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Prolog


das Copyright gehört alleine mir. Jegliche Ähnlichkeit zu anderen Geschichten, erfundenen oder realen Personen sind nicht beabsichtigt und Reiner Zufall. Ich hoffe euch gefällt meine Geschichte X3


"Ihr schiebt mich also wirklich ab?" murmle ich eher zu mir selber, während ich das Auto meiner Mutter beobachte, wie es sich von mir entfernt.
Resigniert schüttle ich mit dem Kopf und schultere meine voll bepackte Reisetasche. Mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als hier zu bleiben.
Zu meinen 'Eltern' kann ich nicht mehr zurück. Sie hassen mich, was ich nur zu gut verstehen kann. Unmotiviert drehe ich mich um und mustere das riesige Gebäude, das schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel haben muss.
Es sieht fast so aus, wie ein altes Schloss, das sich mitten in einem dichten Wald befindet. Meine Heimat auf unbestimmte zeit. Mit einem Seufzen setze ich mich in Bewegung, in Richtung des Internats, welches ich von nun an besuchen werde.
Ein sanfter Wind umspielt die Landschaft und lässt meine Haare regelrecht tanzen. Genervt versuche ich mein Haar in den Griff zu bekommen und ignoriere die wunderschöne Umgebung, die nur von dem zunehmenden Mond und unzähligen Sternen beleuchtet wird.
Ob überhaupt noch jemand wach ist? Ich frage mich sowieso, warum sie mich hier mitten in der Nacht absetzten musste. In gewisserweise ist es nur logisch, bei dem, was passiert ist.
Da hätte auch ich versucht, die verantwortliche Person so schnell wie möglich los zu werden. Das ganze ist nicht einmal eine Woche her.
Es bringt nichts, weitere Gedanken daran zu verschwenden, schalle ich mich selbst und bleibe vor dem großen Tor stehen, das mich ins innere des Gemäuers führen soll. Meine Finger umschließen das kalte Metall des Türgriffs, ehe ich die Tür leise öffne.
Fahles Licht schlägt mir entgegen, erzeugt von einigen wenigen deckenleuchten. Eine riesige Eingangshalle erstreckt sich vor mir. Aufmerksam lasse ich meine Augen durch den Raum wandern, ehe ich eine Person erspähe, die vor einer Vitrine steht, in welcher einige Zettel hängen.
Scheint eine Art schwarzesbrett zu sein. Schulterzuckend schlendre ich auf den großgewachsenen Mann, mit dem braunen Haarschopf zu. Noch ehe ich bei ihm ankomme, dreht er sich, mit einem Lächeln auf den Lippen zu mir um.
"Du musst Asna sein," lächelt er mir freundlich zu und überbrückt den letzten Abstand zwischen uns mit wenigen Schritten, "ich bin Tristan, der Leiter dieser Einrichtung." Misstrauisch lege ich den Kopf leicht schief und eine meiner Augenbrauen wandert nach oben, während ich ihn genauestens unter die Lupe nehme.
Kurzes, braunes Haar, sonnengebräunte Haut, breites Kreuz, muskulöser Oberkörper, eine schlichte, blaue Jeans und ein einfaches schwarzes Hemd. Sehr seltsamer Schulleiter, wenn man mich fragt, doch ist das hier ja auch kein normales Internat.
"Bist wohl nicht die gesprächigste, wie? Auch egal, komm, ich zeig dir dein Zimmer, damit du dich endlich schlafen legen kannst," führt er ungerührt fort und setzt sich in Bewegung.
Noch immer unmotiviert folge ich ihm die Treppe nach oben, die an beiden Seiten des Saals empor ragen. Einige zeit laufen wir durch die endlos erscheinenden Gänge, ehe wir an einer Tür stehen bleiben.
"Hier wirst du ab jetzt wohnen und ich hoffe, das du sich mit deinen Mitbewohnern verstehst," mit diesen Worten dreht er sich auf dem Absatz um und lässt mich alleine zurück. Mitbewohner? Warum hat mir das niemand gesagt?
Leise grummelnd versuche ich meine aufkommende Wut zu unterdrücken und klopfe gegen das Holz der Tür, ehe ich eben diese aufdrücke. Vor mir liegt ein kleiner Flur, der keine zwei Meter misst und dahinter befindet sich ein großes, recht gemütlich wirkendes Wohnzimmer.
Die Einrichtung ist modern gehalten und zeugt von jugendlichem Stil. Auf einem bequem anmutendem Sofa und den dazu passenden Sesseln sitzen fünf jugendliche, die mich neugierig, bis gelangweilt mustern. Einige Augenblicke starren wir uns nur an, ehe die Kleinste der Gruppe aufspringt und auf mich zu tänzelt.
Ihre roten Haare wippen munter bei jedem Schritt und lassen den Vergleich mit loderndem Feuer in mir aufkommen. "Du bist also unser neuer Mitbewohner. Freut mich dich kennen zu lernen. Ich bin Luana, aber du kannst mich gerne Luv nennen. Ich hoffe, dass du dich bei uns wohlfühlen wirst. Es wundert mich nur ein wenig, das du ein Junge bist, eigentlich hat man uns gesagt, das wir ein Mädchen begrüßen dürfen," plappert sie sofort drauf los und es scheint so, als würde sie zwischen ihren Sätzen nicht einmal mehr Luft holen.
Mit zusammen gezogenen Augenbrauen starre ich das Energiebündel finster an, da sie das behauptet hat, was alle behaupten: Ich wäre ein Junge.
Schön, meine Kleidung lässt nicht gerade vermuten, das ich weiblich sei, doch eigentlich sollte man das an meinem recht femininen Gesicht erkennen können, trotz meiner klobigen Springerstiefel, den weiten Oberteilen und Hosen und meinem Undercut, der mir ab und an ins Gesicht hängt.
"Luv, heute ist wohl mal wieder nicht dein schlauester Tag, oder? Wenn du genau hinsehen würdest, dann könntest du erkennen, dass es sich tatsächlich jemand weibliches ist, der da vor dir steht. Eigentlich sagt das auch schon ihr Name, denn wer würde seinen Sohn schon Asna nennen?" mischt sich nun auch einer der Jungs ein, der fast schon verständnislos mit dem Kopf schüttelt, jedoch liegt auf seinen Lippen ein warmes Lächeln.
Er hat blonde Haare und wirkt durch seine Sommersprossen und sein Zahnpastalächeln wie ein richtiger Sunny-Boy. "Oh, du hast recht Scott, das hätte ich beinahe vergessen. Ich hoffe, du nimmst mir das nicht übel Asna," brabbelt sie weiter und lächelt mich entschuldigend an.
"Das ist mir vollkommen egal, ich will einfach nur wissen, wo ich ab heute schlafe," brumme ich nicht gerade freundlich und rücke die Reisetasche zurecht, die noch immer auf meiner Schulter verweilt. "Natürlich, da hätte ich auch selbst drauf kommen können," murmelt sie eher zu sich selbst und tritt zur Seite, um mich so in das Zimmer zu lassen.
Ja das hättest du, knurre ich ihr in Gedanken zu und betrete nun vollends das Wohnzimmer. Erst jetzt kann ich die kleine Küche sehen, die sich links von mir befindet und lediglich durch eine kurze Wand vom Flur getrennt wird. Eine Wohnküche also, stelle ich unnützerweise innerlich fest.
"Logan, zeigst du ihr, wo sie schlafen wird, immerhin teilt ihr euch ab heute ein Zimmer," flötet die Rothaarige gutgelaunt, während sie die Tür leise schließt. Auf ihre Worte hin erhebt sich ein mindestens 1,90 großer Typ, mit eisblauen Augen und mittellangen, schwarzen Haaren, die er lässig nach hinten gestrichen zu haben scheint.
Selbst ich mit meinen 1,78 fühle mich klein neben ihm, was wohl an seinen breiten Schultern und seiner muskulösen Brust liegen muss. Kurz darauf verlässt er das Wohnzimmer durch eine Tür rechts von mir und deutet mir an, dass ich ihm folgen solle.
Ohne einen weiteren Blick an die Anderen zu verschwenden, folge ich Logan in einen weiteren Flur, in welchem sich lediglich drei Türen befinden. Zielstrebig steuert er auf die Letztere zu und betritt den angrenzenden Raum, dicht gefolgt von mir.
Auch dieses Zimmer ist recht modern, auch wenn es nicht wirklich groß ist. Direkt gegenüber von der Tür steht ein Bett in einer Wandnische, die gerade groß genug ist. Das zweite Bett, welches sich zu meiner rechten befindet, ist ebenfalls in einer solchen Nische eingelassen. Links steht ein langer Schreibtisch, der die gesamte Wand einnimmt und zwei dazu passende Schreibtischstühle.
An den Wänden rechts und links von der Tür haben zwei Kleiderschränke ihren Platz gefunden. Nicht wirklich groß, aber ausreichend, wenn man bedenkt, dass das hier ein Internatsgebäude ist.
Auf dem Bett, das gegenüber der Tür steht, liegen frische Bettbezüge, was mich darauf schließen lässt, das dies wohl meines sein wird. Ohne meinem zimmergenossen weitere Beachtung zu schenken, welcher sich auf sein Bett gesetzt hat, schreite ich auf meine Schlafmöglichkeit zu und lasse meine Tasche achtlos davor zu Boden fallen.
Ein Gähnen unterdrückend, entledige ich mich meines weiten, grau-schwarzen Pullis und meiner Baggijeans. Nur noch mit T-Shirt und boxershort bekleidet, meiner Meinung nach die bequemste Unterwäsche, die es gibt, lege ich mich in mein ungezogenes Bett, nachdem ich die frischen Bezüge auf meine Tasche gelegt habe.
Fast schon augenblicklich übermannt mich die Müdigkeit und ich drifte ab, in einen unruhigen, von Albträumen geplagten Schlaf.

Kapitel 1


Viel zu früh am nächsten morgen werde ich durch lautes Stimmengewirr geweckt. Missmutiges Gemurmel und heiteres Gekicher dringt an meine Ohren und lässt mich genervt schnauben.
Es ist Samstagmorgen, wieso in drei Teufelsnamen sind die so früh schon wach? Wissen die denn nicht, dass es auch Leute gibt, die am Wochenende gerne länger schlafen?
Scheinbar nicht. Ein kaum hörbares Knurren bildet sich in meiner Kehle, während ich mich widerwillig aufsetze. Müde Reihe ich mir über die Augen.
Genervt von der Tatsache, dass es gerade einmal acht Uhr ist und von meinem nicht gerade erholsamem Schlaf, Kämpfe ich mich aus meinem Bett zu meiner Tasche.
Fast schon mechanisch, da ich noch immer nicht ganz wach bin, krame ich in meiner Reisetasche nach frischen Klamotten, in der Hoffnung, dass das Bad frei ist.
Erst als ich das Zimmer verlasse, fällt mir auf, das Logans Bett bereits leer und ordentlich gemacht da liegt. Schulter zuckend betrete ich den Flur und kurz darauf das Wohnzimmer, in welchem schon reges Treiben herrscht.
Es dauert nicht lange, da wurde ich auch schon von Luana entdeckt, welche mich freudestrahlend angrinst und mir fröhlich einen guten Morgen wünscht. Auch Scott und Emma, die Blondine in der runde, begrüßen mich freundlich, während von Jack, einem Hellbraunharrigem nur ein unverständliches Murmeln kommt und Logan mir lediglich ein Kopfnicken schenkt.
Dann meint es das Schicksal wohl gut mit mir, da ich freie Bahn ins Badezimmer habe. Ohne etwas zu erwidern, schreite ich auf die gegenüberliegende Tür zu, welche mich hoffentlich ins Bad führt. Ich sollte recht behalten und so finde ich mich zwischen Toilette, Dusche und Waschbecken wieder.
Sichtlich zufrieden schließe ich die für hinter mir ab und steige unter die Dusche, ehe ich in meine frischen Klamotten schlüpfe. Danach greife ich nach dem Föhn und trockne meinen schulterlangen Undercut. Währenddessen liegt mein Blick unablässig auf meinem Gesicht, das wunderbar in dem kleinen Spiegel abgebildet wird.
Matte, graue Augen starren mir entgegen, betont von unschönen, dunklen augenringen. Eine unnatürliche Blässe liegt auf meiner haut, was durch meinen schwarzen Haarschopf nur noch um so deutlicher hervor sticht.
Alles in allem sehe ich recht kränklich und schwach aus, was glücklicherweise durch meinen bissigen Charakter wieder wett gemacht wird. Nach einer halben Ewigkeit, in der meine Haare schon längst getrocknet sind, schalte ich das Gerät wieder ab und reiße meinen Blick von dem reflektierendem Glas los.
Meine dreckigen Klamotten schmeiße ich in den großen Wäschekorb, bevor ich mich wieder ins Wohnzimmer begebe, um mir eine Kaffee zu genehmigen. Zielstrebig steuere ich auf die kleine, offene Küche zu, in welcher Logan lässig an der Arbeitsfläche lehnt.
Gerade, als ich den ersten Schrank öffnen wollte, um nach einer Tasse zu suchen, wird mir eine solche vor die Nase gehalten. Irritiert wandern meine Augen von der Tasse, zu einer gebräunten Hand, über einen muskulösen Arm, bis sie schließlich halt an dem dazugehörigem Gesicht machen.
Wie ich feststellen darf, ist es Logan, der mir den gut duftenden Kaffee vors Gesicht hält. Verwundert starre ich ihn nur an, während ich nach dem Gefäß greife, in dem sich das heiß ersehnte Gebräu befindet. "Ich dachte, den könntest du gebrauchen," brummt er nur als Antwort auf meine ungestellte frage, woraufhin ich nur mit den Schultern zucke und an dem braunen Gesöff nippe.
Zufrieden lehne ich mich ebenfalls an die Arbeitsfläche und beobachte die Anderen, wie sie gemütlich auf dem Sofa sitzen und ihr Frühstück verspeisen. "Hey Asna, willst du nicht auch was essen?" holt mich die stimme von der Rothaarigen zurück in die Realität.
Es dauert einige Sekunden, ehe ihre Worte zu mir vordringen und ich schließlich verneinend mit dem Kopf schüttle. Meine Antwort scheint sie nicht zufrieden zu stellen, da sich ihre Lippen schmollend verziehen.
Noch ehe sie erneut ihre Stimme erheben kann, leere ich meine Tasse, welche ich in die Spüle stelle, und verlasse die kleine Wohnung, anders kann man dieses Zimmer meiner Meinung nach nicht nennen.
Planlos durchstreife ich die Gänge, bis mich mein weg irgendwann in die riesige Eingangshalle führt. Mein Blick schweift durch den Raum, in welchem sich einige jugendliche tummeln. Vielleicht sollte ich raus gehen, dann habe ich meine Ruhe, außerdem wollte ich mir einmal den Wald genauer ansehen.
Diesen Plan im Hinterkopf, durchquere ich die Halle und trete schließlich nach draußen. Ein kühler Wind schlägt mir entgegen und lässt mich unwillkürlich aufatmen. Mit langen Schritten nähere ich mich dem dicht bewuchertem Forst und lasse meine Iriden über das Geäst wandern.
Der frische Geruch von Erde, Gras und Blättern steigt mir in die Nase und bestärkt mich so in meinem Vorhaben. Lange zeit laufe ich durch das Dickicht, ohne ein wirkliches Ziel vor Augen zu haben. Die Atmosphäre, die in diesem Wald herrscht, beruhigt mich in gewisserweise.
Hier fühle ich mich frei, unbeobachtet, als könnte mir nichts und niemand etwas anhaben. Doch lange bleibt das nicht so. Meine Gedanken schweifen ab, zu meiner verstorbenen Schwester. Zu ihrem angsterfülltem Gesicht. Ihre Schmerzensschreie hallen in meinem Kopf wieder. Ihr Blut scheint über den Waldboden zu fließen. Schild durchströmt meinen Geist.
Verzweifelt versuche ich die Erinnerungen abzuschütteln, raufe mit die Haare, jedoch wollen die Bilder, Gerüche und Geräusche nicht weichen.
Ein wütende Laut rollt über meine Lippen, ehe ich einfach losstürme, ohne zu wissen wohin, Hauptsache weg. Äste schlagen mir entgegen, bleiben in meinen Haaren und an meiner Kleidung hängen. Wurzeln, versteckt unter den Blättern bringen mich immer wieder ins straucheln, bis ich schließlich falle und auf meinen Knien lande.
Schwer atmend starre ich auf meine Hände, die ich auf dem Boden abgestützt habe. Leise Tränen Rollen über meine Wangen. Stumme Schluchzer lassen meinen Körper erbeben. Nur langsam hebe ich den Blick und mir stockt für einen Moment der Atem.
Ein wunderschöner See liegt vor mir, umringt von bunten Blumen und hohen Bäumen. Gebannt von diesem überwältigendem Anblick, trete ich ans Ufer des stillen Gewässers heran und blicke in das kühle Nass, das meine Gestalt verschwommen wieder spiegelt.
Wie ich diesen Anblick doch hasse: meinen Anblick. Ich hasse nicht mein Aussehen, sondern mich als Person. Ich bin unberechenbar, kontrolllos. Ich verletze und zerstöre, was mir lieb und teuer ist. Es gab nur eine Person, die zu mir aufgesehen hat, die mich bewundert und akzeptiert hat, wie ich bin.
Doch ausgerechnet ihr musste ich wehtun, ausgerechnet ihr musste ich solch ein Leid zufügen. Wäre sie mir an diesem Tag doch nur nicht gefolgt, dann wäre das nie passiert. Dann hätte ich niemals in ihrer Anwesenheit die Kontrolle verloren.
Es tut mir so schrecklich leid Nikki, kannst du mir verzeihen? Ich hoffe es. Du musst doch wissen, das ich das nie gewollt hätte. Ich wollt nicht das sowas passiert. Ohne etwas dagegen tun zu können laufen mir heiße Tränen über die Wange und tropfen lautlos zu Boden. Treffen auf den erdigen Boden und zerschellen hilflos, machtlos. So machtlos, wie ich mich im Moment fühle.
Das strahlend Gesicht meiner Schwester leuchtet in meinem Geist auf. Ihre Augen, die mich fröhlich anfunkeln. Ihr Grinsen, das sie nur für mich gegrinst hat.
Ihr kindliches Lachen hallt in meinem Kopf wieder, wie als hatte sie nie aufgehört, für mich, nein, mit mir zu lachen. Warum musste das passieren? Warum ihr? Hätte es nicht jemand anderes treffen können? Sie war doch noch so Jung, so naiv, so fröhlich.
Ausgerechnet ihr musste sowas zu stoßen und ich alleine bin daran Schuld. Nur weil ich so machtlos war, kontrolllos. Ich bin eine Bestie, ein Monstrum, das der einzigen Person wehgetan hat, die mir jemals etwas bedeutet hat.
Von Schuldgefühlen zerfressen wandle ich umher, ziellos, rastlos. Das hätte niemals passieren dürfen. Ich hasse mich. Hasse es, was ich bin. Hasse, was aus mir geworden ist. Verzweifelt lasse ich mich auf die knie fallen. Starre matt in das reflektierende Wasser. Erblicke die salzigen Tränen, die sich ihren weg über mein Gesicht bahnen. Wut macht sich in mir breit.
Wut auf mich selbst. Auf das, was ich bin. Auf das, was ich getan habe. Knurrend lasse ich meine geballte Faust auf die Wasseroberfläche nieder sausen.
Feine Tröpfchen fliegen wie in Zeitlupe durch die Luft. Benetzen meine Haare, mein erhitztes Gesicht, meine Klamotten. Immer wieder treffen meine Fäuste auf das seichte Wasser. Wühlen die Erde auf, die den Grund bedeckt. Scheuchen die kleinen Tiere auf, die sich im Wasser zur Ruhe gelegt haben.
Ab und an streift meine Haut einen Spitzen Stein und reißt an der Stelle auf. erst, als mich die Kraft und der Wille verlassen haben, stelle ich meine verzweifelte Tätigkeit ein.
Mein von Tränen verschleierter Blick schweift in den mittlerweile dunklen Himmel ab. Unzählige Sterne strahlen mir entgegen, als würden sie mich auslachen. Als würden sie sich über meine innere Zerrissenheit amüsieren.
Schnaubend blicke ich wieder zu Boden, um mir kaltes Wasser in mein gerötetes Gesicht zu spritzen. Meine Hände reiben über meine Wangen und die, vom weinen geschwollenen Augen, ehe ich mich erhebe, um zurück zu kehren.
Zurück zu meinem neuen Heim, ohne meine Schwester. Zurück zu meinem abweisendem Ich, welches versucht, seinen inneren Konflikt vor den Anderen zu verbergen.

Kapitel 2


Vor der Tür der Wohnung bleibe ich stehen, greife nach der Klinke, nur um einen Moment später inne zu halten. Mein leicht gequälter Gesichtsausdruck verzieht sich zu einer genervten Fratze, so wie es sich für mich gehört.
Ein letztes Mal atme ich tief durch, bevor ich schließlich die Tür öffne. Leise Musik dringt an meine Ohren und Gekicher. Eine schief singende Stimme hängt im Raum und lässt mich angewidert die Nase rümpfen.
Meine grauen Iriden erblicken Jack, wie er ein schwarz-blaues Mirkophon in der Hand hält und krampfhaft versucht, die richtigen Töne zu treffen. Zu meinem Missfallen gelingt ihm das nicht. Das Kichern, welches von Luana kommt, schwillt zu einem ausgewachsenem Lachen an, wesswegen sich ihre Hände auf den Bauch drücken und sie sich auf dem Sessel hin und her windet. Kopfschüttelnd wollte ich mich vorbei schmuggeln, um in meinem Zimmer zu verschwinden, doch habe ich die Rechnung ohne Luana gemacht, welche sich genau in dem Moment zu mir umdreht.
Schlagartig liegt ein breites Grinsen auf ihrem Gesicht und sie winkt mich fröhlich zu der Gruppe. "Komm her Asna und setz dich zu uns," flötet sie mir munter entgegen und deutet auf das Sofa zu ihrer Rechten, auf welchem noch genau eine Person Platz hätte.
Ich jedoch schüttel zur Antwort nur mit dem Kopf. "Nein, danke. Ich bin müde und will nur ins Bett," brumme ich ihr zu und versuche so, ihr meinen Unmut kunt zu tun. Doch das Einzige, was ich bewirke, ist ein schmollender Ausdruck auf ihrem Gesicht.
Wie ein Kleinkind sitzt sie im Sessel und blickt mich aus großen, bittenden Augen an. "Bitte Asna, leiste uns Gesellschaft, nur heute," fleht sie mich regelrecht an.
Für den Bruchteil einer Sekunde flammt eine alte Erinnerung in mir auf: Meine Schwester, wie sie mich ebenso bettend angesehen hat, damit ich sie mit nehme, wohin ich auch immer wollte. Ein resigniertes Seufzen entkommt mir, als ich mich schließlich doch in Richtung Couch bewege.
Freudig quitscht die Rothaarige auf und strahlt mich an, wie ein radioaktives Atom. Innerlich verfluche ich mich, das ich nachgegeben habe, während ich mich in die Polster nieder lasse. Mit verschränkten Armen lasse ich mich nach hinten gegen die Rückenlehne fallen und beobachte so aus dem Augenwinkel heraus meine beiden Sitznachbarn.
Links neben mir, auf dem großen Sessel sitzt Luana und starrt wie gebannt auf den Bildschirm des Fernsehrs. Rechts neben mir befindet sich Logan, welcher sich ebenfalls zurück gelehnt hat und gelangweilt auf die Flimmerkiste schaut. Sein rechtes Bein hat er so angewinkelt, das sein Knöchel auf dem Knie des anderen Beines ruht. Für einen kurzen Moment treffen sich unsere Blicke, ehe ich meinen abwende und ebenfalls das TV-Gerät fixiere.
Missbilligend stelle ich fest, das die Jugendlichen doch tatsächlich Singstar auf ihrer Playstation 2 spielen. Gerade so kann ich mir ein abfälliges Schnauben verkneifen, als die platinblonde in der Runde ein neues Lied einstimmt. Glücklicherweise kann sie besser singen als Jack.
"Kleinkinder," murmel ich kaum hörbar zu mir selbst, jedoch versichert mir das kurzweilige Grinsen von Logan, das er meine Aussage gehört hat. Einige Zeit wandert das Mirko durch die Runde, lediglich der Schwarzhaarige und ich halten uns strikt aus dieser kindlichen Beschäftigung heraus. Doch auch diese Gnadenfrist soll nicht lange andauern, da mir Luana auffordernd das Mirko vors Gesicht hält.
Mit erhobener Augenbraue sehe ich sie fragend an, was sie nur grinsend zur Kenntnis nimmt. "Was soll ich damit?" bringe ich schließlich heraus, da es so scheint, als könne sie meinen Blick nicht deuten. "Singen sollst du, was denn sonst? Ich wette du kannst toll singen. Ich kann mir das zumindest gut vorstellen, weil du die perfekte Singstimme hast, finde ich," erklärt sie mir, weiterhin grinsend.
Ein Schnauben kann ich mir nicht verkneifen, ehe ich zu einer Antwort ansetze: "Das ist ja schön und gut, doch das heißt noch lange nicht, das ich auch singen werde." Wieder einmal bringen meine Worte sie zum schmollen und sie schiebt ihre Unterlippe beleidigt nach vorne. Zum zweiten Mal an diesem Tag, sieht sie mich mit einem Dackelblick an, in der Hoffnung, mich umzustimmen. Stur erwider ich ihren flehentlichen Blick, während sich keine Regung auf meinem Gesicht zeigt.
Innerlich jedoch sieht das ganz anders aus. Immer mehr Erinnerungen an meine kleine Schwester überfluten meinen Geist und es fällt mir immer schwerer, nicht nachzugeben. Als schließlich auch noch ihre Unterlippe leicht zu beben beginnt, um so ihrer Trauer über meine Entscheidnung Ausdruck zu verleihen, kann ich nicht länger Stand halten.
"Kirottu kahara,*" knurre ich leise vor mich hin und schnappe ihr das Mirkophon aus der Hand. Freudig kichert sie auf und greift ihrer seits nach dem Kontroler der Konsole. Misstrauisch beobachte ich, welches Lied sie für mich aussucht und kann gerade so ein seufzen unterdrücken, als sie das Lied All good things von Nelly Furtado wählt.
Musste es ausgerechnet dieser Song sein? Das erinnert mich nur noch mehr an meine Schwester und das liegt nicht nur an dem Text, denn wir haben dieses Lied oft zusammen geträlert. Mich meinem Schicksal ergebend schließe ich einen Moment die Augen und atme tief durch.
Als die leise Musik einsetzt, richte ich mich in eine aufrechte Position auf und fixiere den Bildschirm.
Honestly what will become of me
I don't like reality
It's way too clear to me
But really life is daily
We are what we don't see
We missed everything daydreaming
Gekonnt spielt meine Stimme mit den Worten, senkt und hebt an den richtigen Stellen die Stimmlage. Fast schon sanft schwebt meine Stimme durch den Raum, scheint alles auszufüllen und doch leer zu lassen. Es wirkt, als würde etwas fehlen, als wäre mein Gesang alleine nicht komplett.
Allzu deutlich spüre ich die verwunderten und zu gleich anerkennenden Blicke der Anderen auf mir, während ich kontzentriert das Mikro mit meiner Hand umklammer.
Flames to dust
Lovers to friends
Why do all good things come to an end
come to an end, come to an end, come to an…
Why do all good things come to an end
come to an end, come to an end, come to an…
Why do all good things come to an end
Immer mehr finde ich mich in das Lied ein, passe mich an die Melodie und die Geschwindigkeit an, obwohl ich das eigentlich nicht brauche. Eigentlich könnte ich dieses Lied im Schlaf vortragen, so oft habe ich es schon gesungen. Darum wundert es mich umso mehr, warum ich das Gefühl habe, als wäre mein Gesang nicht vollständig.
Travelling I always stop at exits
Wondering if I'll stay
Young and restless
Living this way I stress less
I want to pull away when the dream dies
The pain sets it and I don't cry
I only feel gravity and I wonder why
Flames to dust
Lovers to friends
Why do all good things come to an end
come to an end, come to an end, come to an…
Why do all good things come to an end
come to an end, come to an end, come to an…
Why do all good things come to an end
Die innere Unvollkommenheut, die mein eigener Gesang in mir auslöst, macht mich scheir verrückt, lässt mich unruhig werden. Immer fester umschließen meine Finger das Plastikgehäuse, das sich in meiner Hand befindet, während ich versuche, herauszufinden, was fehlt.
Dogs were whistling a new tune
Barking at the new moon
Hoping it would come soon so that they could die
Dogs were whistling a new tune
Barking at the new moon
Hoping it would come soon so that they could die
Wie einen Schlag trifft mich die Erkenntnis. Wut flammt in mir auf, lässt mich rot sehen. Wie konnte ich das nicht bemerken, was diese Unvollkommenheit auslöst. Ich bin so dumm. Ich hätte dieses Lied nicht singen dürfen, nicht heute, nicht morgen, niemals. Dieser Song, was unserer, von mir und meiner Schwester und jetzt sitze ich hier, singe ihn alleine, ohne einen Gedanken an sie zu verschwenden.
Ungeachtet dessen, dass das Lied noch nicht beendet ist, lasse ich das Mirko zu Boden fallen und erhebe mich ruckartig. "Asna, was ... ?" doch weiter kommt das Energibündel nicht, da ich sie mit einem tödlichem Blick zum schweigen bringe. An ihrem erschrockenem, ja fast schon ängstlichem Blick, kann ich erkennen, wie stark mir die Wut ins Gesicht geschrieben ist.
Irgendwie tut sie mir leid, da meine Wut nicht ihr, sondern mir selbst gilt, doch kann ich mich darauf momentan nicht kontzentrieren. Das einzig wichtige ist jetzt, das ich so schnell wie möglich von hier verschwinde. Weg von meinen Mitbewohnern, weg von der Schule ab in den schützenden Wald.
Im selben Moment, in dem mir diese Gedanken kommen, stürme ich aus dem Zimmer und lasse eine teils verwirrte, teils ängstliche und teils besorgte Gruppe zurück.

*Kirottu kahara=verfluchte Göre (finnisch)
(Die Rechte an dem Lied gehören nicht mir sondern Nelly Furtado x3)

Kapitel 3


Kaum das die Tür lautstark hinter mir ins Schloss gefallen ist, lasse ich ein abgrundtiefes Knurren verlauten und meine Faust trifft auf den unnachgiebigen Beton der Wand.
Putz bröckelt von der Mauer und ich schnaube wütend. Immer weiter schwillt die Wut in mir an, wird praktisch greifbar. Zu meinem Entsetzen muss ich feststellen, das meine Haut anfängt zu prickeln und mein Körper an Wärme gewinnt. Die Verwandlung beginnt. Wenn ich mich nicht beeile, dann schaffe ich es nicht mehr rechtzeitig in den Wald.
Als mir diese Erkenntnis in den Kopf schießt, stürme ich los durch die Gänge. Meine Haut kribbelt immer herftiger, meine innere Hitze schwillt immer weiter an. Erneut entkommt mir ein Knurren, als ich die Tür nach draußen aufstoße.
Knirschend verschieben sich meine Knochen, lassen mich vor Wut und Schmerz aufschreien. Unbändiger Schmerz überschwemmt mich. Weiße Haare durchstoßen meine Haut, während meine Klamotten mit meiner Haut zu verschmelzen scheinen. Knochen ändern ihre Form, ziehen sich in doe Länge.
Organe ordnen sich neu an. Schnauze, Pranken und Schweif wachsen mir, als ich schließlich mit einem markerschütterndem Heulen im Wald verschwinde. Äste peitschen mir entgegen, streifen meinen Körper. Gerüche rauschen an mir vorbei, wie verschwommene Schleier.
Das Krachen der Äste unter meinen Pfoten, ist das Einzige, das ich bewusst wahrnehme, während ich wie von Sinnen durch das Unterholz hetze. Hechelnd presche ich durch das Dickicht. Meine Zunge hängt mir aus dem Mundwinkel, um mir das Atmen zu erleichtern. Lange renne ich durch den Wald, Minute um Minute, Stunde um Stunde.
Doch die Wut will einfach nicht weichen, hat sich wie ein bösartiges Parasit in meinen Kopf festgesetzt. Erst, als mich die Kraft komplett verlässt, bleibe ich stehen und finde mich erneut an dem kleinen See wieder. Jeder Atemzug brennt in meinen überanstrengten Lungen. Meine Beine zittern vor Anstrengung. Geschafft lasse ich mich in das Gras fallen, das sich am Ufer befindet.
Zufrieden stelle ich fest, das sich meine Gestalt erneut ändert, bis ich wieder als Mensch da sitze. Die Wut ist wie weggeblasen und hat Erleiterung Platz gemacht, wie ich sie nur empfinde, wenn ich mich komplett ausgepowert habe.
Sanft umspielt der Wind meinen Körper, wie als wolle er mich umarmen. Trauer und Einsamkeit machen sich in mir breit, treiben mir die Tränen in die Augen, doch habe ich nicht die Kraft, um ihnen freie Bahn zu lassen. Lediglich ein trockener Schluchzer rollt über meine Lippen, ehe ich mir einmal resigniert über das Gesicht reibe. Mein müder Blick wandert langsam nach oben und bleibt dort an dem dunklen, bewölkten Himmel hängen.
Der zunehmende Mond steht hoch am Firmament und zeigt mir, das es mitten in der Nacht sein muss. Wie lange ich wohl gerannt bin? Ob ich zurück gehen sollte, schließlich beginnt morgen mein erster Schultag? Doch was würde ich den Anderen dann sagen, falls sie noch wach sind? Würden sie es verstehen? Sollte ich ihnen überhaupt davon erzählen? Würden sie mich für das hassen, was ich getan habe?
Immer mehr Fragen drängen sich in meine Gedanken, welche ich mit einem ernärgischem Kopfschütteln vertreibe. Darüber kann ich mir auch wann anders den Kopf zerbrechen. Unbewegt liegt mein Blick immer noch im Himmel, als ich Schritte hinter mir vernehme, die eindeutig von einer Person kommen müssen.
Dessen ungeachtet ruhen meine Augen auf dem hellen Mond, der momentan eine erdrückende Stimmung auf mich ausübt, da er mir nur vor Augen hält, das es bis zum nächsten Vollmond nicht mehr lange dauert. Es dauert nicht lange, da ist die Person auch schon bei mir angekommen und bleibt direkt neben mir stehen. Aus dem Augenwinkel heraus stelle ich fest, das es Logan ist, der mir hier Gesellschaft leistet.
Was er hier wohl will? Ob er mir gefolgt ist? Hat er mich vielleicht gesehen, wie ich Kopflos durch den Wald gehetzt bin? Will er mich jetzt nach den Gründen ausfragen? Erneut kommen Fragen auf, die ich mir unmöglich selbst beantworten kann, doch traue ich mich auch nicht, sie laut auszusprechen. Ich werde schon noch Antworten bekommen, doch genieße ich jetzt lieber die Stille, die uns einhüllt.
Solange wie er nichts sagt, will ich mich nicht beschweren. So muss ich wenigstens nicht darauf achten, wie ich ihm auf seine Fragen antworte. Minuten verstreichen, ohne das auch nur einer von uns einen Ton von sich gibt. Wie es scheint, ist er nicht hergekommen, um mich mit Fragen zu löchern, was mir eine gewisse Erleichterung beschert.
Der Wind rauscht unaufhörlich durch die Baumwipfel. Frösche quaken munter vor sich hin, während einige Grillen dazu ihr Lied singen. Leise plätschert es immer mal wieder, wenn einer der Frösche ins Wasser eintaucht. Der Wald scheint friedlich und im einklang mit sich selbst.
All diese Geräusche wirken wie eine unberührte Melodie, die nur die Natur kennt und summt. Fast schon automatisch schließen sich meine Lider und ich lausche in die Welt hinein, versuche jedes Geräusch in mich aufzunehmen. Tief sauge ich die kühle Abendluft in meine Lungen.
"Es dauert nicht mehr lange bis zur Vollmondnacht," vernehme ich nach einer halben Ewigkeit doch noch Logans raue, angenehm tiefe Stimme, die sich fast schon an das Lied der Natur angepasst zu haben schien, da sie die Idylle dieses Ortes in keinsterweise stört. Das einzige, das ich darauf erwider, ist ein unverständliches Brummen, während sich meine Augen wieder öffnen und ich zu dem Schwarzhaarigen aufblicke.
Sein Blick jedoch liegt nicht auf mir, sondern im Himmel, wie meiner zuvor. Meine Augen bleiben an seinem markanten Gesicht hängen, das einen leichten Ansatz von Bartstoppeln aufweist. Sein sonst leicht gelangweilter Gesichtsausdruck hat einem entspannten Platz gemacht und er strahlt eine angenehme Ruhe aus.
Aus einem mir unbekannten Grund spüre ich, wie auch ich ruhig werde, es ist so, als würde mich seine bloße Anwesenheit beruhigen. Es ist für mich unverständlich, doch leugnen kann ich es nicht. Ich fühle mich seid langem wieder entspannt, als wäre all das nie passiert. Das mit meinen Verwandlungen, das mit meiner Schwester, das mit meinen Müttern. Als wäre ich noch immer ein ganz normales Mädchen, zumindest habe ich früher immer geglaubt, das ich ein einfaches Mädchen wäre. Leider ist das nicht der Fall. Ich bin kein Mensch, kein normales Mädchen. Ich bin ein Tier, eine Bestie, ein Lykaner.
Doch selbst diese Gedanken bringen meine innere Ruhe nichts ins wanken. Das ist seltsam. Normalerweise belasten mich solche Gedankengänge, führen mir vor Augen, das ich keine Kontrolle über mich habe, das ich mich selbst nicht im Griff habe. Eigentlich schüren sie meinen Selbsthass und treiben mich in ein verzweifelte Einsamkeit, die ich mir selbst zu zuschreiben habe.
Jedoch bin ich momentan zufrieden mit mir und der Welt und das, obwohl ich noch vor ein paar Minuten einen Wutausbruch hatte. Das alles ist sehr suspekt, doch will ich mich nicht beschweren. Es hat auch seine guten Seiten, wenn ich einmal nicht an meinen Schuldgefühlen zu ertrinken drohe.
Irgendwann erhebe ich mich schließlich vom Boden und wir machen uns auf den Weg zurück, wie als hätten wir uns gedanklich abgesprochen. Wir durchstreifen den dunklen Wald, bahnen uns einen Weg durch das Dickicht und kommen schließlich an dem alten Gebäude an. Gemeinsam schlendern wir, fast schon gemütlich durch die endlosen Gänge, welche wie leer gefegt wirken, doch was will man um diese Uhrzeit erwarten.
Es dauert nicht lange, da stehen wir auch schon vor der Tür, die uns in die kleine Wohnung führt. Gentleman-like öffnet Logan diese und überlässt mir den Vortritt. Wie angeboten betrete ich als erstes den Flur und bewege mich weiter durch das Wohnzimmer, um in unser Zimmer zu gelangen.
Die Schritte, die hinter mir erklingen, zeigen mir, das mir der Schwarzhaarige dicht auf den Fersen ist. Von ihm gefolgt erreiche ich den Raum, den ich mir mit Logan teile.
Ohne weitere Gedanken zu verschwende, schlüpfe ich aus meiner Hose und meinem Pulli, um mich endlich ins Bett zu begeben. Es dauert nicht lange, da bin ich in einen tiefen Schlaf abgedriftet, der mir schon lange verwehrt war.

Kapitel 4


Als am nächsten Morgen dann der Wecker geklingelt hat, hätte ich am liebsten irgendwas auseinander genommen. Mein Schlaf war zwar ruhiger, als sonst, jedoch dafür umso kürzer.
Meine Gliedmaßen waren schwer wie Blei, genauso wie meine Augenlider. Mein Rücken hat immer wieder Schmerzenswellen durch meinen Körper gejagt, wenn ich mich auch nur ansatzweise falsch bewegt habe. Ich habe mich praktisch wie gerädert gefühlt. Auch jetzt noch zehrt die Müdigkeit an meinem Geist und versucht mich in die Traumwelt zu ziehen.
Nur schwer kann ich den Worten des Lehrers folgen, der es sich heute zur Aufgabe gemacht hat, uns etwas über die verschiedenen Rassen der Lykaner zu erzählen. Eigenticht ist das ganze wirklich interessant, doch ist es wirklich schwierig dem ganzen meine volle Aufmerksamkeit zu schenken, wenn mein Kopf immer wieder Bekanntschaft mit der Tischplatte machen will.
Gähnend reibe ich mir einmal über die Augen, ehe ich eben diese wieder der Tafel zuwende, an welche der Lehrer eine Art Stammbaum kritzelt. "Wie ihr wisst, gibt es vier Urclans. Lykaner, die einem solchen Clan entstamme sind stärker als Mitglieder eines untergeordneten Clans. Das bezieht sich sowohl auf die physiche Stärke, als auch auf den Instinkt.
Wölfe, die diesen Clans angehören, haben einen besser ausgeprägten Instinkt. Alle anderen existenten Clans stammen von diesen vieren ab. Destso weiter sich das Erbbild von dem der Urclans abspaltet, destso schwächer wird die Kraft und der Instinkt," erklärt der Lehrkörper und deutet immer mal wieder auf die entsprechenden Punkte des Stammbaumes, der auf der Tafel prangt. "Kann mir einer von euch die vier Urclans aufzählen?" versucht er jetzt die Schüler mit einzubinden und augenblicklich heben sich ein paar Hände, "ja, Simon."
"Das wären der Nebel-, der Schatten-, der Blut- und der Waldclan. Die Namen leiten sich von den Fellfarben ab. Das heißt, der Nebelclan besitzt weißes Fell, der Schattenclan schwarzes, der Blutclan rotbraunes und der Waldclan braunes," beantwortet der aufgerufene die Frage und fügte, ungefragterweise noch ein paar Details hinzu. Zustimmend nickt der Lehrer und zeigt, das dies genau die Antwort war, die er sich erhofft hat.
"Das ist genau richtig, danke Simon," bedankt sich der ergraute Mann bei dem Jungen und dreht sich wieder der Tafel zu. Einen Augenblick scheint er zu überlegen, wie er weiter verfahren sollte, ehe er erneut seine rauchige Stimm erhebt: "Euch dürfte auch bekannt sein, das es mittlerweile nur noch drei der hier genannten Clans gibt.
Der Nebelclan ist vor knapp 20 Jahren ausgestorben, da dessen Mitglieder mit einem Fluch belegt wurden. Habt ihr eine Ahnung, um was für einen Fluch es sich dabei handelt?" Doch seine Frage konnte diesmal keiner beantworten und eine neugierige Stille hat sich über die Klasse gelegt. Auch in mir macht sich eine gewisse Aufregung breit, da es mich brennend interessiert, was das wohl für ein Fluch war.
"Scheinbar nicht," murmelt der Lehrer vor sich hin und kratzt sich nachdenklich am grauen Kinnbart, "es war kein normaler Fluch, mit dem der Clan zu kämpfen hatte, denn dieser hat sich nur auf die Fortpflanzung und auf den Fortbestand des Nebelclans bezogen. Die Weibchen wurden Unfruchtbar, in Bezug auf die Nebelclan Männchen. Sie hätten mit jedem anderen Wesen Kinder zeugen können, nur nicht mit ihres Gleichen.
Jedoch hatte der Fluch eine weitere Folge, nämlich die, das die einzelnen Mitglieder sterben würden, würden sie nicht innerhalb der nächsten 10 Jahre mindestend ein Kind bekommen. Dieser Fluch hat schließlich den Nebelclan dahin gerafft, bis auch der Letzte von ihnen gestorben ist."
Der Lehrer legt eine kurze Pause ein, um zu schauen, ob auch jeder mitkommt, doch bevor er weiter reden kann, wird er von einer Schülerin unterbrochen: "Wieso hat sich der Clan nicht einfach mit einem anderen Clan zusammen getan? Ich meine, dann hätten sie eben einfach Kinder mit einer anderen Rasse gezeugt?"
Zustimmendes Gemurmel geht durch den Raum und auch ich würde die Antwort gerne wissen. "Das ist eine gute Frage Sally," brummt der Lehrkörper und lächelt sie fast schon väterlich an, "das lässt sich leicht beantworten, der Nebelclan war einfach zu stolz. Wie ich euch letzte Woche schon erklärt habe, gibt es zwei Urclans, die mächtiger sind und zwei die schwächer sind. Die beiden mächtigen sind der Schatten- und der Nebelclan.
Wenn man das Erbgut von einem von den Beiden genommen hätte und sie mit einer anderen Wolfsrasse gekreuzt hätte, dann hätten sich die Erbanlagen vermischt, wie es auch bei den übrigen Zwein der Fall wäre, jedoch gibt es noch eine Besonderheit der Mächtigeren Rassen. Wenn man ihr Erbgut mit dem eines Menschen mischt, dann wird das menschliche Gen einfach ausgelöscht und heraus kommt ein reinrassiger Lykaner, jedoch wusste man das vor zwanzig Jahren noch nicht und so kam es, das der Clan ausstarb, weil sie nicht wollte, das ihr Blut sich mit dem Blut von wem Anderes vermischt, sie wollten `rein` bleiben."
Erneut legt der Mann eine Pause ein, um die eben genannten Informationen sacken zu lassen, ehe er ungerührt weiter spricht: "Sicherlich fragt ihr euch, wer diesen Fluch aus welchem Grund auf diesen Clan gelegt hat. Das waren die Schwarzenmagier des Zeremoniezirkels. Es kam zum Streit zwischen den Lykanern und den Magiern, warum, weiß keiner so genau und die Magier wollen diese Frage auch nicht beantworten, doch haben sie diesen mächtigen Clan verflucht und so ins elend gestürtzt."
Mit diesen Worten war die heutige Rasselehrestunde zu Ende und der normale Unterricht konnte beginnen, was so viel hieß wie Mathe, Englisch, Deutsch und die anderen langweiligen Fächer, die mich schon des öfteren bis ans äußerste genervt haben.
Doch darauf kontzentriere ich mich sowieso nicht, da mich etwas anderes beschäftigt. Dieser komische Simon meinte doch, das der Nebelclan weißes Fell hatte. Mein Fell ist weiß. Heißt das jetzt, das ich dem Nebelclan angehöre ohne es zu wissen? Bin ich die letze Überlebende des Clans?
Unmöglich, schließlich gibt es den schon seid 20 Jahren nicht mehr und ich bin gerade 18 geworden, also kann ich den Gedanken gleich wieder verwerfen. Ausser, das sich der Fluch mit dem streben nur auf die Clanmitglieder bezogen hat und nicht auf deren Erbgut. Wenn das der Fall wäre, dann könnte meine Vermutung doch richtig sein, schließlich kam ich durch eine künstliche Befruchtung zustande.
Doch auch das scheint mir recht abwegig, wahrscheinlich gibt es einfach noch einen anderen Clan, der weißes Fell hat. Damit sind meine wirren Gedanken und gleichzeitig auch der heutige Unterricht beendet und ich kann mich endlich ins Zimmer flüchten und den nötigem Schlaf nachholen.

Kapitel 5


Seid drei Tagen bin ich nun schon auf dieser Schule und glücklicherweise ist nichts dramatisches passiert. Das heißt so viel wie: Ich hatte keinen Wutausbruch mehr.
Das könnte zum Teil daran liegen, das mich meine Zimmergenossen größtenteils in ruhe lassen. Ich habe die ruhigen Momente wirklich genossen, doch ist es nun vorbei mit eben jener Ruhe. Warum? Heute ist die Nacht des Vollmondes, die Nacht, in der die Instinkte die Kontrolle über einen Lykaner gewinnen, wenn er noch nicht genug Selbsbeherschung über seine Kräfte hat.
Von Anfang an habe ich mich gefragt, wie sie das in dieser Einrichtung mit dem Vollmond regeln und heute soll sich diese Frage beantworten.
Den gesamten Tag über war ich angespannt und nervös, da ich daran denken musste, was beim letzten Mal passiert ist. In jeder freien Minute bin ich unruhig im Zimmer auf und ab gegangen, wie ich es auch in diesem Moment tu.
Die Anderen jedoch bleiben seltsam ruhig, was ich nicht ganz begreifen kann. Sind sie denn überhaupt nicht nervös? Ich meine, auf dieser Schule gibt es mindestens hundert junge Wölfe, die ihr Erbe nicht unter Kontrolle haben.
Was ist, wenn alle abdrehen und die Bude auseinander nehmen? Was ist wenn ich abdrehe? Diese und andere Gedanken schießen mir durch den Kopf, während ich durch den Raum tiger. Logan widerum sitzt tiefen entspannt auf seinem Bett und beobachtet mich schon seid einer geraumen Zeit. Als er schließlich aufsteht, halte ich inne und sehe ihn fragend an.
"Komm mit, in ein paar Minuten treffen sich alle in der Lagerhalle im Wald," erklärt er mir sein handeln und verlässt das Zimmer. Irritiert wandert eine meiner Augenbrauen nach oben, ehe ich ihm zögerlich folge.
Was wollen wir denn in einer Lagerhalle? Ich verstehe nicht ganz. Gemeinsam mit dem Rest aus der Wohnung latschen wir durch den Wald und ich fixiere die Sonne, die sich schleppend langsam gen Horizont bewegt. Ich hoffe der scheiß Feuerball lässt sich Zeit bei seiner Wanderung, bete ich in Gedanken und halte mit den Anderen Schritt.
Es dauert keine fünf Minuten, da haben wir die Lagerhalle erreicht, in der locker 500 Personen Platz hätten. Ohne zu zögern betreten meine Mitbewohner das Gemäuer, dicht gefolgt von mir, während ich mich nervös auf der Unterlippe rumbeiße. Bevor wir den Hauptraum betrten, durchstreifen wir eine Art Vorraum, der mich ein wenig an einen zu großen Flur erinnert.
Erst als wir drinnen sind, bemerke ich, dass das Gebäude, so fern man es so nennen darf, keine Fenster besitzt. An die Wände wurden Runen und Symbole in roter Farbe angebracht. Der Farbton erinnert mich stark an Blut, ebenso der Geruch.
Die Nervosität in mir steigt immer weiter an und lässt mich unruhig werden. Ich trete von einem Fuß auf den anderen und lasse meinen Blick über die Anwesenden schweifen. Wie es scheint sind nicht nur alle Schüler, sondern auch alle Lehrer anwesend.
Angespannt wende ich mich an die einzigen, die ich kenne, meine Zimmergenossen und erhebe nur leise meine Stimme: "Was wollen wir hier?" Einen Moment werde ich verwundert gemustert, ehe der Gruppe scheinbar ein Licht aufgeht.
"Stimmt, das haben wir dir ja noch gar nicht erklärt," flötet die Rothaarige drauflos und lächelt mich, wie immer, fröhlich an. "Ich erkläre es dir," vernehme ich nun auch Scotts Stimme und bin froh, das er derjenige ist, der meine Frage beantworte, da er nicht so schnell redet wie die Kleinste der Runde.
In meinem jetzigen Zustand hätte ich sonst nämlich nur Bahnhof verstanden. "Diese Halle wird von einem Zauber vor der Einstrahlung des Mondes geschützt und macht so eine Verwandlung unmöglich. Das heißt, an Vollmond ist dies der sicherste Raum auf der Welt für einen jungen Werwolf," erklärt er sachlich und kurz.
Seine Antwort lässt mich den Kopf schief legen. "Und so ein alberner Zauber reicht da wirklich aus?" frage ich weiter und kann es gerade so verhindern, das meine Stimme in einem nervösen Fiepsen untergeht. Bekräftigend nickt die Platinblonde mit dem Kopf und auch sie lächelt mich jetzt an.
"Du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen, hier drinnen wird nichts passieren," versucht sie mich mit Engelszunge zu beruhigen, doch will das ungute Gefühl, das schon den ganzen Tag über von mir Besitz ergriffen hat nicht weichen. Unweigerlich muss ich an den letzten Vollmond und seine folgen denken. Die Bilder führen dazu, das ich noch unruhiger werde und sich mein Körper immer weiter anspannt.
Um diese Anspannung minimal zu lockern, beginne ich wieder damit, auf und ab zu laufen. Krampfhaft versuche ich an etwas anderes zu denken, versuche mich ab zu lenken. Doch egal was ich mache, die Angst, nein, die Panik liegt auf mir, hält mich in ihren kalten Klauen und scheint mich zu verhöhnen.
Das reicht doch niemals aus. Als Ob ein paar Runen und ein biliger Zauber eine so mächtige Kraft wie den Mond und einen Lykaner aufhalten könnten. Das kann doch gar nicht klappen. Die sind doch alle vollkommen verrückt geworden. Ich muss hier raus, doch das werden mir die Lehrkräfte niemals erlauben. Aber wenn ich hier bleibe, dann passiert ein Unglück, das weiß ich, ich bin mir zu 100 Protzent sicher.
Fahrig krame ich mein Handy aus der Hosentasche und starre Geistesabwesend auf die Uhr. Nur noch zehn Minuten und ich sitze hier fest. Erneut wander ich rastlos umher, bis sich eine große Hand auf meine Schulter legt. Irritiert bleibe ich stehen und sehe mich dem Schulleiter gegenüber. "Alles in Ordnung bei dir, du bist so blass?" murmelt er und mustert mich besorgt.
Zu erst wollte ich nicken, doch werde ich mir im selben Moment wieder der Situation bewusst und schüttel ernergisch mein Haupt. "Und was ist nicht in Ordnung?" borht er weiter nach, doch zu meinem Entsetzen muss ich feststellen, das seine Stimme nur gedämpft zu mir vordringt und sich mal wieder eine unbändige Wärme in mir ausbreitet, die mir den kalten Schweiß auf die Stirn treibt. "Ich muss hier raus. Ich muss hier sofort raus. Wenn ich hier nicht raus komme wird ein Unglück passieren," nuschel ich fast schon apatisch und sehe ihn mit einem flehentlichem Blick an. Doch der Mann scheint mich nicht ernst zu nehmen und lächelt mich sattdessen nur väterlich an.
"Du brauchst dir keine Gedanken zu machen, es ist alles in Ordnung," redet er mit ruhiger Stimme auf mich ein, doch höre ich ihm nicht zu. Das Einzige, worauf ich mich kontzentriere, ist die Hitze in meinem Inneren. Panisch werden sehe ich erneut auf meinen Handydisplay und stelle fest, das ich nur noch knappe zwei Minuten habe, um die Halle zu verlassen. "Sie verstehen das nicht! Ich muss hier raus! Dieser lächerliche Bahnzauber oder was es auch immer ist kann mich nicht aufhalten! Er wirkt nicht auf mich! Sie müssen mich raus lassen!" schnautze ich den Älteren nun lauthals an und schlagartig kehrt Ruhe im Raum ein.
Alle bisher geführten Gespräche wurden eingestellt und die gesamte Aufmerksamkeit liegt auf mir. Mit erhobener Augenbraue sieht mich mein Gegenüber an. "Was redest du da, dieser Zauber hat bisher immer gewirkt, wieso sollte es ..." doch weiter kam er nicht, da ich ihn mit einem schmerzlichen Schrei unterbreche.
Mit verzehrter Miene schließe ich die Augen einen Moment und kralle meine Hände in meinen Pullover. "Lassen.Sie.Mich.Raus!" knurre ich mit nicht mehr ganz so menschlicher Stimme. Ein leicht verzehrter, animalischer Unterton hat sich dazu gemischt und es hört sich so an, als würden zwei Wesen gleichzeitig sprechen. Schlagartig weicht jegliche Farbe aus dem Gesicht des Schulleiters, während er mich mit großen Augen ansieht.
Es dauert endlose Sekunden, ehe er sich aus seiner Starre befreien kann. "Öffnet sofort dir Tür und bringt sie hier raus!" brüllt er seine Kollegen an, welche den Befehl sofort in die Tat umsetzen. Wie, als wäre das mein Signal, stürme ich in die Richtung der, sich öffnenden Tür. Meine Knochen beginnen bereits laut zu knirschen und die Hitze ist mitlwerweile unerträglich.
Gerade, als ich die Tür erreiche, ist die Verwandlung komplett und ich verlasse laut brüllend die Halle. "Sie gehört zum Nebelclan," ist das letzte was ich vernehme, ehe die Instinkte die Macht über mich erlangen und ich Kopf los durch den Wald hetze.

Kapitel 6


Spät am nächsten Morgen stehe ich unschlüssig am Waldrand. Neben mir auf dem Boden liegen die Überreste eines ausgewachsenen Elchbullen. Sein Bauch wurde entzwei gerissen. Seine Innereien hängen aus seinem aufgeschlitzten Körper heraus. Sein Blut benetzt den Boden, sowie meinen Körper.
Ein Anflug von Mitleid breitet sich in mir aus, als mir bewusst wird, dass ich dieses Tier auf brutalste Art bei lebendigem Leibe auseinander genommen habe.
Meine Instinkte haben mich gefangen und mich dazu gezwungen zu töten, wieder einmal. Resigniert fahre ich mir durch meine verklebten Haare. Vollkommene Leere hat sich in meinen Kopf eingenistet. Macht mir das denken und fühlen unmöglich.
Wie ferngesteuert setzen sich meine Füße in Bewegung. Mit langsamen Schritten nähere ich mich gedankenverloren dem Gebäude. Vor einer knappen Stunde sind die Schüler und Lehrer dorthin zurück gekehrt, doch vorher haben Letztere noch nach meinem Wohlbefinden gefragt.
Auf ihre Frage ob es mir gut ginge, konnte ich nur mechanisch mit dem kopf nicken, zu erschüttert war ich über mich selbst. Obwohl es nicht das erste mal war, bin ich doch über mich bestürzte. Schon öfter habe ich wilde Tiere getötet, Hasen, Rehe, Wildschweine, doch nie eines in einer solchen Größe.
Das Gemetzel um mich herum hat mir den Atem geraubt, als ich wieder bei verstand war, jedoch hat sich dieser kurz darauf erneut verflüchtigt. So sehr hat mich der traurige Anblick des toten Tieres mitgenommen, welches mich mit leeren und gleichzeitig anschuldigenden Augen angesehen hat.
Ohne meine Umgebung beachten zu können, taumele ich benommen durch die Gänge. Die schockierten Blicke, meines Blut überströmten Körpers wegen, bekomme ich nur am Rande mit, zu weit entfernt scheinen meine Gedanken, die einfach nichts vernünftiges zu Stände bringen wollen.
Nach einigen Minuten, die auf mich wie Stunden gewirkt haben, erreiche ich die Tür, die mich zu meinem Zimmer führen soll. Leise Stimmen dringen durch das Holz, kommen jedoch nicht bei mir an. Noch immer hängt das Bild des leblosen Elches in meinem Kopf.
Schwach drücke ich die Klinke hinunter und öffne die Tür. Schlagartig verstummen die Gespräche und ich habe die ungeteilte Aufmerksamkeit meiner Mitbewohner. Erschrockene und besorgte Augenpaare treffen auf mich, während einigen von ihnen der Mund fassungslos aufklappt.
Noch immer geistig abwesend schleiche ich fast schon an Logan vorbei, welcher an die Trennwand zwischen Flur und Küche lehnt. Nur langsam bewege ich mich auf das Bad zu und betrete es. Ohne die Tür zu schließen oder mich meiner Klamotten zu entledigen, steige ich in die Duschkabine.
Mit leicht zittrigen Fingern stelle ich das Wasser an, was die Anderen scheinbar aus ihrer bisweiligen Starre reißt. Besorgt stürmen sie in das Bad und durchlöchern mich mit Fragen, doch ihre Worte erreichen mich nicht.
Das Einzige, das ich wahrnehme, ist ein gedämpftes Stimmengewirr, das ich einfach nicht verstehen kann. Benommen drehe ich mich zu ihnen um und sehe sie aus leeren, einsamen Augen an, die meine innere Zerrissenheit nur all zu deutlich wieder spiegeln.
Beim Anblick meines Gesichtsausdruckes verstummen sie erneut und mustern mich eindringlich. Das heiße Wasser prasselt unaufhörlich auf mich nieder und verleitet mein Hirn dazu, allmählich wieder seinen Dienst anzutreten.
Trauer und Schuld mischen sich zu den anderen beiden ausdrücken in meine Augen und ich senke unbewusst den Blick auf meine Füße. "Verschwindet, alle. Ich will alleine mit ihr reden," ist Logans Stimme das erste, das ich wieder klar vernehme kann.
Erst sieht es so aus, als wollten die Angesprochenen protestieren, doch als sie den ernsten und zugleich drohenden Blick des Schwarzhaarigen bemerken, verkneifen sie sich jegliches Kommentar und machen sich, wie befohlen aus dem Staub. Und so bleiben nur Logan, der im Türrahmen steht und ich übrig.
Mit unbewegter Miene mustert er meinen Blut verdreckten Körper, der nur schleppend vom Wasser gereinigt wird, doch kann ich in seinen Augen Sorge aufblitzen sehen.
"Ist alles in Ordnung bei dir?" spricht er mich mit ruhiger Stimme an und ich bemerke, wie sich meine angespannten Muskeln augenblicklich entspannen, doch der genaue Grund dafür ist mir nicht ganz klar. Stumm nicke ich mit dem Kopf und fixiere in mit meinen Augen.
"Was ist passiert?" führt er leise fort und tritt einen Schritt auf mich zu. Einen Moment spannen sich meine Kieferknochen an, während ich überlege, ob ich es ihm sagen soll oder nicht. Als mir jedoch kein Grund einfällt, warum ich es nicht tun sollte, atme ich einmal tief durch. "Ich habe im Wald einen Elch getötet ... nein, ich habe ihn regelrecht zerlegt," nuschle ich kaum verständlich zurück, doch bin ich mir sicher, dass er es verstanden hat.
Nachdenklich zieht er die Augenbrauen zusammen und nickt verstehend mit dem Kopf. "Du gehörst zum Nebelclan, wusstest du das?" stellt er nach einem kurzen Moment des Schweigens die nächste Frage. Wahrheitsgemäß schüttle ich den Kopf.
"ich habe vor ein paar Tage. Die Vermutung gehabt, habe sie aber abgeschüttelt, da ich dachte, das es unmöglich wäre. Scheinbar haben meine Eltern genau den richtigen Samenspender gewählt," meine Stimme ist lediglich ein resigniertes Murmeln, als ich meine Gedanken laut ausspreche.
Bei dem Wort Samenspender legt sich ein fragender Ausdruck auf sein Gesicht und seine Augenbrauen wandern nach oben. Gerade, als er den Mund für eine weitere Frage öffnen wollte, wandert sein Blick nach unten und schließt den Mund wieder unverrichteter Dinge.
Irritiert lege ich den Kopf schief und sehe ihn weiterhin an. "Das gesamte Blut vom Elch ist abgewaschen oder?" spricht nun auch er seine Gedanken laut aus und blickt wieder in mein Gesicht. Erneut nicke ich nur schweigend.
"Woher kommt dann das Blut? Du bist doch nicht verletzt oder?" fragt er weiter und wieder tritt Sorge in sein Gesicht. Verwundet sehe nun auch ich an mir herab, bis meine Augen am Boden der Duschkabine hängen bleiben.
Das klare Wasser vermischt sich teilweise mit einer roten Flüssigkeit, die stark nach Blut riecht. Nachdenklich lege ich die Stirn in Falten. Nur langsam bemerke ich den Schmerz, der sich über meine Rücken zieht.
Erst jetzt realisiere ich, das dieser nicht, wie ich am Anfang meines "Erwachens" aus dem Wahn vermutet habe, von einer Zerrung kommen kann. Es fühlt sich noch an wie ein Ziehen, sondern es pocht ganz unangenehm. Scheinbar habe ich mich beim Kampf mit dem Elch am Rücken verwundet.
Zögerlich drehe ich mich, mit gesenktem Kopf um und ziehe meinen Pulli, sowie mein Shirt so nach oben, das Logan meinen Rücken sehen kann. Ein entsetztes Zischen entkommt ihm, ehe er mich am Oberarm packt und aus der Wohnung zieht.
"Warum hast du das nicht gleich gesagt, dann hätte ich dich sofort auf die Krankenstation gebracht," knurrt er aufgebracht und sichtlich besorgt, während er mich durch die Gänge schleift.

Kapitel 7


Es dauert nicht lange, da haben wir auch schon die Krankenstation erreicht. Logan hat sich auf einem Stuhl nieder gelassen und starrt unbewegt zu Boden, während ich bäuchlings auf dem Bett liege, damit der Arzt meinen geschundenen Rücken behandeln kann.
Seid einigen Minuten herrscht eine unangenehme Stille im Raum, die scheinbar keiner durchbrechen möchte. Erst, als ich dachte, dieses schweigen würde mich verrückt machen, erhob der Doc die Stimme: "Du hättest damit direkt herkommen sollen, du hättest verbluten können." Seine Stimme ist nur ein verständnisloses Murmeln.
"Ich weiß, sowas ähnliches hat Logan mir auch gesagt," gebe ich nur brummend zurück und zucke leicht zusammen, als der Arzt etwas brennendes auf meine Wunde zu verteilen beginnt. Nach weiteren Minuten, die wir Stumm verbringen, erlöst mich der Doc glücklicherweise und ich richte mich wieder auf, während ich mir mein Shirt zurecht zupfe.
"Danke," nuschle ich leise und verlasse gemeinsam mit dem Schwarzhaarigen das Krankenzimmer. "Ich habe mir wirklich sorgen um dich gemacht, das nächste mal musst du mir sowas gleich sagen," brummt er, als die Tür hinter uns ins Schloss gefallen ist.
Einen Moment sehe ich in sein ernstes Gesicht und Schuldgefühle machen sich in mir breit, da ich nicht wollte, das er sich Sorgen um mich macht, weswegen ich zustimmend mit dem Kopf nicke.
Ein schmales Lächeln schleicht sich auf seine Lippen, bevor wir gemeinsam zu der Wohnung gehen, in welcher wir uns ein Zimmer teilen. Der restliche Tag verlief relativ ruhig.
Die Anderen haben mich größtenteils in Ruhe gelassen, während ich meinen trüben Gedanken nachhing, die sich nur um meinen erneuten Kontrollverlust drehten. Gegen Mittag habe ich mich schließlich an ihnen vorbei geschlichen, nur um mich wenig später wieder an dem idyllischem See wieder zu finden.
Seid einer knappen Stunde sitze ich hier rum und beobachte das seichte Gewässer. Erneut schweifen meine Gedanken zu dem Toten Elch ab und erinnern mich unweigerlich an meine kleine Schwester, die auf ähnliche Art den Tod gefunden hat.
Warum muss das immer wieder passieren? Warum kann nicht einmal etwas gut laufen? Warum muss sich immer alles ins schlechte umwenden? Warum muss ich nur so eine schreckliche Bestie sein?
Warum kann ich kein normales, menschliches Wesen sein? Warum muss ein solch grausames Monster in mir wohnen? Ich will doch nicht viel, nur ein einfach Leben, in einer einfachen Stadt. Doch was ist? Ich muss dieses Erbe tragen und damit umgehen.
Meine Instinkte und Kräfte machen mich machtlos und geben mir doch soviel kraft. Es ist zum verzweifeln. Am liebsten würde ich den Kampf gegen die Bestie die mir inne wohnt einfach aufgeben, doch das hatte nur noch schlimmere Folgen.
Ich würde nur noch mehr Opfer fordern. Das könnte ich nicht verantworten, das würde mich nur noch mehr belasten. Genervt schüttle ich den Kopf, um die Gedanken zu vertreiben, als mir eine Gestalt in meinem Augenwinkel auffällt.
Irritiert sehe ich zu meiner Rechten und erblicke Logan, der stumm neben mir im Gras sitzt. Erst jetzt bemerke ich seine ruhige Aura, die mich augenblicklich anzustecken scheint. "Wie lange sitzt du da schon?" äußere ich die Frage, die mir unweigerlich in den Kopf schießt.
Auch er sieht nun in meine Richtung und ein Lächeln stiehlt sich auf sein Gesicht. "Schon eine Weile," brummt er, mit angenehm rauer Stimme und ein warmes Gefühl macht sich in mir breit, das ich nicht recht zu ordnen kann. Eine kaum erkennbare Röte steigt mir in die Wangen, weswegen ich den Blick abwende und stattdessen in den Himmel sehe.
Das sanfte Rauschen der Bäume umspielt uns, wie ein Schlaflied, das alleine die Natur singen kann. Weit entfernt kann ich eine Eule hören, wie sie ihren Teil zu dem Lied beiträgt. Die friedliche Szenerie steht im kompletten Kontrast zu meinem aufgewühlten Inneren, welches sich nur langsam wieder zu ordnen beginnt.
Aus einem unbestimmten Grund glaube ich, das es Logans Anwesenheit ist, die langsam wieder Ordnung in meine Gefühlswelt bringt. "Logan, glaubst du, das ich ein Monster bin?" durchbreche ich nach einigen Momenten die beruhigende Stille zwischen uns. Aus dem Augenwinkel heraus kann ich sehen, wie er seinen Kopf in meine Richtung dreht.
Einen Augenblick scheint er zu überlegen, ehe er zu einer Antwort ansetzt: "Nein, das bist du nicht. Du bist nur einfach noch nicht in der Lage deine Fähigkeiten zu kontrollieren, was verständlich ist, immerhin gehörst du zu einem der zwei mächtigsten Lykanerclans. Glaub mir, du wirst noch lernen, damit umzugehen."
Seine Worte bringen mich zum nachdenken. Ob er recht hat? Werde ich irgendwann damit umgehen können? "Ich habe auch eine Frage an dich," erhebt er nach einem weiteren Moment des Schweigens sein Wort. Fragend sehe ich ihn an, damit er weiter redet.
"Du meintest heute morgen, etwas wie Samenspender und ich frage mich warum deine Eltern diese Schritt gegangen sind. Konnte dein Vater keine Kinder zeugen oder wie?" stellt er die Frage, die er eben angekündigt hat. Über seine Frage erstaunt zögere ich einen Augenblick, ehe sich ein schmales Lächeln auf meine Lippen legt.
"Nicht ganz. Eigentlich habe ich keinen Vater, sondern lediglich zwei Mütter, sie sind lesbisch und verheiratet, haben sich aber sehnlichst Kinder gewünscht.
Darum haben sie sich für eine künstliche Befruchtung entschieden," erkläre ich ihm ehrlich und für einen Moment blitzt Verwunderung in seinen Augen auf, ehe er verstehend nickt und wir wieder schweigend da sitzen.

Kapitel 8


Seid diesem Gespräch sind wieder ein paar Tage vergangen und ich habe oft Zeit mit Logan verbracht. Jedes mal, wenn ich in seiner Nähe war, hat mich dieses warme Gefühl ergriffen, das sich irgendwann in ein angenehmes Kribbeln verwandelt hat.
Ich bin von dieser Art Gefühle dermaßen verwirrt, das ich angefangen habe, ihm aus dem Weg zu gehen. Ich weiß einfach nicht, was mit mir los ist oder wie ich damit umgehen soll. Es ist einfach so ungewohnt. Diese Wärme, diese Ruhe, dieses Kribbeln. All das kombiniert irritiert mich. Dazu kommt diese seltsame Nervosität und das Verlangen, Logan nahe zu sein.
Ich frage mich wirklich, was mit mir los ist. Ich bin einfach nicht mehr in der Lage, mich selber zu verstehen, weiß nicht was ich denken oder tun soll, wenn er in meiner Nähe ist.
Meine Gefühle wühlen immer mehr auf, als wären die Schuld und die Angst, die mich in Besitz genommen haben, nicht genug gewesen. Es ist zum verzweifeln, vor allem, weil ich dem Schwarzhaarigen ansehe, dass ihn mein seltsames verhalten verletzt.
Es zerreißt mir regelrecht das Herz und versetzt mir immer wieder einen Stich in eben jenes. Nur mit halbem Ohr lausche ich dem Lehrer, welcher uns etwas über die Bindung zu den Gefährten der Werwölfe erklärt.
"Jeder Lykaner hat einen für sich bestimmten Lebenspartner oder auch einen Gefährten. Desto mächtiger der Clan ist, desto stärker ist die Bindung zu einem Gefährten. Das heißt also, das die Gefährtenbindung bei den Urclans stärker ausgeprägt ist als bei den untergeordneten.
Die Prägung auf einen Gefährten variieren. Bei einigen wird es ihnen schon bewusst, wenn sie denjenigen nur sehen, bei anderen kommt es eher schleichend.
Sie fühlen sich wohl in der nahe ihres vorbestimmten Partners. Ein Gefährte kann einem über jegliches negatives Gefühl hinweg helfen und strahlt eine gewisse Ruhe auf den jeweils anderen aus," brabbelt er munter vor sich hin, doch dringen seine Worte nur langsam zu mir vor.
Als mir bewusst wird, das er da soeben meine Gefühlswelt beschrieben hat, weiten sich meine Augen minimal und der Groschen fällt. Logan ist mein Gefährte, ich habe ihn als meinen Gefährten erkannt.
Doch jetzt ist die frage, ob diese Gefährtensache einseitig ist oder ob sie immer auf Gegenseitigkeit beruht. Gerade, als ich meine Gedanken aussprechen wollte, bemerke ich, das der Lehrer bereits den Unterricht beendet hat und sich schon nicht mehr im Raum befindet.
Resigniert über meine eigene Unaufmerksamkeit seufze ich und nehme mir vor, dem Lehrer morgen diese Frage zu stellen, die mich so brennend interessiert. Nur langsam packe ich meine Schulsachen zusammen, um zur nächsten Stunde zu gelangen, der im Physikraum stattfindet. Wie ich dieses Fach doch hasse.
Gedanken verloren verlasse ich den Raum und mache mich auf den Weg, doch weit soll ich nicht kommen. Kaum das ich ein paar Schritte gegangen bin, erblicke ich Logan, den Grund für meine ständigen Grübeleien. Hilfesuchend sehe ich mich um, doch will sich mir einfach kein Fluchtweg eröffnen.
Direkt vor mir bleibt der Schwarzhaarige stehen und sieht mich ernst an. Gerade so kann ich ein schweres schlucken unterdrücken und sehe ihn von unten herauf an. "Asna, wir müssen reden," brummt er mir zu und sieht mich durchdringend an.
"Ich .. Ich kann jetzt nicht .. Logan, ich muss ... zum Unterricht," bringe ich stockend heraus und schiebe mich an ihm vorbei, um fluchtartig den Gang entlang zu laufen.
Erst, als ich im Physikraum angekommen bin, atme ich erleichtert aus und versuche mein rasendes Herz zu beruhigen. Der restliche Unterricht fliegt regelrecht an mir vorbei, während ich mir überlege, wie ich Logan weiterhin aus dem Weg gehen kann, denn scheinbar wird er das nicht mehr länger mit machen. Resignation ergreift mich, als die letzte Unterrichtsstunde beendet ist und mir bewusst wird, das ich dem Gespräch mit Logan nicht mehr sehr lange aus dem Weg gehen kann.
Nur langsam trete ich aus dem Raum und schlendre gemächlich durch die Gänge, bis ich den Schwarzhaarigen sehen kann, wie er lässig an einer Wand lehnt. Augenblicklich fixieren mich seine Augen mit einem seltsam entschlossenen Blick.
Wie immer, wenn er mich ansieht, bereitet sich ein angenehmes Prickeln auf meiner Haut aus, während ich mich ihm langsam nähere, um an ihm vorbei zu gehen. "Asna, wir müssen uns wirklich unterhalten, es ist wichtig," spricht er mich heute zum zweiten mal an, als ich nur noch wenige Schritte von ihm entfernt bin.
"Nicht jetzt Logan, ich bin müde vom Unterricht und will jetzt einfach nur meine Ruhe," versuche ich mich aus dieser Situation herauszuwinden, was mir jedoch nicht wirklich gelingt, da sein Blick nur noch entschlossener wird. "
Du kannst dich danach auch noch ausruhen, es wird nicht lange dauern," erstickt er meinen kläglichen Fluchtplan im Keim. "Lass mich wenigstens vorher auf's Klo gehen," winde ich mich weiter und versuche so, ein wenig Zeit zu schinden.
Doch auch dieser Versuch ist nicht von Erfolg gekrönt, denn gerade, als ich an ihm vorbei gehen wollte, packt er mich am Handgelenk und drückt mich gegen die Wand hinter ihm. Erschrocken sehe ich zu ihm auf, während er seine arme rechts und links neben meinem Kopf an der Mauer abstützt, um so jegliche Fluchtmöglichkeit auszumerzen.
Schlagartig wird mir klar, wie nah er mir ist und mein Herz setzt für einen Moment aus, nur um kurz darauf doppelt so schnell weiter zu schlagen.
Sein heißer Atem streicht mir übers Gesicht, als er einmal tief seufzt und mir dabei nachdrücklich in die Augen sieht. Hart hämmert mein Herz gegen meine Rippen, als wolle es diese zertrümmern und ich bin mir fast sicher, das er es hören kann.
Wieder einmal wird mein Körper von einem angenehmen Kribbeln ergriffen, während ich sein leicht angespannten Gesichtsausdruck mustere. "Warum gehst du mir aus dem Weg Asna? Weißt du eigentlich, was du mir damit antust," seufzt er fast schon verletzt und schließt einen Moment die Augen.
Beim Klang seiner melodisch rauen Stimme macht mein Herz einen freudigen Hüpfer. "Dabei ist das einzige, das ich möchte, in deiner Nähe zu sein. Und du gehst mir einfach aus dem Weg. Weißt du eigentlich, das es mir wehtut, wenn du sowas machst. Asna, ich brauche dich einfach, ich will dich einfach nur in meiner Nähe haben. Du bedeutest mir wirklich viel," fährt er mit leiser Stimme fort und öffnet währenddessen wieder die Augen, um mich mit einem liebevollen Blick zu beschenken.
Die Hitze, die mir ins Gesicht steigt, verdeutlicht meine Verlegenheit, die seine Worte in mir auslösen. "Meinst du damit, dass du mich ... ?" weiter komme ich nicht, da ich mich nicht traue, den Satz zu beenden.
"Ja, genau das meine ich damit Asna. Ich liebe dich. Schon als ich dich am ersten Tag gesehen habe, hat mein Instinkt mich angeschrien, das du mir gehörst. Du Asna bist meine Gefährtin und ich möchte dich immer bei mir wissen," murmelt er die nächsten Worte und lehnt seine Stirn an die meine.
Ein sanftes Lächeln ruht auf seinen Zügen, als er mir meine Haare aus dem Gesicht streicht. Federleicht bleibt seine Hand auf meiner Wange liegen, als sich seine Lippen zaghaft auf meine eigenen legen.
Es ist, als würde etwas in mir explodieren und das Kribbeln damit nur verstärken. Unsicher lege ich meine Hände auf seine Brust und erwidre seinen Kuss schüchtern.
Kaum einen Augenaufschlag später verstärkt sich der Druck auf meine Lippen und seine Zunge streicht bittend über meine Unterlippe. Wie automatisch öffne ich meinen Mund und seine Zunge erkundet leidenschaftlich meine Mundhöhle, nur um kurz darauf meine eigene zu einem verführerischem Tanz aufzufordern. Besitzergreifung schlingt er die arme um meinen Körper und drückt mich an seine breite Brust, ehe sich unsere Lippen wieder voneinander trenne. Viel zu früh wenn man mich fragt. "Ich liebe dich auch Logan," nuschle ich leise, während ich meinen hochroten Kopf an seiner Brust verstecke.

Kapitel 9


Gähnend sitze ich auf der Arbeitsfläche der Küchenzeile und beobachte die Anderen, wie sie munter plappernd ihr Frühstück verspeisen. Noch immer müde, obwohl ich heute morgen eine kalte Dusche genommen habe, nippe ich ein meinen schwarzen Kaffee und muss mich krampfhaft wach halten, da die Müdigkeit immer wieder versucht, mich in ihre Klauen zu ziehen.
Viel Schlaf habe ich heute nicht bekommen, doch waren es diese mal keine Albträume, die mich wach gehalten haben, sondern Logan, auch wenn er es nicht vorsätzlich gemacht hat. Ich bin es einfach nicht gewohnt, mir mein Bett mit jemandem zu teilen und der Schwarzhaarige hatte darauf bestanden, das wir genau das machen. Diesen Wunsch konnte ich ihm natürlich nicht ausschlagen.
Im Moment befindet er sich im Bad, um sich für den Tag fertig zu machen. "Hey Asna, weißt du schon, was du morgen beim Schulball anziehst?" reißt mich Luanas Stimme aus den Gedanken, welche sich gerade am Kühlschrank an der Cola bedient.
Irritiert hebt sich meine Augenbraue. "Was für ein Schulball?" stelle ich die Frage, die sich unweigerlich in meinen Kopf drängt, während sich die Badezimmertür öffnet und Logan den Wohnbereich betritt. "Na der alljährliche Schulball zur Feier der Abschlussschüler. Wusstest du das etwa nicht?" brabbelt sie weiter drauf los, woraufhin ich nur mit dem Kopf schüttle.
"Woher sollte sie das auch wissen Luv, sie ist doch erst seid kurzem hier," mischt sich nun auch mein Gefährte mit ein, während er sich ebenfalls eine Tasse Kaffee nimmt. "Achja, das habe ich total vergessen," murmelt das Energiebündel nur leicht verlegen und kratzt sich am Hinterkopf.
Verständnislos schüttelt Logan den Kopf, ehe er sich mir zuwendet. Mit einem sanften Lächeln kommt er auf mich zu und drängt sich zwischen Beine, bevor er meine Lippen mit den seinen versiegelt. Es war nur ein kurzer Kuss und trotzdem färben sich meine Wangen leicht Rosa.
"Guten Morgen," raunt er mir fast schon verführerisch zu und schlingt einen Arm um meine Hüfte, während er sich schließlich neben mich an die Arbeitsfläche lehnt. Erst jetzt bemerke ich, das jeder im Raum, in seiner Bewegung inne gehalten hat und uns anstarren.
"Was geht den bei euch ab, haben wir irgendwas verpasst?" ist es Scott, der als erstes seine Sprache wieder findet. Ein breites Grinsen schleicht sich auf Logans Gesicht, als er mich ein Stückchen näher an sich heran zieht und verkündet, das ich seine Gefährtin bin.
Ich wiederum lächle nur schüchtern, was eigentlich untypisch für mich ist, zumindest heutzutage, denn früher war es normal, das ich schüchtern war. Das hat sich jedoch geändert, als meine Schwester geboren wurde, denn von da an fühlte ich mich dafür verantwortlich, auf sie aufzupassen. Ich habe sie immer beschützt und ihr geholfen.
Ob sie nun auf dem Spielplatz geärgert wurde oder ob jemand in der Schule sie gemobbt hat. Jedes mal war ich für sie da und habe ihr geholfen, bis zu diesem verhängnisvollem Tag, doch ist es nicht der richtige Moment, um über sowas nachzudenken. Zufrieden mit der jetzigen Situation lehne ich meinen Kopf an Logans Schulter und schließe genießerisch die Augen.
Sein betörend herber Duft steigt mir die Nase, weswegen ich einmal tief einatme. Nur am Rande bekomme ich das Gespräch mit, welches sich nun wieder um den Ball dreht, der morgen ansteht. "Ich freu mich schon darauf, meine Eltern endlich wieder zu sehen," ruft Luana irgendwann fröhlich aus und reißt mich so aus meinem Dämmerzustand.
"Deine Eltern kommen auch?" mische nun auch ich mich in das Gespräch ein, wodurch ich die ungeteilte Aufmerksamkeit habe. "Klar, alle Eltern werden kommen. Das ist schließlich Pflicht," erklärt sie mir lächelnd und die Anderen nicken bekräftigend mit dem Kopf.
"Alle Eltern müssen kommen?" frage ich nuschelnd weiter. Wieder nicken alle synchron mit dem Kopf, was mir ein abgrundtiefes seufzen entlockt. Na toll, dann sehe ich also meine Mutter wieder, die mich wegen der Sache mit meiner Schwester hasst. Das kann ja was werden.
"Alles in Ordnung Kleines?" brummt mir Logan besorgt zu und mustert mich genau. Erneut seufze ich und schüttle mit dem Kopf. "Nein, nicht wirklich, zumindest nicht, wenn ich morgen wirklich meine Mutter wieder sehe. Sie hasst mich wegen etwas das ich getan habe," murmle ich kaum verständlich und lege meinen Kopf wieder auf Logans Schulter ab.
"Übertreibst du nicht ein wenig, ich meine, sie ist deine Mutter. Jede Mutter liebt ihr Kind, egal was es getan hat," vernehme ich nun auch Emmas Stimme, die scheinbar nicht glauben kann, das ich die Wahrheit gesprochen habe.
"Glaub mir, ich übertreibe kein bisschen. Ich selber hasse mich ja auch dafür. Wüsstest du, was ich getan habe, dann würdest du verstehen," gebe ich nur zurück und drücke mich näher an den Schwarzhaarigen, welcher sogleich den Griff um meine Hüfte verstärkt, was mir das angenehme Gefühl von Schutz gibt.
Es fühlt sich so an, als würde mir nichts passieren können, so lange ich mich in seinen Armen befinde. Ein wirklich schönes Gefühl. "Was hast du denn getan?" stellt mein Gefährte die Frage, die ich befürchtet habe. "Nicht hier Logan, nicht jetzt. Ich werde es dir sagen, aber nicht heute, nicht, wenn alle dabei zu hören," nuschle ich so leise, das nur er mich hören kann.
Verstehend nickt er und seine Finger streichen fast schon beruhigend über meine Seite.

Kapitel 10


Zum Ausklang des Tages hat Logan beschlossen, das wir einen gemeinsamen Spaziergang durch den Wald machen sollten. Der Tag war aber auch wirklich anstrengend, denn Luana hat die ganze Zeit versucht, mich dazu zu bewegen, das ich morgen doch mal ein Kleid anziehen sollte, schließlich gehört doch das so.
Das oder ähnliches hatte sie gesagt, doch hatte es bei mir nicht gefruchtet, da ich Kleider und Röcke auf den Tod nicht ausgehen kann. Wenn ich luftige Klamotten anziehen will, dann ziehe ich weite Sachen an, was ich eigentlich immer mache.
Ich trage nun einmal lieber Baggihosen und weite Pullover, als irgendwelche Kleider, die gerade einmal das nötigste bedecken und jeden Typen auf dich aufmerksam machen. Ich mache lieber auf mich aufmerksam, indem ich auffällige Kleidung trage, wie Springerstiefel oder ähnliches, das meist die Farbe schwarz hat.
Doch das ist jetzt nebensächlich, da ich mich momentan nicht mit Luana rumschlagen muss. Stattdessen schlendre ich gemütlich mit Logan durch den Wald und genieße unsere Zweisamkeit.
Es ist jetzt nicht so, das wir Händchen haltend durch die Gegend stolzieren, das ist einfach nicht unsere Art, aber mir reicht seine reine Anwesenheit und die Tatsache, das er mit mir hier ist und das freiwillig. Nach einer halben Ewigkeit, in der wir schweigend nebeneinander her gelaufen sind, kann ich eine kleine Hütte im Dickicht erkennen.
Irritiert wandert meine Augenbraue nach oben und ich lege den Kopf leicht schief. "Logan, bilde ich mir das ein oder steht da tatsächlich ein Haus?" erhebe ich die Stimme und zeige auf das kleine Gebäude. "Nein, das bildest du dir nicht ein, das ist wirklich ein Haus," stellt er ebenfalls fest, woraufhin wir uns einen Moment fragend ansehen.
"Ob da jemand wohnt?" ist die nächste Frage, die ich laut ausspreche. "Keine Ahnung, wir können ja mal schauen," brummt er nur Schulter zuckend zurück, weswegen ich bekräftigend mit dem Kopf nicke.
Gemütlich nähern wir uns dem Gemäuer und sehen es uns einmal genauer an. Kein Licht und auch kein anderes Anzeichen dafür, dass hier jemand leben könnte, lässt sich finden, weswegen wir uns einen vielsagenden Blick zu werfen, ehe wir versuchen, das Haus zu betreten.
Zu unser beider Verwunderung lässt sich die Tür tatsächlich öffnen und so begeben wir uns ins Innere des Hauses. Eine dicke Staubschicht bedeckt den Boden und beweist meine Vermutung, das dieses Haus nicht länger benutzt wird. Gemeinsam durchstöbern wir die Hütte, jedoch sind die meisten Zimmer, wenn man von dem Staub absieht, leer.
Lediglich in einem der Räume befinden sich ein paar Möbel, die von Plastikplanen bedeckt werden. Neugierig geworden gehe ich zu einem der verdeckten Möbelstücke und ziehe den Plastiküberzug weg. Zum Vorschein kommt ein ... Bett. Das einzige bemöbelte Zimmer, ist also das Schlafzimmer.
Das Bett sieht wirklich bequem aus, muss ich zugeben. Am liebsten würde ich mich auf die Matratze legen und Logan neben mich ziehen. Hier würde uns wenigstens keiner stören. Moment, wir sind hier alleine, ungestört, nur Logan und ich. Bei den Gedanken die kurz darauf kommen schießt mir die Röte unweigerlich ins Gesicht und ich hoffe, das er es nicht sehen kann, weil ich mir sicher bin, das er dann weiß, was ich gedacht habe und mir das ganze irgendwie peinlich ist.
"Warum bist du denn so rot?" raunt mit auf einmal Logan ins Ohr und schlingt seine Arme um meinen Körper. "Hast du an das Gleiche gedacht wie ich?" haucht er mir verführerisch ins Ohr und seine Zunge streicht quälend langsam über ebend jenes.
Ein berauschendes Kribbeln ergreift von mir Besitz und ein angenehmer Schauer läuft mir den Rücken hinunter. Genießerisch schließe ich die Augen und lehne mich automatisch an Logans muskulöse Brust, als seine Zähne über die empfindliche Haut meiner Ohrmuschel fahren.
Er entlockt mir ein wohliges Seufzen, als seine Hände ihren weg unter mein Oberteil finden und hauchzart über meinen Bauch streicheln. Langsam wandern seine Finger nach oben, während sein Mund sich an meinem Hals zu schaffen macht. Sanft schlägt er seine Zähne in meinen Hals und mir entkommt ein zittriges keuchen. Verlangen macht sich in mir bemerkbar und meine Haut scheint an den Stellen zu brennen, an denen er mich berührt.
Als seine Hände schließlich meine Brüste erreicht hat, schiebt er meinen BH nach oben, um meine, mittlerweile aufgestellten Brustwarzen zu bearbeiten. Ein leise Stöhnen kommt mir über die Lippen, was Logan kurz verlangend auf knurren lässt. Mit einer schnellen, unvorhersehbaren Bewegung entledigt er mich meines Oberteils, ehe er mich umdreht und auf das Bett schubst.
Seine Augen mustern meine unbedeckte Oberweite, was die Röte in meinen Wangen nur verstärkt, jedoch steigert sich unter seinem leidenschaftlichem Blick auch mein verlangen nach ihm. Mit einer flüssigen Bewegung streift auch er sich sein Shirt über den Kopf, bevor er zu mir auf das Bett krabbelt, ohne mich auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen.
Dreist platziert er sich zwischen meinen Beinen und seine Hände rechts und links neben meinen Kopf. Einen Augenblick sieht er mit tief in die Augen, ehe er mich in einen leidenschaftlichen Kuss verwickelt. Seine Hände gehen erneut auf Wanderschaft und erkunden neugierig meinen Körper.
Das Kribbeln in meinem Körper steigt immer weiter an und immer wieder entkommt mir ein wohliges Seufzen. Als sein Mund den Meinen schließlich frei gibt, beginnt er damit, hauchzarte Küsse von meinem Hals abwärts zu verteilen. Seine Lippen schließen sich um meine harten Nippel und er saugt sanft daran, was mich dazu verleitet, den Rücken durch zu strecken und mich so seinen heißen Lippen näher bringen, während seine Hand meine andere Brustwarze verwöhnt.
Seine zweite Hand wandert fast schon heimlich an mir herab, bis sie am Bund meiner Hose ankommt. Mit einer geübten Bewegung öffnet er den Knopf. Fast schon zaghaft fährt seine Hand unter den Stoff meiner Boxershort. Ein Stöhnen bildet sich in meint Kehle, als seine Finger zum ersten Mal meine feuchte Mitte berühren. Liebevoll massiert er das empfindliche Fleisch zwischen meinen Beinen mit kreisenden Bewegungen.
Immer wieder muss ich stöhnen, während ich mich verlangend unter ihm winde und ihm meine Hüften entgegen strecke. Das verlangen entflammt immer stärker in mir, wie ein loderndes Feuer. Als dann auch noch einer seiner Finger in mich eindringt, scheint es mir, als würde ich den Verstand verlieren. Ein solch berauschendes Gefühl habe ich noch nie empfunden.
Noch nie hat mich jemand so berührt. Nach einigen Augenblicken zieht er seine Hand schließlich zurück und mir entkommt ein unwilliges knurren, was ein Grinsen auf sein Gesicht zaubert. Im nächsten Moment entledigt er mich meiner kompletten beinbekleidung, ehe auch seine eigenen Klamotten folgen. Mit einem Kondom bewaffnet beugt er sich wieder über mich und versiegelt seine Lippen mit den keinen.
Ich kann das aufreißen der Verpackung hören, bevor er das Verhütungsmittel überstreift. Vorfreude, jedoch auch Angst auf das kommende ergreifen mich. Doch ich versuche nicht darüber nachzudenken und lasse das ganze lieber auf mich zu kommen. Der Schwarzhaarige sieht mir tief in die Augen, während er sich vernünftige platziert und schließlich langsam in mich eindringt.
Eine erneute Welle des Verlangens überschwemmt mich, während sich meine Muskeln unwillkürlich anspannen. "Du musst dich entspannen," raunt er mir, mit vor Erregung noch tieferer Stimme zu, was mir eine Gänsehaut beschert. Wie darauf hingewiesen, versuche ich, die Anspannung in meinen Muskeln zu lösen, was mir tatsächlich gelingt.
Kaum das ich wieder völlig entspannt bin, beginnt er damit, in langsamen Bewegungen in mich zu stoßen. Immer wieder stöhne ich auch und drücke den Rücken durch, damit er noch tiefer in mich eindringen kann. Seine raue Stimme direkt neben meinem Ohr steigert mein verlangen nur noch mehr, auch wenn ich nicht gedacht hätte, dass das überhaupt möglich ist.
Desto schneller seine Stöße werden, desto lauter werden meine Stöhner. "Asna, lass mich dich beißen, ich will dich voll und ganz zu der meinen machen. Ich will dich markieren, damit jeder weiß, das du mir gehörst," haucht er mit mit atemloser, zitternder Stimme ins Ohr, ohne sein tun zu unterbrechen.
"Dann mach es," bringe ich nur zwischen zwei Stöhnern hervor, ehe ich tatsächlich seine Zähne an meinem Hals spüre, die sich in mein Fleisch bohren. Der Schmerz, der dadurch durch meinen Körper zieht, gibt mir schließlich den Rest und treibt mich laut stöhnend zu meinem Höhepunkt.
Meine Muskeln verkrampfen sich, weswegen auch Logan über die Klippe springt und sich dunkel knurrend in das schützende Gummi ergießt.

Kapitel 11


Wie wir in unser Zimmer gekommen sind, weiß ich nicht mehr, doch als ich am nächsten morgen die Augen öffne, liege ich neben dem friedlich schlafendem Logan. Seid fast zehn Minuten liege ich nun schon wach neben ihm und beobachte ihn beim schlafen.
Nur langsam regt er sich, ehe auch er aus dem Land der Träume erwacht. Ein sanftes Lächeln umspielt seine Lippen, als er bemerkt, das auch ich nicht mehr schlafe. "Guten morgen kleines," haucht er mir liebevoll zu und drückt mir einen kurzen Kuss auf die Lippen. "Wir sollten aufstehen, es ist schon Mittag," brumme ich ihm zu, obwohl ich am liebsten neben ihm liegen bleiben würde. Zustimmend nickt der Schwarzhaarige, bevor wir beide uns tatsächlich erheben.
"Lass uns duschen gehen," raunt mir Logan ins Ohr, als ich mir gerade ein paar frische Klamotten aus dem Schrank heraus krame. Die Hitze steigt mir in die Wangen und ich halte für einen Moment inne. "Aber nur duschen, ich hab keine Lust, das uns irgendwer hört oder so?" nuschle ich leise zurück, woraufhin Logan ein raues, leises Lachen entkommt. "Natürlich," brummt er nur zurück, ehe er mich mit ins Badezimmer zieht, wo wir uns gemeinsam unter die Dusche stellen.
Nachdem wir uns schließlich frische Kleidung übergestreift haben, verlassen wir gemeinsam das Badezimmer, um uns einen Kaffee zu machen. Wie ich feststellen darf, sind auch die Anderen schon fertig, was auch kein Wunder ist, immerhin beginnen die Feierlichkeiten in einer knappen Stunde. "Asna, ich werde schon einmal vorgehen, ich wollte mich nämlich noch kurz in Ruhe mit meinem Vater unterhalten," reißt mich die Stimme meines Gefährtens aus den Gedanken.
Verstehend nicke ich ihm zu, ehe ich mich auf dem Sofa nieder lasse und Logan die Wohnung verlässt. "Ich bin schon total aufgeregt," fiepst nach einigen Minuten Luana fröhlich und rutscht hibbelig auf dem Sessel hin und her. "Wollen wir nicht schon mal in den Ballsaal gehen?" fragt schließlich die blondhaarige und ein zustimmendes Gemurmel geht dich die Runde, während sich Unmut in mir bemerkbar macht.
Nur wiederwillig folge ich den Anderen durch das Gebäude. Es dauert nicht lange, da sind wir auch schon an unserem Ziel angekommen und zu meiner Überraschung sind hier tatsächlich schon ein paar Schüler mit ihren Eltern versammelt. Der Saal ist festlich geschmückt und auf einem langen Tisch wurden Essen und Getränke für die Anwesenden bereit gestellt.
Unschlüssig bleibe ich am Rand des Raumes stehen, da meine Mitbewohner sich zu ihren schon anwesenden Eltern gestellt haben. Mein Blick schweift umher und ich beobachte die glücklichen Gesichter. Ein Seufzer entkommt, als ich an das Auftauchen meiner Mutter denke. Sie wird sich nicht so freuen, wie die Anderen, genauso wie ich mich nicht über sie freue.
"Hey Asna, ich will dir meinen Vater gerne vorstellen," werde ich von Logan Stimme zurück in die Realität geholt. Irritiert sehe ich ihn seine Richtung und erblicke meinen Gefährten und neben ihm steht ein zwei Meter großer Mann, mit noch breiteren Schultern und ebenfalls tief schwarzen Haaren. Das nenne ich mal einen wandelnden Schrank. Die Gesichtszüge des Mannes wirken hart, was auch nicht durch das Lächeln auf seinen Lippen gemildert wird.
"Du bist also Asna, die Gefährtin von meinem Sohn? Freut mich dich kennen zu lernen. Ich bin Tristan, Logans Vater und das Oberhaupt des Schattenclans," stellt er sich mir vor und reicht mir seine Hand. Leicht verwundert über die Tatsache, das Logan der Sohn des Anführers des Schattenclans ist, ergreife ich zögerlich die dargebotene Hand.
"Freut mich ebenfalls," gebe ich leise zurück und lächle mein gegenüber vorsichtig an. Ein raues Lachen entkommt dem Mann, ehe er meine Hand freigibt und Logan einen Arm um meine Schulter legt. "Sind deine Eltern noch nicht da?" fragt mich Tristan nach einem Moment er Stille und ich schüttle zur Antwort nur mit dem Kopf. Doch genau in dem Augenblick wird die Tür lautstark geöffnet und eine genervte braunhaarige Frau betritt den Saal.
Kurz sieht sie sich um, ehe sie zielstrebig auf mich zu kommt. "Jetzt ist sie da," nuschle ich leise und drücke mich näher an meinen Gefährten. Fast schon schnaubend kommt sie vor mir zum stehen und funkelt mich genervt an, doch kann ich nur allzu deutlich den Hass in ihren Augen aufflackern sehen.
Logans Vater wirft ihm einen verwirrten Blick zu, jedoch schüttelt dieser nur mit dem Kopf. Einige Momente wirft sie mir finnische Schimpfwörter an den Kopf, ehe sie in einer besser verständlichen Sprache auf mich einredet: "Du missratenes Gör machst uns nichts als Ärger. Nicht nur, das du etwas so schreckliches machen musstest, nein, jetzt muss ich auch noch Hunderte Kilometer wegen die fahren, wegen eines dämlichen Schulballs. Reicht es nicht, das du unser Leben versaut hast.
Weißt du eigentlich wie schlecht es Tina seitdem geht. Wirklich, du bist für uns gestorben, wir wollen dich nie wieder sehen." Ihre Worte sind mehr ein wütendes fauchen und kaum das sie ihre Schimpftriade beendet hat, dreht sie sich um und rauscht ohne weitere Worte ab.
Zurück lässt sie eine verletzte Tochter, ihren wütenden Gefährten und einen irritierten Clanführer. "Du hast also wirklich nicht übertrieben, sie hasst dich tatsächlich," stellt Logan schnaubend fest und sieht ihr wütend hinterher, ehe er sich mir zuwendet, "Asna, was ist da jetzt passiert? Ich möchte endlich eine Antwort darauf und zwar jetzt, denn ohne Grund wird sie dich wohl nicht hassen." Alleine an seiner Stimmlage kann ich erkennen, das er keine Ausflüchte von mir hören will.
Resigniert seufze ich. Dann führt wohl kein Weg mehr dran vorbei. "Gut, ich werde es dir sagen Logan, aber bitte nicht hier drin. Lass uns rausgehen. Wenn sie möchten, können sie auch mitkommen, immerhin sind sie Logans Vater und sie könnte das auch interessieren," nuschle ich nervös und wende mich zum Ende hin an Tristan. Zustimmend nicken mir die Beiden zu, bevor wir uns auf den Weg nach draußen machen.

Epilog


Draußen angekommen, sehe ich mich nach einem Ort um, an dem wir uns in Ruhe unterhalten können. Es dauert nicht lange, da erblicke ich eine Bank, die im Schatten von einer kleinen Baumgruppe steht.
Unsicher, da ich ihnen gleich meine schrecklichste Tat offenbaren muss, trete ich auf die Sitzgelegenheit zu, dicht gefolgt von Tristan und Logan. Nachdenklich setze ich mich auf die Bank, was die anderen beiden mir gleich tun. Schweigen herrscht, während ich überlege, wo ich anfangen soll.
Ein tiefer Seufzer entkommt mir, ehe ich anfange zu erzählen: "Das ganze Drama hat begonnen, als ich mich das erste mal verwandelt habe. Ich habe mich nicht, wie die meisten, das erste mal an Vollmond verwandelt, sonder die Verwandlung wurde durch einen Wutausbruch hervorgerufen.
Seid meine Schwester geboren wurde, bekam ich nur noch wenig Aufmerksamkeit, da Nikki die Prinzessin der beiden war und von vorne bis hinten verhätschelt wurde. Ich habe es so hingenommen und habe es ihnen nicht übel genommen, da es mir ja genauso ging. Doch das, was mich fertig gemacht hat, war die Tatsache, dass sie damit angefangen haben, mich für alles verantwortlich zu machen, was passierte, egal was es war.
Auch am Tag meiner ersten Verwandlung wurde ich wieder einmal für etwas bestraft, wofür ich nicht einmal verantwortlich war. Ich war so wütend auf meine beiden Mütter, das ich mich verwandelt habe, ohne es zu wollen. Ich wusste ja bis dato nicht mal, das ich kein Mensch bin. Im Wahn habe ich die gesamte Wohnung auseinander genommen, doch ist den drein glücklicherweise nichts passiert."
Einen Moment halte ich inne und atme tief durch, da ich nicht genau weiß, wie ich den Rest der Geschichte formulieren soll. "Von diesem Moment an wusste ich, das ich kein normales Mädchen bin, das ich eine Gefahr für die Leute in meiner Nähe bin. Ich habe angefangen, mich abzuschotten und Ärger aus dem weg zu gehen, doch lange sollte das nicht gut gehen.
Jeden Vollmond der kam, habe ich mich in den Wald zurück gezogen, damit ich niemanden verletze. Doch eines Abends hat mich Nikki gefragt wo ich hin wolle und ob sie mich nicht begleiten konnte. Selbstverständlich habe ich verneint und bin gegangen, ohne ihr zu sagen, warum sie nicht mit darf. Erst als ich schon mitten im Wald war, bemerkte ich, das sie mir heimlich gefolgt war. Ich habe sie angeschrien, das sie verschwinden soll, da es zu gefährlich wäre.
Doch als sie sich umdrehte, um abzubauen, war es schon zu spät. Ich verwandelte mich und verfolgte sie. Als ich sie erreicht hatte, riss ich sie zu Boden und schlug meine Zähne und Klauen immer wieder in ihren kleinen, zierlichen Körper, bis sie sich nicht mehr bewegte.
Ich werd nie wieder ihr ängstliches Gesicht vergessen, ihre verzweifelten Hilfeschreie, ihr Blut das den Boden und meinen Körper benetzte. Es war schrecklich und obwohl ich wusste, was ich da tat, konnte ich es nicht verhindern. Erst am nächsten Tag haben mich meine Eltern gefunden und neben mir die Überreste meiner Schwester. Als sie meinen blutüberströmten Körper und mein schuldbewusstes Gesicht gesehen haben, war ihnen sofort klar, was ich getan habe.
Tina, die Mutter von Nikki, ist sofort heulend zusammen gebrochen, während mich meine eigene leibliche Mutter zusammen geschrien hat. Das war der Tag, an dem ich für die beiden gestorben bin und sie mich nie wieder sehen wollten.
Sobald ich von dieser Schule runter bin, weiß ich nicht mehr, was ich machen oder wo ich hin soll. Ich habe keinen Ort und keine Familie mehr, zu der ich zurück kehren kann," beende ich meine Erzählung und werde zum Ende hin immer leiser. Schließlich entkommt mir ein schwerer Seufzer und ich sehe bedrückt auf meine Hände.
Die Beiden haben die ganze Zeit still dagesessen und haben mir zugehört. Ich kann förmlich ihre Blicke auf mir spüren, doch wage ich es nicht, aufzusehen. Zu viel Angst habe ich davor, Ablehnung oder Hass in ihren Augen zu erkennen. "Das erklärt das Verhalten deiner Mutter," brummt Logan nachdenklich und legt einen Arm um mich.
Unsicher sehe ich nun doch zu ihm auf, doch statt eines verachtenden Blickes, kann ich nur einen verstehenden erkennen und ein sanftes Lächeln. "Keine Sorge Asna, um deinen Verbleib nach der Schule musst du die keine Gedanken machen, du wirst mit mir kommen und bei unserem Rudel leben. Nicht wahr, Vater?" vernehme ich die nächsten Worte von dem Schwarzhaarigen und sehe hoffnungsvoll zu Tristan, der bekräftigend nickt.
"Natürlich, schließlich bist du die Gefährtin meines Sohnes," bestätigt er seine Gestik noch einmal mit Worten und auch er schenkt mit ein warmes Lächeln.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 11.10.2012

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