Cover

Vorwort

 

Liebe Leserin, lieber Leser!

 

Ich freue mich sehr, deine Neugierde geweckt zu haben... Auf den folgenden Seiten erhältst du ausführliche Leseproben zu 4 (!) meiner Bücher, die unterschiedlicher nicht sein könnten:

  • Eine deutsche Journalistin verliebt sich in den Sohn eines kubanischen Mafia-Bosses, der vorgibt, jemand ganz anderes zu sein...

  • Ein junger Wikinger entdeckt die Liebe und den Preis, den er dafür zahlen muss – sowie, ganz nebenbei, Grönland

  • Ein tschechischer Pianist wirbelt mit Herz und Humor das Leben einer Heidelberger Schriftstellerin durcheinander

  • Eine Kunststudentin lässt sich auf einen abenteuerlichen Deal mit einem amerikanischen Milliardär ein.

Sicher wird nicht jedes meiner Bücher deinem Geschmack entsprechen – wäre ja auch langweilig, oder? Aber ich hoffe, dass du mit Spannung die nächsten Seiten durchblätterst, dich vielleicht in den ein oder anderen Charakter verliebst und dich dann entscheidest, dass du doch ein wenig mehr von Barbara Innes lesen willst! ;)

Um das Ganze für dich interessanter zu gestalten, gebe ich dir jeweils einen Einblick in das erste Kapitel, damit du die Protagonisten ein wenig kennen lernen kannst, um dich dann – schwuppdiwupp – in eine Szene zu versetzen, die dir noch mehr über den Stil und die Handlung des Buches verrät.

Natürlich mit der Absicht, deine Neugier zu entfachen...

Aber genug von mir, jetzt geht’s los mit dem vierfachen Lesespaß!

 

Viel Vergnügen wünscht eure

Barbara Innes

 

PS: Schreibt mir doch mal! Ich freue mich über Nachrichten an barbarainnesautorin@hotmail.com – und antworte garantiert :)

Always Your Baby

 

 

 

 

 

Teil I

 

Amanda

 

„Dann geh doch zu deiner blöden, magersüchtigen Tussi“, schreie ich und werfe eine Tasse gegen die hinter ihm zufallende Tür.

Nur Sekunden später komme ich mir unglaublich dämlich vor. Natürlich wird er zu ihr gehen, das war schließlich der Grund unseres Streits. Nein, nicht Streit. Trennung. Diesmal endgültig.

Die Tränen kommen erst, als ich die Scherben der zerbrochenen Tasse einsammle. Verdammt! Warum musste es ausgerechnet die bunte Tukan-förmige Tasse sein, aus der ich am liebsten meinen Morgenkaffee trinke? Klar – weil sie wie immer auf dem Küchentisch und damit in greifbarer Nähe für meinen Wutausbruch stand. Habe ich überreagiert?

Nein, auf gar keinen Fall. Dass Danny mich betrügt, hatte ich schon seit Monaten geahnt. Immer wieder haben wir uns deshalb gestritten, er hat natürlich behauptet, das blondierte Modepüppchen auf seiner Facebook-Seite sei nur eine Kollegin, na ja, vielleicht eine gute Freundin, aber mehr auch nicht. Bis zu diesem Morgen.

Er hat sich, wie üblich, direkt nach dem Frühstück mit der Tageszeitung auf die Toilette verzogen, wo er in der nächsten halben Stunde nicht mehr herauskommen würde. Er bräuchte das zum Entspannen, behauptete er immer, während ich die Reste des Frühstücks abräumte, Geschirr spülte und ihm sein Lunchpaket richtete. Eigentlich machte ich das ja alles ganz gerne, genoss das Gefühl, ihm ein gemütliches Heim zu schaffen, und als freischaffende Journalistin hatte ich durchaus Zeit für so etwas. Nur manchmal überkam mich so ein wütendes Kribbeln, wenn ich beispielsweise die Garage aufräumte, eine der vielen Aufgaben, die er mir mit dem beiläufigen Satz „du bist ja eh daheim“ übertrug – obwohl ich eigentlich dringend einen Artikel rechtzeitig zum Abgabetermin hätte fertig kriegen müssen.

Aber dann war ich auch stolz auf mich, weil ich es eben doch immer wieder schaffte, meine Arbeit und den Haushalt erfolgreich unter einen Hut zu bringen (und dabei auch noch mehr zu verdienen als Danny, aber das habe ich ihm allerhöchstens ein- oder zweimal in den Momenten größten Streits vorgehalten. Wenn überhaupt).

 

Ich kratze also gerade die Reste des Rühreis aus der Pfanne, als sein Handy klingelt. Man könnte mir jetzt vielleicht böse Absicht oder Kontrollzwang vorwerfen, tatsächlich ist es aber nicht unüblich, dass ich seine Anrufe annehme, wenn er nicht erreichbar ist, oder dass er das Telefon kommentarlos an mich weiterreicht, weil es sich häufig um ausländische Kunden handelt, deren Englisch oder Deutsch nicht gut genug ist, um ein sinnvolles Gespräch zu führen.

Danny wiederum versteht weder Französisch noch Spanisch, insofern kommt ihm mein Master in Romanistik ziemlich gelegen. Wenn sich irgendein Mitarbeiter von Renault oder Telefónica danach erkundigen will, wie es mit dem Projekt vorangeht (Danny arbeitet in einer Werbeagentur), bin es meistens ich, die erklärt, alles laufe perfekt, das Budget könne bestimmt eingehalten werden, man brauche nur noch diese und jene Informationen...

Genau wie all den Haushaltskram tue ich das gerne, wie ich noch einmal betonen möchte, denn es macht mir Freude, ein wichtiger Teil von Dannys Leben zu sein. Gleichzeitig bin ich mir sicher, dass mich meine Übungen im Multitasking hervorragend auf das Leben als Mutter vorbereiten, das mich in hoffentlich nicht allzu langer Zeit erwartet.

 

Ich nehme also den Anruf an.

„Amanda Tauber-Schwartz, am Apparat von Danny Schwartz, was kann ich für Sie tun?“

Kurze Stille. Ich hole gerade Luft, um mein Sätzchen noch einmal in drei weiteren Sprachen vorzubringen, da ertönt ein Piepsen. Ja, ein Piepsen, aber nicht von der Art, wie es elektronische Geräte von sich geben, sondern eher kätzchenartig oder wie ein Welpe, der um Aufmerksamkeit bettelt.

„Wie bitte?“

„Hier ist Melissa! Kann ich jetzt Danny sprechen, oder was?“

Okay, das Piepsen war also eine Art „Hi“ gewesen, definitiv menschlichen Ursprungs. Ein Kätzchen wäre mir lieber gewesen.

„Hallo Melissa. Danny ist gerade nicht, ähm, erreichbar. Kann ich ihm etwas ausrichten?“

Ich bemühe mich um einen neutralen, höflichen Tonfall, obwohl meine inneren Alarmglocken schriller läuten als die unerträglich hohe Stimme dieser Person, die nun völlig unangemessen zu kichern beginnt.

„Oh, hihi, ach, Amanda, du bist es!“

„Habe ich doch gerade gesagt.“ So langsam reißt mir der Geduldsfaden.

„Jaaa, dann sag Danny doch einfach, dass Melissa angerufen hat.“

Sie kichert noch einmal – was hat diese Frau bloß genommen? – und legt dann ohne Verabschiedung auf.

In mir beginnt etwas zu brodeln, das gefährlich an die Töpfe erinnert, in denen meine italienische Mamma ihre Nudeln kocht, kurz bevor sich das kochende Wasser mit wütendem Zischen auf die Herdplatten ergießt.

Vaffanculo!“, fluche ich halblaut – auch, wenn sich bei mir eigentlich die Gene meines deutschen Vaters durchgesetzt haben (ich bin dunkelblond, habe blaugrüne Augen und einen Porzellanteint, zumindest solange ich mich nicht der Sonne aussetze), gibt es Momente, in denen das südländische Temperament meiner Mutter durchkommt.

„Amanda! Wer war das?“, tönt es aus dem Badezimmer. Aha, so ganz abgeschottet von der Welt ist der Herr offenbar doch nicht. Ohne zu wissen, welcher Teufel mich reitet, antworte ich mit zuckersüßer Stimme:

„Das war Melissa. Sie freut sich schon, dich bald zu sehen, und richtet dir aus, dass sie dich vermisst und sehr liebhat!“

Totenstille. Das Blut rauscht in meinen Ohren. Ich beginne, alle Götter, die mir einfallen, anzuflehen, dass mein kleiner Bluff gleich mit einem verwirrten „Hä? Was soll der Quatsch?“ beantwortet wird. Doch nichts dergleichen geschieht. Stattdessen höre ich die Spülung rauschen, und Sekunden später steht Danny mit einem hochroten Kopf vor mir, der sich nicht allein durch die Anstrengung seines „morgendlichen Projekts“ erklären lässt.

„Wie, äh... warum... wieso gehst du überhaupt an mein Handy?“

Sein Versuch, seine Verlegenheit mit Empörung zu überspielen, scheitert kläglich. Binnen weniger Minuten habe ich ihm das Messer an die Kehle gesetzt (im übertragenen Sinne, ganz so verrückt bin ich – noch – nicht), und er gibt alles zu.

Ja, sie ist tatsächlich eine Arbeitskollegin, eine Praktikantin, genauer gesagt. Ja, sie waren tatsächlich nur gute Freunde – ungefähr fünf Sekunden lang, bis sie ihm bei der Betriebsfeier vorschlug, ihm mal so ganz ungezwungen einen zu blasen.

„Welcher Mann kann da schon nein sagen?“ Er hebt die Arme und grinst verlegen, auf eine Weise, die ich früher charmant und entwaffnend fand. Jetzt ist mir einfach nur kotzübel.

Auf diese Weise geht die Geschichte weiter, aus dem ungezwungenen Blow-Job wurde eine ungezwungene Affäre, und plötzlich stellte Danny fest, dass Melissa ja auch einen wahnsinnig faszinieren Charakter hatte, der absolut nichts mit ihrem umwerfenden Dekolleté oder ihrer ständigen Sex-Bereitschaft zu tun hatte.

„Weißt du, Amanda, mir ist das ja schon seit Längerem alles etwas zu viel, dieses ganze Getue von dir, Haus kaufen, Kinder machen... Ich denke, ich sollte mein Leben noch ein wenig länger genießen, bevor ich mich auf so etwas einlasse.“

Ich starre ihn an. Danny ist achtunddreißig. Wir sind seit zehn Jahren zusammen, seit drei Jahren verheiratet. Wir haben immer vom eigenen Heim mit Kindern geträumt. Dachte ich. Bis jetzt.

„Versteh mich nicht falsch, Amanda. Du bist eine tolle Frau, und bestimmt wärst du eine fantastische Mutter. Aber ich habe auch noch andere Bedürfnisse...“

Und genau das ist der Moment, in dem ich anfange, unkontrolliert zu brüllen.

 

 

*

 

Stunden später, ich habe die Küche wieder in Schuss gebracht und mich selbst davon überzeugt, dass die Tasse mit dem Giraffenhals als Henkel mindestens ebenso gute Dienste leisten wird wie der Tukan, beginnen die Selbstzweifel an mir zu nagen.

Okay, unser Sexleben war in den letzten Monaten wirklich nichts besonderes. Ein schnelles Rumgefummel vor dem Einschlafen, einmal die Woche, sieben Minuten bemühte Leidenschaft – ich gebe zu, das war nicht wirklich so berauschend wie die Lust in unserer Anfangszeit, als wir kaum ein paar Stunden schlafen konnten, bevor wir wieder unersättlich übereinander herfielen.

Aber lag das wirklich nur an mir? Hatte sich Danny nicht in letzter Zeit meinen Küssen entzogen, war zu Bett gegangen, obwohl er wusste, dass ich nur noch eine halbe Stunde gebraucht hätte, um meinen Artikel fertig zu stellen?

Ja, mit schamroten Wangen erinnere ich mich daran, dass ich an unserem Jahrestag unter meinem engen schwarzen Kleid fast verboten sexy Dessous angezogen hatte – doch er hatte das liebevoll vorbereitete Dinner und mich nur eines beiläufigen Blickes gewürdigt und war direkt ins Badezimmer gegangen, um sich die Zähne zu putzen, denn:

„Es war ein harter Tag auf der Arbeit, Schatz, sorry, bin kaputt.“

 

Kaputt, ja, verdammt gutes Stichwort. Ich reiße die hässlichen abstrakten Kunstdrucke von den Wänden, die mir nie gefallen haben, die ich aber ihm zuliebe aufgehängt habe, und werfe sie mitsamt Rahmen aus dem Fenster. Das nächste Objekt, das meiner Zerstörungswut zum Opfer fällt, ist seine Nintendo – mit bloßen Fäusten schlage ich auf sie ein, reiße alle Kabel heraus, doch das genügt mir noch nicht. Erst, als ich den Hammer finde, mit dem ich vor wenigen Tagen eines seiner (erwähnte ich das schon?) unglaublich hässlichen Bilder angebracht habe, kann sich mein Zorn so richtig entladen.

Anschließend fege ich die Metall- und Plastikreste zusammen, ich will mir ja keinen Splitter in den Fuß treten, und kippe den ganzen Müll in sein BMW Coupé, das immer noch in der Garage der Doppelhaushälfte steht, die wir vor zwei Jahren gemeinsam angemietet haben. Er hatte es offenbar so eilig, von mir wegzukommen, dass ihm das Öffnen des elektrischen Garagentors als zu riskanter Zeitverlust erschien, und er sich zu Fuß davongemacht hat.

Um so besser. Einen Augenblick lang erwäge ich, das Metall des mattgrünen Wagens bis zur Unkenntlichkeit mit Hassbotschaften zu zerkratzen, doch dann tut mir das schöne Auto leid. Es kann ja nichts dafür, dass sein Besitzer ein solches Riesenarschloch ist.

Ich gehe zurück ins Haus und überlege gerade, ob ich zuerst einen Scheidungsanwalt, eine Freundin oder meine Mutter anrufen soll, da klingelt mein Telefon.

 

*

 

„Hallo Amy, hier Bruno. Du, ich hab ne echt coole Story für dich, politisch, gesellschaftskritisch, alles, worauf du doch immer so heiß bist...“

Ich verdrehe die Augen. Das hat mir zu meinem Glück gerade noch gefehlt – Arbeit. Wie üblich würde Bruno versuchen, mich an den Arsch der Welt zu schicken, um über kambodschanische Straßenkinder oder libanesische Theaterprojekte zu berichten, obwohl ich ihm tausendmal gesagt habe, dass ich mich auf deutschlandweite Themen konzentrieren will – auch, weil ich ja gerade versuchte, schwanger zu werden und irgendwelche abenteuerlichen Exkursionen beim besten Willen nicht gebrauchen konnte.

„Dir ist schon klar, dass du dich hier an die falsche Reporterin wendest“, versuche ich ihn in nüchternem Ton abzukanzeln. Doch offenbar klingt meine Stimme nicht annähernd so cool, wie ich vorgebe zu sein – diese miese Verräterin!

„Liebes, was ist denn los? Du klingst, als hättest du einen ausgewachsenen Ochsenfrosch am Stück verschluckt – sollen wir vielleicht mit Prosecco nachspülen?“

Ich nicke mit zusammengepressten Lippen, obwohl Bruno das nicht sehen kann, und lege auf. Keine halbe Stunde später steht er vor meiner Tür.

Wie üblich duftet er nach dem neuesten angesagten Herrenparfüm, sein – wie er sagt – „kreativ“ geschnittenes Haar liegt in perfekt gegelten Wellen auf seinem Oberkopf, und sein gesamtes Outfit scheint einer Schwulen-Ausgabe der Vogue entsprungen.

Ich hingegen habe mich, kurz nachdem meine Wut einer bleiernen Schwere gewichen ist, in meinen Lieblingspyjama geschmissen, dessen Ärmel zwar ausgefranst sind, der mich aber immer an meine Oma erinnert, von der ich ihn geerbt habe (wir benutzen das Wort

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 19.09.2018
ISBN: 978-3-7438-8120-4

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