Stur und Arrogant
Im Norden Englands liegt das kleine und wunderschöne Städtchen Cense. Etwa eine halbe Meile davon entfernt befindet sich das Anwesen der Stempfields, wo Kathlene, Sally und Jane, seit dem Tode ihrer Eltern ein eher ereignisloses Dasein führen.
Die einzige Möglichkeit von dort weg zu kommen, wäre die Heirat und dieser sind Sally und Jane gar nicht abgeneigt, doch wer heirat ein zwar gutaussehendes aber armes Mädchen? Aus wahrer Liebe wohl kaum, und nur dann würde Kathlene, genannt Kate, die mit Abstand hübscheste von ihnen heiraten.
Kapitel 1
„Kate, Kate, wo steckst du?“, rief Jane und parierte auf ihrem Pferd Silver durch. „Auf der Koppel!“, schrie Kate zurück und schloss das Gitter des Pferches hinter sich.
„Du wirst nicht glauben, was ich von Svetlana erfahren habe, Männer kommen, reiche Junggesellen und sie haben Long Sandle gemietet bis nächstes Jahr im Frühling. Und das auch nur wenige Meilen von hier entfernt auf dem Landhaus der Kensingtons. Oh stell dir nur vor, was wir für Möglichkeiten haben!“. Jane sprang aus dem Sattel und packte Kathlene an den Armen. Gemeinsam wirbelten sie über den Hof und stießen hie und da einige Gerätschaften an.
„Mein Gott Jane, beruhige dich.“ Kate machte ihre Hände frei und trat einen Schritt zurück. „Junggesellen sind auf den Weg hierher, sie sollen Morgen eintreffen und werden das gesamte Jahr da bleiben!“. Sie lachte und Vorfreude blitzte in ihren großen, hellgrünen Augen auf. „Ich muss es unbedingt Sally sagen, sie wird es mir kaum glauben!“ Jane sprang über den Hof und ließ mich mit Silver, ihrem Pferd zurück.
„Jane, hast du denn wenigstens das mitgebracht, worum ich dich gebeten habe?“. Abrupt blieb sie stehen und drehte sich mit entschuldigender Miene zu mir um. „Das habe ich in der Aufregung ja völlig vergessen, ich werde sofort wieder aufbrechen!“
Sie ging zurück und wollte sich gerade wieder in den Sattel schwingen, als Kathlene rief::
„Nein, lass, ich erledige das, danach komm ich wieder hier her und will euch anständig hier stehen sehen. Wir sind in knapp drei Stunden bei Mrs. Beverick zum Mittagessen eingeladen!“, Jane stieg aus dem Steigbügel und drückte Kate die Zügel in die Hand, dann verschwand sie polternd im Haus und sogleich hörte man die wütende Stimme von Sally, Kathlene’s zweitjüngsten Schwester
Also hatte Jane es wieder einmal geschafft, den Mantelaufhänger hinunter zu werfen. Darauf folgte eine Zeit lang nichts, dann hörte man einen lauten Jubelschrei und hektisches Gerede.
Kate packte Silver’s Zügel und brachte ihn in den Stall, wo sie ihn sogleich das Zaumzeug und den Sattel abnahm, kurz abrieb und Futter gab. Danach pfiff Kate zweimal lange und durchdringend und Simbard, das Lieblingspferd ihres toten Vater’s und ehemaliges Zirkuspferd tauchte auf. „Na mein Schöner, freust du dich schon?“, sie kraulte ihm die Kruppe und schwang sich gekonnt und elegant auf den sattellosen Rücken. Ein Wunsch ihres verstorbenen Vaters war es, dass all seine Kinder, egal ob Junge oder Mädchen, das Reiten lernen. Er schnaubte zustimmend in ihr blondes, leicht gewelltes Haar und trabte nach einem leichten Klopfen auf den Hals vom Hof. Schon bald hatten sie das Anwesen hinter sich gelassen und nur kurze Zeit später tauchte auch schon die Silhouette von Cense auf. Am Stadtrand wurden sie sogleich von einer jubelnden Kindermasse begrüßt.
Sie alle wollten Simbard berühren. Im Stadtinneren, wo Mr. Phillips Krämerladen lag, gab sie ihm den Befehl sich hinzu legen und stieg ab. „Ich hoffe doch, dass ihr euch gut um ihn kümmert!“ Kathlene lachte über die zustimmenden Rufe und betrat den Laden, wo sie sogleich von einem braunhaarigen Irrwisch umgerannt wurde. „Kate, ich dachte schon ich sehe dich gar nicht wieder.“, das junge Mädchen wich einen Schritt zurück und Kate rief laut. „Anne, ich dachte du und dein Mann wollten erst nächste Woche hierher kommen!“, Kate riss sie sogleich wieder in die Arme. „Ohne dich ist so vieles langweilig. Die Frauen reden nur über die neuste Mode und ihre Männer. Keiner ist dort so wie du!“, sie grinste Kathlene an und hakte sich bei ihr unter. Hinter dem Tresen, in der linken Ladenecke stand Mr. Phillips und betrachtete seine Tochter Anne wohlwollend. „Es sollte eine Überraschung werden, wir wussten, dass du mit der Arbeit auf dem Hof kaum hinter her kommst und da dachte Anne, dass dies ein guter Grund wäre, ihren Aufenthalt in London um eine Woche zu kürzen!“, er lachte über Kate’s freudige Miene und suchte die Bestellung zusammen. „Und was sagt dein Mann dazu?“, fragte Kathlene Anne neugierig. „Er meinte, ich solle tun, was ich für richtig halte. Er kommt in vier Wochen nach. Er musste auf eine dringende Geschäftsreise aufbrechen!“, sie lachte und nahm die Tüten ihres Vater’s entgegen. „Also wenn ich einen Mann heirate, dann nur so einen wie Mr. Cole, deinen Mann. Er ist höflich, galant, eben ein wahrer Gentleman.“, sie grinste und antwortete: „Kathlene, mit deinen einundzwanzig Jahren solltest du auch endlich ans heiraten denken und nicht jedem Mann ausweichen, der sich dir nähern will!“, Anne lächelte und drückte ihrer Freundin das Wechselgeld in die Hand. „Aber ich will nicht irgendwen heiraten, wenn, will ich das aus Liebe tun und nicht so wie die meisten anderen allein um des Geldes willen!“, Kate steckte das Wechselgeld ein und trat mit Anne aus dem Laden. „Bei dir und Mr. Cole war es Zufall und ich bin so froh für euch, dass ihr glücklich seid!“, Kate ging einige Meter weiter und wartete auf Anne, bis diese neben ihr stand. „Kathlene, jeder Mann liebt dich, allein wegen deiner entzückenden Gestalt!“, Anne lachte und zog diese in den Laden. „Ja, eben, nur wegen meinem Körper, aber was ich will, ist keine Liebe, die nur auf meinem Körper basiert, sondern auf allen was ich bin!“, Kate schaute sich die einzelnen Bänder und Kleider an. „Ah Kathlene, es war so lange her, dass ich dich gesehen habe. Aber das einzige was ich sehe ist eine noch schönere Frau, jedoch immer noch ohne Mann!“, Miss Cens nahm Kate in die Arme und drückte Anne liebevoll an sich. „Ich habe extra etwas für dich zurück gelegt!“, sie packte die beiden Mädchen am Arm und zog sie in den hintern Teil des Ladens, wo eine gigantische, dunkelfarbene Holzkiste stand. Mühsam öffnete Miss Cens den Truhendeckel und zog mehrer bunte Bänder heraus und ein sorgfältig zusammen geschnürtes Paket. „Das Paket ist von meiner liebsten Schwester, du erinnerst dich?“, sie schaute Kate fragend an. Augenblicklich wusste sie wer gemeint war. Eine eher korpulente Frau mit einem sehr dünnen Mann. „Natürlich!“, Kathlene lächelte ein wenig. „Sie hat dieses Kleid extra für dich herschicken lassen, ich hoffe doch, dass du es heute Mittag tragen wirst!“, Miss Cens lächelte Kathlene an und legte die Bänder mit dem Paket in eine bunte Pappschachtel. Sogleich hatte Kate das Geld hervorgeholt, doch Miss Cens schüttelte protestierend den Kopf. „Heute nicht, ein ander Mal vielleicht!“, sie schob die beiden hinaus und lächelte über Kate’s Miene. Die aber sogleich erstarrte, als sie draußen einen wütenden Ruf vernahm. „Beweg dich von der Straße, du dreckiger Gaul!“, Kate drückte Anne die Einkäufe in die Hand und eilte aus dem Laden. Auf der engen Straße stand eine wunderschöne, schwarze Kutsche, gezogen von zwei Rappen. Doch das harmonische Bild wurde von einem wütenden Kutscher und einem verängstigten Pferd zerstört. Simbard! Kathlene sprang auf die Straße und stellte sich schützend vor ihr Pferd. "Was geht hier vor, Mr. Nortingway?", Kathlene hörte, wie sich die Türen der Kutsche öffneten und blickte auf. Drei Männer standen dort, doch nur die beiden vordersten konnte sie erkennen, da der Schatten den anderen verhüllte. "Dieses Pferd liegt hier auf der Straße und rührt sich einfach nicht von der Stelle!", der Kutscher, offensichtlich ein gewisser Mr. Nortingway trat auf Kate zu und betrachtete sie argwöhnisch. "Aber das ist doch kein Grund die Peitsche zu ziehen!", versuchte der Mann den aufgebrachten Kutscher zu beruhigen. "Mr. Longshire, ich soll ihnen eine angenehme Reise ermöglichen, also muss ich auch jedes Ärgernis so schnell wie möglich beseitigen!", der Kutscher hob die Peitsche, doch Kathlene rief: "Mr. Longshire, es tut mir aufrichtig Leid, wenn ihnen Simbard einige gewisse Unannehmlichkeiten bereitet hat, doch ich musste einige Dinge besorgen und dachte, dass er hier niemanden im Weg sei!", Kathlene machte eine leichte Verbeugung und pfiff einmal laut und durchdringend. Sofort erhob sich der Wallach und trottete zu ihr hin. "Ich hoffe doch, dass sie und ihr Pferd uns in naher Zukunft nicht begegnen werden!", rief der Mann, der im Schatten stand. "Mr. Greace, sie vergreifen sich gegenüber dieser Dame in ihrer Wortwahl!", rügte Mr. Longshire, doch der angesprochene erwiderte nur: "Diese Frau soll eine Dame sein?", Kathlene merkte, wie ihr beinahe der Kragen platzte, doch sie sprang einfach nur auf Simbards Rücken und rief nach Ruby, der sogleich angeschossen kam, und wie sie mit Vergnügen feststellte, Mr. Greace auf den Mantel trat und einen dreckigen Pfotenabdruck zurück ließ. "Anne, wir treffen uns sicher heute Abend!", sie nahm ihrer besten Freundin die Einkäufe aus der Hand und ritt an der Kutsche vorbei.
"Mr. Greace, auch wenn sie und Mr. Dartmore meine besten Freunde sind, so möchte ich ihnen doch ans Herz legen, es sich nicht direkt mit allen hier zu verscherzen! Schließlich werden wir hier für einen beträchtlichen Zeitraum verweilen", Mr. Greace hob nur spöttisch seine Augenbraue hoch und zuckte gelangweilt mit den
Schultern. Doch er konnte einen kurzen Blick, zu der davon reitenden Frau nicht vermeiden. "Ich glaube meine Herren, dass wenn wir noch pünktlich bei ihrer Großmutter eintreffen wollen Mr. Greace, so sollten wir uns beeilen!", sagte Mr. Dartmore und stieg in das innere der teuren Kutsche.
Die restliche Fahrt verlief recht schweigend, was man den Herren jedoch nach einer solch langen Reise nicht verübeln konnte.
"Oh wie ich diese arroganten Männer satt habe!", murmelte Kate den gesamten Rückweg zu ihrem Haus vor sich hin. Simbard spürte ihre Wut und beeilte sich in den warmen Stall zu kommen. Und so kam es, dass sie ganze zwanzig Minuten früher eintraf als normal. Da die Einkäufe doch schon recht schwer waren, benötigte sie eine gewisse Zeit, bevor sie sich notdürftig waschen und sich ankleiden konnte. Auf einem Zettel in ihrem Zimmer stand das Sally und Jane schon vorgelaufen waren und bei Ms. Beverick auf sie warten würden.
Das Kleid, welches ihr die Schwester von Mrs. Cens geschenkt hatte, passte perfekt und sie entschloss sich, ihre Haare offen zu tragen.
Da sie kaum noch Zeit hatte, sattelte sie Silver, das Pferd ihrer Schwester und schwang sich in den Sattel. Als Simbard jedoch auf sie zu kam und sich ihnen anschließen wollte lachte sie und rief: "Nein Simbard, mit Ms. Beverick hast du es dir leider verscherzt, nachdem du ihre kostbaren Rosen gefressen hast!" Mit hängendem Kopf trabte er zurück in den Stall und Kathlene gab ihrem Pferd den Befehl zum angaloppieren.
Da Ms. Beverick nicht allzu weit von Ihnen entfernt wohnte, war sie in wenigen Minuten da und sprang aus dem Sattel, ehe Silver anhielt. Sogleich kam ein Stallbursche auf sie zu gelaufen und nahm ihr die Zügel ab. Währenddessen klopfte sie sich den Staub von dem Sommerkleid und klopfte gegen die Haustür. Ein zierliches Dienstmädchen öffnete ihr die Tür und geleitete sie zum Speisesaal. "Ms. Stempfield!", kündete sie Kate an und schob sie durch die Tür. Außer ihren beiden jüngeren Geschwistern, befanden sich noch Anne mit ihrem Mann in dem Raum und drei Männer. Erst fiel ihr gar nicht mehr ein, wo sie sie gesehen hatte, doch dann erinnerte sie sich. Es waren die drei Herren aus der Kutsche. Und der einzige freie Platz war der neben dem Mann, der so unhöflich zu ihr gewesen war. "Ah Kathlene, komm und setz dich, Jane hat mich schon darüber informiert, dass du es nicht rechtzeitig schaffen würdest!", Ms. Beverick lachte und ließ Kathlene durch einen Diener zu ihrem Stuhl bringen. „Der nette Mann neben ihnen ist mein Enkel Mr. Greace und die beiden Herren ihm schräg gegenüber sind seine Freunde Mr. Longshire und Mr. Dartmore, sie haben sicherlich gehört, dass sie das ganze Jahr bis zum nächsten Frühling hier verweilen!“, Kathlene nickte und betrachtete den Mann neben sich. Er hatte fast gänzlich schwarze Haare, hohe, scharf geschnittene Wangenknochen und eine gerade Nase. Einzelne Haarsträhnen lagen in seinem Gesicht und verdeckten die eisblauen Augen ein wenig. Mr. Greace blickte Kate kurz an und schaute dann weg.
„Guten Tag, Mr. Greace!“, sprach sie und ließ sich auf dem dunkel braunen Stuhl sinken. Er jedoch nickte nur leicht und wandte sich wieder Mr. Longshire zu. „Werden sie auch zu dem Ball am kommenden Tag kommen, Mr. Longshire?“, fragte Jane neugierig und Kathlene trat ihr unter dem Tisch gegen das Schienbein, wobei sie zu ihrem Leidwesen auch Mr. Greace traf, der sie mit zusammen gekniffenen Lippen anschaute. „Was?“, fauchte Jane leise und trank einen Schluck Wein. Kathlene schaute sie nur böse an und schluckte einen Löffel Suppe hinunter.
Mr. Longshire blickte Jane neugierig an und betrachtete ihre zarten Gesichtszüge. Ihre Haare waren dunkelbraun und lockig und auch ihr Körperbau war ganz anders als der ihrer älteren Schwestern.
Während Kathlene, dunkelblonde Haare und eine hochgewachsene Gestalt besaß, so war sie mehrer Zentimeter kleiner und besaß auch nicht die mollige Gestalt von Sally oder deren haselnussbraunen Haare. Sie war sorgloser und plante nicht vor. Sie lebte eher im hier und jetzt während sich Kathlene um den Rest kümmerte. Schon als sie das erste Mal in das Esszimmer gekommen war, hatte er sich in ihre aquamarinblauen Augen und das kindliche Gesicht verliebt und er konnte kaum seine Blicke von ihr wenden.
Doch er sah auch wie sich sein bester Freund Charles in der Gegenwart von Kathlene Stempfield immer mehr versteifte. Und auch Kathlene wirkte nicht recht glücklich.
„Natürlich komme ich zu diesem Ball Miss Stempfield, ich hoffe doch, dass ihre beiden Schwestern dabei sein werden?“, Mr. Longshire lächelte und Kathlene erwiderte: „Meine Schwester werden auf jeden Fall da sein, doch ich werde nicht die Zeit finden!“, sie lächelte und trank einen Schluck Wasser.
„Wieso werden sie nicht die Zeit finden, Miss Kathlene?“, Mr. Dartmore blickte sie neugierig an. „Irgendwer muss sich ja um alles kümmern und ich will Jane und Sally nicht den Tag verderben!“, sie lachte und Ms. Beverick blickte sie mitleidig an. „Wenn sie wollen, würde ich ihnen für diesen Tag jemanden zu ihrer Verfügung stellen!“ „Herzlich gerne, aber es würde ihnen nur umstände machen!“, schlug Kathlene ihr Angebot höflich zurück.
„Keineswegs, ich bestehen darauf!“, Ms. Beverick blickte sie auffordernd an.
Kathlene schaute verlegen auf den Teller und hoffte, dass nicht jeder mitbekommen hatte, wie arm sie waren, vor allen nicht Mr. Longshire, der kaum die Augen von ihrer jüngsten Schwester nehmen konnte. Den restlichen Abend waren die Männer außer Mr. Greace sehr gesellig und so erfuhr sie, dass Mr. Dartmore verheiratet sei, seine Frau aber leider verhindert war, in den kommenden Wochen aber nachreisen wolle.
„Sind sie oft so schweigsam Mr. Greace?“, Kathlene fand es unangenehm, neben einem Mann zu sitzen, der einen anschwieg. „Gelegentlich!“, er nickte ihr fast unmerklich zu und ging davon.
„Oh Kate, was hast du dem armen Mr. Greace angetan?“, Sally trat neben sie. „Ich habe nicht den blassesten Schimmer!“, murmelte diese und setzte sich auf das Sofa, wo Ms. Beverick bereits Platz genommen hatte.
Mr. Greace saß ihnen gegenüber und hatte ein in hell braunes Leder gebundenes auf geschlagen. „Sagen sie, wie geht es ihrem Bruder, hat er sich schon eingelebt?“, wollte Ms. Beverick nun von ihm wissen.
„Teilweise plagt ihn noch die Seekrankheit, aber im großen und ganzen, hat er sich, soweit ich es seinen Briefen entnehmen konnte, auf der Mayflower eingelebt!“; er legte das Buch weg und schaute die beiden Damen an. „Ich hoffe doch sehr, dass er während seines Landaufenthalts hier wohnen wird!“, Ms. Beverick lächelte und nippte an ihrem Tee.
„Natürlich, aber es wird noch eine Weile dauern, aber spätestens in zwei Monaten, wollte er kommen!“, er lächelte leicht und Kathlene stutzte, dieser arrogante und abweisende Mann, hatte das unwiderstehlichste Lächeln, welches sie bis jetzt bei einem Mann gesehen hat.
Der restliche Abend verging recht normal, wenn man davon absah, dass Kathlene und Mr. Greace kein einziges Wort mehr mit einander wechselten.
„Oh mein Gott, so spät schon!“, rief Ms. Beverick, als sie auf die Uhr schaute. „Mr. Greace, ich bitte sie inständig Kathlene und ihre Geschwister mit zu ihnen zu nehmen, der Weg zu dem Anwesen der Stempfields ist sehr gefährlich und ich könnte es mir nie verzeihen, wenn ihnen etwas zu stießen würde!“, sie blickte ihren Enkel inständig an. „Wenn es denn sein muss, werte Großmutter!“, er erhob sich und wartete ganz Gentlemanlike an der Tür, bis alle anderen aufgestanden waren. Mr. Longshire jubelte innerlich, einen weitern Abend in der Gesellschaft von Jane, doch er hatte auch gesehen, wie steif Kate und Mr. Greace mit einander umgingen und hoffte es würde keine weiteren Zwischenfälle geben. Auf dem Weg nach draußen, versuchten sich die beiden so gut zu meiden wie es ging, doch in der Kutsche waren sie wohl oder übel gezwungen neben einander zu sitzen. Auf der ziemlich langen Fahrt nach Kensington nickte Jane ein und lehnte ihren Kopf gegen die Schulter von Mr. Longshire, der darüber keineswegs entzürnt war, sondern vorsorglich seinen Mantel nahm und sie zudeckte. Auch Sally war bald eingeschlafen und lehnte mit ihrem Kopf an dem Kutschfenster. Kathlene spürte schon bald den Wunsch die Augen zu schließen, doch sie hatte Angst davor, was man von ihr, als die älteste der drei Schwestern sagen würde und außerdem war es ihr unangenehm, neben Mr. Greace einzuschlafen. Also blieb ihr gar nichts anderes übrig und sie hoffte, dass die Kutschfahrt schnell zu Ende sein möge. Und tatsächlich, schon bald konnte sie durch die Fenster den hellen Schein von erleuchteten Fenstern sehen. Danach dauerte es nicht mehr lange, bis sie anhielten. Mr. Longshire hob Jane hoch und ging mit ihr auf den Armen die Stufen hoch. Mr. Dartmore ließ es sich natürlich nicht nehmen dann, obwohl er verheiratet war, Sally hoch zu heben und ebenfalls ins Haus zu tragen.
„Ich hoffe doch, dass sie jetzt nicht von mir erwarten, dass ich sie ebenfalls hinauf trage?“, fragte Mr. Greace spöttisch. „Keineswegs, sie wären der letzte Mann auf Erden, dem ich dies erlauben würde!“, Kathlene schritt hoch erhobenen Hauptes an ihm vorbei und eilte die Stufen nach oben.
Mr. Greace schaute der davon eilenden Gestalt nach. Trotz ihrer Müdigkeit war sie die gesamte Fahrt über wach geblieben und hatte steif neben ihm gesessen. Er wusste, dass seine Frage nicht sehr höflich gewesen war und dennoch, hatte ein sehr großer Teil in seinem inneren gehofft, dass sie trotzdem einwilligt.
Dann jedoch wurde ihm augenblicklich klar, was er gedacht hatte und er beschloss Kathlene Stempfield in Zukunft noch abweisender zu behandeln. Schließlich konnte Mr. Greace es nicht dulden, dass eine Frau, von so niederer Herkunft fähig war, ihn so aus der Ruhe zu bringen.
Fest davon überzeugt das Richtige zu tun, ging er gemächlich die Treppe hoch und
Texte: Alles meins, außer dem Buch
Tag der Veröffentlichung: 07.05.2010
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Allen