Es war die US-Amerikanische Firma Apple, die erstmalig 2006 den Floh des Black Friday ins Ohr der Deutschen gesetzt hat. Langsam entwickelte sich diese Flause hierzulande zu einem digitalen Massen-Shopping-Event für Schnäppchenverrückte. Mittlerweile erschlägt einen die Werbung damit, egal ob mit Print oder virtuell. Derweil war der schwarze Freitag im geschichtlichen Sinne immer schon ein Tag, den man am liebsten aus dem Kalender streichen möchte.
Denke man beispielsweise an den Börsencrash von 1929, der eigentlich an einem Donnerstag geschah, aber durch die Zeitverschiebung erst am Freitag bei uns in Europa ankam. Es dauert halt immer ein bisschen, bis die hippen Trends über den Atlantik geschwappt sind. Durch den Einbruch des Börsenkurses waren am Ende dieses schwarzen Freitags auf jeden Fall viele Anleger hoch verschuldet. Wohl eine Gemeinsamkeit, die auch beim derzeit praktizierten Black Friday durchaus auftreten kann. Doch immerhin ist man dann Besitzer hochwertigen Elektronikschrotts.
Im Gegensatz zu einem normalen Freitag liegen die Umsätze insbesondere der Elektronikbranche an diesem Tag um ein Vielfaches höher. Doch der Deutsche tut sich erfahrungsgemäß schwer mit dem Prozentrechnen. Und so ist es nicht verwunderlich, dass ihm nicht auffällt, dass die großzügigen Rabatte meist einer Bemessungsgrundlage weit über der unverbindlichen Preisempfehlung entspringen. Im Leben bekommt man halt auch nur selten etwas geschenkt. Aber was soll’s, Hauptsache gespart. Das lässt nicht nur das Herz eines jeden Schwaben höherschlagen.
Ja, was braucht’s denn so einen Black Friday, hört man die ewig Gestrigen jammern, die sich nach den Zeiten des WSV, dem guten alten Winterschlussverkauf, zurücksehnen, wo der Schnäppchenjäger noch am Wühltisch auf seine Kosten gekommen ist. Den WSV gibt’s zwar immer noch irgendwie, der nennt sich jetzt aber SALE. Ob sich mit diesem Wort der Italiener auch ködern lässt, wäre nebenbei bemerkt ganz interessant zu wissen.
Offiziell findet der Black Friday am Freitag zwischen Thanksgiving und dem 1. Advent statt. Bei uns in Deutschland ist das Erntedankfest allerdings immer noch am 1. Sonntag im Oktober, was dringend einer Synchronisierung bedarf. Nicht dass noch jemand durcheinanderkommt. Außerdem könnte man so auch noch die Truthuhnindustrie gleich ein bisschen fördern.
Der Black Friday ist auf jeden Fall gut getimt. Der treue Konsument erhält in dieser Zeit für gewöhnlich sein finanzielles Leckerli namens Weihnachtsgeld, das auch nicht zu lange auf dem Bankkonto liegen sollte. Schon allein deshalb, um der Gefahr von Negativzinsen zu entgehen. Geldsparen lohnt sich schon lange nicht mehr. Stattdessen wird beim Konsumieren gespart. Am besten wäre es aber wohl am Konsum direkt zu sparen. Man kauft sich ja meist eh bloß unnütze Dinge, um damit Menschen zu beeindrucken, die man eigentlich gar nicht leiden kann, sagt eine alte Lebensweisheit.
Was leider bisher noch keinen Einzug in die heimische Konsumkulturlandschaft gefunden hat, ist der Buy-Nothing-Day, kurz gesagt der Kauf-nix-Tag. Praktischerweise fällt dieser Tag genau auf den Black Friday. Schade, dass er sich noch nicht durchgesetzt hat. Wie der Name schon sagt, wird an diesem Tag nix gekauft. Damit soll auf die gewinnsüchtigen Großkonzerne mit ihren fiesen Maschen aufmerksam gemacht werden. Aber wer hat schon Zeit für so einen Quatsch. Es gibt Wichtigeres. Auf zur Schnäppchenjagd...
Texte: Coco Eberhardt
Lektorat: Coco Eberhardt
Korrektorat: Coco Eberhardt
Tag der Veröffentlichung: 26.11.2021
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Wer am Black Friday nichts kauft, kann bis zu 100% sparen. (Unbekannt)