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Längst nicht mehr verliebt ...

Sämtliche Handlungen und Personen in dieser Geschichte sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen und Ereignissen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

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Thomas

Es nieselte und die Temperaturen waren eigentlich nicht dazu angetan, sich auf die Straßen zu wagen. Dennoch hatte Thomas beschlossen, genau das zu tun. Nicht, weil er das triste Novemberwetter besonders mochte, sondern nur deshalb, weil ihm zu Hause die Decke auf den Kopf gefallen war. Seit einigen Wochen hatte er frei und das war das Schlimmste, was ihm passieren konnte. Denn das bedeutete, dass er sich mit dem Thema beschäftigen musste, das er so lange erfolgreich verdrängt hatte: Scott. Während Thomas gemächlich durch die Straßen schlenderte, wanderten seine Gedanken zurück zum vergangenen Frühjahr. Zu dieser Zeit wurde der Brite ein wichtiger Teil seines Lebens.

Scott probte gerade mit seinen Musikern für eine Konzertreihe durch Europa, die in Deutschland, genauer gesagt in Köln, starten sollte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Thomas noch nichts von dem aufstrebenden Musiker von der Insel gehört, doch ein Zufall wollte es, dass sie sich kennenlernen sollten.

Thomas war selbst Musiker. Er spielte Gitarre und das gar nicht so schlecht. Seit mittlerweile 25 Jahren stand dieses Instrument im Zentrum seines Interesses. Er übte unermüdlich, verbesserte seine Technik ständig und schaffte sich ein Repertoire, welches sich hören lassen konnte. Mit 17 Jahren hatte er fast zwangsläufig mit ein paar Freunden eine Band namens 'Blend-2-Thousand' gegründet, die bis heute erfolgreich durch die Clubs der Stadt tingelte. Es war zwar nicht die ganz große Karriere, aber von den Einnahmen der Gigs konnten die Jungs und er ganz gut leben, da ihre Ansprüche sich in Grenzen hielten. Sie lebten zusammen auf einem alten Bauernhof, der renovierungsbedürftig war, aber das störte die vier jungen Männer nicht weiter. Es regnete nicht rein. Es gab genügend Räume, damit man sich auch mal zurückziehen konnte und der Hof lag so einsam, dass man proben konnte, ohne damit jemanden zu belästigen. Zwar nutzten sie später das dem Verfall preisgegebene Gemäuer nur noch für die Proben, da sich die Bandmitglieder nach und nach Wohnungen und Familien zulegten, aber man verstand sich nach wie vor und machte bis heute gemeinsam Musik.

„War ´ne geile Zeit“, murmelte Thomas vor sich hin, während er sich nun ein wenig mehr auf seinen Weg konzentrieren musste als bisher. Schließlich lief er durch die Straßen einer Großstadt und obwohl sein Leben ihm gerade nicht besonders klasse vorkam, wollte er es nicht riskieren, überfahren zu werden, weil er ein Rotlicht übersah. Er überquerte eine Straße und beschloss, zum Rhein hinab zu bummeln. Dort konnte er sich besser seinen Gedanken hingeben als inmitten der Straßenschluchten mit ihren Menschen und Fahrzeugen.

Während er seinen Plan in die Tat umsetzte, betrachtete er die Personen, die ebenso wie er unterwegs waren. Manche sahen abgespannt und müde aus. Andere genervt. Und wieder andere glücklich oder fröhlich. Hin und wieder bemerkte er ein verliebtes Paar. Eng aneinander geschmiegt, schlenderten sie durch die Straßen. Oder hielten sich an den Händen und küssten sich ab und zu. Thomas beneidete diese Menschen um ihr Glück, denn seins hatte er ziehen lassen und zwar ohne ein Wort. „Dämlicher Stolz“, knurrte Thomas ungehalten. Warum hatte er seinen Mund nicht aufbekommen? Warum hatte er Scott nicht einmal gesagt, was er empfand? Jetzt war es dafür zu spät. Scott war irgendwo am anderen Ende der Welt. Er hatte seit ihrem Abschied bestimmt keinen Gedanken an Thomas verschwendet, denn Scott war jetzt berühmt. Seine Tour durch Deutschland war nur der Anfang seines großen Erfolgs gewesen. Alles, was sich in den darauffolgenden Monaten anschloss, macht ihn bekannter und bekannter. In Europa war Scott inzwischen ein gefeierter Musiker. Für so einen mittelmäßigen Gitarristen wie ihn gab es im Leben von Herrn Superstar keinen Platz.

„Du bist unfair“, wies Thomas sich zurecht. Inzwischen hatte er die Rheinpromenade fast erreicht. Er blieb auf den Stufen hinunter zum Ufer stehen und ließ seinen Blick schweifen, während er seinen Gedanken weiter nachhing. Scott hatte ihn nicht verlassen, denn es gab nichts zwischen ihnen. Sie hatten sich angefreundet und verstanden sich in musikalischer Hinsicht recht gut, aber ansonsten existierte keinerlei Beziehung zwischen ihnen. Einzig Thomas´ Sehnsucht nach diesem Mann war Realität. Aber davon konnte der schnuckelige Brite nichts wissen, da Thomas sie ihm nie gestanden hatte. Er konnte sich jetzt damit beruhigen, dass es dazu nie die Gelegenheit gegeben hätte, doch dem war nicht so. Thomas war schlicht und ergreifend zu feige gewesen, sich zu offenbaren. Denn Scott seine Gefühle zu gestehen, hätte bedeutet, dass er sich eingestehen musste, dass er schwul oder mindestens bisexuell war. Dazu aber war er nicht bereit.

„Fuck! Fuck! Fuck!“ Thomas war es egal, dass vorbei eilende Passanten ihn missbilligend ansahen. Sollten sie doch über ihn denken, was sie wollten. Ihm war es nicht wichtig, denn wenn er es recht bedachte, war ihm nichts mehr wichtig. Nicht mal die Tatsache, dass er keine Einnahmequelle mehr hatte. Denn seit dem Tag, an dem Scott abgereist war, ging es schlicht und ergreifend nur noch bergab mit ihm. Die Krönung dieses Abstiegs war sein Ausstieg aus der Band. Seine Gitarre hatte er eingemottet und in die hinterste Ecke seiner Wohnung verbannt. Musik kam für ihn nicht mehr in Frage.

Thomas hatte mittlerweile das Rheinufer erreicht. Er war sich bewusst darüber, dass er sich seines Selbstmitleides hingab. Er badete förmlich darin. Und er gefiel sich in der Rolle des Leidenden. Sollten sie ihn doch alle mal. Was wussten die schon?

Thomas spazierte weiter am Ufer des Flusses entlang, den er sein ganzes Leben lang kannte. Allmählich wurde es dunkel. Der Strom der Menschen, die im Dämmerlicht dahineilten, verebbte nach und nach, was auch daran lag, dass der Nieselregen inzwischen in einen heftigen Landregen übergegangen war. Es schüttete aus Kübeln, wenn man es recht betrachtete. Auch Thomas konnte diese Tatsache nicht länger ignorieren, wenn er in seiner Fleecejacke nicht bis auf die Knochen durchnässen wollte. Kurzentschlossen bog er in Richtung Innenstadt ab und kehrte ins nächste Brauhaus ein, das auf seinem Weg lag. Ein paar Kölsch konnten nie schaden. Thomas ließ sich auf einem Platz am Fenster nieder. Dank der relativ frühen Stunde war das Lokal noch nicht sehr voll und so stand das erste Kölsch ziemlich schnell auf dem Tisch. Beinahe noch schneller hatte Thomas es geleert und knallte das Glas lautstark auf die Holzplatte. Mit einem Wink orderte er ein neues Bier, welches der Köbes zügig servierte. Thomas bedankte sich und nippte diesmal nur an dem herben Getränk, das er gerne mochte. Er war eben durch und durch ein Kölner Junge. Das konnte er nicht leugnen. Doch er war noch etwas anderes, nämlich unglücklich verliebt und da schmeckte selbst der Gerstensaft eher fad. Und anstatt Vergessen zu bewirken, beschwor der Genuss des Kölschs und die Brauhausatmosphäre weitere Erinnerungen herauf. Scott hatte die Stadt und die Menschen in dieser Stadt sehr gemocht und selbst das von Nichtkölnern oft verpönte Bier hatte ihm geschmeckt. „Warum bist du nicht hier?“, schoss es Thomas durch den Kopf, als sich die Erinnerung an ihr Kennenlernen einstellte.

Scott war im Frühjahr in Deutschland angekommen, um seine erste Auslandstournee durch die Republik zu beginnen. Der junge Brite startete mit seinen Musikern in Köln. Ein paar Probetage waren geplant, bevor es mit den Konzerten losgehen sollte. Eigentlich hätte Thomas Scott und seine Band wahrscheinlich niemals wahrgenommen, denn die Musik war nicht nach seinem Geschmack. Zu wenig Rock´n Roll. Zu viele Schmusesongs.

Doch das Leben hielt immer wieder Überraschungen bereit. Der Gitarrist der Band verunfallte am zweiten Probentag und zog sich eine Schulterverletzung zu, die ihn für Monate ausschalten sollte. Da das Management Scotts die Tour nicht absagen wollte, schaltete es eine Anzeige in allen Medien, um möglichst schnell einen adäquaten Ersatz für den Musiker zu finden.

Peter, ein Bandkollege und Freund von Thomas, war darauf aufmerksam geworden und drängte diesen dazu, an dem Casting teilzunehmen. „Gut genug bist du allemal“, hörte Thomas jetzt noch die Worte seines Kumpel, der seine Einwände geflissentlich überhörte und ihn am folgenden Tag zum Casting schleppte. An dieses dachte Thomas auch heute noch mit gemischten Gefühlen zurück. Ob er gut genug war, bezweifelte er grundsätzlich und auch der Musikstil Scotts war schließlich so ganz und gar nicht seiner.

Während sie also gemeinsam in der Halle, in der das Vorspielen stattfinden sollte, warteten, kämpfte Thomas mit seinen Zweifel und wollte gerade gegen den ausdrücklichen Wunsch seines Freundes verschwinden, als Scott den Schauplatz betrat. Er stellte sich den Kandidaten vor. Da es nur drei waren, nahm er sich die Zeit, jeden einzeln zu begrüßen. Als er Thomas die Hand gab – ein fester und trockener Händedruck - und ihn lächelnd ansah, brach dessen Widerstand. Jedweder Fluchtgedanke war verschwunden. Noch niemals hatte Thomas einen Menschen kennengelernt, der eine solch positive Energie ausstrahlte. Vom ersten Moment an mochte Thomas diesen Mann; fühlte sich gar zu ihm hingezogen. Also nahm er wieder Platz und wartete bis er an der Reihe war, diesem Mann und dessen Musikern, die inzwischen ebenfalls angekommen waren, vorzuspielen.

Als die beiden anderen Gitarristen ihre Kunst zum besten gegeben hatten, wurde Thomas´ Anspannung immer größer. Die beiden Jungs waren gut. Er müsste sich schon sehr ins Zeug legen, um Scott von sich zu überzeugen. Dieser gab ihm in einer Mischung aus Deutsch, Englisch und unter Zuhilfenahme von Händen und Füßen zu verstehen, was er von ihm erwartet. Thomas begab sich zu der kleinen Bühne, richtete das Mikrophon und begann zu spielen. Die Nervosität, die er zu Beginn verspürte, verschwand nach und nach und er entspannte sich. Die von ihm ausgewählten Stücke spielte er fehlerfrei und mit Hingabe. Hin und wieder spähte er verstohlen in den Raum, um einen Blick auf Scotts Gesicht zu erhaschen. Dieser saß auf einem Stuhl, hatte die Augen geschlossen und wiegte sich im Takt der Musik. Offensichtlich gefiel ihm das, was er hörte. Das verstärkte Thomas´ Selbstvertrauen und er wagte sich zum Abschluss an ein Riff, welches er noch niemals perfekt hinbekommen hatte. Dieses Mal gelang es ihm. Zufrieden beendete Thomas sein Vorspielen. Scott, seine Musiker und Peter applaudierten. Der Brite erhob sich und bedeutete ihm, kurz zu warten. Er gesellte sich zu seinen Musikern und die vier Männer diskutierten heftig.

Während Thomas seine Gitarre einpackte, dachte er darüber nach, wie seine Chancen wohl stehen würden. Seine Unsicherheit kehrte zurück.

„Du warst klasse, Junge“, lobte Peter, der zu ihm gekommen war, ihn. „So gut habe ich dich noch nie spielen hören.“

„Na, übertreib mal nicht“, wiegelte Thomas ab, während er Scott beobachtete, der auf seine Kollegen einredete. „Die diskutieren schon heftig.“

„Das bedeutet nichts.“ Peter schlug Thomas aufmunternd auf die Schulter. „So eine Entscheidung muss gut überlegt sein.“

„Wenn du das sagst“, erwiderte Thomas nachdenklich. Er verließ zusammen mit seinem Freund die Bühne und sie gesellten sich zu den anderen beiden wartenden Männern, die ebenso nervös schienen wie er selbst.

Kurz darauf kehrte Scott zu ihnen zurück. Er bedankte sich herzlich bei den Gitarristen für ihre Darbietungen. Anschließend verabschiedet er sich von den beiden anderen Männern und wünschte ihnen für die Zukunft viel Erfolg. Anschließend wandte er sich an Thomas. Er zeigte auf ihn. „You! Tomorrow! 10:00 a.m.! Here!“ Scotts Lächeln sah Thomas immer noch vor sich und allein der Gedanke daran erzeugte ein Kribbeln in seinem Bauch. An diesem Tag begannen die besten sechs Monate im Leben des Gitarristen. Bisweilen war es stressig und anstrengend gewesen, doch alles in allem überwog der Spaß. Aber so schön es auch war, nichts währte ewig. Irgendwann meldete sich der Stammmusiker zurück. Die Schulterverletzung hatte er überwunden und für die weitere Tour, die Scott und seine Mannen nun nach Down Under führen sollte, stand er wieder zur Verfügung. Damit war Thomas´ Engagement beendet. Der Abschied von den Jungs – besonders von Scott – fiel ihm sehr schwer. Doch es war nicht zu ändern und so folgte nach dem Aufstieg der Abstieg.

Als Thomas´ Gedanken zu seiner jetzigen Situation zurückkehrten, beschloss er, zu zahlen und das Brauhaus zu verlassen. Betrinken lohnte sich nicht. Das verbesserte seine trüben Zukunftsaussichten nicht. Auf dem Nachhauseweg beurteilte Thomas seine Perspektive. Es war aussichtslos, denn das, was er wollte, würde er niemals bekommen. Und etwas anderes wollte er nicht.

 

Scott

„Das war der Hammer. Du hast dich mal wieder selbst übertroffen.“ Scott hörte die Lobeshymne seines Managers und Freundes Henry, äußerte sich aber nicht dazu. Er wusste selbst, dass das Konzert hier in Sydney ein großer Erfolg war, aber er konnte es nicht genießen. Dazu war er viel zu müde. Er lag mehr in dem Sessel in seiner Garderobe, als das er saß. Sein Körper war ausgepowert und bei seinem Geist fühlte es sich nicht anders an. Seit drei Wochen tourte er mit seinen Jungs durch Australien. So allmählich ging sein Akku zur Neige, da er nach der erfolgreichen Tour in Europa kaum eine Pause gehabt hatte. Scott sehnte sich nach etwas Ruhe. Außerdem musste er sich eingestehen, dass er Heimweh hatte. Seit über einem halben Jahr war er nicht mehr Zuhause gewesen. Natürlich war es großartig, dass er inzwischen einen solchen Erfolg hatte und dass die Zahl seiner Fans wuchs und wuchs. Und sie jubelten ihm zu. So auch heute. Wenn er gewollt hätte, stünde er noch immer auf der Bühne, da die Menschen im Saal noch nach weiteren Zugaben verlangten, die er ihnen auch gerne noch zugestanden hätte. Doch heute war er außerstande, dem Drängen nachzukommen, so leid es ihm auch tat. Denn Scott liebte seine Fans, und er versuchte, so viele wie möglich auch kennenzulernen, doch momentan kostete es ihn all seine Kraft, die Konzerte über die Bühne zu bekommen. Alles weitere überforderte ihn.

„Scott, sagt mal, hast du mir eigentlich zugehört?“ Die Stimme seines Managers riss ihn aus seinen Gedanken.

„Sicher doch. Ja, ich war großartig und der Abend war es auch“, gab er ohne aufzusehen zurück. „Und morgen wird es wieder so sein. Und übermorgen auch.“

„Ganz bestimmt, aber darum geht es gerade nicht. Deine Fans warten. Hast du vergessen, dass du nach dem Konzert eine Autogrammstunde zusagtest?“

„Wirklich?“ Scott sah seinen Freund an. „Ich dachte, dass wäre erst nach dem Konzert am Freitag“, sagte er niedergeschlagen.

„Nein, da liegst du falsch. Und wenn du mir in den vergangenen Minuten zugehört hättest ...“

„Sorry, Henry. Ich bin platt. Ich glaube, ich kann das heute nicht“, gestand Scott, was ihm einen wenig erfreuten Blick seines Managers einbrachte.

„Ich verstehe dich, Scott, aber du kannst jetzt nicht einfach diesen Termin stornieren. Da draußen warten DEINE Fans auf dich. Ohne sie wärst du nicht da, wo du inzwischen bist“, beschwor der ihn.

„Glaub mir, dass ich das weiß“, murrte Scott. Er raffte sich auf. Natürlich hatte Henry recht. Er war es seinen Fans schuldig, sich sehen zu lassen. „Okay.“ Er gab sich geschlagen. „Gib mir noch ein paar Minuten, dann komm ich raus“, bat er, obwohl er sich schwer damit tat, überhaupt aufzustehen.

„Prima, so will ich dich sehen“, erwiderte Henry erfreut. „Ich gehe schon mal vor und kündige dich an.“

Scott sah seinem Manager nach, als er den Raum verließ. Bis vor einigen Wochen hatte er es geliebt, sich nach dem Konzert seinen Fans zu stellen, doch heute empfand er es nur als lästige Pflicht. Das bedeutete nicht, dass seine Anhänger ihm lästig fielen, denn er mochte sie tatsächlich sehr. Vielmehr konnte er seinen Körper nicht länger ignorieren, der ihm jeden Tag deutlicher zu verstehen gab, dass er am Ende war. Sein Geist war ebenfalls müde. Nur mit Mühe überstand er die Konzerte und die Freude, die er immer bei seinen Auftritten empfunden hatte, verschwand mehr und mehr. Er funktionierte nur noch und wusste, dass er schnellstens die Notbremse ziehen musste, wenn er nicht unkontrolliert auf einen Burnout zurasen wollte. Dennoch wollte er sich heute nochmals den Wünschen seines Managers beugen. Die Jungs und Mädels da draußen hatten ein Recht darauf, dass er sich ihnen zeigte.

Schwerfällig erhob Scott sich endgültig aus seinem Sessel. Er schleppte sich zum Waschtisch, wusch sein Gesicht und überprüfte seine Frisur. Nach einem tiefem Atemzug fühlte er sich bereit dazu, vor sein Publikum zu treten. Er trat zur Tür, öffnete sie und im nächsten Moment wurde ihm schwarz vor Augen ...

 

Thomas

Das Läuten der Türglocke klang schriller als normal. Thomas zog sein Kissen über den Kopf und hoffte, dass sich derjenige, der ihn zu sehen wünschte, bald verziehen würde. Doch es war nicht an dem. Wieder und wieder wurde der Klingelknopf gedrückt und schließlich gab Thomas auf. Er stieg aus dem Bett, und griff nach einem Shirt aus dem Wäschekorb, welches er überzog, als er sich zur Haustür begab.

„Ja?“, brummte er in den Hörer der Schließanlage.

„Peter hier“, kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen. „Und wage es nicht, mir nicht aufzumachen.“

„Lass mich in Ruhe.“ Thomas war nicht in der Stimmung für Besuch. Sein Schädel brummte, da er sich am Abend zu Hause doch noch betrunken hatte. War er im Brauhaus noch einigermaßen vernünftig gewesen, hatte er sich in seinen eigenen vier Wänden seinem Leid hingegeben. Das Ergebnis dieser Aktion war niederschmetternd, denn zu seinem Liebeskummer gesellten sich an diesem Morgen noch höllische Kopfschmerzen.

„Lass mich rein. Bitte. Ich mache mir Sorgen um dich“, bat Peter inständig.

„Mir geht es gut.“ Thomas lehnte seine Stirn an die Wand. Hoffentlich nahm sein Freund ihm das ab, was er es sich selbst nicht glaubte.

„THOMAS!“, schrie Peter nun. „MACH AUF!“

„Wenn es denn sein muss“, brummte der und betätigte den Türöffner. Anschließend ging er in die Küche. Er brauchte dringend einen Kaffee. Als er seine Maschine in Gang setzte, fluchte er laut, weil der Sammelbehälter für den Kaffeesatz gewechselt werden musste. Niemals klappte mal was reibungslos. Thomas erledigte die ungeliebte Arbeit, füllte Wasser auf und stellte zwei Tassen unter den Auslauf. Als er die entsprechende Taste gedrückt hatte, klopfte es heftig an seiner Wohnungstür. „Fuck“, entwich es ihm. Diese verdammte Tür hätte er ja eben schon aufmachen können. Doch nun musste er nochmal zurück, um zu

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Kay C. Smith
Bildmaterialien: Solly Frank
Cover: Solly Frank
Tag der Veröffentlichung: 08.12.2018
ISBN: 978-3-7438-8948-4

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