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Der Mensch war jung, er hatte Träume,
und eine Familie, die ihn liebt.
Er fuhr zu schnell. Am Rande die Bäume –
ein Crash, und was von ihm übrig blieb,
waren Nieren und Leber und Lunge und Herz.
Sein Leben zerstört, fast bevor es begann.
Doch durch seine Organe fing trotz allem Schmerz
für andere Menschen eine neue Hoffnung an.





Raphael ist erst 16 Jahre alt,
doch er ist dem Tod geweiht.
Sein Herz, seine Lunge sind am Versagen.
Dem Jungen bleibt nur noch wenig Zeit.
Doch Hoffnung erwachte an jenem Tag,
als sie ihm sagten, dass es Organe gab.
Auf dem Weg zum OP ein Hoffen und Bangen:
Ist das Leben vorbei oder wird es jetzt anfangen?


Die besten Ärzte in ihrem Fach,
sie machen es nicht zum ersten Mal.
Während Raphael schläft, sind sie hellwach
und hoch konzentriert und in großer Zahl.
Sie operieren den Jungen über 40 Stunden.
Ein Team nach dem anderen wechselt sich ab.
Sie haben beharrlich den Tod oft bezwungen,
doch so manchem Patienten blieb trotzdem nur das Grab.





Familie und Freunde, die Raphael lieben,
zünden derweil so manche Kerze an.
Mit Zittern und Zagen, von Hoffnung getrieben,
steigen ihre Gebete für ihn himmelan.
Jede Information macht ne schnelle Runde.
Von Ohr zu Ohr läuft so manche Kunde.
Ein Aufatmen, dass die Erde erbebt,
als die Nachricht eintrifft: das neue Herz, es schlägt.





Jetzt heißt es warten, und das fällt uns schwer,
Herr Jesus, pass bitte auf Raphael auf.
Eine jede Minute, je länger, je mehr
Zeit vergeht, ist ein Fortschritt im Heilungslauf.
Der Junge liegt auf der Intensivstation
im künstlichen Koma, wir freuen uns schon
auf sein Erwachen, und wenn er kapiert,
dass er jetzt endlich auch gesund sein wird.


Ganz unerwartet kommen Komplikationen.
Er blutet. Sie schneiden ihn wieder auf.
Sie nähen aufs Neue. Sie können ihn nicht schonen.
Sie stützen sein Herz, seine Nieren auch.
Denn seine Organe drohen zu versagen.
Ein Aufschrei zum Himmel, ein ängstliches Fragen.
Dann kommt die Nachricht, ich will sie nicht, nein:
Raphael wird für immer ein Engel sein.





So lange schon krank, schon seit er geboren war,
doch jetzt war die Hoffnung groß.
Beim Aufbruch zum Leben ging sein Kampf verloren.
Der Schmerz darüber ist grenzenlos.
Derweil auf den Straßen fährt ein anderer sich tot.
Und dessen Organe lindern anderen die Not.
Ein anderer Mensch wartet in Angst und Schmerz
auf seine einzige Chance – auf ein Spenderherz.




Impressum

Texte: Alle Rechte beim Verfasser
Tag der Veröffentlichung: 17.09.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Meiner lieben Sieglinde, einer Heldin, sowie ihren Kindern Eva-Carina, Jonas und Raphael, der für immer ein Engel ist.

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