So zehn bis zwanzig Minuten döste ich vor mich hin, vor mir die Angel, an deren Haken ein fetter Wurm hing und deren Schwimmer auf und nieder wippte.
Es war hier ein herrliches Stück Erde, ein tiefblauer See, umgeben von steilen, bis zur Hälfte grünbewachsenen Bergen, deren Spitzen silbern von dem dort ewig liegenden Schneefeldern im Lichte der Sonne blitzten. Die Sonne war noch nicht sehr hoch im Firmament, es war noch Frühling und der letzte Schnee schmolz erst vor wenigen Wochen.
Überall begann sich nun Leben zu regen und der ewige Kreislaufder Natur begann auf 's Neue. Die Partner aller Kreaturen hier suchten und umwarben sich, um sobald wie möglich an den Nachwuchs zu denken und so ihren Teil zur Evolution beizusteuern.
Da begann sich langsam mein Magen zu rühren. Da ich seit gestern Abend nichts mehr zu mir genommen hatte empfand ich doch ein recht unangenehmes Hungergefühl.
Plötzlich wurde ich abgelenkt von dem Paarungsspiel zweier Libellen. Sie schwirrten durch die Luft dicht über der Wasseroberfläche und hatten sich bald Kopf in einander verhakt. So schwebten sie einem verunglückten Kreis nicht unähnlich über den See.
Von links kam ein Wasserkäfer mit seinen eigentümlichen Schwimmbewegungen an die Wasseroberfläche nahm Luft und entschwand auf dem gleichen Weg.
Einen halben Meter nach rechts hatte zwischen den Seerosen eine fette Wasserspinne ihre Schwimm-glocke gebaut in die sie unaufhörlich mittels ihrer be-haarten Beinen Luftbläschen von "oben" holte und in ihre Glocke entweichen ließ.
In einer Blechdose unweit vom Ufer hatte es sich ein Flußkrebs derweil gemütlich gemacht und suchte bei seinen Ausflügen den sandigen Boden des Sees nach Eßbarem ab. Da überkam mich plötzlich wieder der Hunger, riß mich aus meinen Gedanken und ohne viel zu überlegen getrieben von diesem stechenden Gefühl des Hungers schnappte ich nach dem Wurm.
Ein rasender Schmerz machte sich in meinem Oberkiefer breit der erst endete als der grinsende Mann am anderen Ende der Angel mich mit einem Schnitt hinter meine Kiemen tötete.
Tag der Veröffentlichung: 08.09.2011
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