Cover

Das Experiment des Weltenlenkers

Warum taten ihm diese Wesen das an. Es sollte doch nur ein kleines Experiment für den Weltenlenker-Unterricht sein. Und dann sowas…..! Immer wieder machten sie ihm alles kaputt. Womit hatte er das verdient? 

 

Seine Lehrmeister behaupteten: "Wer Welten lenken will, muss vorher beobachten lernen!"

Also bekamen alle Anwärter die selbe Aufgabe. Suche einen Planeten, verteile den Inhalt der Packung und beobachte.

Sie hatten ihm gesagt, es wäre ganz einfach. Er solle nur alles so machen, wie es in der Gebrauchsanleitung steht und dann ist alles ganz easy. Man müsste einfach nur abwarten was passiert und bräuchte sich nicht weiter darum kümmern. Pah, ehrlich, die hatten wohl an diesem Tag gerade einen Schalk gefrühstückt.

Er hatte sich wirklich alle Mühe gegeben. Einen wunderschönen kleinen Planeten mit einer Atmosphäre hatte er ausgesucht und dort dann großzügig die Aminosäuren aus der Packung verteilt, die er von den Lehrmeistern erhalten hatte. Jetzt sollte sich dort laut der Anleitung in kürzester Zeit etwas entwickeln. Ein simples Anfängerexperiment für zukünftige Weltenlenker. 

Anfangs schien das ja auch wirklich zu stimmen. Er hatte  seine Meßsonden auf der kleinen Welt aufgestellt und konnte ganz in Ruhe beobachten und seine Messungen machen. Dieses Projekt lief ausgezeichnet und würde sich sicher gut auf seine weitere Laufbahn als Weltenlenker auswirken - dachte er zumindest in diesem Moment.

 

Aber dann ging irgend Etwas schief. Die Messwerte spielten plötzlich verrückt. Was war nur passiert? Er hatte sich seine kleine Welt schon eine ganze Weile nicht mehr genauer angeschaut. Es hieß ja, man sollte sich nicht einmischen. Daran hatte er sich gehalten. Bisher musste er nur ab und zu eine seiner Sonden austauschen, da sich der Planet doch immer wieder mal in seinem Äußeren wandelte. Mal war mehr Wasser da, mal mehr Land, mal gab es viel Eis, mal weniger. Auch die Atmosphäre veränderte sich. Am meisten faszinierten ihn die Berge, durch die das flüssige Gestein aus dem Innern des Planeten nach oben kam. Das war jedesmal ein kleines Feuerwerk. Er hatte auch entdeckt, dass sich die Aminosäuren miteinander verbunden hatten und sich nun, auf für ihn noch nicht ganz nachvollziehbare Weise, überall hin ausbreiteten. Einige dieser Verbindungen blieben dabei immer am gleichen Platz, andere konnten sich bewegen.

Das war zwar interessant aber nicht weiter weltbewegend.

 

Er hatte die Veränderungen erst gar nicht bemerkt. Es kam ja immer mal vor, dass eine seiner Sonden ausfiel, dann musste sie eben ersetzt werden. Aber was jetzt passierte, war merkwürdig. Er bekam gar keine Messwerte mehr. Seine Sonden waren verschwunden. Einfach weg. Alle. Als ob sie der Erdboden verschluckt hätte. 

Als er nachschaute, hatte sich seine kleine Welt auch äußerlich ganz schön verändert. Überall wuselten diese beweglichen Aminosäureverbindungen umher. Es waren so viele geworden, dass sie schon von Weitem zu erkennen waren. Sie hatten sich merkwürdige Höhlen gebaut, welche plötzlich von innen heraus zu leuchten begannen, wenn sie in den Planetenschatten eintauchten. Um seine kleine Welt herum hatten sich eine Menge Metalle angesammelt. Wie das passieren konnte, war ihm schleierhaft. 

Vielleicht sollte er hier mal aufräumen?

Die Atmosphäre war angefüllt mit Schwingungen, die es bis vor kurzem noch nicht gegeben hatte. Es waren so viele, dass es ihm ganz anders wurde, merkwürdig.

Kein Wunder, dass seine Messungen in letzter Zeit immer seltsamer wurden. Im Übrigen herrschte fast überall ein ziemliches Chaos. 

Welcher Idiot hatte sich an seinem Experiment vergriffen. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Es wird nicht mehr lange dauern und seine Lehrmeister kommen zu Begutachtung seines Projektes.

Auf jeden Fall musste er erst mal wieder ein paar neue Sonden für seine Messungen aufstellen. Am besten suchte er sich hierfür einen Platz aus, an dem sich keine Wesen, so nannte er jetzt die beweglichen Aminosäureverbindungen, aufhielten. Sicher ist sicher. Er wollte sich ja nicht in deren Entwicklung einmischen. Das war jedoch eine ziemliche Herausforderung, waren sie doch überall, eine richtige Plage.

Eine seiner Sonde stellte er an eine sehr trockene Stelle auf, umgeben von vielen Steinen, eine andere stellte er zwischen viele der unbeweglichen Aminosäureverbindungen, eine dritte kam auf das große Eisfeld und eine vierte ins Wasser.

Er hatte bemerkt, dass sich an diesen Orten nur sehr wenige dieser Wesen aufhielten.

Auf alle Fälle musste er sein Experiment im Auge behalten, damit sich nicht wieder jemand daran zu schaffen machte. 

Nochmal prüfen, ob alles funktioniert - perfekt. 

Jetzt hieß es wachsam sein. 

 

Alles lief wieder, wie es sollte. Es gab keine Unregelmäßigkeiten mehr. Die Zeit der großen Präsentation war gekommen. 

Alle seine Lehrmeister hatten sich versammelt. 

Er war gerade dabei alles vorzubereiten, da passierte es. 

Plötzlich erhöhte sich die Frequenz dieser seltsamen Schwingungen in der Atmosphäre. Auch versammelte sich eine große Anzahl der beweglichen Wesen bei einer seiner Sonden. Es war die, die er an den trockenen Ort gestellt hatte. Der Widerschein des Sterns, um den sich sein kleiner Planet bewegte, wurde gerade von der perfekt glatten Oberfläche seiner Sonde reflektiert. Er konnte nicht gleich erkennen, was die Wesen da wollten. Sie wuselten anscheinend nur ungeordnet herum. Das Ganze ging eine Weile so, doch dann wurden die Wesen wieder ruhiger und verschwanden. Seine Sonde stand immer noch an der selben Stelle. Kein Grund zur Panik. 

Die Vorstellung konnte beginnen. 

Alles lief so gut. Seine Lehrmeister lobten ihn dafür, dass er sich nicht in die Entwicklung seines Planeten eingemischt hatte. Sie waren beeindruckt davon, wie er die Veränderungen dokumentiert hatte.

Deshalb wollte er zum Abschluss noch zeigen, wie seine Sonden funktionierten und konnte es nicht fassen….

Sie waren weg… Einfach so….





Nachwort

Auch das Cover zeigt ein Experiment, das man nur beobachten sollte und in das man auf keinen Fall eingreifen darf.

Das Glas wurde vor ca. 2 Jahren verschlossen und seitdem nicht mehr geöffnet. 

Damals wurde nur etwas feuchte Erde hineingetan. 

Es steht immer an einem Fenster der Südseite des Hauses.

 

"Wer Welten lenken will, muss vorher beobachten lernen!"

 

Impressum

Texte: Suesse01
Bildmaterialien: Suesse01
Tag der Veröffentlichung: 04.12.2020

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