trilogie.
Es sind nur wenige Seiten, also fasse ich mich auch hier kurz. Danke Pia und Antonia für eure wertvollen Anregungen sowie auch Tabitha und Dorothea, meinen treuen Testleserinnen. Danke Amelia für den Feinschliff und Chiara für das schöne Cover.
Unruhig starrte Koryen auf die Tischplatte und betrachtete die Holzmaserung. Sie war ihm vertraut wie kaum etwas anderes in diesem Haus. Wie oft hatte er als Kind hier gesessen und war die Linien, Striche und Punkte mit den Fingern nachgefahren, während er darauf gewartet hatte, dass das Essen serviert wurde. Und genauso oft hatte er sich darüber geärgert, dass er immer pünktlich bei Tisch sitzen musste, das Gleiche aber nicht für Kara galt, die fast immer zu spät mit dem Kochen dran war. Und die Regel galt auch nicht für seine Eltern, die sich ebenfalls immer wieder verspäteten, weil sie in der Kaserne aufgehalten wurden. Aber er – als Kind, das über Freizeit verfügte, zur rechten Zeit von seinen Lehrern entlassen wurde und keine Verantwortung für Untergebene trug – hatte pünktlich zu sein. Und jetzt als Erwachsener hatte er diese Gewohnheit noch immer nicht abgelegt. Er ging davon aus, dass es von ihm erwartet wurde, und zeigte damit seinen Respekt. Fast jedes Mal saß er erstmal allein da.
Das Esszimmer grenzte direkt an die Küche an, aus der das Scheppern von Geschirr sowie sprudelnde und brutzelnde Geräusche drangen. Kara war also bei der Arbeit. Sie war die einzige Hausangestellte seiner Eltern und kümmerte sich um alles. Sie war zur Familie gekommen, als er noch ein Kind gewesen war. Seine Mutter hatte damals sehr viel in der Waffenkammer der Kaserne gearbeitet, weil die Waffenherrin krank geworden war. Die Soldatin war danach von einem Nachfolger abgelöst worden, doch Koryens Mutter hatte trotzdem so viel Arbeit gehabt, dass sie Kara behalten wollte. Die fürsorgliche Haushälterin war allen ans Herz gewachsen und schnell Teil der Familie geworden.
Gelangweilt fuhr Koryen mit dem Finger die Grenze zwischen Licht und Schatten auf der Tischplatte nach. Der Essplatz war direkt am Fenster, wo die Abendsonne hereinschien. Es gab auch eine große Tafel in der Mitte des Raumes, an der zwanzig Personen Platz fanden. So viele Gäste hatten sie aber nur sehr selten. Für Koryen und seine Eltern genügte der kleine Fenstertisch, an dem nur drei Stühle standen. Kara ließ die lange Tischplatte aber nicht leer, sondern schmückte sie täglich mit frischen Blumen, dekorativen Kerzen und bestickten Deckchen.
Koryen wohnte schon lange nicht mehr in diesem Haus. Als er vor zwölf Jahren als vollwertiger Soldat in die Armee aufgenommen worden war, hatte er einen Platz in der Kaserne bekommen. Seitdem war sie sein Zuhause. Damals war er fast einundzwanzig Jahre alt gewesen, acht Jahre, nachdem er als Rekrut begonnen hatte. Er hatte nicht verstanden, warum Generälin Rikarra ihn so lange auf seine Aufnahme hatte warten lassen. Es hatte ihn irritiert und wütend gemacht. Genau kannte er die Gründe noch immer nicht, doch er hatte eine Vermutung.
Endlich kam Kara mit einem Tablett herein, das sie freundlich lächelnd vor ihm abstellte. Die Haushälterin hatte im Laufe der Jahre graue Haare bekommen, die sie stets zu einem
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Damaris E. Moreau
Bildmaterialien: Damaris E. Moreau
Lektorat: Tiziana Amelia Olbrich
Korrektorat: Tiziana Amelia Olbrich
Tag der Veröffentlichung: 22.09.2021
ISBN: 978-3-7487-9552-0
Alle Rechte vorbehalten