1. Kapitel - be my life. - sei mein Leben.
2. Kapitel - be my destiny. - sei mein Schicksal
3. Kapitel - be my request. - sei mein Wunsch
Scarlett
Ihr Blick glitt unsicher über die noch verpackten Kartons in der leeren Wohnung, und blieb bei den Koffern stehen. Scarlett wusste einfach nicht wo sie zuerst mit auspacken beginnen sollte. Es war schon schwer genug das ganze Zeug in eine angemessene Anzahl von Kisten zu stopfen. Geschweige davon sie in den Laster zu brigen, transportieren und die Treppen hochzuschleppen. Nun musste das ganze Zeug auch wieder ausgepackt werden. Ihr war zum Heulen zumute. Sie schritt langsam in der leeren Wohnung herum und ging auf den kleinen Balkon. Auch dieser leer war leer und sie stand mit Socken auf dem kalten Betonboden. Sie war froh dass sie noch eine preisgünstige Wohnung gefunden hatte, die für ihre Verhältnisse ausreichte und wenigstens neben der kleinen Wohnung und den noch kleineren Zimmern einen Balkon besass. Jedoch würde das Geld, dass sie von ihren Eltern bekommen hat nicht für die Wohnung, Alltagskram und Studium ausreichen. Deswegen musste sie sich schleunigst noch einen Nebenjob suchen bevor sie knapp bei Kasse war, und dies war eigentlich jetzt schon der Fall. Vorschusskosten für die Wohnung und Transportkosten für die Lieferwagen hatten ihr Konto jetzt schon halb leer geräumt. Sie stützte sich seufzend auf dem Balkongelände ab und sah auf die Strasse hinab. Die Aussicht war okay. Abends wird man wahrscheinlich von dem vielen Lärm, die die Autos verursachten gar nicht einschlafen können, dachte sie sich. Man hörte Autohupen und Menschen die sich auf den New-Yorker-Strassen drängelten. Als sie sich vorbeugte um die Menschen besser beobachten zu können, fielen ihre blonden Haare über ihre nackten Arme. Scarlett rieb sich die Arme. Von der leichten Abendbrise fröstelte die 24-Jährige im T-Shirt und beschloss deshalb wieder reinzugehen. Vor etwa einer Woche hat sie ihr Elternhaus verlassen um nach New York zu ziehen. Hier möchte sie ihr Studium beginnen und einem Musikkonservatorium studieren. Als sie wieder im, noch leeren Wohnzimmer das von ihrer Grösse her eher einer öffentlichen Toilette glich, bemerkte sie wie still es doch in der Wohnung war. Die Stille unbeunruhigte sie ein wenig und in diesem Moment ärgerte sie sich darüber dass sie ihren Fernseher nicht mitgenommen hat. Der Geigenkasten war an der Eingangstüre angelehnt und sie beschloss die Wohnung mit ein bisschen klassischer Musik zu füllen. Scarlett spielte seit ihrer Kindheit Geige und wollte dieses Instrument endlich perfektionieren, dafür war sie von London nach New York gezogen. USA ist bekannt dafür dass man hier Karriere mit Kunst machen kann. Sie spielte die ersten Noten von Paganinis Sonata. Anfangs hörte man ein leichtes Zittern im Vibrato. Sie legte eine kurze Pause ein. Holte tief Luft und spielte weiter. Diesmal ohne einen Fehler und perfekter Stimmlage erfüllte die Sonata no 6 die leere Wohnung und hörte man bis runter auf die Strassen weil sie die Balkontüre vergessen hatte zu schliessen. Leises Echo, durch die leere Wohnung schwang in der Musik mit.
Ethan
Die Sonne schien ihm direkt ins Gesicht und auf seiner Stirn hatten sich Schweisstropfen gebildet, die nun langsam seinem Gesicht entlang runterrann. Es war heute extrem heiss. Nicht auszuhalten und bei diesem Wetter musste Ethans Baseballteam trainieren. Ethan stand als Batter im Infield. Mit der linken Hand hielt er seinen Schläger fest und machte sich bereit auf den Ball. Sein weisses Trainingstrikot mit der Aufschrift NY Lig und der Nummer 6, schnürte ihm den Hals zu und war ihm viel zu eng. Der Pitcher warf, Ethan schwang müde den Schläger und traf daneben. ''Strike One!'', hörte man den Umpire rufen. Genervt brummte Ethan etwas vor sich hin. Seine Hände völlig verschwitzt rutschte am Schläger hoch und runter. Er machte ein paar Schritte vor und zurück, ging mit den Knien weiter nach unten und bereitete sich auf den zweiten Ball vor. ''Strike Two!'', hiess es kurz danach und Ethan sah gerade noch wie der Ball an ihm vorbei flog und vom Catcher aufgefangen wurde, ohne dass er überhaupt die Chance hatte den Schläger zum Auswurf zu heben. Tief zog er die schwüle Luft ein und zog sein Cap noch tiefer ins Gesicht bis man seine Augen nicht mehr sehen konnte. Aber auch bei dem letzten Ball traf er nicht und es hiess ''Strike Three! Und du bist draussen!''
Völlig entnervt donnerte Ethan seinen Schläger ins Netz und schritt zur Aussenbank. Bei dieser Hitze konnte er sich einfach nicht konzentrieren. Sein Schädel brummte und er hatte starke Kopfschmerzen. Ethan griff sich beim vorbeigehen ein kleines Handtuch aus dem Flechtkorb und wischte sich damit den Schweiss aus dem Gesicht. ''So eine Scheisse! Wieso müssen wir auch bei dem Wetter draussen trainieren! Es ist verdammt heiss! Wofür haben wir eine Halle?!'' fluchte Ethan seinen Trainer an, der ihm keine Beachtung schenkte. Wütend fuchtelte er mit seinen Armen und Fäusten in der Luft und warf sein Handtuch, dass er nun um den Hals hatte auf die Bank. Er war total rot angelaufen und aus der Puste, obwohl er auf dem Spielfeld gar nicht viel, oder besser gesagt zu guterletzt gar nicht gerannt war. Ein leichter Sonnenbrand bedeckte seine Wangen sowie Nasenrücken und Arme.
Er liess sich auf die Bank fallen und nahm ein Schluck Wasser aus seiner Trinkflasche. Er stütze seine Ellbogen auf den Knien ab und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Er schloss die Augen und atmete wütend ein und aus.
''Hier Herr Ford, nehmen Sie ein Nasses.''
Langsam blickte er nach oben und kniff die Augen zusammen weil die Sonne ihm genau in die Augen schien. Sein persönlicher Butler stand vor ihm und reichte Ethan ein weiteres aber diesmal nasses Handtuch. Grummelnd nahm er es an und wusch sich zuerst den neuen Schweiss aus dem Gesicht und dann strubbelte er mit dem Tuch in seinen nassen Haaren herum. Das Handtuch blieb auf seinem Kopf verknautscht liegen.
''Diego bist du meiner Bitte von gestern nachgegangen?''fragte Ethan seinen Butler während er einen weiteren Schluck Wasser nahm. Butler Diego verfolgte in Ruhe das Spiel und antworte ohne seinen Blick vom Spielfeld abzuwenden. ''Ja, natürlich Herr Ford. Die Anzeige wird gleich morgen in der Zeitung erscheinen, genau wie Sie es wollten.''
Ethan grinste. Das war mal eine schöne Nachricht, die ihn an so einem unerträglich heissen Tag freute.
''Sehr gut, ich möchte morgen zum Frühstück gleich die Zeitung mit der Anzeige auf dem Tisch haben.''
Der Butler nickte kurz. ''Natürlich, wie Sie wünschen.''
Scarlett
Es schien direkt in die Wohnung und von den Sonnenstrahlen geplagt, zwang sich Scarlett aufzustehen. Sie blickte, noch leicht benebelt, mit ihren schläfrigen Augen direkt aus dem Fenster. Gestern Nacht hatte sie auf dem Sofa schlafen müssen weil das Bett noch nicht zusammengeschraubt war. Sie streckte ihren und musste feststellen dass sie leichte Rückenschmerzen hatte. Ausserdem musste sie sich heute unbedingt Vorhänge besorgen. Das war ja nicht auszuhalten wenn es jeden Tag hier so rein scheint. Herzhaft gähnte sie und bemerkte dass der Raum ziemlich erhitzt war von den Strahlen. Ein kurzer Blick auf die Uhr reichte und sie wusste das es schon elf Uhr war. Müde schleppte sie sich in die Küche und öffnete unbedenkt den Kühlschrank. Einige Sekunde starrte sie einfach in den leeren Kühlschrank ohne sich zu überlegen was sie überhaupt hier tat. Logischerweise war der Kühlschrank leer, sie kam gestern nicht mehr dazu etwas sssbares einzukaufen. Wenn sie sich nicht irrte funktionierte er noch nicht einmal, er war total trocken und kein bisschen Kälte kam ihr entgegen. Sie überlegte kurz. Jetzt einen Supermakt aufsuchen in den etwas essen kaufen, dann wieder zurück und dann... auf dem Boden essen? Lieber in Starbucks, den gibts an jeder Strassenecke.
Kurze Zeit später schlenderte sie ihn verwaschenen Jeans und einem T-Shirt, die im Koffer zerknittert worden waren, durch die Strassen. Es drängelten immer wieder Leute in Anzügen, eilig an ihr vorbei. Entweder am Telefon, mit Zeitung oder Aktenköfferchen in der Hand. Die Leute hier schienen alle so beschäftigt, dachte sie seufzend. Und sie war nun nur eine arme Studentin. In London hatte sie mehr oder weniger auch ein entspanntes Leben weil ihr ihre Eltern alles bezahlten. Als Scarlett am nächsten Kiosk vorbei lief stach ihr die Zeitung ins Auge. Der Gedanke dass sie sich noch einen Job suchen und bewerben muss plagte sie. Sie musste ihren inneren Schweinehund überwinden und es hintersich bringen. Also kaufte sich gleich mehrere Zeitungen mit Arbeitsanzeigen an dem Kiosk.
Als Scarlett den Starbucks betrat, merkte sie wie voll er war. Hoffentlich würde sie schnell einen Platz finden, ohne lange in der Gegend rumzustehen und dumm angeglotzt zu werden. Während sie auf ihren Kaffee wartete ging ihr Blick durch die ganzen Sitzplätze. Auch wenn es ihr ziemlich unangenehm war, vielleicht könnte sie sich zu jemanden an den Tisch setzen. Es waren viele Pärchen und Studenten hier. Einige Geschäftsleute in Anzügen mit Laptops. Doch alle Stühle waren besetzt und bei einigen strich sie die Möglichkeit gleich aus ihrer Liste. Zum Beispiele Tische an denen Pärchen zu zweit sassen und sich verliebt ansahen. Bäh! Da würde ihr gleich der Kaffee wieder hochkommen und ausserem würde sie dort nur stören. Was ihr aber letzteres eher egal war. Ihr Blick blieb schliessliech bei einem Tisch stehen, an dem noch ein Sitzplatz von zweien frei war. Der Tisch war ziemlich versteckt in einer Ecke. Auf dem anderen Stuhl sass ein junger Mann den sie etwa um die Dreissig schätzte, vielleicht auch älter. Er war gut gebaut und hatte hellblonde Kringellöckchen. Sein Dreitagebart liess ihn wahrscheinlich älter erscheinen aber es passte zu ihm und in dem lockeren weissen Shirt mit dem braunen Blazer sah er anzüglich aber gleichzeitig sportlich aus. Er traf in fast allen Punkten Scarletts Männergeschmack. In der Hand hielt er sein iPad und seine ganze Konzentration widmete er seinem Gerät. Ob es ihm etwas ausmachen würden wenn sie sich zu ihm setzen würde? Bei ihm würde sie es versuchen. Insgeheim hoffte sie dass nicht gleich eine Tussi mit vollgeschminktem Gesicht und engem Kleid auftauchen und sich als seine Freundin herausstellen würde. ''Ein Latte Macchiato mit extra Sahne für Scarlett? Abholbereit!'', hörte Scarlett die Frau an der Theke plötzlich sagen. Das war ihr Getränk! Das man seinen Namen hier preisgeben musste fand sie doch eher peinlich. Es muss nicht gleich der ganze Laden erfahren wie sie heisst Herrgott nochmal! Sie hob ihr Getränk bei der Becherkappe an weil es so heiss war und drehte sich um. Nun ging alles ziemlich schnell, sie wollte gerade in die Richtung des Tisches, den sie vor kurzem noch im Visier hatte. Sie konnte gerade einen Schritt machen als ihr die Tasche von der Schulter fiel, der mehr oder weniger ein paar Pfunde wog und ihr den ganzen Armen mit sich runterzog. Als Scarlett sich nach der Tasche beugte, versuchte mit der einen Hand den heissen Kaffee zu balancieren und der anderen die Tasche aufzuheben. Sie streckte den Arm und hatte die Tasche fast! Nur noch ein bisschen... und dann geschah es. Sie vergas ihr Getränk in der anderen Hand, dieser kam aus dem Gleichgewicht und fiel zu Boden. Mit einem lauten Knall und vielen Spritzern rollte der Pappbecher davon. Erschrocken über den Knall und das zwei Schuhe vor ihr standen hob sie langsam, beschämend den Kopf. Weil die Person, die vor ihr stand so gross war hob sie den Kopf ein grosses Stück weiter hoch und blickte nun in wunderschöne blaue Augen. Sie musste festellen dass das der Mann war, der noch eben am Tisch sass nun vor ihr stand. Sie hatte sich nicht geirrt. Er war noch viel gut aussehender als er von weitem aus aber, sein schönes weisses Shirt war nun von ihrem Kaffee befleckt. Mehrere Spritzer verteilten sich auf seinem T-shirt. Abwechselnd sah sie auf sein Shirt und dann in sein Gesicht. Er lächelte nur freundlich.
Kurze Zeit später sass sie nun endlich an dem Tisch in der Ecke. Nervös spielte Scarlett mit den Servietten auf dem Tisch. Der junge Mann gesellte sich mit zwei neuen Kaffee's an den Tisch und lächelte noch immer. Wortlos schob er ihr einen Kaffee zu. ''Hier, ich hoffe Sie mögen schwarzen Kaffee.''
Verlegen nahm sie den Kaffee an und nickte. ''Ich habe Ihnen doch gesagt, das wäre nicht nötig... Ich hätte mir selbst einen neuen besorgen können. Ausserdem...'', kurz blickte sie wieder auf sein T-Shirt und sprach weiter. ''Werde ich Ihnen ihre Kleidung in die Reinigung bringen. Das tut mir nochmal wirklich Leid.''
Der Mann schmunzelte. ''Ach was, es war nicht teuer. Nur ein stinknormales weisses T-Shirt. Ich habe genügend noch Zuhause und in der Schule noch Ersatz. Und der Kaffee geht auf mich, ich wollte mir sowieso noch einen neuen holen.''
Scarlett gab sich geschlagen und schwieg. Hatte er Schule gesagt? Er ging noch zur Schule? Vielleicht war er ja auch Student. Nervös liess sie ihren Blick durch das Lokal schweifen. Sie wusste einfach nicht wohin sehen. Er hatte so schöne Augen und liebevolles Gesicht. Sie hatte das Gefühl wenn sie ihn zu lange ansieht, in seinen Augen zu versinken und ihn anzustarren. ''Nennen Sie mir ihren Namen...'', räusperte er sich plötzlich. Scarlett schrack auf und nickte schnell. ''Scarlett Gates...'' ''Freut mich Scarlett, mein Name ist Jayden. Jayden Miller'', er streckte ihr die Hand entgegen. ''Und was machst du beruflich?'', fragte er weiter. ''Ich bin erst vor kurzem von London hierher gezogen... Ich bin Studentin, also wenn ich mich erstmal für eine Schule entschieden habe werde ich studieren.'' Langsam hob er eine Augebraue. ''Studentin also...'', er schmunzelte wieder wie vorhin. ''London ist wunderschön. Ich habe in London studiert. Es gefiel mir dort sehr. Musste mich aber nachdem Studium verabschieden.'' Was gabs den da zu lachen? Fand er das etwa komisch. Er ging ja noch selbst zur Schule! Leicht verärget kniff sie die Augen zusammen. ''Habe ich einen Witz verpasst? Oder möchtest du mir verrraten was so lustig daran ist?'', gab sie verbittert zurück. Schnell wechselte sein Gesichtsausdruck ins Ernste zurück, was sie leicht unheimlich fand. ''Nein nein... Tut mir Leid. So war das natürlich nicht gemeint. Ich bin selbst Dozent und deswegen fand ich den Gedanken, dass ich selbst in meiner Freizeit Bekanntschaften mit Studenten mache, ein wenig amüsant. Aber wenn ich dich verärgert haben sollte, tut es mir wirklich Leid Scarlett.'' Wehmütig sah er sie an und ihr Ärger verflog. Das er älter als sie war, war ihr klar aber gleich Dozent. ''Dozent? Du siehst ziemlich jung aus...'', er schnitt ihr das Wort ab. ''Danke findest du. Ich bin 34'', lächelte er sie an. Das waren ganze zehn Jahre Unterschied zwischen ihnen. Im nächsten Moment kam die fast gleiche Frage von beiden und sie überschnitten sich. ''Was willst du denn studieren?'' und ''Was unterrichtest du denn?'' Beide lachten kurz auf. ''Du zuerst'', bat er sie freundlich. ''Musik, ich spiele seit meiner Kindheit Geige. Ich liebe klassische Musik. Und du unterrichtest?'' ''Klavier, Cello und auf die Violine bin ich spezialisiert. Ausserdem gebe ich Theorie in Jazz und Klassisch.'' Ihre Augen weiteten sich und funkelten. Total begeistert sah sie ihn an. ''Wirklich? An welcher Schule den?'' ''An dem Musikkonservatorium Juilliard School, hier in New York.'' Noch immer begeistert starrte sie ihn an und er fuhr automatisch fort. ''Es gibt hier eine Menge gute Konservatoriume, welche hattest du den im Visier?'', fragte er weiter. ''Ich konnte mich noch nicht entscheiden..'', sagte Scarlett leicht unsicher. ''Klar, war für mich am Anfang auch keine leichte Entscheidung. Die Aufnahmeprüfung erfordet einiges und der Stundenplan ist sehr taff. Aber wenn du es erst einmal überwältigt hast, dann kannst du mit dem Diplom es zu sehr viel bringen. Ich kann dir die Juillard School also daher echt ans Herz legen'', meinte Jayden mit einem Lächeln. ''Ich werde es mir merken.'' Ein guter Grund dort zur Schule gehen wäre jetzt schon ein heisser Lehrer! Innerlich musste sie sich festhalten nicht loszugrinsen. ''Ich lasse dir meine Visitenkarte hier'', schnell zog er eine Karte aus seiner Tasche. ''Falls du dir überlegst auf die Juilliard School zu kommen würde ich mich freuen wenn du mich mal besuchst. Oder vielleicht auch meinen Kurs belegst.'' Scarlett nickte schnell. Jayden stand auf und streckte ihr seine Hand entgegen. ''Nun, ich muss mal los. Mein Kurs beginnt um eins und ich sollte noch mein T-Shirt wechseln.'' Er begann wieder laut zu lachen und Scarlett schoss wieder die Röte in die Wange. Dankbar nahm sie seine Hand an. Seine gelassene Art und sein Humor hatten echt die Situation gerettet. ''Vielen Dank für den Kaffee… Einen schönen Tag…'', sagte sie zögernd und schüttelte seine Hand. ''Das wünsche ich dir auch Scarlett'', meinte er lächelnd und lief Richtung Ausgang. Scarlett starrte ihn noch verliebt nach und auch nachdem er schon durch die Tür war konnte sie sich nicht rühren. Das man schon bei der ersten Begegnung jemandem so nahe stehen konnte? Als sie aus ihrer Starre erwachte, sah sie auf den Tisch und nahm die Visitenkarte in die Hand, die er hinterliess. Jayden Miller, las sie leise und insgeheim hoffte sie ihn doch bald wiederzusehen.
Nervös blätterte Scarlett die Zeitung herum. Sie hatte sich schon gedacht dass die Bezahlungen für die Nebenjobs nicht wirklich viel sein werden. Sie sass noch immer am Tisch im Starbucks. Seit Jayden weg war ist etwa eine Stunde vergangen. Sie trank schon ihren dritten Kaffee und war bereits zwei Mal auf dem Klo. Immer weiter blätterte sie die Anzeigen durch und überflog meist denn Text und schaute gleich auf die Zahlungen. 15 Dollar pro Tag, 25 Dollar pro Tag… Alles war in diesem Bereich. Die höchste Bezahlung, die sie bis jetzt fand, war 50 Dollar am Tag und das auch nur weil es als Barkeeperin war und man Nachtschichten in einer Discotheke machen musste. Das war eindeutig nichts für sie. Sie ging weder gern in die Diskotheken, oder sonst ähnlichem Ausgang, noch mochte sie laute Musik. Die ganze Atomsphäre überhaupt konnte sie nicht leiden. Seufzend wechselte sie die Zeitung weil es in dieser keine weiteren Anzeigen mehr gab die sie nicht durgestrichen hatte. Als sie in der nächsten herumblätterte, überlegte sie sich ob sie vielleicht in eine WG ziehen sollte um die Miete zu senken. Oder vielleicht weniger Essen. Zuletzt ging ihr auch durch den Kopf ob sie nach London zurück sollte um wieder bei ihren Eltern zu wohnen und dort Litertaur zu studieren. Den nach Musik machen mochte sie es zu lesen. Hoffnungslos legte sie ihren Kopf auf ihre Hand und blätterte weiter. Auf den nächsten Seiten überflog sie wieder einmal die Löhne und strich eifrig die Azeigen durch, als ihr plötzlich eine Zahl ins Auge sprang. 500 Dollar am Tag war in einer Anzeige fett markiert! Das war jetzt aber nicht wahr, oder? Sie musste da irgendwas falsch gelesen habe. Ganz sicher. Sie ging näher an die Zeitung heran und fing an die Anzeige aufmerksam und mit zitterigen Fingern zu lesen.
'' Putzkraft/Hausfrau für Villa gesucht! (w)
Für 350qm Villa, die an der 101 Warren Street liegt, wird Putzkraft gesucht. In der Stunde wird 500 Dollar, gleich in Bar oder überwiesen, ausgezahlt. Voraussetzungen: Nur weibliche Mitarbeiter werden gesucht! Alter: 20 – 30 Jahre, schlank und gepflegt (wir legen Wert auf Äusseres) Sonstige Eigenschaften: Pünktlichkeit, Perfektion und Folgsamkeit Berufserfahrung nicht nötig, bei Vorhandensein von Vorteil Der Vertrag darf nicht vor einem Arbeitsjahr aufgelöst werden. Bei Interessanten telefonisch unter dieser Nummer melden: (0) 212 xxx xx xx''
Scarlett las die Anzeige immer und immer wieder durch aber konnte es einfach nicht glauben. Ihr Atem ging schnell, und sie holte tief Luft. 500 in der Stunde nur fürs putzen? Damit könnte sich sogar jemand wie sie, der gerade neu nach New York gezogen ist, ein Penthouse leisten! War das alles nur ein Joke?! Aber wer würde denn auch noch Geld der Zeitung bezahlen um eine falsche Anzeige zu veröffentlichen? Es musste echt sein! Es war eine Villa… vielleicht war sie so gross, sodass man hart schuften musste bis man alles geputzt hat? Oder die Besitzer mussten reich sein und wussten einfach nicht was mit dem Geld anfangen. Die konnten ruhig mal den ärmeren was abgeben. Obwohl wenn sie reich wäre, würde sie es selbst auch nicht tun. Naja, war ja nur ein Gedanke. Es stand auch etwas von Hausmädchen, wahrscheinlich ging es nicht nur ums putzen sondern auch Essen machen und dienen wie ein Butler. Für sie war das mehr oder weniger kein Problem. Ihre Tollpatschigkeit wäre das einzige was ihr Schwierigkeiten bereiten könnte. Aber putzen und Essen machen konnte Scarlett. Sie war nicht die beste darin aber es stand dass Berufserfahrung nicht gezwungen war! Sie presste die Zeitung an ihre Brust, als würde sie ein Geheimnis, das in der Zeitung steht, verstecken und schaute sich langsam um. Sie sah viele andere Gäste die an ihren Tisch zu ihrem Kaffee eine Zeitung genossen. Wahrscheinlich hatten sich schon ziemlich viele Leute beworben. Schnell schrieb sie sich die Nummer auf und beschloss Zuhause anzurufen, da sie kein Handy besass und nicht sofort die Möglichkeit hatte anzurufen. Sie traute der ganzen Sache zwar nicht, aber ein Versuch könnte ja nicht schaden. Wenn sie Glück hat ist die Anzeige wirklich wahr und sie hätte eine Chance.
Ethan
Zufrieden legte Ethan die Zeitung wieder auf den Tisch und ass weiter. ''Ist alles nach Ihrer Zufriedenheit Herr Ford?'' , fragte der Butler Diego. ''Falls du das Essen meinst, nein das Ei hätte man ruhig ein paar Minuten länger kochen können.'' , antwortete Ethan kauend und riss gleich das nächste Stück Brot ab um vom vielfältig bereitgestellten Esstisch etwas anderes zu essen. ''Tut mir Leid Herr. Ich werde es dieser Person ausrichten, die dafür verantwortlichen ist. Ich glaube… es war die junge Dame Annie, die Ihnen gestern Nacht Gesellschaft geleistet hatte. Aber zu meiner Frage zurück, ich meinte die Anzeige?'' , wie immer sprach Diego höflich. Er war schon seit Ethans Kindheit Butler dieses Hauses und er hatte den nötigen Respekt nie ihm und seiner Familie gegenüber verloren. ''Ach, die Anzeige. Ja, sie ist genauso wie ich sie mir vorgestellt habe. Das Auswahlverfahren überlasse ich dir Diego. Such dir die besten aus und zeig sie mir anschliessend.'' Antwortete Ethan mit überfülltem Mund. Noch ein letzter Schluck von seinem frisch gepressten Orangensaft und dann stand er auf. ''Diego, hole mir noch kurz dieses Mädchen dessen Namen du vorhin genannt hast. Anita.. Alina..'' ''Annie, junger Herr?'' , half Diego ihm nach. ''Ja, die.'' , forderte Ethan. Bevor aber Diego nur einen Schritt, Richtung Türe, machen konnte räusperte sich ein Mädchen dass an der Türschwelle stand. Überrascht sah er sie an. ''Hier ist sie.'' , bemerkte Diego. ''Gut, du kannst schon mal voraus gehen und meine Trainingstasche in das Auto verstauen lassen. Ich komme gleich nach.'' ''Wie Sie wünschen. Heute Morgen haben sich schon ein paar Leute für die Stelle gemeldet, wann würden sie es vorziehen Sie zu sehen?'' , erkundigte sich Diego. ''Hm… ist ja wirklich blitzschnell gegangen…'', zufrieden grinste Ethan. ''Nachdem ich vom Training komme werde ich mir ein paar ansehen.'' Diego nickte kurz und verliess damit den Raum. Ethan drehte sich nun zum zierlichen Mädchen um, die den Namen Annie besass. Er trat ein paar Schritte vor und blieb kurz vor ihren Füssen stehen. Sie war ein rechtes Stück kleiner als Ethan und ging ihm knapp bis zur Brust. Seine Hände steckte er in seine Hosentaschen und bückte sich ein wenig runter um ihr ins Gesicht schauen. Emotionslos blickte er sie, immer noch leicht gebückt an. Das Mädchen begann zu zittern und schaut ihn ängstlich an. ''Du wolltest mich sehen?'' , das Mädchen hatte sichtlich Angst vor ihm. Leicht überrascht zog Ethan eine Augebraue hoch, ''Erstens wer gibt dir das Recht mich zu duzen, nur weil wir einmal ins Bett gestiegen sind. Und dies war auch nur bedeutungsloser Sex.'' , sagte Ethan ungerührt und fuhr fort. ''Und zweitens, das Ei war grauenhaft.'' Das Mädchen sah ihn schockiert an. Die Nervosität war ihr ins Gesicht geschrieben und sie stotterte. ''Ich… Es tut mir sehr leid, Herr Ford! Ich werde es nächstes Mal…'' Doch er unterbrach sie. ''Ein nächstes Mal wird es wohl kaum geben. Ich brauche so zweitklassige Angestellte nicht. Du bist entlassen.'' , antworte Ethan unbeührt und machte Anstalt zu gehen. Eine Träne rann dem Mädchen die Wange runter und sie fing an zu weinen und schrie ihm mit Tränen erstickter Stimme nach. ''Wollen Sie mich wirklich gegen irgend so eine Andere ersetzen?! Werden Sie diese Fraue auch wie mich benutzen und dann wegwerfen?!'' , und ihm nächsten Moment schlug sie die Hände über den Mund weil sie ihre Tat bereute. Ethan blieb im Türrahmen stehen und antworte ohne sich umzudrehen. ''Privaten Gesprächen zuhören ist unanständig..Ausserdem, das interessiert dich doch nicht. Ich habe ich dich zu nichts gezwungen. Du bist mit freiem Willen in mein Bett gestiegen.'' Mit diesen Worten verlies Ethan endgültig den Raum und hörte hinter sich nur noch geschluchzte. Er hasste Frauen, die in ihrer Minderwertigkeit das Gefühl hatten sie würden ihm irgendwas bedeuten nur weil sie Sex hatten. Als er nach Draussen trat, schien ihm die Sonne direkt ins Gesicht und er zog seine Sonnenbrille an, die an seinem T-Shirt vorne angebracht war. Bei dieser Hitze zu traineren. Dieser Gedanke vergraulte ihm die Laune. Das wird wieder ein saublödes Training, dachte er sich und stieg genervt ins Auto ein, dass bei der Einfahrt bereit wartete. Scarlett
Wieder Zuhause schloss Scarlett die Haustüre hinter sich. Die Wohnung sah immer noch recht spärlich eingeräumt aus aber wenigstens standen nun ein paar Möbel herum. Sie warf sich auf einen, der zwei Sofas und schob ihren Laptop, der auf dem Teetisch stand, vor sich hin und fuhr ihn hoch. Als erstes würde sie sich um das Studium kümmern. Während der Laptop ewig lang hochfuhr holte sie ein paar Unterlagen von den verschiedenen Musikkonservatorien und andere Hochschulen. Sie legte all ihre Prospekte auf den Tisch, neben dem Laptop, und wühlte darin herum. Irgendwo musste es doch sein, dachte sie sich. Ein Prospekt nachdem anderen schob sie auf die Seite und blätterte weiter durch den Stapel. Ah gefunden! Zufrieden nahm sie einen Prospekt in die Hand auf dem Musikkonservatorium Juilliard School stand. Sie war sich sicher dass sie davon schon mal gehört hatte. Sie las den Prospekt aufmerksam durch. Voraussetzungen, Semesterjahre und Preise alles beinhaltete der Prospekt. Ob es wirklich richtig war auf diese Schule zu gehen nur weil sie jetzt jemanden dort kennt? Nein, natürlich nicht. Aber es würde ihr die Entscheidung vereinfachen. Und ausserdem, irgendwo müsste sie ja mal anfangen. Kurz schaute sie auf den Desktop des Laptops und sah dass er auf gestartet war und sie tippte in Google die Schule ein. Auf der offiziellen Homepage waren viele übersichtlichen Bilder und noch viel mehr Informationen über die Schule und das Studium. Die Bilder zeigten ein riesiges Gebäude. Es sah wirklich bewundernswert aus. Es gab nicht nur Musikstudenten, die Schule war auch für zukünftige Schauspieler und Tänzer. Als sie die vielen Kategorien überflog, stach ihr etwas ins Auge. Eine Kategorie war nämlich mit Kontakt beschriftet. In der Hoffnung Jayden zu finden klickte sie darauf. Ein weiterer Klick auf den Unterbegriff Kurslehrer und schon fand sie ihn zuoberst.
Jayden Miller
Dozent Fächer: Theorie in Klassik, Violine, Cello und Klavier Biografie Jayden Miller studierte an der Guildhall School of Music (London) und schloss mit dem Solistendiplom mit Auszeichnung ab. Es folgte ein vierjähriges Weiterstudium beim grossen polnischen Pianisten Wladek Szpilman. Er war Studienleiter mit Dirigierverplichtungen am Anhaltschen Theater Dessau, an der Scottish Opera. Als Pianist, Kammermusiker und Liedbegleiter gibt er Konzerte in ganz Europa. Selbst komponierte Stücke folgen von ihm immer in dem Laufe der Zeit.
Still las sie den Steckbrief durch. Sie war total beeindruckt von seiner Lebensgeschichte. Er war nicht nur ein anständiger und gutaussehender Mann, sondern bringt auch einige an Erfolge in seinem Leben mit. Sie konnte also davon ausgehen das sein Tipp mit der Juilliard School gar nicht so schlecht sein konnte.
Ethan
Junge und Muskelöse Männer stießen die Türe der Garderobe auf. Jeder hatte eine Sporttasche um, und Einige, ein kleines Handtuch um den Hals. Von den nassen Haaren tropfte Wasser und ran ihnen das Gesicht herunter. Die Gesichter waren rot angelaufen von der Hitze und dem harten Training. Die sonst so jungen Männer sahen alle nur noch müde aus. Alle spielten im Baseballteam von Ethan. ''Gehen wir noch was essen? Ich habe vollen Kohldampf.'', hörte man den Einen zum Anderen sagen. ''Mike, ich bin total müde, gehen wir lieber zu mir. Mein neues Dienstmädchen macht tolles chinesisches Essen'', antwortete der Andere und zwinkerte ihm beim Wort ''Dienstmädchen'' zu.
Mike begann zu lachen und fort waren sie. In der Garderobe, hörte man niemanden mehr. Im ersten Moment konnte man meinen dass Niemand dort war. Aber man hörte doch was. Ein plätschern. Das plätschern von der Dusche. Mit hängenden Schultern stand Ethan dort unter der Dusche und duschte sich alleine. Er schloss seine Augen und liess das Wasser dabei langsam über seinen Körper fliessen. Seinen Gedanken liess er freien Lauf. Über seine Familie... seinen älteren Bruder... und, plötzlich drehte er den Duschahnen zu. Er strich mit seinen Händen über sein Gesicht, hoch zu seinen Haaren und öffnete die Augen. Für einen Moment hatte er das Gefühl seine Stimme gehört zu haben! Er musste sofort aufhören über die Vergangenheit nachzudenken. Umso mehr er an sie Gedanken verschwendete, umso mehr machte es ihn kaputt. Die Vergangenheit würde sowieso nicht zurückkommen... Und auch wenn, er könnte wieder nichts gegen die Geschehnisse tun.
Er wickelte sich ein Handtuch um die Hüften und schritt langsam, mit Barfüssen zu seiner Tasche, in der Garderobe. Hinter sich hinterliess er kleine Wasserpfützen von seinen Füssen. Bei jedem seiner Schritte hörte man das plätschern des Wassers. Er begann sich zu trocknen und zog sich später an. Als er die Garderobe verliess, hatte er gar nicht bemerkt dass das Licht die ganze Zeit über drin aus war. Es war nicht so dass er sich nicht mit den Anderen gut verstand, aber in Tagen wie diesen hielt er Abstand von der Mannschaft und allen anderen Leuten. In Tagen wie diesen, bedeutete an Tagen an denen ihn die Vergangenheit einholte.
Draussen stand Diego und der Chauffeur. Sie warteten auf sein Kommen. Als der Chauffeur Ethan erblickte, eilte er sofort um die Autotür zu öffnen. Die Bediensteten begrüssten Ethan und von ihm kam nur ein kurzes Nicken. Als Ethan einstieg und die Autotür hinter ihm geschlossen wurde, wollte Diego gerade einsteigen als sein Handy klingelte. Er nahm mit seiner üblichen Begrüssungsformel ab und eine freundliche Stimme kam ihm entgegen. ''Ich heisse Scarlett Gates.. und wollte wegen ihrer Zeitungsanzeige näher nachfragen. Ich hätte nämlich Interesse an dem Job.'', sagte die Frau und ihre Stimme klang total zierlich. Wahrscheinlich war sie nervös. ''Natürlich Miss Gates. Falls Sie Zeit haben, können Sie gleich heute Abend vorbeikommen um sich vorzustellen.'', antwortete Diego. Die Stimme der Frau stockte und sie brauchte einen Moment um zu antworten. ''Schon heute Abend?'', fragte sie nervös. ''Ja, das wäre eigentlich schön. Wir möchten die
Stelle so schnell wie möglich vergeben und haben noch eine Menge andere Interessanten.'' ''Doch, doch heute Abend geht!'', klang die Frau aufgeregt und redete weiter. ''Soll ich irgendwelche Unterlagen mitbringen und welche Zeit?'' Diego beantwortete die restlichen Fragen und hing danach ab. Er stieg ins Auto ein und entschuldigte sich für das Warten. ''Wenn ich mich nicht irre warst du heute nicht einmal beim Training zusehen. Was hast du den ganzen Tag getrieben?! Ich kam vor der Hitze fast um auf dem Spielfeld!'', beklagte sich Ethan.
''Tut mir Leid Herr Ford. Ich habe mich um die Bewerberinnen gekümmert. Am Telefon hatte ich gerade noch jemanden. Für heute Abend habe ich ein paar eingeladen. Soll ich sie mir selber ansehen oder möchten Sie das übernehmen?'' Ethan grummelte erst etwas von müde vor sich hin, entschied sich jedoch die Bewerber selber anzusehen.
Scarlett
Mit zittrigen Händen legte Scarlett das Telefon zurück. Dass das Vorstellungsgespräch so schnell gehen würde hätte sie niemals erwartet. Ihr gingen gleich tausend Dinge durch den Kopf. Was sollte sie anziehen? Welche Fragen würden auf sie zukommen und wie sollte sie antworten? Hoffentlich kamen nicht zu knifflige Fragen auf sie zu. Sie konnte sich gut an ihr letztes Vorstellungsgespräch in London erinnern als sie in den Ferien in einem Kaffeeshop jobben wollte. Man konnte sich denken dass es total in die Hose ging. Sie war so unglaublich nervös, dass sie nur stotterte und keinen einzigen richtigen Satz herausbrachte. Diesmal sollte es nicht so werden! Sie fasste Mut! Sie brauchte diesen Job ganz dringend!
Schnell duschte sie sich, stand danach endlos lange vor dem Kleiderschrank und probierte unzählige an Kleidern an bevor sie endlich fertig war. Noch einen letzten Blick in den Spiegel warf sie und ging dann zufrieden los. Weil sie knapp bei Kasse war entschloss sie sich den Bus zu nehmen. Sie wollte bei jeder Gelegenheit soviel Geld wie möglich sparen. Die Fahrt ging nicht lange. Das Anwesend indem sie zukünftig arbeiten möchtet war nur etwa zwanzig Minuten von ihrem Apartment entfernt. Als sie genau davor stand musste sie erstmals schlucken. Sie traute ihren Augen nicht. Sie hatte sich das Anwesen ein paar Male in Gedanken vorgestellt, aber in Wirklichkeit war es noch viel schöner und grösser als sie sich je erträumen konnte. Komplett in goldig und weiss war es. Wenn sie behaupten würde dass es die Grösse des weissen Hauses hatte, war es nicht übertrieben. Die Einfahrt war so gross wie ein öffentlicher Park. Es waren viele schwarze Autos und Limousinen geparkt. Der Türrahmen in goldig und so gross wie ein Schlosstor. Nervös schritt sie langsam auf die Villa zu und bemerkte wie sich die Tür ein bisschen bewegte und schliesslich gänzlich geöffnet wurde. Drei junge Frau standen im Türrahmen, eine hielt die Tür und die Anderen zwei machten einen Knick. Dass sie Bedienstete waren sah man ihnen sofort an. Scarlett schätzte ihr Alter zwischen zwanzig und 25. Sie hatten ein schwarz weisses Kostüm an. Wahrscheinlich ihre Arbeitsuniformen. Schwarzes Kleid, darüber eine weisse Schürze und auf dem Kopf ein weisses Haarband, wie man es in den japanischen Filmen und Mangas gesehen hatte. Sie sahen irgendwie genau wie Puppen aus wenn sie sich so verbeugten. Unsicher ging Scarlett auf sie zu und lächelte nickend. Die Frau die, die Türe noch immer aufhielt und sie dienend ansah, sagte nichts. Deswegen begann Scarlett ''Mein Name ist Scarlett Gates.. ich habe ein Vorstellungsgespräch mit einem Gewissen Diego Carres..'', weiter kam sie gar nicht weil die Frau sie unterbrach. ''Natürlich, sie werden erwartet. Kommen Sie doch herein und folgen Sie mir.''
Unsicher folgte sie ihr und bemerkte dass von ihr gar nicht verlangt wurde die Schuhe auszuziehen. Das hätte sie sich eigentlich denken können. Wer sich so ein Anwesen leisten kann zieht doch seine Schuhe nicht aus. Während sie der Bediensteten folgte schaute sie beeindrucket umher. Es verschlug ihr die Sprache und sie konnte sich nicht erinnern wann sie jemals so ein teures Haus von drinnen gesehen hatte. Höchstens in TV Shows wo sie die Wohnungen der reichen und berühmten Prominenten vorstellten. Sie gingen einen Flur entlang und liefen dabei an mehreren Räumen vorbei. Die Decke war doppelt so gross wie ihres Zuhause und an den Wänden hingen alles Gemälde. Ihr fiel auf dass die Räume alle ziemlich modern eingerichtet waren. Das meiste war weiss oder goldig, genauso wie es von aussen aussah. Die Sofas, die Wände, der Teppich und sogar die Tische. Sie wusste nicht was sie von all dem hier halten sollte. Sie hatte erwartet dass es eher antik eingerichtet wäre, sowie es eher ältere Männer lieben. Wer wohnte denn hier?! Fragte sie sich immer wieder.
Plötzlich blieb die Dame im niedlichen Arbeitskleid vor einer Türe stehen. Sie klopfte zurückhaltend an und von innen hörte man ein kurzes aber energisches. ''Herein!''
Die Dame öffnete einen Türspalt und streckte nur den Kopf herein. Scarlett versuchte reinzuspähen, aber es war nicht möglich. Sie konnte nur eine Stimme wahrnehmen. '
'Scarlett Gates. Sie wäre dann hier.''
''Schick sie herein.''
Die Dame nickte und öffnete nun gänzlich die Türe, streckte den Arm aus und deutete in den Raum. Scarlett sah zögernd herein. Der Raum war genauso riesig wie all die anderen Räume. Am Ende des Raumes war ein langer Büroschreibtisch hinter dem ein umgekehrter Sessel war. Direkt hinter dem Sessel erstreckte sich eine riesige Glaswand. Man konnte ganz New York sehen. Vor allem jetzt am Abend mit all den Lichtern und Wolkenkratzern sah es himmlisch aus. Auf dem Sessel sass jemand, sie konnte diese Person jedoch nicht erkennen weil sie sich umgedreht hatte und wohl möglich aus dem Fenster sah. Scarlett schritt nun, immer nervöser werdend, in den Raum und bemerkte mit einem kurzen Schrecken dass noch jemand im Raum war. Ein älterer Mann in einem schwarzen Anzug stand direkt neben dem Bürotisch. Seine Arme hatte er hinter dem Rücken verschränkt und öffnete sie erst als er mir seine Hand entgegen streckte. ''Diego Carres, wir haben telefoniert.'' Scarlett versuchte ihre Nervosität mit einem Lächeln zu verbergen und stellte sich auch vor. Der Mann, der sich als Diego vorgestellt hatte deutete nun mit ausgestrecktem Arm, sowie es die Bedienstete gemacht hatte auf den Sessel. ''Und das ist der Inhaber und Bewohner dieses Anwesens..'', begann er. Plötzlich drehte sich der Sessel. Ein junger Mann sass dort und grinste Scarlett entgegen. ''Ethan Ford'', fuhr der junge Mann auf dem Sessel fort und streckte ihr die Hand entgegen, ohne Anstalt zu machen aufzustehen. Noch sichtlich schockiert ging Scarlett auf ihn zu. Sie hätte den Inhaber niemals so jung geschätzt! Ausserdem musste sie zugeben dass er sehr gut aussehend war. Obwohl er nicht aufgestanden war konnte sie seinen Körperbau bewundern weil sich die Muskeln unter dem Markenpullover abzeichnete. Seine blond-braune Haare hingen ihm leicht über die Stirn und seine grünen Augen stachen ihr sofort heraus. Er hatte wirklich ein aussergewöhnlich hübsches Gesicht. Nur irgendwie störte Scarlett etwas. Seine Mimik.. Nein! Sein Lächeln war es dass bei ihr Alarmglocken schlugen liess. Irgendwas stimmte mit seinem Lächeln nicht. Es war weniger ein Lächeln, sondern mehr ein Grinsen. Und dass er nicht einmal aufgestanden war um sie zu begrüssen, sagte ihr auch nichts Gutes. Misstrauisch griff sie nach seiner Hand. ''Scarlett Gates.. freut mich'', sagte sie in einem skeptischen Ton, zwang sich jedoch zu einem Lächeln.
Ethan
Zuhause liess sich Ethan von den Dienstmädchen, an der Türe die Sachen abnehmen und verzog sich sofort
in sein Büro. Diego folgte ihm dabei auf Schritt und Tritt. Ethan ahnte nichts Gutes, also liess er sich sogleich in seinen Bürosessel fallen und schaute Diego seufzend an. ''Na los, sag es schon. Was liegt dir auf dem Herzen.'' Eigentlich sah es Ethan überhaupt nicht ähnlich dass er sich Sorgen um irgendjemand machte aber bei Diego war es einfach anders. Es interessierte ihn, auch wenn er es manchmal ungern hörte, was Diegos Meinung über manche Dinge war. Diego räusperte sich nun. ''Morgen... ist der Todestag Ihrer Mutter, Herr Ford.'' Ethan blieb ruhig. Damit setzte Diego sein Gerede fort. ''Höchstwahrscheinlich wissen Sie das. Ich wollte nur fragen ob Sie vorhaben das Grab morgen zu besu...'', er konnte nicht weiter reden weil Ethan ihm das Wort abschnitt. ''Nein.'', sagte er wie aus der Pistole geschossen aber blieb doch ruhig. Nun seufzte Diego. Er hasste es wenn Ethan sich wie ein kleines Kind benahm und stur war. ''Ich weiss Sie wollen ihr Grab eigentlich besuchen. Kämpfen Sie nicht dagegen an. Wenn Sie gehen können Sie vielleicht mit einigen Dingen abschliessen?'' Es sah so aus als würde Ethan kurz überlegen aber als er ansetzte klang es gar nicht danach. ''Es ist schon kurz vor sechs Uhr. Wenn die erste Bewerberin schon anwesend ist, lasst sie herein schicken.'' Er hatte absichtlich das Thema gewechselt. Über seine Mutter zu reden wollte er einfach gerade nicht. Eigentlich wollte er nie. Denn dann müsste er sich mit der Vergangenheit auseinandersetzen und das würde ihn nur, wie immer durcheinander bringen. Er würde nicht gehen! Ende der Diskussion! Diego schaute in einige Sekunden an und gab es schliesslich auf. ''Wie Sie wünschen, Herr Ford.''
Seufzend drehte sich Ethan in seinem Bürosessel um und sah nun direkt aus der langen Glaswand, die direkt vor ihm stand. Ob er jemals seiner Mutter verzeihen kann für ihre damaligen Taten. Er legte seine Stirn in seine Hand und verdeckte dadurch seine verschlossenen Augen. In der Dunkelheit liess er wieder seinen Gedanken freien Lauf, wie auch schon heute in der Garderobe unter Dusche. Er tat das öfters den ganzen Tag über. Einfach kurz verschwinden aus der Welt. Im Hintergrund hörte er Diegos Stimme. Er sprach mit einer der Dienstmädchen. Kurz darauf wurde die Tür geschlossen und er nahm leise Schritte wahr im Raum. ''Diego Carres, wir haben telefoniert'', hörte er Diego sagen. Nun würde sein Auftritt kommen. Bei der Vorstellung, wie die Frauen immer reinschauten wenn sie ihn zum ersten Mal sahen war einfach zu komisch. Er musste sich ein Lachen verkneifen. ''Und das ist der Inhaber und Bewohner dieses Anwesens..''
Dies war sein Stichwort. Gekonnt drehte er sich im Sessel und sah nun direkt in das Gesicht einer jungen Frau, die nervös von einem Fuss auf den anderen trat. ''Ethan Ford'', grinste er noch immer, als er merkte dass seine Vorstellung sich wieder einmal bestätigte. Ihre blauen Augen war nun um einiges geweitet und dies überraschte ihn nicht, aber komisch war es trotzdem immer wieder, dachte er sich und grinste sie weiter unverschämt an. ''Scarlett Gates, freut mich'', zum ersten Mal sprach das Mädchen mit den langen blonden Haaren und streckte Ethan nun ihre Hand entgegen. Unbeeindruckt nahm er sie an. Ihr misstrauischer Ton war ihm nicht entgangen Er musterte sie von oben bis unten gründlichen. Sie war recht klein und dünn. Ihre blonden Haare fielen ihr bis über den durchschnittlich grossen Busen. Die etwas engeren Jeans betonten ihren zierlichen Körper und der weitere Pullover liess sie sportlich aussehen. Viel Schminke trug sie nicht und damit war sie für ihre natürliche Schönheit noch ausserordentlich hübsch. Er grinste ein weiteres Mal, als er ihren unangenehmen Blick bemerkte weil er sie so auffällig musterte. Er deutete nun auf den Stuhl. ''Setzt dich bitte.'' Zögernd zog sie den Stuhl vor um sich hinzusetzen. ''Ich heisse dich willkommen in meinem bescheidenen Anwesen Scarlett'', sagte Ethan und nannte sie ungeniert beim Vornamen. ''Ich nehme an du kennst mich, daher solltest du wissen dass die Voraussetzungen streng ausfallen. Aber erzähl doch erst einmal von dir'', grinsend bleckte Ethan stolz mit seinen strahlend weissen Zähnen. Langsam lehnte er sich in seinen Sessel zurück und musterte sie weiter. ''Tut mir Leid aber.. eigentlich.. habe ich noch nie etwas von Ihnen gehört.'' Nervös presste sie ihre Hände aufeinander. ''Ausser natürlich in der Anzeige!'', fügte sie schnell hinzu.
Langsam kam Ethan wieder aus seiner bequemen Sitzung und stützte sich mit den Ellenbogen auf dem Tisch ab. Empört zog er eine Augenbraue hoch. ''Bitte..?! W..Wi..Wie noch nie gehört?! Ich bin Ethan Ford verdammt nochmal, von welchem Planeten kommst du denn?!'', schrie Ethan verärgert wie ein kleines Kind. Ihm entging nicht dass sich Diego hinter dem Mädchen zusammenriss um nicht loszulachen. Sichtlich verunsichert starrte das Mädchen ihn an und an ihrem Blick konnte er entnehmen dass sie wirklich keine Ahnung hatte wer er ist. Genervt kratzte er sich am Kopf und liess sich wieder seufzend in den Sessel fallen. ''Na gut dann fangen wir eben von ganz vorne an. Was du sicherlich mal weisst ist das mein Name Ethan Ford ist und das ich alleiniger Inhaber dieses Anwesens bin. Ich bin 26 Jahre alt und spiele in dem berühmten Baseballteam NY Lig, dass du hoffentlich kennst?'', hoffnungslos sah er sie an aber es kam nur ein zaghaftes Kopfschütteln.
Er seufzte, wie heute schon so oft, ein weiteres Mal.
''Na gut, tut auch nichts zur Sache.
Jedenfalls..'', er nahm nun einen Kugelschreiber von dem Tisch in die Hand und drehte ihn einige Male auf der Tischplatte, während er weiterfuhr. ''Suche ich neue Dienstmädchen. Nein.. besser gesagt ein neues persönliches Dienstmädchen. Für diesen Job sollte man mich mehr oder weniger von den Medien kennen.'' Der Kugelschreiber fiel um und er sah ihr nun ins Gesicht was er während dem Gespräch die ganze Zeit nicht tat. Still sah das Mädchen ihn an. Sie hatte einen Erwartungsvollen Blick, was ihm einen Schauer über den Rücken jagte. Sie hatte Ähnlichkeiten mit seiner Mutter.. Ihre Nase und Stirn passte zwar nicht aber Mund und die Augenform.. genau gleich! Über sich selbst überrascht schüttelte Ethan nun langsam den Kopf um die unpassenden Gedanken verschwinden zu lassen. Dies war nicht der richtige Zeitpunkt!
''Erzähl mal einfach von dir. In welchem gottverlassenen Ort bist du denn aufgewachsen, dass du mich nicht einmal kennst..'', die letzten Worte brummte er nur noch. ''Ich bin erst vor kurzem hierher gezogen, davor wohnte ich mit meinen Eltern in London.'' London? Wie war das überhaupt möglich dass sie nicht einmal seine Mannschaft kannte.. Die guckt wahrscheinlich nie Fernsehen. Spiesserin! Dachte er sich.
''Aha.'', das war alles was Ethan herausbrachte. Nervös sah sie ihn an.
''Ich... Ich bitte Sie! Ich brauche diesen Job unbedingt.. weil.. weil ich ein Studium beginnen will und dafür muss ich Geld verdienen sonst kann ich mir die Wohnung nicht leisten und...'', sie stoppte. Anfangs klang ihre Stimme noch total aufgeregt aber sie wurde immer leiser. Ethan war weiterhin unbeeindruckt.
''Verstehe. Nur ist es so dass du schon einiges drauf haben musst um in diesem Job zu bestehen. Es fordert einiges... musst du wissen'', Ethan grinste wieder unbeschämt. ''Um diese Stelle hier bewerben sich so viele Damen, aber nur eine kriegt sie. Und diese eine muss es an einem Abend schaffen mich zu überzeugen'', fuhr er fort. Verwirrt sah sie ihn an. ''Wie meinen...'', und da stoppte sie weil sie hinter ihr Schritte hörte. Die Tür wurde geöffnet und wieder geschlossen und als sie sich umdrehte war Diego weg. ''Also, du darfst mit deiner ''Überzeugung'' beginnen'', schmunzelte Ethan vor sich hin.
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Bildmaterialien: Scarlett: Gillo Filippa, Ethan: Manuel Traxler, Jayden: /
Tag der Veröffentlichung: 18.03.2012
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