Cover

Vorwort

 

 

Vorwort

 

 

 Bei allem was man macht, denkt, fühlt, erlebt, erreicht etc. muss man sich stets bewusst sein, dass alles in bezug auf das Universum und die Ewigkeit völlig bedeutungslos ist.

 

Aber die menschlichen Gene und die „grauen Zellen“, die für den Wissensdrang und den Ergeiz zuständig sind, lassen nicht zu, dass der normale Mensch sich passiv verhält. Das ständige Streben und Forschen sind vom Säugling an in der Natur des Menschen aktiviert.

Inhalt

 

INHALT

 

Anreise

 

 

1. Tag

Du kannst niemals verstehen warum

 

 

2. Tag

In einer Beziehung oder Freundschaft muss jeder bereit sein,

etwas mehr zu geben, als er von dem anderen erwartet.

 

 

3. Tag

Die Alten wollen erhalten, sie leben in der Erinnerung.

 

 

4. Tag

Der Jugend gehört das Leben,

und Leben heißt Veränderung.

 

 

5. Tag

Die Würde des Menschen ist unantastbar!

(Durst/Hunger/Verelendung/Gewalt/Terror/Folter/Menschenhandel/

Sklaverei/ Prostitution/AIDS/Drogen/Genforschung) –  unfassbar!

 

 

6. Tag

Wem gehören die Rohstoffe?

 

 

7. Tag

Nichts ist beständiger als der Wandel!

 

 

8. Tag

Es gibt nichts Schlimmes auf der Welt,

was nicht auch etwas Gutes enthält!

 

 

9. Tag

Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg

 

 

10. Tag

Wasser ist die Quelle des Lebens

 

 

 

11.Tag

Alles fließt . . .

 

 

12. Tag

Ist der Weg das Ziel?

 

 

13. Tag

Im Dunkel der Vergangenheit . . .

 

 

14. Tag

…liegt die Zukunft . . .

 

 

15. Tag

. . . so nah in uns?

 

 

16. Tag

. . . liegt das Leben in der Ewigkeit . . .

 

 

17. Tag

… alles, außer Kontrolle . . .

 

 

18. Tag

Und wie wird es weitergehen?

 

 

19. Tag

Über-lebens –Angst . . .

 

 

20. Tag

. . . ist alles schöner Schein?

 

 

21. Tag

Endzeitstimmung . . .

 

 

22. Tag

Das verlorene Paradies . . .

 

 

23. Tag

Manipulation . . .

 

 

24.Tag

Erwachende Er-Kenntnisse

 

 

25. Tag

Irr-Lichter . . .

 

 

26. Tag

Einfach leben . . .

 

 

27. Tag

Und leben lassen . . .

 

 

28. Tag

Was ist hinter dem Ziel?

 

 

29. Tag

Die Energie, und . . .

 

 

30. Tag

Das Göttliche!

 

 

10 Jahre später

Das Ende der Unendlichkeit

Ist das unendliche Ende!

 

 

 

Personenregister

Anreise

 

Pauschaltouristen sind das nicht, aber auch keine Geschäftsreisende, dachte Agent Steve Collin, eher Sportler, Mannequins oder Schauspieler. Er sah noch, dass sie leicht irritiert aufsahen als eine Durchsage über den Lautsprecher kam.

 

– „Passen sie . . .“ Das „doch auf“ erstarb auf seinen Lippen als ein typisch englischer Butler unsanft mit dem Schirm seinen Oberschenkel traf. –  Steve Collin glitt langsam die Säule hinunter, an die er sich gelehnt hatte und blieb in der Haltung eines Bettlers, der eingeschlafen ist, auf dem Boden in halber Hocke.

 

 Erwartungsvoll trafen sie auf dem Londoner Airport Heathrow ein, Dr. Klaus Böhnig und seine Gattin Ilse. Ihr gelbes Kostüm war von unauffälliger Eleganz und passte optimal zum leichten Sommeranzug in beige, den er trug. Doch die Lockerheit ihrer Kleidung täuschte über die Stimmung, in der sie sich befanden.

 

„Wir hätten doch besser den Firmen-Jet genommen, meint Ilse. Dann wäre mir dein Flirt mit dieser Stewardess erspart geblieben.“ – „Eifersüchtig? Du weißt doch, dass es nicht möglich war, wir sind doch anonym eingeladen zu diesem Philosophen-Seminar. Außerdem habe ich nicht mit ihr geflirtet. Ich wollte ihr nur aus der Patsche helfen als sie den Kaffee verschüttet hatte.“ 

 

„Ich wäre zuhause geblieben, wenn du mich in diese umständliche Anreise über Amsterdam vorher eingeweiht hättest. Immer diese Heimlichtuerei bei deinen Rüstungs-Geschäften.“ – „Du warst doch auch begeistert, deine Philosophiestudien mit anderen auszutauschen.“ – „Wir werden uns ja doch nie einig, und das nach fast 15 Ehejahren.“ – „Wenn es uns nicht gefällt, reisen wir einfach ab.“

 

Mr. Sokrat and Mrs. Arén, hörten sie durch den Flughafen-Lautsprecher, begeben sie sich bitte in den Jetset-Salon 3, hier werden sie bereits erwartet.

„Ach, das sind ja wir! Daran müssen wir uns aber erst mal gewöhnen, obwohl man im Rüstungsgeschäft oft geheimnisvoll und im Dunkeln arbeitet.“

 

Die nächste Durchsage galt Mr. Parmeni und Mr. Gaelen. Professor Tom S. Jonson und seinem fast gleichaltrigen Assistenten, Henry W. Bird aus Boston / USA. 

Aus ihrer besonderen Beziehung heraus brauchte Jonson  nicht zu befürchten, dass Bird ihm seine Stellung streitig machen könnte, obwohl dieser die besseren Fähigkeiten besaß. Auch nicht, dass sein Freund weiß, und er dunkelhäutig war, konnte ihrem engen Verhältnis nichts anhaben.

 

Beim Jetset-Salon trafen sie fast gleichzeitig ein, und mit ihnen noch weitere Teilnehmer, die  schon vor ihnen aufgefordert worden waren. Es entstand ein kleines Gedränge, das aber von einer netten und umsichtigen Stewardess schnell entwirrt wurde. Niemand wusste, wohin es endgültig ging. Man hatte nur den Zwischenaufenthalt in London und den Weiterflug in den Orient wissen lassen.

 

„Eine Multikulti-Gesellschaft, Ilse, und sicher niemand der uns bekannt ist.“ „Hoffentlich auch keiner, der uns kennt.“ „Bei meiner Scheu vor der Öffentlichkeit; Wer soll mich da schon kennen? Das gehört einfach zu meinem Job. Und ich vermute, dass ich das Angenehme noch mit Geschäften verbinden kann. Denn da, wo wir hinreisen, werden immer Waffen gebraucht, die man offiziell nicht erwerben kann.“

 

Nach einem kleinen Sektempfang und Imbiss wurden sie, ohne eine Erklärung gebeten, in die bereitstehende Düsenmaschine mit arabischen Hoheitszeichen und Beschriftung einzu-steigen.

 

Die Stewardess rief die Pseudonamen auf und geleitete alle Mitreisenden zu ihren Plätzen.

 

Der Flug dauerte nur ein paar Stunden.

 

Die Überraschung war sehr groß, als sie nach einem Flug über die Wüste eine Oase erreichten. Ein Hotel der Super-Luxusklasse sollte ihre Bleibe für die nächsten vierzehn Tage sein.

 

Von seinem Teletempel, wie er ihn heimlich nennt, aus beobachtet Hal Bithes die Ankunft seiner Gäste. Er hat hier alles unter Kontrolle, sämtliche Räume und Ecken des Hotels sowie die nähere und weitere Umgebung. In seinem Computerzentrum laufen die Informationen der Erde und darüber hinaus zusammen. Was er früher mit tausenden, nachher mit hunderten hochqualifizierten Mitarbeitern nur unzulänglich bewältigt hat, schafft jetzt ein Computersystem perfekt. Doch manchmal stellt er sich die Frage, ob immer noch er den Computer oder mehr und mehr der Computer ihn beherrscht. Aber noch trifft Hal Bithes die letzten Entscheidungen selbst, jedoch nicht ganz so unbeeinflusst wie er es möchte.

 

Er beherrscht und steuert die Weltpolitik, die Weltwirtschaft und die Finanzwelt, ohne jemals in Erscheinung zu treten. Nur das, was heute noch ohne Computer geschieht, kann sich seinem Zugriff entziehen. Darum hat er sorgfältig ein Treffen von Denkern und Querdenkern hier in seinem Domizil organisiert. Hierbei hat wieder der Computer die Vorauswahl getroffen, nach Hal Bithes ermessen optimal.

 

Es soll nie wieder vorkommen, dass völlig unkontrolliert, ohne jede Vorwarnung, von irgendeiner Terror-Organisation oder -Gruppe ein Anschlag, wie auf das World Trade Center in New York, verübt werden kann. Hierbei wurde nicht nur die Macht der USA, der Geheimdienste etc, sondern auch seine eigene infrage gestellt.

 

Den Ort hier hat er sorgfältig ausgewählt und absolut abgesichert. Da die Satteliten mit seinen Computern ausgerüstet sind oder von seinen Computern beeinflusst werden, können sie den Punkt nur als Wüste erkennen und wiedergeben. Ein Abschirmsystem verhindert den Einblick und unerlaubten Einflug jeder Art. Durch ein Raketen-abwehrsystem ist die Oase vor Angriffen sicher.

 

Es führt keine Straße auch nur in die Nähe, und auch die alten Karawanenrouten führten hier nie vorbei. Diese Oase hat es nie gegeben und sie ist auf keiner Karte verzeichnet. Weil es weit und breit keine einzige Wasserstelle gab, wurde der Ort gemieden. Auch von den Wüstenbewohnern ist aus dieser Gegend niemals jemand zurückgekehrt, sodass sie als heilig oder verzaubert gilt.

 

Das es hier Wasser gibt, wenn auch nur in der Tiefe, konnte nur mit der modernsten Technik entdeckt werden. Durch eigene Sattelitenaufnahmen und Probebohrungen kam man dem fossilen Wasser auf die Spur. Von Spezialisten wurden zuerst die Oase und danach die Hotelanlage geschaffen. Ein Hotel, das mit dem besten in Dubai mithalten kann. Ein Paradies auf Erden.

 

Um unauffällig und plausibel überall und jederzeit in Erscheinung treten zu können, gilt er beim Personal als Sicherheitschef, getarnt für die Gäste als Reiseveranstalter, der die Reiseleiter kontrolliert.

 

Er wohnt in einem Bungalow nahe beim Hotel, mit seiner Frau und seinen Kindern. Zwei Jungen und zwei Mädchen im Alter von zwei bis acht Jahren. Eine ganz normale Familie, die er liebt und auf die er sehr stolz ist.

 

Niemand ahnt oder kennt den natürlichen Felsendom und das Labyrinth von Gängen unter der Oase, Erdbeben- und atombombensicher ausgebaut, nicht einmal seine Familie. Er würde sie schon rechtzeitig in Sicherheit bringen, ehe das Abwehrsystem überwunden werden kann.

 

 

„Verehrte Damen und Herren darf ich sie zu einem kleinen Sektempfang bitten“, werden sie von einem vornehmen Araber mittleren Alters freundlich begrüßt, den alle für ihren Gastgeber halten.

 

„Mein Name ist Sheikh Maimoni und ich begrüße sie herzlichst zu einem angenehmen und erlebnisreichen Aufenthalt. Wir wollen vieles miteinander erarbeiten und von einander erfahren, um neue Erkenntnisse zu gewinnen.“

 

 „Das Hotel steht mit allen Einrichtungen voll zu ihrer Verfügung. Die Hotelleitung und unser Personal sowie Mr. Hal Bithes, unser Reiseveranstalter mit seinen Mitarbeitern werden sie mit dem Hotel und unserer Oase bekannt machen, damit sie sich bei uns wohl fühlen.“

 

„Das hört sich wirklich gut an“, sagte Klaus Böhnig, und Ilse nickte zustimmend. Es übertraf ihre kühnsten Erwartungen.

 

Nach einer angeregten, aber eher belanglosen Unterhaltung und der unvermeidlichen Vorstellung der Gäste untereinander ging es zu den Apartments, wo bereits ihr Gepäck lag.

 

Alle hatten nun Gelegenheit sich zu erfrischen und auszuruhen. Danach wurden sie von Mr. Bithes zu einem Rundgang durch das Hotel und die Oase gebeten.

 

Traumhaft schön und elegant, war die einhellige Beurteilung der Hotelanlage.

 

Eine weitere Überraschung bot sich den Besuchern als sie die Oase erkundeten. Die hohen Temperaturen des Wüstenklimas waren gut erträglich. Die trockene Hitze, gemildert durch einen leichten Wind und durch die schattigen Palmenhaine empfanden die Gäste als sehr angenehm.

 

Besonders überraschte sie der Anblick eines großen Sees, den hier niemand erwartet hatte. Ebenso staunte man über die Tiere und Pflanzen, die sonst in Wüstengebieten nicht zu finden sind.

 

Mit ganz besonderem Stolz aber zeigte ihnen Hal Bithes die Araber-Pferdezucht, die in ihrer Art einmalig war. Er geriet ins Schwärmen als er ihnen erklärte: „Die Stuten mit ihren Fohlen sind die Garanten des Fortbestandes der Vollblut-Araber-Zucht. Es sind Pferde, deren Ahnen immer in der Wüste gelebt haben. Poetisch Trinker der Lüfte und Töchter des Windes genannt. Sie sind die Nachfahren jener Pferde, schnell, genügsam und eisenhart, auf denen die Krieger des Propheten ihre Eroberungszüge führten. Fast alle Pferde entstammen der Arabischen Halbinsel. Die Stuten können sich mit ihren Fohlen frei bewegen. Nur während der Fütterung werden sie kurz angebunden, damit sie ihrem Nachwuchs nicht zu viel Futter wegfressen.

 

      Schönheit und Adel zeichnen sie aus. Aber auch Eleganz, Schnelligkeit, Leistung und Ausdauer!

 

Sie traben mit aufgestelltem Schweif. Die Hengste sind nach Ausdruck, Temperament, Präsenz und Balance sowie dem Fundament, den Beinen geprüft und ausgewählt. Bei einem gelösten Trab kommt erst das Gesamt-Erscheinungsbild, die schwebende Eleganz zur Geltung.“

 

Auch die Gäste gerieten beim Anblick der rassigen Pferde ins Schwärmen. Sie hofften darauf, wenigsten eines dieser Vollblüter selbst reiten zu können.

 

 

Sonntag,  2. Juni 2002

 

Im Garten des Buckingham Palace laufen die Proben zur Royal Pop Party. Anlass ist das goldene Thronjubiläum der 76 Jahre alten Queen Elizabeth II. von England.

 

Morgen, beim Live-Konzert tritt alles auf, was im Rock- und Pop-Geschäft einen Namen hat. Vor 12000 Fans geben sich u.a. Eric Clapton, Phil Collins, Paul McCartney, Elton John, Rod Steward, Joe Cocker und Atomic Kitten die Ehre. Sie zählen zur Spitzenklasse und einige haben Musikgeschichte geschrieben.

 

Plötzlich bricht ein Feuer in einem Nebenflügel des Buckingham Palace aus, und dicke Rauchschwaden ziehen durch den Park. Unverzüglich werden der Palace und der Garten geräumt. Zum Glück sind die Queen und die Königliche Familie nicht anwesend.

 

Die Feuerwehr ist schnell zur Stelle und hat den Brand bald unter Kontrolle. Wie so oft, ist der Wasserschaden größer als der, den das Feuer angerichtet hat.

 

In dem Nebenflügel waren glücklicher Weise keine Kostbarkeiten oder Bilder vorhanden. Somit hält sich der Schaden durchaus in Grenzen. Aber in Anbetracht des morgigen Ereignisses wurde die gesamte Aufmerksamkeit in England auf den Brand und seine Auswirkungen gerichtet.

 

Wodurch ist das Feuer entstanden? Was steckt dahinter? Wer hat ein Interesse daran, das Fest zu stören? Keiner hat diese Fragen gestellt, niemand hat sie beantwortet.

 

Fast gleichzeitig wurden durch einen Brand in einem Vollblut-Gestüt ein Hengst und zwei Stuten getötet. Die wertvollen Tiere sind bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.

 

Eine kleine Zeitungsnotiz darüber ging im Rummel um die Jubiläumsfeiern der Queen völlig unter.

 

Noch vor 8 Monaten waren für diese wunderbaren Pferde traumhafte Summen von einem arabischen Züchter geboten worden, aber der Besitzer hätte sie für kein Geld der Welt verkauft. Der Araber musste sich daher mit Pferden zweiter Wahl zufrieden geben, die jedoch auffallend den Rassepferden ähnlich waren.

 

Der Zeitpunkt war gut gewählt und die Aktion optimal vorbereitet.

 

Ein beispielloses Spektakel zur „Goldfeier“ von Queen Elizabeth II. mit 2000 Mitwirkenden und 1000 edlen Pferden nimmt alle Pferde-Profis und -Freunde in Anspruch. Den Rest der Engländer lenkt das Feuer im Buckingham Palace ab, voll und ganz.

 

Völlig unbeobachtet und unbemerkt tauschen zwei junge Männer die Rassepferde im Gestüt gegen ihre „Doppelgänger“ aus. Blitzschnell bereiten sie ein Feuer vor, dass von Experten später nur als durch einen Kurzschluss ausgelöst vermutet werden kann.

 

Bevor das Feuer entdeckt wird, sind die entführten Pferde völlig legal im Zollhafen und werden nach Afrika verschifft. Dort werden sie mit unbekanntem Ziel weitertransportiert. Sie sind nicht mehr aufzuspüren.

 

Die Aufzucht in der Oase benötigt dringend frisches Blut. Nur das Beste, was weltweit vorhanden war, ist gut genug, um die Reinheit und Klasse des Gestüts zu erhalten.

 

Skrupel, Moral, Geld, alles ist hier bedeutungslos, und nicht nur bei den Pferden. Es gibt nur einen Maßstab, und der heißt Erfolg.

 

Der Hengst, ein tiefbraunes, fast schwarzes Tier ist von edelster Rasse, und ein Garant für den Fortbestand der Zucht. Und auch die neuen, rassigen Stuten, gepaart mit den Hengsten der Herde bringen frisches Blut und beste Gene ins Gestüt. Problemlösungen dieser Art findet man auf allen Gebieten, weltweit, von jeher, jetzt und immer wieder.

 

Am späteren Abend verabschiedete Sheikh Maimoni die Gäste mit orientalischer Herzlichkeit. Er bat sie, am nächsten Morgen um 9 Uhr in den „Grün-Blauen“ Konferenzraum zur ersten Diskussion über Leben und Religion.

 

 

1. Tag

                                                             

Du kannst niemals verstehen warum

 

                                                                                    

1. Tag

 

Der Empfang früh morgens begeisterte die Teilnehmer. Sheikh Maimoni hielt eine enthusiastische, hinreißende Rede, von der man einfach mitgerissen wurde.

 

Im „Grün-Blauen“ war nichts vom Luxus des Hotels vorhanden. Die bewusst gewählte Nüchternheit sollte offensichtlich konzentriertes Arbeiten ermöglichen, bei dem man nicht durch Äußerlichkeiten abgelenkt werden konnte. Auch die Farbwahl war auf ein ermüdungsfreies und für die Augen angenehmes Umfeld getroffen worden.

 

Zur Einstimmung in das Thema Religion erklärte der Sheikh, dass man bewusst gerade diesen Ort gewählt habe, um dem Entstehen von Leben und Religion sehr nahe zu kommen.

 

„Das Leben kommt aus der Wüste, sagt man. Moses, Jesus, Mohammed haben dort ihre Offenbarungen erlebt. Die Wüste ist der Ort, wo die großen Religionen empfangen wurden. Fast alle Propheten begannen mit der Verbreitung ihrer Lehre in der Wüste.“

 

Danach bat er M. Laye seine Ansicht und Erfahrung dazulegen und damit die Diskussion einzuleiten.

 

„Die Menschen in den alten Kulturen aller Völker haben sich ihre Götter selbst erschaffen. Das bedeutet nicht, dass es Gott nicht gibt! Es zeugt davon, dass die Menschen von jeher glauben und auf der Suche nach Gott sind. Alle Religionen gehen von dem jeweiligen Wissensstand und Umfeld aus, aber stets auch darüber hinaus!“

 

„Der Glaube an sich ist heilig, egal welcher Religion er gilt.“

 

Das sind die typischen Überlegungen eines Laien, denkt Hal Bithes, der die erste DVD-Aufzeichnung des Seminars verfolgt. Für weitere Überlegungen fehlt ihm im Moment die Zeit.

 

Will man tatsächlich in und unter einem Naturschutzgebiet der Wüste die Probleme der Endlagerung von Atommüll lösen? Sind bereits Agenten der Atomindustrie auf dem Weg? Was vor der Öffentlichkeit absolut geheimgehalten wird, hat er, trotz all seiner Kontakte, mehr oder weniger zufällig erfahren als seine Überwachungssysteme die Gestalten aufspürten.

 

Die sechs Geologen sind in Begleitung von einheimischen Führern in Jeeps an ihrem Ziel angelangt. Sie wollen natürliche Höhlen und Stollen auf ihre Eignung für ein Endlager untersuchen. Die Tuareg waren nur durch Zahlung einer hohen Summe bereit, ihnen die Wüsten-Route zu zeigen. Aber selbst bei einem noch höheren Betrag wären sie nicht bereit, mit in die Höhlen zu gehen, weil diese verzaubert wären.

 

Hal Bithes weiß, falls die Geologen verschwinden, wird normalerweise eine großangelegte Suche nach ihnen ausgelöst, und man sendet neue, um die Arbeit fortzusetzen. Aber bei dieser Mission wird man nicht die Polizei und die Öffentlichkeit informieren. Und geheime Nachforschungen muss Hal Bithes nicht befürchten.

 

Unberührte Natur, seit tausenden Jahren von Menschen gemieden, so finden die vier Männer und ihre Kolleginen die Wüstenregion vor. Das ist offensichtlich die optimale Region, um ein weltweites Problem zu lösen: Die Entsorgung des Atommülls!

 

Das internationale Forscherteam wurde von den Betreibern der Atomkraftwerke entsandt, mit dem Ziel, unerkannt geheime Lagerstätten für die zwischengelagerten Brennstäbe ausfindig zu machen. Überall in der Welt stößt die Endlagerung auf massiven Widerstand. Atomgegner, Greenpeace und normale Bürger verhindern, dass Salzstöcke, ehemalige Bergwerke oder andere unterirdische Lagerstätten freigegeben werden.

 

Die C-Abfälle machen nur 1% des jährlich anfallenden Atommülls aus. Das sind einige Tausend Kubikmeter, 5000 werden es im Jahr 2020 sein. Aber in dieser geringen Menge vereinigen sich 90% der gesamten Radioaktivität.

 

Für die B- und C-Abfälle hat man noch keine Lösung gefunden. Man kann sie einige Jahrzehnte einfrieren, bevor man entscheidet, was mit ihnen passieren soll. Die große Frage ist, was macht man dann?

 

Trennung durch Kernumwandlung? Man trennt die verschiedenen radioaktiven Elemente, um einige evtl. Wiederzuverwerten. Die anderen werden in einem starken Neutronenstrom verbrannt. Auf diese Weise wird der dauerhaft radiaktive Kern in ein oder zwei nicht, oder nur verübergehend radioaktive Kerne verwandelt, die nicht so schädlich sind. Dann braucht man Reaktoren, wie z.B. die Schnellen Brüter „Phönix“ und „Super-Phönix“. Heutzutage stehen diese Reaktortypen aber mehr oder weniger von dem endgültigen Aus. Das verwendete Verfahren ist äußerst kompliziert und außerdem sehr teuer. Dadurch ist die Trennung durch Kernumwandlung eine Sackgasse.

 

Damit lassen sich auch nur die schädlichsten Abfälle, die der Klasse C behandeln. Müll der Kategorie B, der sehr viel mehr Platz benötigt - 2020 wird der Innenraum der Kathedrale Notre-Dame in Paris dafür kaum mehr ausreichen - kann so nicht aufbereitet werden.

 

Dafür hat man sich die zweite Lösung ausgedacht: Endlagerung in großen Tiefen. Die Abfälle sollen 600 m unter der Erde in einem geologischen Panzerschrank aus Ton oder Granit gelagert werden.

 

Bis Ende der 1980er Jahre dachte man, eine nicht rückholbare Endlagerung sei das Beste. Dazu müssten diese Lager aber komplett unzugänglich sein. Nur, wie will man ausschließen, dass in einigen Tausend Jahren, bei einer Eiszeit beispielsweise, Wasser in dieses Lager einsickert? Wie soll man den Ort dokumentieren, um zu verhindern, dass jemand in 300000 Jahren dort einen Schacht bohrt? Damit empfiehlt es sich, dieses Lager zugänglich zu machen, für alle Fälle. Das heißt aber auch, es darf nicht in allzu großer Tiefe liegen. Die ganze Sache ist richtig knifflig.

 

Der Atomindustrie erscheint die Entsorgung unter der Wüste, bei all den Widerständen, als die einzig mögliche Endlösung. Vorbehalte hat man lediglich wegen der Transporte, denn die sind immer problematisch. Aber man hat auch hierfür schon fertige Pläne in der Schublade.

 

In der Wüste erwartet man keine Schwierigkeiten, in einer der unwirtlichsten und völlig unbewohnten Region der Welt.

 

Im Seminar äußert M. Laye seine Ansichten, welche die meisten Teilnehmer allerdings nicht teilen:

 

„Kann man bewusst glauben? Das Unterbewusstsein enthält Wissen! Also kann man nur unbewusst glauben!? Weil das Unterbewusstsein jedoch keine logischen Einwendungen macht, weiß man nie, ob negative Gedanken und Einprägungen in uns wirken.“

 

„Man muss sich darüber im klaren sein, dass man durch Erkenntnis Glauben verliert, so wie man durch Erfüllung Wünsche verliert!“

 

„Es ist unumstritten, dass die Christen und Muslime aus der Jüdischen Religion hervorgegangen sind. Aber auch die Jüdische Religion ging aus vorherigen Kulturen und Religionen hervor, z.B. aus der Sumerischen Religion. Die Juden haben unter 1%, die Christen 33%, die Muslime 20%, die Buddhisten 6%,  Konfuzianismus 8% und die Hinduisten 13% Anteil an den Weltreligionen. Auf Stammes-Religionen entfallen 4% und Atheisten 15%.“

 

„Gott hat sich immer einzelnen Personen offenbart. Diese haben als Propheten Gottes Wort verbreitet.“

 

Hal Bithes registriert für sich: Das sind also noch dieselben Vermutungen und Meinungen, die man ständig, d.h. seit tausenden Jahren wiederholt. Er selbst hat momentan andere Probleme, um die er sich kümmern muss.

 

Die Geologen werden die Höhlen und unterirdischen Stollen erforschen. Das ist ihr Auftrag, den sie bedingungslos ausführen müssen.

 

Der Amerikaner Danny Glenn führt seine Kollegen in nächstgelegene Höhle. „Vorsicht! Hier ist es glitschig, Peter.“ – „Das ist nicht die erste Höhle, die ich erforsche“, erklärt Peter Leyendecker, der Deutsche im Team. „Aber auf die Damen müssen wir natürlich aufpassen.“ „Wir passen schon selber auf, wir sind doch auch keine Anfänger“, meint Lucie Bourville, die aus Frankreich stammt. „Hast du die Felsenbilder gesehen? Die sind vor etwa 10000 Jahren in den Fels geritzt worden, wie ich vermute.“ – „Dafür haben wir jetzt keine Zeit“, wirft der Engländer Michael Mills ein. – „Man sollte sie aber auf jeden Fall schützen und bewahren“, mischt sich Olga Karlowa, die Russin in das Gespräch ein. Neben Geologie hat sie Kunsthistorie studiert. Doch damit kann man heute seinen Lebensunterhalt nicht verdienen. Da bietet die Nuklearindustrie bessere Möglichkeiten, wenn sie auch mit gewissen Risiken verbunden sind.

 

„Als Japaner“, erklärt Yutako Horotaka, „bin ich zwar auch den alten Traditionen und der Bewahrung solcher Felsgravuren verpflichtet, aber das muss zurückgestellt werden, bis wir die Lagerstätten gefunden haben.“

 

In langen Versuchsreihen wurde in Labors auf der ganzen Welt erforscht wie man den Atommüll dauerhaft lagern kann. Dabei kam man zu der Erkenntnis, dass Tonschichten, Argillit die besten Eigenschaften haben. Diese Voraussetzungen hofft man hier zu finden.

 

„Hier geht es nicht weiter Danny, eine Geröllhalde versperrt uns den Weg“, stoppt Peter den Vormarsch der anderen. – „Mit unseren Möglichkeiten sind wir hier am Ende“, sagt Danny. „Wir müssen es morgen an einer anderen Stelle versuchen. Das besprechen wir später draußen.“

 

„Verdammt“, schreit Lucie, „sie sind weg!“ – „Wer ist weg“, fragt Olga, die gleich hinter ihr aus der Höhle kommt. – „Unsere Jeeps und unsere Führer! Es war ein Fehler, sie hier allein zu lassen mit unseren Vorräten und unserer Ausrüstung!“

 

„Ohne Wasser, ohne Lebensmittel und ohne die Ausrüstung sind wir hier verloren“, befürchtet Michael. „Zum Glück verfügen wir noch über den Proviant, den wir in die Höhle mitgenommen haben. Aber der wird nicht lange reichen.“

 

M. Laye erklärt: „Gottes Sohn, Jesus Christus, hat die Erlösung der Menschen von den Sünden und das Ewige Leben verheißen.“ „Es gibt keinen Tod. Sterben ist nur das Verlassen des irdischen Lebens und der Übergang in ein anderes Sein. Dieses Sein entzieht sich unserer Vorstellungskraft und unserer Sinne.“ „Leben in anderer Form ist nicht messbar. Berichte von Menschen, die wiederbelebt wurden, sind nicht bewiesen und nie bestätigt worden.“

 

Klar ist also, dass man im Grunde nichts weiß, sagt sich Hal Bithes. Dass die Geologen von ihren Führern verlassen worden sind, ist das die Lösung? Die Einheimischen müssen aber unbedingt abgefangen werden, ehe sie in bewohnte Gebiete gelangen. Er wird seine Möglichkeiten nutzen, sie und die Jeeps spurlos verschwinden zu lassen.

     

M. Laye ist in seinem Element: „Es scheint banal und selbstverständlich zu sein, aber wir wissen, dass man mit den menschlichen Sinnen nur begrenzt erfassen kann, was in der Welt, im Universum, auf der Erde vorhanden ist. Vieles ist heute messbar und nachweisbar. Jedoch beim Hören können wir nur einen bestimmten Frequenzbereich wahrnehmen. Schallwellen, Ultraschall etc. sowie Atom-, Röntgenstrahlung  Elektrizität können wir nur durch Messinstrumente nachweisen. Zum Sehen über unser normales Sehvermögen hinaus benötigen wir Brillen, Mikroskope, Teleskope, Elektronen-Teleskope u.s.w.  Im Geruchsinn nicht wahrnehmbare Duftstoffe können uns beeinflussen.“ -  „Gott ist nicht messbar!“

 

„Unbewusstes Leben ist nicht messbar. Leben in anderer Form ist nicht messbar. Es entzieht sich unseren Sinnen und unserer Vorstellungskraft bis zum jüngsten Tag!“

 

„Quallen waren lange vor den Menschen mit die ersten Bewohner der Erde; Es gibt sie heute noch. Man könnte sagen: „Sie haben das Ewige Leben“. „Aber es sind immer wieder neue Quallen!“

 

Das ist wirklich banal, denkt Hal Bithes, aber werden die Philosophen wirkliche Erkenntnisse haben?

 

Sheikh Maimoni dankte M. Laye und ergänzte seine Worte zu diesem Thema. Wie gesagt: „Die Wüste ist der Ort, wo die großen Religionen empfangen wurden. Fast alle Propheten begannen mit der Verbreitung ihrer Lehre in der Wüste. Auch fast alle mohamedischen Erfahrungen haben ihren Ursprung in der Wüste. Im Islam geraten die Menschen durch das ständige Wiederholen des Namen Allah und die rhythmischen Bewegungen in Ekstase. Sie spüren, dass sie nicht nur ein Teil dieser Welt, sondern auch ein Teil der spirituellen Welt sind; Geistige Menschen in direkter Verbindung zum Schöpfer.“

 

„Der Zusammenhang zwischen Wüste und Islam ist eng. Der Islam ist keine materielle, sondern eine spirituelle Religion. Spiritualität kann nur in Einsamkeit, in Abgeschiedenheit, im Abstand zu anderen Menschen erreicht werden. Daher  überliefert  die Geschichte des Islam, dass sich der Prophet Mohamed von den Menschen fern hielt. Er betete und verehrte Allah fern von den Menschen in einer Höhle, damit seine Seele reiner und klarer wurde. In dieser Abgeschiedenheit empfing der die Offenbarung Allahs mitten in der Wüste.“

 

„Jetzt bitte ich Signore Aurel Agustin uns zu berichten, warum Jesus Christus in die Wüste ging.“

 

„Ganz Galiläa war immer mal wieder eine Brutstätte religiöser und politischer Unruhen. Die Klippen rund um den See Genezareth sind übersäht mit hunderten von Höhlen. Sie waren der Rückzugsort jüdischer Rebellen gegen die Römer. Die Höhlen waren praktisch unzugänglich und konnten oft nur mit Hilfe eines Seils von der Klippenspitze aus erreicht werden. Rebellion war damals nichts Neues. Seit Jahrhunderten hatten Juden gegen einmarschierende Armeen gekämpft, bislang ohne Erfolg. Alle ihre Hoffnungen waren auf einen Retter gerichtet. Sie hatten einen besonderen Namen für den ersehnten Erlöser. Sie nannten ihn den Gesalbten, hebräisch Messias, griechisch Christos.“

 

„Die Taufe durch Johannes war vermutlich der größte Wendepunkt im Leben Jesu. Jesus muss eine bewegende Erfahrung gemacht haben, als er realisierte, ja, ich habe eine Aufgabe. Er glaubte, dass Gott sie ihm übertrug.“

 

„Die Evangelisten berichten, dass Jesus nur merkwürdigerweise nicht an die Öffentlichkeit ging, sondern sich in die Wüste zurückzog, wo er 40 Tage und Nächte fastete. In der Wildnis, heißt es, wurde Jesus vom Teufel versucht, mit Ruhm und Reichtum der Welt, mit Unsterblichkeit.“

 

„Theologen sind überzeugt, dass diese Anfechtungen sein Dilemma symbolisierten. Er rang um die größte Entscheidung seines Lebens. Was für ein Messias sollte er sein? Die Versuchungen: Festmahle, Reichtum, Ruhm weisen auf die Fallen der Macht hin. Es gab die Versuchung Anführer einer politischen oder militärischen Bewegung zu werden. Aber dann erkannte er, was er in Setphoris gesehen hatte, dass jene, die mit dem Schwert leben vom Schwert getötet werden.“

 

„Lukas sagt, er soll oft die Nacht im Gebet verbracht haben. Markus, dass er früh morgens, lange vor Sonnenaufgang aufgestanden ist,, meditiert und nachgedacht hat. Wir sehen darin einen Menschen, der versucht hat herauszufinden, was soll ich tun. Seine Entscheidung sollte schicksalsschwere Konsequenzen haben. Seine Worte und Taten elektrisierten Massen. Sie sahen in ihm den lange erwarteten Retter. Aber, sie sollten Jesus auch auf einen Kollisionskurs mit dem Tod führen.“

 

Sheikh Maimoni erinnert die Gäste noch an den Ursprung der Jüdischen, Christlichen und Islamischen Religionen: „Erster der biblischen Patriarchen  und Stammvater des Volkes Israel ist Abraham. Das Alte Testament betont vor allem seinen Gehorsam gegenüber Gott, da Abraham bereit ist, ihm seinen Sohn Isaak zu opfern; Das Neue Testament beschreibt ihn als Urbild des wahrhaft Glaubenden. Die Muslime verehren Abraham als den Vater Ismaels und betonen seinen Glauben an einen einzigen Gott. Der Koran bezeichnet Abraham als den ersten Muslim, der zusammen mit seinem Sohn Ismael die Kaaba gegründet habe.“  

 

 „Die einzige Quelle, die über das Leben des Mose Auskunft gibt, ist die Bibel, vor allem die Bücher 2-5 Moses. Nach ihrer Darstellung soll Mose, von hebräischen Eltern aus dem Stamme Levi in Ägypten geboren, als neugeborenes Kind ausgesetzt und von einer Pharaonentochter gerettet worden sein. Im Konflikt mit dem Pharao floh er nach Midian, wurde von dem Priester Jitro aufgenommen und heiratete dessen Tochter Zippora. Durch eine Gotteserscheinung im brennenden Dornbusch wurde er von Gott beauftragt, die Israeliten, die in Ägypten zu Zwangsarbeiten verpflichtet waren, in das Gelobte Land zu führen. Nachdem die Israeliten mit Hilfe Gottes vom Pharao den Auszug aus Ägypten erzwungen hatten, durch die ägyptischen Plagen, erneuerte Gott am Sinai seinen Bund mit Israel und gab Mose die Zehn Gebote. Unter Führung von Mose und Aaron wanderten die Israeliten 40 Jahre lang durch die Wüste, wobei sie auch immer wieder an der Richtigkeit des ihnen von Gott gewiesenen Weges zweifelten. Mose erreichte Kanaan nicht mehr und starb auf dem Berg Nebo. Historisch ist seine Gestalt nicht fassbar, ein fester Bezug scheint am ehesten in seiner Verbindung nach Midian vorzuliegen.“

 

„Juden, Christen und Islamisten glauben alle an den EINEN GOTT!“

 

Peter Leyendecker erfasst als Erster die Situation: „Wir müssen Wasser finden, sonst sind wir verloren.“ – „Und Nahrung natürlich“, erwidert Danny. Wozu haben wir alle ein Überlebenstraining gemacht, ehe sie uns in die Wüste schickten? Unsere Damen halten hier die Stellung und bauen unser Lager in der Höhle auf. Peter und Yutako gehen nördlich und Michael geht mit mir in südlicher Richtung auf Wasser- und Nahrungssuche. Alles was essbar ist muss herhalten, da dürfen wir nicht zimperlich sein.“

 

„Wir haben keine Schlafsäcke und Decken für die Nacht“, stellt Olga fest. Sie haben alles mitgenommen. Womit sollen wir uns warm halten in der Nacht?“ – „Mit Feuer in der Höhle, wir müssen Brennmaterial zusammensuchen“, erklärt Lucie. Aber das wird nicht leicht zu finden sein. Die Beduinen nehmen Kamelmist, doch den werden wir hier nicht finden, in dieser abgelegenen Gegend.“

 

Lucie zuckte zusammen als eine Kugel an ihrem Kopf vorbei zischte. „Willst du mich umbringen, hörte sie das Echo ihres Aufschreis vom Felsen zurückschallen.“ „Dich nicht, aber die Schlange, die gerade deinen süßen Hals vernaschen wollte“. Dabei deutet sie auf die sich noch windende Schwarze Mamba. Dabei hätte Lucie die Kugel, weiß Gott ebenso verdient, denkt Olga. Aber hier sind wir alle aufeinander angewiesen.

 

„Sie ist ja gut genährt, und richtig zubereitet sind Schlangen keine schlechte Kost. Aber sie passt eigentlich nicht in diese Gegend. Es müssten Bäume oder zumindest Sträucher in der Nähe sein, auf denen Mambas eigentlich leben.“ „Ja, das stimmt. Die schwarze Mamba lebt im Buschland. Sie ist schnell und perfekt getarnt. Wenn sie einmal zubeißt dosiert sie die Giftmenge bewusst um zu töten. Das tun die wenigsten Schlangen. Mambas können bis zu 4 ½ Meter lang werden. Sie sind tagaktiv.“

 

„Ich habe gehört, dass die schwarze Mamba sich in Bäumen, aber auch am Boden aufhält. Und sie ist eine hervorragende Schwimmerin. Ihr Gift ist eines der tödlichsten Schlangengifte, ein reines extrem starkes Nervengift. Es lähmt den ganzen Körper und auch die Herz- und Lungenmuskel. Die Folge ist der Erstickungstod. – Oh, mein Gott!“

 

„Wer oder was ist Gott?“, fragt Sheikh Maimoni. „Mr. Sokrat wird uns eine grundlegende Erläuterung geben.“

 

„Gott ist in den Religionen die im Glauben als Person erfahrene heilige, transzendente, allumfassende Macht schlechthin, von der sich der religiös ergriffene Mensch in seiner Existenz unmittelbar betroffen und gefordert sieht. Gegenstand der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Gott in Religionswissenschaft, Religionsphilosophie und Theologie ist nicht Gott selbst, sondern es sind die in den einzelnen Religionen äußerst unterschiedlichen Gottesvorstellungen, Gotteserfahrungen und die Glaubenszeugnisse der Offenbarung Gottes besonders die Heiligen Schriften. In den Religionen erfahren und gelehrt wird Gott besonders als der Schöpfer der Welt. Er ist die Ursache allen Naturgeschehens, der vor allem in polytheistischen Religionen, als Herr über Leben und Tod in die Welt eingreift. Er lenkt das Schicksal der Menschen durch Boten, z.B. Engel, oder indem er irdische Gestalt  annimmt. Und indem er als Richter am Ende der Zeiten auftritt, als der normative Gesetzgeber für das sittliche Verhalten der Menschen, als erhaltender Urgrund von allem, was ist, als das gegenüber dem Irdischen schlechthin Andere.“

 

„Die Fülle der Gott in den Religionen zugesprochener Gottesattribute, wie absolute Macht, Schöpferkraft, Weisheit, Güte etc. vereinigen die monotheistischen Religionen auf den einen und einzigen Gott. In den polytheistischen Religionen sind sie auf verschiedene Götter verteilt, deren Verehrung jedoch auch im Rahmen eines so genannten subjektiven Monotheismus  erfolgen kann.“

 

„Der Gottesbegriff der Bibel ist monotheistisch. Gott ist der absolute Schöpfer und Herr des Kosmos. Kenntnis von Gott gewinnt der Mensch ausschließlich aus der Offenbarung Gottes. In der Geschichte der Menschen wirkt Gott in Beziehung zu konkreten Gruppen und einzelnen Menschen.“

 

„Das jüdische Gottesverständnis wird vor allem durch die Aussagen über Gott in der Selbstoffenbarung seines Namens, hebräisch Jahwe: Ich werde sein, der ich sein werde und in der Gesetzgebung im Sinai, bestimmt. Gott ist der Herr, der Heilige, der Eine, der Barmherzige, der Zornige. Der Mensch soll und kann sich kein Bild von ihm machen. Gott wird als der Gott Israels, seines auserwählten Volkes bezeugt.“

 

„Nach christlichem Gottesverständnis hat sich Gott als der Gott aller Völker in einmaliger und vollkommener Weise in Jesus Christus offenbart. Dieser ist nach neutestamentlichem Verständnis das alleinige Bild Gottes, nur in ihm kann der Mensch Gott erkennen; in Christus ist Gott Mensch, und somit Fleisch geworden. Von zentraler Bedeutung für das christliche Gottesverständnis ist die Aussage Gott ist Liebe. Sie beschreibt in ihrer Entfaltung Gott als den liebenden Vater, der denen, die an ihn glauben, durch seinen Sohn Jesus Christus das ewige Leben schenken wird.“

 

Danny und Michael folgen den Spuren der Jeeps, die sie aber auf dem felsigen Untergrund kaum erkennen. „Wir können ja die Suche nach Wasser und Nahrung mit der Suche nach den Jeeps verbinden“, meint Michael. „Daran habe ich auch gedacht, erwidert Danny. Hast du auch einen Schuss gehört? Er kam aus der Richtung, wo wir die Frauen zurückgelassen haben. Hoffentlich ist nichts passiert oder kein Signal für unsere Rückkehr“.

 

„Wir können unsere Suche nicht abbrechen, erklärt Michael. Außerdem kann Olga ja mit einer Pistole ausgezeichnet umgehen. Sie war schließlich Siegerin der Pistolenmeisterschaft in Petersburg. Und ich hoffe immer noch, dass sich unsere einheimischen Führer nicht allzu weit entfernt haben. Sie wollen doch bestimmt nicht auf ihr Geld verzichten, mit dem sie doch hier gemachte Leute sind. Aber was passiert mit uns, wenn sie ganz abgehauen sind und wir kein Wasser finden?" „Das kann ich dir auch nicht sagen, zumindest jetzt noch nicht. Es wird uns sicher etwas einfallen. Spätestens in drei Wochen wird man uns suchen, wenn wir uns bis dahin nicht gemeldet haben.“

 

„Unseren Damen schien ja der Schutz der Felsgravuren wichtiger zu sein als die Suche nach den Lagerstätten, kannst du das verstehen?“, fragt Danny. „Ich kann das sehr gut verstehen, und zwar aus eigener Erfahrung. Dazu muss ich dir etwas aus meiner Jugend erzählen“, bemerkt Michael. „Diese Felsbilder sind die Graffitis unserer Ur-Urahnen. Mit Graffiti habe ich meine Flegeljahre verbracht.“

 

„Meinen Freund Philip hatte ich während der Lehre kennengelernt. Als gelernte Lackierer arbeiteten wir in der gleichen Firma und verbrachten viel von unserer Freizeit gemeinsam. Nach einiger Zeit sprühten wir Graffiti, und das mit Ehrgeiz und Leidenschaft.“ „Wie habt ihr das gemacht?“

 

„Wir hatten unser Blackbook mit Fotos drin. Im Keller haben wir damals angefangen. Ich kann mich noch erinnern, an der Hauswand? Peinlich, die zwei Dinger, mit Ratten und so. Aber damals, damals war ich noch ganz schön krass. Auf Hinterhöfen haben wir noch die Wände besprüht. Das war auf jeden Fall viel Finsterer, wegen der Hausmeistertypen, vor denen man wegrennen musste. Aber die erste richtig krasse Aktion waren diese komischen Rohre über der Straße, Erdgas oder so. Wir kamen so immer mehr auf den Geschmack. Nachts in die U-Bahn-Schächte. Es musste immer krasser sein, auf jeden Fall. Aber unser Stil, der wurde doch auch immer besser. Auch kann ich mich noch an die erste S-Bahn erinnern. Das war doch so cool, das haben wir noch mehrmals gemacht. Das war unser Durchbruch. Der Zug mit dem Jet drauf fuhr durch die ganze Stadt.“

 

„Was hat euch das denn gebracht?“ „Wir kriegten richtig Fans. Sehr, sehr cool. Ja, so haben wir uns schließlich auch genannt: Jet cool  -  J C. Das war unser großer Tag. J C  -  Jet cool, das waren wir!“

 

„War diese gewisse Anerkennung das Risiko wert?“ „Es war eine Erfolgsgeschichte eigener Art. Wir haben im Keller eines Abrisshauses angefangen, dann die Mauern im Hof besprüht. Danach Rohrleitungen und U-Bahn-Schächte; Das ist eine Steigerung. Die Graffitis werden größer; Farbige Figuren und Schriften kommen hinzu. Die Arbeit wird riskanter, man kann leichter erwischt werden.“ „Aber das machen doch Viele. Was war bei euch das Besondere?“

 

„Wir mischten in der illegalen Kunstszene mit. Straßenkunst als Rebellion gegen das System, gegen Beton und Monotonie im öffentlichen Raum, und Kreativität. In der Szene lieferte man sich einen kreativen Wettstreit. Einen Kampf, die eigenen Signaturen, Erkennungszeichen, tags genannt, überall in der Stadt erscheinen zu lassen. Mehr zu machen als andere ist ein Ziel, erster zu sein ein anderes. Je riskanter die Sprühaktion ist, desto höher ist das Ansehen in der Szene. Nur die besten Sprayer dürfen sich King nennen. Dann genießen sie entsprechende Anerkennung unter ihresgleichen, darum geht es.“

 

„Ich kann das nicht nachvollziehen. Mir wäre so was viel zu riskant.“ „Die Botschaft heißt: Ich, mein tag, mein Werk. Riskanter als das Malen auf Wänden ist das Malen auf Zügen. Bei den S-Bahnen gibt es Unterschiede. Das Sprayen unter den Fenstern ist eine der leichteren Übungen. Über den Fenstern, das ist schon schwieriger und riskanter. Aber das schafft man. Viele haben das geschafft.“ „Welche Ziele hattet ihr vor Augen?“

 

„Es gab Dinge, die in der Stadt noch niemand geschafft hatte: Der ganze Zug. Der ganze Zug, der noch so blank ist, mit 8, 10, 12 Wagen, alle auf einmal, das wär`s. Möglichst bald, schon morgen kann ihnen ein anderer zuvorkommen. Und auf allen J C. Das war unser Traum. Wir suchten die Partnerschaft mit anderen Sprayern, und wollten die Anerkennung der anderen. Wir probierten aus, was wir können, und  wuchsen mit der Übung.“

 

„Und? Hat es euch die ersehnte Anerkennung gebracht?“ "Ja. Darum haben wir uns für ein hohes Anspruchsniveau entschieden. Immer wieder streifen wir durch die Stadt, suchen nach der Gelegenheit einmal etwas ganz irres zu tun. Etwas so verrücktes, das garantiert den Durchbruch in der Szene bringt. Das wäre doch was irres, etwas vollkommen Verrücktes: Mitch Flesh, der Popstar, der Größte hat seinen Auftritt in der Stadt. Mitch Flesh, der in England 10000 Fans auf die Beine bringt, fährt nur in einer Superkarosse vor, im Riesenschlitten, cremefarben. Da drauf J C  -  das wär´s doch. – OK  -  Das wär´ das Größte.“

 

„Wie ist das denn abgelaufen?“ „Tausende sind zum Konzert gekommen. Mitch Flesh ist da. Die Fans sind elektrisiert. Super Musik über Stunden; sie wollen immer näher. In der Menge auch Sicherheitskräfte, Polizei und Bodyguards der Band, oft gar nicht deutlich auszumachen. Und wir, Michael und Philip sind cool. Den Superwagen werden wir schaffen, das hat noch niemand gewagt. Jetzt, Ende des ultimativ letzen Songs: Plötzlich am Bühnenausgang, alles geht ganz schnell. Die Guards werden von weiblichen Fans abgelenkt, das ist die Chance.“

 

„Habt ihr es geschafft?" „Wir wussten, um den Fans zu entkommen fährt die Glanzkarosse an einem Seitenausgang vor. Schnelle Aktion und Vorsicht sind jetzt angesagt. Unser tag J C zusammen mit M F – Mitch Flesh. Das wird dem Pressefotografen nicht entgehen. Das ist etwas, an das man sich erinnern wird. – Und wir haben es hingekriegt!“

 

 „War das euer größter Erfolg?“ „Eigentlich ja. Andere waren noch erfolgreicher. Damals haben wir´s gehört. Die in Paris haben die Concorde besprüht. Zehn Mann, voll riesig. Nachts um Drei sind sie alle hingebottet. Dann kamen viele Bullen. Die aus dem Tower hatten es gepeilt. Viele Hubschrauber kamen, haben alles gescheckt. Aber die waren schon weg, voll cool, die haben alles geschafft. Aus Frankreich  -  die Nachricht  -  die Concorde, immer wie ein Staatsgeheimnis gehütet, jetzt hat sie einen tag auf dem Silberleib. Ein tag aus der Szene, ein Traum wurde für die anderen wahr.“

 

„Und was war euer größter Traum?" „Die absolute Spitze aber wäre der Airforce Nr. One. Die Maschine des mächtigsten Mannes der Welt. Beim Staatsbesuch hinten auf dem Flugplatz abgestellt, streng bewacht. Da rankommen! Durch die Absperrung, auf das Rollfeld und dann direkt neben den Airforce Nr. One.  J C  -  unser tag. Die größten wären wir. Ein Traum, Jet cool welcome the President, auf dem Airforce Nr. One  -  unerreichbar.“

 

„Signore Agustin, wie sieht die christliche Lehre Gott?“, fragt Sheikh Maimodi.

 

„Die christliche Theologie beschreibt Gott in der trinitarischen Einheit von Vater, Sohn und Heiligem Geist. Die katholische Theologie versuchte dabei bis ins 20. Jahrhundert hinein Gott vor allem mit den Mitteln der platonisch-aristotelischen Philosophie zu verstehen und zu beschreiben, als das Sein an sich, das dem geschaffenen Sein gegenübersteht. Sie besinnt sich heute jedoch stärker auf den lange Zeit in den Hintergrund getretenen dynamisch-geschichtlichen Aspekt der biblischen Gottesvorstellung, in der Gott hilft, Gott da ist. Die reformatorische Theologie knüpft unmittelbar an den existenziellen Grundaussagen der Bibel über Gott an, in denen Gott als der gnädige, sich dem Sünder in Kreuz und Auferstehung Jesu Christi zuwendende Gott ausgesagt wird.“

 

 Yutako und Peter sind noch nicht weit in nördlicher Richtung unterwegs als sie den Schuss hören. „Der kam aus Richtung der Frauen“, schätzt Peter. „Vielleicht haben sie ein Tier erlegt, vermutet er. Wir müssen auf jeden Fall weiter, für eine Hilfe kämen wir sowieso zu spät. Die beiden sind ja auch keine Heulsusen oder Zimperlieschen; sie können sich schon selbst helfen. Das haben sie beim Überlebenstraining bewiesen, wie wir wissen.“ „Ganz schön hart die beiden, bestätigt Yukato Peters Meinung. Sie würden uns auslachen, wenn wir jetzt zurückkämen ohne Wasser oder Nahrung. Also, weiter.“

 

„Mr. Musuto, würden sie uns bitte etwas zum Buddhismus, zum Hinduismus und zum Konfuzianismus sagen.“

 

„Buddha, im Sanskrit der Erwachte, der Erleuchtete, ist der Ehrentitel des Siddharta Gautama, des Stifters der nach ihm Buddhismus genannten Religion. Nach der Überlieferung Lumbini, Nepal, um 560 v.Chr., bei Kushinagara, dem heutigen Kasia um 480 v.Chr. nach der adligen Familie der Shakya, der er entstammte, wird er auch als Shakyamuni, Einsiedler der Shakya, bezeichnet. Sein Vater Shuddhodana war ein Fürst im Vorland des nepalesischen Himalaja. Seine Mutter, die kurz nach seiner Geburt starb, hieß Maya. In Reichtum aufgewachsen, heiratete er sechzehnjährig seine Kusine Yashodhara und hatte einen Sohn, Rahula. Im Bewusstsein von Alter, Krankheit und Tod erkannte er mit 29 Jahren die Sinnlosigkeit seines bisherigen Lebens und verließ die Heimat, um in der Fremde Erlösung zu suchen. Sieben Jahre übte er als Schüler verschiedener Meister harte körperliche Askese, fand jedoch keine Erleuchtung. So wandte er sich innerer Meditation zu.“

 

„Die Erleuchtung, Bodhi, nach der er so lange gerungen hatte, wurde ihm in Uruvela bei Bodh Gaya unter einem Feigenbaum zuteil. Im Gazellenhain in Sarnath bei Benares begegnete er fünf Asketen, die sich früher nach seiner Abwendung von der Askese von ihm getrennt hatten. Ihnen galt seine erste Predigt, welche die Überlieferung das In-Bewegung-Setzen des Rades der Lehre, Dharmacakrapravartana, nennt und die von den vier edlen Wahrheiten spricht: vom Leiden, Duhkha, seinem Ursprung, der Aufhebung seiner Ursache und dem Weg, der zu diesem Ziel führt.“

 

„Jene Asketen wurden die ersten Jünger des Buddha. Er gründete mit ihnen einen Orden, Samgha, von Bettelmönchen, dem noch zu seinen Lebzeiten ein Nonnenorden zur Seite trat. Die Mönche gehörten zumeist der Aristokratie oder dem Kaufmannsstand an. Daneben sammelte sich ein Kreis von Laienanhängern, Upasaka, die ohne mönchische Askese in ihrem weltlichen Beruf blieben. Sie unterstützten den Orden mit Geld. Ihre Zugehörigkeit zu brahmanischen Kultgemeinschaften mussten sie nicht aufgeben.“

 

„Der Buddha selbst durchzog lehrend und werbend Nordindien und starb an der Grenze von Nepal. Eigene Schriften hat der Buddha nicht hinterlassen. Seine Predigten wurden von seinen Jüngern erst mündlich, seit dem 1. Jahrhundert v.Chr. auch schriftlich in dem später als heilige Sprache angesehenen Pali überliefert. Welche Worte auf ihn selbst zurückgehen, ist nicht sicher. Die Lehrtexte sind in erster Linie an der Heilswahrheit interessiert und nicht an der geschichtlichen Gestalt des Buddha. Die Lebensgeschichte des Buddha ist später mit Legenden über seine wunderbare Geburt, seine Wunder, seine Erlebnisse in früheren Existenzen, Jataka, ausgeschmückt worden. Entsprechend der indischen Auffassung, dass es kein einmaliges historisches Geschehen gibt, sondern dass sich ewig alles zyklisch wiederholt, glauben die Buddhisten, dass auch vor Gautama Buddha in gewissen Abständen schon Welterleuchter erschienen sind und dass in Zukunft wieder ein neuer Buddha, Maitreya, auftreten wird, um die Lehre neu zu verkünden.“

 

„Während die älteren Schulen nur eine begrenzte Zahl von Buddhas annehmen, vertritt das Mahayana die Ansicht, dass es unendlich viele Buddhas gibt und geben wird, weil jeder Gläubige im Verlauf seiner zahllosen Wiederverkörperungen schließlich ein Buddha werden kann. Der historische Buddha wird hier neben zahlreichen anderen Buddhas und Bodhisattvas zu einem Himmelswesen erhoben, einer Gottheit, die das Heil der Menschen fördert, während sich der historische Buddha selbst als Lehrer verstand, der anderen den Weg zu vollkom-mener Erkenntnis weisen wollte.“

 

„Der Hinduismus ist eine Religion, der Anfang 2000 etwa 811 Millionen Menschen, Hindu, zugerechnet werden, eigentlich aber von der westlichen Religions- und Sozial-wissenschaft gebildete Bezeichnung für die traditionellen religiösen und gesellschaftlichen Strukturen und Institutionen der Inder. Er entstand aus der Verschmelzung der vedischen Religion der arischen, indogermanischen Einwanderer mit den nicht arischen Religionen des Industals und wurde durch die Glaubensformen von Neueinwanderern und Nachbarvölkern ständig beeinflusst und erweitert. Die Eigenbezeichnung der Inder für ihre Religion ist sanatama dharma, Sanskrit, ewige Religion. Sie besteht im indischen Verständnis seit jeher und wird durch die Zeiten immer wieder von Heiligen, Sehern, Rishis verkündet.“

 

„Im Unterschied zu anderen Hochreligionen kennt der Hinduismus keinen Stifter, kein allgemein verbindliches Bekenntnis und zumindest theoretisch keine individuellen Bekeh-rungen. Allen Hindus gemeinsam ist die Anerkennung des Veda. Religionsgeschichtlich knüpft der Hinduismus dabei besonders an dessen Rezeption im Brahmanismus an und bildete seit etwa 800 v.Chr. eigene religionsphilosophische Denksysteme aus, die indische Philosophie und Religion. Grundlegend für das hinduistische Denken sind die Lehre vom Karma und von der Wiedergeburt. Jedes Wesen, einschließlich der Götter durchwandert in ewigem Kreislauf die Welt, je nach seinen guten beziehungsweise bösen Taten als Gott, Mensch, Tier oder in der Hölle. Der endlosen Kette der Wiedergeburten, dem Samsara, zu entrinnen, ist Ziel der Erlösung, zu der verschiedene Wege führen, besonders die in der Bhagavadgita gewiesenen Erlösungswege.“

 

„Der Hinduismus kennt eine Vielzahl von lokal und regional verehrten Gottheiten, aus der Brahma, Vishnu und Shiva als gesamtindisch verehrte Hauptgötter herausragen. Alles Welt-geschehen realisiert sich nach hinduistischem Denken in sich wiederholenden Weltperioden, deren jede vier Weltzeitalter umfasst, in denen sich die Religion, die Rechtschaffenheit und die Lebensumstände der Menschen zunehmend verschlechtern: Krita, das goldenes Zeitalter, Treta, Dvapara und schließlich das Kali-Yuga, die Zeit des Verfalls. Am Ende dieses letzten Zeitalters wird die Welt durch einen großen Brand zerstört, und nach einer Periode der Ruhe beginnt der geschilderte Weltprozess von neuem.“

 

„Seinen soziokulturellen Ausdruck findet der Hinduismus in der Kastenordnung, der Gliederung der Gesellschaft in zahlreiche Kasten. Je höher der Hindu in der durch das Kastensystem vorgegebenen sozialen Rangordnung steht, desto strenger sind die für ihn geltenden Vorschriften. Zugrunde liegendes Prinzip der hinduistischen Ethik für alle Kasten ist die Übereinstimmung der individuellen Handlungen des gesamten Lebens- und Glaubens-vollzugs mit dem ewigen Weltgesetz, das den Kosmos ordnet und trägt, dem Dharma.“

 

„Ich finde die Spuren der Jeeps nicht mehr“, stellt Michael plötzlich fest." „Mir geht es genauso. Sie können sich doch nicht in Luft aufgelöst haben? Wir müssen uns hier ganz genau umsehen. Vielleicht gibt es ein Versteck, eine Höhle oder so.“ „Oder eine Schlucht, meint Michael. Ohne die Jeeps können wir uns hier nicht lange halten und ohne unsere Ausrüstung.“ „Sie sind tatsächlich spurlos verschwunden, Michael. Sie müssten durch die Felswand gefahren oder in die Luft gestiegen sein? Aber Hubschrauber hätten wir in dieser Einsamkeit hunderte Kilometer weit gehört.“

 

„Glaubst du denn an Geister oder Gespenster? Ich nicht! Mit mir kann man so etwas nicht machen. Für mich muss es schon eine natürliche und nachvollziehbare Erklärung geben.“ „Dann gehen wir mal wieder auf die Suche. Aber ich habe ein eigenartiges Gefühl, und mein Gefühl hat mich bisher nie getäuscht.“

 

Musuto hat das Interesse der anderen Teilnehmer gefunden. Über die asiatischen Glaubensrichtungen weiß man nur wenig, und man staunt, dass es auch Übereinstimmung mit westlichen Religionen gibt.

 

„Der Konfuzianismus ist die auf Konfuzius zurückgehende, neben Daoismus und Buddhismus einflussreichste philosophische Richtung in China und Ostasien, war in China seit der Han-Dynastie, 202 v.Chr. 220 n.Chr., bis zum Ende des Kaisertums, 1912, verbindliche Staatsdoktrin. Konfuzianismus ist praktische, moralische Philosophie, zentrales Anliegen ist die Einbettung des Einzelnen in Familie, Staat und Moral im Sinne der chinesischen Tradition. Die Fünf Beziehungen zwischen Fürst und Staatsdiener, Vater und Sohn, Mann und Frau, älterem und jüngerem Bruder, Freund und Freund werden durch die Tugenden der Menschenliebe, der Gerechtigkeit und Ehrerbietung bestimmt. Pietät bildet die Grundlage für das Familienleben wie für den Staat. Sie äußert sich in der Hochhaltung des Ererbten, der Riten, der Musik und der literarischen Bildung und erstreckt sich über den Tod hinaus bis in die Ahnenverehrung. Aus Verschmelzung einheimischer und buddhistischer Elemente entstand der Neokonfuzianismus der Song-Zeit, 960-1279. Die Staatsethik war aristokratisch. Der Konfuzianismus wird als das geistige Fundament der Kultur Chinas und weiter Teile Ostasiens gesehen, vergleichbar mit dem Christentum für Europa und dem Islam für die arabische Welt. Im Gegensatz zu diesen beiden Weltreligionen entzieht sich der Konfuzianismus jedoch einer eindeutigen Zuordnung zu Religion, Philosophie oder Staatslehre.“

 

Hal Bithes ist den Ausführungen bisher gefolgt, muss sich aber nun um dringende Geschäfte kümmern, die keinen Aufschub dulden. Die nachfolgenden Diskussionsbeiträge kann er sich ja noch in der Aufzeichnung ansehen.

 

Auf seine Aufzeichnungstechnik vertraut Hal Bithes absolut. Jeder wird überwacht, wenn er in der Oase unterwegs ist. Die Kameras neuester Technik sind völlig unsichtbar. Sie sind an ein Gesichtserkennungsprogramm angeschlossen und da jedes Gesicht hier in einer Datei gespeichert ist, weiß die Kamera genau wen sie beobachtet. Auch im Hotel erfasst die Kamera alle Besucher des Gebäudes. Eine spezielle Software analysiert die Gesichter in Sekunden und gleicht sie mit der Datenbank ab. Die Analyse ist so exakt wie ein Fingerabdruck. Das Programm erkennt jeden, der gespeichert ist. Das Erkennungssystem wird als Zutrittskontrolle eingesetzt. Bestimmte Bereiche kann man nur betreten, wenn der Computer die jeweilige Person identifiziert hat. Der virtuelle Pförtner macht keine Fehler, ist immer wachsam und braucht keine Pause. Niemand kommt irgendwo rein oder raus ohne dass er es weiß. Wenn ein Mensch die Bilder interpretiert, dann unterliegen diese Bilder immer einem subjektiven Handlungsspielraum. Das kann sehr schädlich sein. Der größte Missbrauch bei Video-Überwachungsanlagen ist Voyeurismus. Es wird z.B. Frauen hinterher gespannt. Ein Computer aber macht seine Aufgaben und eben nur seine Aufgabe.

 

Die Kamera sieht nur, was der Mensch an der Kontrollkonsole sehen möchte, und ob der gerade nach Verbrechern Ausschau hält oder doch lieber das Dekolletee einer Frau untersucht, weiß niemand, schon gar nicht das Opfer des Voyeuristen. Eine neue Software setzt dem ein Ende. Hinter die Kamera geschaltet macht der Privatsafe-Filter, also der Filter zum Schutz der Privatsphäre Menschen auf Überwachungsbildern automatisch unkenntlich. Jeder bleibt vorerst in der Bildkartei anonym. Es funktioniert so, dass die Gesichter in Echtzeit verschlüsselt werden und dass man nur anonyme Menschen sieht. Nur dann, wenn ein besonderer Anlass vorliegt und eine konkrete Notwendigkeit besteht, die Menschen zu identifizieren, kann durch eine Freigabe bestimmter Schlüssel das Filmmaterial dekodiert werden.

 

„Und wie versteht man Gott in der europäischen Philosophie? Mr. Sokrat kann uns sicher einen Überblick geben, bat Sheikh Maimoni.“

 

„Der Gottesbegriff der europäischen Philosophie wurzelt im griechischen philosophischem Denken, im Geist. Er ist statisch; Gott wird apersonal-ontologisch gedacht Gott „ist“: bei Heraklit das immanente Prinzip kosmischen Werdens, Logos, bei Platon die Idee des Vollkommenen und damit Guten schlechthin, bei Aristoteles die reine Aktualität, als der unbewegte Beweger aller Bewegung.“

 

„Wie lange mag es hier nicht geregnet haben, fragt Peter Leyendecker. Sicher jahrelang nicht, so wie alles hier verdorrt ist. Und falls wir nach Wasser graben könnten, fehlt uns dazu ein Spaten oder eine Schaufel.“ „Wandern die Beduinen denn immer mit einem Spaten durch die Wüste? Sie wissen sicher, dass man auch mit anderen Hilfsmitteln nach Wasser graben kann. Aber wir müssen schon einen Brunnen oder eine Wasserstelle finden. Schade, dass unser Überlebenstraining nicht in der Wüste war, sonst wüssten wir jetzt Bescheid.“

 

„Was ich über die Wüste weiß, habe ich mir aus Büchern oder Filmen angeeignet. Ein alter Beduine erklärt: Die Wüste ist überhaupt nicht tot, die Wüste lebt. Sie ist eine wahre Schönheit; Sie ist das Leben. In ihr kommt die Seele zur Ruhe.“ „Stimmt! Ich war ebenfalls begeistert, als damals der Disney-Film „Die Wüste lebt“ Uraufgeführt worden ist.“ „Das ging mir genauso. Der Beduine hatte recht als er sagte: Die Wüste nimmt immer wieder neue überraschende Formen an. In ihr gibt es Ebenen, Täler, Berge und Sanddünen, Oasen und Flüsse, und vor allem Brunnen.“ „Wenn man sie findet!“ „Allzu lange dürfen wir nicht mehr weitersuchen. In der Wüste wird es urplötzlich dunkel und kalt. Hoffentlich machen die Frauen ein Feuer, damit wir besser zurückfinden.“

 

Danach bat Sheikh Maimoni Mr. Canter um den Beweis, dass in Wahrheit Gott existiert.

 

„Also, Herr, der Du die Glaubenseinsicht gibst, verleihe mir, dass ich soweit Du es nützlich weißt, einsehe, dass Du bist, wie wir glauben, und das bist, was wir glauben. Und zwar glauben wir, dass Du etwas bist, über dem nichts Größeres gedacht werden kann.“

 

 „Gibt es als ein solches Wesen nicht, weil der „Tor in seinem Herzen“ gesprochen hat: Es ist kein Gott? Aber sicherlich, wenn dieser Tor eben hört, was ich sage: Etwas, über dem nichts größeres gedacht werden kann“, versteht er, was er hört; und was er versteht, ist in seinem Verstande, auch wenn er nicht einsieht, dass dies existiert. Denn ein anderes ist es, dass ein Ding im Verstande ist, ein anderes, einzusehen, dass das Ding existiert. Denn wenn ein Maler vorausdenkt, was er schaffen wird, hat er zwar im Verstande, erkennt aber noch nicht, dass existiert, was er noch nicht geschaffen hat. Wenn er aber schon geschaffen hat, hat er sowohl im Verstande, als er auch einsieht, dass existiert, was er bereits geschaffen hat.nSo wird also auch der Tor überführt, dass wenigstens im Verstande etwas ist, über dem nichts größeres gedacht werden kann, weil er das versteht, wenn er es hört, und was immer verstanden wird, ist im Verstande. Und sicherlich kann „das, über dem Größeres nicht gedacht werden kann, nicht im Verstande allein sein. Denn wenn es wenigstens im Verstande allein ist, kann gedacht werden, dass es auch in Wirklichkeit existiere - was größer ist. Wenn also „das, über dem Größeres nicht gedacht werden kann“, im Verstande allein ist, so ist eben „das, über dem Größeres nicht gedacht werden kann“, über dem Größeren gedacht werden kann. Das aber kann gewiss nicht sein. Es existiert also ohne Zweifel „etwas, über dem Größeres nicht gedacht werden kann“, sowohl im Verstande als auch in Wirklichkeit.“

 

„Michael, hast du eigentlich ein Verhältnis mit Lucie?“ – „Nur eine kleine Episode. Es was vorbei, ehe es richtig begonnen hatte. Ich habe mich in ihr getäuscht, oder sie hat mich getäuscht. Sie spielte mir die große Liebe vor und ich bin darauf hereingefallen. Auf einer Party habe ich ihr Mike vorgestellt, den Makler, der meine Aktien verwaltet. Schon auf der Party war ich Luft für Lucie. Sie hat den ganzen Abend mit ihm geflirtet und getanzt. Da bin ich einfach abgehauen. Aber nicht nur ich wurde von ihr hereingelegt, sie hat uns alle an der Nase herum geführt. Obwohl sie für die Atombehörde in Frankreich arbeitet, hat sie an einer Demonstration teilgenommen, gegen die unterirdische Lagerstätte in Frankreich.“ – „Deswegen nimmt sie doch an unserer Aktion teil, vermute ich. Damit will sie die Endlagerung in Frankreich verhindern. Es ist der einzige Ausweg, das radioaktive Material zu entsorgen. Und alle anderen Länder wollen den Dreck auch nicht in ihren Territorien.“

 

„Jetzt zweifele ich allmählich an meinem Verstand, Danny. Keine Jeeps, keine Spuren, keine Berber-Führer, kein Wasser, keine Nahrungsmittel. Die Hitze bringt uns um, oder die Kälte in der Nacht. Was können wir noch unternehmen, ehe wir zurückgehen?“ „Wir können nicht zurück, und wenn wir hier übernachten müssen. An die Erforschung der nächsten Höhle können wir erst wieder denken, wenn unsere Überlebenschancen besser sind.“ „Wenn wir uns wenigstens melden oder untereinander verständigen könnten . . .“

 

 

„Signore Aquein zeigt uns seine Wege Gott zu erkennen“, führt Sheikh Maimoni die Suche nach Gott weiter.

 

"Der zweite Weg geht von der Bewandtnis der Wirkursache aus."

 

„Wir finden, dass in diesen sinnfälligen Dingen eine Über- und Unter-Ordnung von Wirkursachen herrscht; Es kommt aber nicht vor und ist auch nicht möglich, dass etwas Wirkursache seiner selber sei. Denn in diesem Falle wäre es früher als es selbst, was unmöglich ist. Es ist aber nicht möglich, bei den über- und untergeordneten Wirkursachen ins Unendliche fortzuschreiten. Bei allen einander über- und untergeordneten Wirkursachen ist das erste die Ursache des Mittleren und das Mittlere die Ursache des Letzten, mag es sich beim Mittleren um eine Vielheit oder nur um ein einziges handeln. Ist aber die Ursache hinfällig, dann wird auch die Wirkung hinfällig. Also, wenn in den Wirkursachen kein Erstes wäre, dann wäre auch kein Letztes und auch nichts Mittleres. Würde man aber bei den Wirkursachen ins Unendliche fortschreiten, dann gäbe es keine erste Wirkursache; was offenbar falsch ist. Also ist es notwendig, eine erste Wirkursache zu setzen, die von allen Gott genannt wird.“

 

 

 „Mein Gott, Olga, was machen wir, wenn die Männer nicht mehr zurückkommen? Wir sind ohne sie ziemlich hilflos.“ „Du vielleicht, ich nicht. Das hast du ja eben gesehen. Mit der Schlange bin ich doch fertig geworden. Wir müssen sie sofort verarbeiten, sonst verdirbt sie in dieser Hitze. Das haben wir ja zum Glück gelernt. Und wenn die Männer wieder hier sind, werden sie bestimmt Hunger haben.“

 

„Ich kann mir immer noch nicht erklären, wo hier eine Schwarze Mamba herkommt. Ob die Beduinen sie zurückgelassen haben, um uns zu töten?“ „Das hätten sie eher den Sandvipern überlassen. Von denen gibt es in der Wüste genug. Und eine einzige Schlange für sechs ausgewachsene Menschen – das glaube ich nicht!“ „Und Sandvipern sind doch eher hinter der Wüstenspringmaus her, genau wie die Hornviper . . .“

 

„Herr Kanns, können Sie uns diese Erklärungen bestätigen?“, fragt Sheikh Maimoni.

 

„Thomas beginnt seine Gottesbeweise zwar mit der Erfahrung, schöpft aber nicht aus ihr, sondern aus metaphysischen Annahmen über die Erfahrung. Es ist jedoch  einzuwenden, dass metaphysische Annahmen zwar mögliche, keineswegs aber zwingende Lesarten der Welt insgesamt sind. Allerdings versteht auch Thomas die „fünf Wege“ nicht als zwingende Gottesbeweise, sondern beansprucht lediglich, „Wahrscheinlichkeitsgründe“ vorlegen zu können.“

 

„Umgekehrt will auch Kant lediglich den „Dogmatismus der Metaphysik“ speziell von Leibnitz und Wolf kritisieren, die Behauptung eines zwingenden, rationalen Wissens über Gott, Freiheit und Unsterblichkeit. Kant ist zwar ein scharfer Kritiker einer dogmatischen, rationalistischen Metaphysik, aber zugleich ein vehementer Verteidiger des Faktums der Metaphysik: „Irgendeine Metaphysik ist immer auf der Welt gewesen“. Wir wissen mit unserem endlichen Verstand nichts Sicheres über das Unendliche und können es weder behaupten noch leugnen.“ „Daher verteidigt Kant das Faktum der Metaphysik, indem er, >auf sokratische Art, nämlich durch den klarsten Beweis der Unwissenheit der Gegner<, ihre prinzipielle Möglichkeit offen hält. Er selbst versucht in der „Kritik der praktischen Vernunft“, Gott als Garanten des Sittengesetzes zu postulieren.“

 

„Die Frage, ob Gott existiert und welche Eigenschaften ihm zukommen, beschäftigt bei allen erkenntniskritischen Vorbehalten auch weiterhin die Philosophie, etwa in jüngerer Zeit. Wie alle grundlegenden Fragen der Philosophie entspringt die Gottesfrage dem >Interesse der Menschen<  - wenn auch nicht notwendigerweise aller Menschen.“

 

„Zu Lebzeiten schon theologischer Gutachter der Päpste, unterstellte Thomas die Philosophie der Theologie, obgleich er Empiriker war. Er kannte eben alle Wege von der sinnlichen Welt aus hin zu Gott, was sich in seinen fünf >Gottesbeweisen< spiegelt, die allesamt von der Natur ausgehen, das heißt von der Beschaffenheit der Natur.“

 

„Den Anselmschen ontologischen, vom Begriff Gottes selbst ausgehenden Beweis lehnt Kant ab. Er hat allerdings später gezeigt, dass die thomistischen Gottesbeweise, wie überhaupt alle Gottesbeweise, nur verkappte ontologische Beweise sind. Thomas macht Gebrauch vom ersten unbewegten Beweger des Aristoteles und dem falschen Argument eine Reihe ohne Anfangsglied sei unmöglich. Er schließt, stets falsch: 1. vom Bewegten in der Welt auf den ersten Beweger, 2. vom Verursachtsein  in der Welt auf eine erste Ursache, 3. vom Zufälligen in der Welt auf ein notwendiges Wesen, 4. von der Harmonie und Zweckmäßigkeit in der Welt auf die göttliche Intelligenz, 5. von den Graden der Vollkommenheit in der Welt auf ein vollkommenes Wesen.“ „Die katholische Kirche hält bis heute an diesen Beweisen fest.“

 

„Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsere Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich“: Die Begründung des Apostel Paulus in seinem 1. Brief an die Korinther gilt zwar heute noch als wahr, aber nicht als historisch nachweisbar.“

 

Man kann also das Göttliche immer noch nicht erfassen, stellt Hal Bithes fest. Er hat es nicht anders erwartet. Die Zeit ist noch nicht reif für die Menschheit. Kommunikation zwischen dem Göttlichen und den Menschen ist auf der Erde nicht möglich.

 

 

Antonio Versus überlegt, wie er hinter das Geheimnis der Energieversorgung in der Oase kommt. Er hat weder Dieselaggregate noch Solaranlagen entdeckt. Ob es ein Kernkraftwerk gibt? Aber, wo soll es sein? Irgendwo unter der Wüste? Oder gibt es noch andere Möglichkeiten, die er nicht kennt? Wodurch wird der enorme Energiebedarf in der Oase gedeckt?

 

Am nächsten Tag wird er einen Ausritt in die Wüste unternehmen. Sein angebliches Ziel sind  Höhlenmalereien, die vor tausenden Jahren von den Urmenschen in die Felsen geritzt wurden. Doch er kann nur im geheimen die Oase verlassen und seinen Forschungen nachgehen. Im Seminar hat er sich wegen starker Kopfschmerzen entschuldigt und abgemeldet. Mit dem jungen Tuareg Benja bricht er am frühen Morgen auf. Benja kennt die Überwachungsanlagen der Oase und hat alle kritischen Stellen geschickt umgangen. So haben sie unbemerkt die Oase verlassen. Nun sind sie auf die Erfahrung und Kenntnisse Benjamins in der Wüste angewiesen.

 

Auf ihrem langen Weg geht Benja den Gedanken nach, die ihm immer wieder in Erinnerung kommen, wenn er sich durch die Wüste bewegt.

 

Am südlichen Rand der Sahara geht eine Dürre-Periode von elf Monaten zu Ende. Auf das Ende der gnadenlosen Trockenheit haben hier alle gewartet. Wasser ist Leben, besonders für die Menschen im Ahia-Gebirge. Es gibt nur eine kurze, aber gewaltige Regenzeit. Wenn der Regen kommt, ist die Freude groß. Die Kamele werden fett, denn überall gibt es Wasser.

 

Benja gehört zu dem Volk der Tuareg, den Nomaden der Wüste. Die sind berühmt für ihren großen Freiheitsdrang. Den Islam haben die Tuareg erst sehr spät angenommen und mit ihren alten Traditionen vermischt. Die Tuareg sind die bekanntesten Vertreter der Sahara-Berber. Ihr Kennzeichen ist der Turban mit Gesichtsschleier. Der Stoff soll verhindern, dass böse Geister in die Körperöffnungen eindringen. Der Mund ist ein obszöner Körperteil, der nicht entblößt werden darf. Sie sagen, der Schleier eines Mannes und seine Hose sind Brüder. Die Frauen sind unverschleiert. Berber gelten als die Ureinwohner Nord-Afrikas. Sie wurden von den Arabern islamisiert und arabisiert. Ursprünglich waren sie Beduinen, arabische Hirten, die weit entfernt von den städtischen Siedlungen als Nomaden durch das Land ziehen und in Zelten leben. Heute sind die meisten Beduinen sesshaft geworden. Der Wüste bleiben sie aber nach wie vor eng verbunden. Die rituelle Teezubereitung ist fester Bestandteil von sozialen Kontakten und bietet Gelegenheit zu ausführlichen Gesprächen. Erste Hinweise auf die Vorfahren der Tuareg stammen aus der Zeit von 3000 v.Chr. Die Tuareg haben nie schrift-liche Aufzeichnungen über ihre Geschichte geführt. Ihr Wissen wird seit Jahrtausenden in Mythen und Legenden mündlich überliefert. In vielen dieser Geschichten kommen die großen Tiere Afrikas vor: Zebras, Krokodile, riesige Herden von Elefanten und Gnus. Worauf gründen sich diese alten Überlieferungen der Tuareg? Verschwimmen hier Wahrheit und Wunschvorstellung wie bei einer Fata Morgana?

 

Benja erlebt sein erstes Kamelrennen. Für den 9-jährigen Jungen ist es eine Art erste Aufnahme in die Erwachsenen-Welt. Das Wüstenleben der Tuareg hängt ganz von den Kamelen ab. Das Rennen ist also kein reines Spiel. Es ist die Vorführung lebensnotwendiger Fähigkeiten. Aber gegen die erfahrenen Kamelreiter hat Benja keine Chance.

 

Doch Idouchi, sein Onkel macht sich darum keine Sorgen. Benja wurde Vorletzter, aber das macht nichts. Er ist noch jung, seine Zeit kommt noch. Benja wird jetzt zu einer Reise aufbrechen, die sein Leben verändert. Mit einer Kamelkarawane, die seiner Familie gehört, wird er weit in die Wüste ziehen. Was ihn dort erwartet, ahnt er nur. Er habe gehört, dass der Teufel in der Wüste wohnt. Davor hatte er Angst, denn der Teufel kann die Karawane vom Weg abbringen. Viele Leute haben sich schon verirrt. Die Tuareg sagen, in die Sahara geht man nur, wenn man muss. Die Wege der Karawanen sind hart, aber auch voller Schönheit. 70% der Sahara sind Steinwüsten, die wohl lebensfeindlichsten Wüsten. Die meisten Fremden erwarten hier ein endloses Sandmeer. Aber die Sanddünen machen nur 20% der Fläche in der Sahara aus. Es sind Wanderdünen und Sterndünen. Der Rest sind Gebirgsfomationen.

 

 In der Sahara herrschen oft die höchsten Lufttemperaturen, bis zu 58 Grad C. Benja und seine Karawane zogen von ihrem Heimatdorf Timia in Niger zu der Oase Bilma. Sie kauften dort Salz. Eine Ware, die einst mit Gold aufgewogen wurde. Dann sind sie zu den Marktorten im Süden gezogen, bevor sie nach Hause zurückkehrten. Alles im allen ein Weg von über 2000 Kilometer. Taurak, sein Kamel begleitete Benja auf der ganzen Reise. Es war nicht Taurak`s erste Reise, wie bei ihm. Taurak kannte sogar den Weg. Benjas erste Reise ist wie eine Prüfung, die er bestehen muss.

 

Die Tuareg-Männer sind bereit, jedoch die Lasttiere noch nicht. Die jüngeren Kamele sind nervös, aber Unruhe verbreiten die älteren Tiere, denn sie wissen, was vor ihnen liegt. Als Muntermacher bekommen sie noch eine Prise Tabak. Vier Männer müssen anpacken, um die Traglast für ein Kamel aufzuladen. Bald wird Benjas Vater zu alt sein, dann muss er an seine Stelle treten. Benja darf noch keinen Turban tragen, weil er noch nicht alt genug ist. Schutzlos der Sonne ausgesetzt, braucht er besonders viel Wasser.

 

Die einzige Wasserstelle, die es auf dem Weg nach Bilma gibt, ist fünf Tage entfernt. Das kann Benjas Kamel Taurak gerade schaffen. Selbst für ein Kamel geht das an die Belastungs-grenze. Seine eigenen Grenzen muss Benja erst noch kennen lernen. Die Männer gehen einen zügigen Schritt. Sie haben keine Zeit zu verlieren, denn sie müssen gegen die wachsende Konkurrenz der Lastwagen bestehen, die auch Salz aus Bilma holen. In den Siedlungen haben Geländewagen die Kamele weitgehend verdrängt. Aber Kamele werden weiterhin für die Fleisch- und Milchproduktion gehalten, und nicht zuletzt für die beliebten Kamelrennen.  Die Tuareg folgen uralten Karawanenwegen, von Oase zu Oase, durch die ganze Wüste. Riesige Mengen von Gold und Elfenbein wurden einst über dieses Wegenetz transportiert. Von Mauretanien bis nach Ägypten. Von Fez bis nach Timbuktu. Während die Männer unterwegs sind, kümmern sich die Frauen um das Leben zu Hause. Obwohl die Tuareg ein muslimisches Volk sind, tragen die Frauen keinen Schleier und es gibt sogar die Erbfolge in weiblicher Linie.

 

Benjas Großmutter erzählte ihm von den Zeiten, als alle Nomaden waren. Sie kannten keine Feldarbeit. Das Leben war gut. Es gab viel Regen und große Weiden für die Kamele. Dann wurde das Wasser immer knapper, die Weiden verdorrten. Die Familie musste ihre alte Lebensform aufgeben, sie wurden  Bauern. Das Land kann sie notdürftig ernähren. Doch ein zusätzliches Einkommen wird immer nötiger. Außerdem sind sie schließlich Tuareg. Feldarbeit ist ihnen eigentlich fremd geblieben. Mehr als Tausend Jahre lang wurde ihr Leben ganz von den Kamelen bestimmt.

 

Am Tag bleibt die Karawane niemals stehen. Selbst das Frühstück gibt es im gehen. Eine Grütze aus Datteln, Hirse und Ziegenkäse, die sie von zuhause mitgenommen haben. Benja macht sich bisher gut. Er wird mit all den Schwierigkeiten schon noch zurechtkommen. Wenn er ein Mann ist, wird er sich mit dem Karawanenleben auskennen und stark genug sein, seine Last zu tragen.

 

Vor tausenden von Jahren war das Leben in der Wüste noch nicht so hart. Die Karawane orientiert sich an bekannten Wegzeichen. Bei näherem Hinsehen erzählen sie die erstaunliche Geschichte von der Vergangenheit der Sahara. Eine Geschichte, die kaum jemand kennt. Die Menschen, die vor rund Tausend Jahren Bilder in die Steine geritzt haben, waren von einer ganz anderen Landschaft umgeben. Von üppigem Grasland, in dem es von Tieren nur so wimmelte. Es war eine Savanne. Vermutlich sind hier in Afrika aus Jägern und Sammlern erstmals sesshafte Bauern geworden. Es wird vermutet, dass hier mehrere Millionen Menschen lebten und auch die ersten Viehherden. Vor 6000 Jahren konnten hier bis zu 20 Millionen Rinder grasen. Dann änderte sich, durch eine kleine Verschiebung der Erdumlaufbahn auf dramatische Weise das Klima. Es wurde heißer und trockener. Das Grasland wurde nach und nach eine Sandwüste. Auf der Flucht vor der Wüste zogen sich die Menschen zurück, immer auf der Suche nach Wasser. Viele von ihnen wurden vom längsten Fluss der Erde angezogen, vom Nil.

 

Als der erste Tag zu Ende ging, hatte Benja 50 km zurückgelegt. Bis Bilma muss er noch jeden Tag die gleiche Entfernung schaffen. Nach Bilma geht es noch 5 ½ Monate lang so weiter. Mancher Tuareg-Mann machte diese Reise in seinem Leben 60-mal. Benja mag die Dünen am liebsten und findet ihren weichen Sand so schön. Wenn die sengende Sonne untergegangen ist, drohen neue Gefahren. Der Skorpion überlebt die Gluthitze des Tages im Sand vergraben. Nachts, wenn die Temperaturen um bis zu 50 Grad C fallen, wagt er sich hervor und geht auf die Jagd. Skorpione suchen kleine Insekten und zerreißen sie mit ihren Scheren. Es gibt sie schon seit 400 Millionen Jahren. Ihre gefürchtete Waffe, der Stachel am Schwanz, kann einen Arm oder ein Bein tagelang lähmen. Aber der Skorpion verschwendet sein Gift nicht. Ein schlafender Junge ist keine Bedrohung.

 

Am zweiten Tag erfuhr Benja, dass ihm eine Art Prüfung bevorsteht. Mehr wusste er nicht. Es war ihm nicht aufgefallen, dass einige Männer die Karawane verlassen haben. Dann stehen plötzlich einige furchterregende Gestalten da. Es müssen Haussa sein, Angehörige eines alten Bauernvolkes, Feinde der Nomaden. Dabei sind die Haussa nicht gerade dafür bekannt, dass sie Kamelmasken tragen. Benja bekam nur mit, dass er mitten in einen Kampf geraten ist. Als echter Tuareg kämpfte er gleich mit. Erst als er gepackt wird, erkennt er seinen Onkel.

 

Er hat die erste Prüfung bestanden und wird in die Gemeinschaft aufgenommen.

 

Am dritten Tag stößt die Karawane auf ein gefürchtetes Hindernis: Sanddünen, eine hinter der anderen. Die Männer mit ihren Kamelen kommen in dem weichen Untergrund kaum noch voran. Benja bekommt eine neue Aufgabe. Er wird voraus geschickt, um den besten Weg zu finden. Nach einigen Dünen-Ketten wird ihm die Sache aber zu langweilig und er bekommt Lust zu spielen. Der Sand verlockt dazu. Benja verletzte eine der wichtigsten Überlebens-Regeln der Wüste. Man darf nie den Blickkontakt zur Karawane verlieren, denn die muss immer weiter ziehen. Stehen bleiben, um nach einem verlorengegangenen Kind zu suchen, könnte die ganze Karawane in Gefahr bringen.

 

Benja ist nirgends zu sehen. Viele sind so in der Wüste verirrt, aber Benja holt die Karawane wieder ein. Am Abend erhält er eine Standpauke: Du darfst nie die Karawane verlieren! In der Mitte der Wüste ist es am schwersten, weil es keine Orientierungspunkte gibt. Wenn der Wind weht und Wolken die Sterne verdecken, ist man verloren.

 

Am vorletzten Tag sind die Kamele sehr durstig, aber morgen werden sie die Wasserstelle erreichen. Die Kamele müssen jetzt ihre Stärke zeigen. Ihr Körper ist für das Überleben in der Wüste perfekt ausgestattet. Unter extremen Bedingungen wird die Nierenfunktion soweit reduziert, dass kaum Wasser verloren geht. Nach vier Tagen ist allerdings auch ein Kamel am Ende. Die Wüste verzeiht keine Schwäche, sie frisst ihre Opfer.

 

Am 5. Tag sind sie am Ziel. Wasser ist Leben. Erst werden die Tiere getränkt. Ein durstiges Kamel trinkt 130 Liter oder mehr. Nach 200 km Fußmarsch ist die Rast mehr als Willkommen. Es gibt aber immer noch genug zu tun. Erst muss Feuer gemacht werden und die Kamele müssen versorgt werden. Feuer kann für die Kamele lebensrettend sein. Von ihren Sätteln und Gurten bekommen manche Tiere wunde Stellen. Wenn diese nicht behandelt werden, können Verschmorungen entstehen, an denen ein Kamel verenden kann. Ein verendetes Kamel bedeutet eine Warenladung weniger und das können sich die Männer nicht leisten.

 

Sie erreichten Bilma. Vor 40 Millionen Jahren war hier ein Salzsee. Er trocknete aus und die Salzlagerstätten entstanden. Eine Grube im Boden und etwas Wasser aus der Oase, mehr braucht man nicht um das Salz an die Oberfläche zu bringen. Seit Jahrhunderten wird hier auf diese Weise Salz gewonnen. Das Salz aus Bilma ist besonders begehrt. Es werden jedes Jahr 2000 t produziert. Seit Menschengedenken haben die Tuareg den Kampf mit der Wüste auf sich genommen, um vom Salzhandel zu profitieren. Doch jetzt gibt es eine neue Bedrohung, eine ganz andere Konkurrenz. Die Tuareg wissen, dass in der Wüste nur der Stärkste und der Schnellste überleben kann. Lastwagen schaden ihnen darum sehr. Sie kommen im Nu von einem Markt zum anderen. Mit Karawanen kann man im Jahr nur eine Tour machen. Die Laster überschwemmen die Märkte mit billigem Salz.

 

Und wie lange werden die Salzvorräte noch reichen?

 

Nicht nur die Tuareg und Benja machen sich Gedanken über den Fortbestand der Salzablagerungen. Mit riesigen Kanälen und Rohrleitungen will man Wasser aus dem Mittelmeer in die Wüste leiten, um Trinkwasser und gleichzeitig Salz zu gewinnen.

 

Antonio Versus ahnt nichts von dem, was Benja im Kopf herum spukt. Seine Aufgaben sind anderer Art. Als Experte für erneuerbare Energie ist er auf der Suche nach optimalen Standorten für Solaranlagen. Sein Traum ist allerdings eine dauerhafte Energiequelle, die aber nicht, wie die Nuklearenergie, mit vielen Risiken und Abfallentsorgung einhergeht.

 

Strom aus der Sonne schien professionell nicht ernst zu nehmen und mehr etwas für Ökoidealisten zu sein. Das mochte bislang noch stimmen. Inzwischen hat aber die umwelt-freundliche Energie auch einen ökonomischen Anreiz. Über Solaranlagen Elektrizität nahezu verlustfrei aus dem Sonnenlicht zu gewinnen, ohne Schadstoffe und Lärm, ist faszinierend. Der technologische Wettkampf um Preisvorteile und um Marktanteile ist voll entbrannt. Von Abermillionen kleinen Platten und Systeme wird es abhängen, ob wir eines Tages den Übergang zur solaren Weltwirtschaft schaffen werden. Ob es uns gelingt, die Energiequelle im globalen Stil anzuzapfen, die uns seit Milliarden Jahren zum Nulltarif mit Energie versorgt: Unsere Sonne!

 

Nur ein winziger Teil ihrer gesamten Strahlung fällt auf die Erde, aber immer noch Zehntausend Mal mehr Energie, als wir verbrauchen. Diese Energie lässt sich mit Solarmodulen nutzbar machen.

 

 Die Sonne strahlt seit 4,5 Milliarden Jahren, und es wird erwartet, dass sie erst nach weiteren 4,5 Milliarden erlischt. Was der Mensch an Energie verbraucht, zurzeit jährlich etwa 13 Milliarden Tonnen Steinkohleeinheiten, entspricht nur dem Bruchteil eines Prozents dessen, was die Sonne im gleichen Zeitraum auf die Erde einstrahlt. Und auch dies wird von der Sonne großzügig sogleich wieder kompensiert, als sei zuvor nichts geschehen. Das ist der fundamentale Unterschied zwischen den erschöpflichen und den erneuerbaren Energien, den der Mensch bei der Energienutzung in Zukunft zu beachten hat, will er den Kriterien der Nachhaltigkeit gerecht werden.

 

Einen der permanenten Unsicherheitsfaktoren der erschöpflichen Energien kennen die erneuerbaren Energien nicht: Die Sicherheit. Da der betriebliche Primärenergierohstoff und die aus ihm entstehenden Rest- und Schadstoffe fehlen, stellen sich auch keine Sicherheitsfragen. Wenn keine Kohle gebraucht wird, müssen keine Kohlekraftwerke betrieben werden, in denen es zu Unfällen kommt.

 

Wo kein Öl oder Gas gefördert werden muss, können auch keine Öl- oder Gasfelder brennen, müssen keine Exxon Valdez' stranden, ziehen keine Brent Spars Auseinandersetzungen um die umwelt-ökologisch verantwortbare Entsorgung von Offshore-Plattformen nach sich, bersten keine Pipelines.

 

Wo kein Kernbrennstoff nötig ist, bleiben keine über Menschheitsgenerationen kontaminierten, aufgelassenen Uranminen zurück. Dann können keine Tschernobyls geschehen. Es entsteht kein radio-toxisches Plutonium, dessen hermetischer Einschluss über Äonen gesichert sein muss, dessen Proliferationssicherheit gleichwohl kaum zu gewährleisten ist.

 

Aber für die Erzeugung von Solarstrom wird Platz benötigt, und damit die Ressource Boden verbraucht. Diese Ressource ist die Knappste die wir haben. Hinzu kommt, auch für die Herstellung von neuen, alternativen Energieträgern wird Energie benötigt. Etwa zum Brennen von Solarzellen oder beim Bedampfen von Brennstoffzellen. Und diese Energie stammt fast ausschließlich aus Erdöl, Erdgas und Kohle. Das gilt allerdings nur für die Aufbauphase.

 

All das geht Antonio Versus durch den Kopf, bei seiner Suche nach geeigneten Standorten für Kollektorfelder und solarthermische Kraftwerke.

 

Antonio und Benja werden abrupt aus ihren Gedanken und Träumen gerissen als sie sich plötzlich von einem Dutzend Gestalten umzingelt sehen.

 

Das sind keine Haussa und auch keine Tuareg, schießt es Benja durch den Kopf, der sich an sein Erlebnis auf seiner ersten Reise durch die Wüste erinnert.

 

Was für eine Kleidung tragen die, fragt sich Antonio. Sie sieht eher aus wie Raumanzüge als die weiße Tracht der Wüstenbewohner. Es scheint eine Thermokleidung zu sein, die sich in beigegelber Farbe optimal dem Wüstensand anpasst. Helme als Kopfbedeckung, bei dieser Hitze? Wo kommen die her? Keine Kamele, keine Jeeps. Aber die können ja hinter einer Düne stehen.

 

„Machen sie sich keine Gedanken, spricht ihn ein Mann mittleren Alters an. Sie werden es mit ihrem Wissensstand nicht glauben, aber ihre Gedanken haben uns zu ihnen geführt.“

 

Ich werde ihnen nur sagen, dass ich auf der Suche nach vorzeitlichen Felsgravuren bin, überlegt Antonio Versus.

 

„Geben sie sich keine Mühe, ihre wahren Ziele zu verbergen, erwidert ihm der Sprecher des Sicherheitsteams, und das noch, ehe Antonio etwas gesagt hat.“

 

„Wer sind sie, was machen sie hier?“ fragt Antonio Versus.

 

„Das darf ich ihnen nicht verraten, erklärt der Unbekannte, und sie würden es auch nicht verstehen. Wie ich bereits sagte, lässt ihr Wissensstand es nicht zu. Aber sie können jetzt zu den Felszeichnungen weiterreiten. Sie werden feststellen, dass das Gebiet nicht für ihre Zwecke geeignet ist. Man kann dort keine solarthermischen Kraftwerke errichten. Wenn wir sie verlassen haben, werden wir ihnen nur als eine Fata Morgana in Erinnerung bleiben, und dem jungen Benja als Traum.“

 

Ohne ein weiteres Wort und ohne einen Blick zu seinen Leuten entfernt sich der Anführer. Sie können sicher auch untereinander die Gedanken lesen, vermutet Antonio Versus. Er findet weder Spuren im Sand, noch Fahrzeuge oder Kamele.

 

„Wir müssen uns beeilen, mahnt Benja, sonst erreichen wir die nächste Wasserstelle nicht mehr vor der Dunkelheit.“ Über die unbekannten Besucher verliert er kein Wort, und auch Antonio hat sie vergessen. Für sie ist das Erreichen des Rastplatzes für die Nacht überlebenswichtig.

 

Auf meine Wüstenpatrouille kann ich mich verlassen, denkt Hal Bithes, der die Szene in der Wüste auf dem Bildschirm verfolgt hatte. Er hat das Verschwinden von Antonio Versus und Benja sofort entdeckt, und seine Leute haben die beiden auf den richtigen Weg gebracht. Über ihr Schicksal wird später entschieden werden, je nachdem, ob Antonio sein Projekt voran treibt oder fallen lässt. 

 

„Jetzt möchten wir aber auch noch erfahren, wie Doc Fraut Gott, Religion und Kirche sieht“, bittet Sheikh Maimoni diesen, das Wort zu ergreifen.

 

„Nun, wenn sogar scharfsichtige Skeptiker zugeben, dass sich die Aussagen einer Religion nicht mit vernünftigen Argumenten widerlegen lassen, warum sollten wir nicht daran glauben? Schließlich spricht ja vieles für sie – Tradition, allgemeine Zustimmung und der Trost, den sie uns bieten kann. Ja, warum nicht? Niemand kann zum Glauben gezwungen werden, niemand zum Unglauben. Aber wir dürfen uns nicht einreden, dass solche Überlegungen wirklich vernünftige Argumente darstellen. Wenn es überhaupt unzutreffende Argumente gibt, dann diese. Unwissenheit bleibt Unwissenheit. Wir haben kein Recht, daraus einen Glauben abzuleiten.“

 

„Religionsunterricht ist immer von Übel, hat bereits der 18.5.1872 geborene, englische Philosoph Bertrand Arthur William Russell erklärt, weil Kindern beigebracht wird Dinge zu glauben für die es keine Grundlage gibt.“ 

 

„Früheste Formen des Atheismus finden sich in alten indischen Religionen ohne Gott, wie dem Dschainismus, dem Samkhya und dem ursprünglichen Buddhismus. Letzterer spricht zwar von Göttern, sie sind aber wie die Menschen in den innerweltlichen Kreislauf des Werdens und Vergehens eingebunden, kommen also für die menschliche Erlösung nicht in Betracht.“

 

„In der griechischen Philosophie zeugen die Fragmente mancher Vorsokratiker von einem Atheismus, wie die des Demokrit und des Kritias, die die Götter als menschliche Erfindung deuten, die ein wirksames Schreckmittel zur Erhaltung der moralischen Ordnung bereitstellen sollen. Im Allgemeinen jedoch blieb der Atheismus Sache intellektueller Einzelgänger, da in der Antike noch ein naturreligiöses Lebensgefühl vorherrschte.“

 

„Im christlichen Mittelalter gab es keinen ausformulierten Atheismus. Seit dem 13. Jahrhundert nahm die Skepsis gegenüber den kirchlichen Lehren aber zu. So wendete sich z.B. Siger von Brabant, beeinflusst von Schriften des arabischen Aristoteleskommentators Averroes, Ibn Ruschd, gegen die christliche Schöpfungs- und Seelenlehre.“

 

 „Zur Ausbildung eines verallgemeinerten Atheismus im westlichen Geistesleben der Neuzeit tragen vor allem drei Ursachen bei: 1. Der christliche Schöpfungsglaube selbst; Er führt zur Entsakralisierung und Entgötterung der Natur; 2. Die Entwicklung der Wissenschaften, vor allem der Physik. Sie praktizieren einen methodischen Atheismus, indem sie die Welt ohne Zuhilfenahme Gottes als Erklärungsgrund zu verstehen suchen.“

 

„Vom methodischen Atheismus führte die Entwicklung zum doktrinären Atheismus einiger französischer Aufklärer wie Voltaire, zu den deutschen Materialisten des 19. Jahrhunderts wie L. Büchner und E. Haeckel bis zur Systematisierung des dialektischen Materialismus im Marxismus durch F. Engels; 3. Die Entwicklung der Lehre vom Menschen; dem humanistischen Atheismus erscheint die Annahme eines Gottes nicht mit der freien Selbst-verwirklichung des Menschen vereinbar. So verwerfen L. Feuerbach, der auf ihm aufbauend marxistische Atheismus und die Existenzphilosophie von J.-P. Sartre Gott als Konkurrenten.

 

„Mit der Rückkehr unserer Kollegen können wir erst morgen oder übermorgen rechnen, meint Lucie Bourville. Was machen wir bis dahin?“ „Wir müssen uns zuerst eine relativ sichere Schlafstelle für die Nacht suchen, stimmt Olga Karlowa zu. Ich habe einen günstigen Platz in der Nähe der Höhle gesehen. Es ist eine Nische in der Felswand, die etwas höher liegt. Da sind wir vor Tieren sicher und vor einem Sandsturm. Zum Glück haben wir ja noch unsere Schutzkleidung, die wir bei der ersten Untersuchung der Höhle mithatten. Komm, tragen wir unsere bescheidenen Vorräte an Wasser und Nahrung rüber. Dann müssen wir für Brennmaterial sorgen. Feuer kann uns wärmen und Tiere abschrecken.“ „Gut, dass wir so schnell gehandelt haben, stellt Lucie fest, hier wird es ja von einer Sekunde auf die andere dunkel. Man kann kaum etwas erkennen. Meine Augen müssen sich erst an dieses schemenhafte Licht gewöhnen. Komm, leg´ dich zu mir, ich muss mit dir reden: Ich bekomme ein Kind!“

 

 „Du bist rücksichtslos; Du machst alles kaputt.“ Olga ist entsetzt. „Was mache ich kaputt?“ „Dass du mich wieder mit einem Typen betrügst, bitte. Aber dass du dir ein Kind anhängen lässt!“ „Jetzt hör´ mir mal zu! Ich hab´s mir nicht anhängen lassen. Ich hab´ das Kind gewollt und nur deshalb mit ihm geschlafen. Ich will keinen Mann, nur ein Kind.“

 

  „Was war das denn für ein Typ? Ein Italiener?“ „Das ist doch unwichtig.“ „Sag´s einfach.“ – „Ein Engländer.“ „Auch das noch.“ – „Ein Richtiger dazu, höflich, entschuldigt sich für alles, wie die Engländer so sind.“ – „Was ist er von Beruf?“ – „Banker.“ – „Wo kommt er her?“ – „London.“ –

 

„Wie heißt er?“ – „Brian.“ – „Wie sieht er aus?“ – „Normal.“ – „Normal? Knackarsch, Haare auf der Brust?“ – „Keine Ahnung! Ist doch völlig egal!“ „Willst du ihn wieder sehen?“ – „Nein. Es ist mein Ernst, wir brauchen keinen Vater für das Kind.“ – „Liebst du mich?“ – „Ja.“ – „Sag´s!“ – „Ich hab´ dich gern. Ich liebe dich.“ – „Noch mal!“ „Ich liebe dich, komm lieb´ mich! Ich habe mir etwas überlegt. Ich möchte mit dir eine Familie mit Kind. Ja, ganz einfach, ich will mit dir leben.“

 

Sheikh Maimoni schließt den ersten Tag: „Ich danke denen, die zum Thema Gott und Religion ihre Erfahrungen und Meinungen geäußert haben und allen Teilnehmern für ihr Interesse, ihre Aufmerksamkeit und Geduld. Morgen wollen wir uns über Leben und Moral informieren.“

 

„Nach unserem gemeinsamen Abendessen steht ihnen alles zur Verfügung, was unser Hotel und die Oase zu bieten haben. Sie können schwimmen, Tennis spielen, ausreiten oder auch nur einfach relaxen. Unsre Bibliothek ist sehr gut ausgestattet mit Büchern, Filmen, DVDs und Musikaufnahmen.“

 

„Wir werden uns heute für die anderen Gäste des Hotels interessieren“, flüstert Klaus Böhnig seiner Frau zu. „Ich habe so eine Ahnung, dass sich hier nicht alles nur um Philosophie dreht.“ – „Die Philosophie ist ja nicht der Hauptgrund dafür, dass wir hierher gekommen sind“, meint auch seine Frau Ilse. „Zuerst muss ich mich aber noch etwas zurechtmachen. Glaubst du, dass wir in unserer Suite überwacht werden?“ – „Da bin ich mir sogar sicher. Und nicht nur in unserer nächsten Umgebung, sondern überall in der Oase.“

   

Hal Bithes weiß, dass er eine lange Nacht vor sich hat und vielleicht mehrere Nächte, um sich dem Thema Religion und Kirche zu widmen. Sein Wissen um das Göttliche hilft ihm dabei kaum, weil er es mit keinem Menschen auf der Erde teilt. Er verfolgt aufmerksam, was Wissenschaftler auf diesem Gebiet entdeckt haben. Ein Bericht hat ihn besonders interessiert:

    

Wer im Himmel bringt vernunftbegabte Menschen eigentlich dazu an Gott zu glauben? Ein amerikanischer Wissenschaftler behauptet, in unserem Gehirn ist das so vorgesehen; das habe er bei Experimenten festgestellt. Glaubensforschung im Labor?

 

Diese Behauptung klingt unglaublich. Aber das, was man erlebt hat beim Tod von Johannes Paul II. und der Wahl von Benedikt XVI. war unglaublich. Die größte Pilgerwanderung die Rom je erlebt hat. Einen Hype sagen manche, andere sprechen von der Renaissance des Religiösen. Ratzinger wird inzwischen mehr gelesen als Harry Potter.

 

Wie kommt es, dass wir Menschen offenbar ein großes Bedürfnis nach Religiösem haben?

 

In Amerika macht eine Studie Furore, die beweisen will, Glaube ist im Gehirn programmiert!

 

Als Yuri Gagarin vom ersten Ausflug eines Menschen in das All auf die Erde zurückkehrte, spottete er: So sehr er sich auch bemüht habe, Gott habe er da oben nirgends sehen können. Doch, hat Gagarin einfach nur in die falsche Richtung geguckt?

 

Schließlich kommt die Sehnsucht nach Gebet und Religion aus unserem Gehirn. Das jedenfalls glauben Wissenschaftler eines neuen Forschungsgebiets, der so genannten Neuro-Theologie, festgestellt zu haben. Ihre provokante These: Gott wohnt in unserem Gehirn.

 

Menschen auf der ganzen Welt suchen nach einem Zugang zu einer höheren Macht; Im Islam, Christentum, Buddhismus, Hinduismus, Judentum oder in Natur-Religionen. In Deutschland glauben rund 80 Prozent der Menschen, dass es einen Gott gibt.

 

Für die Neuro-Theologen liegt der Grund für diese Überzeugung im Gehirn! Für sie ist das Gehirn im Laufe der Evolution so geschaltet worden, dass sie gar nicht anders können: Wir müssen glauben.

 

Der Radiologe Andrew Newburg von der Universität Pennsylvania in den USA hat in einem Experiment untersucht, was sich im Gehirn bei religiöser Versenkung abspielt. Die ersten Testpersonen waren Buddhisten. Kurz vor dem Gipfel ihrer Meditation gaben sie Newburg ein Signal. Weil sprechen oder Tastendrücken das Experiment gestört hätten, zogen sie an einer Schnur. Für Newburg war es das Zeichen, ihnen binnen weniger Minuten über einen Venenkatheder eine radioaktive Substanz zu injizieren. Diese lagert sich vor allem an aktive Gehirnzellen an. Sobald die Testpersonen wieder aus ihrer Versenkung in Hier und Jetzt angekommen waren, wurden sie in einen speziellen Computer-Tomografen geschoben, mit dem sich die Verteilung der radioaktiven Partikel im Gehirn ablesen lässt. Stark aktive Bereiche im Gehirn werden rot markiert. Blau und grün zeigen, dass dort die Nervenzellen kaum Signale übertragen.

 

Das Ergebnis ist überraschend: Während einer Meditation wird der obere hintere Teil des Gehirns also kaum noch durchblutet. Es herrscht hier quasi Funkstille. In dieser Region laufen alle Informationen über den Körper zusammen. Ist dieser sogenannte Orientierungsbereich aber stillgelegt, können wir nicht mehr zwischen unserem Körper, dem Ich und der äußeren Welt unterscheiden. Gemäß Andrew Newburg enthält dieser Teil des Gehirns alle unsere sensorischen Informationen. Dadurch bekommen wir ein Gefühl für unser Selbst. Wenn Leute meditieren, beschreiben sie häufig, dass sie ihr Selbst verlieren, und das ist genau das, was man gefunden hat: Eine Abnahme der Aktivität im Orientierungsbereich des Gehirns.

 

Auch bei Nonnen, die intensiv beteten, konnte Newburg diesen Effekt beobachten. Insgesamt untersuchte er acht Buddhisten und acht Franziskaner-Nonnen. Anschließen stand für ihn fest: Ob Meditation oder inniges Gebet, für unsere Gehirnzellen macht das keinen Unterschied an wen oder was wir glauben und uns darin versenken. Wir alle besitzen die Fähigkeit, uns gedanklich vom Körper zu lösen. Das aber, sagen Kritiker, bedeutet noch nicht, dass ein Gott sozusagen in unserem Gehirn fest eingebaut ist. Denn Glaube oder Religion ist mehr als nur ein Gebet.

 

Und das ist die eigentliche entscheidende Schwäche dieser Experimente, weswegen man warnen muss vor dieser überzogenen Interpretation. Die Frage ist, kann man in dieser künstlichen Laborsituation überhaupt das einfangen, was in einem positiven Sinne religiöse Erfahrung eigentlich bestimmt, für die Menschen, die das kennen? Da ist ohne Frage klar, dass es sehr auf die äußeren Umstände ankommt.

 

Religion, wie sie viele Gläubige täglich praktizieren, hat Newburg nicht untersucht. Dazu gehören auch mystische Tänze oder das Stoßgebet. Trotzdem meint Newburg den Ursprung unserer Glaubensfähigkeit gefunden zu haben. Weil das Gehirn so gebaut ist wie es ist, und weil Religion und Spiritualität so gut darin eingebettet sind, gibt es seit Urzeiten Konzepte von Gott und Religion. Also, doch eine Art „Gottesmodul“ im Gehirn?

 

Das würde aber bedeuten, dass dieser Bereich im Gehirn ausschließlich bei religiöser Versenkung zum Stillstand kommt. Aber sind nicht auch andere Erlebnisse vorstellbar, die in derselben Hirnregion den gleichen Effekt hervorbringen?

 

Es sind ungewöhnliche Zeiten. Ein kluger und frommer Mann stellt gar ein Fundament des Glaubens infrage, das bislang als unverrückbar galt: Das Jenseits.

 

Nach seiner Meinung ist es nicht nötig an ein Jenseits zu glauben. Und deswegen auch nicht nötig, dass man an ein jenseitiges Gottwesen glaubt. Man kann es nämlich anders machen, behauptet er; Ich sage ihnen eine ganz kleine Formulierung, die mir sehr gefällt, sie stammt nicht von mir: Da schwimmen zwei Fische im Meer, und der kleine Fisch sagt zu dem großen: Erkläre mir doch mal was Gott ist. Da sagte der große Fisch: Wie soll ich dir das Meer erklären, in dem wir schwimmen.

 

Also, das heißt, Gott ist nicht irgendwo ein Jenseitswesen, sondern es ist die uns allumgebende tragende und auch bedrohende Wirklichkeit. Denn Leben und Evolution bestehen aus Werden und Vergehen und Vernichten. Gott ist ein Name für die uns umgebende Wirklichkeit. Über das Geheimnis aller Dinge in dieser Welt kann man, aber man muss nicht an ein Jenseits denken. Und das ist ein völlig neues Verständnis der göttlichen Wirklichkeit: Nicht an ein Wesen, das ich anspreche, sondern ein uns umgebendes und tragendes Geheimnis, zu dem ich auch mit meinem Herzen „Du“ sagen kann.

 

Wie viel Transzendenz braucht der Mensch? Immerhin, knapp die Hälfte der getauften evangelischen Christen, so eine aktuelle Umfrage, lebt noch in der Gewissheit, dass auf die irdische Existenz ein Dasein im Himmel folgt.

 

 

2. Tag

                                  

In einer Beziehung oder Freundschaft muss jeder bereit sein,

etwas mehr zu geben, als er von dem anderen erwartet

 

       

                                                                         

2. Tag

 

„Ich wünsche Ihnen einen guten Morgen, verehrte Damen und Herren“, begrüßt Sheikh Maimoni die Gäste des Seminars. „Ich hoffe, dass sie einen angenehmen Aufenthalt und einen unterhaltsamen Abend bei uns hatten. Wie ich gestern bereits erwähnte, wollen wir uns heute über Leben und Moral austauschen.“

 

       „M. Laye, wie erwarten sie den Idealzustand des Lebens? Ist es das Paradies?“

 

"Von einem Idealzustand des Lebens sind wir unundlich weit entfernt, und an ein Lebren im Paradies wage ich gar nicht erst zu denken. Um das Leben und Überleben der Menschen zu sichern, müssen dringend Maßnahmen erfolgen, die ich ihnen nur andeuten kann:

 

  1. Vermeidung des Wasseranstiegs der Ozeane durch die

Bewässerung von Steppen und Wüsten.

 

2. Vermeidung von Umwelt-Katastrophen

a)     Wetter-Regulierung

b)     Sturmentstehungs-Verhinderung

c)     Regen-Lenkung

d)     Gewitter-Kontrolle (Nutzung der Energie)

e)     Sicherung von Gebirgen etc. gegen Erdrutschgefahr

f)      Erdbeben-Vorhersage und Warnung vor Tsunamis.

g)     Vulkanausbruch-Steuerung

h)     Schutz vor Gefahren aus dem Weltall

(Satelliten / Meteoriten / Staub / Strahlung etc.)

i)      Atomenergie-Kontrolle

j)      Erd – Einbrüche

k)     Ebbe- und Flut – Beeinflussung

l)      Neue Verkehrssysteme

(Autos / Bahnen / Flugzeuge / Hubschrauber /

 Luftschiffe / Boote / Schiffe etc.)

 

3. Vermeidung von Hungersnot

 

4. Versorgungung aller Menschen mit Trinkwasser

 

5. Verhinderung vvon Krankheiten und Seuchen

 

6. Garantie auf Arbeit / Entgelt / Freizeit / Menschenwürdiges Leben

 

7. Ausrottung von Verbrechen und Terror jeder Art etc. etc. etc.

 

„Es geht um Dinge, die sehr, sehr wünschenswert, aber undurchführbar sind. Sie sind jedoch auf jeden Fall verbesserungsfähig.

 

Und das beweist, dass die Menschen ihrer Umwelt, ihrem Umfeld auf unserer Erde weitgehend hilflos ausgesetzt sind!“

 

Yutako Horotaka ist entsetzt. „Wir haben keine Chance, hier Wasser zu finden, fürchte ich. Und wir können froh sein, dass wir diese Nacht überlebt haben.“

 

„Aber wir müssen Wasser finden, sonst überleben wir nicht mal drei Tage, und schon gar nicht die drei Wochen, die wir bis zur Einleitung von Hilfsmaßnahmen vereinbart haben“, sinniert Peter Leyendecker. „Es gibt nur zwei Möglichkeiten, entweder wir finden Wasser oder wir verdursten. Wir müssen unsere Suche fortsetzen, auch wenn wir erst übermorgen wieder zurückkommen können.“

 

„Ich habe noch nicht das geringste Anzeichen von Vegetation gesehen und nichts, was auf Wasser hindeutet“, sagt Yutako resigniert. „Worauf haben wir uns überhaupt eingelassen? Das ist doch Selbstmord auf Raten.“

 

„Mr. Parmeni, wird uns jetzt die philosophische Sicht des Lebens darlegen“, bittet Sheikh Maimoni diesen, seine Erfahrungen zu schildern.

 

 „Wohlan, so will ich denn sagen - Du aber vernimm und pflege die Kunde -  welche Wege des Suchens und des Fragens allein zu sehen sind: Der eine, dass es ist und dass nicht nicht sein kann, das ist der Weg der Überzeugung, der die Wahrheit unzertrennlich begleitet. Der andere aber, dass es nicht ist und nicht sein kann - ein Pfad, so sage ich, ganz und gar nicht zu begehen. Denn Nichtsein kannst Du nicht erkennen, noch sagen - es ist nicht zu fassen. Denn es ist dasselbe: Dass Erkennen ist und das Sein ist. Schau im Geiste das Abwesende, obwohl es abwesend ist, gleichwohl als ein beständig Anwesendes! Denn was ist, lässt sich nicht abschneiden, sodass es sich nicht an Sein hielte, weder kann es sich überallhin dem Lauf der Dinge folgend zerstreuen, noch wieder zusammenballen. Sein ist mir ein Allgemeinsames. Von wo ich auch beginne, dorthin kehre ich wieder zurück. Was man sagen und erkennen kann, das muss auch sein, Nichtsein nicht. Das Dir ständig zu sagen, halte ich Dich an. Zunächst warne ich Dich daher vor jenem Weg des Suchens. Dann aber auch vor dem, auf dem die Sterblichen einherstraucheln, des Wissens bar, Doppelköpfe. Denn Hilflosigkeit steuert in ihrer Brust einen schwankenden Sinn . . .“.

„Denn eine starke Notwendigkeit hält es in der Bande der Schranken, die es rings umschränken. Daher kann das Sein auch nicht ein Unvollendetes sein. Als Sein ist es unbedürftig, das Nichts dagegen würde gänzlich bedürftig sein. Das ist dasselbe, dass Erkennen ist und der Gedanke, dass Sein ist. Denn nicht ohne das Sein, in dem es ausgesprochen ist, kannst Du das Erkennen finden. Nichts ist ja und nichts wird je ein anderes sein neben und außer dem Sein. Da Moira es gebunden hat, ganz und unbeweglich zu sein, deshalb ist alles nur Name, was die Sterblichen gesetzt haben, meinend, es sei wahr: Entstehen und Vergehen, bald Sein, bald Nichtsein, Wandel des Orts und Wechsel der leuchtenden Farbe.“

„Wie je sich der Geist die vielirrenden Glieder gemischt hat, so tritt er den Menschen zur Seite. Denn es ist immer dasselbe, was da sinnt in den Menschen, ihre leibliche Natur, allem und jedem. Ihr Erkennen ist nichts als ein Mehr in der Mischung.“

 

 „Zur Rechten die Knaben, zur Linken die Mädchen.“

 

„Wenn Frau und Mann die Keime der Liebe mischen, dann bildet die Kraft aus zweierlei Blut in den Adern eine neue Mischung und wenn sie diese wohl bewahrt, dann formt sie wohlgebaute Körper. Wenn aber die Kräfte in dem vermischten Samen miteinander streiten und in dem gemischten Körper nicht zu einem werden, dann werden sie grauenhaft das entstehende Leben mit doppelgeschlechtlichem Wesen heimsuchen. So erwuchs dies nach glaubhaftem Schein und ist nun und wird sich weiter nähren und schließlich ein Ende nehmen. All dem aber haben die Menschen Namen als Zeichen gesetzt, jedem Einzelnen.“

 

Das ist griechische Philosophie pur, denkt Hal Bithes, als er einen kurzen Blick in die Aufzeichnung der Seminarveranstaltung wirft. Damit wird man heute keinem normalen Schüler etwas vermitteln können. Allein die Sprache wird man nicht verstehen, viel weniger noch die Aussage und den Sinn des Gesagten.

 

 „Wie sieht die moderne Wissenschaft die Geschichte des Lebens auf der Erde?“, fragt Sheikh Maimodi. „Darüber wird uns Mr. Gaelen berichten.“

 

  „Eine einzige Zelle enthält den kompletten Bauplan eines Wesens. Im Zentrum dieser Zelle liegen die Chromosomen versteckt, die den Schlüssel für das Leben selbst enthalten. Diese unglaublichste Substanz,  ist ein einzigartiges Monokühl in Form einer Doppel-Helix, die D N S. Ihre Fähigkeit Informationen zu speichern und zu vervielfältigen machen sie zum Motor der Evolution! Gene bestimmen Form und Gestalt jeder Art.“

 

 „Im Meer nahm das Wunder seinen Anfang.“

 

„Vor 4 Milliarden Jahren gab es keinen Sauerstoff. Alles war ein Chemikalien-Gebräu aus organischen Materialien. Es entstanden die ersten einfachen Doppelspiralen, welche die Fähigkeit hatten, sich schneller zu kopieren, als sie zerstört wurden. Mit Entstehung dieser einzigartigen Substanz begann die Geschichte des Lebens auf der Erde!“

 

„Als die D N S schließlich Schutz innerhalb fester Zellwände fand, war der Grundstein für eine komplette Umgestaltung der Erde gelegt. In den Ozeanen wimmelten Massen von pflanzlichen  Einzellern. Sie setzten sich fest und bildeten feste Matten.“

 

„Ihre abgestorbenen Überreste formten die ersten festen Bauwerke der Erde = Stormatoliten.“

 

 „Für über 1 Milliarde Jahre waren diese etwa 1 m hohen Gebilde der Gipfel der Evolution und sie krempelten den kompletten Globus um, durch ihren Abfall, den Sauerstoff! Dieses neue Gas, zunächst ein Gift für alle Lebewesen, umhüllte die Erde mit einer Ozonschicht. Zum ersten Mal in der Geschichte des Lebens bestand ein Schutz gegen die schädliche ultraviolette Bestrahlung.“

 

„Von nun an machte das Leben rasante Fortschritte. Die primitiven Pflanzen, die den Prozess in Gang gesetzt hatten, sahen sich plötzlich mit Sauerstoff atmenden Pflanzenfressern konfrontiert. Amöben verschlangen Pflanzen; Wimpertierchen saugten sie geradezu in sich hinein.“

 

„Vor 2 Milliarden Jahren traten primitive Einzeller zum ersten Mal das, was Weidetiere bis heute tun: Sie benutzten Sauerstoff, um ihre pflanzliche Nahrung zu verbrennen und in Energie umzuwandeln. Wie konnte aber das heutige Spektakel aus diesen primitiven Anfängen entstehen?“

 

 „Der große Durchbruch gelang, als sich identische Einzeller zu mehrzelligen Organismen zusammenschlossen. Spezialisieren war das Zauberwort. In frühen Vielzellern, wie Quallen, sorgte ein Teil des Verbandes für den Antrieb, ein anderer für die Nahrungsaufnahme. Die Organisation übernahmen gemeinsame Gene im Inneren jeder Zelle. Erst kürzlich wurde entdeckt, auf welche Weise Gene  die Körper komplexer Lebewesen strukturieren. Bei der Entwicklung von Embryonen wird der Aufbau des Körpers von einer ganz bestimmten Gruppe gesteuert. Dieser Genotypus tauchte verhältnismäßig plötzlich in der Geschichte des Lebens auf und sorgte dafür, dass die Wesen von nun an ein Kopfende und   ein Schwanzende besaßen.“

 

„Die Folgen dieser Neuentwicklung waren atemberaubend. Im Kambium, vor 550 Millionen Jahren, explodierte das Leben in eine Vielfalt von nie da gewesenen komplexen Formen. Segmentierte Würmer bevölkerten den Meeresgrund. Viele dieser klassischen Entwürfe haben bis heute überlebt. Und das Leben ging zum Teil recht ausgefallene Wege. Neue, recht ungewöhnlich geformte Tiere entstanden, die sich durch robuste Außenskelette mit beweglichen Scharnieren auszeichneten. Die Vorfahren der Seespinnen und Krustentiere patrouillierten erstmals auf dem Meeresboden umher, auf der Suche nach Nahrung.“

 

 „Gene, die für eine höhere Beweglichkeit und bessere Augen sorgten, setzten sich durch. Der Pulsschlag der Evolution beschleunigte sich um ein Vielfaches. Schnelle und reaktionsstarke Fleischfresser machten Jagd auf die anderen Meeresbewohner. Wehrhaftigkeit wurde überlebenswichtig und viele legten sich Panzerplatten und spitze Stacheln zu. Gegen einfache Raubwürmer waren harte Gehäuse und geschickte Ausweichmanöver ein wirksames Mittel.“

 

„Aber dabei sollte es nicht bleiben. Die Basismodelle für alle heute bekannten Tier-Gruppen entwickelten sich innerhalb von nur 50 Millionen Jahren, während die vorausgegangenen drei Milliarden Jahre nichts Komplexeres hervorgebracht haben als Quallen. Jetzt durchstreifte das erste große Raubtier den Ozean, immer auf der Suche nach Beute. Mit mehr als einem Meter Länge war Anomalokapis der Schrecken der Kampbrischen Meere. Aber die Tage des gewaltigen Räubers waren gezählt, während die Erben eines winzigen kambrischen Würmchens die ganze Welt erobern sollten.“

 

 „Pikaria filterte Plankton aus dem Wasser wie Lanzett-Fischchen es heute noch tun. Was Pikaria auszeichnete, war ein feines Band aus Knorpeln, das die Muskeln unterstützte. Dieses zarte Rückgrat machte Pikaria zum Vorfahren aller Wirbeltiere.“

 

„Noch hatten in den urzeitlichen Ozeanen die Wirbellosen das Sagen. Ihre gut gepanzerten Horden stellten noch für die nächsten 100 Millionen Jahre die überlegenen Räuber und Aasfresser. Die Krustentiere der Gegenwart können einen Eindruck von der damaligen Welt vermitteln. Sie sind jedoch längst nicht mehr die dominierende Kraft, die sie einst waren. Neben den hart gesottenen Kriegern des Kambriums überlebten die feingliedrigen Vorfahren der Wirbeltiere. Eine Entwicklungslinie führte zu den frühen Fischen. Sie besaßen noch keinen Kiefer, wie etwa die heutigen Neunaugen. Aber im Vergleich zu den meisten Wirbellosen verfügten sie über bessere Augen und einen geradezu scharfen Verstand. Wenn es um Reaktionsgeschwindigkeit und Alarmbereitschaft ging, waren sie den Wirbellosen deutlich überlegen.“

 

 „Die Fische wurden schneller, glatter und zahlreicher. Sie entwickelten knöcherne Rückgrate und zahnbesetzte Kiefer. Diese ungeheuere zunehmende Aufrüstung machte das Meer zu einem gefährlichen Ort.“

 

„Während der Ozean vor Leben praktisch überquoll, ragte das Land noch immer leer und leblos aus den Fluten. Aber vor 150 Millionen Jahren sollte sich dieser Zustand ändern. Die ersten Tiere eroberten die kahlen Flächen vom Meer aus. Diese fremdartigen Lebewesen sind Pfeilschwanz-Krebse, urzeitliche Verwandte von Spinnen und Skorpionen. Bis heute tauchen sie ein paar Mal im Jahr auf und gehen an Land, wie ihre Vorfahren es vor mehr als 100 Millionen Jahren taten. Sie kommen an die Küste, um sich zu paaren. Die Weibchen graben sich im Sand ein und legen ihre Eier in der Tiefe ab, außerhalb der Reichweite der hungrigen Unterwasser-Gegner. Zunächst hatten sie die Strände für sich allein, aber heute zieht das Ereignis Millionen von geflügelten Gästen an.“

 

 „Möwen und andere Seevögel stürzen sich auf die Eier, die von den Wellen freigelegt werden; Und auch die dauerhaften Bewohner der Küste wissen das Festmahl zu schätzen. Sehr alte und ganz moderne Tierarten treffen hier, im Kampf ums Überleben aufeinander. Werden die Pfeilschwanzkrebse von der Brandung umgeworfen und stranden, ist ihr Schicksal besiegelt. Allzu schnell trocknen ihre Kiemen aus. Für einen Daueraufenthalt an Land sind sie nicht ausgestattet. Aber die meisten überleben. Pfeilschwanzkrebse haben sich in mehreren 100 Millionen Jahren nicht verändert und sind bis heute ein Erfolgsmodell der Evolution geblieben. Ihre starke Panzerung ermöglicht ihnen einen kurzen Landgang, ohne die Gefahr auszutrocknen. Nach wie vor sind sie jedoch Bewohner der Meere. Aber solche Pioniere waren unter den Ersten, die allmählich die Kontinente besiedelten.“

 

„Vor 400 Millionen Jahren traten die Pflanzen ihren Siegeszug über Land an. Zunächst eroberten sie Flüsse und Seen und breiteten sich erst später auf dem Trockenen aus. Tiere folgten unmittelbar. Tausendfüßler waren unter den ersten Einwanderern. Sie besaßen einfache Lungen und eine Haut, die das lebenswichtige Wasser speichern konnte. Skorpione, nahe Verwandte der Pfeilschwanzkrebse, wagten ebenfalls sehr früh den Schritt an Land. Sie sind die Vorfahren aller achtbeinigen Jäger, die bis heute sehr erfolgreich fast überall auf der Welt ihrer Beute nachstellen.“

 

 „Die Wirbellosen waren lange Zeit die einzigen Tiere an Land, aber sie sollten es nicht bleiben. Fische besiedelten die verkrauteten Lagunen. Mit ihren knochigen Flossen mussten sie sich, auf der Suche nach Beute, den Weg durch den Unterwasser-Dschungel bahnen. Als der Konkurrenzdruck immer höher wurde, suchten sich einige mit der Zeit neue Jagdgründe.“

 

„Aus den Flossen entwickelten sich nach und nach einfache Beinchen; Eine wichtige Voraussetzung für den Landgang war erfüllt. Die ersten Amphibien entstanden vor 370 Millionen Jahren in den urzeitlichen Sümpfen. Ihre weiche feuchte Haut konnte bereits Sauerstoff  aufnehmen und primitive Lungen ermöglichten es ihnen, Luft zu atmen. Das eigene Körpergewicht über Land zu schleppen, war allerdings ein schwieriges und energieaufwendiges Unternehmen. Aber auf den Kontinenten wimmelte es jetzt vor Leben und die ersten flugunfähigen Insekten waren eine leichte Beute.“

 

„Trotz aller Widrigkeiten kamen die frühen Lurche an Land, weil hier Nahrung im Überfluss vorhanden war; allerdings blieben sie gebunden an feuchte Gebiete. Die Insekten hingegen waren wiederum ein paar Schritte voraus. Vor 320 Millionen Jahren entwickelten einige Arten eine bemerkenswerte neue Fähigkeit. Erdgebundene Fußgänger verwandelten sich in feingliedrige Geschöpfe des Himmels.“

 

„Die Evolution des Flügels ermöglichte den Insekten als Ersten die Eroberung des Luftraumes. Die Fähigkeit des Fliegens war ein gewaltiger Vorteil, den die Insekten wohl zu nutzen wussten. Heute bevölkern die Nachkommen dieser frühen Flugkünstler fast jeden Winkel der Erde und stellen gut die Hälfte aller Tierarten. Sogar einige der trockensten Orte der Welt haben die sechsbeinigen Eroberer in Besitz genommen.“

 

„Zahlenmäßig übertreffen Ameisen alle anderen Verwandten aus dem Reich der Insekten. Ihre Zusammenarbeit innerhalb eines Staates ermöglicht es ihnen zudem, mit Problemen fertig zu werden, an denen allein lebende Insekten scheitern. Mittlerweile sind sie allerdings nicht einmal mehr in der Wüste allein.“

 

„Aus einer Amphibien-Gruppe hatten sich Reptilien entwickelt. Robuste Kreaturen, mit einer Haut, die eine zu starke Austrocknung verhindern konnte. Diese wohlgerüsteten Burschen konnten sich in Gegenden vorwagen, die für Amphibien absolut tödlich gewesen wären. Die Haut der Krötenechse ist sogar unempfindlich gegen Ameisensäure, zumindest meistens.“

 

„Wichtig für eine dauerhafte Unabhängigkeit vom Meer war die Fähigkeit, sich an Land fortzupflanzen. Wasserdichte Eier gestatteten den Echsen und ihren Verwandten, auch an trockenen Orten Nachkommen zu haben. Die Embryonen waren, innerhalb von Eierschalen, umgeben von einem Mini-Ozean. Der Siegeszug der Reptilien war kaum noch aufzuhalten. Nur ein einziges Problem hielt sie zunächst noch zurück. Mit ihrer völlig luftdichten Haut wurde atmen zum Problem. Beim Luftholen dehnt sich der Brustraum enorm und zieht sich dann wieder zusammen. Der geschrägte Gang, ein Erbe ihrer Fisch-Vorfahren, zwingt die Echse, ihren Brustkorb zu biegen, wenn sie läuft. Auf diese Weise wird ihre Lunge daran gehindert, sich ausreichend auszudehnen und Luft aufzunehmen. Das Ergebnis: Leguane werden in kürzester Zeit atemlos.“

 

„Die Ahnen der Krokodile entwickelten mehr Stehvermögen. Mit neuem Rückgrat und höher angesetzten Beinen waren sie die ersten großen Läufer. Diese hochaufragenden Reptilien schlenkerten nicht mehr bei jedem Schritt hin und her, sondern marschierten ohne Probleme bis ins Innerste der Kontinente. Und nicht nur laufen konnten die krokodilähnlichen Giganten; Sie waren richtige Sprinter. Heute haben sich die Krokodile ins Wasser zurückgezogen und legen nur im Notfall längere Strecken an Land zurück. Aber vor 200 Millionen Jahren leiteten die ersten Schritte dieses neuen Reptilien-Typus eine wahre Revolution ein. Die artenreiche Familie der Dinosaurier beherrschte über 160 Millionen Jahre die Erde. Doch die Zukunft gehörte den Säugetieren, die zunächst ein recht unbedeutendes Dasein, im Schatten der Dinosaurier geführt hatten.“

 

„Vor 65 Millionen Jahren bereitete ein gewaltiger Asteroid dem Reich der gigantischen Echsen ein vorzeitiges Ende. Alle großen Saurier-Arten starben an den Folgen dieser großen Katastrophe. Zu den Überlebenden des Impakts gehörten auch die Säugetiere. Die ersten Vertreter waren klein und pelzig, etwa wie heutige Spitzhörnchen. Auch sie waren aus primitiven Reptilien entstanden, deren Schuppen sich im Laufe der Zeit zu einem dichten Haarkleid umgestaltet hatten.“

 

„Als kleine Warmblüter kamen sie mit der Klimaabkühlung im Gefolge des Asteroiden besser zurecht als die großen, zumeist kaltblütigen Saurier. Sobald die Riesenechsen von der Erde verschwunden waren, boten sich ungeahnte Möglichkeiten für die kleinen Säuger. Ihr großer Vorteil, bis heute, ist ihr deutlich ausgeprägtes Sozialverhalten. Mütter ernähren ihre Kinder, indem sie als erste Nahrung Milch zur Verfügung stellen. Viele schlossen sich in größeren Familiengruppen zusammen, um ihre Überlebenschancen zu verbessern. Eine erfolgreiche, aber auch schwierige Art zu leben, die ein hohes Maß an Intelligenz erfordert. Allein oder in der Gruppe haben Säugetiere die unterschiedlichsten Lebensräume erobert, und sind gewissermaßen in die Fußstapfen der Dinosaurier getreten. Sie wurden zu Jägern, Aasfressern und Weidetieren. Sogar die lebensfeindlichen Regionen der Welt werden heute von Säugetieren bewohnt. Inzwischen haben sich die verschiedenen Tierarten von vielen Zwängen befreit.“

 

      „Wasser ist allerdings nach wie vor die Grundlage für alles Leben geblieben.“

 

„Ganz ohne Wasser könnten selbst hoch entwickelte Wüstenspezialisten nicht existieren. Die komplexesten Geschöpfe der Erde sind heute die Säugetiere. Über die vorerst ausgereiftesten Gehirne verfügen die Primaten.“

 

„Längst haben Säuger den Sauriern den Rang abgelaufen. Aber ganz haben die urzeitlichen Ungetüme die Erde doch nicht verlassen. Vögel sind im Grunde nichts anderes als gefiederte Dinosaurier. Kleine, schnelle und wahrscheinlich bereits warmblütige Raubsaurier waren die Urahnen der Himmelsbewohner von heute. Dank ihrer Federn entwickelten sich die Vögel zu außerordentlich erfolgreichen Erben der Saurier. Ein üppiges Federkleid war zunächst vermutlich ein solider Hitze- bzw. Kälteschutz.“

 

„Schließlich entwickelte sich aus der aufwendigen Isolierung eine elegante Fluchthilfe: das Fliegen. Vögel haben den Luftraum so konsequent erobert, wie die Säugetiere das Land. Ein langer Weg für Wirbeltiere, die ja ursprünglich aus dem Meer stammen. Betrachtet man die Perfektion des Vogelfluges, möchte man meinen, die Evolution hätte in manchen Bereichen bereits alle Möglichkeiten ausgeschöpft.“

 

„Tatsächlich setzt sich der Prozess jedoch von Generation zu Generation weiter fort. Wenn sich neue Möglichkeiten bieten, können Veränderungen sogar relativ schnell auftreten. Der Galapagos-Komoran stammt von einem flugfähigen Vogel ab, aber seine Schwingen sind längst zu winzigen Stummeln geschrumpft. Er hat das Fliegen zu Gunsten einer marinen Lebensweise aufgegeben. Die Ahnherren der Meeresechsen waren Landbewohner, die am Ufer und später im Wasser ein besseres Nahrungsangebot fanden, als auf den trockenen Inseln. Seelöwen stammen ebenfalls von landlebenden Vorfahren ab und sind immer noch darauf angewiesen Luft zu atmen.“

 

„Alle diese Tiere sind ins Wasser zurückgekehrt und haben einmal mehr den Ozean gemeistert. Im Kampf ums Überleben hat sich die Richtung ihrer Entwicklung erneut völlig geändert. Sie haben einen Lebensraum zurückerobert, den ihre Vorfahren einst verlassen hatten. Auf ganz besondere Weise passten sie sich fremdartigen Bedingungen an und lösten, in verhältnismäßig wenigen Generationen, die grundsätzlichen Probleme, wie Nahrungserwerb, Fortbewegung und Atmung.“

 

„Ihr Beispiel zeigt, dass der Prozess der Evolution niemals zu Ende ist, und niemand genau vorhersehen kann, wohin die Reise, auch für den Menschen geht.“   

 

„Ob unsere Kollegen überhaupt wieder nach hier zurückfinden, fragt Lucie Bourville.“ – „Sicher, wenn sie Wasser finden“, meint Olga. „Falls sie kein Wasser finden, ist es ziemlich egal, ob sie irgendwo unterwegs oder hier verdursten. Das klingt zwar hart, aber es ist die nackte Wahrheit. Und uns ergeht es nicht anders, wenn nicht ein Wunder geschieht.“

 

Benja hat sie zuerst entdeckt, als er am späten Nachmittag mit Antonio Versus bei den Höhlen angelangt ist. „Da sind zwei Frauen“, deutet er auf einen Felsvorsprung hin, „ganz allein hier in der Wüste. Eine von ihnen zielt mit einem Revolver auf uns, was wollen wir tun?“

 

„Was machen sie in dieser Abgelegenheit?“, ruft Antonio, in der Hoffnung, dass die Frauen ihn verstehen. – „Wir sind Archäologinnen, und wir interessieren uns für die Felsgravuren in den Höhlen“, antwortet Olga. „Und was führt sie hierher?“ – „Genau dasselbe wie sie. Aber wie sind sie hierher gekommen, ich kann keine Jeeps oder Kamele entdecken.“ 

 

„Kommen sie näher, unsere Begleiter müssen bald zurückkommen. Sie haben nur einen kleinen Erkundungsausflug unternommen“, erklärt Olga. „Aber vielleicht kehren sie auch erst morgen wieder zurück, falls sie etwas Interessantes entdeckt haben.“

 

„Sie haben sich einen guten Platz für die Nacht gewählt“, sagt Antonio anerkennend. „Wir würden gern in ihrer Nähe bleiben, falls sie es uns gestatten. Und morgen früh können wir ja gemeinsam die Höhlen erforschen. Sind sie schon in einer Höhle gewesen?“

 

„Ja, gestern haben wir Felsbilder in einer der Höhlen gefunden, berichtet Lucie Bourville“, die bis dahin wie unbeteiligt neben Olga stand. „Diese Gravuren müssen unbedingt für die Menschheit erhalten bleiben. Sie sind ein Stück unserer Entstehungsgeschichte.“

 

Nach dem gemeinsamen Abendessen setzt Lucie ihren Bericht fort. Sie hat vor allem bemerkt, dass ihr

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 14.07.2014
ISBN: 978-3-7368-2567-3

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /