Cover

Hörst Du es auch?


Zerknüllte Träume am Boden.
Schmutz der Seele in der Luft.
Aus geträumt den Traum!
Bin auf Wanderschaft zu meinem ich.
Werde ich je ankommen?
Zu Stein gewordene Tränen
sind mein Pfad der Erkenntnis.
Man lehrte mich zu kämpfen-
aber um jeden Preis?
Wer bestimmt die Wahl des Königs?
Das Volk -die Armee der Finsternis?
Der Schlag meines Herzens?
Tag und Nacht?


Zerrissene Tücher über dem Totenbett
zeugen vom Kampf gegen Gut und Böse.
Die Flucht nach vorn
durch sterbende Gärten der Leidenschaft.
Links und Rechts des Weges Geister der Vergangenheit.
Greifen nach verlorenen Herzen-
schlagen die Trommeln des Widerstandes.
Erbarmungslos und laut
dröhnen sie ins Gehirn.
Innereien winden sich im Lockruf des neuen Tages.


Die Weisheit der Ahnen wird Schutz sein,
versteckt in den Lebenssäften der alten Bäume,
in den Blüten der Orchideen,
in jedem Tautropfen des Morgens,
in den purpurnen Flüssen
deren Quelle im Herzen entspringt.
Horus steigt auf in die Sonne
und wird mit seinen Flügeln Schatten spenden.
Bastet wärmt mich in der Nacht.
Anubis mein Begleiter durch die Schattenwelt sein.

Und vielleicht werde ich an einem unbestimmten Tag
wieder den Morgengesang der Amseln hören können.


Das Känguruh in den Zeiten der Dummheit






Hoffnungsschwanger



Die Ladyqueen ist auferstanden.
Hoffnungsschwanger trägt sie ihr goldenes Kleid,
gestutzte Flügel fangen wieder an zu schlagen,
ebenso ihr Herz.
Froh singt sie laute Lieder.
Alle Farben spriessen auf ein Neues.
Sonnenstrahlen selbst in der Nacht.
Gefühltes Leben- war immer da.
Zukunft -Visionen
Zukunftsvisionen-
der Kelch des Daseins-
endlich aufgefüllt.
Ich schenke dir ein Kleeblatt-
nein- auch ein Schwein dazu.
Dann kannst du den Rest
des langen Weges lachend
überfliegen-
überwinden.
für Babsy im Mai 2009




Die Kriegerin


Ich fange an
mich auszubreiten
in der Welt
im Hier und Jetzt

Berühre manche Grenze
überschreite sie
um mich dann zu übergeben
vor lauter Lust

Ich fange an
zu verstehen
was man von mir erwartet
da draussen

doch ich erfülle nicht meinen Zweck
im Gegenteil
ich bin eine Kriegerin
immer bereit grausam zurückzuschlagen

Und Felder voller toter Körper
pflastern meinen Weg
wie weit muss ich gehen auf dieser Erde
um Lebendiges zu finden?

Bis ich den Rand der Scheibe erreicht habe
dann springe ich runter
und fange an zu fliegen
bis in mein Innerstes

Und werde eins mit dem Feuer


Illustration: Barbara Bock




Einer dieser Tage


Es ist einer dieser Tage
die ich so hasse.
Sie sind alle beisammen.
Paarweise.
An diesem 14. Februar.

Du bist nicht bei mir.
Liegst allein in deinem dunklen Grab.
Die Erde ist jetzt so kalt dort unten.
Du kannst die Sonne nicht mehr sehen.

Es ist einer dieser Tage
an denen ich besonders kommuniziere.
Mit dir.
Stumm.
Nur meine Tränen
verraten unseren Dialog.

Du bist bei mir.
Immer.
In jeder Minute.
Was brauch ich den Valentin?
Wenn es dich für mich gibt?

Es ist einer dieser verdammten Tage.

Illustration: Barbara Bock




Ich schenk' Dir eine Perlenkette


Deinen Schmerz-
ich kann ihn dir nicht nehmen.
Deine Trauer-
ich bin sie nicht schuld.
Deine Angst-
sie wird noch Tage dauern.
Dein Hoffen-
gib es niemals auf.
Die Lösung-
steht in deinem Schicksal.
Das Ergebnis-
ist das Leben.
Wunder-
kann ich nicht vollbringen.
Heilen-
können Narben.
Aber eines kann ich tun:
An deiner Seite sein-
Dich in den Arm nehmen,
wenn du denkst
dass deine Kraft
auf ein Wunder zu hoffen
schwinden will.
Dann nehme ich dich fest,
wickel dich ein mit meiner Seele
und gemeinsam lassen wir unsere Tränen
als perlmutterfarbene Perlen
zu Boden fallen.
Und wenn alles überstanden ist
fädel ich sie zu einer Kette auf
und schenke sie dir.

Illustration: Barbara Bock




Vollmondnacht


Heute ist die Nacht,
in der es geschieht.
Heute ist die Nacht,
in der wir eins werden.
Heute ist die Nacht,
in der ich deine Seele bekomme!

Jetzt wird es passieren.
Ich werde deinen Körper
vom Leinentuch befreien.
Dein letzter Atemzug ist nur Stunden her.

Deine Hülle liegt vor mir.
Ich küsse dich
dir neues Leben einzuhauchen.
Ein Leben
dass hier nicht zu Ende sein wird
Es beginnt.

Für dich.
Für mich.
Wir werden eins werden.
Mit der Vergangenheit.
Der Gegenwart.
Der Zukunft.

Nimm meine Energien in dir auf.
Hol tief Luft.
Spüre mich in dir.
Seelenwanderung.
Verschmelzung.

Illustration: Barbara Bock




Tempelschlaf


Durch die Schleier der Zeit wandelte Sie,
immer auf der Hut,
immer auf der Flucht.
Vor Ihm, der schon hunderte von Leibern seziert hatte
und nicht eine einzige Seele fand.

Die Gegenwart,
welche keine Dauer hatte,
die Zukunft,
die keinen Bestand hatte,
all das würde ihr keinen Schutz bieten.

Sie wählte den Tempelschlaf.
Er war ihre Kammer der Zuflucht.
Dort standen kleine Gefässe,
in denen fand ihr Herz,
ihre Leber,ihr Magen,
ihr Gehirn Ruhe.

Und ihre Seele konnte sich ausbreiten.
In ihrem Tempel,
und darüber hinaus.
In der Vergangenheit,
die aufgehört hatte zu bestehen.

Illustration: Barbara Bock




Kurzgeschichten




Ein ganz normaler Tag


Sie stand in der Küche und schälte Zwiebeln.
Es war schon Zehn Uhr an diesem Vormittag und die Kinder würden gleich nach Hause kommen.
Ihre Tränen liefen wie ein Sturzbach. Schön, dass sie sich einreden konnte, es käme von dem Dunst des Gemüses.
Sie schneutzte in einen Abriss der Küchenrolle. Die hatte sie immer bereit stehen. Jede gute Hausfrau hat sowas.
Die Schlampigen nahmen Toilettenpapier. Eine simple Lösung, aber ihr zu gewöhnlich.
Nun schüttete sie ein Glas Majonnaise in die Salatschüssel, pellte die Kartoffeln und Eier, Salz und Pfeffer hinzu, noch die sauren Gurken und alles war bereit umgerührt zu werden.
Der Kühlschrank hatte gerade noch Platz die Schüssel in sich aufzunehmen. Nun zog sie sich um. Raus aus dieser ausgewaschenen Kittelschürze, Lockenwickler aus dem Haar.
Ihre hellblondes Haar drapierte sie vorteilhaft um ihre Ohren, die etwas abstanden, wie sie empfand.
Ihre Lippen malte sie zartrosa aus.
Das Kleid hatte sie sich schon vorher ausgewählt.
Sie besaß viele in der Art. Knapp, eng, tief ausgeschnitten, und heute in der Farbe Dunkelblau.
Passendes Schuhwerk dazu war auch kein Problem.
Nur nicht zu hoch, denn es gab auch Kunden die dann wesentlich kleiner waren als sie. Und das mochte der eine oder andere nicht.
Zurück in der Küche nahm sie einen Notizblock und schrieb :
"Hallo Saskia und Philipp.
Mama kommt heute wieder spät nach Hause.
Euer Essen steht im Kühlschrank.
Macht eure Hausaufgaben sorgfältig.
Ich hab euch lieb
Mama"
neben das Wort "Mama" kritzelte sie ein Smilie und heftete die Nachricht an den Kühlschrank.
Als sie die Wohnung verliess fing es an zu schneien.
Bald ist Weihnachten.
Das Fest der Liebe.
Ihre Kunden feierten das jeden Tag.
Mit ihr.




Sally's Ausflug


Der Wecker klingelt.Ich steige aus dem Bett, dass mich die ganze Nacht in wohliger Stille in Ruhe gelassen hat und wandere ins Bad.
Stosse mir meinen kleinen Zeh an der Türkante.
Aber im Vergleich zum gestrigen Schmerz noch zu ertragen.
Humpel weiter.
Fluche leise.
Putze mir die Zähne, spucke ins Waschbecken und auf den gestrigen Tag.
Schaue mich im Spiegel an und erkenne mich nicht.Gedanken Fetzen durchqueren mein Gehirn.
Einkaufen heute,
Was koche ich?
Wann ist die Schule nochmal aus?
Haben der Hund und die Katze zu fressen?
Ich hab da noch ein paar Knochen die kann ich dem Hund geben.
Die Innereien mag die Katze lieber.
Ein Hauch von einem Lächeln wandert über mein Gesicht.
Ich sehe im Spiegel das die blauen Flecken von gestern noch dunkler geworden sind.
Wie lange dauert es bis man sie nicht mehr sieht?
Meine Haare binde ich zu einem Lockeren Zopf.
Wo in der Garage war noch die Schaufel? Ich glaube neben dem Laubrechen.
Anziehen.
Ist es kalt heute draussen?
Aber wenn ich mich gleich an die Arbeit mache wird mir schon warm werden.
Ich nehme den Haustürschlüssel, das ganze Bund und schaue nochmal durch das Zimmer.
Licht überall aus, Müllsack schnappen,Türe hinter mir zuziehen.
Abschliessen nicht vergessen.
Garage auf.
Schaufel in den Kofferraum.
Müllsack auch.
Kofferraumdeckel zu.
Steige ins Auto.
Schlüssel umdrehen, Rückwärtsgang rein, nochmal in den Rückspiegel schauen,bekomme eine Gänsehaut,mir wird ein wenig schlecht.
Ich glaube der Kaffee eben war zu stark.
Ich sollte mal wieder auf Tee umsteigen.
Raus aus der Garage fahren.
Aussteigen.
Tor zu machen.
Blinker Links.
In drei Stunden am Ziel.
Wagen aus.
Ich atme nochmal tief ein,steige aus.
Schaue mich in aller Ruhe um.
Diese Stelle finde ich schön.
Ruhig, keine Autos zu hören weit und breit, keine Häuser, keine Menschen.
Nur die Vögel die auch hier Morgens die Sonne begrüssen.
Kofferraum auf, Schaufel fest in die Hand nehme
Dann den Boden damit prüfe.
Lockere Erde.
Wie lange dauert es ein grosses Loch zu graben?


2 Stunden später.
Ich zünde mir eine Zigarette an.
Rauche sie mit zitternden Fingern.
Nicht vor Kälte.
War doch eine etwas grössere Anstrengung als ich dachte.
Zigarette auf dem Sand austrete.
Nochmal auf die Stelle sehe.
Ruhe sanft mein Liebster.
Ich werde es ab jetzt auch tun.
Lächeln.
Ins Auto steige.
Zündschlüssel drehe, in den Rückspiegel schaue.
Die Schule ist in einer Stunde aus.
Zeit das ich Essen koche….
Spaghetti Bolognese.
Das geht schnell.
Und macht satt.




Seine Königin


Seine Fingerspitzen glitten über ihre Haut, die in den paar Stunden, die vergangen waren an denen sie ihren letzten Atem ausgehaucht hatte, schön, wie reinweisses Wachs aussah.
Er kämmte ihr Haar sorgfältig und drapierte ihre schwarzen Locken weich um ihr blasses Gesicht.
Das Kleid, das er ihr anzog, war wie für eine Elfe geschneidert.
Ja.
So sah sie jetzt aus.
Er betrachtete sie lange und ihm fiel auf, dass sie schöner aussah als jemals in ihrem Leben.
Er küsste ihre rosa Lippen, die vor kurzer Zeit noch Dunkelrot waren. Doch die Farbe ihres Lippenstiftes hielt nicht, was die Werbung versprach.
Ihren Nagellack, der nun nicht mehr makellos war, besserte er penibel aus.Sie sollte perfekt aussehen. Wie eine Königin, die zur letzten Ruhe gebettet wurde.
Nun bedeckte er ihren Körper über und über mit Rosenblättern. Er hatte sie in seinem eigenen Garten gesammelt. In dem Sie so gerne saß. Vor ein paar Tagen noch. Dort hatte er Sie immer beobachtet.
So auch heute Morgen. Eigentlich sollte sie ja zu Hause sein, aber wie so junge Dinger eben sind, hielt sie sich nicht an ihre Pflichten.
Aber er hielt sich an seine. Er war ja schliesslich ein Mann. Und welcher Mann würde nicht diesen zuckersüssen Nektar schmecken wollen?
Am Anfang sträubte sie sich ein wenig. Täuschte ihm Schüchternheit vor. Aber als ihre Kraft nach liess, konnte er sich doch das nehmen, was ihm so wichtig war.
Ihre Jungfräulichkeit.

Hinter der Wacholderhecke in seinem Garten hatte er ein grosses Loch gegraben. Gross genug das Er Sie bequem dort hinbetten konnte. Für die Ewigkeit. So eine schöne letzte Ruhestätte hatte sie einfach verdient.

Machs gut kleine Geliebte. Ich werde dich nie vergessen.

Sein alter Spaten deckte ihren toten Leib mit kalter Erde zu. Es ging alles schneller als er dachte. Noch bevor es dunkel wurde, hatte er seine Arbeit erledigt.
In seinem Supermarkt um die Ecke hatte er sogar ein Grablicht besorgt, das er nun liebevoll aufstellte.
Dann seufzte er tief, schaute nochmal auf sein Werk und ging mit gesenktem Kopf wieder in sein altes Haus.
Dann zog er seine Jacke aus, hing sie an die knirschende Garderobe zu den anderen muffigen Kleidungsstücken und machte sich einen Kaffee.
Der Fernseher lief, und in den Nachrichten wurde darüber berichtet das ein junges Mädchen vermisst wurde.
Er schüttelte seinen Kopf und dachte sich das ihm die Eltern sehr leidtaten. Diese jungen Dinger sollte man nicht alleine in die Welt lassen. Es ist gefährlich da draussen.

Dann lehnte er sich zurück und blätterte in seinem zerfledderten Erotik Katalog.
Und hoffte nun eine Gummipuppe zu finden, die länger hielt als die Erste. Aber diesmal vielleicht in Blond?




Impressum

Texte: Die Texte des Buches unterliegen dem Copyright von princess.of.night Die Illustrationen unterliegen dem Copyright der angegebenen Künstler: Birgit Bleich-N'Diaye Barbara Bock
Tag der Veröffentlichung: 21.05.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
all Denen, die noch träumen können

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