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Eine Wischensaft für sich



Ich habe einen guten Freund, mit dem ich mich gerne treffe, um mich mit ihm zu unterhalten. Sein Name ist Jochen, und er leidet unter einer geringfügigen Störung des Sprachzentrums. So sieht er sich nicht in der Lage, ein scharfes 'S' zu artikulieren. Bei ihm wird es zu einem 'Sch'. Soll er jedoch ein 'Sch' über die Zunge bringen, kommt ein ordinäres 'S' dabei heraus.

Jochen und ich hatten uns für den letzten Sonntag verabredet, um den ganzen Tag miteinander zu ver- bringen. Schon als ich morgens in unserem Lieblingscafé saß und Jochen hereinkommen sah, mußte ich in mich hineingrinsen, weil er mich immer mit den Worten begrüßt: „Hallo Fritsch. Wie gehtsch?"
Auf meine Gegenfrage, wie er sich fühle, antwortete er am Sonntag mit: „Gut." Schöner ist es allerdings, wenn es ihm schlecht geht. Dann sagt er: „Besischen."

Als die Kellnerin kam, um unsere Bestellung aufzunehmen, orderte ich mein obligatorisches französisches Frühstück mit zwei Croissants, Marmelade und einem Milchkaffee. Jochen hingegen verlangte nach einer kleinen Sale Müschli mit Obscht und einer Tasche Kaffee.
Er erzählte, daß er tags zuvor beim Fuschball war, um sich Rot-Weisch Eschen gegen Fortuna Düscheldorf antschu- sauen. Das Mäds endete Tschwei tschu Tschwei unent- sieden, und der Siedschrichter war wohl richtig slecht.
Während wir uns unsere Morgenmahlzeit einverleibten, fragte ich Jochen, was er denn heute so machen wolle. Er antwortete, er habe erschtmal Luscht auf einen kleinen Saufenschterbummel, um sich nach neuen Suhen umtschu- sauen. Das stellte ich mir lustig vor und willigte ein.
Nachdem wir aufgegessen hatten, rief Jochen die Kellne- rin: „Hallo, Fräulein. Können Sie kaschieren kommen?"
Die Kellnerin kam kaschieren, und Jochen sagte zu mir: „Lasch mal, Fritsch. Ich betschahl dasch."
Weil sie durch seinen Sprachfehler unkonzentriert war, ließ die Kellnerin beim Abräumen die Müslischale fallen, woraufhin diese in tausend Stücke zersprang. Jochen wußte tröstende Worte zu finden: „Sade um die söne Süschel, aber Serben bringen Glück."
Ich riet ihm, den Scherben-Spruch möglichst nicht anzuwenden, falls er sich mal zufällig im Kosovo aufhalten sollte, und wir verließen das Café, um unseren Sau- fenschterbummel in Angriff zu nehmen.

Nach knapp fünf Minuten rief Jochen zum ersten Mal: „Da! Ein Suhgesäft!"
Wir verharrten vor dem Saufenschter, und Jochen tscheigte sich begeischtert von den eleganten Schlippern und den italienisen Sdraschensuhen. Die Fuschballsuhe intereschierten ihn weniger. Er verdeutlichte mir seine Vorliebe für Suhe in swartsch-weisch, weil die besonders sick auschsauen. Den Sdiefeln konnte er gar nichtsch abgewinnen, weil er in denen immer Fuschsmertschen bekommt.

Wir slenderten weiter durch die Sdadt, und Jochen blieb vor einem Gesäft sdehen, dasch typis britise Waren veräuscherte. Er tscheigte mit dem Finger auf die Ausch- lage und sagte: „Haha, in so einem Sottenrock siehscht Du besdimmt luschtig ausch. Und guck! Sottiser Snapsch."
Er ertschählte noch von seinem sdändigen Heischhunger auf 'Fis and Sipsch', und dann gingen wir weiter.

Nächschter Haltepunkt war ein Sreibwarengesäft, in deschen Saufenschter eine antike Sreibmasine ausch- gesdellt war. Jochen verriet mir, dasch er mit tschehn Fingern sreiben könne, weil er vor tschwei Jahren einen Sreibmasinenkursch in der Volkschhochsule besucht hatte. Ich erwiderte, dasch ich bescher mit Bleisdift sreibe. Füller lehnten wir beide ab, weil wir tschu der Gattung Mens gehören, die sich den Hemdschärmel gerne mit Tinte besmutschen. Und weil Tinte nicht wascherlöschlich ischt, kriegt man dasch bei der Wäse slecht wieder rausch.

Nach dem auschgedehnten Saufenschterbummel meldete sich bei Jochen wieder ein leichtesch Hungergefühl an, und wir suchten den nächschten Imbisch auf. Wir sdudier- ten die Sbeisekarte und Jochen besdellte für unsch: „Tschweimal Currywurscht, Pommesch. Für mich ein Wascher, und für meinen Kollegen eine Pepschi."
Der Mann hinter dem Tresen saute mich etwasch hilflosch an, und ich sagte: „Tschweimal Currywurscht, Pommesch, ein Wascher und 'ne Pepschi. Isch doch nich so kompli- tschiert."
Die Tscheit, in der wir auf unser Eschen warteten, über- brückten wir, indem Jochen mir die neueschten Klats- gesichten ausch seiner Familie ertschählte. So erfuhr ich, dasch seine Sweschter swanger sei, obwohl der Swanger- safdstescht negativ auschgefallen war. Sein Swager besuldigte Jochensch Sweschter, beim Verhüten gesum- melt tschu haben. Da die Familie nicht wirklich auf Nachwuksch eingesdellt sei, sdünden swere Tscheiten bevor.
Dann kam der Imbischfacharbeiter mit unserem Eschen. Die Currysosche war so sarf, dasch wir beide insch Switschen kamen. Wir muschten unsch tschwei tschu- sätschliche Getränke besdellen.
Nachdem wir die letschte Pommesch in unsch reingesdopft hatten, übernahm ich dieschmal die Rechnung und gab füntschig Tschent Trinkgeld.

Jochen fiel ein, dasch sich tschur Tscheit eine Kirmesch in der Sdadt befände, und ich bekundete sofort mein Inte- resche, dorthin tschu fahren. Also machten wir unsch auf den Weg, um mit der Esch-Bahn den Rummelplatsch antschusdeuern. Alsch wir dort ankamen, war ich begeischtert, weil esch sogar eine Siffsaukel gab. Auscherdem hatten wir die Möglichkeit, durch eine Wildwascherbahn beluschtigt tschu werden. An der Sieschbude traf Jochen mit jedem Susch insch Tschiel, nur beim letschten Susch blieb die Rose hängen, obwohl er getroffen hatte. Er warf dem Sausdeller vor, besischen worden tschu sein, und wir genehmigten unsch tschur Beruhigung jeder eine Portschion Tschuckerwatte.
Nach tschweieinhalb Sdunden verlieschen wir den Rummelplatsch. Jochen trug einen übergroschen Sdoff- simpansen auf der Sulter, den er beim Losetschiehen gewonnen hatte.

Wir besloschen, den Tag in einer sönen Gaschtsdätte auschklingen tschu laschen und gingen in eine Kneipe mit dem verheischungschvollen Namen 'Zur Siffschklause'. Dort sdanden snell tschwei Bier und tschwei Snapsch- gläser vor unsch. Der Wirt brachte unsch auch noch eine Sale Nüsche, für die wir unsch auscherordentlich bedank- ten.
Jochen hatte ein paar luschtige Witsche auf Lager, die er tschum Beschten gab. Ich kam ausch dem Lachen gar nicht mehr herausch und bekam son Bauchsmertschen.
Alsch wir beide müde wurden, bekundeten wir unsch gegenseitig, wasch esch für einen Sbasch macht, die Tscheit miteinander tschu verbringen.

Jochen und ich verlieschen die Gaschtsdätte, und alsch er sich mit seinem Sdoffsimpansen in ein Takschi setschte, um nach Hause tschu fahren, veradsiedeten wir unsch mit den Worten: „Machsch gut!" und „Machsch bescher!"

Ich winkte dem Takschi hinterher und dachte: „Dsüsch, Jochen. Slaf sön und bisch demnäkscht."




Tschelten am Mischischippi



Den letzten Sommerurlaub haben mein Kumpel Jochen und ich gemeinsam verbracht. Wir sind zusammen nach New Orleans geflogen und haben am Mississippi gezeltet. Eine Woche lang. Mehr Jahresurlaub stand Jochen nicht mehr zur Verfügung.

Wir trafen uns in Düsseldorf am Flughafen, um an einem sonnigen Sonntagmorgen im Terminal A einzuchecken. Jochen trug einen großen Rucksack auf dem Rücken und begrüßte mich, wie immer, mit den Worten: „Hallo Fritsch. Wie gehtsch?“
Jochen hat einen Sprachfehler. Er kann kein scharfes ’S’ sprechen und bildet statt dessen ein ’Sch’. Müßte aus seinem Mund aber ein ’Sch’ kommen, hört man nur ein dumpfes ¬’S’.

Am Check-in-Schalter wurde Jochen von der uniformierten Flughafenangestellten gefragt, welches sein Reiseziel sei, und er antwortete: „Mein Reisetschiel? New Orleansch. Mein Kumpel und ich tschelten am Mischischippi. Ädwentsör-Trip tschu tschweit.“
Jochen neigt dazu, auf sachliche Fragen, die eine einfache Antwort verlangen, äußerst ausschweifend zu reagieren. Die Dame jedenfalls nickte freundlich, wobei sie sehr professionell lächelte und verlangte nach Jochens Reisepaß.
„Mein Reisepasch. Richtig. Moment. Wo hab ich… Hier. - Bekomme ich bei Ihnen son einen Sdempel in den Pasch?“ fragte Jochen erwartungsfroh, und die Dame antwortete: „Einen Stempel gibt es erst beim Zoll in New Orleans.“
Jochen war etwas resigniert und murmelte: „Richtig. Den Sdempel gibtsch erscht beim Tscholl in New Orleansch.“, um dann mit gestärkter Stimme fortzufahren: „Ich hab in dem Pasch Sdempel ausch Schan Franschischko und ausch Barschelona in Sbanien. In Barschelona wollten die am Tscholl erscht gar nicht sdempeln, wegen Europäiser Union und so…“
Ich merkte, wie die Schlange von Wartenden hinter mir immer unruhiger wurde, aber wenn Jochen mal ins Reden kommt, ist er nur schwer aufzuhalten. Die Flughafen- angestellte würgte ihn ab, indem sie ihm sein Ticket reichte und sagte: „Hier ist Ihr Ticket. Gate 63. Boarding ist um zehn Uhr fünfunddreißig.“
Diesmal gab Jochen die knappe Antwort: „Sönen Dank.“

Als wir um zehn Uhr fünfzig geboardet wurden und unsere Plätze im Flugzeug suchten, fiel Jochen auf: „Ich sitsche am Fenschter. Klasche!“
Ich nahm den Platz neben ihm ein, und er befahl: „Ansnallen nich vergeschen!“, fügte dann jedoch hinzu: „Wobei, wenn wir absdürtschen hilft ein Ansnallgurt auch nicht viel. Da musch man dann einen koloschalen Sutsch- engel haben.“
Ich hoffte, daß wir den Sutschengel nicht in Anspruch nehmen müßten und wünschte Jochen einen guten Flug.

Die für uns zuständige Stewardeß blickte mich das erste Mal hilfesuchend an, als Jochen auf ihre Getränkefrage ein sdillesch Wascher bestellte. Ich übersetzte und sagte: „Eine Cola.“
Jochen regte sich zwar kurz darüber auf, dasch die Schduardeschen sdändig allesch verweckscheln, trank dann aber geduldig sein Colagetränk.

Mein Kumpel hatte anseinend an allesch gedacht, denn er tschauberte plötschlich einen kleinen Sbielekoffer hervor und fragte mich: „Luscht auf Sach? Vergeht die Tscheit wie im Flug.“
Jochen glotschte mich mit groschen Augen an, und ich wartete mit meiner Antwort, weil ich wischen wollte, ob er noch merken würde, dasch er gerade einen guten Witsch von sich gegeben hatte. Aber er merkte esch nicht, und ich bejahte seine Frage.
Ich baute dasch Sachsbiel auf und bekam von Jochen die swartschen Figuren tschugeteilt. Nach einiger Tscheit waren wir tief in das Sbiel versunken, und die Überle- gungen, den nächschten Tschug betreffend, wurden immer länger. Ich freute mich, denn Jochen kommentierte viele meiner Tschüge mit den Worten: „Guter Sachtschug.“ Alsch ich dasch Sbiel irgendwann mit einem „Sach Matt!“ beendete, entfuhr ihm ein fruschtriertesch „Seische!“

Nach einem knapp tschwölfsdündigen Flug setschte unsere Masine sicher auf der Landebahn des New Orleansch Internäsionäl Airport auf. Jochen war der eintschige, der kladsde. Er sdupschte mich in die Seite und rief: „Losch! Kladsen!“
Also kladsde ich. Aber dabei blieb’sch. Esch slosch sich kein weiterer Fluggascht unserer Begeischterung über die gelungene Landung an.

Jochen und ich holten unsch unser Gepäck vom Laufband und machten unsch auf den Weg in Richtung Paschkon- trolle. Ich betete innerlich, dasch die Sache mit dem Sdempel im Pasch glimpflich ablaufen möge. Und tat- schächlich. Er bekam unaufgefordert seinen Sdempel in den Reisepasch gedrückt und bedankte sich höflich mit: „Schänk ju.“

Im Busch, der unsch tschum Tscheltplatsch fuhr, ertschähl- te Jochen, dasch er son einmal Tschelten war. Und tschwar in Sleschwig-Holsdein. Damalsch war esch die gantsche Tscheit sdürmisch, und er muschte sein Tschelt mit maschiven Sdeinen besweren, damit esch nicht wegflog. Auscherdem hatte ihm ein Saf auf den Slafsack gepischt. Jochen hatte sich damalsch gedacht: „Wenigschtensch hat esch nicht gesischen.“

Alsch wir am Campingplatsch ankamen, holten wir unsch alsch Erschtesch am dortigen Kioschk ein Eisch. Esch gab sogar Sbeiseeisch in Plaschtikbechern. Ich entsied mich für Sokolade, und Jochen nahm Sdraschiatella. Dann suchten wir den unsch tschugeteilten Platsch tschum Tschelten. Wir waren völlig ausch dem Häuschchen, weil wir einen supersönen Auschblick auf den Mischischippi hatten.
Jochen begann, unser Tschwei-Mann-Tschelt auschtschu- packen, und ich gab, den Konschtruktschionschplan sdudierend, Anweisungen, welche Sdange mit welcher Snur verbunden werden muschte. Jochen sdellte dasch Tschelt problemlosch in die Landsaft, muschte dann aber doch nochmal von vorne anfangen, weil die Innenseite überrasenderweise auschen war.

Durch die Tscheitversiebung war esch jetscht erscht siebtschehn Uhr, aber Jochen und ich waren bereitsch todmüde. Wir besloschen, unsch mit unseren Slafsäcken an den groschen Flusch tschu legen, um ein wenig tschu slummern.

Kurtsch bevor wir beide wegdöschten, flüschterte Jochen noch: „Hier isch esch Sbitsche.“
Dann landete ein Sbatschensisch direkt auf seiner Sdirn.


Schtill Got Se Bluhsch




Nach der ersten Nacht auf dem Zeltplatz am Mississippi, die sehr ruhig und erholsam war, hatten mein Kumpel Jochen und ich uns vorgenommen, New Orleans zu erkunden.
Vorher wollten wir aber in der Gaststätte des Camping- platzes ein gepflegtes Frühstück zu uns nehmen. So war denn auch das Erste, was Jochen an dem Tag verbal von sich gab: „Breckfescht!"
Sein Sprachfehler, der bewirkt, daß ein scharfes 'S' zum 'Sch' und ein 'Sch' zu einem dumpfen 'S' wird, macht es ihm besonders schwer, sich auf englisch zu verständigen.

Als wir die Wirtschaft betraten, war Jochen gleich hellauf begeistert von der Inneneinrichtung. Alles war mit alten Möbeln aus einer vergangenen Western-Zeit ausgestattet. Mit großen Augen zeigte er auf ein eingerahmtes Bild, daß an der Wand hing und sagte: „Dasch ischt Dsesche Dsäimsch! Deschen Lebenschlauf kenn' ich so gut wie auschwendig. Der wurde in Mischouri geboren und hatte vier Geswischter. Ersoschen wurde der, alsch er gerade auf einem Sduhl sdand, um ein Bild tschu endsdauben. Kopfsusch. Luschtig, nich?"
Ich zwang mir ein gespieltes Lächeln aufs Gesicht, und wir setzten uns an einen Tisch, um in der Speisekarte zu blättern. „Ich nehm das mekschikanise Frühsdück und eine Tasche Eschprescho. Und Du?", sagte Jochen und blickte mich fragend an. Ich entschied mich für die Mississippi- Dampfnudeln und einen plumpen Bohnenkaffee. Als der schnauzbärtige Kellner kam, bestand ich darauf, die Bestellung aufzugeben, um Jochen nicht schon so früh am Tag bloßzustellen.

Während des gesamten Frühstücks erzählte Jochen von seiner Arbeit als Pförtner in einem Pharmakonzern. Er schob sich eine Gabel mexikanische Bohnen in den Mund und sagte: „Sichtdienscht ischt echt ansdrengend. Tagsicht ischt okay, aber ich hasche Nachtsicht."
Ich fragte ihn, was denn sein aufregendstes Pförtnererlebnis gewesen sei, und Jochen antwortete: „Mein aufregendschtesch Erlebnisch… Lasch mal überlegen. – Einmal ischt ein Laschter in dasch Pförtner- häuschchen reingesauscht, der pharmatscheutise Produkte tschum Hafen bringen sollte, um die nach Sanghai versiffen zu laschen."
Ich dachte kurz über das Gesagte nach, dann fuhr Jochen fort: „Aber dasch alleraufregendschte war, alsch während einer Nachtsicht eine söne Frau an die Seibe geklopft hat. Weischte, wer dasch war?" Er schaute mich gespannt an, und ich blickte gebannt auf das Maiskorn, das ihm im Mundwinkel klebte. „Dolly Baschter. Wasch sagschte jetscht?", fragte Jochen. Ich sagte nichts.
„Die isch da tschufällig vorbeigeladsd und hatte eine swere Versbannung in den Sultern. Deschwegen hat sie mich gefragt, ob ich sie maschieren kann. Ich war erscht überrasd, aber dann hab ich tschwei Sdunden lang maschiert. Tschwisendurch muschte ich immer wieder die Sranke öffnen und slieschen. Dasch war meine beschte Nachtsicht. Mit Absdand."
Jochen hatte seine Geschichte beendet und saß nun mit verträumten Augen vor mir. Er schien die Nachtsicht noch einmal revue paschieren tschu laschen, während sich dasch Maischkorn in die Eschpreschotasche sdürtschte.

Nach dem auschgiebigen Frühsdück gingen wir tschur Retscheptschion desch Tscheltplatschesch und liehen unsch Inline-Schkäitsch ausch, um damit nach New Orleansch tschu fahren. Inline-Schkäiten ischt Jochensch Leidensaft. Er sagt immer wieder: „Isch wie Slittsuhlaufen – nur ohne Eisch."
In den viertschig Minuten, die wir brauchten, um in die Sdadt tschu rollen, sang Jochen die gantsche Tscheit: „Muschi denn, muschi denn, tschu-um Sdädele hinausch, Sdädele hinausch, u-und Du, mein Satsch, bleibscht hier."
Ich muschte mich irgendwann tschwingen, nicht mehr hintschuhören und versuchte, mich auf die söne Landsaft tschu kontschentrieren.

In New Orleansch sdoppte Jochen vor einem Gesäft und rief: „Sallplatten! Ich will da rein und Sallplatten ansauen!"
Also snallten wir die Schkäitsch ab, slüpften in unsere Adidasch-Ladsen und gingen in dasch Gesäft, um Sall- platten antschusauen. Esch gab eine grosche Abteilung mit Bluhschplatten. Wir kramten einige Tscheit in den Plattensdapeln herum, bisch Jochen ein Ekschemplar in die Luft hielt und rief: „Sau mal, Fritsch! Gary Moore! Schtill Got Se Bluhsch! Groschesch Tennisch! Die ischesch."
Jochen sritt sdolz tschur Kasche und fragte, ob er mit Ämerikän-Ekschpresch-Reisesecksch betschahlen könne, aber der Verkäufer süttelte nur versdändnischlosch mit dem Kopf.
Enttäusd, weil ohne Bluhschseibe, aber mit Bluhsch im Blick, verliesch Jochen dasch Gesäft und machte mich darauf aufmerksam, dasch wir tschuerscht tschur Sbarkasche müschten, um Geld tschu weckscheln.

In der Bank sdellten wir unsch in die Slange vor dem Weckschelsalter. Ich tscheigte auf einen Schekjuriti- mensen und sagte: „Guck Dir die Pischtole an, Jochen. Wenn Du die tschum Freund hascht, hascht Du keine Feinde mehr."
Jochen guckte mich nur komis an und fragte, warum ich 'Pischtole' sagen würde, wo esch doch 'Pischtole' heischt.
Dann war er an der Reihe und versuchte, der Dame am Weckschelsalter sein Anliegen tschu erklären. „Hello Misch. Mai näim isch Jochen änt ai neet tu dsäinds monni. Ai kamm fromm dsörmäni änd mai frent Fritsch hier änd ai kämpen on se tscheltpläisch. Hier. Sisch isch mai Ämeri- kän-Ekschpresch-Reisesecksch änd ai nied riel Dollarsch. Pliesch."
Jochen grinschte, weil er esch gesafft hatte, richtig viel englis auf einmal tschu sbrechen. Die Dame am Salter saute tschiemlich versdört, sien aber tschu ahnen, wasch sie mit den Reisesecksch ansdellen sollte. Tschumindescht reichte sie Jochen ein paar Dollarseine und lächelte dabei gequält freundlich.

Tschurück auf der Sdrasche sagte Jochen: „Jetscht hol ich mir den Bluhsch!"
Er hopschte in Richtung Sallplattengesäft, sdiesch die Tür auf und verswand im Laden, während ich drauschen wartete. Ein gelber Sulbusch fuhr an mir vorbei. Dasch war klasche, weil ich diese original amerikanisen gelben Sulbusche bisch dahin nur ausch der Glotsche kannte.
Alsch Jochen wieder herauschkam, mit der Bluhschplatte in Händen, jubelte er: „Jetscht geb ich nen Snapsch ausch!"
Wir hielten Auschsau nach einem sönen Etablischemong, und Jochen tscheigte auf ein Lokal, dasch sich 'Schlippy Mischischippi' nannte. Weil sich dasch luschtig anhörte, wollte Jochen da rein.

Jochen setschte sich snell an einen Tis am Fenschter und rief dem Wirt tschu: „Mischter! Tu Snapsch, pliesch! No, warte. Tu Wischkiesch, pliesch! On se rocksch!"
Ausch tschwei wurden inschgesamt tschwölf Wischkiesch. Alle on se rocksch. Tschiemlich angesiggert verlieschen wir drei Sdunden sbäter die Gaschtsdätte und machten unsch auf einen äuscherscht beswerlichen Heimweg, weil wir beide mit den Inline-Schkäitern nicht mehr klarkamen.

Am Tscheltplatsch, nachdem wir die Schkäitsch an der Retscheptschion abegegeben hatten, fiel Jochen plötsch- lich auf: „Fritsch. Ich hab meine Salplatte im Schlippy Mischischippi vergeschen. Seischdreck."
Er saute mich gantsch traurig an, und ich sagte: „Jochen. Dasch isch Bluhsch."

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Tag der Veröffentlichung: 27.11.2008

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