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Die Wüstenblume


Kapitel 1


Die Geschichte beginnt an einem heißen Sommertag, am Rand einer großen Wüste. Es sollte der erste von vielen heißen Tagen werden.

 

Im Schatten einer alten verfallenen Steinmauer hatten sich ein paar Wüstenblumen, karge Sträucher und ein knochiger Baum angesiedelt.


Doch die Sommerhitze zwang die Wüstenblumen dazu ihre Samen in die Luft zu schleudern, damit sie vom Wind davon getragen wurden. Das bedeutete aber, dass die Wüstenblumen dann sterben würden.

 

„Es ist Zeit zu gehen. Hier hält uns nichts mehr.“ sagte eine Blume, die größte und schönste aller Blumen. Alle stimmten ihr zu, außer eine kleine Blume, die noch im Schatten der Mauer stand.

 

„Ich möchte noch nicht gehen. Ich habe noch Schatten und der Boden ist noch feucht genug. Mir geht es gut!“

 

„Aber wenn du jetzt nicht deine Samen loslässt wirst du verdorren und dann ist es zu spät!“ sagten die anderen Blumen.

 

„Das glaube ich nicht. Ich kann mich zusammenrollen und warten bis die Sonne nicht mehr so heiß ist.“

 

„Dann geh doch kaputt.“ sagte die größte Blume und öffnete sich, um ihre Samen vom heißen Wind

davontragen zu lassen. Die anderen machten es ihr nach, nur die kleine Wüstenblume im Schatten der Mauer nicht.

 

 

 

Kapitel 2

 

 

Schließlich verwelkten alle anderen Blumen und die kleine Wüstenblume blieb allein zurück.

 

Jetzt gab es reichlich Wasser und kühlen Schatten für die kleine Wüstenblume. Es ging ihr für ein paar Tage richtig gut. Doch es wurde immer heißer und die Sonne wanderte immer höher, so dass die Mauer keinen Schatten mehr warf.

 

Als die Sonne hoch oben am Himmel stand und unerbittlich brannte, kam eine Ziege vorbei. Sie fraß die Sträucher und näherte sich dann der kleinen Wüstenblume.

 


 

„Du siehst aber saftig aus. Lass mich dich fressen, bevor du verdorrst, dann hast du noch was Gutes getan.“

„Ich möchte aber nicht gefressen werden, ich warte auf den Regen.“ antwortete die Wüstenblume.

„Das ist doch Unsinn. Nicht einmal Schatten hast du noch. Wie willst du die Trockenzeit überstehen?“ sagte die Ziege.

 

„Ich habe noch Wasser in der Erde und die Mauer schützt mich vor dem heißen Wind.“ antwortete die Blume.

 

„Aber bald wird der Boden ausgetrocknet sein. Was machst du dann?“ fragte die Ziege.

„Ach bis der Boden vertrocknet ist, wird es schon wieder geregnet haben. Und wenn sein muss kann ich auch ein paar Tage ohne Wasser auskommen. Gar kein Problem.

„Ach dann vertrockne doch.“ sagte die Ziege und trotte meckernd davon.

 

 

 

Kapitel 3

 

Es wurde immer heißer und irgendwann ließ auch der Wind nach. Da sprach der alte Baum zu der Blume:

 


„Ich bewundere dich. Du bist ganz schön mutig, auf den nächsten Regen zu warten. Obwohl du wissen musst, dass es keinen Sinn macht. Die Menschen, welche die Mauer erbaut haben, sind schon lange weg. Niemand wird dich gießen. Die anderen Blumen haben dich verlassen, du bist ganz allein. Und die Ziege, die dir ein besseres Schicksal anbieten wollte hast du weggeschickt. Es könnte Jahre dauern, bis es mal wieder regnet.“

 

„Ich bin nicht allein. Ich habe noch dich, ich habe meine Mauer hinter mir, die mir irgendwann wieder Schutz bieten wird und ich habe mich selbst! Und meine Hoffnung. Der Regen wird schon kommen!“ antwortete die Wüstenblume.

 

„Du bist ein Narr. Aber ich bewundere dein Durchhaltevermögen. Ich werde den nächsten Regenschauer nicht mehr erleben. Viele Sommer habe ich erlebt. Jetzt bin ich viele hundert Jahre alt. Ich gebe dir mein letztes Wasser. Ich schaffe es nicht mehr, der Trockenheit zu trotzen. Vielleicht hilft es dir.“ sagte der alte Baum, gab der Blume sein Wasser und verdorrte.



Kapitel 4


Nun war die Wüstenblume alleine. Es wurde immer heißer und heißer und immer trockener und trockener.

 

Die Wüstenblume rollte sich zusammen. Die Tage wurden endlos lang, niemand war mehr da und die Wüstenblume fühlte sich elend und allein. So allein hatte sich die Blume noch nie gefühlt. Sie kannte nur die weiten Blumenfelder und den alten Baum. Jetzt war sie einsam und dem heißen Wüstenwind ausgeliefert. Vielleicht hatten die anderen Blumen, die Ziege und der Baum doch Recht gehabt. Die Wüstenblume würde zu Grunde gehen, ohne Hoffnung oder Zukunft. Sie würde einfach verschwinden, ohne Spuren in der Welt zu hinterlassen.

 

Die Wüstenblume war am Ende ihrer Kräfte und ihrer Hoffnung. Doch eines Tages, nach der längsten Trockenzeit, die die Wüste je erlebt hatte, fielen die ersten Wassertropfen. Erst wenige, dann viele und dann regnete es viele Tage lang.

 

Die Wüstenblume entfaltete sich und nahm so viel Wasser auf, wie sie konnte.

 


 

Der Regen hörte aber nicht auf und ein reißender Bach entstand. Aber die Wüstenblume war sicher hinter ihrer Mauer. Sie schleuderte ihre Samen in den Wind und bald gab es wieder eine wunderschöne Blumenwiese mit der Wüstenblume, als die größte und schönste Blume, die man je gesehen hatte.

 

Noch heute erzählt man sich die Geschichte von der wunderschönen Wüstenblume, welche allein die längste Trockenzeit überstanden hat.

 

Ende!



Gedanken dazu:

Manchmal lohnt es sich durchzuhalten, auch wenn es schwierig oder aussichtslos zu sein scheint.

 

Es gibt immer Jemanden, der für einen da ist. Die meisten Menschen haben Familie und Freunde. Aber auch wenn die sich von einem abwenden, ist da immer noch Jemand, der sich niemals von uns abwenden wird.

 

Wie die Mauer, der Blume Schutz bietet, so gibt uns Gott Schutz und Hoffnung. Er wird uns nie verlassen (Mauer als Symbol für Gott).

 


 

Und auch wenn man sich mal verlassen fühlt ist Gott immer bei uns. Es lohnt

sich durchzuhalten und sich nicht von Anderen verführen zu lassen (die anderen Blumen, die Ziege).

 

Es ist auch immer gut Hilfe anzunehmen (die Spende des Baumes) und nie die Hoffnung zu verlieren. Jeder Mensch kann in seinem Leben mal an einen Punkt kommen, an dem man selber nicht weiter kommt, dann ist es völlig okey sich Hilfe zu holen.

 

Dann bekommt man am Ende seine persönliche Erlösung. Man muss sich selber nur treu bleiben und niemals den Glauben an Gott verlieren.

 























Impressum

Texte: Sebastian Sierp
Bildmaterialien: Sebastian Sierp
Tag der Veröffentlichung: 27.06.2014

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