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Die Sucht

Ich gebe es zu: Ich bn süchtig! Meine Sucht ist aber keine, wie die anderen Leute sie haben, wobei es sicherlich auch viele Leute gibt, die die gleiche Sucht haben wie ich, die es aber nicht merken, weil sie so sehr im Sündenpfuhl verstrickt sind, dass sie die Fährigkeit verloren haben, ihre Augen zu öffnen.

Aber ich habe meine Augen geöffnet. Ich bin wie ein Sehender, der weiß, was schlecht für ihn ist und der es trotzdem immer wieder tut. Ich spreche hier nicht von flüssigen Dingen, wie dem Alkohol, den sehr viele Leute als ihre Leidenschaft oder Sucht definieren, ich spreche hier auch nicht von essbaren Dingen, die ich in Hülle und Fülle besitze und denen ich mich auch hin und wieder in Maßen hingebe, vor allem Schokolade hat es mir angetan, nein, ich rede hier von der täglichen Sucht den PC zu benutzen.

Wenn ich das vertraute Summen des Laufwerks höre, dann werde ich ganz still und entspannt. Selbst wenn der PC nicht eingeschaltet ist, muss ich ständig daran denken, wie toll es wäre, durch ihn wieder Strom zu jagen. Ich weiß zwar nicht, was ich genau am PC machen soll, aber hauptsache das Ding ist an.

Ja, es ist traurig, weil ich nicht weiß, was ich machen soll. Ich bin so wie meine Eltern, die wie Zombies vor dem Fernseher sitzen. Nur dass ich eben vor dem PC sitze. Ich weiß, dass es eine Sucht ist, von der ich wieder loskmmen soll, aber wie? Ich würde ja gerne mit jemanden darüber reden, aber mit wem? Die ganze Welt sitzt doch vor dem Fernseher oder dem PC , selbst für ein kleines Gespräch benutzt man ICQ oder Skype. Selbst wenn man sich im gleichen Zimmer befindet. Daher habe ich so etwas nicht.

Ich hatte es einmal, aber es raubte mir zu viel Zeit. Klar, es ist wirklich sehr praktisch, wenn man schnell jemanden erreichen will, aber der Suchtfaktor ist einfach viel zu hoch und außerdem was macht man da schon außer sinnlosem Gequatsche? Wenn ich etwas zu sagen habe, etas wichtiges, dann sagte ich es demjenigen oder ruge ihn an, anstatt ihn bei ICQ anzufunken. Klar, wenn es nur um das anfunden ginge, dann wäre die Sache sehr gut, doch leider muss man ja noch mehr mit der Person reden oder noch mehr sinnlose Sachen am PC machen.

Ich sitze auch gerade am PC und mache sinnlose Sachen, wobei ich sitze neben dem PC am Schreibtisch und schreibe hier, während mein PC neben mir steht. Gerade hat er geplimpt, ich muss also nachschaun, was er hat...

Ja, so ein Computer ist wie ein kleines Kind ohne das wir nicht leben können. Und will dann eimal jemand ohne ihn leben so wird er von der Allgemeinheit nicht gelassen. Alles erreicht man heute über das Internet. Informationen werden jeden Tag über das Internet ausgetauscht, Nachrichten werden laufend aktualisiert. Man kann zu jeder Tag- und Nachtzeit rein und jede Möglichkeit anklicken und nutzen. Der User wird zum Teil einer riesengroßen Weltgemeinschaft, die beinahe eine Sekte ist, denn beantwortet man die Mails nicht schnell genug oder ist man zu lange offline, wird man sofort mit Mails wütender Kollegen bombadiert, die einem in harten Ton vorwerfen, was man denn die letzten Tage gemacht hat. Man hat online zu sein, egal wo, egal wann und egal wie. Heutzutage gibt es jede Menge Möglichkeiten online zu gehen. Die einfachste Art ist sicherlich zu Hause am PC, dann gibt es noch die Internetcafes, sogar mit dem Handy kann man online gehen.

Die Frage ist natürlich: Braucht das der Mensch? Will der Mensch überhaupt die Probleme und Sorgen einer indischen TV-Familie kennen, während seine eigene Familie gerade auseinandergeht? Wollen wir wirklich mit Australiern per ICQ chatten, anstatt mit unseren Nachbarn? Wollen wir uns wirklich über Kochsendungen und Quizshows den Kopf zerbrechen, während wir vor unseren eigenen Problemen davonrennen? Wollen wir das wirklich?

Ich sage nein. Wir wollen nicht stumm wie Zombies vor dem PC sitzen und kein Ton über die Lippen bringen. Wir wollen reden, so wie jeder freie Mensch das Recht zu Reden hat, so wollen wir von unserem Recht Gebrauch machen und endlich anfangen zu reden. Lasst uns die PCs... ja, was denn? Verbrennen? Zerschmettern? Zertreten? Oder doch lieber nur auf Standby schalten, so dass wir sie, wenn wir uns doch nicht sicher sind, ob wir nun wirklich wieder richtig leben wollen, wieder anschalten können?

Vielleicht ist es besser, wenn wir die PCs haben, so sehen wir zumindest nicht, welche Probleme unsere Welt hat und nach Lösungen brauchen wir dann auch nicht zu suchen, wenn wir die Probleme nicht kennen.

Nun ruhe in Frieden, mein Verstand!

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Texte: Alle Rechte vorbehalten.
Tag der Veröffentlichung: 14.07.2009

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