Er riss seinen Mund auf, um mich zu beißen, seine scharfen Zähne blitzten im Mondlicht. Doch gerade als ich dachte, mein letztes Stündlein habe geschlagen, hielt er plötzlich inne. Er sprang auf und drehte sich blitzschnell um. Hinter uns standen 6 schwarze Gestalten, alle in dunkle Umhänge gehüllt. Doch deren Augen leuchteten blutrot! Noch mehr Vampire! Ich wollte weglaufen, doch er drückte mich zurück ins Kissen und stellte sich vor mich. "Was wollt ihr?", fragte er scharf. Einer der vermummten Gestalten trat vor und legte seine Kapuze ab. Ein scharfes Gesicht kam zum Vorschein, mit schmalen Augen und strengen Gesichtszügen. Der Mann sagte: "Schön euch zu sehen, Graf." Graf? "Ich bin der Graf der Vampire des Osten.", ertönte die Stimme des jungen Mannes in meinem Kopf, "aber ich heiße eigentlich Alex. Und sei leise, sonst würde die Sache unschön für dich werden!" Alex warf mir einen kleinen Blick über die Schulter zu, drohend. Ich erzitterte. Graf der Vampire des Osten also. "Die Freude ist ganz auf meiner Seite.", meinte Alex kühl zu dem fremden Mann. "Sicherlich hast du unsere Abmachung noch nicht vergessen. Du sagtest mir, du würdest die Feuergöttin finden. Hast du sie?", fragte der Mann. Das Blut gefror mir in den Adern. Was wollten sie von mir? "Ja.", meinte Alex, "hier!" Damit trat er beiseite und gab den Gestalten ihren Blick auf mein starres Gesicht frei. Der fremde Mann lachte laut: "Das soll sie sein? Beweise es mir! Los, Mädchen, beschwör dein Feuer!" Alex starrte mich erwartend an. Mein Herz begann zu rasen. Ich hatte meine Magie verloren! Mein Mund öffnete sich, doch es kam kein Ton heraus. "Willst du dich etwa den Befehlen des Grafen der Vampire des Westens widersetzen? Denkt an den Schwur, den die Götter vor den Vampiren abgelegt haben!", sagte der fremde Mann drohend. Noch ein Graf? Und von welchem Schwur sprach er überhaupt? Mein Kopf drehte sich. Die Augen des Grafen des Westens verengten sich zu schmalen Schlitzen. Auch die anderen begannen zu knurren. Alex sah mich entgeistert an, so, als hätte ich den Verstand verloren. Was war hier eigentlich los? "Nun gut, du hast es nicht anders gwollt...", flüsterte der Graf des Westens. Plötzlich spürte ich starke Hände, die mich hochhoben und im nächsten Moment flogen wir zum Fenster hinaus. Erschrocken hielt ich mich an einer Schulter fest - sie gehörte Alex. Alex rannte mit mir im Arm so schnell wie der Wind, die Landschaft raste an uns vorbei. Hinter uns her waren die 6 Gestalten, alle mit wütend blitzenden Augen und wehenden Umhängen. Ich verstand gar nichts mehr. Ich sah Alex ins Gesicht, er erwiderte meinen Blick mit einer Mischung aus Zorn und Zuneigung. Ich wandte verwirrt den Blick ab und blickte hinter uns - doch da war niemand mehr. Wir hatten die Vampire abgehängt.
Alex musste schon gute 3 Stunden gerannt sein, als er endlich stoppte. Sofort ließ er mich unsanft auf den Boden fallen und fixierte mich mit blitzenden Augen. "Warum hast du das getan?", schrie er mich an. "Was?", fragte ich erschrocken und mit weit aufgerissenen Augen. "Warum hast du dich den Befehlen des Grafes des Westen widersetzt? Hast du den Schwur vergessen?", schrie er weiter. Er war außer sich vor Wut. Er zerrte mich hoch und presste mich gegen einen Baumstamm. "Warum?", fragte er. Ich spürte, dass er sich kaum noch kontrollieren konnte, seine muskulösen Arme bebten. "Ich weiß nichts von einem Schwur! Was wollten die überhaupt von mir? Welche Abmachung? Und was für Grafen?", fragte ich verzweifelt. Sofort ließ mich Alex los. Seine Augen zeigten Fassungslosigkeit. "Du weißt gar nichts mehr!?" "Was soll das heißen, nichts mehr?", fragte ich. Alex stieß einen langen und gedehnten Seufzer aus. "ich werde es dir erzählen. Setz dich!", meinte er, nun etwas ruhiger, aber mit grober Stimme. Ich setzte mich etwas unbeholfen hin. Und dann begann Alex:
"Vor langer Zeit bekriegten sich Vampire und Götter. Jeder wollte die höchste Macht, jeder die Welt kontrollierten. Doch es gab keinen Sieger. Doch irgendwann ging der Graf der Vampire des Westen, der Mann, der uns gestern Nacht besucht hat", er sah mich dabei durchdringend an, "zu dem Obergott und schlug ihm einen Handel vor. Sie hörten auf sich zu bekriegen, die Vampire blieben weiterhin weniger mächtig als die Götter. Dafür aber mussten die Götter den Vampiren jederzeit mit ihrer Magie helfen, wenn sie in Gefahr waren und sich keinem Befehl widersetzen, der mit der Kraft eines jeweiligen Gottes zu tun hatte. Der Obergott und der Vampir legten einen Schwur ab - sollte ihn je einer brechen, müsste dieser sterben. Und du, meine liebe Jenna, hast dich widersezt.", meinte Alex. "Woher weißt du, wie ich heiße?", fragte ich beunruhigt, nicht nur durch die Geschichte. "Ich beobachte dich schon länger, meine Teure. Ich hatte den Auftrag, dich zu dem Vampirgrafen des Westen zu bringen. Leider konnte ich deinem Geruch nicht widerstehen...", meinte er und lächelte leicht. "Aber warum? Was wollen dieser Graf und die anderen von mir?", fragte ich verwirrt. Alex sagte: "Es gibt 2 Grafen - mich, den Grafen der Vampire des Osten und James, den Grafen der Vampire des Westen. James sucht dich, weil er von einer Prophezeiung gehört hat, die lautet: Das Blut der Feuergöttin verleiht jedem die absoulute Macht. James ist ziemlich machtgierig, es reicht ihm einfach nicht, dass die Götter ihm schon ihre Magie bereit stellen. Er will mit deinem Blut die Macht erlangen, die er braucht, um die Götter zu besiegen.Deswegen gab er mir den Auftrag. Ich habe ihn nur angenommen, weil es mal was neues war, denn normalerweise führe ich keine Befehle von James aus, ich bin ein eigener Graf." Der gelangweilte Ton in den letzten Sätzen reizte mich bis aufs Blut. "Aha, ich verstehe.", fauchte ich wütend, "mein Vater hat irgendeinen scheiß Schwur abgelegt, von dem ich nichts wusste, der mir Vampire auf den Hals hetzte!" "Es wäre nichts passiert, wenn du nicht einfach deine Magie heraufbeschwört hättest!", knurrte Alex, nun wieder zornig. "ICH HABE MEINE MAGIE VERLOREN!", schrie ich wütend. Sofort wurde es still. Ich starrte Alex an, der mich fassungslos und entgeistert ansah. "Aber...Du bist eine Göttin, du kannst deine Magie nicht verlieren!", meinte er. "Genau das dachte ich auch! Bloß ich kann es eben nicht mehr!", jammerte ich verzweifelt und seufzte.
Tag der Veröffentlichung: 13.06.2010
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