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Als ich erwachte, war alles so wie immer. Mein Zimmer, lichtdurchflutet durch die Sonne, die durch mein kleines Fenster schien. Und der Fremde von gestern Nacht war weg- doch er würde wieder kommen, um mich zu töten. "Wenn der DAS versucht, verbrenn ich ihm ordentlich die Nase!", lachte ich leise und stieg aus dem Bett. Schnell zog ich mich an und rannte nach draußen. Irgendwie hatte sich in der Nacht ein ungutes Gefühl in meinen Bauch gebahnt, obwohl ich mir eigentlich keine Sorgen machen musste. Ich sah in den Himmel, der wunderschön klar war. Die Sonne schien warm auf mein Gesicht und obwohl es erst 11.00Uhr war, wimmelten die Straßen bereits vor Passanten und Autos. Es war laut und schmutzig, wie Großstädter es eben gewohnt waren. Ich ging langsam die Straße entlang und beobachtete die Leute mit einer regelrechten Abscheu - sie telefonierten, schrieen sich an, hasteten über die Straßen oder trugen dicke Einkaufstaschen mit sich. Für sie alle gab es nur eins, das Geld.
Nachdem ich eine Weile herumgelaufen war, kam mir die Idee, zu meinem alten Übungsplatz zu gehen. Dort hatte ich die Magie erlernt, von meinem Meister Remon. Aber das war schon lange her.
Als ich auf dem verlassenen Platz ankam, war es ganz still. Es hatte sich nichts verändert. Nur das Gras und das Unkraut wucherten höher und die Steinmauer war bewachsen von Moos. Ich fuhr mit der Hand über die alte Steinmauer und augenblicklich kamen Erinnerungen in mir hoch. Erinnerungen an früher, als ich noch 13 Jahre alt gewesen war...


Ich stand meinem Meister gegenüber, um uns herum surrten Schmetterlinge und die Sonne knallte vom Himmel. Meine Augen konzentrierten sich auf meinen Meister, der urplötzlich eine Wasserkugel auf mich zusausen ließ. Aber ich war zu schnell. Sofort ließ ich das Feuer an mir hochlodern und in meinen Händen erscheinten Flammenbälle, die ich mit einem Grinsen warf. Sie verfehlten meinen Meister nur um Haaresbreite.


Ich blinzelte und rief mich wieder in die Gegenwart zurück. Es waren noch schöne Zeiten gewesen, ohne den Lärm der Straßen und vorallem ohne das viele Geld, das die Gesellschaft so abhängig gemacht hatte. Ich sah mich wehmütig um. Doch das alles war nun vorbei. Nichts war den Magiern und Göttern mehr geblieben, die Menschen glaubten nicht mehr an sie und alle alten, heiligen Plätze wurden von Wolkenkratzern oder Einkaufszentren überbaut. Plötzlich fiel mir der Vampir ein - ich sollte lieber etwas üben, nur zur Sicherheit. Ich schloss die Augen und beschwor die Macht in mir hervor, das Feuer. Doch dieses Mal spürte ich nicht den gewohnten Druck, der aus mir dann heraus explodierte und das Feuer auf meiner Haut empflammen ließ. Diesmal passierte gar nichts. Ich spürte, dass etwas nicht stimmte. Ich versuchte es noch einmal - vergeblich. Ich bekam Panik. Das konnte doch nicht sein! Ich war eine Feuergöttin! Wieder und wieder versuchte ich es, bis ich schließlich depremiert aufgab. Tränen traten mir in die Augen, der schock überwältigte mich und ein Schluchzen drang aus meiner Kehle. Ich klappte ins Gras zusammen und weinte, Verzweiflung stieg in mir auf. Meine Zauberkraft, sie war verschwunden! Das war alles, was mir noch geblieben war! Jetzt musste ich sterben. Denn was hatte ich sonst einem Vampir zu bieten?
Ich schleppte mich bis in mein Zimmer, meine Augen blickten leer. Ich hatte mich bereits von der Sonne verabschiedet, die in diesem Moment unterging. Ich schloss die Zimmertür ab und verriegelte die Fenster, wusste aber, dass es nichts nützen würde. Ich legte mich auf mein Bett und spürte Müdigkeit, Verzweiflung und eine schreckliche Angst vor dem Tod. Mein Magen hüpfte auf und ab, mein Gesicht war verzerrt. Doch schließlich schlief ich ein...

Als er kam, schlief sie tief und fest. Er näherte sich ihr leise und betrachtete sie sehnsüchtig. Verlangen glitzerte in seinen Augen und der Durst schnürte ihm die Kehle zu. Wie wunderschön sie war! Ein blasses Gesicht, umrahmt von pechschwarzen, hüftenlangen Haaren. Ihre dunkelblauen Augen waren geschlossen und er sah, wie sie ihre perfekt geformten Lippen im Schlaf bewegte, konnte aber nichts verstehen. Er berührte sie sanft - und sofort schlug sie die Augen auf.

Ich sah ihn. ER. Ich war tot. Ich begann leicht zu zittern, aber nicht aus Angst vor dem Tod. Sonder deswegen, dass ich als Göttin nicht lange durchgehalten hatte. Ich war eine Verlierin und hatte alle enttäuscht. "Du weißt, warum ich gekommen bin?", fragte er und seine Stimme klang leer, so wie meine, als ich antwortete: "ja." Er nickte leicht, dann beugte er sich leicht herunter. "Tut mir leid, aber ich muss dich töten. Ich habe zu sehr Durst und dein Duft..." Er seufzte und drehte meinen Kopf leicht zur Seite, sodass er freie Sicht auf meinen blassen Hals hatte. Er berührte meine Haut mit seinen Lippen und ich zuckte zusammen. Er hielt meinen Kopf sanft aber bestimmt fest, während er mit den Zähnen fast zärtlich meinen Hals bis zur Halschlagader hochfuhr. Mein Herz stockte, mein Atem raste. Und dann riss er seinen Mund auf, um mir in die Kehle zu beißen...

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Tag der Veröffentlichung: 10.06.2010

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