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Vorwort

 

Ich bin kein besonders religiöser Mensch, war es nie, und werde ich nie sein.

 

Dennoch will ich sagen, dass ich allen Religionen ein wenig Recht gebe.

 

Irgendetwas muss es doch sein, das uns leitet, uns dazu bringt zu tun, was wir tun, neben diesen alles umfassenden Instinkten.

 

Gleichzeitig denke ich aber, dass sie alle Unrecht haben, denn eine Sache wird immer kein Diskussionsende finden.

Der Glaube.

Wunder sind erst dann Wunder, wenn sie schon geschehen sind.

Mein Leben ist gut verlaufen. Keine wilde Achterbahnfahrt mit Höhen und Tiefen, aber das, was darauf folgt, fasziniert mich mehr.

 

Was danach geschehen soll ist ungewiss - ob das Nichts oder das Alles - keiner kann es genau sagen. Manche Vorstellungen entziehen sich dem menschlichen Verstand und andere sind wiederum klar zu erkennen wie in einem Spiegel.

Meines Erachtens nach sollte es doch möglich sein, dass unser Verstand den Moment festhält, das etwas passiert, wenn sich alles abschaltet und dennoch für eine Zeit fortbesteht. Die Gedanken einzufrieren, damit sie die Zeit überdauern, ist schon länger eine Sache, mit der sich Menschen dem Tod entziehen wollen.

 

Doch was ist wenn es genau das ist was in den letzten Augenblicken passiert?, ein Zeitstillstand in dem wir uns ganz unserer Selbst bewusst werden und in uns selbst flüchten?

 

Vielleicht ist ja dieses Selbst auch nur eine weitere Stufe eben genau dieses Prozesses. Ein weiteres Leben - ein weiterer Tod.

 

Ich will daran glauben,dass es möglich ist.

Somit schließe ich meine Augen und lasse es kommen.

Zerstreuung - Akt 1. Kapitel 1.

Das erste womit ich mich konfrontiert fühlte war Angst.

Blitze durchschneiden den Himmel und schlagen unweit von mir entfernt in Bäume ein, die schon vorhergehend gebrannt haben.

Alles ist in diese lodernden Flammen gehüllt, die das Holz nicht verbrennen sondern verrotten lassen. Ein seltsamer Anblick, der allerdings nicht zu diesem intensiven Gefühl der Angst geführt hat.

Etwas anderes war dort, etwas Riesiges mit Schwingen aus zerfetztem Leder. Einerseits Tot und andererseits auch nicht, es jagt mich - tötet alles um mich herum - verschlingt Fleisch und Knochen.

Mein Körper verwittert in einem Sturm der mich von den Beinen reißt und gleichermaßen von den Beinen wirft, gleißend Gelbe Augen die mich durch die Dunkelheit anstarren und zusehen wie mein Leben endet.

 

"Rückkehr... ist nie leicht zu verkraften", sind die ersten Worte die ich so hören kann, ohne genau empfinden zu können woher sie kommen. Alles ist verschwommen und macht mich wirr, dennoch bin ich noch da und versuche mich an das bedrückende Gefühl zu gewöhnen.

 

Mein Tod, gerade war er noch so präsent und schon ist er wieder fort. Ein kurzer Moment in meinem zu kurzen Leben und schon war es vorbei.

"Wer bin ich", sind meine unausgesprochenen Worte an die Person, welche sich in diesem lichtleeren Raum sitzt und nur ein Schatten meines ehemaligen Ich´s sein könnte. Ein Schemen aus der Vergangenheit oder eine reine Einbildung die sich mein Verstand in meinem hier und jetzt zurecht legt.

 

"Jemand", antwortet er trocken und mit einem leichten Grinsen auf den Lippen ohne mehr preiszugeben mit einem deutlichen Echo, das durch meinen Kopf dringt.

Unheimlich schwer ist es für mich, ihm in diesem Moment zu folgen. Als würden meine Gedanken langsam wie Teer durch einen Trichter fließen und kaum voran kommen. Ich fasse mir an den Kopf und versuche das Gefühl loszuwerden. Tatsächlich spüre ich die Berührung, fühle die Wärme meiner Hand und die Hitze, welche in meinen Kopf steigt. Es ist Wut... worauf bin ich wütend?.

"Bald", kommt es knapp durch die Dunkelheit mit einer sehr tiefen Stimme. Oder mein Verstand spielt mir in diesem Augenblick streiche, als ich blinzele und mich in einer anderen Dunkelheit wiederfinde. Eine, die mir bekannt ist, in der ich fast sehen kann und in welcher ich in ein altes "Ich" zurückkehre das sich auf dem Boden befindet.

 

"Wie lange habe ich wohl geschlafen...?", raunt eine tiefe Stimme aus mir heraus, die ich für einen Moment nicht wiedererkenne.

Ich liege auf dem Boden. Feucht und warm ist dieser Ort, trotz dessen, dass es dunkel ist, kann ich genug erkennen, um zu sagen, dass er einer Höhle ähnelt. Mein Körper ist träge, als wäre ich zu lange gelegen, er kommt mir sogar etwas wund vor, wenn ich mich bewege.

Ich starre zur Decke, in die kleine Edelsteine eingelassen sind, es sieht fast so aus, als wären sie dort mit der Hand eingesetzt und danach hineingeschmolzen worden. Gewülste von geschmolzenem Stein und der Brandrichtung sind überall zu erkennen, alles bereits abgekühlt und in der letzten Form verbliebend.

Kleine Flocken gleiten durch die Luft, wie Asche in einem sanften Aufwind. Meine Hand greift zur Seite und erfasst harten Stein, eine Umrandung die mich gefangen hält, mich an diesen Ort bindet wo ich erwacht bin. Doch jetzt ist diese nichtmehr vollständig, brüchig und teilweise verfallen durch die Zeit. Ich richte mich auf.

Ein Körper... menschlich mit langen schwarzen Haaren, gebündelt in verwitterte Kleidung wie von einem Bettler. Darin finde ich mich wieder.

Es sieht aus wie ein Schlachtfeld, das von Lava überlaufen wurde. Rabenschwarze Wände mit zerklüfteten Gewülsten aus abgekühltem Gestein. Waffenstücke und Knochen, die hier und dort aus dem Boden herausragen und bereits versteinert sind. In dieser Dunkelheit kann ich Überreste vergangener Zeit erkennen und nur mein Sarg in Form eines Kraters scheint mich vor der Urgewalt, die hier gewütet haben muss, geschützt zu haben.

Aufgehäuft um mich herum wie ein gigantischer Körper, der mich geschützt hat. So liege ich im Zentrum dieses Massakers.

Erst der Anblick gewaltiger Zähne in einem noch gewaltigeren Schädel lässt mich in das Hier und Jetzt zurückkehren und zurückweichen. Kein Mythos, keine Legende kann es so deutlich erklären wie es hier vor mir liegt.

 

Ein Drache dessen Körper die Zeit überdauert haben muss. Teilweise immer noch das schon lange verfallene Gewebe an den versteinerten Knochen hängt, die sich wohl gegen einen Angriff zur Wehr gesetzt haben. Ein Anblick der mich in staunen versetzt obwohl meine kribbelnden Füße mir sagen wollen ich soll davon rennen.

"Das hat aber lange gedauert", flüstert mir die Stimme ins Ohr. Fast schon panisch schaue ich mich nach allen Richtungen um und kann doch niemanden erkennen.

"Ach... immer noch nicht bei Sinnen?" folgt es ein wenig belustigt und dröhnt mir gleichermaßen im Kopf.

"Was zur...", forme ich mit den Lippen und höre meine eigene Stimme, wie sie die erdrückende Stille dieses Raumes durchdringt und an den steinernen Wänden wiederhallt.

"Immer noch nicht kapiert? Du bist ja echt schwer von Begriff. Dabei habe ich so lange gewartet. Ist ja nicht so, als hätte ich besseres zu tun", murmelt die Stimme mir deutlich zu.

"Mit wem rede ich da?", gleitet es mir wie von selbst aus dem Mund. Verwirrung, Angst, Zweifel - all diese Gefühle jagen mir Bilder durch den Kopf die ich nicht verstehe und die mich fast verrückt machen und von dieser Stimme ausgelöst werden.

"Nun... im Grunde mit dir selbst. Um dich aufzuklären und deinen Verstand mal wieder ein wenig auf Vordermann zu bringen. Immerhin hast du verdammt lange geschlafen. Und jetzt raff deinen Arsch hoch und bewege ihn nach draußen, ich hätte auch gern mal wieder ein wenig Sonnenlicht zu sehen.", wird es mir ohne weiteres befohlen. Ich verspüre den Drang, aufzustehen.

 

"Steckst du in meinem Kopf?" Die Frage kommt sehr unbeholfen, stetig muss ich meinen Körper unter Kontrolle halten nicht in Panik zu verfallen.

"Nicht nur dort. Physisch gesehen zumindest sind wir gerade ein und die selbe Person.

"Wir...", lasse ich das Wort wiederklingen, während ich meinen geschundenen Körper zögerlich die ersten paar Schritte bewege. Schmerz ist kein wirklicher Begriff für das, was ich fühle und dennoch ist ein sehr unangenehmer Druck zu spüren welcher allerdings langsam verschwindet.

Langsam laufen, dem Licht entgegen. Mehr schleppend als wirklich stehend zum Ausgang dieser Grotte, deren Licht in den Augen brennt.

Heller, immer heller wirkt der Schein auf mich, während ich stolpernd und mir die Seite haltend an der Wand entlang schlürfe, um schließlich einen Fuß auf Gras zu setzen, das dort am Eingang wächst. Eine Hand gehoben um den Sonneneinfall zu mildern und mir die Kapuze des Mantels weit über das Gesicht zu ziehen.

"Wir haben uns wohl viel zu erzählen...", keuche ich es hervor, noch während ich bei dem Anblick, der sich mir liefert, leicht die Luft anhalte.

 

Eine Sonne, die am Himmel steht, bescheint die Waldfläche, in deren Mitte ich mich befinde, hohe Bäume, die uralt sein müssen, stehen weit und breit um den zerklüfteten Höhleneingang herum, der nicht mehr als eine Spalte in einem in den Himmel hinaufragenden Berg ist.

Wildnis und unberührte Natur breiten sich vor meinen Augen aus, doch die schwebende "Festung" in der Ferne sowie die weißen im Himmel schwebenden Türme durchbrechen diese herkömmliche Idylle.

Zusammen mit dem Blauen Planeten im Hintergrund, welcher so nah an dieser Welt sein muss, dass man fast hinüberspringen könnte bildet es etwas, das man wohl nur aus Fantasiewelten kennt. Ein malerisches Bild...

Erinnerungen - Kapitel 2

 "Wie würdest du mich nennen?", breche ich die Stille zwischen mir und dem anderen nach einer Weile, in der ich mich durch das Unterholz geschlagen habe. Hinweg über umgefallene Bäume und überwucherte Büsche bis hin zu Tierwegen, die sich in Form von Spuren auf dem Boden abzeichnen.

 

Auch wenn ich mich vorhin noch gefühlt habe wie ein alter, gebrechlicher Mann, kehrt meine Kraft langsam zu mir zurück mit jedem Meter, den ich zurücklege.

"Eine gute Frage", kommentiert er mich nur.

"Ich dachte du weißt mehr als ich...", antworte ich nach kurzem Überlegen und finde mich an einem Bachlauf wieder, welcher ruhig und plätschernd dahingleitet, sich den eigenen Weg durch den Wald sucht und zwischen den hohen Bäumen weiter hinten wieder verschwindet.

"Nun, ich weiß auch nur das, was du wissen kannst. Bevor du mir also Fragen stellst musst du dir erst mal darüber im Klaren werden, wer du bist... immerhin bin ich auch nicht allwissend". Für den Augenblick habe ich ein Bild vor Augen, in dem sich der Schemen gleitend um mich herum bewegt.

Wie ein Raubtier das Beute sucht.

Die bedrückende Dunkelheit hinter seiner Erscheinung ist fast allgegenwärtig, ebenso wie die Leere des Raumes, in dem er sich befindet und doch werden seine Konturen klarer. Er ist wesentlich größer als ich und gekleidet in einen langen, an den Rändern zerfressenen Mantel.

"Wir...", murmele ich und werde durch die Geräusche von Hufen wieder aus meiner Gedankenwelt gerissen. Ein Stück unter mir, auf einem eher spährlich ausgebauten Pfad, der mit eingelassenen Steinen zu einem Weg geformt wurde, kann ich eine Gruppe Reiter erkennen.

 

Gekleidet in lange, weiße Gewänder mit einer Sonne auf dem Rücken und auf der Flagge des voranreitenden Anführers ist unschwer zu erkennen, dass sie zu einer
bestimmten Fraktion gehören.

 

 Freund oder Feind?, ist die erste Frage die mir durch den Kopf geht. Einfach hinunter zu gehen, so wie ich gerade aussehe, würde wohl dazu führen, dass ich entweder wie ein Bettler zur Seite gestoßen werde.

Blitzende Schwerter, glatt poliert, in Kombination mit großen Schilden, die an den Seiten der Pferdes angebracht sind, heißen, dass sie für einen Kampf ausgerüstet sind. Das Aussehen der Ritter allein lässt mich erahnen, dass sie kampferfahren sind. Genaueres ist durch die schweren Rüstungen fast nicht zu erkennen, bis auf eine einzelne Person, die sich mittig in ihrer Formation aufhält und wichtig erscheint.

Ebenso gekleidet wie die Ritter, nur ohne die Schwere Rüstung und mit einem Langschwert bewaffnet, ist es eine Frau die meine Aufmerksamkeit erregt. Blonde Haare wehen an ihrem Kopf leicht hinter ihr her und sind zu einem Zopf geformt worden, welcher sogar fast bis auf den Rücken des Pferdes herunter reicht.

 

Ihr Blick ist aufmerksam, als würde sie die Umgebung nach Gefahren absuchen, so dreht sie den Kopf auch in meine Richtung, und verharrt kurz auf dieser Ausrichtung. Wird aber nicht mehr erkennen können als den Wald der uns alle umgibt.

 

Hinter den verwitterten Baum habe ich mich gestellt und meinen Blick von der Gruppe abgewendet, lausche aber dennoch dem Hufgetrappel und den Stimmen der Männer, die eine bekannte Sprache sprechen.

"Sie ist gefährlich...", flüstert mir der andere wieder ins Ohr und spricht nur das aus, was ich für einen Moment gedacht habe. Es ist kein wirkliches Wissen um diese Frau, eher ein Gefühl, das sich aufdrängt und zu meinem Bewusstsein durchdringt, um mir zu sagen, das sie es ist. Dass ich mich vor ihr in Acht nehmen sollte, es warnt mich vor dem, was sie sein und nicht sein könnte.

"Ich weiß...", beruhige ich mich selbst für diesen Augenblick und schließe die Augen, um mich besser konzentrieren zu können.

"Aber Lady Cordillia- ", höre ich noch die Stimme von einer der Wachen und reiße die Augen wieder auf, nur um reflexartig meinen rechten Arm zu heben und eine Hand vor meinen Hals zu bringen. Eine silberne Klinge, die glatt geschliffen ist findet sich nur wenige Millimeter vor meiner Hand wieder.

Wenn man dies als Hand bezeichnen kann.

Flammen ragen schwarz und leicht flackernd aus meinen Fingerspitzen heraus und bilden eine gute Abwehr gegen die Klinge, welche auf diesen kratzt ohne einen schrillen Ton zu erzeugen.

 

Meine Augen jedoch sind mehr von den blonden Strähnen abgelenkt, die schwungvoll durch die Luft gleiten und zeigen, wie schnell sich diese Frau bewegt haben muss. Meerblaue Augen die mich anstarren und gleichermaßen fokussieren, bevor der Moment seinen Lauf nimmt und die Klinge zurückgezogen wird, nur um ein unschön sirrendes Geräusch zu machen und nichtmal  eine Schramme auf meiner Haut zu hinterlassen.

"Es gibt nicht viele Magier, die es schaffen meine Klinge zu blockieren bevor sie ihre Haut berührt", formen es die sanft geschwundenen Lippen der Dame kaltblütig, bevor sie zwei schnelle Schritte nach hinten vollführt und grazil auf einem Baumstamm landet.

Noch immer ist meine Hand erhoben und doch nicht mehr so teuflisch anzusehen wie zuvor. Langsam lasse ich den Arm sinken und betrachte die kriegerische Dame vor mir, ohne ein Wort zu verlieren. In Vorsicht abwägend, spiele ich mit den Worten in meinem Kopf bevor ich sie ihr präsentiere.

Kurz neige ich meinen Oberkörper zu einer angedeuteten Verbeugung. Eine Angewohnheit die Instinktiv und unbewusst von mir ausgeht.

"Es gibt noch nicht viele, die es verusucht haben mir auf diese Weise so nahe zu kommen, zumindest nicht viele, von denen ich wüsste", ist meine Antwort darauf.

Langsam nimmt sie ihr Schwert zur Seite, bevor die ganzen Ritter, welche nun endlich von ihren Pferden abgestiegen sind, den Hang hinauf geeilt kommen, um sich zu ihrer Herrin zu stellen und ihre gezogenen Schwerter gegen mich zu richten. Jeder von ihnen dazu bereit, sie mit seinem Leben zu verteidigen.

"Ist ihnen etwas passiert, Lady Cordillia!?", bricht es aus einem der Männer hervor, welcher schon darauf aus ist mir sein Schwert in den Brustkorb zu rammen, allerdings von der Anführerin aufgehalten wird. Sie schüttelt nur leicht den Kopf und sieht den Mann kurz an. "

Wir haben andere Dinge zu tun... aber das hier sollte ich dem Rat vorlegen. Es ist schon lange kein Schwarzmagier mehr aufgetaucht..." Ihre Worte lassen den Männern offensichtlich einen kalten Schauer über den Rücken laufen, ganz klar zu erkennen auch an ihrer Kampfhaltung, die für den Moment komplett in sich zusammen fällt, mehrere von ihnen maachen sogar einen Schritt zurück. Getuschel unter ihnen zeigt auf, was für eine Wirkung eine solche Aussage haben muss, vor allem, wenn sie von ihrer Herrin ausgeht.

Ist es also das, was ich bin? ein Schwarzmagier? Ein Gedanke, der mich für den Moment sogar etwas fesselt und die Stimme zurück in das Geschehen ruft, dessen Worte ich nun noch klarer erkennen kann.

 

"Wenn man uns so nennen will, ist es wohl gar nicht so falsch.", dröhnt es mir in den Ohren ohne das die Umstehenden es hören können. Ihren Kampfeswillen haben die Kerle aber noch nicht verloren, doch werden sie gekonnt von der ihrer Lady ausgebremst und mit einem Handwink zurück zu ihren Pferden geschickt.

Ohne weitere Worte lässt mich die blonde Frau mit dem Gesicht einer Elfe allerdings noch nicht gehen. Schönheit liegt wohl im Auge des Betrachters, doch in meinen Augen hatte sie etwas sehr animalisches... anziehend wie furchterregend.

"Das wird wohl nicht das letzte Mal gewesen sein... bald werden sie mich, Victoria Cordillia, wohl auch schicken, um über euch zu richten, Magier... die Sonnenläufer wachen und richten über das Land."

 

Eine Drohung in Form einer Ansprache. Ich kann ein leichtes Grinsen nicht verbergen, bevor sie wieder abzieht und mit leichten Schritten hinunter zu ihrem Pferd gelangt, um mit einem gekonnten Sprung auf diesem zu landen und mit einem letzten Blick zu mir die wieder vollständige Gruppe den Weg fortführen zu lassen. Bis zu diesem Zeitpunkt ließ ich sie für keinen Moment aus den Augen.

"Was war das?", frage ich die Stimme in mir eindrücklich.

 

"Aufklärungsmagie... sie hat dich vermutlich schon gesehen, bevor du sie selbst wahrgenommen hast und als Gefahr eingestuft. Um dich zu testen hat sie ihre Geschwindigkeit benutzt, die für einen Menschen wohl ohne magische Einflüsse weniger machbar wäre. Viel kann sie aber nicht herausgefunden haben", kommt es ohne weitere Umschweife. Das bestätigt meine Gedanken, doch nicht meine Frage.

"Das meinte ich nicht..." Ein kurzes Spielen mit meiner Hand sollte deutlich machen auf was sich die Frage bezogen hat und lässt mich leicht verwirrt dastehen, immerhin kommt es mir immernoch so vor als rede ich mit mir selbst.

"Das? Wohl ein Reflex aus alten Zeiten...Wir sollten weitergehen."

Mich mit dieser Antwort zufrieden zu geben ist schwer, doch muss es mir reichen. Ohne weitere Fragen nehme ich den selben Weg wie diese Ritter den durchwühlten Hang hinunter um mich in beide Richtungen umzusehen und eine Entscheidung zu treffen.

 

Folgen wir der Reiterei.

Das Dorf - Kapitel 3

 Es ist ein weiter Weg zu Fuß, bis man überhaupt mal etwas anderes zu sehen bekommt als Wald. Gegen Abend hin habe ich die ersten lodernden Fackeln erkennen können, die auf den vorgelagerten Spähposten aufgestellt sind, um die Umgebung ein wenig zu erleuchten und somit den Männern auf diesen hölzernen Türmen eine bessere Einsicht zu gewähren. Mich mit meinem Gefährten zu unterhalten ist zwar eine Ablenkung, täuscht aber nicht über das Gefühl von Müdigkeit und Hunger hinweg.

 

Dinge, die mich zu Anfang noch nicht gequält haben und nun langsam auftauchen, erträglich aber nervenaufreibend.

Der erste Späher, welcher mich zu Gesicht bekommt in meiner heruntergekommenen Kleidung und offensichtlich unbewaffnet, ist ein bärtiger Mann, der von seinem erhöhten Podest zu mir herunter spricht, als ich in Hörweite gekommen bin.

 

"Sie sind ja echt ein Draufgänger! Durch den ganzen Wald von Tirons Fall aus bis hierher zu Fuß und ohne eine Waffe zu laufen!" Ein beunruhigend lautes Lachen folgt dieser Ansage, die er mit Bewunderung ausgesprochen hat.

 

"Momentan ist ein wenig Aufruhr im Dorf wegen der Kavallerie, die uns die Sonnenläufer geschickt haben, um mit den Untoten fertig zu werden. Aber keine Sorge, die Gruppe hat sich bereits auf den Weg gemacht, um dem Ursprung des Ganzen den Garaus zu machen! Trotzdem sollten sie über Nacht besser nicht draußen sein!"

"Vielen Dank, ich werde es beherzigen!", rufe ich dem Wachsoldatenen zurück  und winke mit meiner Hand leicht ab. Ein freundlicher Mann, der dort oben mit seinem Bogen steht.

 

Untote, Skelette, Zombies oder sonstiges, wie es mir in Erinnerung gerufen wird. Dinge, die es sicher nicht in jeder Welt gibt, ebenso wenig wie Magie, die Menschen dazu befähigt Dinge zu tun, die sich jeder Vernunft entziehen.

 

Diese Gruppe von Reitern ist also gerufen worden, um dem Ganzen ein Ende zu setzen. Mein Gespür sagt mir aber, dass hinter dem Ganzen etwas anderes steckt, etwas größeres, das sich momentan noch nicht zeigen will...

"Untote sind seelenlose Geschöpfe; sie tun nichts aus eigenem Willen, sondern handeln instinktiv und nicht in Gruppen. Wenn er es als ein Problem darstellt, bin ich mir sicher das es jemanden oder etwas gibt, das sie kontrolliert", meldet sich mein dunkler Begleiter wieder zu Wort und erklärt mir damit etwas, das ich im Grunde schon wusste. Was mir wirklich Angst macht, ist die Gelassenheit, mit der ich es hinnehmen kann. Gelassen, ruhig, beschützt, erhaben über all das...

Das hölzerne Tor war leicht geöffnet, zeichnete sich durch große Baumstämme ab, die mit verschiedenen Zeichen und Symbolen versehen waren. Baumstämme, die doch recht präzise in lange Balken gesägt und zu einer Wand verarbeitet wurden, die sich mithilfe von Flaschenzügen und dicken Seilen in den handgefertigten Eisenangeln hielt. Der dorfeigene Schmied muss lange Zeit damit zugebracht haben, ein solches Wehr zu errichten, da auch die spitz zulaufenden Enden der Palisade mit eisernen Beschlägen befestigt sind, um einen noch mehr Eindruck von Standhaftigkeit zu bieten. Schutz vor allem, was dort draußen lauert und doch wird er wohl nicht im Geringsten ausreichen, wenn es um Magie geht.

 

Meine Schritte führen mich durch die halb geöffnete Seite der beiden Torhälften und über den etwas abgewetzten Boden, welcher schon zahlreiche Füße, Hufe, Karrenräder und anderes gesehen haben musste. Der Stein an jenen Stellen ist heller und trügt dennoch nicht über die gute Arbeit der Metze hinweg, die sie in den Boden eingelassen haben. Ein Blick hinein wird mir aber auch gegönnt.

Häuser, die altersgerecht angereiht an die Straße immer wieder für sich selbst stehen. Kleine Gassen, die in dunkle Ecken hineinführen und Laternen, die magisch aufgefangenes Licht beinhalten, säumen den Weg hinter dem Wall. Kleine Straßen, die zu anderen führen oder auch mal abrupt ein Ende finden, alles durch den unwirklichen Schein der dachhohen Leuchten erhellt. Schilder zeigen mir den Weg zu verschiedenen Läden und Ecken, weisen mich darauf hin, wo ich etwas finden kann. Zumeist angebracht am Haus selbst mit einem passenden Symbol.  Nur im Obergeschoss eines zweistöckigen Hauses erkennt man einen Lichtschein durch die mit Holzbrettern versiegelten Fenster und man kann erahnen, dass sich darin
der Besitzer oder die Besitzerin des Ladens befindet.

 

Ein großes Dorf könnte man es schon nennen, auch wenn mir der Name bisher nicht zu Ohren gekommen ist. Angenehm ruhig und scheinbar auch mehr abgelegen von größeren Städten. Ein Rückzugsort, wenn man seine Ruhe haben will und doch belebt, einig und meist befreundet, da man sich kennt, wenn man hier lebt. Unbekannten wird oft mit Misstrauen begegnet, so kenne ich es zumindest.

Unschwer ist das Gasthaus auszumachen, auch wenn man noch gar keine Schilder davon zu sehen bekommen hat. Aufrund des durchdringenden Geruchs von Bier und Urin ist es quasi nicht zu verfehlen, auch hallt das Gröhlen gedämpft durch die geschlossene Tür auf die Straße und in die eine oder andere Gasse hinein. Mal mehr, mal weniger laut, durch ständiges Kommen und Gehen der Gäste oder auch mal durch jemanden der aus der Tür geschleift wird, um unsanft auf dem harten Stein zu landen.

 

"Eine herrliche Leidenschaft der Menschen... der Trunk. Genug finden dadurch den Tod und sind dabei meistens sogar noch gut gelaunt", spricht mein Gefährte durchaus amüsiert wieder in meinem Kopf.

Meine Hand berührt den warmen Türrahmen in diesem Moment und ich halte kurz inne, um meinem Gefährten eine Frage zu stellen.

 

"Wieso amüsiert dich das?", eine merkwürdige Frage die ich an mich selbst gestellt habe bevor mir aufgefallen ist, dass wir doch nicht so eng verbunden sind, wie er zu Anfang erwähnt hatte, denn mich stimmt dieser schwarze Humor nicht wirklich fröhlich. Ich habe Mitleid mit jenen die ihrer Sucht erliegen...

"Woher soll ich das wissen, Kleiner?" Wieder einmal stelle ich fest, dass er mir keine Fragen beantworten kann, solange ich es selbst nicht kann. Deprimierend... die Finger meiner rechten Hand ergreifen die Türklinke und drücken diese hinunter. Ein Blick nach drinnen wird ja nicht schaden.

Die Tür öffnet sich, ohne das ich auch nur Druck auf sie ausgeübt habe und ein Mann jüngeren Alters kommt herausgetorkelt und stößt mir gegen die Schulter, wirft sich dabei fast selbst um und hält doch sehr gekonnt die unbeschriftete dunkelbraune Flasche in seiner Hand fest, als müsste er sie beschützen. Sein Atem ist Wirrwar aus Gerüchen, das ich an dieser Stelle sicher nicht weiter beschreiben werde. Ich stempele es mehr oder weniger als ekelerregend ab.

 

Die halblangen Haare und die abgewetzte lederne Schürze weisen zusammen mit dem Emblem auf einen Lehrling des Schmiedes hin, der sich gerade kaum auf den Beinen halten kann und mit hochroten Wangen ohne den Hauch eines Bartes nicht so oft zu betrinken scheint.

 

"Isch...bitte vielmalz um Verzei-hung", gurgelt er hell aus seinem Mund und schafft es dabei nicht mal, mich ernsthaft mit seinen Augen zu fixieren bevor er weiterwankend in Richtung Gasse verschwindet.

Nur einen Augenblick später sehe ich mich einem Hünen von Mann gegenüberstehen, der seine Arme verschränkt hält und mit einem grimmigen Gesichtsausdruck seinem Lehrling hinterher sieht, mehr als nur deutlich prangert das Schmiedewappen in schwarzer Tinte auf seinem Oberarm und wird durch den Lichtschein von Kerzen und dem leichten Schweißfilm, der darauf scheint nur noch mehr verdeutlicht. Lange Haare, die zu einem Zopf zusammengebunden sind, sowie ein ordentlich getrimmter Bart zeigen einen Mann, der weiß was er tut und was er zu lassen hat.

 

"Tzz... Armleuchter, hält nichtmal die erste Runde durch", schnaubt er mit dunkler, rauer Stimme dem Jungen hinterher und richtet sich danach an mich.

 

"Und was willst du hier?! Für Bettler haben wir keine Verwendung. Also verzieh dich zurück in das Loch, aus dem du gekrochen bist! Nur ehrliche Arbeit wird hier in Ridgewood entlohnt!" spuckt er mir fast schon entgegen und bestätigt damit eine Sache, die ich so noch nicht bedacht hatte.

Unter meiner Kleidung verstecke ich kein Gold, keine Münzen, nichts womit ich zahlen könnte. Mein Äußeres gehüllt in diese Lumpen und abgetragen von der Zeit sind wie erwartet als genau das angesehen worden. Jeder arme Schlucker oder glückloser Mann würde hier wohl im Anblick dieses braunäugigen Kerls das Weite suchen und dem Folge leisten, was ihm sein Instinkt sagt. Verschwinde - er wird dir nur weh tun, wenn du nicht wegläufst, auch wenn die Wärme der Gaststätte und der doch so verlockende Geruch nach Fleisch und Trunk dir in der Nase kitzelt.

 

Jeder wäre ohne ein weiteres Wort umgekehrt. Nicht aber ich...

Langsam hebe ich den Kopf und blicke unter der Kaputze des Mantels hinauf zu dem bärtigen Mann, welcher ein wenig irritiert reagiert, als er etwas zu sehen bekommt das er nicht erwartet hat. Seine Reaktion lässt aber nicht lange auf sich warten. Ein Stoß mit der großen Pranke gegen die Schulter und mein Körper wird mit Wucht zurück gestoßen. Ich taumle und falle über einen Stein, der sich ungünstig an meiner Hacke positioniert hat, wordurch ich nur leicht gebremst auf der Straße lande und noch ein zorniges "Freak" zu hören bekomme, bevor die Holztür mit einem deutlichen Knall zurück in den Rahmen gebracht wird.

Was hat er gesehen? Das frage ich mich in diesem Moment, in dem ich auf dem Boden sitze und mir ein wenig über meine Situation klar werde... hineingeworfen in diese Welt voller Mysterien. Unwissend und nur von meinem eigenen Wahnsinn begleitet auf den Hintern gefallen und nichtwissend, warum, weshalb und wieso.

Ich kann mich nicht daran erinnern mich schonmal so Hilflos gefühlt zu haben.

Ich - Kapitel 4

 Eine Weile sitze ich hier. Grüble darüber nach, was gerade passiert ist und warum es passiert ist. So lange verbringe ich damit, ignoriere das Herein- und Herausgehen der Betrunkenen oder auch nicht Betrunkenen, so lange, dass ich erst ein wenig später merke, das es angefangen hat zu regnen. Kleine Bäche, in den Fugen entstehen und eine Pfütze, die nur unweit von mir entfernt wächst.

 

Mein Gesicht... zuerst taste ich danach, völlig geistesabwesend und ein wenig irritiert. Fühle die glatte Haut auf meinen Wangen und die deutlichen Stoppeln auf meiner Wange und dem Kinn. Mit Ecken und Kanten, wie es sich für einen Mann gehört und doch fällt mir nichts so schwerwiegendes daran auf, dass ich direkt darauf gekommen wäre, warum der Schmied eine derartige Reaktion gezeigt hat.

Die Pfütze ist meine Erleuchtung, mein Spiegel...Ich stürze fast schon etwas übertrieben schnell in die Richtung und lande schließlich auf allen Vieren. Die Kleidung ist mittlerweile von dem kalten Regen durchweicht und weiter zerfleddert. Mir wird klar gezeigt was der Schmied aussprechen wollte.

 

Gelbe Augen starren mich durch die Oberfläche an und erwidern somit meinen Blick exakt so, wie er ist. Schlangenartige Pupillen, die bei diesem Anblick noch weiter zu Schlitzen werden und mir einen groben Hinweis darauf geben, warum ich selbst im Dunkeln so gut sehen kann.

Ansonsten ein ziemlich ansehlicher Mann zu sein hilft, wohl nicht viel, wenn man einen derartigen Makel hat, der sowohl Angst als auch Wut auslösen kann, wie man es eben nur zu gut sehen konnte. Ein Freak, etwas, das nicht nur menschlich sein kann und noch dazu Magie beherrscht, einmal mehr sehe ich mich selbst in die Ecke getrieben und mich selbst fragen, was in Gottes Namen ich darstellen soll. Normale Zähne, schwarze, lange Haare, markantes Gesicht, aber diese Augen...

Eine Stimme reißt mich aus dieser kurzzeitigen Verzweiflung heraus. Sie gehört einem Mädchen, das direkt vor mir steht und von der ich gerade nur die Schuhe erkennen kann, wie sie so auf der anderen Seite der Pfütze stehen.

 

"Entschuldigt bitte das Benehmen von Griswold. Er ist etwas hart zu Menschen, die man hier nicht oft sieht, aber wenn er sich erstmal an dich gewöhnt hat ist er eigentlich ein sehr freundlicher Mensch." Sanft schwingt ihre angenehme Stimme durch das Plätschern des Regens. Ich hebe meinen Kopf und betrachte im Hinaufschauen die freundliche Seele, welche sich da sogar zu mir herunter gebeugt hat.

 

Was ich erkennen kann, ist ein ordentliches Kleid, bis knapp an die Ränder der ledernen Stiefel, grün gefärbt und eingepackt in einen braunen Mantel, der aber nicht über die roten Haare hinwegtäuschen kann, die von den Schultern aus offen bis fast hinunter zu der üppigen Brust reichen.

Schmale Gesichtszüge und ein schönes Lächeln auf den schmalen Lippen lassen sich selbst nicht von dem Anblick meiner Augen abschrecken, auch wenn sie dabei sogar ein wenig zu blinzeln scheint.

"Ich habe gesehen, wie Ihr hier durchgeschlendert seid und dachte mir schon, dass man nicht sonderlich freundlich reagieren wird. Allerdings wundere ich mich doch etwas darüber, dass ein Magier mit ausreichenden Fähigkeiten für den Durchblick hier in Ridgewood auftauchen würde". Sich mit einem ihrer schlanken Finger gegen ihr Kinn tippend und den Kopf schieflegend mustert sie mein Gesicht und grübelt anscheinend einen Augenblick darüber nach.

 

"Nun...", will ich meinen Satz beginnen und verschlucke mich dennoch an meinen eigenen Worten. Was ich bisher noch nicht gesehen habe, wird mir auch in diesem Moment erst klar, dass sie eine Hand über ihren Kopf erhoben hat und eine Art Barriere aufrecht erhält, die sie vor dem Regen schützt. So auf dem Boden kauernd bin auch ich inzwischen von dieser Barriere erfasst worden, die ich in einem leichten blauen Flimmer erkennen kann. Das erklärt, warum kein Regen mehr auf meinen Körper niedergeht.

"Sie hat sicher ein paar Antworten...", ist die dunkle Stimme in meinem Kopf zu hören. Ein Gedanke, den ich selbst unmittelbar danach verfolgen kann und doch weiß ich nicht so recht, wie ich es überhaupt umsetzen soll. Immerhin hatte sie durch die Begeisterung für mein Antlitz schonmal einen Grund weniger, mich wie Dreck auf die Straße zu schubsen, ohne das ich auch nur ein Wort darüber verlieren kann.

"Oh, Entschuldigt. Ich bin Mira, die Tochter des Dorfältesten hier und eine Wächterin im Training. Zuallererst sollten wir Euch aber ins Warme schaffen und aus diesem Regen heraus. Das Haus ist gleich dort drüben." Mit einem Fingerdeut zeigt mir Mira, wo sie und vermutlich auch ihr Vater ihr Zuhause haben. Ein Gebäude, das unter den anderen allein durch die Größe schon mal ein wenig hervorsteht und drei Stockwerke aufweisen kann statt den üblichen zwei. Ein kurzer Fußweg wäre es und doch irritiert mich ihre Freundlichkeit zutiefst.

 

"Das... hört sich gut an", ist das einzige was ich herausbringen kann, weil mein Verstand es mir gewissermaßen verbietet Nein zu sagen, zumal es mir auch ein wenig weiterhelfen wird und noch dazu werde ich von so einer hübschen Frau ausgesprochen. "Vielen Dank... Ich bin... Ich bin..." Ein weiterer Punkt, der mich ins Stocken bringt. Mein Name? Mein Name? "...nur ein Wanderer", rette ich mich
noch ein wenig aus meinem anfänglichen Fehltritt und kamm dennoch nicht verbergen dass meine Gedanken sich überschlagen.

Langsam bringe ich meinen Körper wieder auf die Beine und bemerke erst jetzt den Tribut, welchen der andauernde Regen und die Kälte so langsam von meinem Körper fordern. Den Hunger, welcher mir nach und nach in den Magen kriecht wie eine Bestie, die schon lange Zeit geschlafen hatte. Eine Bestie die ich sein könnte, wie es mir in diesem Moment klar wird. Oder ich irre mich und meine Augen sind nur aufgrund von Magie so geworden, wie sie sind, so wie es Mira eben angedeutet hat. Magie die ich anwende ohne es zu merken. Wie die Klauen... und vieleicht noch andere Dinge.

Aufrecht stehen ist keine Qual, aber zugegebenermaßen etwas unangenehm, die Nähe zum Haus erleichtert mir aber alles ein wenig. Das Haus ist vermutlich mit Absicht nicht vollkommen gerade gebaut worden. Durch den blauen Schleier ihres Regenschutzes hinweg sieht der Himmel sogar noch ein wenig eindrucksvoller aus, auch wenn dieser zur meisten Zeit von weinenden Wolken bedeckt ist und nur zwischendurch mal ein Mondschein hindurchdringen kann.

"Mein Vater ist gerade unterwegs, um sich mit Problemen zu befassen, die am östlichen Friedhof aufgetaucht sind. Eine kleine Ansammlung von Untoten, die sich zusammengerottet haben aus nicht genau erklärbaren Gründen", meldet sich Mira in diesem Moment wieder zu Wort und bringt ein paar schnelle Schritte hinter sich, um ein wenig vorher an der Tür zu sein. Kein Schlüssel liegt in ihrer Hand, mit dem sie diese öffnen könnte, nur eine seichte Handbewegung und ein kurzer Spruch, der ihr über die Lippen geht und den ich wegen des Regens nicht hören kann, bringt das Schloss dazu, sich zu öffnen. Ein kurzes Klicken ertöhnt und die Tür wird mit einem leichten Stoß aufgeschwungen, der Eingang in ein Heim.

Zu sehen wie die Menschen hier leben, ist etwas, das ich nicht so schnell erwartet habe, auch nicht die Bekanntschaft dieser liebenswürdigen Frau, welche mit einem Schnipsen den Zauber entfernt, der den Regen abgehalten hat und schnellen Schrittes in die Wärme und das magieerfüllte Licht des Hauses hineingeht. Schon allein der Anblick aus dem Eingangsbereich heraus, welchen ich ebenso zügig nehme, um nicht noch von den Tropfen erfasst zu werden die mir sowieso von meiner Kleidung herunter gleiten, erstaunt mich doch etwas. Eine Bibliothek könnte nicht besser ausgestattet sein.

Reihenweise Bücher, die sich bis unter die Decke stapeln, fein säuberlich sortiert und in den unterschiedlichsten Farben, Einbindungen und Altersgruppen. Wirkliche Schätze werden sie hier sicher nicht aufbewahren, doch das eine oder andere bekannte Zeichen kommt mir doch in den Sinn. Ich muss selbst viel gelesen haben.

 

Erinnerungen schütteln meinen Körper, Gänge voller alter Werke und Bannsprüche - Zauberkunde - Schwarze - Arkane - Elementare - alles, was mit der Magie in Verbindung gebracht werden kann. Ich keuche und greife haltsuchend an einen Tisch, der direkt neben dem Eingang zu finden ist. Als würden sich die Bücher mir aufdrängen, fressen sie sich einen Weg in meine Gedanken und kommen über mich wie eine Flutwelle aus Weisheit - ich muss sehr, sehr viele gelesen haben.

"Alles in Ordnung?", richtet sich direkt die erschrockene Tochter des Dorfältesten an mich und legt mir eine Hand auf die Schulter. Ihre Wärme spüre ich selbst durch den Stoff meiner verschlissenen Kleidung, eine freundliche Berührung. "Es...geht schon", kann ich gerade noch so zum herausbringen und versuche mit einem Griff an meine Schläfen die pochenden Schmerzen loszuwerden. Als würde einem jemand mit einem Hammer ein Buch in den Kopf hineinarbeiten wollen. Kein angenehmes Gefühl, welches aber nach und nach wieder an Gewicht veriert. Meine Vergangenheit kommt nicht zu langsam zum Vorschein auch wenn es nur ein Bruchteil ist.

"Sie sind völlig kalt, Herr Wanderer... am besten hole ihnen erstmal andere Klamotten und bereite ein heißes Bad vor!", überrumpelt sie sich mit ihren eigenen Worten und verschwindet ebenso, schnell wie sie gekommen ist, durch eine Tür in eines der anderen Zimmer. Ich werfe einen Blick hinter ihren wehenden roten Haaren her und schüttele den Kopf, als hätte ich einen Geist gesehen - bin ich so viel Freundlichkeit überhaupt wert?

 

Mein Blick wandert. Mittlerweile kann ich mit Sicherheit sagen, dass ich knapp achzig Prozent der Bücher mit Namen und Inschrift auswendig aufsagen kann, welche hier in den Regalen stehen.

"Silence", formt es meine Stimme und ich fahre mit der Hand durch die Luft, um eine Barriere zu errichten, die temporär alles außen herum abschottet. Zeit nachzudenken.

Ärger - Kapitel 5

 Mein Freund ist erstaunlich lange still geblieben, hat mich mit mir allein gelassen, damit ich das verdauen kann, was eben passiert ist und bringt auch nichts außer Stille in meinen Kopf, bis zu dem Zeitpunkt, in dem ich mich im Bad wiederfinde. Nicht gerade ein großer Tempel, aber mit einem versiegelten Fass und dampfend heißen Wasser durchaus einladend. Frische Klamotten sind auch schon bereitgelegt worden und wenn meine Nase mich nicht durch den Wasserdampf hinweg trügt, wurde bereits eine Suppe oder ähnliches hergerichtet. Diesesmal ist es sogar ein alter Spiegel, der mir zur Verfügung steht, auch wenn er schon sehr beschlagen ist. Dass die Tür nicht abgeschlossen ist, ist mir herzlich egal.

Wie von selbst schäle ich mich aus den Klamotten, werde die alten Sachen los, die so schwer auf meinen Schultern liegen und bringe die Haut darunter zum Vorschein. Ich zitterte, nicht aus dem Grund der Kälte, mit der ich wunderbar zurechtgekommen bin, sondern vielmehr aus dem, was mich erwartet, nachdem ich die Augen aufrichten würde um mich selbst nun so betrachten zu können.

 

"Erstaunlich, wie schnell sich dir eine Seele hingeben kann, nur von der bloßen Macht angelockt, die von dir ausgeht", kommentiert mein Gefährte mit einem höhnischen Lachen. Die Barriere wird mit einem Handwink und diesesmal ohne Worte neu errichtet, um der Dame jemanden zu ersparen, der in ihrem Haus mit sich selbst wirres Zeug redet.

"Macht ist alles andere als angenehm, wenn man sie auf diese Weise wiedererlangt. Ich habe das Gefühl, dass es nur ein Teil dessen war, was ich Wissen sollte. Es klärt aber meine wichtigsten Fragen immer noch nicht...", gebe ich leicht knurrend zurück und wische mit der Hand über den Spiegel.

 

"View", kläffe ich heraus und spreche damit den Zauber an, welchen die Dame zuvor erwähnt hatte. Meine Augen verfärben sich in ein helles Weiß mit doppelter Umrandung an den Pupillen. Ich bin erleichtert, es sind wirklich meine normalen Augen und Mira hat deren Anblick nur mit diesem Zauber verwechselt. Ich löse die Wirkung wieder auf und hebe meinen schlanken Arm und spanne die Muskeln an. Frustriert hatbe ich für einen Moment das Gefühl, in den Spiegel schlagen zu müssen, aber ich wage es nicht, hier einfach so zu randalieren.

 

"Illusion", kommt es diesesmal ein wenig ruhiger von mir. Es löst die Farbe meiner Augenpartie auf, verwandelt sie in einen normalen Braunton  mit angeschnittener Iris. Weiter kann ich es nicht ausreizen, ohne eine Verletzung zu riskieren.

 

Ein Mensch wie er im Buche stehen könnte, wenn man mal von etwas absieht, das normalerweise unsichtbar ist, weil es in Form von Zeichen in meinen Brustkorb hineingebrannt worden war.Zeichen, die ich spiegelverkehrt kaum entziffern kann, geschweige denn, dass ich damit etwas anfangen kann. Übersät mit etlichen von diesen wundere ich mich noch mehr, dass es größere und kleinere gibt, geschwungene Linien, die aus keiner Feder dieser Welt stammen können und kantige Ecken, wie als wären sie in Stein gemeißelt worden. Ein Durcheinander aus Wörtern, von denen ich nur vereinzelt welche erraten kann.

 

"Zeit?", meine Finger wandern über die Haut, unberührt glatt und formstraff wie sie sein sollte, ohne wirklich davon beeinflusst zu werden, was darunter hindurchscheint. "Objekt?... nein... Gefäß", geht es mir deutlich grübelnd über
die Lippen. Auch mein dunkler Begleiter scheint etwas dazu zu sagen zu haben. "Scheint, als wäre ich in dir versiegelt worden, Kleiner... wäre zumindest ein Ansatz dafür, wenn ich mir das ganze so vor Augen halte.

Erneut durchschneidet ein Bild des Mannes in seinem Sessel meine Gedanken und zeigt ihn, wie er sich nach vorn lehnt, seine dunkle Glatze in einem kurzen Licht zum Vorschein kommt und man die Schädelform mehr als deutlich erkennen kann. Ihn selbst, wie er in seinem schwarzen Mantel dasitzt und mit einer seiner großen Pranken nach der Sonnenbrille greift, welche er sich im nächsten Moment vom Gesicht zieht und eine mehr als abscheuliche Grimasse schneidet.

 

Darunter ist nichts... Leere. Schwarze Augenhöhlen, die der bedrohlichen Dunkelheit hinter ihm gleich kommen. Erschrocken bringe ich mich zurück in die Gegenwart und taumelnd suche ich Halt am Rand des Fasses.

 

Mein Herz rast, mein Atem stockt leicht und immer wieder stelle ich mir die Frage, ob dieser Kerl nicht nur Einbildung ist. Eine Illusion - Schabernack oder irgendein Zauber.

"Bin ich nicht, aber schön, dass du darüber nachgedacht hast, ob man mich irgendwie los werden kann. Ich glaube auch nicht das das wirklich funktionieren wird, ohne deinen eigenen Körper in Schutt und Asche zu legen", ein schelmisches lachen folgt auf die gruseligen Worte hin, die mir einen Schauer über den Rücken jagen. Mich mit dem Bad wieder ein wenig zur Ruhe zu bringen, scheint mir gerade eine verdammt gute Idee zu sein.

 

Über den Rand zu steigen ist mit meiner Größe von knapp zwei Metern nicht wirklich schwierig, anhand dessen bemessen, wie der Unterschied zu den bisherigen Kalibern in dieser Welt gewesen ist. Der Schmied war ja ein wahrhaftes Monstrum, Mira hingegen war eher klein und zierlich, fast schon zerbrechlich, aber sicher magiebegabt was man Grisworld nicht nachsagen könnte.

Keine voreiligen Schlüsse zu ziehen, ist aber ratsam und Geduld jetzt mehr denn je von Nöten, mir ein Ziel zu setzen ist offensichtlich gerade ein notwendiges Übel. Ich entscheide mich erstmal für meinen Namen...

Das wärmende Wasser entspannt mich schon in dem Moment, in dem ich hinein gleite. Die leicht wabernde Oberfläche schlägt nur kleine Wellen und verfärbt sich doch deutlich, als der Dreck sich von mir abgewäscht. Ich schließe die Augen und tauche bis zum Hals hinein.

 

Es ist die Magie selbst, welche in diesem Haus ein und aus geht. Ich kann sie spüren und die leichten Wogen ausmachen, die darin verwebt sind wie die Schrift in Büchern.

 

Fast kann ich sie greifen und doch bleibt nur die Leere des Raumes zurück den ich mir gerade im Kopf schaffe und um welchen die endlosen Seiten kreisen, die mich vorher erschlagen haben, bevor ich mich daran gewöhnt habe.

Mit den Armen aus dem Wasser zu gleiten und die Fingerspitzen mit geschlossenen Augen durch die Luft wandern zu lassen, das Papier zu ordnen als würde ich ein Gemälde in die Luft zeichnen und mir über das Wissen klar zu werden, das sich vorher schon in mir befunden haben muss. Nur auf einen Abruf oder Anstoß gewartet hat, um sich mir zu eröffnen und mir die Pforten meiner Selbst ein wenig klarer zu machen. Lernen im Schnelldurchlauf.

Eine Weile habe ich schon damit verbracht, bevor mich etwas stört. Kein Geräusch, nichts erfassendes, das es durch die Barriere der Stille schafft. Ich spüre etwas, das mich aus der Konzentration reißt. Magie, die nicht von diesem Haus ausgeht... und auch nicht von der jungen Frau, die in der Küche steht und etwas zubereitet, um meinem Hunger entgegen zu wirken. Glasklar kann ich es vor mir sehen wie mein eigenes Spiegelbild zuvor.

Ich reiße die Augen auf und greife den Rand des Behälters, um mich eilig heraus zu schwingen und noch im herausgleiten: "Dry!", in den Raum zu brüllen und die Barriere zu brechen, welche ich mir erschaffen habe. Ein feiner Film aus winzigen Wasserperlen, die an meiner Nasenspitze anfangen und von dort aus nach zur Seite gleiten, als würde ich durch einen Vorhang gehen der, die Feuchtigkeit auf meinem Körper entfernt, gleitet durch die Luft und fällt hinter mir in einem kurzen Platschregen zu Boden, bevor ich mir im Vorbeirennen den ledernen schwarzen Mantel schnappe.

 

Ein Handwisch sorgt dafür, das mir die stoffgebundene Unterhose noch im Lauf die Beine hinauf gleitet, bevor die Tür unsanft mit einem Tritt geöffnet wird. Keine Zeit...

Überrascht und verschrocken blinzeln mir die Augen der Gastgeberin entgegen, die mich durch die Tür rauschen sieht und nichtmal ein Wort sagen kann, als ich schon meinen Arm gen Tür hebe und nur einen Augenblick später diese von einem rostigen Breitschwert zerschlagen und in ihre Einzelteile zerlegt wird. Große Stücke landen überall auf dem Boden verteilt während kleinere durch die Luft segeln und auch in dem Eintopf landen, den sie gerade zubereitet hat, was sie mit einem kurzen Zusammenzucken und deutlich bedrückter Miene kommentiert. "Was... ist...", stammelt sie noch heraus bevor ein knöchriger Fuß in den Eingang gesetzt wird...

Der Duft des Todes ist das Erste, was einem in die Nase steigt in diesem Moment, verdorbene Fleischfetzen, die an den Knochen hängend Überreste eines Menschen gewesen sein müssen, ebenso wie die von Zeit verwitterte Rüstung der Kreatur.

 

Ein Helm der die Hohlen Augen und den Schädel schützt, auch wenn nicht wirklich etwas darunter liegt, das man schützen müsste außer gelblichen Knochen und einem Kiefer, der sich leicht öffnet und das Lachen der Toten durch den Raum schallen lässt. Ein hohes, irrsinniges Lachen, das den Wahnsinn der Seele wiederspiegelt, die darin gefangen sein muss und um Hilfe bettelt endlich erlöst zu werden. Der Körper aber lässt das nicht zu und die langen, weißen Finger umgreifen das weiße Schwert. Etwas, das nicht möglich sein sollte, weil keine Muskeln mehr vorhanden sind, die es führen könnten, aber mein Wissen sagt mir, dass sie weit unmenschlichere Kräfte haben.

Mit dem Brechen der Barriere die das Haus umfasst hat, hört man es nun auch. Er ist nicht der einzige, der in das Dorf eingedrungen ist und neben Kampfgebrüll und Schwerterrasseln von draußen kann man vorallem die Schritte der Untoten auf den steinernen Boden hören.

"Banish Undead", spreche ich dieser furchterregenden Gestalt entgegen und spreche damit eine heilige Schrift aus. Mein Arm steht sofort Flammen, nicht offensichtlich, doch innerlich, und bereitet mir einen unsagbaren Schmerz. Habe ich etwas falsch gemacht? Der Untote lässt sich davon nicht abschrecken und kommt um den Tisch herum, an welchem ich mich noch vorhin angelehnt habe, um sein Schwert in Richtung der Dame zu führen.

 

Ein Fehler, mich zu ignorieren, doch das deutlich zitternde und angsterfüllte Mädchen anzugreifen ist anscheinend die bessere Wahl als den Magier der sich den Arm hält und dessen Gesicht sich im Schmerz verzerrt.

 

"Soul!" Ist der nächstbeste Einfall, den ich habe. Dieser verhindert gerade noch, dass dieses wandelnde Skelett zu Nahe kömmt. Im nächsten Moment fällt es einfach in seine Bestandteile zusammen. Ein kleiner weißer Lichtpunkt über den Überresten macht deutlich was darin gesteckt hat. Eine Seele, jetzt ein Irrlicht.

Verwunderlich war aber, dass es an Ort und Stelle blieb und nicht davonflog wie ein aufgeschrecktes Tier, es schwebte einfach nur in der Luft wie eine von blauen Flammen umrandete Kugel. Etwas, das der Dame, die gerade in sich zusammensackte, gerade warscheinlich entging. "Aber... aber die Sonnenläufer sollten sich doch darum kümmern... mein... mein Vater..." Mehr kam nicht mehr aus ihrem Mund, bevor ich sie an der Hand ergreife und sie zurück auf die Beine zerre.

 

"Bleibt hier! Verlasst nicht das Haus, ich werde ihn suchen...", rufe ich ihr entgegen, während ich sie an den Armen packe und ihr in die Augen starre, um ein knappes Nicken zu bekommen.

 

"Greater Protection", sprechen meine Lippen und ein Aufleuchten um ihren schlanken Körper herum war die Folge. "Denecrofication!" Das selbe passiere noch einmal, aber diesesmal mit einem eher weißlichen Leuchten. Auf ihr funktioniert die heilige Schrift also, auch wenn es mir in den Fingern kribbelt, als ich diese Worte ausspreche.

Schnellen Schrittes mit wehendem Mantel und brauner langer Stoffhose gleite ich gekonnt um den Tisch herum und verschwinde nach draußen, wo sich mir ein Anblick bietet den man wohl nur als Horror bezeichnen konnte.


Dunkelheit - Kapitel 6

 "Du bist echt schwer von Begriff, Kleiner", raunt mir die Stimme in meinem Kopf entgegen, in dem Moment, in dem ich einen Schritt auf die Straße setze und mir gleich drei dieser untoten Überreste ins Auge springen, die wankend in Richtung Gasse auf dem Weg sind. Gebrüll, Schmerzensschreie und das Klirren von Waffen ist zu hören. Der Platz vor dem Gasthaus ist sicherlich ein Anblick, der die meisten verstören würde, mich aber erstaunlich kalt lässt, so wie er in dem magiegebundenen Licht in einem deutlichen Rot Schlieren über den Boden zieht. Schnell lege ich mir ein Paar der Wörter zurecht.

"Crush." Meine zu Fäusten geballten Hände erglimmen kurz Rot.

 

"Rush." Dasselbe passiert an meinem Körper und umrandet mich für einige Sekunden. "Soulfountain." Diesmal ist es eher ein dunkles Leuchten.


"Holy..." Die Worte blieben mir im Hals stecken, sodass ich den Cast nicht zu Ende auflöse und ich sehe mal besser davon ab, mir mehr Schmerzen zuzufügen als ich wollte.

 

"Fresse...", pöbele ich meiner inneren Stimme noch gereizt entgegen und mache einen Schritt, der mich direkt vor den ersten Untoten bringt, der nichtmal weiß, wie ihm geschieht, als auch schon meine geballte Faust durch sein Knochengestell hindurch schlägt und ihn in etliche Teile zerspringen lässt. Zurück bleibt eine weitere Seele, ein weiteres Irrlicht.

Aus dem Augenwinkel nehme ich die anderen beiden ins Visier und rase mit meiner extremen Geschwindikeit auf sie zu, um sie beide auf die gleiche Art und Weise in Stücke zu schlagen. Ein Blick nach hinten sagt mir, dass sie erst bis hierher gekommen sind. Die Front der Angriffswelle von diesem größeren in Rüstung gebildet worden ist.

Ein Kampfschrei lässt mich wieder in Richtung Gasthaus sehen, wo ich Grisworld erkennen kann, der mit einem eisernen Schmiedehammer durch zwei der wandelnden Toten hindurch schlägt und ihre Bestandteile auf der Straße verteilt, wo diese sich noch kurz rühren und dann dampfend weitere Irrlichter von sich geben, die er scheinbar vollkommen ignoriert. "NA, KOMMT DOCH!", brüllt er einem dritten entgegen und klopft sich kriegerisch auf die Brust. Ein langer Schnitt ist an seiner Schulter zu erkennen und blutige Linien führen bis zu seiner Armbeuge. Größere Tropfen fallen von dieser und schlagen in den bereits am Boden liegenden Pfütze auf.

Eine Weile später gelange ich neben ihn, zerfetze mit meinem Ellenbogen den Rippenbereich eines kleineren Skeletts und schlage ihm dann mit der Linken den hohlen Schädel von der freiliegenden Wirbelsäule. Ein feiner Nebel aus Knochenstaub gleitet in Richtung der Lache am Boden, wo der Lehrling des Schmiedes liegt. Kaum mehr zu erkennen nur durch die braune, zerbrochene Flasche, die neben seiner geöffneten und verstümmelten Hand liegen geblieben ist.

Der bärtige Riese schnaubt. "Ich hoffe bei Gott, dass du nichts mit dieser Scheiße zu tun hast, Freak!", knurrt er mir entgegen und schwingt seinen Hammer zur Seite, um ihn einem halb verwesten Körper ins Gesicht zu schmettern und ihn somit genau so von seinem Leid zu erlösen wie die anderen.

"Wenn, dann hätte ich dich wohl zuerst anvisiert, oder nicht?", schnaube ich sarkastisch zurück und entlocke ihm damit sogar ein kurzes Grinsen. "AUCH wieder WAHR!", brüllt er heraus und schwingt den Hammer durch die Luft.

 

"DANN wischen wir mal mit diesen AUSGEBURTEN die STRASSE AUF!!!", tönt es laut von ihm, während hinter mir drei angeschlagene Gäste vorbeiaufen, in Richtung Freiheit. Der Schrecken in ihren Augen ist gleichzusetzen mit der Kampfeslust derer von Griswold.

Weitere Ziele, weitere Knochen. Es dauert eine Weile, bis wir die Masse an Untoten etwas dezimiert haben und langsam einen Überblick über unsere Situation bekommen. Zahlreiche Körper liegen am Rand der Straße und rühren sich nicht mehr, Vereinzelte Knochen, Schwerter, gebrochene Schilder und eingetretene Türen lassen das ganze nach einem Massaker aussehen. Ein solch geplanter Angriff von einer Untoten Masse ist sicherlich nicht normal und schon gar nicht in diesem Ausmaß, doch der Blick in Richtung des Ost-Tores zeigt zumindest auf, woher die Feinde gekommen sind.

 

Langsam, nach und nach drängen sich mehr dieser wackelnden Knochenhaufen durch einen schmalen Spalt des geöffneten Tores, neben dem mehrere Wachen am Boden liegen die scheinbar bis zum Ende versucht haben, es zu verteidigen.

Mein kriegerischer Mitkämpfer schnauft leicht, als er einem weiteren Skelett den Körper zertrümmert. Man kann mittlerweile nicht mehr von Hand abzählen, wie viele der schwebenden Seelen hinter uns knapp einen Meter über dem Boden hängen. Gerade etwas zu Atem gekommen und uns schon für die nächste Welle rüstend kommt uns etwas zuvor... ein Beben von schweren Schritten, die außerhalb der hohen Mauern zu vernehmen sind und ein Grollen wie aus zehn Lungen.

 

Etwas ist auf dem Weg dessen Präsenz ich nur zu deutlich spüren kann... und es ist nicht einfach nur ein größeres dieser Skelette. Das ist etwas anderes.

Angespannt rüstete ich mich mit meinem Kampfgefährten für das was kommen mag und sah schon durch die Dunkelheit hinter der Mauer Knochenfragmente durch die Luft seegeln als etwas durch das Tor bricht und es dabei fast aus den Angeln reißt. Etwas das man wohl nur als Monströsität bezeichnen konnte wie es mit der Schulter vorran in das Dorf gekracht kam und dabei unzählige seiner Mitstreiter in den Boden stampfte. Ein haushohes Biest, ein Riese aus Fleisch und Nähten gebaut wie der blutverschmierte Bartträger neben mir und zusammengeschnürt aus etlichen Leichen, wie man an der vergilbten Lederhaut und dem Stückweise zusammengesetzten Gesicht das sogar Augen hatte erkennen konnte.

Ein Anblick, der den Bullen neben mir die Hufe schüren lässt. Dieser Schmied taucht nur noch mehr in seinem Kampfrausch ein.

 

"Heilige Scheiße,...du kümmerst dich um die Kleinen aber dieser FETTSACK DA!-", überaus deutlich fordert er die Kreatur mit seinem Hammer heraus, der wie ein Spielzeug im Gegensatz zu der breiten rostigen Axt wirkt, die dieser Riese hinter sich her schleift, wirkt. "DER GEHÖRT MIR!", schreit er der Kreatur entgegen, die sogleich mit einem eigenen Murren antwortet und sich nach hinten beugt, um Anlauf zu nehmen. Kurz lege ich meine Hand auf seine Schulter. Ich stoße ihn nach vorn, wenig geht über meine Lippen, doch ein Bestandteil davon ist ein schnaubendes

 

"tsss...mach nur".

Der höllischen Ausgeburt aus Fleisch und Knochen entgegenrennend helfe ich ihm. Räume ihm die Skelette aus dem Weg, die durch meine Fäuste in ihre Bestandteile zerspringen und ihm somit freie Bahn lassen. Dann wendet sich mein Blick in Richtung des Tores, das gerade noch so von einer einzelnen Halterung gehalten wird. Hinter dieser Bestie tauchen nicht mehr viele der Untoten auf, doch vereinzelt wanken sie immer noch dem Tor entgegen. Eine Lichtung liegt dahinter und deutet einen Weg an, der weiter hinten zu einer brüchigen Mauer führt, die schon lange Zeit dort gewesen sein muss. Der Rand des Friedhofes... wie könnte es auch anders sein.

Der Geruch des Todes ist so allgegenwärtig geworden das man ihn fast schon automatisch anfängt zu ignorieren. Jeder Tritt muss mit Vorsicht gesetzt werden, um nicht in dem Blut anderer auszurutschen, die ihr Leben hier verloren haben und doch ist das Hauptziel wohl, die Ursache dessen zu finden, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob Griswold allein gegen dieses Monstrum bestehen kann. Weitere Schritte, weitere Seelen. Mehrfach schalte ich sie aus und komme mir dabei langsam merkwürdig ignoriert vor...immer wieder sehe ich, wie sich die Untoten in seine Richtung wenden, obwohl ich einen von ihnen vor den hohlen Augen des anderen in nichts weiter als Knochenpulver verwandelt habe.

"Du lässt nach...", schnaubt mir mein böses Gewissen über die Schulter und lässt mich einen Blick zur Situation des Schmiedes werfen. Den ersten Angriff muss er gut überstanden haben, auch wenn sein Rücken so aussieht, als wäre er mit diesem über den blanken Stein gerutscht. Eine Scharte von der Größe und Tiefe eines Pferdes, welche sich im Boden weiter vorn abzeichnet, zeigt nur zu gut, wie heftig der erste Schlag gewesen sein muss, und auch die rissigen Ränder und Kanten an der leicht verformten Streitaxt des Kolosses lassen schließen dass er nicht ihn getroffen hat.

Ein weiterer Schwung dieser Waffe welche die Luft zum Pfeifen bringt, wenn sie um diese herumwirbelt, zeigt, was für unmenschliche Kräfte dort am Werk sind. Der Schmied allerdings erweist sich als erstaunlich agil und kräftig noch dazu, taucht unter dem Schlag zu den Beinen des Monstrums hindruch und versetzt diesem einen Hieb, der die Knochen eines gestandenen Mannes gesprengt hätte. In diesem Fleischberg reißt es aber nur eine größere Wunde in die zusammengenähten Teile, aber dieser Schlag hat Konsequenzen. Aus Armen zusammengenäht, rast die Faust des Ungetüms in Richtung Griswold, der nichtmehr rechtzeitig ausweichen kann und von ihr gut drei Meter durch die Luft geschleudert wird und an einer Wand landet.

 

Unangenehm brüllend kommt er auf dem Boden auf und wankt kurz, bevor er sich wieder auf alle Viere hoch rafft und dem Monster einen bösen Blick zuwirft, der in einem Lächeln endet, als es die Waffe hebt um ihm den letzten Schlag zu versetzen.

"War mir eine Ehre, Freak", höre ich ihn noch röcheln bevor die Axt ihren höchsten Punkt erreicht und bedrohlich wie ein Fallbeil dort verbleibt.


Ursprung - Kapitel 7

 Der Regen wäscht das meiste hinfort, nimmt es mit sich und befördert es in kleinen Bächen heraus aus dem Dorf. Nicht aber die großen Stücke und Körper. "Elender Narr... als ob er das allein geschafft hätte, pff", entgleitet es mir leicht gereizt, als ich mein Handgelenk knacken lasse und meine aufgeraspelten Knöchel der rechten betrachte. Hinter mir fallen immernoch Fetzen des Riesen vom Himmel, während der in Ohnmacht gefallene Schmied in aller Ruhe liegen bleibt.

 

Unweit von ihm entfernt steckte die gewaltige Axt noch immer leicht schwingend im Boden. Kein Hammer wird vorerst mehr geschwungen. Auch die restlichen Nachzügler habe ich bereits ausgeschaltet, ich fühle mich zunehmend schwächer. Die Zauber vorerst zu lösen war eine willkommene Erleichterung.

Hunger zehrt an meinen Kräften, Durst verspürte ich glücklicherweise keinen. Alles so zurück zu lassen war aber keine Möglichkeit, weshalb ich mich kurz nach der Torschwelle aufrecht hinstelle und die Arme seitlich erhebe. "Reinforcement", spreche ich langsam und deutlich, sowie sich meine Arme anspannen und die schweren Tore zurück in ihre ursprüngliche Position bringen was mich ebenso mehr meiner Kraft kostete, aber dazu führte, dass jenes Tor nun geschlossen bleiben wird. Ruhe den Verletzten, Erlösung den Toten. Nun umfängt mich die Dunkelheit vor den Toren, zu meiner Rechten die eingestürzten Holztürme des Vorpostens auf dieser Seite und zu meiner Linken zahlreiche tote Wachen, die ihrer Aufgabe nachgegangen waren.

"Ihr habt e gekämpft...", murmele ich und hebe die Hand in ihre Richtung, wodurch die Seelen aus den Körpern gleiten, auch diese blieben in der Luft und verschwinden nicht wie zu erwarten. Bedrückt bekomme ich das Gefühl, dass ich den Zauber nicht richtig anwende oder irgendetwas anderes falsch mache. Erlösung... dafür fällt mir leider kein Zauber ein, den ich verwenden könnte.

 

Mein Blick wendet sich aber in Richtung des Friedhofs, des vermeidlichen Ursprungs der Attacke und auch die Frage, was mit der Reiterei passiert ist, brennt mir auf der Zunge, schwer kann ich mir vorstellen, dass eine solche Persönlichkeit wie Victoria einfach so von diesen Kreaturen überranntt worden ist. Zumindest sagt mir das mein Gefühl...

Der Spur folgend, die mir mein dunkler Begleiter streut, den Magiesträngen folgend, die deutlich an dieser Kreatur zu erkennen sind, wandere ich weiter zu der Friedhofsmauer und an ihr entlang. Totenstille, wie man so schön sagt, liegt über diesem Ort und nichts bewegt sich, das meiner Aufmerksamkeit würdig wäre. Der Hügel, auf welchem die Gräber gebaut worden sind, führt hinauf zu einer Gebirgskette, an der man auch das eine oder andere Gemäuer erkennen kann. Verfallene Türme und Mauern, die auf eine ehemalige Burg inmitten dieser Wälder hinweisen, an deren Fuß dieser Friedhof aufgebaut worden ist. Einerseits bekannt wirken die zerfallenen Zinnen und unbewohnbaren Gebäude, welche zum Teil auch in den Berg eingelassen worde sind und einen mehr als bedrohlichen Eindruck machen. Der Weg dort hinauf ist aber ein anderer als dieser.

Am Tor mit der Aufschrift "Graveyard" angekommen löse ich die Illusion um meine Augen, um ihr volles Potential wieder nutzen zu können. Die Nacht erscheint nunmehr wie ein trüber Tag und lässt mich das Ausmaß der Zerstörung sehen, welches von den Untoten hier angerichtet wurde. Weiter oben erkenne ich weiße Fetzen von Rüstungen, teilweise getaucht in rotes Blut, am Boden liegen, verteilt über eine große Fläche muss hier auch ein Kampf stattgefunden haben.

 

Schnelle Schritte den Berg hinauf zeigen mir neben umgekippten Grabsteinen und zahlreichen geöffneten Gräbern auch zertrümmerte Steine und Teile von Rittern, die sich gegen diese Bestie gewehrt haben müssen.

Ein Oberkörper teilweise verdeckt durch einen Grabstein auf dieser Seite, der passende Unterkörper auf der anderen halb in einem Loch liegend und zerquetscht von großen, fleischernen Füßen.

Die Kälte, welche aus dem marmorumfassten Eingang einer Gruft herausgleitet, lässt jedem Sterblichen das Blut in den Adern gefrieren, so greifbar, dass man sogar den leichten Nebel erkennen kann, der aus diesem Ort herausgleitet wie ein Vorbote des Todes. Erschaudernde Kälte, bei der ich mir ausmale, was mich erwarten könnte.

 

Keine blonde Leiche, kein weiblicher Körper, kein langes Schwert, dass ich in diesem Moment hier erkennen kann und das mich darauf hinweisen würde, das sie hier umgekommen ist. Auch kein älterer Herr mit magischen Fähigkeiten, der hier draußen unter den Toten liegt, nur die selbe Anzahl an Ritter welche Lady Cordillia begleitet haben. Ein gutes Zeichen... mehr oder weniger.

 

Langsam nähere ich mich den Säulen, die den Eingang umranden und mir ein merkwürdiges Gefühl verpassen, unwohl könnte man es nennen, aber auch etwas anderes ist noch mit dabei. Nachts allein auf einem Friedhof voller Untoter zu sein, sollte ein Problem darstellen aber wiedermal ist es dieses Gefühl der inneren Sicherheit, das mich weitergehen lässt, immerhin habe ich auch Mira versprochen, dass ich ihren Vater finden werde. Entschlossen nehme ich den ersten Schritt und danach noch einen weiteren, lasse dieses grausame Bild von Tod und Blut hinter mir, um den Ursprung allen Übels zu suchen. Ein Übel, das nicht weit enfernt sein kann, wie ich an den dunkel bläulichen Fängen erkennen kann, die wie Klauen aus Magie aus dem inneren der Gruft wiegen und sich nach allem lebendem ausstrecken, das ihnen zu nahe kommt.

Marmorgefasste und blutverschmierte Stufen sind das erste, was mich an diesem dunklen Ort willkommen heißt, Texte und Sprichwörter der Toten vergangener Zeiten reihen sich rechts wie links vor mir auf und führen in den dunklen Keller hinein, in welchem der Tod Einzug hält. Und die Toten halten ihn. Alles auf Angriff zu setzen, war eine fast schon irrsinnige Aktion, die nicht von einem klaren Geist durchgeführt worden sein kann, eine brennende Seele, die dort unten bereits auf mich wartet. Ich zwinge mich dazu, ruhig zu bleiben. Nicht weil ich Angst hätte... der Nervenkitzel, die Anspannung und etwas, das man Vorfreude nennen könnte, fluten meinen Körper und versetzen mich in Alarmzustand.

Meine Augen sehen weit im Dunkel, meine Ohren sind gespitzt, um jedes kleinste Geräusch aufzufangen, das sich dort abspielt auch wenn ich bisher nur Ruhe vernehmen kann. Die Kälte und Feuchtigkeit hat den Geruch nach Tod abgewechseltund lässt mich warme Luft aus meinen Lungen sichtbar in dieses Zusammenspiel aus Magie und Luft pusten. Kleine Wolken, die an meinem Kopf vorbeiziehen und mein Grinsen trotzdem nicht verbergen können. Ich habe Spaß. Über das Warum dahinter kann man sich streiten, aber mir erscheint es, als würden mir Träume in Erfüllung gehen, als würde ich eine Herausforderung riechen, die mir in die Knochen sickert.

Tiefer und Tiefer hinab treiben mich die Stufen, bis der Eingang nurnoch ein kleines Fenster am oberen Ende dieser Treppe geworden ist, bis ich auf eine Tür stoße, gefasst in Stein und sie erscheint unglaublich schwer mit Zeichnungen von Königen und ihrem Gefolge. Ein Festsaal für die Toten, in dem sie versiegelt bleiben sollen und doch ist sie einen Spalt geöffnet. Krallenförmige Einrisse im Stein zeugen von einer noch böseren Kreatur, die sie geöffnet haben muss, um somit Uralte Zauber zu brechen, welche die hier Liegenden vor Grabräubern und ähnlichem geschützt hat. Fast, als wäre derjenige auf der Suche nach etwas gewesen, das hier verborgen liegen sollte.

Kleine Frostkristalle am Türrahmen und um die geöffnete Stelle herum lassen mich erahnen, welche Temperaturen darin herrschen müssen, ebenso wie der nebelige Schleier, welcher in kleinen Wellen auf Kniehöhe aus dem Raum heraussickert und die Temperatur nun vollends unter den Nullpunkt bringt. Ein Eismagier? Eine weitere Laune dieser Welt von beängstigendem Ausmaß? Ein Vampir? Etwas völlig anderes? Viel kann mich hinter dieser Tür erwarten, auf das ich mich nicht direkt wappnen kann.

Doch völlig überstürzt hinein zu gehen wäre sehr naiv.


Alte Knochen - Kapitel 8

 Die Tür bekommt einen unsanften Tritt und schrammt laut hörbar über den Boden, wiederhallend kracht sie danach direkt in die seitliche Wand und bekommt Risse. Eine kalte Hölle, die dahinter wartet und welche in einer Art Saal mit Säulen und verschlungenen Ecken mündet, an deren Ende ein Altar steht, in dem wohl mal heilige Gegenstände geruht haben müssen.


Endlose Reihen von Särgen und Nischen, in denen sie kunstvoll eingelassen sind. Dazugehörige Statuen von großen Männern und auch der einen oder anderen Frau waren im Vordergrund platziert worden, zeigen das letzte Antlitz in sehr schön verarbeiteter Bildhauerkunst. Einer hält ein Schwert, wiederum ein anderer ist an einen Baumstamm gelehnt, die Geschichten dahinter zu studieren wäre sicher ein Genuss, doch im Moment muss ich mich mehr auf das konzentrieren, was in der Mitte des Raumes zu finden war.

Inmitten eines gigantischen Mosaiks, das ein Festmahl von unbekannter Größe abzeichnet und viele darauf abgebildete Personen kreisrund um einen grauhaarigen Mann mit Krone zeigt, der den Kopf gesenkt hält, steht etwas, das man unmöglich als menschlich bezeichnen kann. Lange Kleidungsfetzen hängen an blendend weißen Knochen und waberten leicht durch die Luft.

 

Kein Unterkörper ist mehr zu erkennen, nur eine Kugel die auf Höhe der unteren Rippen in einem deutlich frostigen Blau erstrahlt und das darüber liegende Gerippe in der Luft hält, wie es mir scheint. Der kältedurchdrungene Dampf geht eindeutig von diesem Objekt aus, über dem sich ein Brustkorb mit fehlenden Innereien befand.

 

Lange knochige Finger sindn es, die merkwürdige Zeichen in die Luft malen. Oder das Wesen hat auch einfach nur einen Drang dazu hat, mit diesen in der Luft herum zu spielen. Eine Grimasse, wie sie von einem Toten nicht besser ausgedrückt werden kann mit hohlem Schädel und herunterhängendem Unterkiefer, sowie einer Kapuze die den bleichen Schädel verdeckt zeigen mir, was er vorher einmal  gewesen sein muss. Ein Magier und ein nicht gerade schwacher noch dazu.

"Nooochhh...eine Seeeelle...die es in die Grabgemächhhherrr des Herren hineingesssschaft hat...", faucht der Lich durch die Luft und hebt leicht den Kopf und die Arme, als würde er sich darüber freuen, wärend der selbe eisige Hauch wie unter der Kugel aus seinem Mund sickert und gen Boden wandert.

 

"Ich bin Zogiyaaaaaa.......", folgt es langezogen. Wie er die Wörter verschandelt...

 

Über der Rechten seiner langfingrigen Knochenklauen erscheint ein knisterndes Geräusch von brechendem Eis, bevor auch nur einen Moment später ein Eisstachel in meine Richtung geflogen kommt und ich diesen mit einem Handwisch sowie einer kleinen Feuerwolke in Wasser verwandele, das in einem kurzen Platschen auf dem Boden neben mir landet und dort binnen Sekunden wieder festfriert.

"Ahhh....ein Maaaaaaagier", schneidet es wieder durch die Luft, sogar ein wenig begeistert. Meine Augen wandern dennoch abgelenkt durch den Raum, suchen...suchen weiter, bis sie etwas finden, das mir ein kurzes Knurren entlockt.

 

In einer der hinteren Ecken sah ich einen blonden Haarschopf knapp unter der Kältegrenze liegen, hinter ihr hatte sich auch etwas zusammengekauert und von der Haltung her würde es mich nicht verwundern wenn es der Alte Herr von Mira wäre. Sie muss ihn geschützt haben...

 

Auch der Lich bemerkt meine Reaktion und wendet sich unentwegt schwebend mit dem Oberkörper und einem Knirschen leicht in ihre Richtung. Sein kalter Blick aus formlosen weißen Augen erkundigt sich nochmal nach ihrem Verweilen, bevor er ein leichtes Schnauben herausbrachte. "Sieeee waren sssschwaaaacchh", ging es ruhig von dem Lich aus, der sich wieder zu mir wendet und diesesmal beide Hände hebt. "Wie sssstark bissst duuuu???", faucht er mir angriffslustig entgegen.

 

Meine Antwort ist ein Schritt nach vorn und seitlicher Stand mit ausgestrecktem Arm in seine Richtung. Knapp vor meiner Handfläche erenne ich Schriftzeichen im Zentrum eines kleinen Bannkreises, der von dem Aufruf meiner Magie heraufbeschworen worden ist. "Burning Surface", fällt es mir fast schon so kalt wie der Lich aus dem Mund, während ich ihn mit trockener Miene und etwas gelangweiltem Blick entgegen starre. "Verbrenne...", spucke ich noch hinterher.

 

Ein helles Aufleuchten, das sogar mich ein wenig blendet und den gesamten Raum in feuerrotes Licht hüllt, ist die Folge und setzt den Lich roten Flammen aus, die ihn wie ein gewaltiger Feuerball umfassen und die seine Kleidung sehr schnell
um den einen oder anderen Meter an Stoff verkohlen. Angefangen an den zackigen Rändern mit goldenen Nähten, frisst sich die Hitze sehr schnell ihren Weg in den Stoff und lässt diesen in kleinen Flocken verschwinden.

 

"GENUUUGGG", brüllt mir der Lich entgegen und schlägt mit der Hand durch die Luft in Richtung Boden. Alle Flammen verschwinden augenblicklich und eine Kältenova reißt mich von den Füßen und lässt mich ein kleines Stück nach hinten schlittern.

 

Ein günstiger Moment für meine innere Stimme, sich wieder über mich lustig zu machen. "Wäre ja auch zu einfach gewesen, oder nicht?", murmelt er mir etwas gelangweilt entgegen und verfolgt leicht angespannt den Kampf, der sich vor meinen Augen abspielt und ein Lächeln zieht sich über meine Gesichtszüge. Diesesmal ist es eine ganze Reihe von Eiskristallen, die sich über den Kopf des Lichs materialisierten und nur für einen Moment wartete ich noch ab, bevor ich die Arme nach außen hin ausbreite.

 

Sirrend wie Pfeile fliegen diese durch die Luft und auf mich zu, bevor ich die Arme wieder in der Mitte zusammenführte. "Living Stone", murmele ich mit geschlossenen Augen heraus und ziehe zwei der nahegelegenen Statuen zu meiner Position, um mich vor den einschlagenden Splittern zu schütze,n welche in den Stein krachen und Splitter an meinem Körper vorbei in Richtung Wand und Tür fegen, um dort ebenso zu zerschellen. Teile der Statuen bröckeln ab und zeigen, wie mörderisch die Kraft hinter diesem unnatürlichen Eis ist bevor ich eine Faust balle und sie von hinten gegen eine der Statuen krachen lasse.

 

"Crush"

Beide der steinernen Bildnisse lösen sich in einen Schrapnellregen aus Steinbrocken auf, der dem Lich zylinderförmig entgegenfliegt. Dieser reagierte wiederum mit einem trockenen, zischenden Lachen und hebt seine Arme in die Luft, um die Knochen der menschlichen Überreste aus den Gräbern zu sich zu holen und damit einen eigenen Wall für sich zu errichten. Nur wenige davon schaffen es, den Steinen standzuhalten, doch schützen sie den Lich gut genug, um keinen Schaden durchzulassen..

Ein Keuchen entfährt mir in diesem Moment und der Schweiß steht auf meiner Stirn. Magie zu verwenden war keine Sache, die man einfach so mal aus dem Arm schüttelt, ein großes Maß an Konzentration ist von Nöten und das nötige Wissen um die richtigen Texte im Inneren zu zitieren und das Auflösungswort auszusprechen, damit der Zauber seine Wirkung entfalten kann. Schnelles Denken und noch schnelleres Handeln.

 

"Amüssssanntt", keucht der Untote heraus und wartet nicht bis ich mich erholt habe, um den Knochenwall fallen zu lassen und einen weißen Ball mit nebeligem Schleier direkt in meine Richtung fliegen zu lassen.
Wenn ich doch nur näher an ihn herankommen könnte...

 

Zu spät erst habe ich begriffen dass die Kälte mich langsamer macht. Meine Magie braucht ihre Zeit, um gewirkt zu werden und ich habe den falschen Eindruck von dieser Attacke, welche ich mit einem weiteren Flammenstoß beantworte, der allerdings im Nichts endet, da dieser frostbringende Ball kurz vor mir eine steile Kurve nach unten vollführt und auf meine Beine abzielt. Der Einschlag ist, als würde man mit flüssigem Metall beworfen werden.

 

Mein rechtes Bein ist fast vollkommen in Eis eingehüllt und am Boden festgepinnt, als stünde ich zur Hälfte in einem Moor ohne Aussicht auf Entkommen. Den stechenden Schmerz aber kann ich für diesen Moment nicht ignorieren und stöhnte ihn ungemein knurrend heraus, während der Lich sich an dieser Tat erfreut und nur den Kopf zur Seite gelegt hat, um der züngelnden Flamme zu entgehen.

 

Gefundenes Fressen...

 

Langsam schwebt die Kreatur auf mich zu, verkürzt den Abstand zwischen mir und ihm um ein paar Meter und lässt mich im selben Moment auch erkennen, dass er ebenso nicht von unendlicher Macht erfüllt ist. Der magische Stein, auf dem sein übriger Körper ruht, glimmt nurnoch schwach, ist als eine Art Kristallkugel ohne diesen seltsamen Nebel nun fast klar zu erkennen. Nur noch ein wenig davon trieft aus dem unteren Bereich und tropfte in kleinen Strängen zu Boden. Ein Herzschlag, so pulsierend wie die Magie selbst, pocht im Inneren dieser nun schwarz umrandeten Kugel mit dunkelblauem Kern.

 

"Soouuulll....Draiiin", gibt der Lich von sich. Seine Knochenfinger sind in Richtung Victoria und Dorfältester ausgestreckt und ein feiner Schleier aus weißen Fäden beginnt sich zwischen diesen beiden Parteien zu bilden. Sie sind noch am Leben... und ein Werkzeug für seine Macht. "Black...thoorrnn", entgleitet es dem Lich scheußlich, mit der linken Hand abermals in die Luft erhoben. Ein weiterer Dorn aus Eis, der diesesmal aber durchdrungen ist von einem schwarzen Schleier, größer, länger und vermutlich noch tödlicher.

 

"Soll ich dir helfen?", haucht mir die Stimme meines Gefährten ins Ohr und lässt mir einen noch viel erschreckenderen Schauder über den Rücken laufen. Schrecklicher als jeder Tod durch eine Magie dieses Lichs sein könnte, ein Pakt mit dem Teufel selbst würde sich in dem Moment, in dem ihn besiegelt, sicher ganz genau so anfühlen wie die Antwort, die ich ihm darauf geben würde. Aber Einwilligen war in diesem Moment nicht mein Ziel, denn ich habe einen dritten Weg gefunden.

 

Ein Weg, von dem ich kaum glauben will, dass ich ihn beschreiten könnte. Mir entfallen aber langsam die Auswege und ich sehe mich dazu gezwungen, es auf diese Weise zu beenden.

Mein bisheriges Schweigen brechend, richte ich mich direkt zu dem Lich auf, immerhin ist dieser durch seine schwebende Gestalt ein gutes Stück größer als ich in meinem Frostgefängnis, das mein Bein umfasst. "Du hast mir viel beigebracht, aber ich denke es wird Zeit, dem ganzen hier ein Ende zu setzen", bringe ich ruhig heraus und seufze für einen Moment. Der Hunger ist nun allgegenwärtig und verdreht mir die Sinne, verlangsamt meinen Verstand. Meine Finger fühlten sich kalt an und auch die Tatsache, dass ich nicht nah genug an ihn herankommen kann, um meinen bisher effektivsten Zauber zu verwenden, ist mir vollkommen bewusst.

 

"Zooogiiiyaa...sssstimmt dir zzzzuuuu", schmeichelt der Skelettmagier in diesem Moment ein wenig und hebt bedrohlich die bleichen Knochen seiner Finger in eine schalenförmige Haltung über seiner Schulter.


Siegessicher erscheint das Grinsen auf dem untoten Gesicht noch wahnsinniger und kaltblütiger. Zu keiner anderen Gefühlsregung als Freude ist dieses Monster mehr fähig, als er in einem respektablen Abstand zu mir schlussendlich halten wird uns seine Hand nach vorn schnellt, wordurch auch der schwarze Pfeil durch die Luft pfeift, der mich gewissermaßen aus dieser Entfernung unmöglich verfehlen kann. Etwas, über das ich mir sehr wohl im Klaren bin und ich reiße nur noch meinen Arm hoch, um eine Magie auszusprechenm die ich von ihm höchstselbst gelernt habe. Eine Magie, die mir selbst die Nackenhaare aufstellt, in diesem Moment bin ich mir noch nicht sicher, wie stark die Auswirkungen auf mich sein werden.

"Soul Drain"...

Entscheidung - Kapitel 9

 Schmerzensschreie erfüllen den Raum, tobende Magie wirbelt alles durcheinander und verwandelt die restlichen Gräber in ein Chaos, ein Wirbelsturm der Verwüstung, welchen ich heraufbeschworen habe. Blut fällt in dicken Tropfen zu Boden und die Schwäche zwingt mich innerlich in die Knie. Rachedurst, Wut und Verzweiflung aber wirken dem Schmerz entgegen, der meine Hand und meinen Arm durchzieht.

 

Meine Lippen sind geschlossen und mein Blick starr auf den Lich gerichtet, welcher stammelnd vor mir auf den Boden sinkt und kaum klare Worte fassen kann.

 

"Unmögliccchh....Neeeiinn....das kann nicchhht seeeeiiin!", faucht er fassungslos.

 

Die Kapuze ist von seinem Schädel gerutscht und zeigt deutlich die Hörner, welche nach hinten geformt mit diesem verwachsen sind. Unmenschlichkeit wird oft von Göttern mit so etwas entlohnt, einem Brandmal, das dich als Monster ausmacht und das du für immer mit dir herumtragen wirst.

Mein Blick bleibt starr, mein Körper verkrampft, aber standhaft. Der schwarze Dorn, welcher meine rechte Hand durchdrungen hat und kurz vor meinem Brustkorb zum Stehen gekommen ist, erscheint mir in diesem Moment als unwirklich, ebenso wie der Schmerz, der meinen Arm durchläuft und mich betäuben, mich lähmen sollte. Die Stimmen, welche die Luft durchdringen und in einem wilden Wirrwar umherschreien, weinen, brüllen und wimmern, kommen von Seelen. Jene, die ich zuvor in der Stadt zurückgelassen habe, eilen nun herbei, um sich an ihrem teuflischen Mörder zu rächen und durch meine Wunde in meinen Körper zu gleiten, die Magie zu verstärken, zu der ich nicht mehr selbst imstande bin. Mehr und immer mehr der bläulichen Flammenkugeln haben den Aufruf gehört und eilen zu diesem Ort. Hunderte Stimmen, die mich fast den Verstand verlieren, lassen während sie sich auf ihren Todbringer stürzen.

"Zogiya... es ist Zeit, Abschied zu nehmen", flüstere ich mit einem fast schon freundlichen Lächeln auf den sonst so verschmierten Gesichtszügen und halte meine Hand weiterhin in Richtung der Kugel seines Körpers. Schwarze Fäden gleiten aus  dieser heraus und gelangen über den schwarzen Dorn in meinen Körper. Mein Hunger ist verschwunden, meine Schwäche ist verschwunden, leise höre ich meinen dunklen Begleiter lachen, welcher sich aus seinem Stuhl erhoben hat und langsam in beide Hände klatscht. Mein Inneres zittert, ich kann spüren, wie Wissen in meinen Körper sickert. Das Wissen des Lichs.

 

Die Suche nach jemandem, aber seine Gedanken sind zu lückenhaft um daraus schlau zu werden.

"Waar..tet....", haucht er es im Sterben heraus und die magische Kugel knackt laut hörbar und bekommt einen Riss, der sie fast in zwei Hälften spaltet. "...diese....Auuuraa....", kommt es noch leiser von ihm, das Glimmen seiner Augen erlischt langsam und auch der Nebel, welcher ihm aus dem Mund wabberte ist nur noch ein dünnes Rinnsaal kalter Luft.

 

"Meiiiisssstterrrr...", sind seine letzten Worte, bevor er endgültig zu einem Knochenhaufen zusammenfällt und mich mit seinen lückenhaften Informationen zurücklässt. Im Todeskampf seinen Meister zu rufen, bedeutet aber, dass es noch mehr von dieser Sorte geben muss. Jemanden, der diesen Lich gesteuert hat und ein noch größeres Übel ist, mit dem ich mich wohl oder übel bald auseinandersetzen muss.

Zu einem Knochenhaufen zusammengefallen, in einem Bündel aus Kleidung, die sich langsam auflöst ist, dieses Übel aber vorerst gebannt und hinterlässt nur noch einen in zwei Hälften gebrochenen Stein, aus dessen Innerem keine magische Kraft mehr entweicht. Langsam beruhigen sich die Seelen auch wieder und gleiten nun fast schon ruhig um mich herum wie Planeten um das Zentrum eines Sternes.

 

"Entschuldigt, ihr Ruhelosen. Leider werde ich euch beanspruchen müssen." Es geht es mir schwer übers Herz, als ich auch noch die letzten der blauen Irrlichter in den Stachel führe und spüre, wie deren Essenz mich verändert, zusammen mit all den anderen.

Wie es mir meine Menschlichkeit entzieht und mir keine Ruhe lässt, bis sich diese in physischer Form wiederspiegelt.

 

Hörner.

 

Schwarze, gewellte und leicht spitz zulaufende Hörner, die an meinen Kopf entlang nach hinten gebogen leicht von diesem abstehen und sich von dort etwas nach unten neigen. Spüren kann ich sie nur zu deutlich, wenn ich mit der Hand über die raue Oberfläche streiche und sie bis zum Ende entlangfahre. Ich habe mir scbon gedacht, dass es derartig ausgehen könnte, immerhin bin ich nicht gleich von einem heiligen Blitz getroffen worden, der mich dafür bestrafen soll, so bin ich doch gezeichnet als das, womit mich der Schmied doch schon so vortrefflich betiteln konnte. Ein Freak, ein Monster, jetzt mehr denn je.

 

"Illusion", formen meine Lippen, um diesen Anblick gleich wieder loszuwerden. Ich seufze, ehe ich mich in Richtung der beiden am Boden liegenden Opfer wende und langsamen Schrittes auf sie zugehe.
Der Verfall des Lichs wird nun auch den Raum wieder klären und ihn nicht mehr so eisig machen wie zuvor, ein Griff zu dem schwarzen Stachel in meiner Hand und ein deutliches Schmerzknurren kann ich aber kaum vermeiden, als ich diesen mit einem Ruck herausziehe und in der linken Hand zertrümmere, damit nurnoch kleine Splitter auf den Boden fallen. Mein Arm ist bis zur Schulter in Blut getaucht und die kreisrunde Wunde brennt wie Feuer, etwas, das mich aber jetzt gerade nicht davon abhält, den Körper der Sonnenläuferin in Augenschein zu nehmen.

 

In ihrer Schulter stecken mehrere Eisstachel, keiner besonders bedrohlich oder tödlich wie es mir scheint, ein genauerer Blick sagt mir aber, dass sie diese nur zum Schutz für den Alten abgefangen hat, der schwer atmend in der Ecke hinter ihrem großen Körper liegt. Seine Augen sind geschlossen und die feinen Spuren von Magie noch zu spüren, welche von ihm ausgehen. Er hat versucht, sie zu retten... mit allem, was er hatte.

 

Seine Hände sind klein und blau angelaufen, sein Gesicht errötet und genau so runzelig, wie der alte Herr selbst eben ist. Dass so ein Mann eine so hübsche Tochter bekommen kann, ist fast schon ein Wiederspruch in sich, doch seine guten Absichten sind nicht zu verfehlen.

Langsam ziehe ich Lady Cordillias Körper an der Schulter von ihm herunter und lasse sie seitlich auf den Boden gleiten, als ein schmerzerfülltes Wimmern von ihr ausgeht. Ich kann mir ihren Körper nun von vorn ansehen.Dem Tode geweiht...

 

Mehrere Eistachel stecken tief in ihrer Brust, haben sicherlich ihre Lungen durchbohrt und lassen sie so schwer atmen, zwei weitere in ihrem Bauch. Einer in ihrem Bein. Sie muss die Salve voll abbekommen haben und kämpft seitdem um ihr Leben mit Unterstützung des alten Herren dem sie warscheinlich viel zu verdanken hat.

"Du wirst Sterben, bevor du über mich gerichtet hast... Schwertkämpferin.", spreche ich direkt zu ihr und versuche, nicht die Stachel zu berühren, die ihren Körper in einen Sieb verwandeln würden, wenn ich sie herausziehe, ganz ähnlich dem Loch in meiner Hand, nur in einem größeren Ausmaß. Tränen rinnen ihr an den Wangen herunter, geflüsterte Worte aus ihrem Mund, der schon leicht bläulich angelaufen ist.

 

"Ich...ich will nicht...", verstehe ich die Worte gerade so durch die Stille hindurch und spitze die Ohren, um noch ein paar weitere zu vernehmen. Anbetungen, Zitate der alten Bücher, Wünsche, Bitten... nichts menschliches kann sie zu diesem Zeitpunkt noch retten.

"Du willst nicht?", Frage ich sie noch leicht höhnisch. Ein Sadismus schwingt in meiner Stimme mit, welchen ich sehr schnell wieder loswerden sollte. Unmenschlichkeit ist keine schöne Sache und schon garnicht in so einem Moment, dabei hatte ich sie mir gerade schon so schön als Kontrahentin vorgestellt. Ihre Fähigkeiten waren mehr wert als hier auf dem kalten Gruftboden so elend zu verrecken. "...Was würdest du dafür geben?", hauche ich ihr zu und gehe auf die Knie, um mit ihr mehr auf einer Höhe zu sein. Weiterhin den langsam werdenderen Bewegungen ihres Brustkorbes zusehend und dabei einen kurzen Anflug von Trauer verspürend. So einfach wird sie sich nicht geschlagen geben...

Ein röchelndes Husten ihrerseits war das erste und schnell legte ich eine Hand über ihren Mund, damit sie nicht ihr Blut auf sich selbst verteilte sondern es nur in einem feinen Rinnsaal an ihrem Mundwinkel herunter lief, sich mit den Tränen am Boden vermischte. "All....Alles...ich...bin...eine Cordillia. Eine Sonnenläuferin....eine Paladina", stammelt sie hervor und verzerrt das Gesicht zu einem deutlichen Weinen.

 

Als eine Heldin zu sterben...war wohl nicht ihre Art.

 

Es war nicht meine Stimme die Antwortete, das erste mal machte sich der Mann im Sessel Platz und hörte ihr aufmerksam zu. Bedrängte mein Bewusstsein und erfüllte einen Teil von mir als wäre er durch diesen Dämonischen Akt selbst zu mehr Macht über sich und mich gekommen. "Alles? Wirklich alles? Würdest du deinen Gott verhöhnen und dich ihm entgegen stellen?", Fing er an mit meiner Stimme zu sprechen und es mir gleichzeitig in den Kopf zu sagen.

 

Ein doppeltes Echo enstand in meinem Kopf und in diesem Raum das mich verwirrte, weiter zurückweichen ließ vor der Präsenz dieses Wesens in mir das sich gerade in solch einem Moment auf so brutale Art und Weise zeigt.

 

"...würdest du dein Leben, deine Stellung, dein Dasein und sogar deine Unberührtheit dafür Aufgeben? Würdest du deinem Schwur ins Gesicht spucken und es mit Füßen treten nur um weiterleben zu dürfen? Antwortet Lady Victoria Cordillia!", brüllte ich sie nun fast schon ungewollt regelrecht an. Besudelte sie nun auch mit meinem eigenen Blut das etwas dunkler war als ihr hell rotes, welches sich inzwischen in die weiße Kleidung hineingearbeitet hatte.

 

Ihr Zögern. Ihr Weinen, ihr Wimmern... alles wurde nur noch schlimmer unter dem immensen Druck, dem sie standhalten musste, dem Druck der Entscheidung, die sie treffen musste. Ein Nein würde heißen das sie hier stirbt, hier und jetzt, innerhalb der nächsten Augenblicke. Sie kann sich nicht sicher sein, ob dieser unbekannte Schwarzmagier dem sie noch vor so kurzer Zeit erstmalig begegnet ist, überhaupt dazu in der Lage ist sie zu retten. Ihr den Schmerz zu nehmen und sie im Reich der Lebenden zu behalten. All das kann ich in ihren Augen sehen, die von Tränen umrandet nicht mehr dazu in der Lage sind, ein klares Bild zu bekommen. Wahrscheinlich besser in diesem Moment weil sich meine Illusion wieder ganz von allein aufgelöst hat. Der dämonische Anblick wäre sicher nicht besser gewesen als die bleiche Fresse des Lichs, der ihr das angetan hatte.

 

Erschrocken über mich selbst und dass ich soetwas überhaupt aussprechen kann, richte ich mich an meinen dunklen Begleiter, doch dieses Mal bin nicht ich die Stimme die zu ihm nach innen spricht, sondern jene die von innen zu ihm spricht.

 

"Was tust du da-....da?"

 

"Wirst du einem neuen Meister dienen, der unmögliche Dinge von dir verlangen wird? Wirst du ihm folgen bis in den Tod und bis dass er deinen Ballast nichtmehr verkraftet und dich wegwirft wie ein kaputtes Werkzeug?"

 

"Ja", sollen ihre letzten Worte sein, bevor auch noch die restliche Luft aus ihrem Körper entweicht.


Victoria Cordillia - Finale Akt 1

"Sie wird wach", sind die ersten Worte, die ich zu hören bekomme. Sie gehören einer männlichen, tiefen Stimme die sich mit mir im Raum befinden muss, der nicht mal annährend so schrecklich ist wie das letzte, was ich in Erinnerung habe.

 

Mein Körper fühlt sich leicht an, beflügelt könnte man sagen, wo ich doch zuvor nur die Schwere und die Müdigkeit gespürt habe, die mich vollkommen eingenommen haben. Das angenehme Knistern eines Feuers dringt an mein Ohr, während ich versuche mich an die Einzelheiten zu erinnern.

 

Mein Kampf gegen die Untoten, eine riesige Bestie die uns überfallen hat und die ich meinen Männern überlassen musste um den Kern dieser Verseuchung auszumerzen. Ein Lich, den ich schon von weitem spüren konnte und dem ich nicht gewachsen war. Ein Untoter von solcher Stärke, dass es mindestens einen Paladin gebraucht hätte um ihn in die Knie zu zwingen.

 

Er muss sich lange von den Toten des Friedhofs ernährt haben und ihre Seelen in Besitz genommen haben, bevor er seine bösen Machenschaften in die Tat umsetzte. Das Dorf niederzumetzeln...Ich musste es verhindern. Bin ich gescheitert?

 

Langsam öffne ich meine Augen und spüre die Trägheit meiner Glieder, aber auch neue Kraft die ich geschöpft habe und die ich dazu verwenden konnte meinem neuen Meister zu dienen -

 

Augenblick...was dachte ich da?

 

Die Augen geöffnet, sehe ich eine hölzerne Decke, die in sanftes Licht getaucht ist und vom Flackern des Feuers wiederkehrend erhellt wird. Eine Person, die neben meinem Ruhelager auf einem Stuhl Platz genommen hat kann ich ebenso ausmachen und mir für einen Moment die Frage stellen, ob das Ganze nicht nur ein schrecklicher Albtraum war, bevor ich meine Hand hebe und mir die geschickten Finger an die Stirn lege.

"Was ist...passiert?", bringe ich es mit klarer, heller Stimme hervor und fahre mir mit der Hand durch die langen, blonden Haare, um sie zurück in Position zu bringen. Irgendjemand hat die Klammer entfernt, mit der sie zusammengehalten und zu einem Zopf gebunden waren, damit sie mich nicht stören, wenn ich das Schwert führe. Eine Weisheit, die mir schon mein Lehrer oft gepredigt hat und die schon Vielen zum Verhängnis wurde.

 

Ich konnte mich aber nie von dem goldenen Schleier trennen, der doch irgendwann durch die Sprüche der Männer zu meinem Markenzeichen geworden ist. Lady Cordillia, die Schwertmeisterin. Ein Name, für den ich lange und hart gearbeitet habe und doch liege ich jetzt hier irgendwo in einem doch recht herkömmlichen Haus auf einem Bett und frage mich, was mich so aus der Bahn geworfen hat.

Die erste Stimme, die antwortet ist eine weitere männliche, ich kenne sie schleierhaft von einer kurzen Begegnung des Vortages... oder ist es schon länger her? "Du bist gestorben", kommentiert diese kalt und jagt mir einen Schreck durch die Knochen, der mich zusammenfahren und panisch meine Finger den Oberkörper entlang über die Brust nach unten über den Bauch fahren lässt.

 

Keine offenen oder geschlossenen Wunden, kein offensichtlich brennender Schmerz von eiskalter Magie die mir die Luft zum Atmen raubt. Nichts dergleichen kann ich wahrnehmen und richte mich auf, um mich selbst davon zu überzeugen. Leicht bekleidet in der Grundausstattung des Ordens der Sonnenläufer.

 

Mein sonst so weißes Gewand, das nun vollends in Rot gefärbt ist, sicher auch eine Maßnahme gegen die Blutflecken, die darauf zu finden sind, wenn man ganz genau hinsieht. Eine Entwürdigung der Pracht dieser Kluft und doch mit einem ganz eigenen Charme.

 

Sicherheitshalber taste ich mich weiter ab und schiebe dabei den vorne offenen Stoff auch zur Seite, um die Stellen zu finden wo ich Wunden vermutet hätte.
Nichts.

 

Getauscht wurde dieser gedankliche Schmerz, den ich fühlte gegen eine Art Tätowierung, die mit feinen Linien zueinander einen Weg auf meinem Körper abzeichnet, wobei präzise die Brust und den Nabel umrandet werden.

 

Ein Kunstwerk, könnte man meinen, und auch wenn ich so etwas nie haben wollte könnte ich mich jetzt schon daran gewöhnen. Das ganze unfreiwillig erhalten zu haben lässt mich aber tief einatmen und schon einen Gefühlssturm an Beschimpfungen und wüsten Beschuldigungen vorbereiten, den ich auf den Nächstbesten loslassen will, der in meiner Nähe steht.

 

In dem Fall wohl der halb bekleidete Mann der sich breitbeinig mit dem Brustkorb auf die Stuhllehne stützte und die Arme auf der Lehne aufgesetzt hatte um mich mit einem leicht grinsenden Gesichtsausdruck zu begrüßen. Allein sein Blick nimmt mir vorerst jedes Wort aus dem Mund das ich herausspeien will.

 

"Zuallererst....wirst du mich fortan mit Meister ansprechen. Nur als eine Vorwarnung, da du sowieso nicht anderst kannst...", fing der junge Herr ruhig an und hob dabei einen seiner Finger in die Luft. Ein großer Verband war um die Hand gelegt worden und mit einem deutlich roten Fleck versehen, der zeigte, wie tief die Wunde darin gewesen sein muss. Ein weiterer Finger wurde von ihm ausgeklappt und aufgestellt. "Zweitens, bist du keinen deiner Titel mehr wert sondern nurnoch meine treue Untergebene..", folgt es in diesem Moment, in dem ich schon platzen will, um ihm meine Meinung ins Gesicht zu schlagen, um ihm zu zeigen, wie sehr er mich mal kann.

 

"Und drittens hast du dir von mir jeden Tag eine Liebkosung abzuholen weil du sonst unsagbare Schmerzen erleiden wirst, Succubus Victoria Cordillia." Das diabolische Lächeln in seinem Gesicht scheint keine Scham zu kennen, zieht mich gewissermaßen bis auf die Seele aus, ohne dass er auch nur einen Finger an mich gelegt hat und zwingt mich dazu, die Arme um meinen Körper zu schlingen, während ich, so glaube ich, von kreidebleich nach hochrot anzulaufen.

 

War das wirklich sein Ernst?

 

Für einen Augenblick verstehe ich die Welt nichtmehr, jeder Nerv in meinem Körper scheint danach zu schreien, ihm einfach zuzustimmen und das Weite zu suchen, sobald ich kann. Allerdings ist das nur der klar denkende Teil dessen was ich gerade empfinde. Noch nie hat sich ein Mann getraut, derart mit mir zu sprechen und doch kann ich schlicht und ergreifend nicht anders. Ich muss antworten...

 

"J-Ja....M-Meister", stammele ich es heraus und löse damit den enormen Druck, der auf meinen Schultern gelegen hat. Wie hat er mich gerade genannt? Meine Verwirrung kennt gerade keine Grenzen, ebenso wie die Scham über meine Situation als sich die erste Strähne meiner Haare löst und mit über die Brust streichelnd nach vorn über die Schulter fällt. Ich kann den Mann vor mir einfach nur ziemlich ungläubig anstarren ohne einen klaren Gedanken zu fassen...

 

"Zuletzt, niemand wird erfahren, wer oder was du jetzt bist, du darfst deine Maske behalten und so weitermachen, als wäre nichts passiert. Nur dass du jetzt mir, deinem neuen Herren, folgen wirst", geht es schmeichelnd von ihm aus und er lässt die Hand mit den Regeln wieder sinken, sodass ich einen Moment zum Nachdenken habe. Mehr als ungläubiges Starren und eine deutliche Form von Entrüstung bekomme ich sowieso nicht heraus.

 

Seine vorhergehenden Worte habe ich aber noch mit einem ungläubigen, langsamen Nicken beantwortet.

Ein kleiner Raum mit einem hölzernen Bett und etlichen Regalen ist es, in dem ich hier liege. Aufgereiht und sortiert sind überall Kräuter und Salben zu finden die für die Heilung gedacht sind, zusammen mit einem magischen Licht, das in einem Glas auf der höchsten Ebene des gegenüberliegenden Regals steht.

 

Die Luft ist erfüllt von dem durchdringenden Duft, der von diesen Dingen ausgeht und wirkt auch ein wenig lindernd auf meine Situation, da ich mich automatisch an eine Zeit in der Kathedrale zurückerinnere. Verwundet in einem Krankenbett zu liegen war mir nicht sonderlich neu. Doch diese Umgebung ist etwas völlig anderes.

 

Fragen jagen durch meinen Kopf und finden doch nur eine Wand der Ablehnung, das kann so nicht stimmen, das dürfte so nicht stimmen...

 

"Du bist nun keine direkte Anhängerin deines Ordens mehr, denn diese ist in der Gruft gestorben... ich werde dich nicht mit Einzelheiten langweilen. Er wird es dir zeigen", geht es ebenso ruhig von meinem Raumgefährten, aus ehe dieser seine bandagierte Hand wieder hebt und mit seiner Fingerspitze meine Stirn berührt, bevor ich wirklich darauf reagieren kann. Ein Schaudern durchdringt mich und für einen Augenblick fühlt es sich so an, als würde ich fallen.

 

Ein tiefes Schwarzes Loch ist es, das mich in sich aufnimmt und mich weiter in die Tiefe zerrt, bevor ich in einem ebenso dunklen Raum stehe.

 

Kälte dringt an meinen Körper und lässt mich den Schrecken weider erleben, welchem ich gegenüber gestanden bin. Ein Bildnis des Lichs, welches vor mir auftaucht und ruhig in der Luft schwebt, ist es, was ich zu sehen bekomme, umgeben von den eigenartig verschlungenen Gebilden der Gruft. Jedoch ist er nicht aggressiv, wie ich in Erinnerung hatte, für mich scheint es so, als würde die Zeit fast stillstehen und auch bin ich nicht allein.

 

"Diese Kreatur hat dir dein Leben genommen", raunt die dunkle Stimme, welche ich schon zuvor gehört habe, bei der ich aber nicht ausmachen konnte, wo sie ihren Ursprung genommen hat. Mein Körper sagt mir, ich soll weglaufen, einfach fortrennen, mein Geist aber hält an der Illusion fest und ist immernoch damit beschäftigt, zu beschützen. Und zwar den alten Mann, nach dem ich mich im nächsten Moment panisch umsehe.

 

Der Dorfälteste ist nicht aufzufinden, auch wenn ich mir sicher bin, dass er genau hinter mir stehen müsste.


"Dem Alten geht es gut...", murmelt die Stimme sacht und bekommt ein Gesicht. Ein dunkelhäutiger Mann, der hinter dem Lich in Erscheinung tritt und gelassen links an ihm vorbei läuft. Er hat etwas Unheiliges an sich. Etwas, das man kaum in Worte fassen kann und damit die gefährliche Haltung des Lichs sogar noch bei weitem übertrifft. Diesmal sind mein Körper und mein Geist sich einig... ich bin dem Tode geweiht.

 

"Keine Angst...Ich bin ein Teil deines neuen Herren, auch wenn dieser selbst noch nicht so recht versteht, warum. Zu was ich aber fähig bin ist eine Eigenschaft, die diese Kreatur erschaffen hat und die mein "Freund" verwendet hat, um dich aus dieser misslichen Lage zu befreien".

 

Ein Handwink des Mannes in langem schwarzen Mantel, unter dem man nichtmal die Schuhe erkennen kann glitt zur Seite. Seine Augen von einer schwarzen Brille verdeckt und verspiegelt, sodass man nichtmal erahnen kann, was dahinter liegt. Der Moment vollführt eine Wendung und ich werde auf den Boden gepresst. Sämtliche Luft weicht aus meinem Körper und ich keuche.

 

Kein Schmerz ist es, der meinen Körper traktiert und doch weiß ich, dass ich welchen fühlen müsste aufgrund der handbreiten Eisstachel, die in meinem Körper verteilt stecken. Auf dem Rücken liegend spüre ich die Wärme meiner Tränen und den eisigen Hauch der Umgebung. Tod - das war es was mich einholt und wovor mich höchstens ein Erzpriester retten könnte. Kein Segen, der mich ereilt, auch wenn ich mich zu den Göttern beten höre, die mir kein Gehör schenken wollen an einem so unheiligen Ort. Und doch ist der schwarze Mann dort, der sich über mich lehnt und nur ein Grinsen auf seiner verzerrten Visage zeigt, bevor er den mittig liegenden Stachel in meiner Brust mit seiner Hand ergreift und ihn brutal und ohne Gnade herauszieht.

 

Das Leben läuft in langen Fäden aus mir heraus. Gleitende Schwingen aus weißen Fäden, die sich langsam rot färben und mir jedwede Kraft nehmen, bevor er all diese durch die Luft gleitenden Fäden mit der rechten Hand ergreift und ich seine Stimme doppelt und dreifach in meinem Kopf wiederhallen höre.

 

"Von Leben zum Tod, Von Blut zu Blut,...", beginnt er mir in den Ohren dröhnend zu sprechen und verhindert, dass die Fäden ausweichen, sich verflüchtigen, indem er sie selbst in Rot färbt. Eine Hitzewelle durchstößt meinen Körper und zwingt mich dazu, noch mehr nach Luft zu schnappen. Ich fühle, wie mein Brustkorb der Decke entgegengestreckt wird, als würde der Mann meine Seele herausreißen wollen.

 

Schimmernde gelbe Schriftzeichen erscheinen neben meinem Körper, werden auf den Boden gemalt wie von einem unsichtbaren Pinsel. Leuchten auf und glimmen vor sich hin während er weiter zitiert.

 

"...Von Meister zu Seele, Von Körper zu Körper, Von Ketten des Lebens,...", er selbst schließt in diesem Moment die Augen und hält meine flüchtige Lebenszeit weiter in seinen schwarzen Klauen. Schuppenbedeckt und mit einem dunklen Feuer überzogen, wie ich es noch nie gesehen habe. Flammen, die leicht bläulich flackern und jegliches andere Licht der Gruft auch nur im Keim ersticken. Etwas, das ich nicht mal vom Hörensagen über schwarze Magier jemals vernommen habe. Kein Zauber, den man aus Büchern lernen kann und doch vollführt er diesen gerade und hält seine Pranke hoch in die Luft.

 

"Create greater Undead", schallt es aus mehreren Stimmen, bevor er die Faust in meine Richtung schlägt und mir das Leben gewissermaßen zurück in den Körper prügelt. Ein dumpfer Einschlag, auf den ein brennender Schmerz folgt und Flammen zeichnen jetzt meinen Körper. Linien werden heraufbeschworen und die Wunden schließen sich, um dort, wo sie waren, Gebilde zu zeichnen. Sie durchlaufen mich wie brennendes Blei, ehe ich in einem deutlichen Raunen Erleichterung finden kann und mich endlich die wohltuende Schwärze umhüllt. Eine Ohnmacht, die ich nur zu gern mit dem Tod selbst verwechseln würde.

 

"The bird of plague is my name, eating dead flesh to make me tame"

 

Diese Worte vernehme ich leise im Hintergrund. Diese Worte dringen durch die Schwärze hindurch und jagen mir einen Schauder über den Rücken, da ich all das nur mit mythischen Geschichten in Verbindung bringen kann. Mit jemandem, von dem mir vor langer, langer Zeit einmal erzählt wurde.

 

Dem Rabenfürsten.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 07.07.2017

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Sulfarian und seine Brüder. Für die goldene Fee.

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