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Das gemeingefährliche Jahrgangstreffen

Zum Inhalt

Kriminaloberkommissar Ernst Keller besucht seinen Heimatort im Norden Hessens, um an einem Treffen seines alten Grundschuljahrgangs teilzunehmen. Ein Mitschüler wird nach der Feier mit einem Gartenzwerg niedergeschlagen und überlebt den Anschlag nur knapp. Der Kommissar übernimmt den Fall – ein Fehler: Im Laufe der schwierigen Ermittlungen zeigt sich immer deutlicher, dass das Opfer viele Feinde hatte und dass es fast jeder gewesen sein könnte. Kommissar Keller ermittelt allein gegen seine damaligen Mitschüler und taucht dabei tief in seine eigene Vergangenheit ein.

 

Leseprobe

 

 

Prolog

Sonntag, 3. Juni 2012, gegen fünf Uhr morgens

Den Schatten, der im matten Licht der Straßenlaterne über sein Gesicht strich, nahm er nicht mehr wahr. Jörg Schultz schlief tief und fest auf dem frischgemähten Rasen, neben ihm eine ungeöffnete Flasche Dornfelder. Zuvor war er durch den großen Vorgarten die Treppen zum Haus seiner Eltern hinuntergestolpert. Ein verdächtiges Geräusch aus dem Gebüsch hatte ihn zwar kurz aufgeschreckt, er aber war, vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend, weitergetaumelt. Er scherte sich nicht darum, denn er war viel zu betrunken.

»Es war – Mist. Wo ist denn die Uhr geblieben? Hmmh, was soll’s, spät auf jeden Fall.«

Ernst sagte vorhin im Auto was von halb fünf. Er kam eben vom Jahrgangstreffen seines Grundschuljahrgangs. Viele der Gestalten hatte er über 20 Jahre nicht mehr gesehen. Kerstin hatte sie noch nach Hause gefahren. Sie, das waren Ernst, Susi und er. Ernst, der ist jetzt Polizist. Susi war und ist seine beste Freundin. Sie ist Sachbearbeiterin beim Landratsamt in Kassel. Kerstin arbeitet in Kassel in einer Bäckerei – oder war es eine Fleischerei? Egal, sein vordringlichstes Ziel war es, unfallfrei das Bett in seinem Jugendzimmer zu erreichen. Sicher hatte niemand etwas dagegen, wenn er sich erst einmal auf den frischgemähten Rasen setzte und in die Sterne blickte - nur einen Moment. Das ging natürlich in der Rückenlage viel besser, daher legte sich Jörg lang auf den schon etwas feuchten Rasen. Keine zehn Sekunden später schlief er den Schlaf der Gerechten.

Nach dem Schlag zuckte er nur kurz zusammen.

 

Vom Auftakt der Geschichte mit dem eigentlichen Verbrechen startend nun als zweite Leseprobe eine kurze Momentaufnahme direkt vom Jahrgangstreffen.

 

Kapitel 2

2./3. Juni 2012 - Die Nacht des Jahrgangstreffens

Keller war gegen zehn Uhr abends gerade in einem angeregten Gespräch mit Kerstin, als es direkt neben ihnen zu einer lautstarken Diskussion kam: Werner Kerstens und Jörg Schultz waren aneinandergeraten. »Natürlich, ich weiß es noch wie heute, ›Video killed the Radio Star‹ von den Buggles war das erste Musikvideo auf MTV. Da ist doch schon der Name Programm. Warum sollten sie Pat Benatar spielen, wenn es einen so passenden Song von den Buggles gab?«

»Wenn ich es dir doch sage, es war ›You Better Run‹ von Pat Benatar.«

»Nein, nein und nochmals nein! Was ist das überhaupt für ein Lied, ich kenne von ihr nur ›Love is a Battlefield‹.«

»Gut, wetten wir und lassen Wikipedia entscheiden.«

In diesem Moment sah Keller die beiden zu den Smartphones greifen und heftig auf ihnen herumtippen. Inzwischen versammelten sich immer mehr Mitschülerinnen und Mitschüler um die beiden, keiner von ihnen wollte den Ausgang dieser Wette verpassen.

Von hinten tönte es: »Genau wie früher, immer noch die gleichen Streithähne.«

Susi hatte sich eingemischt.

»Um was wettet ihr beiden Streithammel überhaupt?«

Die Kontrahenten schauten sich einen Moment überrascht an, Werner war jedoch schneller.

»Wie wäre es mit einer guten Flasche Rotwein, schließlich sind wir hier ja in einer Gastwirtschaft?«

»Einverstanden«, erwiderte Jörg Schultz siegessicher. »Dann hab’ ich nachher noch was für den Heimweg.«

Die Menge wartete gespannt. Auf Werners Stirn begannen sich Schweißperlen zu bilden.

»Mist, kein Empfang. Wo sind wir denn hier, in Dunkeldeutschland?«

Jörg lachte überheblich.

»Du brauchst nur das richtige Netz. Schau, ich hatte Recht. Es waren die Buggles.«

»Du hast mich bestimmt reingelegt, so wie damals.«

»Jetzt sei ein guter Verlierer und komm mit mir an die Theke.«

Die beiden gingen ab.

»Und ihr könnt wirklich jeden Mörder mit DNA-Spuren entlarven?«, nahm Kerstin das Gespräch wieder auf.

Kerstin interessierte sich zu Kellers Verwunderung sehr für polizeiliche Ermittlungsmethoden, insbesondere Spurensicherung und Gerichtsmedizin. Sicher schaute sie immer diese Serien im Privatfernsehen. Die gab es ja mittlerweile zuhauf. Keller war es egal. Endlich hatte er etwas, womit auch er angeben konnte. Seiner Ansicht nach hatte ein solches Treffen letztlich zwei Funktionen. Erstens sollte es die eigene Neugier befriedigen und die eigenen Vorurteile bestätigen: »Da schau, die Juliane takelt sich immer noch so auf wie früher.« Zweitens bot es allen Schauspielern eine tolle Bühne, frei nach dem Motto ›Schaut, das habe ich aus mir gemacht‹. Es war einfach der perfekte Jahrmarkt der Eitelkeiten. ›Mein Haus! Mein Auto! Mein Boot!‹, wie damals in der Werbung. Niemand würde offen zugeben, dass er keinen Job hatte und vom Ersparten der Ehefrau lebte. Er konzentrierte sich wieder auf Kerstin.

»Ja, das stimmt«, antwortete Keller. »Doch warum interessierst du dich plötzlich so für solche Sachen?«

»Jetzt komm, wer kennt denn schon einen echten Kriminalkommissar.«

Keller überlegte.

»Wenn es dich wirklich interessiert, kann ich dir einmal eine Privatführung geben. Der Pathologe ist ein guter Freund von mir.«

Kerstin grinste.

»Gut, abgemacht.«

 

Die dritte und letzte Leseprobe beschreibt die Ermittlungen von Kriminaloberkommissar Ernst Keller. Lauschen Sie also einem Fachgespräch in der Abteilung Rechtsmedizin des Kasseler Klinikums.

 

Kapitel 4

Dienstag, 5. Juni 2012, am Morgen

Keller war etwas zu spät dran. Sie waren für

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Christian Schneider
Bildmaterialien: Christian Schneider
Lektorat: Lektorat Schulz / Beate Klemke
Tag der Veröffentlichung: 05.12.2015
ISBN: 978-3-7396-2660-4

Alle Rechte vorbehalten

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