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Vom Sinn und Unsinn des Atmens




Im Gegensatz zu anderen Leuten, habe ich bereits begriffen, woraus das Leben zum größten Teil besteht. Aus Atmen. Einatmen, ausatmen. Einatmen, ausatmen. Ich habe das Gefühl, den ganzen Tag nichts anderes zu tun, als zu atmen. Es frustriert mich hochgradig.

Selbstversuche haben mir gezeigt, daß es praktisch unmöglich ist, auf das Atmen zu verzichten. Atemabstinenz bewirkt lediglich, daß man die Gesichtsfarbe ändert und sich nicht wohl fühlt.

Ich bin ein Mensch, der sich nicht gerne dominieren lässt. Weder von anderen Menschen, noch von so unkontrollier- baren Dingen, wie Gefühlen oder Zeit. Daß ich mich aber uneingeschränkt meinem eigenen Atemzyklus unterwerfen muß, und mich somit nicht mehr auf die wirklich wichtigen Dinge des Lebens konzentrieren kann, ist erniedrigend und meiner Meinung nach mit den Menschenrechten nicht zu vereinbaren. Selbst Leute, die es schaffen, für einen längeren Zeitraum nicht zu atmen, werden ohne eigenes Einverständnis dazu gezwungen. Es gibt sogar Atemma- schinen. Man stelle sich vor!
„Ich war abhängig von der Atemmaschine. Ich wollte nicht mit dieser »Feuchten Nase« atmen, diesem Aufsatz, den man mir auf die Kanüle im Hals gesteckt hatte,...“ (Süddeutsche Zeitung Magazin, 21.12.2006)






Wer sich entschlossen hat, nicht mehr zu atmen, wird ungefragt dazu gezwungen. Will man so enden?



Unbemerkt ist das Atmen zu einem scheinbar lukrativen Wirtschaftszweig geworden. Ich denke dabei an atmungs- aktive Unterwäsche oder Sprays gegen ‚schlechten’ Atem. Daß man mittlerweile zwischen gutem und schlechtem Atem unterscheiden kann, sollte uns erst recht aufhorchen lassen, um endlich Schritte gegen die Atemsucht einzu- leiten. Wenn ich mich außerhalb meiner eigenen vier Wände bewege, habe ich das Gefühl, nur noch von Atemjunkies umgeben zu sein. Mich selbst dazuzählen zu müssen, schockiert umso mehr.



Wick Atemfrei. Wirklich der Ausweg aus der Atemsucht?



Ich werde jedenfalls weiter daran arbeiten, mich von meiner Atemsucht zu befreien und atmungsaktive Unterwäsche zu vermeiden. Bis dahin gilt der Leitsatz: „Wer einmal das Atmen für sich entdeckt, kommt nicht mehr davon los.“ (Hans-Werner Olm).

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Tag der Veröffentlichung: 26.12.2008

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