Man kennt sie meistens nicht persönlich. Und doch weiß man bestens Bescheid über sie. Promis.
Die Zeitschriftenregale in den Supermärkten wären wohl nur halb so voll, ohne Gala, Bunte, Super Illu und Co. Was hätte das Fernsehen seinen Zuschauern noch zu bieten, wären da nicht Formate, wie „Leute heute“, „Red“ oder „Exklusiv“? Natürlich würde jeder halbwegs Gebildete niemals zugeben, den Personenkult um Stars und Sternchen mitzutragen. Und doch greift selbst die diplomierte Karrierefrau mal zur Regenbogenpresse. Wenn auch nur beim Friseurbesuch, wo sie sich den „Short Cut“ von Michelle Williams auf ihr Haar übertragen und als Abrundung das Tages-Make-Up von Cameron Diaz aufpinseln lässt.
Vielseitig ist die Welt der Promis. Während mancher diesen Status schon kraft Geburt besitzt, hat ihn sich der eine hart erarbeiten müssen. Andere hatten allerdings auch einfach nur mehr Glück als Talent. Haben wir als Teenies nicht alle mal davon geträumt, berühmt zu sein? Aber warum? Ist es die Sucht nach Anerkennung? Personenkult als Ersatzreligion?
Das Kastensystem der Prominenz erfolgt im Wesentlichen nach den Kategorien A, B und C. Wobei diese Aufteilung durchaus noch fortgeführt werden kann. Mit den vornehmlich von RTL, Sat1 und ProSieben produzierten C-Promis, sollte man jedoch tunlichst keine Sympathien pflegen. Wenn doch, dann sollte man zumindest in der Öffentlichkeit keinem davon erzählen. Und trotzdem unterlaufen die Bachelorette, der Dschungelkönig oder die Auswanderer langsam die Seiten der Hochglanzmagazine.
Wenn die mallorquinische Katze im Supermarkt ihre drallen, silikongefüllten Ballermänner aus dem Mini-Kleidchen blitzen lässt, wird doch so manche Mutti hierzulande mit Neid erfüllt, weil ihr Balkon nach der Geburt der Kinder um mindestens zwei Etagen abgesackt ist. Auch beim VIP-Kilo-Check möchte sich kein Normalsterblicher mit Anniston, Simpson und Tomalla messen. Doch aufgepasst, der Haut-und-Knochen-Look, wie er neulich bei der herzoglichen Kate festgestellt wurde, ist ebenfalls nicht en vogue. Und so ist der Grad schmal, von der Boulevardpresse als Bulimie krank oder in freudiger Erwartung kategorisiert zu werden.
Kennt nicht eigentlich jeder die eine, die vier Kinder von zwei verschiedenen Vätern hat, die jedoch mittlerweile alle die Biege gemacht haben? Nach der Schule hat sie nicht mal eine ordentliche Ausbildung beendet. Bisher waren ihre Typen auch gerne mal zehn oder zwanzig Jahre älter als sie. Dafür ist er aktuelle sechszehn Jahre jünger. Als was würde man eine solche nicht aburteilen, würde sie in der Nachbarschaft wohnen? Doch das Zahnpastalächeln der GNTM-Heidi lässt einen vor Neid erblassen. Nach so einem Leben sehnt sich Otto-Normalo. Nicht zuletzt auch deswegen, weil sie nach all den Geburten kein Problem hätte neben Jennifer auf der VIP-Waage zu bestehen.
Nicht nur vom Lifestyle lassen wir uns gerne von den Promis beeinflussen. Mit Parolen, wie „Maske auf und mit panischer Konsequenz da durch“, sagte der Panikrocker allen Covidioten den Kampf an. Aber er muss es ja wissen… Wer im Sonderzug nach Pankow zusammen mit den FDJ-Mumien den Palast der Republik gerockt hat, verfügt wohl über genug Lebenserfahrung, sich so ein Urteil erlauben zu können. Doch Angst war noch nie ein guter Ratgeber. Von Panik ganz zu schweigen.
Nicht mehr wegzudenken, wie die jährliche Influenza, sind mittlerweile auch die sogenannten Influencer. Viral verseuchen sie die sozialen Netzwerke. Insbesondere bei der heutigen Jugend genießen sie große Popularität. Bibi, Luca, Dagi… Die hübschen, redefreudigen Youtuber holen sich gerne leicht beeinflussbare Teenies vors Smartphone. In hochintelligenten Videos wird ihnen dann erörtert, welche Farbe ein Schlumpf annimmt, wenn man ihn würgt. Ganz beiläufig findet der dann auch die Corona-Warnapp richtig, wichtig und gut. Wer anders denkt, ist ein Freimaurer. Schön, wenn einem das Denken abgenommen wird. Das spart viel Energie. Eltern haben darauf wenig Einfluss. Das waren halt noch Zeiten, als Unterhaltung am Samstagabend mit Thomas Gottschalk bei Wetten-Dass passiert ist.
Was haben diese Promis nur an sich, das sie so unabkömmlich macht für unsere Gesellschaft? Dienen sie wirklich nur zur Unterhaltung oder haben sie nicht doch mehr Einfluss auf uns, als wir es zugeben möchten? Ist die Prominenz die schillernde Eminenz unserer Tage? Wer ein Problem haben sollte, sich diese Fragen zu beantworten, kann sich gerne auf die Suche nach einem entsprechenden Video-Tutorial machen...
Texte: Coco Eberhardt
Cover: Coco Eberhardt
Lektorat: Coco Eberhardt
Tag der Veröffentlichung: 21.11.2020
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
And the Oscar goes to...