Wieder war es Frühling geworden und wie jedes Jahr wollte ich versuchen, überflüssige Pfunde loszuwerden. Unzählige Versuche hatte ich schon gestartet, doch alle hatten nur das Ergebnis, dass ich wenige Monate später genauso viel wog, wie vor der Diät.
Dabei schätzte ich mich glücklich, nicht noch mehr an Gewicht zugelegt zu haben. Ich nahm schnell ab, nahm jedoch noch schneller wieder zu. All die Monate, die ich mich gequält hatte, waren innerhalb kürzester Zeit umsonst gewesen.
Woran lag es, dass die Diät auf Dauer nichts brachte? Lange machte ich mir Gedanken darüber, startete viele Abnehmversuche, die ich meist einige Tage oder Wochen später wieder abbrach, bis ich schließlich durchhielt und Gewicht verlor. Dauerhaft.
Geholfen haben mir dabei im Wesentlichen meine Aufzeichnungen früherer Diäten. Diese umfassten das, was ich gegessen hatte, zu welchen Tageszeiten das geschah und das Gewicht, welches ich verlor – und zeigten mir vor allem, was ich bisher verkehrt gemacht habe.
In diesem E-Book schildere ich meine Erfahrungen. Ich stelle Ihnen meine Rezepte vor, mit denen ich innerhalb von sechs Monaten mehr als 35 kg verloren habe. Kleine Änderungen an den Mahlzeiten nach der Diät bewirkten, dass mein Gewicht nicht wieder nach oben ging.
Außerdem gehe ich darauf ein, wie ich meine Heißhungerattacken in den Griff bekam und den Jo-Jo-Effekt vermied.
Herzlichst
Claudia Wagner
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Ich bin weder Arzt noch Ernährungsexperte. Alles, was ich in diesem Buch niederschrieb, beruht auf Beobachtungen und Erfahrungen bei mir und anderen Personen. Bitte entscheiden Sie selbst, ob Sie die hier vorgestellten Ratschläge und Hinweise für sich anwenden!
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„Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten.“
Katharina von Siena
Als Kind musste ich Medikamente einnehmen, weil ich nicht essen wollte. In der Kindheit war Essen für mich ein Zwang, etwas Unangenehmes. Mit den Pausenbroten, die mir meine Mutter zur Schule mitgab, fütterte ich Vögel oder die Tiere im Zoo. Auf keinen Fall durfte ich das Pausenbrot wieder mit nach Hause bringen, denn dann bekam ich Ärger.
So war es für mich jeden Tag eine wichtige Aufgabe, daran zu denken, das Pausenbrot verschwinden zu lassen. Nicht immer dachte ich daran. Oftmals vergaß ich es und musste mir dann eine Ausrede einfallen lassen, warum ich es nicht gegessen hatte.
Ich bin in den fünfziger und sechziger Jahren aufgewachsen. Zu dieser Zeit musste der Teller abgegessen werden. „Du stehst nicht eher auf, bis Du alles aufgegessen hast!“ bekam ich immer wieder zu hören. Ich aß dann langsam und versuchte mein Bestes, doch ich hatte das Gefühl, es wurde immer mehr im Mund. Manchmal brauchte ich Stunden, bis ich die Mahlzeit endlich heruntergewürgt hatte.
Als ich etwa zwanzig Jahre alt war, rieten mir meine Arbeitskollegen zu einer Kur, weil ich für meine Größe viel zu wenig wog.
Damals wollte ich vieles, nur nicht essen. Genau wie zuvor in der Kindheit war das Essen eine Qual für mich. Ich vermied es, zum Essen eingeladen zu werden, denn ich wusste, ich würde kaum einen Bissen herunterbekommen.
Oft bestand die Mahlzeit an einem Tag nur aus einer Kleinigkeit, die ich irgendwann zwischendurch aß. Meine Gedanken kreisten nicht um das Thema „Was könnte ich essen?“, sondern um „Welche Ausrede benutze ich das nächste Mal, um nichts essen zu müssen?“
Was war damals anders? Warum war das Essen damals eine Last für mich, während ich mich heute oftmals nicht zügeln kann? Wie finde ich den Weg zurück zu den alten Essgewohnheiten?
Genau genommen musste ich nur diese alte Einstellung zum Essen wiederfinden, dann würde ich von ganz allein abnehmen.
Diese Gedanken wirbelten vor jeder Diät durch meinen Kopf.
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Es gab Zeiten, da konnte ich keine Diät beginnen. Ich wusste von vornherein, dass es nicht der richtige Zeitpunkt war. Es war eine Zeit, in der ich nicht bereit war, mich einzuschränken, was bei einer Diät zweifellos der Fall ist. Ich wusste aber auch, dass diese Einstellung irgendwann ein Ende haben würde.
Als diese Zeit gekommen war, beschloss ich, mich während der Diät jeden Tag auf die Waage stellen. Auf diese Weise kam ich weniger in Versuchung, etwas über die Stränge zu schlagen oder kleine Ausnahmen zuzulassen. Die Quittung für mein Fehlverhalten hätte ich sofort am anderen Tag erhalten.
Mir war klar, dass der tägliche Gang auf die Waage auch Frust hervorrufen kann, besonders wenn ich viel gelitten habe und dieses Leiden mit nicht einem Gramm weniger belohnt wurde.
Ich startete mit einem Gewicht von 112,9 kg bei einer Körpergröße von 1,77 m. Das ergab einen Body-Mass-Index von 36,04. Ein BMI von über 35 bedeutete Adipositas Grad II, was schon erhebliches Übergewicht ist. Als Ziel setzte ich mir 77 kg, was meinem Normalgewicht entspricht.
Eine bestimmte Zeit, dieses Gewicht zu erreichen, setzte ich mir nicht. Es sollte nur möglichst schnell gehen. Schon lange konnte ich mich nicht mehr im Spiegel sehen und je eher ich ein normales Gewicht erreichte, desto besser. Allerdings wollte ich mich diesbezüglich auch nicht unter Druck setzen und notfalls geduldig warten, bis mein Ziel erreicht war.
„Sie brauchen eine klare Vision von dem, was Sie tun wollen - und müssen dranbleiben!“
Roger B. Smith
Jeden Tag notierte ich mein Gewicht in eine Excel-Tabelle und ließ ausrechnen, wie hoch mein BMI und der tägliche Gewichtsverlust waren, und was ich an Fett noch verlieren musste.
Eine Tortengrafik zeigte mir anschaulich, welchen Weg ich noch zu gehen, und was ich bereits geschafft hatte.
„Es ist nie zu spät, das zu werden, was man hätte sein können.“
George Eliot
Ich aß für mein Leben gern. Ein zu großer Verzicht würde mich schnell zur Aufgabe bringen. Also musste ich regelmäßig etwas essen und durfte mich nicht zu weit von meinen bisherigen Gewohnheiten entfernen.
Süßigkeiten oder Snacks am Abend waren reine Angewohnheit. Wenn ich auf sie von heute auf morgen verzichte, hätte ich dieses Laster innerhalb weniger Tage überwunden. Das würde meine Kalorienaufnahme erheblich senken, ohne dass ich mich groß einschränken müsste. Sonst wollte ich mich zu nichts zwingen.
(Später werde ich darauf eingehen, wie ich doch naschen konnte, ohne dabei befürchten zu müssen, ungesund zu essen oder zuzunehmen.)
„Achte dich selbst, wenn du willst, dass andere dich achten sollen!“
Adolph Freiherr Knigge
Verschiedene Diätberater geben unterschiedliche Hinweise für einen erfolgreichen Gewichtsverlust. Was bei einer Diät erlaubt ist, verbietet die andere. Weil jeder etwas anderes behauptet, und die Meinungen oft im krassen Gegensatz stehen, schenkte ich ihnen keinerlei Beachtung. Meine Faustformel lautete:
Wenn du mehr Kalorien verbrauchst, als du zu dir nimmst, musst du zwangsläufig abnehmen.
(Wie ich später feststellte, ist diese Aussage anscheinend nur in der Theorie richtig. Doch dazu später mehr.)
Im Volksmund heißt es auch FdH (Friss die Hälfte). Es ist für mich die einzige Diät ohne Nebenwirkungen; sie ist gesund, es sind keine komplizierten Gerichte nötig, sie ist nicht einseitig und es ist keine krasse Umstellung der Lebensgewohnheiten nötig.
Zudem spart sie eine Menge Geld.
„Sobald der Geist auf ein Ziel gerichtet ist, kommt ihm vieles entgegen.“
Johann Wolfgang von Goethe
1. Dabei bleiben, womit ich angefangen habe
Die Diät änderte ich während der Phase des Abnehmens, wenn überhaupt, nur unwesentlich. Habe ich morgens eine Tasse Kaffee getrunken, dann trank ich ein paar Tage später nicht zwei Tassen. Zum Frühstück aß ich ein Brötchen oder eineinhalb Scheiben Toast und blieb dabei, so sehr es mir auch nach mehr verlangte.
Kleine Veränderungen können verheerende Auswirkungen haben. Wenn ich zu Kunden nach Hause fahre, bekam ich oft eine Tasse Kaffee, ein paar Kekse oder ein Stück Kuchen angeboten. Normalerweise wäre es von den Kalorien her nicht sonderlich schlimm gewesen. Ich hätte einfach zu einer anderen Mahlzeit weniger gegessen. In der zweiten Hälfte meiner Diät ging ich dazu über, abends kein Abendbrot mehr zu essen (ich war vom frühen Nachmittag bis spät abends unterwegs, und die zwei oder drei Stunden, ehe ich ins Bett ging, hielt ich gut ohne Essen aus). Ein kleiner Ausrutscher bei Kunden, wo ich nicht Nein sagen wollte, als mir ein Stück Kuchen angeboten wurde, führte jedoch dazu, dass ich es abends vor Heißhunger kaum aushielt. Ich wollte unbedingt etwas essen.
Das änderte sich auch nur wenig am darauffolgenden Tag. Ich hatte zu einer Zeit etwas gegessen (die Tasse Kaffee - ohne Zucker - zwischendurch erwies sich als nicht so schlimm), wo der Magen daran gewohnt war, geduldig auf neue Nahrung zu warten. Nun wusste er, dass es auch Ausnahmen geben kann, und er verlangte danach. Nicht mit Hunger, vielmehr mit Appetit.
Es dauerte wieder einige Zeit, ehe sich nach dem Ausrutscher wieder Normalität einstellte. In dieser Zeit quälte ich mich wieder wie zu Beginn der Diät. Mit der kleinen Zwischenmahlzeit habe ich es mir unnötig schwer gemacht - und das für nur wenige Minuten Genuss.
Nach der Diät, wo ich wieder regelmäßig Abendbrot aß, war das nicht mehr so schlimm. Denn während des Heißhungers wusste ich, dass es noch eine Mahlzeit geben wird, bevor ich ins Bett gehe. Das machte die Sache erträglicher.
2. Mit normalen Lebensmitteln abnehmen
Von früheren Diäten weiß ich, wie negativ es sich auswirken kann, wenn ich irgendwelche Abnehmprodukte zu mir nehme. Die Drinks, die ich mir kaufte, konnte ich nach ein paar Tagen nicht mehr sehen. Nur eine Änderung des Geschmacks reichte mir bei Weitem nicht aus, ich wollte andere Dinge essen.
So kam es, dass ich aus lauter Frust heraus diese Drinks wegließ und eine richtige Mahlzeit zu mir nahm, die, aufgrund des Mangels der Tage zuvor, recht reichlich
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 02.06.2014
ISBN: 978-3-7368-1703-6
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