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Bis wir uns wiedersehen - Die erste Liebe vergisst man nie. Kurzgeschichte

Bis wir uns wiedersehen.

 

Thomas steht am Fenster und schaut hinaus. Er hat sich nach all den Jahren nicht verändert. An Attraktivität hat er nicht verloren. Auch wenn er älter geworden ist. Groß und schlank, mit vollem, dunkelbraunem Haar. Maria betrachtet ihn mit Liebe und Sehnsucht. So oft hat sie sich danach gesehnt sein Haar mit ihren Händen durchwühlen zu dürfen.

 

Nun sitzt sie hier in diesem Zimmer, mit dem schwarzen Buch in den Händen, welches Thomas ihr gerade überreicht hat. „Lies es,“ fordert er sie auf.

 

Andächtig streichen ihre Hände über den Ledereinband. Es fühlt sich so warm an, denkt sie und Maria blättert kurz durch das Buch. Sie begreift, dass es ein Tagebuch ist. Sein Tagebuch und mit den ersten Zeilen, die sie liest, reist sie fast 30 Jahre in die Vergangenheit.

 

Damals war sie 15 Jahre alt und das erste Mal verliebt. Immer, wenn sie ihn sah, schlug ihr Herz ein wenig schneller und sein Blick machte sie nervös. Wie vielen Mädchen in ihrem Alter, erging es ihr so, dass die Schule uninteressant war und somit andere Dinge, wie zum Beispiel Jungs, spannender. Ihre Versetzung in die 10. Klasse war gefährdet und ihre Eltern bestanden darauf, dass sie Nachhilfe erhielt. Thomas war damals 19 und sie kannte ihn von den Chorproben. Er spielte dort das Schlagzeug. Irgendwann hat sie sich getraut, ihn zu fragen, ob er ihr hilft. Er war zu dieser Zeit mitten im Abitur, aber sagte ihr sofort seine Hilfe zu und so fuhr sie einmal die Woche mit ihrem Fahrrad zu ihm.

 

Thomas Tagebuch: „Maria war wieder da. Süß ist die Kleine, aber sie ist so jung. Sie könnte meine Schwester sein. Heute haben wir während der Nachhilfestunde ziemlich rumgealbert. Wenn ich in ihre Augen sehe, dann habe ich das Gefühl, dass ich darin versinke. Sie hat so wunderschöne braune Augen und es ist, als funkeln in ihnen alle Sterne vom Himmel. Ich kann bis auf den Grund ihrer Seele sehen, wenn ich in ihnen eintauche. Heute hätte ich sie fast geküsst. Im letzten Augenblick konnte ich mich beherrschen. Sie ist zu jung!“

 

Maria erinnert sich genau an diesen Tag. An die Schmetterlinge im Bauch und an die Freude darüber, dass es endlich einmal etwas lockerer zwischen ihnen war. Nachdem Thomas sie mit ein paar Sprüchen so ärgerte, bis sie vor Wut zu einem Kissen griff und mit diesem nach ihm schlug, endete das ganze in einer Kissenschlacht. Schließlich gab er lachend auf und verlor sich dabei in ihren Augen. Für einen Moment dachte sie, er würde sie gleich küssen, aber er tat es nicht. Dieser Augenblick ging ihr lange sehr nah. Da war doch etwas zwischen ihnen, dachte sie. Doch so nah, kam er ihr eine lange Zeit nicht mehr. Sie ging dann nicht mehr zu ihm. Sie wollte ihn vergessen, aus ihrem Kopf verbannen.

 

Wochen später fuhren sie zu einem Chorwettbewerb. Sie saß schon im Reisebus, als Thomas einstieg. Wie selbstverständlich setzte er sich auf den Platz neben sie. Maria schmunzelt, als sie sich daran erinnert. Sie war so nervös. Was hatte das jetzt wieder zu bedeuten? Eine lange Busfahrt lag vor ihnen und sie beschloss diese Zeit neben ihm, zu genießen. Sie vertrieben sich die Zeit mit einem Kartenspiel und sie war glücklich darüber, ihm so nah zu sein. Irgendwann schlief sie ein und wachte an seiner Schulter auf. „Na, gut geschlafen?“ Thomas grinste sie an. Oh Gott ist das peinlich, dachte sie. Hoffentlich habe ich ihn nicht vollgesabbert.

 

Mehrfach suchte er auf dieser Fahrt ihre Nähe und dann ging er wieder auf Abstand. Sein

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Burga Hencken, Simon-Wannewitz-Ring 6, 22523 Hamburg E-Mail: licht.blick@ewetel.net
Bildmaterialien: Burga Hencken
Cover: Burga Hencken
Tag der Veröffentlichung: 23.11.2020
ISBN: 978-3-7487-6553-0

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