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Eigenartig schön

 

„Na, du bist ja nicht immer so ruhig oder?“ Fragte mich die etwas rundliche Schulärztin und starrte mich mit ihrem besorgten und verwirrten Gesichtsausdruck an, sie war sichtlich etwas überfordert mit mir. Na gut sie war ja noch nicht so lange da. Die ältere schroffe, Schulärztin mit dem irren Blick, die wusste was machen wenn ich ohnmächtig am Klassen Boden liege. „Du siehst etwas blass aus willst du ein Glas Wasser Leah?“ Frage sie mich, sie bettelte schon fast. Ihre kurzen roten Haare standen wild in alle Richtungen, ich wusste nicht welchen Star sie da wieder ähnlich sehen wollte-sie wechselt ihre Freisuren ständig „Da tippe ich einfach immer auf einen Star in der Zeitschrift die ich gerade finde“ meinte sie einmal zu mir, ich kann mich noch allzu gut daran erinnern, damals war’s aber irgendwie noch Kate Hudson. Ihre grünen Augen fixierten mich immer noch mit einem Blick den ich in die Reihe der nervösen Blicke einordnen würde. „Gerne, ja bitte“ sagte ich nur der höflichkeitshalber und sah mich im kleinen „Patienten-Zimmer“ um während sie in den Nebenraum verschwand. Weise Wände, Bilder mit Blumen und Landschaften und natürlich eine übergroße Zimmerpflanze-die fehlen ja nie. Ich lachte leise und kurz über meine Wirren Gedanken und überlegte ob ich mir vielleicht den Kopf gestoßen habe als ich so „perfekt“ neben Nick umfiel. Nick er ist mein bester Freund zusammen mit Amy und Linda, wir haben schon vieles zusammen durchgemacht...

Mrs. Denal riss mich aus meinem Gedanken und drückte mir einen Becher mit Wasser in die Hand, ich nahm einen Schluck lächelte und bedankte mich. „ Ich…ich habe deine Eltern angerufen deine Mutter ist unterwegs“ verkündete sie mir und biss sich schuldbewusst auf die Lippen. „Was!?“ stieß ich panisch hervor, was ich sofort bereute und sie entschuldigend anblickte. „Ich weiß das ist nicht gerade das coolste wenn einen die Mutter von der Schule abholt aber….“ Sie ließ den Satz in der Luft hängen.  „Na, gut…kann ich schon mal draußen warten?“ fragte ich und griff nach meiner Schultasche die jemand lieblos in den großen brauen Lederstuhl geworfen hatte. „Aber klar doch, ach und Leah“ sagte sie mit geschäftlicher Miene und drehte sich noch einmal zu mir um, ich war schon fast an der Türe, so eilig hatte ich es. „Ja?“ fragte ich im Gedanken ganz dabei wie ich es nur schaffen würde unauffällig aus der Schule zu kommen und schnell in Mum`s Auto zu schlüpfen. „Lass es ruhig angehen“ sagte sie lächelnd und ging zu ihren Schreibtisch. Ich schloss leise die Tür, draußen wartete schon der nächste Patient, ein kleinerer Junge aus der Unterstufe der wohl von irgendwas am Kopf getroffen wurde. „Hey Leah“ huf, das war Linda, sie stand am Ende des Gangs und wartete mit einem Haufen Büchern und Heften in der Hand. Linda war unser kleiner Streber, aber wir lieben sie…ganz besonders Nick, Nehmen Amy und ich an, aber darüber konnten wir nur mutmaßen. Ihre karamellfarbenen Locken hatte sie zu einem wirren Zopf zusammengebunden, ihre Brille rutschte ihr immer wieder von der Nase. Und wenn sie lächelt hat sie zwei Grübchen an den Wangen.

„Wieso…? Nimmst du die alle mit nachhause?“ fragte ich sie unglaubwürdig. „Äh…ja die brauch ich, ich stehe in Chemie auf einer drei, und ich will keine dreien in meinem Senior Year!“ antwortete sie wobei ihre Stimme immer höher wurde. „Auf wen wartest du denn noch, es ist schon seit einer Stunde Schulende“ Fragte ich sie, im Hinterkopf ganz genau wissend dass es Nick sein würde. „Ich…warte nur auf…äh….“ Ich starrte sie an, dann lächelte ich.  „Auf Amy!“ sagte sie und ich konnte die Erleichterung in ihrem Gesicht sehen. Linda, man konnte ihr alles vom Gesicht ablesen. Amy kam zu Linda und mir gerannt, ihr langes schwarzes Haar wirbelte in wilden seidigen locken um ihre Gesicht, ihre dunkelbraunen Augen strahlten und ihr weiser Pullover passte sehr gut zu ihrer dunklen Haut. „Amy, was ist denn los, du bist ja total aufgekratzt“ fragte Linda um von dem eigentlich Thema dass wir gerade hatten abzulegen, es klappte.

„Ich habe eine drei im Mathe Test? Ihr könnt mir glauben ich konnte es selbst kaum glauben. „ Wir lachten alle drei über ihre verwirrende Wortwahl und Amy zeigte uns voller Stolz ihre „gerade noch drei“ in Mathe. Wenn sie mal glücklich war steckte sie einfach alle im Umkreis von hundert Metern damit an, keine Chance ihrer guten Laune zu entkommen…

Wir gingen zusammen hinaus, wo die Wolken der Sonne keinen Platz machen wollten und den Himmel aussehen ließen wie flüssiges Blei.

 

„Willst du was essen“ fragte mich meine Mutter und griff zum Telefon, sie war nicht die beste Köchin was sie aber lange Zeit nicht zugab, kein andere würde es schaffen dass das Spiegelei kalt ist und trotzdem „sehr gut durchgebraten „ist. Ich lachte und wir bestellten uns was vom Chinesen. Danach sahen wir uns in Jogginghosen und Tops und mit einer großen Menge Eiscreme „Manche mögen`s heiß an“ er war neben „Forrest Gump“ unser absoluter Lieblingsfilm. Es war so einfach mit meiner Mum wir konnten lachen und quatschen, ganz als wäre sie auch 18 und verstünde alles, und wer weiß vielleicht tut sie es ja… „Ich werde jetzt schlafen gehen“ sagte ich in der Mitte des Films, Mum nahm die Fernbedienung und klickte auf Pause. „Bist du schon Müde? Es ist doch erst halb neun“ sie zog einen Schmollmund. Dann sprang sie auf und richtete sich auf und fuhr mit den Fingern durch ihr langes Brauens Haar. „Dein Vater müsste schon längst wieder hier sein, ich werde ihn mal anrufen“ meinte sie, nur um sich zu beschäftigen. Sie wünschte mir noch eine Gute Nacht, küsste mir auf die Stirn, danach wandte sie sich dem Telefon zu, man mag es glauben oder nicht aber Dinge wie ein Telefon nahmen sie oft total in Anspruch, und erforderten ihre volle Aufmerksamkeit.

In dieser Nacht schlief ich nicht gut, wenn man es überhaupt schlafen nennen konnte, Mum hatte mich am Morgen ständig damit aufgezogen dass ich geredet habe. „Nein, ehrlich ich dachte schon du hättest heimlich einen Jungen durchs Fenster klettern lassen“ murmelte sie während sie in ihrer großen Ledertasche nach ihrem Schlüssel suchte. „Ich habe den Kindern gestern versprochen dass ich ihnen Zuze mitbringe“ nuschelte sie hastig. Ich lachte kurz auf und lief die Treppe hoch um ihr Zuze zu bringen, Zuze war unser…sagen wir mal runder Kater. Er war faul, und buschig und verliert überall seine schwarzen Haare. Meine Mum sagt es liege am Katzenfutter das Dad ihm kauft, ich sage es liegt an der Menge des Futters das Dad ihm gibt. Meine Mum ist Kindergärtnerin, sie sieht aus wie ich,: braune Haare und eine Menge kleiner Sommersprossen auf den Wangen und natürlich braune Augen, Dad behauptet die wären seine, aber das konnte gar nicht sein, es war eben das Mum-braun. „Soll ich euch fahren? Ich muss heute sowieso früher los“ bot Dad an und nahm Mum die Kaffetasse ab die sie ihm hinhielt. „Mh…ich kann auch mit dem Bus fahren, wäre echt kein Problem Dad“ murmelte ich leise und strich mir mehr Marmelade auf meinen Toast. „Ach das ist doch keine große Sache, wie läuft es mit dem Chemie Project Leah?“ fragte er, so ganz nebenbei und nahm sich einen Bagel. „Mh…ja es läuft ziemlich gut“ log ich, das war das Gute an meinen Eltern, wenn ich log, und es aber gut genug machte bekamen sie es nicht mal mit. „Ich werde Nick fragen ob er nach der Schule noch Zeit hat, um weiter zu machen, damit wir bist Donnerstag fertig sind“ log ich weiter, obwohl ich es sowieso machen wollte.

In der Schule traf ich dann auch schnell auf Nick und Linda, es war so offensichtlich dass sie ein Paar waren, nur sagen wollte es keiner. „Leah wo warst du so lange, du hast das bester verpasst. Mrs. Nickel, du weist schon die schräge Biologie Lehrerin die ständig Birnen isst und so, sie ist über Seht`s Schultasche gestolpert und ihre ganzen Gläser voll mit komisch gelbgrünem Zeug vielen auf den Boden. Ich sag`s dir es war eine reisen Sauerrei. Luke hat sich über eine Stunde lang beschwert.“ Ich wunderte mich nicht dass Mrs.Nickel schon wieder über was gestolpert war. „Echt? Ja, mein Dad hat mich gefahren und gemeint er müsse ganz unbedingt noch etwas Katzenfutter kaufen bevor er mich bringt, egal…Auf was genau warten wir hier?“ erst jetzt erkannte ich eine riesen Schlange den ganzen Gang entlang. „Vielleicht sind die Toiletten wieder verstopft“ meinte Linda. „Aber warum stehen dann alle hier, ich meine wer geht denn überhaupt auf diese Toiletten?“ Da hatte sie recht, bei den Gedanken an den Toiletten hier in der Schule schüttelte ich mich, es grauste mich zu sehr daran zu denken. Ich hob meinen Kopf und stellte mich auf die Zehenspitzen, konnte aber trotz aller Mühe nicht mehr sehen als die Menschenmasse die sich langsam zu einer Art Traube formte. „Gib es auf Leah, da sehen wir nichts“ zischte mir Linda in Ohr. Wobei sie nicht unrecht hatte. Erstens hätte ich mit meiner Größe da sowieso nie was sehen, ich konnte froh sein, dass man mich als 18 jährige akzeptierte, und zweitens hatte ich keine Lust mir den Weg durchzukämpfen, was sicherlich auch nicht geklappt hätte. „Kommt wir gehen einfach hinten durch“ meinte Nick schnell und schupste uns weiter in Richtung Ausganstür. „Ich will aber nicht von hinten durch, da müssen wir erst raus, dann rauf dann wieder rauf… „ Meckerte ich wie eine 5 jährige und zog einen Schmollmund, das hatte ich von Mum. „ Erzähl mir nicht du hattest vor dir den Weg durchzukämpfen“ entgegnete mir Nick mit einem so schelmischen grinsen dass ich es aufgab und einfach wütend weiterstapfte durch die feuchte Wiese. Wahrscheinlich hat es in der Nacht wieder geregnet, ich hab das nicht mal mitbekommen, obwohl ich auch nicht sonderlich gut geschlafen habe. „Hey, hat jemand was von Amy gehört, warum kommt sie denn nicht“ Fragte Linda und versuchte mit mir und Nick schritt zuhalten der fast so schnell ging wie ich. „Ich dachte sie hat einen Termin oder so…sowas irgendwie hat sie gemeint oder?“ antwortete Nick. Seine blonden kurzen locken fielen wild und wirr um sein ganzes Gesicht seine grünen Augen sahen mich fragen an. „Mh…ja klar sie hat doch diesen Mandel-Termin“ antwortete ich und merkte zu meinem Bedauern, dass meine Stiefel immer feuchter wurden. Nick heilt Linda und mir Gentleman like die Tür auf und ich stolperte hinein ins Warme.

„Wir sehen uns dann in der Cafetarier“ sagte Linda zum Abschied und warf Nick einen vielsagenden Blick zu, auf diesen Blick werde ich bestimmt nochmal zurückkommen, dachte ich mir im Hinterkopf während wir unsere Klasse betraten. Lustlos setzte ich mich und versuchte nicht schon im Voraus zu bereuen, dass ich nicht einfach irgendwie geschwänzt habe. Aber ich habe noch nie geschwänzt, nicht etwa weil ich eine dieser Vorbildhaften Schülerinnen war, mit den Hornbrillen und den Zahnspangen, wie man sie oft in Filmen sieht. Nein, ich war einfach zu feige, sowas würde ich mich nie trauen. Es verwunderte mich selbst, aber ich versuchte wirklich mich auf den Mathe Stoff und das Geplapper von Mr.Dirson zu konzentrieren aber nach kurzer Zeit war es mir zu viel. Ich ließ mich in meinen Stuhl fallen und spielte mit einer locke von meinem Brauen Haar die aus dem knoten entwischt war.

 

„Äh…der Blick“ sagte ich zu Nick als ich am Ende der Stunde meine Tasche aufhob und nach ihm den Raum verlies. Ein Schwacher versuch wie ich selbst merkte. Er grinste „Schlechter Versuch“ murmelte er schalkhaft und kicherte leise in sich hinein. Ich wusste er würde nicht sofort darauf anspringen, ich musste mir unbedingt eine neue Taktik überlegen. Ich versuchte es mit Ablenkung. Wir gingen die Hellen Flure entlang und drängten uns durch die Menschmassen. „Hey, wir müssen unbedingt mit unserem Chemie Projekt weiter machen, ich kann auf keinen Fall noch eine Drei nachhause bringen“ sagte ich und versuchte dabei so cool wie möglich rüber zu kommen. „Ja klar, hast du denn heute noch Zeit“. Super er sprang darauf an, dann werde ich ihn durchfragen… „Klar habe ich, ich muss jetzt zu Musik, wir treffen uns in der Cafetarier?“ fragte ich, er grinste und nickte, das war unverkennbar ein „Ja“. Der Tag verging ohne weitere Probleme, was bei mir ja schon fast ein guter Tag war, Nick war nachmittags noch bei mir(überlebte den übertrieben festen Händedruck meines Vaters) und wir arbeiteten an unserem Chemie Projekt. Viel bekam ich nicht aus ihm heraus, er meinte er habe sie in letzter Zeit nur etwas näher kennengelernt…

In dieser Nacht schlief ich auch nicht gut, meine Träume waren wirr, immer wieder taucht da jemand auf, im Wald (komisch das es immer im Wald unheimlich werden muss). Aber ich habe trotzdem keine Angst vor diesem jemand.

Mum habe ich von diesen Träumen noch nichts erzählt, sie wäre nur unnötig besorgt und Dad würde nur sowas sagen wie: „Nimmst du Trogen Kleines?“ dann würde er lachen und mir die Harre wuscheln, das wusste ich, weil es schon zu oft vorkam.

 

 

 

 

 

 

 

 

„Leah!“ Ich schreckte auf und fuhr mit meinem Arm mitten in meinen Salat. Amy und Nick starrten mich mit einem vorwurfsvollen Blick an. „Ja, ja was ich bin voll da“ meinte ich und legte meinen Kopf sachte an die Tischplatte, das letzte mal als ich das, etwas zu schnell machte, handelte ich mir eine zwei cm dicke Beule ein. „Hast du überhaupt zugehört?“ Fragte Amy. „Vermutlich geht es um den Ball?“ murmelte ich unter meinen Haaren, gerade noch laut genug, dass sie es hören konnte. Es ging schon volle zwei Wochen nur um den Ball… „ Aber natürlich geht es um den Ball“ meinte sie und auch wenn ich es nicht sehen konnte, ich wusste, dass sie über beide Ohren strahlte. Amy freute sich jedes Jahr riesig auf den Ball, letztes Jahr war sie sogar Ball-Prinzessin…oder Königin. Ich hatte nie ziemlich viel damit zu tun. Aber mit Linda und Amy ging ich da jedes Jahr hin. „Mich hat Marcus aus der 7 gefragt. Ist das nicht fantastisch? Ich find`s Super, nur ich brauche noch ein Kleid und Nick will nicht mitkommen, das heißt dass du mit mir dorthin gehen wirst, ach und Linda nehmen wir auch mit, vielleicht gehen wir davor noch was essen, ich habe gehört vor meinem Lieblingsladen um die Ecke gibt es jetzt einen tollen Italiener. Da sollten wir unbedingt auch noch vorbei. Ich hoffe ich finde noch passende Schuhe, dieses Jahr will ich ein gelbes Kleid, oder doch lieber rot? Na, mal sehen…“ Das alle sprudelte in unglaublicher Geschwindigkeit aus ihrem Mund. Ich hob meinen Kopf und versuchte schnell irgendein Schlupfloch zu finden, irgendwie musste ich mich doch rausreden können. „Ich…weis nicht genau, habe diese Woche nur wenig Zeit, außerdem hast du doch so viele hübsche Kleider“ „Ach was die sind doch alle veraltet“ fiel sie mir ins Wort und damit war es besprochen. Nach ein paar Minuten stieß Linda zu uns, aber sie sah so anders aus, wie ein Modell das man sich in einer Zeitschrift ansieht, und sich leise wünscht man könnte nur auch so schön sein. Ihr karamellblondes Haar fiel seidig an ihren Schultern herunter, statt ihrer Brille trug sie Kontaktlinsen. Oder brauchte sie einfach ihre Brille nicht mehr, ihre Augen strahlten. Sie sah so verändert aus, ich will nicht sagen dass sie nicht hübsch war, aber sie sah wirklich schön aus. Als sie an den Tischen entlang zu uns herüber ging starrten sie alle an-natürlich, man kannte sie nur als das kleine verrückte Supergenie.

„Hi Linda“ sagte ich und wir machten an unserem Tisch Platz für sie. „Hi, fällt euch was an mir auf?“ fragte sie aufgeregt und wartete gespannt. „Du trägst Kontaktlinsen!?“ meinte Nick, sie warf ihn einen fast schon bösen Blick zu. Ganz als wollte sie sagen: „Und mehr fällt dir nicht auf? „ Linda erzählte und von ihrer neuen Bekanntschaft die sie gestern gemacht hat, sie wusste nicht mehr viel, nur noch das er Jan hieß. „Ich habe ihn in einer kleinen Bar getroffen, die Bar gegenüber der Kirche, er kam zu meinen Tisch und wir kamen ins Gespräch. Er ist total nett, man will es nicht glauben aber wir haben so einiges bequatscht, ja…und heute morgen- ich kann mich nur noch an heute morgen erinnern, was gestern passiert ist weis ich nicht mehr genau- zum Glück waren meine Eltern nicht da. Heute Morgen da fühlte ich mich plötzlich anders, hatte total viel Energie, ich war sogar schon laufen.“ Wir starten sie alle drei an, Nick mit einem wütenden Blick, ich erschrocken, und Amy total verwirrt. „Du…also Jan…“ war das einzige was ich zustande brachte. Sie lachte- ein hohes schönes Glöckchen ähnliches Lachen. „Bist du auf Droge?!“ fragte Amy sie, so liebevoll wie man sowas nur fragen konnte und tätschelte kurz ihre Hand, zuckte aber schnell wieder zurück. „Du bist eiskalt, ist dir Kalt Linda?“ Ich berührte ihre Hand auch-eiskalt, wie die Hand einer Leiche. „Nein, mir geht`s super“ meinte sie und entzog mir ihre Hand. „Linda, der Kerl, wer war er? Wie sah er aus?“ fragte Nick besorgt. „Mh…ich weis nur noch das er sehr Müde aussah, hatte tiefe Augenringe, deshalb hatte ich zuerst auch ein bisschen Angst, er trug normale Kleidung, zu dunkel für meinen Geschmack. Er hatte dunkles Haar, das weis ich noch er sah ziemlich gut aus, zuerst dachte ich er wäre ein Modell oder so…“ sagt sie und rieb sich den Hals. „Gott, ich bin durstig“ klagte sie und Nick schob ihr seine Cola Dose zu. Sie öffnete sie und trank sie in einem Zug aus. „Linda, wir machen uns Sorgen, was ist gestern noch passiert, ist dir irgendwas aufgefallen, hast du mit noch jemanden geredet?“ fragte ich und sah in ihr- ich musste es zugeben- unmenschlich schönes Gesicht. „Nein, es ist nichts passiert, ich fühl mich total Super, nur was habe ich gestern gegessen, ich war noch nie…so durstig“ Linda schüttelte heftig den Kopf, stand mit einer schwungvollen Bewegung auf und ging. Amy sah mich verzweifelt an.

Wir begleiteten Linda noch zu ihrer Klasse, und gingen danach selbst zum Unterricht. Aber egal was um uns herum geschah, wir alle konnten nur an Linda denken, und an ihr eigenartig schönes Auftreten.

 

In Mum`s Auto konnte ich immer noch an nichts anderes denken. Wer war der Kerl den sie getroffen hat, und was noch wichtiger war: Wie konnte er sie so schnell verändern. „Mum, kann ich dir was erzählen?“ Fragte ich, und zog meine Hand von der Autotür zurück. „Ja klar mein Schatz, ist alles in Ordnung, geht`s dir gut`?“ meinte sie, in ihrer Stimm schwank eine Spur von Hektik mit. Ich musste lachen über sie, so gestresst wie sie oft war. „ Es ist nur wegen Linda“ setzte ich an. Sie wartete gespannt. „Ich weis nicht irgendwie, es scheint ihre super gut zu gehen, und sie trägt jetzt Kontaktlinsen, hat genug Energie für fünf ausgewachsene Männer, sie… keine Ahnung, ist irgendwie lebendiger. Sie hat so einen Typen kennen gelernt, in einer Bar, sagt sie kann sich an fast nichts mehr erinnern, keiner weiß wer er ist und ja…ist das nicht komisch, ich meine gut….aber…“ Mum nickte einmal „ Vielleicht Drogen?“ ich schüttelte den Kopf, erstens weil wir schon gefragt haben, zweitens könnte ich es mir bei Linda niemals denken dass sie Drogen nehmen würde. „Sie war auch auffallend schön- ich meine richtig, richtig schon. Fast nicht menschlich. Sie war auch durstig, sogar nachdem sie von Nick`s Cola getrunken hatte“

Auch meine Mum wusste keine Antwort, worüber ich nicht sonderlich überrascht war. Es war wirklich merkwürdig.

Die ganze Nacht quälten mich wirre Gedanken, Stimmen die ich zu keiner Person zuordnen konnte. Als würde ich mit jemand fremden reden, es war unheimlich. Mehrmals wachte ich schweißgebadet auf in dieser Nacht…

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Verlockend

„Guten Morgen Kalifornien, ich hoffe sie sind gut ausgeschlafen. Heute wird es heiß, bis zu 36° und heißer….“ Ich hob meinen Arm unter der warmen Decke hervor und stellte den Radiowecker aus. Die schlaflose Nacht war mir deutlich anzusehen. Mein sonst schon blasses Gesicht war noch blässer und mein Haar schrecklich zerzaust, meine Augäpfel waren leicht rötlich, und tiefe Augenringe darunter. Rasch ging ich ins Bad, so als hätte mich unten schon jemand gerufen. Die zwei am Spiegel befestigten Lampen machten es auch nicht besser, ganz im Gegenteil, mein Spiegelbild sah schrecklich aus, als hätte ich gefroren, wie ein Zombie oder schlimmer…

Ich zog mir schnell einen dunkelblauen Rock und mein grünes Shirt an, dazu noch meinen schönen Helblauen Pullover, den Mum so möchte. Dann kämmte ich mir noch eine Weile Lieblos das Haar, schlussendlich gab ich es aber dann doch auf und band sie zu einem engen Pferdeschwanz zusammen.

„Geht es auch leiser?!“ ärgerte sich Dad, der angestrengt die Nachrichten zu hören versuchte. Der Nachrichtensprecher erzählte von einer Leiche nicht weit von hier, sie wurde mit schweren Verletzungen und hohem Blutverlust aufgefunden. Ich war so geschockt das ich ständig nur Fetzen von dem mitbekam was der Nachrichtensprecher sagte. „Das Mädchen hieß Sarah Tonks und wurde tot am Parkplatz hinter ihrer Schule aufgefunden“. Warum genau mich das so schockte- und damit meine ich nicht es sei nicht schlimm das jemand stirbt- war mir noch unklar. „Das 17 Jährige Mädchen befand sich am Abend davor noch mit Freunden in der Schule berichteten Augenzeugen, laut Polizei ist der Täter in Oakland zuletzt gesehen worden.“

„Schrecklich…“ sagte Dad und nahm sich eine Tasse Kaffee.

„Denkst du, er ist immer noch hier irgendwo. Ich meine in Oakland?“ fragte ich und versuchte dabei nicht so ängstlich zu klingen.

„Ich weis es nicht mein Schatz, wir können nur hoffen dass er geschnappt wir und seine gerechte Strafe bekommt. Ich meine wenn du das wärst, ich würde alles tun, um so einen Kerl hinter Gitter zu sehen“

Mum kam in die Küche und schimpfte erstmal ein wenig mit Zuze, weil er schon wieder das Katzenfutter nicht aß, und gab mir und Dad einen Schmatzer auf die Wange. „Ich komme heute erst später nach Hause, bin noch bei Carin und helfe ihr mit ihren Vorbereitungen“ Mit Vorbereitungen meinte Mum die Vorbereitung auf die Geburt ihres Babys, sie lesen Bücher und machen Übungen. „Also müsst ihr euch heute irgendwie selbst versorgen, Leah um 10 Uhr bist du zuhause, verstanden, und wage es ja nicht einen Jungen mitzubringen, du weist doch wie dein Vater is-„Wie bin ich denn?“- Viel er ihr in Wort und setzte eine seiner vielen Unschuldsmienen auf. „Mach dir keinen Stress Mum, ich werde um zehn zuhause sein, habe heute Abend eh nichts vor. Und Dad wird hier nicht verhungern“ Er zwinkerte mir zu. „Also ist wirklich alles klar für heute Abend?“ hackte sie nach. „Ja, Jane…bitte du verhätschelst uns noch“ Dad küsste sie schnell und ging dann nochmal in sein Arbeitszimmer, „Aua, dieses verdammte….“ Man hörte ihn noch länger leise vor sich hin fluchen.

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 08.06.2013

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