Cover

Das Mal


Prolog

Mein Name ist Liz, ich bin sechzehn Jahre alt und hasse Gummibärchen. Warum ich das gerade gesagt habe ist mir schleierhaft und es ist auch ein wenig verwirrend, doch ich glaube dass dies noch eine wichtige Rolle spielen wird. Also momentan sitze ich in der Schule neben meinem besten Kumpel Nick und versuche sein elendes Geschwätz zu ignorieren, was gar nicht so einfach ist, wenn der Stoff, dem der Lehrer einem Nahe bringen will noch öder ist. Irgendwas über Geschichte, zweiter Weltkrieg oder so. Na ja, hoffentlich geht diese Stunde bald rum. Gelangweilt blicke ich aus dem Fenster und sauge entsetzt die Luft ein. Nick schaut mich kurz an, redet dann aber doch weiter. Er merkt gar nicht, dass etwas nicht stimmt. Wenn er einmal angefangen hat zu schwafeln, kann er nur schwer aufhören. Er ist eine richtige Tratschtante, ist immer auf dem neuesten Stand was angesagt und im Augenblick total trendy ist. Kein Wunder, wo er doch immer die Modemagazine seiner älteren Schwester liest. Wir kennen uns schon ewig, um genau zu sein seit meiner Geburt, waren zusammen im Kindergarten, in der Vorschule und nun auf der Highschool. Nick wohnt nebenan und wir machen eigentlich fast alles zusammen. Er ist für jeden Spaß zu haben, total im Gegensatz zu seiner Schwester Cindy, die total spießig ist und eine richtige Spaßbremse ist. Ich will mich nicht beklagen, schließlich habe ich ja auch so eine ältere Schwester. Mom und Dad sind so was von stolz auf Juliet; Cheerleaderin, Schulsprecherin und was sie noch alles ist. Das wird mir schließlich fast tag täglich vorgehalten: „Liz, jetzt reicht es aber mal mit dem rumhängen. Mach deine Hausaufgaben, ich will nicht wieder einen Anruf von deinem Klassenlehrer Mr. Burner kriegen, weil du dich schlecht benimmst oder Sachen vergisst. Nimm dir endlich mal ein Beispiel an Juliet. Unsere liebe Juliet…ach wie glücklich sie uns macht…“ Man, oh man. Dies ganze Vorgehalte nervt mich total. Dann müssen sie sich nicht wundern, wenn ich nicht so perfekt bin. Versteht mich nicht falsch, ich mag meine Familie und ich bin auch nicht der Typ, der Schule schwänzt und so, aber manche Sachen können mich total auf die Palme bringen. Ich bin kein Faulenzer oder so was in der Art. Im großen und ganzen mache ich gerne Sport, aber nur solange es nicht um Wettkämpfe geht. Dann krieg ich sofort eine Panikattacke. Dieser ganze Stress macht mich schon im vor raus nervös und dann passieren immer ziemlich peinliche Sachen. Das musste ich schon früh lernen. Als ich acht war, sollte ich an einem Tanzwettbewerb mitmachen und das ging total nach hinten los. Die Kampfrichter riefen mich auf, und ich lief – vor Nervosität- zitternd auf die Bühne. Und dann passierte es. Auf der Bühne klebte ein Kaugummi und ich musste natürlich da rein treten. Auf jeden fall blieb ich hängen, strauchelte und fiel nach hinten um –natürlich mitten ins Bühnenbild. Ich war die Lachnummer des ganzen Abends. Aber ich wurde nicht letzte, unglaublich oder? Na gut, vorletzte, aber ich hatte immerhin nicht am schlechtesten abgeschnitten. Immer wenn meine Eltern mich an einem Wettbewerb anmelden wollen, erinnere ich sie gerne an diese Szenarien, die auch peinlich für sie gewesen waren, und sie verwerfen ihre Idee sofort. Aber was ich total super finde ist es zu malen. Da kann ich alles verarbeiten. Und meine Bilder sind gar nicht so schlecht. Sie spiegeln meine Gefühle wieder. Ich versuche dem Bild sozusagen `Leben` einzuhauchen. Okay, das hört sich ziemlich krank an, aber es stimmt. Der einzige, dem ich meine Bilder zeige ist Nick. Meine Eltern können das nicht verstehen, aber Nick weiß was ich fühle und was meine Bilder zeigen sollen. Wenn ich mein „Werk“ vollendet habe, verstecke ich es immer im Kleiderschrank. Da ist zum Glück genug Platz, nachdem ich das letzte Mal ausgemistet habe. In meinem Zimmer leider nicht. Aus den Augenwinkeln nehme ich wieder war, dass Nick mich anschaut und ich schüttle den Kopf um die Erinnerungen zu vertreiben. Das hier ist nicht der richtige Augenblick um über mein Familienleben zu Fach simpeln. Ich schaue durch das Fenster aus dem zweiten Stock auf den Schulhof, und was ich sehe, lässt mich vor Erstaunen den Mund öffnen.
Dort unten steht ein kleines Mädchen. Sie hat eine zierliche Gestalt und eine Aura aus Licht umgibt sie. Das Mädchen scheint zu leuchten. Doch niemand meiner Klassenkameraden scheint sie zu sehen. Träume ich etwa? Das kann ja wohl nicht sein! Ich schaue genauer hin. Sie hat lange blonde Haare, fast weiß und reichen ihr über die Hüfte. Ich habe noch nie ein solches Mädchen gesehen. Sie dreht sich ein wenig zur Seite und mir stockt von neuem der Atem. Sie hat zwei weiße, riesige Flügel, die fast zweimal so groß sind wie sie. Ihr Anblick erinnert mich an den eines Engels. Sie hebt den Kopf leicht an und schaut mich mit einem undurchdringlichen Blick an, der von Neugierde geprägt ist. Dann hebt sie auf einmal die Hand, und ich klappe ohnmächtig zusammen.

Elvie

Seit dem Morgen stehe ich schon auf dem Schulhof und beobachte das Mädchen mit den seltsam lila, schwarzen Haaren. Sie ist ungewöhnlich hübsch und hat etwas Geheimnisvolles an sich. Ich blicke sie gespannt an, hoffe dass mein Verdacht stimmt. Leise höre ich die Stimme ihres Sitznachbarn und verziehe das Gesicht zu einem Lächeln, als ich die gelangweilte Miene des Mädchens sehe. Sie tut mir ein wenig Leid. Und dann blickt sie aus dem Fenster und sieht mich an. Ich weiß, dass der Anblick eines Engels, wie ich einer bin, wunderlich ist und dennoch, ich merke dass sie völlig ruhig und gelassen bleibt. Kein hysterisches aufschreien oder ähnliches und da merke ich, dass ich sie gefunden habe, eine neue Schülerin. Glück durchströmt mich. Ich kann nicht genau sagen, warum ich das denke, also, dass sie eine neue Schülerin ist, doch wir Engel liegen sehr selten falsch, na ja eigentlich nie. Unsere Vorhersagen sind fast immer richtig, es liegt uns sozusagen im Blut. Das ist das erste was man als Sucher lernt. Es ist eine Gabe. Engel suchen besondere Menschen oder Wesen. Das ist unsere Aufgabe, unsere Bestimmung. Und daran lässt sich auch nichts ändern, es ist seit Menschengedenken so. Engel werden erwählt, so dass sich ihr Schicksal erfüllt. Die Schicksalsweberinnen, die den Rat der Dreizehn beiwohnen, dem Gesetz, finden uns. Sie blicken in unsere Herzen und wählen die jenigen aus, deren Gedanken und Gefühle besonders rein und die um das Wohl anderer bemüht sind. Sie geben jedem von uns eine individuelle Gabe die uns helfen wird unserer Aufgabe als Sucher gerecht zu werden. Meine ist es, die Gedanken und Gefühle anderer Wesen zu lesen und deuten. Das sollte mir eigentlich helfen einen Schüler zu finden. Doch irgendetwas fühlt sich seltsam an. Wenn ich meine Gabe anwende fühle ich normalerweise ein leichtes prickeln und wärme in meinen Fingerspitzen. Das bleibt diesmal jedoch aus. Ich versuche in ihren Geist einzudringen und stoße auf eine Barriere. Das ist mir bisher jedoch noch niemals passiert. Ich kann ihre Gedanken und Gefühle einfach nicht lesen. Funktioniert meine Gabe etwa nicht? Kann so etwas passieren? Ich habe von so was noch niemals gehört oder gelesen. Wenn man ein Verbrechen begannen hat bestraft der Rat einen indem er dem jenigen seine Gabe entzieht. Aber das kann nur der Rat der Dreizehn, der Rat der Allmächtigen. Das Mädchen muss wirklich jemand Besonderes sein, wenn sie mich ohne jegliche Ausbildung aus ihren Gedanken heraushalten kann. Ganz vorsichtig hebe ich die Hand und versuche mit reinster Engelsmagie in ihren Geist einzudringen. Ich merke wie ihr Widerstand bröckelt und dennoch bleibt ihr Schutzwall beständig. So wie eine feste, stabile Mauer. Und dann sackt sie Ohnmächtig zusammen. „Shit, shit, shit, das wird Ärger geben!“. Schnell mache ich mich auf den Weg zum Schulgebäude. Das Gemäuer sieht schon etwas älter aus und der gelbe Anstrich, der irgendwann einmal bestimmt grell geleuchtet hat, sieht verwittert und alt aus. Die Schule könnte dringend mal eine General Überholung vertragen. Selbst der Putz bröselt schon ab. Ich renne die Steinstufen hoch und drücke mit viel Kraft die schweren Eichenholztüren auf und betrete das Gebäude. Dann am Ende des Flurs erkenne ich schemenhaft ihren Sitznachbern. Ich folge ihm zum Krankenzimmer. Er legt einen Körper auf das Krankenbett und ich erkenne das sonderbare Mädchen wieder. Hoffentlich nimmt sie mir das mit der Ohnmacht später nicht allzu übel. Der Junge bemerkt mich nicht, während er vorbei zur Tür geht und ich schlüpfe in das kahle Krankenbettzimmer. Es wirkt düster mit dem grauen Wandanstrich und den dunkelblauen Vorhängen. Ich kriege das Gefühl von einer Gefängniszelle, einem engen kleinen Raum. Zum Glück habe ich keine Platzangst. Plötzlich erwacht das Mädchen und öffnet schlaftrunken die Augen.

Liz

Ich öffne die Augen und bin erstmal total verwirrt. Wo bin ich? Und mir wird schlagartig bewusst, dass ich mich im Krankenzimmer befinde! Ich war schon ewig nicht mehr hier. Es hat sich aber nichts verändert – aber auch wirklich gar nichts! Es ist immer noch total düster und diese Vorhänge … Dann wird mir klar, dass ich im Krankenbett liege und plötzlich kehrt die ganze Erinnerung zurück. Ich hab dieses Mädchen mit den weißen Flügeln gesehen und danach, danach … totaler Blackout. Ich habe schreckliche Kopfschmerzen. Na ja, es gab schon schlimmeres. Ich richte mich langsam auf – Gott sei dank wird mir nicht schwarz vor Augen- und sehe mich im Raum um. Keiner da. Dann erblicke ich an meiner rechten Seite wieder das kleine Mädchen mit den hellen langen Haaren. Sie sieht mich besorgt an und auch ein wenig ängstlich, so als ob sie sich vor mir fürchten würde. Ich erwiderte ihren Blick ohne jegliche Scheu. Ich musste über ihre ängstliche Miene grinsen. Es war schon merkwürdig. Ein Mädchen mit Flügeln fürchtet sich vor mir, einer tollpatschigen, schrägen, mit Hang zum melodramatischen Auftritten, Kleinstädterin. Das Mädchen zieht ihre Augenbrauen hoch und grinst zurück. Sie kommt langsam, mit bedächtigen Schritten auf mich zu und erwidert meinen Blick.
„Wie geht es dir?“, sie hat eine melodische, schöne Stimme, die überraschend kräftig klingt. „Gut so weit!“, erwidere ich ein wenig verwirrt. ine Sorge, dir wird nichts passieren, aber für dich und deine Mitmenschen, wird es das beste sein, wenn du eine Weile bei mir bleibst!“, verwirrt versuchte ich ihren Worten zu folgen aber ich schaffe es nicht ganz. Sie muss bemerken, dass ich sie nicht verstand und wiederholte es noch mal. „Du meinst, ich soll jetzt einfach mit dir gehen, meine Familie verlassen und mein altes Leben vergessen?“, ich hoffe das ich mich verhört habe. „Nein, nur zum Teil. Du musst auf jeden Fall mit mir gehen, deine Familie kannst du auch besuchen und ansonsten Briefe schreiben und was dein altes Leben beträgt, so weiß ich es nicht!“, sie lächelt mir aufmunternd zu und ich vertraue dem Mädchen mit den weißen Schwingen so viel zu mindest, dass ich ihre Hand packte und erneut in Ohnmacht viel.

Elvie

Ich zog das Mädchen an ihren Händen auf meinen Rücken und breitete meine Schwingen aus, dann murmelte ich einige magische Wörter und erhob mich aus dem Gebäude. Sie war leicht, zu leicht, ich runzelte meine Stirn und betrachtete sie besorgt. Hoffentlich wird sie die lange Reise unbeschadet überstehen. Nun, einige hunderte von Metern in der Luft entfaltete ich meine Schwingen und flog los. Normalerweise brauche ich zwei Stunden mit einem Schüler bis zu unserem Quartier, doch da sie so leicht war, flog ich nur eine knappe Stunde. Als ich auf den Boden zu flog, hörte ich schon von weitem die Rufe der anderen Schüler und schirmte das Mädchen mit Hilfe meiner Magie vor aufdringlichen Blicken ab. Mit ihr auf dem Rücken eilte ich in das Büro des Rektors und rannte ohne Klopfen hinein und erstarrte, als ich zwei Jugendliche bemerkte. Der Junge drückte das Mädchen gegen den Schreibtisch und sie stöhnte leise auf. Ich räusperte und bemerkte zu meiner Zufriedenheit, dass das Mädchen rot anlief. Der Junge hingegen drehte sich nur zu mir um und sagte: „Wie oft denn noch? Man klopft bevor man eintritt.“ Ich starrte ihn wütend an und kniff meine Lippen aufeinander. „Nur weil du der Sohn des Rektors bist, musst du nicht hier in diesem Büro mit jedem Mädchen rummachen, dass dir gefällt. Und außerdem wir Engel!“, ich betonte das Wort damit er genau weiß mit wem er es zu tun hat, „sind befugt dazu diesen Raum in Notfällen ohne Voreinladung zu betreten!“, darauf soll er mir erst mal ne Antwort geben, dachte ich selbst gefällig, doch ich irrte mich. „Engel du?“, Seit wann denn das? Ich dachte man darf sich erst Engel nennen, wenn man seine Aufgabe zum ersten Mal erfüllt hat und bis jetzt hast du noch keinen einzigen Schüler hierher gebracht oder?“, er betrachtete mich selbstgefällig. „Nein wie man sich doch täuschen kann!“, ich grinste ihn an und freute mich, als ich sah, wie er mich ungläubig ansah. Ich zog das Mädchen von meinem Rücken und stützte sie. „Das ist die Schülerin?“, er schaute sie begehrlich an. Ich zog sie hinter meinen Rücken und fügte hinzu: „Außerdem wirst du deine Finger von ihr lassen, ist das klar?“, ich schaute ihm fest in die Augen. „Sehen wir mal!“, er versuchte um meinen Körper auf das Mädchen zu schauen. „Nur weil du der angesagteste und heißeste Typ von der Schule bist, heißt es nicht, dass du dir alles nehmen darf was du willst, Vampir!“, ich spuckte das Wort beinahe wie ein Schimpfwort aus. Er grinste nur und stand dann hinter mir. Und bevor ich reagieren konnte lehnte er sich zu dem Mädchen hin und sog ihren Duft tief in sich auf.

Lucian

Ich zog das Mädchen an mich heran und nahm ihren Geruch tief in mich auf. Dieser Engel soll sich nicht zu viel herausnehmen, ich war der Sohn des Direktors und außerdem ein Vampir. Und dieses Mädchen hier roch einfach umwerfend. Ich hätte mich gerade auf sie gestürzt, hätte mich eine laute Stimme nicht zurück gerufen. „Lucian, lass sofort dieses Mädchen los!“, ich wandte meinen Kopf um und blickte in das Gesicht von meinem Vater dem Rektor. Äußerst widerwillig schubste ich das Mädchen von mir weg und eilte aus dem Raum. Weg von ihr, weg von dem berauschenden Blut. Mein Gott, ich wollte, nein, ich musste sie haben. Ich versuchte mir diesen Gedanken auszureden und ihr Gesicht aus meinem Kopf zu kriegen, doch es gelang mir nicht. Immer wieder sah ich ihren Körper und ihre Gesicht in meinem Geist oder roch ihren unglaublichen Duft. Augenblicklich fuhren meine Fangzähne auf und meine Augen begannen zu glühen. „Hey Lucian, was geht ab?“, Marvic, ein Werwesen und mein bester Freund trat in meinen Weg. „Lucian, was ist los?“, besorgt musterte er mein Gesicht. Ich beruhigte mich und schaute ihn ins Gesicht. „Nein, alles okay!“, ich grinst schief und fuhr meine Fangzähne ein. Marvic war so klug keine weiteren Fragen zu stellen und begleitete mich auf mein Zimmer. Mit ihm und meiner Playstation versuchte ich mich abzulenken, was mir schließlich auch gelang.

Liz

Als ich zum zweiten Mal an diesem Tag aufwachte, hörte ich zwei fremde Stimmen, die sich leise unterhielten. Ich ließ meine Augen noch geschlossen damit ich mitbekam worüber sie sich unterhielten. „Elvie, ich glaube unser Gast ist wach, wir sollten sie erstmal begrüßen!“, ich schlug beschämt die Augen auf und blickte in das Gesicht eines älteren Mannes. „Neugierde ist nichts wofür man sich schämen müsste!“, er grinste, was ihn um Jahre jünger erscheinen ließ. „Du wirst dich sicher fragen wo du hier bist und warum du hier bist!“, er schaute mich fragend an. Eine kühle Hand legte sich auf meine Stirn und das fremde Mädchen vom Schulhof flüsterte: „Sie ist so weit, du musst sofort beginnen!“, sie zog ihre Hand weg und trat neben mich. „Was ist soweit und wer bist du?“, verwirrt schaute ich sie an. „Gedulde dich ein wenig, gleich erzähl ich dir alles, aber Mr. Darmon muss jetzt einige Tests mit dir machen!“, sie half mir aufzustehen und eilte mit mir hinter dem Mann her. Die Flügel des Mädchens lagen auf ihrem Rücken zusammen gefaltet und raschelten leise. „Was bist du?“, ich starrte sie fasziniert an. „Ein Engel, siehst du doch, oder?“, sie grinste mich an und musste mich hinter sich herziehen, so erstarrt war ich. „Ein Engel!“, ich flüsterte es kaum hörbar. „Ganz genau, und nun klapp deinen Mund zu, das steht dir nicht!“, sie lachte und zog mich weiter. Mr. Darmon öffnete eine schwarze Tür und winkte uns herein. Innen schaute ich mich staunend um. Alles war auf den neusten Stand eingerichtet und ich konnte einige äußerst wunderliche Gestalten sehen. Menschen mit Pferdeleibern, Tiere die blitzschnell ihre Gestalt änderten, feuerspeiende Wesen und weitere Engel. „Was ist das?“, ich schaute sie fragend an. „Das ist das Forschungslabor, du wirst hier nach deinen Fähigkeiten getestet.“ „Was für Fähigkeiten?“, ich musste ziemlich verwirrt aussehen, denn sie lachte laut los! „Manche Menschen haben besondere Fähigkeiten und die Aufgabe der Engel ist es sie zu finden. Diese Fähigkeiten können, wenn man die Leute nicht rechtzeitig finden, den Inhaber töten und großes Chaos anrichten. Hier wird herausgefunden, was für Fertigkeiten du hast!“, sie zog mich hinter sich her und brachte mich zu einem kleinen Tisch. „Also, als erstes testen wir, ob du ein Vampir bist, riech einfach an diesem Glas, da ist Menschenblut drin. Wenn du einer wärst, würden Fangzähne ausfahren!“, Mr. Darmon drückte mir das Glas in die Hand. Vorsichtig roch ich an dem Glas, doch außer dem Typischen Metall Geruch war da gar nichts. „Mmh, ein Vampir bist du also nicht!“, ich seufzte erleichtert auf. Das wäre das letzte gewesen, was ich hätte sein wollen! „Okay, dann weiter!“, er zog mich an den nächsten Tisch, wo ein schwarzer Wolf saß. „Äh und was soll ich hier?“, ich schaute ihn fragend an. Dann auf einmal drehte sich der Wolf immer schneller und ein Lichtblitz leuchtete auf. Und dort wo der Wolf saß, stand ein kleiner Junge mit kohlrabenschwarzen Haaren. „Du…du, du bist ein Werwolf!“, rief ich erstaunt und ein wenig ängstlich. Der kleine Junge musste sich ein Lachen verkneifen und grinste stattdessen hämisch. „Ne echt!“ Elvie grinste ihm zu und schob mich weiter nach vorne. „Ist sie einer?“, fragte Mr. Darmon. „Ne, sie ist eindeutig keine von uns!“, er verwandelte sich zurück. „Woher weiß er das?“, ich kam mir vor wie der letzte Trottel. War ich die einzige die den Witz nicht verstand? Mr. Darmon sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an, so als ob er wüsste, was in meinem Kopf vorginge. „Er ist ein Werwolf Liz, sie riechen so was!“, klärte mich Elvie auf. „Komm weiter, wir haben noch viel vor uns!“, sie zog mich an den nächsten Tisch, wo ein Zentaur stand. „Ich glaube diese Kategorie können wir ausschließen!“, ich trat an den nächsten Tisch, wo eine junge Frau Feuerbälle durch die Luft wirbeln ließ. „Cool!“, ich schaute fasziniert zu, doch die Frau schüttelte nur den Kopf als ich näher trat und ich wurde weiter gezogen. Auch bei den anderen Elementen hatte ich wenig Glück. Mr. Darmon raufte sich immer öfter die Haare und wirkte langsam richtig verzweifelt. „Ich glaube wir sollten mal eine Pause machen!“, schlug Elvie vor und zog mich zu einer langen Tafel, auf der einige der Wesen saßen. „Kann ich dich dann etwas fragen?“, ich blickte Elvie neugierig an. „Klar!“, sie zog mich neben sich und häufte sich Unmengen an essen auf den Teller „Das ist alles für dich?“, fragte ich verwundert. „Natürlich nicht du Trottel!“, sie drückte mir Messer und Gabel in die Hand und fing an zu essen. Ich schlug ebenfalls zu und fragte dann schließlich: „Was genau ist das für eine Schule?“ „Wie du ja gehört hast gibt es hier viele Jugendliche mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Sie alle werden hier unterrichtet und ausgebildet, damit sie unter den Menschen leben können. Wir Engel müssen leider auch in den Unterricht, ansonsten suchen wir nach Leuten wie dich. Wir werden auch Sucher genannt und erhalten erst den Namen Engel wenn man den ersten Schüler mit bringt!“, sie guckte mich strahlend an. „Dann bist du jetzt ein Engel?“, fragte ich neugierig. „Jep und nun muss ich nicht mehr aus Suche gehen! Das ist nämlich so was von stressig!“, sie biss in ihren Apfel. „Wie erlangt man eigentlich diese Fähigkeiten?“, ich schaute sie fragend an. „Keine Ahnung, ich glaube aber das das angeboren ist!“ „Wie wird das jetzt eigentlich mit meiner Familie, der Schule und so was?“, das war die Frage, die ich unbedingt wissen wollte. „Man sagt dass du nun auf einer Schule für hoch begabte gehst. Deine Eltern kannst du in den Ferien besuchen! Bis dahin müsstest du deine Fähigkeiten unter Kontrolle haben!“, ich seufzte erleichterte auf. „Komm, es geht weiter, ach und noch was! Halt dich von Lucian fern, er springt mit jeder ins Bett, also geh ihm aus dem Weg!“, sie packte mich und zog mich hoch. „Auf so Machotypen steh ich eh nicht!“, Ich grinste und folgte ihr an die restlichen Tische. „Ganz sicher dass du keinen Fehler gemacht hast?“, fragte ich nervös, als nur noch vier Tische übrig waren. „Nein, wir liegen nie falsch!“, antwortete sie mir. „Hoffe ich zumindest!“, murmelte sie leise, eher zu sich selbst. Und dann standen wir vor dem letzten Tisch, neben dem eine wunderschöne junge Frau ihr Schwert schwang. Als sie uns beide sah hielt sie inne und betrachtete mich. „Engel, wen bringst du hierher?“, sie schaute Elvie fragend an. „Das ist Liz, bis jetzt wurde sie in keine einzige Gruppe sortiert…!“, die fremde Frau betrachtete mich nachdenklich. „Komm näher!“, rief sie mir zu und Elvie schubste mich leicht nach vorne. Ich strauchelte und wurde von der Frau aufgefangen. „Ja, sie ist so wie ich, aber auch etwas ganz anderes!“, sie drückte mir ein Schwert in die Hand und trat einen Schritt zurück. Verwundert blickte ich auf das kunstvoll gefertigte Schwert und übersah das Schwert, dass auf mich zu rauschte fast. Ganz knapp, riss ich meine Hand nach oben und blockte ab. Die Frau wirbelte um mich herum, schaffte aber keinen einzigen Treffer, worüber ich sehr froh war, sonst wäre ich am nächsten Tag nicht aus dem Bett gekommen vor lauter blauen Flecken. Aber aufgrund meiner wenigen Ausdauer kam ich schon bald aus der Puste. Zum Glück ließ die Frau von mir ab, bevor ich zusammen brechen konnte. „Sie ist eine Amazone, ihr fehlt nur das tägliche Training und die Ausdauer, dann wäre sie sehr wahrscheinlich besser als ich!“, sie packte meinen Unterarm und drückte ihre Stirn an meine. Um meinen Unterarm wickelte sich ein kunstvoll geschlungenes Muster. Es glühte regelrecht. „Ich erwarte dich jeden Morgen anderthalb Stunden vor dem Frühstück und nach dem Abendessen noch einmal! Da werden wir trainieren!“, sie ließ meinen Arm los und trat zurück. „Was meintest du mit, sie ist nicht nur eine von dir?“, fragte Elvie und trat neben mich. „Sie ist ebenso stark und gewand wie ein Vampir, obwohl sie keine Fangzähne oder ähnliches zu haben scheint!“, sie verbeugte sich vor Elvie und ging. „Na dass ist ja interessant! Komm, wir suchen Marvic!“, sie packte mich und zog mich hinter sich her. „Äh Elvie, wo ist denn Mr. Darmon?“, ich schaute mich suchend um. „Er besorgt dir Sachen und unterrichtet deine Eltern!“, sie bugsierte mich aus dem Raum. Wir eilten die Gänge entlang und hielten vor einer schwarz angestrichenen Tür an. Ohne zu klopfen stürmte Elvie rein und rief: „Marvic, wo bist du schon wieder?“, ich versteckte mich hinter ihrem Rücken und versuchte möglichst Unauffällig zu bleiben. „Was ist denn jetzt schon wieder Elvie!“, ein braunhaariger, grünäugiger Junge grinste sie an. „Wen hast du denn schönes mit gebracht?“, fragte er interessiert. „Das ist eine gute Frage!“, sie grinste und zog mich hinter sich hervor. „Wie ihr wisst es nicht genau?“, er starrte mich fragend an, dann runzelte er die Stirn. „Sie riecht wie Lucian, aber auch irgendwie nicht! Ein Vampir und doch keiner!“, ich lächelte entschuldigend. „Eine Amazone und du hast ihren uns unbekannten restlichen Teil gelöst. Eine Vampiramazone. Das gab es noch nie!“, Elvie zerwuschelte meine Haare. „Vielen Dank Marvic, du hast uns sehr geholfen!“, Elvie schob mich aus dem Raum. „Wohin geht es jetzt?“, ich schaute sie fragend an. „Zu Professor Juno, er ist auch ein Vampir und wird dir alles erklären können!“ Sie schleifte mich quer durch das Gebäude zu einem riesigen und hellem Büro. „Herr Juno, sind sie da?“, ein leises rascheln ertönte hinter uns und ein weißhaariger Mann stand vor uns. „Ah Elvie, schön dich zu sehen und wer ist dieses bezaubernde Ding an deiner Seite?“, er musterte mich von oben bis unten. „Das ist Liz, sie ist neu und meine Schülerin!“, sie schob mich in seine Richtung. „Überaus interessant, sie ist ein Mischling, der erste seit mehr als vierhundert Jahren!“, er trat näher und ich wich augenblicklich zurück. „Keine Angst, ich tue keinem Menschen etwas. Ich erwarte dich heute Abend nach deinem Training!“, er schüttelte meine Hand und verschwand. „Elvie, wie soll ich das denn schaffen? Morgens trainieren, abends zweimal, dann wahrscheinlich auch noch Hausaufgaben und so was?“, ich konnte ein aufstöhnen kaum unterdrücken. Elvie brach in schallendes Gelächter aus und ich musste mich beeilen um mit ihr Schritt zu halten.

Lucian

„Marvic, bist du da?“, ich klopfte an seine Zimmertür. „Klar, komm rein!“, ich trat ein und meine Fangzähne fuhren sofort aus. Dieser Geruch, der gleiche wie bei dem Mädchen. „Lucian, eben war Elvie da, mit einem neuem Mädchen, sie sieht super aus und riecht auch sehr gut, auch wenn Elvie eher mein Geschmack ist, aber dir, sie würde dir auf jeden Fall gefallen, Lucian?“, Marvic trat hinter mich und eher er sich versah hatte ich meine Hand um seinen Hals geschlossen und ihn an die Wand gedrückt. „Lass mich los, du Spinner, was ist nur los mit dir?“, Marvic verwandelte sich in eine Maus, wand sich aus meiner Hand und verwandelte sich zurück. „Sprich nicht so von dem Mädchen!“, fauchte ich. „Ey Mann, du bist verliebt!“, er brach in schallendes Gelächter aus. „Ja klar und ich bin der Weihnachtsmann!“, brüllte ich wütend und stürmte aus dem Raum. –Verliebt, ich ja klar. Ich eilte auf den Hof und suchte Jess. Als ich sie fand, packte ich sie und drängte sie an die Wand. Ich versengte meine Fangzähne in ihr Fleisch und wollte ihr süßes Blut runter schlucken, als es meine ganze Kehle verätzte. Entsetzt spuckte ich es auf und drückte Jess von mir. „Was ist los?“, sie wollte mich wieder an sich ziehen, doch ich schubst sie grob von mir und rannte weg. Nur eine Sekunde später stürzte ich in das Büro des Professors Juno. „Was ist mit mir los?“, wollte ich wissen. „Wie kann ich sagen, was mit ihnen los ist, wenn sie mir nicht sagen, was vorgefallen ist.“, er stand direkt vor mir. „Ich kann kein Blut mehr trinken, ich habe es probiert, es schmeckt für mich wie Gift!“, ich tigerte im Büro auf und ab. „Sie wurden geprägt!“, stellte Juno nüchtern fest. „Wie was?“, ich blickte ihn verwirrt an. Vampiren ist eine Gefährtin vorbestimmt, wenn man sie findet, ist es unmöglich das Blut anderer zu trinken, außer der Gefährtin!“ „Was sagen sie!“, ich stand nur wenige Zentimeter von ihm entfernt, mit voll ausgefahrenen Fangzähnen und glühenden Augen. „Irgendwo hier sehr wahrscheinlich ist ihre Gefährtin. Ihr Duft ist für sie sehr verlockend und glauben sie, sie wollen nicht mehr von ihr weg!“, er grinste und ich schnaubte wütend, knallte die Tür hinter mir zu und ging auf mein Zimmer. Und da rastete ich aus, ich warf alles durch die Gegend, Stühle zerbrachen an der Wand, lose Blätter flatterten um mich herum und die Temperatur sank um mehrere Grad, ich hörte erst auf, als Marvic durch die Tür hereinkam und entsetzt nach Luft schnappte. „Ist hier ne Bombe eingeschlagen?“, fragte er scherzhaft, verstummte aber sofort, als ich ihn anblickte. „Was ist los, seit dem du dem neuem Mädchen begegnet bist verhältst du dich sonderbar!“ „Was hast du gesagt!“, ich blickte ihn verwundert an. „Was ist los?“, fragte Marvic. „Danach!“, fuhr ich unwirsch dazwischen. „Du verhältst dich sonderbar?“ „Nein, dazwischen!“, warf ich ein. „Das neue Mädchen?“, er schaute mich an als wäre ich verrückt. „Genau, danke Marvic, auf dich ist doch immer wieder verlass!“, ich stürmte aus meinem Raum und ließ einen total verwirrten Marvic zurück, doch das war mir egal. Ich verfolgte ihren Geruch durch das Gesamte Gebäude bis in die Eingangshalle und hinaus. Ich rümpfte meine Nase, als ich den Geruch des Engels aufnahm. Muss die denn die ganze Zeit in ihrer Nähe sein? Ich beobachtete die beiden, wie die auf die Trainingsfelder gingen und den anderen beim üben zu sahen. Ganz langsam trat ich hinter sie und murmelte ihr zu: „Wir können auch mal zusammen „trainieren“ gehen!“, ich bemerkte mit genugtun wie Elvie mich wütend anstarrte und das Mädchen verschrockenen zusammen zuckte. Sofort schob sich diese lästige Engelin zwischen mich und dem Mädchen, was mich nur noch weiter anstachelte. „Lass sie in Ruhe und begnüg dich mit den anderen Mädchen, die hinter dir her rennen wie wild gewordene Hühner!“, sie packte das Mädchen am Arm und lief den Hügel hinunter. „Liz, komm mit!“, rief sie und eilte weiter. Liz hieß sie also, ein schöner Name. Ich blickte ihnen nach und zuckte zusammen, als jemand hinter mich trat und mir auf die Schulter klopfte. „Du hast sie also gefunden?“, fragte mich mein Vater Mr. Darmon. „Wen?“, fragte ich scheinbar gelangweilt und schaute Liz hinter her. „Ach komm, deine Gedanken kann ich sogar auf einen Meter Entfernung hören!“, er grinste, klopfte mir auf die Schulter und war verschwunden. Man, wieso muss mein eigener Vater Gedanken und Gefühle lesen können? Das kann zwar ziemlich nützlich sein, in dieser Hinsicht aber mehr als ärgerlich. Ich drehte mich abrupt um und eilte in die Schule. Der letzte Ferientag und dann so was.


Elvie

„Wer genau war das eigentlich?“, fragend schaute mich Liz an. „Du weißt doch noch was ich über den Sohn des Direktor erzählt habe, oder?“ „Du meinst das worüber wir im Labor gesprochen haben?“, ich nickte zustimmend und Liz drehte sich noch mal um und schaute Lucian an. „Der Typ?“, sie klang ziemlich gelangweilt. „Yeah, der Mädchenschwarm und Playboy dieser Schule!“, ich grinste, da sie das anscheinend kalt ließ und blickte wieder auf den Platz, wo verschiedene Gruppen trainierten. „In was für eine Klasse komm ich?“, Liz hatte sich neben mich auf die Bank gesetzt und schaute den Jugendlichen zu, die sich in die unterschiedlichsten Gestalten verwandelten. „Mist, den ganzen Tag habe ich schon das Gefühl gehabt was vergessen zu haben hier!“, ich reichte ihr einen zerknitterten Pergamentbogen. Liz schlug ihn auf und las: „Professor Zacura erwartet sie jeden Morgen außer Sonntags anderthalb Stunden vor Sonnenaufgang, und jeden Abend bis Samstags anderthalb Stunden nach dem Abendessen, danach wird Professor Juno mit Ihnen trainieren.
„Na dann viel Spaß, die beiden sind die strengsten Lehrer an dieser Schule. Dein Stundenplan kannst du dir selber nach deinen Fächern aussuchen, aber wunder dich nicht, wenn einige der Fächer hier unbekannt sind. Aber erstmal zeig ich dir dein neues Zimmer, ok?“, ich packte sie am Arm und rannte mit ihr über den Trainingsplatz zu dem Hauptgebäude zurück. Und dann, ohne auf ihren Protest zu achten, nahm ich sie auf meinen Rücken und entfaltete meine Flügel. „Das ist unglaublich!“, rief Liz und umschlang mit ihren Armen meinen Oberkörper. „Nicht wahr?“, ich lachte und schraubte mich in die Höhe um dann auf einmal hinunter zustürzen. Liz kreischte und ich brach in schallendes Gelächter aus, als ich meinen Kopf umdrehte und in ihr kalkweißes Gesicht zu sehen. „Können wir mal anhalten, mir geht’s nicht gut!“, ich grinste wie verrückt und landete sanft. Sofort plumpste sie auf den Boden und wog sich hin und her. Nach einigen Minuten erhob sie sich zitternd und immer noch grinsend lief ich mit ihr durch den Flur. „Wenn du das das nächste mal machst, kannst du mich dann vorwarnen?“, Liz versuchte zu grinsen, was ihr jedoch misslang und in einer Grimasse endete. Ich hielt an und holte einen Schlüssel aus meinem Kleid hervor und schloss die Tür auf.

Liz

Mir zitterten immer noch die Beine, als ich den Raum betrat und mir vor Erstaunen der Mund aufklappte. Die eine Hälfte des Raumes war in weiß gestrichen und die andere hellblau. Elvie hatte sich auf das Bett in der hellblauen Ecke gesetzt und beobachtete mich, wie ich meine Hälfte des Raumes beobachtete. Ein riesiges Himmelbett, eine Staffelei und ein schwarzer Schreibtisch. Dann gab es noch eine Tür, die in ein kleines Badezimmer führte. Und einen riesigen Kleiderschrank. „Das ist unser Zimmer?“, fragte ich verwirrt. „Natürlich, von wem denn sonst?“, Elvie grinste und streckte sich auf ihrem Bett aus. „Guck erst mal in den Schrank!“, ich riss die Türen auf und starrte auf T-shirts, Jeans, Schuluniformen, Kleider und Schuhe und das in Massen. „Das ist mir?“, ich runzelte die Stirn. „Jep!“, sie verkniff sich eindeutig ein lachen. Und da erst bemerkte ich die Bilder an den Wänden. Es waren meine eigenen, die ich noch nie jemandem außer Nick gezeigt habe. „Ich hoffe es gefällt dir, Mr. Darmon hat es eingerichtet!“, sie wurde durch das Klingeln einer Glocke unterbrochen. „Was ist denn das?“, ich schaute sie fragend an. „Abendessen!“, Elvie sprang auf und schleppte mich hinter sich aus dem Raum. Wir eilten mit den übrigen Schülern die Treppen nach unten in eine große Halle. Engel, Zentaur, Feen, Werwölfe und andere Wesen stürmten mit uns herein und verteilten sich an die vielen Tische. Ich wurde von Elvie an einen der hinteren Tische gezogen, wo schon zwei saßen. „Hey Elvie, wen hast du denn da mitgebracht?“, fragte ein zierliches, braunhaariges Mädchen. „Das Maggi, ist Liz, meine Zimmernachbarin! Liz, dass sind Maggi und Selin!“, sie setzte sich hin und ich schüttelte die Hände der beiden. Dann schüttete ich mir ein Glas Wasser ein und tat mir ein Toastbrot auf! „Und was bist du?“, fragte Selin neugierig. „Eine Amazonenvampirin!“, beantwortete Elvie meine Frage. „Cool!“, riefen Maggi und Selin wie aus einem Mund. „Ich bin ein Werwolf und sie ist eine Wasserfrau!“, Selin deutete auf Maggi. „Zeigt ihr mir was?“, fragte ich sie sofort. „Klar!“, Maggi drehte ihre Hand und eine kleine Kugel Wasser erhob sich aus meinem Glas! Doch als ich sie berühren wollte zerplatzte sie und meine Gesamte Hose war nass. „Tschuldige, ich kann das noch nicht so gut, ich bin erst seit letzter Woche hier!“, rief Maggi, während Elvie und Selin in schallendes Gelächter ausbrachen. „Dann mach es doch besser!“ murmelte Maggi eingeschnappt. „Sicher doch!“, Selin wandte mir ihren Kopf zu und blickte mich mit einem Wolfsgesicht an. Dann drehte sie sich wieder Maggi zu und ich musste lachen. „Was ist?“, fragte Selin neugierig. „Pack mal an deine Ohren!“, ich unterdrückte ein Grinsen, als sie sich an die Ohren packte und Scheiße rief. „Mist, wie krieg ich das jetzt wieder hin!“, denn dort wo eben noch normale Ohren waren, befanden sich nun spitz zulaufende Wolfsohren. „Jaja, man sollte eben nie angeben!“, rief Maggi und klopfte Selin auf die Schulter. Diese funkelte sie wütend an und schaffte es nach mehreren Versuchen endlich wieder normale Ohren zu bekommen. „Ohoh, Nervensägen auf Neun Uhr!“, flüsterte Elvie und blickte nach links. Und dann sah auch ich, was sie damit meinte. Lucian stolzierte mit Marvic auf unseren Tisch zu. Hinter ihnen liefen noch zwei Jungen her, und betrachteten uns mit Argwohn. „Och ne, Jack und Timothy sind jetzt auch schon mit von der Partie?“, fragte Selin genervt und wechselte mit Maggi auf unsere Seite des Tisches, so dass die Jungen wenn überhaupt gegenüber von uns Platz nehmen könnten. Was diese auch mit einem überheblichen Grinsen machten. Ich aß gelangweilt mein Toastbrot zu Ende und ignorierte Lucian und die anderen völlig. Ich war völlig versunken in meinem Gedanken, so dass ich meinen Becher umwarf, als Lucian mir gegen das Schienbein trat. Das Wasser floss mir sofort auf meine eh schon nasse Hose. Wütend trat ich zurück, was ihm lediglich ein Lachen entlockte. „Ja echt witzig, jetzt kann ich mich noch umziehen bevor ich raus muss!“, fauchte ich und stand auf. „Soll ich mitkommen?“, fragte mich Elvie besorgt. „Ne geht schon, ich bin auch gleich wieder da!“, ich bemerkte nicht, wie Lucian mich spöttisch musterte. Ich eilte aus dem Raum und rannte die Treppe hoch. Ich bemerkte nicht wie Lucian vor mir auftauchte und rannte prompt in ihn hinein. „Nana, wer wird denn so stürmisch sein?“, er packte mich fest an den Armen und drückte mich an sich. „Lass mich gefälligst los!“, zischte ich und entriss ihm meine Arme, er ignorierte das und zog mich an der Hüfte an ihn heran. „Sollte das etwa eine Drohung sein?“, er grinste und drückte seine Lippen auf meine. Zu verwirrt um mich zu wehren blieb ich stocksteif und rührte mich nicht mehr. Dann jedoch hob ich meinen Arm und knallte ihm eine. Er ließ sich nicht davon beirren und wurde fordernder. Ich wehrte mich nur noch verbissener und tat schließlich das, was jede Frau in solch einer Situation tat. Ich trat ihn fest zwischen die Beine. „Scheiße!“, keuchte er und ich rannte die Treppe wieder runter. Kurz vor der Tür ins Freie hörte ich ihn rufen: „Du entkommst mir nicht noch einmal, du gehörst mir!“, dann war ich draußen und eilte die Wiese nach unten zu den Trainingsplätzen.
„Ah, Mrs. Carter. Was ist denn mit ihrer Hose passiert?“, verwundert blickte Mrs. Zacura mich an. „Ein aufeinandertreffen mit Lucian Darmon!“
„Ein reizender Bursche nicht wahr?“, die Professorin verdrehte die Augen und bedeutete mir ihr in die Mitte des Feldes zu folgen.
„Am Anfang werden wir erst mal an deiner Kondition arbeiten und an ihren Reflexen!“, als ich mein Gesicht verzog lächelte sie leicht, dann hieß es für mich 6 Runden einlaufen. Schon nach der ersten Runde lief mit der Schweiß den Nacken hinunter. Im Laufe der folgenden Runden lief er mir in die Augen und ich keuchte mehr, als das ich atmete.
„Ok, das reicht erst mal. Eine kurze Pause, dann geht’s weiter!“, sie warf mir ein Handtuch zu, womit ich mich dankend abrieb. Die fünf Minuten Unterbrechung kamen mir vor wie eine Sekunde und ehe ich mich versah, stand ich wieder im Feld und musste mich ducken, zur Seite springen um somit einem dicken Holzstock ausweichen. Mehr als einmal traf mich der Ast und zwar so fest, dass ich auch noch tagelang danach blaue Flecken haben würde.
„Genug für heute, morgen früh vor Sonnenaufgang!“ Ich taumelte den schmalen Pfad entlang und murmelte die schlimmsten Ausrücke vor mir hin, als Elvie vor mir auftauchte. „
„Man, du siehst echt scheiße aus!“, sie grinste und ich hätte sie am liebsten umgebracht.
„Ich trag dich!“, als sie meinen zweifelnden Blick sah fügte sie hinzu, „ohne Zwischenfälle!“ Hätte mich einer gefragt wie dieser Flug war, ich hätte nichts sagen können. Schon nach den ersten Flügelschlägen war ich eingeschlafen.

Elvie

Ganz vorsichtig deckte ich Liz zu und hoffte das die Flecken nicht allzu weh tun würden. Damit sie morgen pünktlich zu ihrem Training kommen würde stellte ich ihr den Wecker und zog mich rasch um. Dabei fiel mein Blick auf die Bilder und ich erstarrte. Auf jedem dieser Bilder war das Zeichen Therors zu sehen. Ein Amulett umrandet von Runen und einem schwarzen Onyx in der Mitte, verbunden mit feinen Goldenen Draht. Auf einem sah man sogar das Gesicht des Tyrannen. Jeder Strich saß, es war ein Meisterwerk. Aber woher kannte Liz diesen Mann! Elvie schloss beunruhigt die Augen und versetze sich in einen Trancezustand, der den Schlaf ersetzte.


Lucian

Mein Zimmer war mittlerweile wieder aufgeräumt und alle teile saßen an ihrem Platz. Noch immer brannten meine Lippen von ihrem eher unwilligen Kuss. Ich lächelte als ich daran dachte, wie sie versucht hatte sich von mir zu befreien. Ihr Tritt hatte ihn irritiert, denn so was war er nicht gewöhnt. Doch er würde nicht von ihr ablassen denn schließlich brauchte er blut und naja, alle weiteren typisch männliche Beschäftigungen.

Liz

Das Klingeln des Weckers riss mich aus dem Schlaf. Ich öffnete müde meine Augen und blinzelte. Die Wand war weiß gestrichen, nicht matschbraun wie die bei mir zu Hause. WO verdammt noch mal war ich! Dann fiel mir alles ein, auch das Training bei Mrs. Zacura. „Oh verdammt!“, ich verhäderte mich in der Bettdecke und schlug hart mit dem kopf auf den Boden auf.
„Ahh!“, ich rappelte mich auf und prallte gegen eine Mauer, so zumindest fühlte es sich an. Als ich jedoch aufblickte erstarrte ich. Vor mir stand niemand anderes als Lucian, das arrogante Arschloch.
„WAS machst du hier in UNSEREM Zimmer!“, überaus wütend stemmte ich die Hände in die Hüften, vergaß aber dass ich mit ihnen die Decke fest gehalten hatte. Die kühle des Zimmers machte mir sofort klar, dass ich nur in einer sehr kurzen Hotpants geschlafen hatte.

Lucian

Ich muss sagen, Liz in einem engen Top und kurzer Hotpants zu sehen mit vom Schlaf zerzausten Haaren war das sexiest was ich in meinem Leben gesehen hatte. Und zum ersten Mal seid ihrer Ankunft betrachtete ich sie näher.
Im Gegensatz zu meinen 1,97 war sie mit ihren 1,80 noch immer kleiner, doch es war perfekt. Die Haut so braun wie Milchkaffe und ihre Beine waren schlank und wohlgeformt, wie dazu geschaffen sich um die Hüften eines Mannes zu legen. Die Brüste waren klein, aber passten zu ihr. Doch das unglaublichste an ihr war ihr Gesicht. Hohe, feine Wangenknochen, gerade Nase, leicht schräg stehende, kristallblaue Augen und ein Mund, der jeden Mann an die grenzen seiner Beherrschung trieb. Meine Fangzähne stachen mir in die Lippen, doch ich war viel zu sehr abgelenkt um es zu bemerken.
„Was machst du hier in unserem Zimmer!“, ihre Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ich sah wie sie näher an mich heran trat. Ein sehr großer Fehler. Ich stürzte mich förmlich auf sie. Ihren Schrei nahm ich in meinen Mund auf. Meine Arme umklammerten sie in einer umbarmherzigen Umarmung. Sie drückte ihrer Hüfte gegen meine um mehr Abstand zu kriegen, keuchte aber auf, als sie spürte wie sehr es mir nach ihr verlangte. Ich dränget sie gegen die Wand und hielt sie mit meinen Oberschenkeln dort feste. Dann drehte ich ihren Hals leicht zur Seite und versenkte meine Fangzähne in ihr. Ihr Blut war das reinste Ambrosia für mich. Unbeschreiblich.

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Tag der Veröffentlichung: 04.04.2010

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