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Weiß beginnt ... Bunt gewinnt!

Clover Beck

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nachdruck, Vervielfältigung und Veröffentlichung sind nicht gestattet oder bedürfen der ausdrücklichen Zustimmung der Autorin.

 

Sämtliche Personen sowie Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Diese Geschichten enthalten teilweise explizite homoerotische Schilderungen und sind nur für volljährige LeserInnen geeignet.

 

Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Im realen Leben ist Safer Sex ein absolutes Muss!

 

Weiß beginnt, Schwarz gewinnt

Ich bin besonders unnachgiebig, wenn ich Leute vor mir habe, die mich beeindrucken wollen oder die einfach mit ihrer Unwiderstehlichkeit kokettieren. Sie kommen meistens in Gruppen, laut und aufgedreht, manchmal auch zu zweit, nie allein. Wenn sie dann mich vor dem Eingang stehen sehen, zögern sie schon ein wenig. Ihre Laune wird gedämpft.

Ich bin Dean, die meisten kennen mich aber als D. Da wir uns kleiden wie die Men in Black, war es natürlich nur eine Frage der Zeit, bis unsere Vornamen auf den englisch gesprochenen Anfangsbuchstaben schrumpften. Nicht weiter schlimm. Hört sich ja in meinem Fall beinahe an wie Dean.

Der Club ist angesagt. Da die Location nicht so groß ist, gehen nur eine begrenzte Anzahl Leute hinein. Wir sortieren vor. Vor unserer Tür gibt es keine Gleichheit. Viele denken, weil ich schwarz bin, habe ich Hemmungen und lasse jeden durch, wenn er nur entschieden auftritt, aber das ist ein Irrtum. Ich habe keine Angst vor den weißen Kids. Sie sind genauso wie ich oder jeder andere Mensch auf diesem Planeten. Mit genauso viel oder wenig Angst.

Heute steht das schwarze Team vor der Tür, das sind Marc und ich. Marc ist ein glatzköpfiger Riese, kein bisschen gutmütig. Er hält sich meist im Hintergrund, weil er keine Lust hat, mit den Kids zu diskutieren. Leider lässt er sich viel zu leicht aus der Reserve locken. Mich können sie nicht so leicht aus der Fassung bringen. Deswegen fürchten sie mich. Beinahe.

Erics Clique kommt die Straße entlang. Eine Gruppe schöner Menschen. Ich sehe sie gerne an und besonders gerne lasse ich sie auflaufen. Eric hat einen Arm um eines der Mädchen gelegt, den anderen um seinen Freund. Ich weiß nicht genau, ob er schwul ist oder ob es einfach zum Verhaltenskodex seiner Clique gehört, dass sich ständig alle, auch die Jungs, umarmen und küssen.

Ich sehe die Enttäuschung in ihren Augen, als sie mich vor der Tür entdecken. Sie haben wohl gedacht, heute stehen die Anderen vor der Tür und lassen sie einfach rein, weil sie sie sind. Pustekuchen. Ich lächle sie an, zähle blitzschnell, wie viele sie sind. Acht. Okay, dann gehen leider nur noch fünf oder sechs rein. Wie schade.

Als sie bei uns sind, fange ich kurz Erics Blick ein. Die Jungs sind sehr hübsch, sehr gepflegt, glatt rasiert – wahrscheinlich überall – und tragen wenig Schmuck. Die Mädchen sind Mädchen. Sorry, da kann ich nicht viel zu sagen, ich steh eben auf Jungs. Vor allem auf ihn. Ich schaue auf Erics weichen Mund, der sich zu einer Kinderschnute verzieht, weil er meint, dass mich das sanft stimmt.

»Hallo D«, sagt eines der Mädchen. »Können wir noch rein?«

Ich lasse meinen Blick über die Gruppe gleiten und gebe vor, ihre Mitglieder zu zählen. »Nicht alle.«

»Oooh.« Ein kollektives Oooh.

»Warum nicht alle?«

Ich antworte nicht.

In den Augen von Erics Freund lese ich, was er denkt: Blöder Nigger, kaum hat er ein wenig Macht, spielt er sich auf.

»Bitte«, sagt Eric. Er lässt seine Freunde los und legt die Hände brav aneinander. »Bitte.«

Ich lächle. Und er denkt, er hat gewonnen. »Sechs«, sage ich.

Ratlose Blicke flitzen zwischen ihnen hin und her.

»Die anderen können ja draußen warten, bis wieder Leute gehen«, schlage ich freundlich vor.

»Da geht doch jetzt noch keiner!« Das Mädchen schmollt wie Eric eben. »Können wir dich irgendwie überzeugen, uns alle reinzulassen? Wären doch nur zwei Leutchen mehr …«

Ich spüre Erics Blick.

»Geld?« Sie kichert. »Oder Liebe?«

Tolles Angebot. Aber nicht für mich. »Bist du breit? Du bleibst draußen.«

Wütend starrt sie mich an. »Idiot.«

Ich muss beinahe lachen. »Wer leistet der Dame Gesellschaft?«

Die ganze Gruppe zieht sich zur Beratung zurück. Das Pärchen, das hinter ihnen gestanden hat, lasse ich hinein. Mit Blick auf die Clique sage ich laut: »Vier.«

Sie regen sich auf, fuchteln mit den Händen, erzählen sich gegenseitig, was für ein Arschloch ich bin. »Es gibt auch noch andere Clubs«, höre ich.

Das ist mir egal. Ich weiß, dass der Chef lieber weniger Leute da hat, als dass es zu voll wird. Und Angst, dass die Gäste abwandern, hat er ohnehin nicht.

Eric kommt zu mir. »D …«, sagt er und ich schaue ihn an. »Wenn du uns alle reinlässt, kommen wir nächstes Wochenende nicht.«

»Das ist nett.« Ich beuge mich vor. Ich muss dazu sagen, ich bin ziemlich groß. Eric ist einen halben Kopf kleiner. Ein Hauch seines Samstagabend-Duftes steigt mir in die Nase und ich lasse mich für ein oder zwei Sekunden in seine Augen fallen.

Er schöpft Hoffnung. »Deal?«

»Nein, Eric.«

Scheiße, wieso habe ich seinen Namen gesagt? Ich sehe, dass er irritiert ist, aber richtig. Er starrt mich an. Er denkt nach. Er blinzelt verwirrt. Das alles in Sekundenschnelle. »Wieso …?«, sagt er. »Woher …?«

Ich tue, als wüsste ich nicht, was er meint. »Wieso? Sieh mal, es gehen nun einmal nicht alle Leute rein, die rein wollen.« Meine Stimme kann so sanft sein, die lullt jeden ein. »Warum kommt ihr nicht später wieder?«

Eric lässt meinen Blick nicht los. »Bitte«, sagt er.

Obwohl ich diesen quengelnden Unterton ganz gerne mag, flüstere ich: »Das falsche Wort.«

»Was?« Er blinzelt wieder. Seine langen dunklen Wimpern …

Ich nicke den zwei Leuten zu, die hinter ihm erscheinen, und lasse sie hinein.

»D!«

»Nur noch zwei«, sage ich.

»Dann hat es keinen Sinn mehr.« Eric dreht sich um und geht zu den anderen. Nach einigem Gemecker und zornigen Blicken zieht die Clique ab.

Marc stellt sich an meine Seite. »Du bist echt schräg drauf, Dean.«

 

Später am Abend stehen sie wieder da. Sie sind verschwitzter, sie sind müder und noch aufgedrehter. Diesmal schicken sie nicht Eric vor. Sein Freund steht vor mir und lächelt mich gewinnend an. Er ist süß, aber nicht so süß wie Eric.

»Hallo, D. Wie sieht es aus?«

»Möchtet ihr rein?« Sie sind nicht mehr vollzählig. Nur noch sechs. Ein Pärchen fehlt. Noch drei Jungs, drei Mädchen. Remis. Wie langweilig. »Okay.«

»Was?«, schreit der Junge vor mir und dreht sich um. Er fuchtelt mit den Händen und die anderen kommen angestürmt wie die Gäste einer Kindergeburtstagsparty. Sie hüpfen um mich herum, klopfen mir auf Schulter und Arm und verschwinden im Gebäude.

Ich liebe diesen Job.

 

Gegen vier Uhr kommt meine Lieblingsclique wieder heraus. Eric hängt müde an der Schulter seines Freundes, der einen Arm um seine Taille gewickelt hat. Gewickelt. Wirklich. Er ist so dicht an ihm dran, dass keine Hand mehr dazwischen passt. Vor allem keine schwarze, denke ich.

Ein Taxi hält und bis auf Eric und seinen Freund steigen alle ein. Sie veranstalten eine überwältigende Verabschiedungszeremonie und endlich fährt der Wagen ab.

Eric steht da, allein. Der andere ist in eine Seitenstraße gegangen. Muss wohl pinkeln.

»Ich hätte nie gedacht, dass ihr auch woanders als in Porzellanbecken pinkeln könnt.«

Eric schaut mich an. »Ihm ist schlecht.«

Auch gut.

Ich mustere ihn nachdenklich, richte meine Aufmerksamkeit dann wieder auf die Leute, die vorbeigehen. Marc ist um diese Zeit meistens drinnen. Ihm wird langweilig, wenn draußen kaum noch einer kommt. Mir macht das nichts. Ich finde es in diesem Moment sogar richtig gut. Allein mit Eric … »Willst du nicht nachsehen, was dein Freund da treibt?«

»So spannend finde ich Kotzen nicht.«

»Vielleicht geht es ihm nicht gut. Vielleicht ist er umgefallen und braucht deine Hilfe.«

»Willst du mich loswerden?« Erics Augen bohren sich in meine.

Ich wende den Blick ab. Idiot.

Aber er lässt nicht locker. »D?«

Langsam werde ich sauer. Kann auch sein, dass ich einfach müde bin. Wer ist schließlich um vier Uhr morgens noch taufrisch? Ruhig bleiben, Dean. Gleich geht es nach Hause und du kannst dich in dein Bett fallen lassen. Ich verschränke die Arme und beachte Eric nicht weiter.

Vier Typen kommen die Straße entlang, bei deren Anblick sofort meine Alarmglocken klingeln. Die werden Stress machen. Die sind auf der Suche.

Erics Freund kommt angewankt und klammert sich an ihn. Man kann riechen, dass er gekotzt hat. Eric sieht nicht sehr begeistert aus.

Die Typen werden langsamer. Sie stoßen sich an, machen sich auf das vermeintliche Pärchen, das schwule Pärchen, aufmerksam.

»Eric, ihr geht jetzt noch eine Weile rein, okay?«

Er schaut mich fragend an, guckt dann zu den Typen. »Okay«, haucht er und schiebt seinen Freund zurück in den Club.

Die Typen sind langsam geworden. Sie wissen nicht genau, was sie tun sollen. Ihre Opfer sind weg. Aber da steht ja immerhin noch ein Nigger. Ich mache mich auf Streit gefasst.

Sie bleiben stehen.

Eric kommt wieder raus. Ohne seinen Freund.

»Wo ist er?«, frage ich, ohne Eric anzusehen.

»Der ist eingepennt. Ging sehr schnell. Ich helfe dir.«

Jetzt muss ich ihn doch anschauen. »Du machst was?«

»Ich helfe dir.«

Das wäre ja noch schöner. »Du gehst sofort wieder rein, du Weichei.«

Er starrt mich an und dreht auf der Stelle um. Zack, ist er wieder weg.

Genau wie die Schlägertruppe. Sie sind weg. Aber ich kann sie noch spüren. Sie haben sich nur irgendwo auf die Lauer gelegt.

Eine halbe Stunde später kommt Eric wieder. Diesmal hat er seinen Freund dabei. Sie marschieren los.

»Eric, warte.«

Er dreht sich um und lächelt mich an.

»Die sind noch irgendwo. Ruft euch ein Taxi oder macht euch darauf gefasst, dass ihr laufen müsst.«

Er nickt mir zu, als hätte er mich verstanden. Hat er aber nicht – er geht einfach weiter.

Marc kommt raus. Er sieht mir sofort an, dass etwas nicht stimmt. »Was ist?«

»Es gibt Ärger. Da warten so ein paar Flachwichser auf die beiden Jungs.«

»Na dann …« Marc macht sich auf den Weg.

Ich folge ihm nach kurzem Zögern. Sehr kurzem Zögern. Auch das hat uns der Boss gesagt: Euer Einsatzgebiet ist nicht zwei Meter vor der Tür zu Ende.

Wir kommen gerade noch rechtzeitig. Erics Freund liegt auf dem Boden und blutet aus Nase und Mund. Ein Angreifer beugt sich über ihn, aber der kommt nicht mehr weit: Er hat schon Marc im Nacken. Ich springe den Typen an, der gerade ausholt, um Eric zu schlagen. Mit den Füßen voran. Er fliegt richtig weit und ich lande auf ihm. Der Dritte im Bunde ist schnell zur Stelle, holt aus und tritt mir in die Seite. Ich rolle weg, springe auf die Beine wie ein Panther und donner den Kerl an die Wand. Dann bin ich bei Eric, der vor der Mauer liegt und von dem vierten Arschloch mit den Fäusten traktiert wird.

Die Dumpfbacken haben überhaupt keine Chance. Zwei schwarze Panther gegen vier weiße Flaschen – sie flüchten nach einer kurzen, aber heftigen Schlägerei. Wichser!

Eric heult. Er fummelt in seinem Gesicht herum und heult.

Ich hocke mich vor ihn. »He, alles gut?«

Meine Fresse, was für eine Heulsuse. Ich liebe ihn um so mehr. Sein Geheule macht, dass ich mich noch stärker fühle.

»Guck mal«, keucht er, »ist da was gebrochen?«

Ich betrachte sein tränen- und blutverschmiertes Gesicht, befühle sanft seine Nase, nehme seinen Kopf in die Hände, betaste ihn. »Sieht nicht so aus.« Meine Hände gleiten über seinen Körper, suchen nach Verletzungen.

»Ich hab einen Krankenwagen gerufen«, sagt Marc. »Kommt gleich.«

»Der hat … voll … in meinen Bauch …«

Okay, Eric, dann fühle ich auch da mal. Es scheint ihn zu beruhigen, das ich nichts finde, obwohl ich natürlich überhaupt nicht beurteilen kann, ob er vielleicht innerlich verletzt ist. Aber Ruhe ist wichtig. Nicht, dass er noch abdreht.

Ich stehe auf, halte ihm meine Hand hin. Genug gefummelt. Er lässt sich hochziehen, steht kaum merklich schwankend neben mir.

Und schon kommen Polizei und Krankenwagen. Ich verschränke die Arme und warte. Lasse die Polizei machen, erzähle ihnen, was passiert ist. Die letzten Gäste, die aus dem Club kommen, gucken neugierig, bleiben aber nicht stehen. Haben wohl noch Dope in den Taschen.

Als die Polizisten meine Personalien aufnehmen, spüre ich Erics Blick. Er bekommt mit, wo ich wohne. Kein Getto. Ich wohne bei meiner Mutter. Adoptivmutter. Normale Adresse.

Im Gegenzug höre ich mir an, wo er wohnt. Wie alt er ist. Er ist der Jüngste in der Clique, achtzehn, fünf Jahre jünger als ich. Ich schaue ihn an und werde wütend, weil ich wieder denke, dass ich den Jungen gerne haben würde.

 

Am Sonntagabend klingelt es. Ich beachte das nicht. Meine Mutter ist da, wird für sie sein. Meine Freunde rufen vorher an, wenn sie zu mir wollen.

Es klopft an die Tür. »Ja?«

Eric kommt zögernd in den Raum. »Hallo.«

Ich starre ihn an wie eine Erscheinung. Was will er hier?

Eric bleibt stehen. Ich habe gerade an einer Hausarbeit gearbeitet, und er betrachtet die herumliegenden Bücher. »Ich … wollte mich bedanken. Ist meine Idee. Meine Eltern haben mich nicht geschickt oder so.«

»Warum sollten sie dich schicken? Du bist achtzehn.«

Er nickt, hebt ein Buch auf.

Verschwinde, denke ich. »Okay, hab dein Danke mitbekommen. Kannst wieder gehen.«

Macht er natürlich nicht. Er legt das Buch an seinen Platz zurück und schaut sich neugierig in meinem Zimmer um. »Holst du dein Abi nach?«

Ich wende mich wieder meinen Unterlagen zu. »Nein, ich arbeite an einer Hausarbeit. Ich studiere Sport und Mathematik. Noch Fragen?« Interessiert mich jetzt doch, wie er darauf reagiert.

Er starrt mich an. »Echt?«

»Ja, es gibt Farbige, die mehr können als Mülltonnen schieben.«

Er nickt und setzt sich auf mein Bett. »Prügeln kannst du dich auch gut.«

»Mmh, das lernt man so im Leben.«

»Machst du Sport?«

»Manchmal.« Das ist jetzt understatement.

»Was denn so?«

Ich werfe ihm einen gereizten Blick zu. »Geh da runter.«

Ein schiefes Grinsen. »Nö.« Eric hopst ein bisschen. Auf meinem Bett!

Ich glaube es nicht. Langsam lege ich meinen Stift zur Seite und gehe zu ihm.

Eric legt den Kopf in den Nacken und schaut zu mir hoch. Nicht verwirrt, nicht verängstigt, sondern erwartungsvoll. »Weißt du, wie lange ich darauf gewartet habe?«, sagt er leise.

»Worauf?« Meine Stimme ist heiser, aber ich habe keine Zeit, mich darüber zu ärgern.

»Auf diesen Moment.«

Ich küsse ihn. Er dreht den Kopf und erwidert diesen Kuss sofort. Sanft, noch ein wenig vorsichtig, neugierig. Ich spüre seine Hand an meinem Arm. Dann bin ich auf den Knien über ihm, er liegt auf die Ellenbogen gestützt. Ich öffne seine Hose.

Jetzt dreht er sein Gesicht zur Seite.

Das dachte ich mir, fährt es durch meinen Kopf. Aufregend, mal einen Schwarzen zu küssen, aber mehr ist nicht drin.

Seine Hände wehren mich nicht ab, wie ich es erwartet habe. Ich mustere sein Gesicht, das er mir endlich wieder zuwendet. Die Wangen sind gerötet, er atmet tief und sein Mund ist leicht geöffnet. Ich kann nicht widerstehen und küsse ihn erneut.

Eine Hand in meinem Nacken, zieht er mich zu sich. Ich fange meinen Fall ab, lasse meinen Körper schlangengleich auf seinen gleiten. Sehnsüchtig reibe ich meine Hüfte an seiner und er stöhnt leise. Die Küsse bleiben sanft, werden aber intensiver.

Immer wieder peitschen die gleichen Gedanken durch meinen Kopf: Er will doch nur eine afrikanische Trophäe. Er will doch nur mal sehen, ob Schwarze echt so einen langen Schwanz haben. Er will mich nur verarschen. Er will mich nicht. Nicht mich.

Ich spüre meine Wut und werde hart zu ihm.

Eric wehrt mich ab. »Was ist los?« Er schafft es, sich aufzurichten, wegzurücken.

Ich folge ihm. Küsse ihn beinahe brutal.

»He!« Er lässt sich aus dem Bett fallen. »Dean, lass das!«

Zitternd setze ich mich auf und muss mich wahnsinnig anstrengen, meine Wut in den Griff zu bekommen. »Was willst du hier?«

»Ich … Ich … Was ich schon immer wollte. Ich will dich.« Eric holt tief Luft. »Und ich weiß, dass du nicht so bist, wie du eben warst. Ich kann das nicht glauben.« Er kommt wieder auf das Bett, wo ich im Schneidersitz bin und ihn anschaue wie der letzte Loser.

Seine weichen Lippen berühren meine. »Komm, sei nicht so ein Frosch«, haucht er.

Ich will nicht mehr.

Er streichelt mein Bein, meinen Arm, meine Schulter. »Dean?«

Ich will nicht.

Eric setzt sich an den Bettrand, mit dem Rücken zu mir. »Tut mir leid. Du musst dir total verarscht vorkommen. Ist auch eigentlich nicht meine Art, jemanden so zu überfallen. Ich … Ich weiß nicht, warum ich das Gefühl habe, ich kann mir bei dir keine Zeit lassen.«

»Vielleicht hast du keine Zeit, weil ein Schwarzer nur für eine schnelle Nummer gut ist?«

Er dreht sich zu mir um. »Was redest du da? Vielleicht liegt es daran, dass du immer so abweisend bist und zwischen meinen Fingern hindurch rinnst wie … Sand?«

Ich würde gerne mit ihm schlafen, wie gerne. Ich würde ihn winseln lassen. Vor Lust.

Ahnt er das? Seine Lippen zittern, aber nicht vor Kälte. Das ist Aufregung. Erregung. Ich lasse mich auf den Rücken fallen. Warte.

Er kommt angekrochen. Das ist jetzt nicht negativ gemeint. Er kommt zu mir wie eine Zauneidechse, die sich vorwagt auf einen Platz an der Sonne. Seine Lippen streifen meine Schulter.

Ich will ihn.

Er küsst meinen Hals. Seine Hand gleitet über meine Haut.

Ich weiß, was er macht: Er genießt den Anblick. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie fasziniert ich damals war, als ich den Kontrast zwischen heller Haut und meiner dunklen das erste Mal sah. Ich konnte gar nicht wegsehen. Und auch heute noch finde ich es schön.

Seine neugierigen Lippen knabbern an meinem Kinn, meiner Unterlippe. »Ich mag deinen Namen. Dean.«

Was für seltsame Dinge er sagt.

Eric legt sich auf die Seite neben mich, auf den Ellenbogen gestützt, und betrachtet mich.

Was soll ich sagen? »Du hast doch einen Freund, oder, Eric?«

»Du meinst Philip? Nein, das ist nichts.«

»Ihr …«

»Philip ist ein Kind. Er weiß überhaupt nicht, was er will.« Eric beugt sich vor und küsst mein Ohr. Dann flüstert er: »Ich will nicht immer der Starke sein.«

Das kitzelt gewaltig in meinem Unterleib.

»Und du?«, fragt er immer noch dicht an meinem Ohr.

Freund oder stark sein? Was meint er? Ich sage nichts.

Eric bleibt dicht an meinem Hals. Er küsst sich langsam von meinem Kieferknochen zu meinem Schlüsselbein. Seine Hand schiebt den Rand meines T-Shirts zur Seite und er leckt den Knochen entlang.

Gegen meinen Willen gebe ich ein wohliges Seufzen von mir.

Er küsst meine Kehle, lässt seine Lippen so lange an meinem Hals, bis ich schlucken muss und er meinen Adamsapfel spürt.

Mann, der macht mich echt heiß.

Sein Mund ist wieder an meinem, vorsichtig tastend, knabbernd.

Ich lasse meine Lippen geöffnet.

Er leckt sanft an der Innenseite meiner Oberlippe.

Mit einem wohligen Seufzen schlinge die Arme um ihn und ziehe ihn auf mich. Wir küssen uns wilder, hemmungslos, leidenschaftlich. Ich ziehe ihn über meinen Körper, rolle mich auf ihn. Er keucht unter mir. Das flasht mich total. Ich hab keine Lust mehr, mir Gedanken über das Wieso zu machen. Mich interessiert nur noch das Wie. Und das Wie, das geht richtig ab …

 

Eric liegt aufgelöst neben mir, als sein Handy klingelt. Er hängt sich über die Bettkante, sucht nach seinem Smartphone und legt sich mit dem Rücken zu mir wieder aufs Laken.

Ich streichle seine Haut und betrachte meine Finger auf seinem Rücken. Hab ich schon erwähnt, dass ich mich immer wieder daran berauschen kann? Ich …

»Klar!«, sagt er und lacht. »Sicher. Was denkst du denn?«

Ich beuge mich vor und küsse seine Schulter.

»Warte mal«, sagt er zu seinem Gesprächspartner. Dann dreht er seinen Körper, bis er mich erreicht und mir einen Kuss geben kann.

Ich lasse ihm Raum, damit er sich auf den Rücken legen kann. Während er an seinem Handy wischt, lege ich mich neben ihn und betupfe seine Schulter mit vielen kleinen Küssen.

Und plötzlich blitzt es.

Ich zucke zusammen. Eric hält das Handy hoch, lächelt es an. Mein Herz bleibt beinahe stehen. Er hat uns fotografiert?

Bevor ich reagieren kann, hat er das Foto versendet.

Schon stehe ich auf dem Bett und schreie ihn an: »Bist du nicht ganz dicht? Was soll der Scheiß? Ist das eine Wette oder was? Lacht jetzt die ganze Welt über mich?«

Er kommt überhaupt nicht dazu, etwas zu sagen.

Ich springe aus dem Bett. »Ich gebe dir zehn Sekunden, dann bist du angezogen und verschwunden. Wenn ich wiederkomme, bist du weg oder ich schlage dir die Fresse ein!«

Wie ein Blitz renne ich aus dem Zimmer, über den Flur und ins Bad.

Mein Herz hämmert in meiner Brust. Verdammt, wie konnte ich auf ihn hereinfallen? Ich hab schon einmal so etwas erlebt. Ich will keine Trophäe mehr sein!

»Dean?«

Ich wirbel herum und starre die Tür an.

»Dean, bist du da drin?« Es klopft leise. »Dean? Was ist denn los?«

Klopf klopf.

»He? Ich versteh dich nicht. Ich hab doch nur ein Foto von uns gemacht. Ich …«

»Hau ab!«, schreie ich die verdammte Tür an.

»Dean …«

»Mann, hau endlich ab, du blöde Sau! Geh zu deinen Freunden und lach dir ’nen Ast.«

»Aber …«

Ich trete gegen die Tür. »HAU AB!«

 

Es tut mir leid. Es tut mir leid, dass ich auf ihn hereingefallen bin. Ich sitze am Schreibtisch und kann mich gar

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Clover Beck
Bildmaterialien: ebook-illustration.de
Tag der Veröffentlichung: 07.12.2016
ISBN: 978-3-7438-0645-0

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