Gefressen oder gefressen werden! Diese alte Regel war nur eine der vielen Dinge die Amilia Klanghaut verabscheute. Und in diesem Moment noch mehr als sonst. „Jede Nonne muss nach ihrem Eintritt die Drecks Arbeit erledigen Klanghaut! Davor können sie sich jetzt nicht drücken!“ und mit diesen Wörtern überreichte die Obernonne ihr den Müllsack der wöchentlich ausgetragen werden musste.
Amilia seufzte und machte sich auf den Weg zur Hintertür, vor der der Müll der ganzen Woche gelagert und schließlich in den nahen Fluss entsorgt wurde. Wieso ich? Wieso genau heute? Doch egal wie oft sie Stoßgebete an ihren Gott schickte, die große schwere Holztür vor ihr kam immer näher und ihre Füße bewegten sich wie von selbst. Sie musste das tun. Wenn die Obernonne herausfinden würde, dass sich Amilia gedrückt hat, würde diese erneut auf die Straße geschickt werden und darauf hatte sie keine Lust! Als sie die Klinke hinunterdrückte betete sie erneut, wobei ihr jedoch ein kleines Päckchen, das auf dem Haufen in ihren Armen lag auf den Boden fiel. Sie biss sich auf die Zunge um ein fluchen zu unterdrücken und bückte sich nach dem Päckchen, wobei sie immer versucht war den Rest nicht fallen zu lassen. Als sie sich wieder aufgerappelt hatte, stand die Tür nach draußen weit offen und gab den Blick auf ein Schauerspiel frei. Die Schatten fielen über die eigentlich friedliche Landschaft her und die Bäume am Ende der Lichtung auf der sich das alte Kloster befand, rauschten und heulten im Furcht erregenden Wind. Amilia schluckte schwer und warf einen kurzen Blick hinter sich, ehe sie mit zitternden Beinen nach draußen trat. Was war hier los?! Sie hatte die Tür doch nicht von selbst geöffnet oder?!
Doch da erinnerte die Nonne sich wieder daran was die Leiterin des Klosters ihr beim Eintritt eingebläut hatte :“ Und falls sie sich einmal dazu gedrängt sehen, nachts nach draußen zu gehen, so vergessen sie bitte nie, immer mit mindestens einem Körperteil den geheiligten Boden des Klosters zu berühren! So können sie dich Schattenwesen nicht holen!“ fast schon siegessicher trat Amalia also nach draußen, und warf den Müll schwungvoll auf den bestialisch stinkenden Haufen neben der Tür. Währenddessen gab sie natürlich immer acht ja nicht den Kontakt zum Tür bogen zu verlieren. Nachdem ihr Job erledigt war atmete sie einmal tief ein und aus. Die Luft hier draußen war wahrhaftig wunderbar. Kalt und gleichzeitig auch voller Energie wegen dem Sturm der jede Vollmondnacht über das Land wütete. Am liebsten hätte sie sich noch weiter vom Kloster entfernt, doch ihre Beine waren zu kurz. Frustriert beugte sie sich weiter vor und versuchte die sogenannten ‚Dunkelblumen‘ am Rand der Lichtung zu erspähen.
Diese Blumen endfalteten erst in der wunderschönen aber fürchterlich gefährlichen Nacht ihre wahre Schönheit, die darin lag ihren Kopf vom Rest des Körpers zu Trennen und den Blick auf die wunderbaren, leuchtenden Fasern unter der Haut freizugeben. Gerade als sie die Fasern erblickt zu haben glaubte, spürte sie einen Druck auf dem Rücken und kippte um. Weniger als einen Wimpernschlag später begannen sich die Schatten auch schon zu nähern. Amalias Augen weiteten sich und sie rollte sich auf dem Bauch um zurück auf den Flur zu gelangen. Ein erstickter Hilfeschrei – und die breite Holztür vor ihr schloss sich wie von Zauberhand. Nein. NEIN! Panisch begann sie mit den Fäuste gegen die Tür zu schlagen, das dämonische kichern der Schattenwesen im Nacken. „Ich will nicht sterben!!“ Kaum hatte sie den Satz beendet, begannen die Schatten auch schon damit, sie in die Dunkelheit des Waldes zu ziehen.
Wenige Sekunden nachdem Amilia in den Wald verschwunden war, wurde die Tür auch schon aufgerissen und weitere Nonnen traten nach draußen. Doch auch über sie viel die Dunkelheit her.. Die Tür ins Kloster stand offen. Eine kleine Flamme begann am Türpfosten zu flackern und wenige Wimpernschläge später stand das gesamte Gebäude in Flammen.
Die Sonne brannte gerade auf den bereits warmen Holzboden der das breite Schiffdeck bedeckte, als die große Flugschau begann. Die reichen und adeligen machten sich nun auf den Weg zum Oberdeck um die exotischen Wesen bei ihren Flugmanövern und Kunststücken zu beobachten und andächtig zu klatschen. Diese Attraktion war auf dem Schiff wohl so ziemlich das einzige was man zum Zeitvertreib tun konnte. Neben sich besaufen und schlafen. Und sich beklauen lassen. Unfreiwillig natürlich!
Aber das war Dawn egal. Geschickt schlängelte sie sich durch die Menschenmasse hinauf aufs Oberdeck wo sich nun die meisten befanden. Wenn sie Glück hatte würde heute etwas mehr für sie rausspringen als gestern. Von der Masse gedrängt ließ sie sich auf den Boden sinken und robbte nach vorne, immer darauf bedacht nicht von den tänzelnden Stöckelschuhen der Dame vor ihr getroffen zu werden. Genau wie gestern wand sie sich durch die Beine der Passagiere, und keuchte vor Erschöpfung als sie sich schließlich am Oberdeck angekommen, aufrappelte.
Dawn lies ihren Blick über die Menschenmenge gleiten. Die meisten von ihnen waren fett, der andere Teil total ausgehungert oder wie es schien sogar halb tot. Die, die das Aussehen von Wasserleichen hatten, waren erst heute Nacht in Zyklaurum eingestiegen um mit dem Luft schiff den Kontinent zu wechseln. Auch wenn Dawn dasselbe Ziel hatte, so sah sie doch noch einigermaßen gesund aus. Bis auf die Rippen die hervorstachen natürlich. Mit einem dumpfen Geräusch sprang sie auf eines der Fässer neben ihr, und lehnte sich gegen die Wand des Kapitäns Häuschen hinter ihr. Heute würde sie kein Glück haben.
Bei den vielen Bettlern und erfahrenen Dieben war so ein kleiner Taschendieb wie sie benachteiligt. Seit letztem Monat war alles aus den Fugen geraten. Denn auch wenn sich anfangs so gut wie kein Bettler unter der Masse befunden hatte, so waren im letzten Monat doch so viele zugestiegen dass es für das Mädchen fast unmöglich war, noch genug Beute für sich zu ergattern. Seufzend ließ sie die Schultern hängen und trat zurück in die Menge. Auch wenn ihr jeder Schritt schmerzte, so arbeitete sie sich trotzdem weiter voran, bis sie schließlich bei dem Eingang der Flugschau angekommen war. Mehr als die Hälfte war bereits drinnen, und die andere versuchte sich vor zu arbeiten was in ein wildes Gedrängel aus atete. Trotzdem, sie biss sich auf die Zunge und stolperte geradewegs vor ein älteres und scheinbar auch steinreiches Paar.
„Oh Entschuldigung das tut mir aber leid mein Herr!“ stammelte Dawn mit gespieltem Endsetzen. „Oh keine sorge nichts passiert Kleines!“ die Frau mit den Tonnen Make-up im Gesicht tätschelte Dawns kleine Hand. „Also dann schönen Tag noch!“ sie drehte sich wieder um und ging aus dem Weg um einen älteren Herr vorbei zu lassen. Sie fiel – natürlich nur gespielt – und riss die Dame mit.
Nachdem sich beide wieder aufgerappelt hatten verschwand Dawn auch wieder in der Menge. Bei dem Sturz hatte sie die Brieftasche der Frau zu fassen bekommen. Zufrieden mit sich selbst kletterte sie auf eines der vielen Seile die das Luftschiff umspannten und machte sich auf den Weg nach oben. Auch wenn es gefährlich war, und sie jederzeit abrutschen konnte, war dort oben, im Hahnenkorb ihr bestes Versteck. Dort angekommen ließ sie sich in den Korb aus geflochtenem Stroh fallen und kauerte sich auf dessen Boden zusammen. 700 Amfäen und 40 Saälen… gar keine schlechte Ausbeute! Grinsens steckte sie das Geld in die Brusttasche unter ihrer kaputten Weste und die Brieftasche in ihrer Hosentasche.
Ein Taschendieb wie sie wusste das man das echte Geld niemals in der Brieftasche lässt! Sie legte ihren Kopf in den Nacken und starrte nach oben. Auch wenn es erst Abends war, waren die Sterne bereits sichtbar. Seufzend betrachtete sie ihre Creme farbenen Locken, die ihr im aufgehenden Wind in die Augen wehten. Würde es nach ihr gehen, würde sie sich die Haare färben. In ein mattes Schwarz oder grau. Dann würden die Leute sie nicht erkennen und sie könnte noch besser in der Menge untertauchen.
Denn da zu dieser Zeit sowieso fast jeder schwarze oder graue Haare hatte, stach ihr creme Farben ziemlich heraus. Ein lauter Schuss ertönte und Dawn schreckte hoch. Die Aufführung hatte wohl gerade begonnen… sie erinnerte sich an die vielen Kindern und deren Eltern die nun vermutlich gerade die Flugkünste der exotischen Tiere bestaunten. Doch wieso ertönten danach weitere Schüsse?! Verwirrt lugte Dawn über den Rand ihres Verstecks und es kostete sie einige Sekunden ehe sie die Herkunft der Schüsse ausgemacht hatte. Zwei maskierte standen unten am Hinterdeck und feuerten Kugeln gen Himmel. Erschrocken duckte sie sich erneut und kauerte sich zusammen. Die Hollows waren da. Mit klopfenden Herzen versuchte Dawn das geschehen unten an Deck mit ihren Ohren mit zu verfolgen. Die Maskierten hatten nun die bereits die Flugschau gestört und nun scheinbar damit begonnen die Menschen zu erschießen.
Sie hielt sich die Ohren zu um diesen fürchterlichen Knall der sich immer wieder wiederholte nicht mehr ertragen zu müssen. Erst einige Zeit später begann erneut ruhe ein zu kehren. Zitternd wagte sie einen weiteren Blick. Die Maskierten hatten scheinbar bereits jeden ausgelöscht. Dawns Augen weiteten sich als sie die vielen Gefäße sah, die die beiden in ihren Schultertaschen getragen hatten. Die ‚Seelen Fänger‘! Die Leiche einer fetten Frau wurde herbei getragen und vor dem einen auf den Blut verschmierten Boden gelegt. Es war die Dame die Dawn vorhin beklaut hatte.
Sie bereute schon fast dies getan zu haben. Die beiden verständigten sich mithilfe einer komischen Zeichensprache. Nachdem sie mit gestikulieren fertig waren, hielt der eine die Dame fest, während der andere das Gefäß das einen wirklich fürchterlichen Gestank ausstieß, öffnete und – was wirklich schaurig war – in die Brust der Frau griff. Direkt durch das Fleisch. Als ob da nichts wäre. Heraus holte er einen schleimigen Gegenstand den er in das Gefäß packte dass daraufhin zu glühen begann. Die Seele. Diese Wesen, Männer oder was auch immer sie waren, waren also wirklich Hollows.
Wesen ohne Seele. Wesen die die Seelen der Menschen holten und diese dann entweder für viel Geld am Schwarzmarkt verkauften, oder sie sogar aßen. Ob sie Dämonen waren war nicht bekannt. Danach schmissen sie die Leiche über die Reeling. Dawn schlug die Hand vor den Mund um nicht zu schreien als sie eine der Leichen blinzeln sah. Sie waren also doch noch am Leben. Nachdem sich dieses Schauerspiel mehrere Male wiederholt hatte, begann das Mädchen sich Gedanken zu machen wie sie es von diesem Schiff schaffen sollte. Ihren Blick gen Himmel gewandt, suchte sie nach einer Lösung.
Wer weiß, vielleicht würden diese Monster ja verschwinden wenn sie nur lange genug wartete? Aber diese Schreie die einige dieser Scheintoten ausstießen machten sie verrückt! Sie drückte die alte Mütze, die so gut wie ihr einziges Hab gut neben der Kleidung war an sich und wagte einen weiteren Blick nach unten. Die Hollows erledigten ihre grausame Tätigkeit noch immer mit unmenschlicher Schnellig- und Geschicklichkeit. Jeder ihrer Handgriffe wirkte einstudiert und auf eine unheimliche Art und Weise elegant.
Mit zitternden Gliedern begann sie, aus ihrem Versteck zu klettern. Nach jedem Schritt hielt sie inne und warf einen Blick zu den Hollows vor ihr, die noch immer damit beschäftigt waren Die Seelen der Leichen zu holen. Als sie endlich wieder Boden unter den nackten Füßen hatte, begann die Kapitäns Koje ihr die die Sicht auf die Monster zu nehmen. Das Herz pochte ihr bis zum Hals, als sie langsam und möglichst geräuschlos an der Holzwand der Koje entlang schlich.
Was wenn diese Monster sie enddecken? Würden sie ihr auch die Seele klauen sowie den anderen Leuten auf dem Schiff?! Sie schüttelte den Kopf um diese Gedanken aus ihrem Kopf zu bekommen. Endschlossen konzentrierte Dawn sich auf die zirka 30 Meter vor ihr, die sie gehen musste, ehe sie die Reeling erreichen konnte. Und danach?! Sie unterdrückte ein seufzen und starrte in das großen weite Nichts vor ihr. Wenn sie da runterspringen würde, würde sie fallen und fallen und fallen und schließlich vielleicht sogar noch verbrennen ehe sie am Erdboden ankommen würde. Mit schlotternden Knien lugte sie um die Ecke. Die Hollows waren fort. Nur noch eines der vielen Gefäße in denen sie die Seelen aufbewahrten, lag da. Nachdem sie einige Zeit verstreichen hatte lassen, wagte sie es endlich hervor zu kommen.
Keinen einzigen hatten diese Wesen übrig gelassen. Sie erinnerte sich für einen Moment an das Menschengetümmel das hier noch vor ein paar Stunden geherrscht hatte. Angeekelt hob sie das Gefäß auf und drehte es prüfend in den Händen. Es leuchtete nicht, was wohl bedeutete dass es leer war. Schulterzuckend ließ sie es wieder fallen und machte sich auf den Weg zu dem großen Zelt dass auf dem Oberdeck stand und in dem die Flugschau stattgefunden hatte. Als Dawn den samtenen Stoff des Zeltes zur Seite schob fand sie das vor, was sie erwartet hatte – gähnende Leere!
Fast schon gelangweilt aber immer noch zitternd schlenderte sie in die Mitte der Manesche. Das Zelt war so konstruiert dass es von außen kleiner wirkte als von innen, weshalb sie sich unwohl zu fühlen begann angesichts dieser Leere. Nachdem sie die Reihen entlang geschlendert war, trat sie wieder nach draußen. Mehr als etwas Proviant hatte sie nicht herausschlagen können, und auch wenn es ihr um die vielen Leute leid tat, so verfluchte sie doch die Monster dafür dass sie sie über die Reeling geworfen hatten. Obwohl… hätte sie die Grausamkeit gehabt die Toten zu bestehlen?
Sie beantwortete sich die Frage mit einem schwachen Nicken. Ja. Vermutlich schon. Nachdem sie sich mit den teuren Leckereien der Reichen vollgeschlagen hatte, ging sie wieder zur Kajüte des Kapitäns der nun ebenfalls tot war. Als sie den Raum betrat stieg ihr der schwere Geruch von Tabak und anderen Drogen in die Nase und ließen sie niesen. Dieser alte Junkie! Wütend riss sie die Tür auf um den Raum mit frischer Luft zu füllen. Danach begann sie damit die Wert Sachen von den Regalen an der Wand zu räumen, welche sie dann in den Taschen ihrer alten Weste, sowie ihrer Mütze versteckte.
Diese Hollows waren scheinbar nicht interessiert an Gold oder Geld. Im vorderen Teil des noch immer rauch verhangenen Raums angekommen, studierte sie die kleine Karte die neben dem Steuerrad an der Wand hing. Wenn sie sich nun westlich hielt müsste sie bald in Sorekria ankommen.
Endschlossen steuerte sie das Schiff in die richtige Richtung und klemmte eine kaputtes Stuhlbein dazwischen um zu verhindern dass das Rad sich weiter dreht. Auch wenn man es jemanden wie ihr vielleicht nicht zutrauen würde, so war sie doch schon immer auf dem Thema Luftschiffe gut bewandert gewesen. Seufzend ließ sie sich auf den Boden sinken... und schlief ein…!
„Junge Dame?“ erschrocken drehte sie sich um und starrte in das Gesicht eines 17 jährigen in Polizei Kleidung. „Ähm...ja?“ am liebsten wäre Dawn weggerannt, doch die Passanten versperrten ihr den Weg. „Dürfte ich ihre Papiere sehen?“ sie zuckte zusammen. „ich denke eher nicht… sie sind neu in ihrem Job oder?“ er wirkte verwirrt gefragt zu werden. „Ja woher wissen sie das?“ sie lächelte.
Jeder Polizist der seinen Job schon länger verübte, wusste das so gut wie niemand Papiere oder ähnliches besaß. „Ach nur so“ sie nutzte die Chance und verschwand hinter einem alten Ehepaar hinter ihr. „Hey, so warten sie doch!“ doch Dawn war bereits in der Masse untergetaucht. Wieso waren hier in letzter Zeit so viele Frischlinge?! Sie schüttelte wütend den Kopf und duckte sich unter einem dicken Arm hindurch. Nur noch wenige Meter und sie würde den Park erreichen. Oder wie sie es nannte : die Futtergrube.
Denn wenn die Reichen dort hinkamen und etwas zu essen mitnahmen, ließen sie meist mehr als die Hälfte übrig. Dort lungerten zwar auch die meisten Penner herum, aber die hatten gegen sie keine Chance. Siegessicher betrat sie den Rasen der in der derzeitigen Welt Mangel wahre war. Sie sog die frische Luft ein die dieser Ort versprühte und setze sich auf die nächstbeste Parkbank. Hinter dem Brunnen ein paar Meter neben ihr, saß eine ältere Dame die in ihrer reich verzierten Handtasche herum kramte. Dawn streckte sich. Sie war schon seit zwei Tagen in dieser Stadt unterwegs und hatte noch immer keine großen Fortschritte gemacht.
Nein, seit sie den ewigen Fluss Redios mit dem Luftschiff überquert hatte schien alles sogar noch schlimmer geworden zu sein. Sie vergrub ihre Hände in den Haaren und starrte in den Himmel. Wieso war sie nicht einfach dort geblieben?! In kerios war es vielleicht nicht sehr groß, aber immerhin hatte sie dort jeden einzelnen Winkel gekannt, und sich so immer verstecken können. Wenn man nämlich beim Klauen entdeckt wurde, wurde man getötet. Oder schlimmeres. Bei dem Gedanken daran schüttelte sie angewidert den Kopf. Die Erinnerung an die letzte Woche schob sich langsam und heimtückisch in ihr Bewusstsein.
Diese Monster… diese Hollows. Wie konnten sie bloß so etwas tun?! Die ganzen Leute… die ganzen Kinder! Sie erinnerte sich an ein kleines Mädchen dass als eine der letzten von der Reeling geworfen worden war. Diesen Blick… Dawn konnte ihn einfach nicht vergessen! Diese kalten und toten Augen die sie einfach nur angestarrt und leise um Hilfe gebeten hatten. Was wenn sie zu dem Zeitpunkt doch noch am Leben war?! Was wenn sie mitbekam wie Dawn sie von oben herab anstarrte und sie sie dafür verflucht hatte, nicht eingeschritten zu sein. Die Gewissenbisse nagten an Dawn wie eine hartnäckige Krankheit die Übelkeit und Kopfschmerzen verursacht. „Wieso. .wieso hab ich nicht geholfen?!“
sie vergrub ihr Gesicht in den Händen, die sie auf ihre Beine gestützt hatte. Ihre Haut war kalt. Kaum das Dawn sich von dem Luftschiff geschlichen, und in der Masse untergetaucht war, hatte es begonnen kälter zu werden. Und mehr als die löchrige Weste und die kurze Hose besaß sie nicht. Mit einem sehnsüchtigen Glitzern in den Augen erinnerte sie sich an einen warmen Kamin und die Flammen die in ihm flackerten. Neben ihr saß jemand auf einem Holzstuhl und erzählte ihr Geschichten von alten Meisterdieben und anderen Halunken. Doch in den Geschichten dieser Person wirkten diese Verbrecher nicht als ob sie böse wären.
Eher wie etwas wahnsinnige die eine grausame Arbeit verrichteten. Wer weiß, wenn diese Person mir nicht diese Geschichten erzählt hätte…wäre ich dann vielleicht nicht hier? Sie strengte ihr Gehirn an, um endlich das Gesicht des Menschen auf dem Stuhl zu erkennen. Diese Erinnerung überkam Dawn öfters, aber meistens wenn ihr kalt war. Dann erinnerte sie sich an den warmen Kamin und die beruhigende Stimme der oder des unbekannten neben ihr. Wann diese Erinnerung wohl zu Stande gekommen war? Soweit Dawn sich erinnern konnte, begann alles mit einem leuchtenden Rot. Mit flammen. Danach kam diese Zeit am Kamin und dann …. Dann wurde sie zu einem Taschendieb und erhielt sich mit Klauen am Leben. Frustriert richtete sie sich auf und betrachtete den Himmel. Er war wolkenverhangen und in der Luft lag etwas, das dem Mädchen das Gefühl gab sich in Sicherheit bringen zu müssen. Ein Sturm!
Seit jeher war Dawn in der Lage stürme zu spüren ehe diese losbrachen. Hektisch sprang sie auf und rannte los. Es dauerte relativ lange, und es hatte sogar schon zu regnen begonnen, als sie endlich einen Unterschlupf gefunden hatte. Dieser bestand aus einem Baum der so schief gewachsen war, dass die Baumkrone als eine Art Dach dienen konnte. Erleichtert kauerte sie sich auf den Boden und zog ihre Weste näher an den Körper. Sie zitterte. Alles in, und um sie herum zitterte. Die Bäume, deren Wipfel sich im Wind wogen und die vereinzelten Blumen, die im Wind herum gewirbelt wurden.
Dawn seufzte und betrachtete die Tropfen die hektisch zu fallen begannen. Die bis eben noch trockene und relativ warme Parkbank auf der sie vorhin gesessen hatte, war nun bereits klitschnass. Und die alte Frau von vorhin war ebenfalls verschwunden. Auch wenn ihr kalt war, zog sie ihre Weste aus und benutzte sie als provisorisches Kopfkissen. Sie hätte wirklich auf der anderen Seite von Kerios bleiben sollen!
Auch wenn ihr die Augenlieder vor Müdigkeit zufielen, so zwang sie sich doch wach zu bleiben. Eine der ersten Lektionen die sie während ihres Dieb-Dasein gelernt hatte, war niemals während einem Sturm einzuschlafen. Doch so sehr sie sich auch zwang, irgendwann begann die Müdigkeit sie zu übermannen und sie schlief ein… .
Als sie die Augen erneut aufschlug, begann die Sonne bereits unter zu gehen. Alles war still. Fast schon erleichtert zog Dawn ihre Weste erneut über und machte sich auf den Weg zum Parkeingang. Ihr Magen begann zu rumoren. Der Hunger war unerträglich! Und es war noch immer kalt. Aber der Sturm war zum Glück bereits vor rüber gezogen. Als sie wieder auf den Pflasterstein trat, der mittlerweile den Boden von fast jeder Stadt bedeckte, begann sich alles zu drehen.
Erschrocken stützte Dawn sich an einer Straßenlaterne ab und presste ihre freie Hand auf den Bauch. Wann war noch mal das letzte mal das sie etwas gegessen hatte?! Sie rechnete kurz nach. Ja sogar ein kleines Straßenkind wie sie wusste wie man rechnet und schreibt. Wo sie das gelernt hatte wusste sie jedoch selbst nicht mehr so genau. Vor 4 Tagen. 4 Tage war ihre letzte Mahlzeit her. Seufzend sah sie sich nach einer Möglichkeit um ihre Magenkrämpfe zu stoppen. Aber weit und breit war kein Mensch. Frustriert ging sie weiter, die Hände noch immer auf den Bauch gepresst. Da! Dawn rannte zu der Ecke hinter der sie die zwei Schatten gesehen hatte. Wer weiß, vielleicht waren es ja Adelige mit viel Essen und oder Geld?
Doch als sie um die Ecke spähte, erkannte sie dass es bloß ein verliebtes Paar war. Sie schüttelte wütend den Kopf und wollte sich schon wieder auf den Weg machen, als ihr einfiel wie sie sich essen besorgen konnte. Unsicher drehte sie sich erneut zu dem Paar um. „Ähm also hättet ihr vielleicht etwas zu essen für mich?“ während sie das sagte versuchte sie möglichst grade da zu stehen. Sie hasste es zu betteln. „Verschwinde Kleine!„ der Junge warf eine halbleere Flasche Whiskey nach Dawn die aber geschickt wie immer, auswich. „Bitte ich..“ sie ging in die Knie. Der Hunger hatte sie in wieder übermannt. „Hau ab!!“ eine weitere Flasche wurde geworfen und traf Dawn dieses Mal jedoch am linken Fuß. Der Typ war betrunken.
Und das Mädchen neben ihm war nicht seine Freundin, sondern eine billige Nutte. Dawn drehte sich um und hob beide Flaschen auf. Wenigstens etwas. Auch wenn ihr schon nach den ersten Paar schlucken die Kehle brannte, nahm sie noch weitere. Mit einem mal fühlte sie sich gleich viel lebendiger. Und mutiger. „Du gibst mir jetzt sofort Geld du Affe!“ sie tapste in die Richtung, aus der das kichern der Nutte kam.
„Was laberst du Kleine?!“ der Mann ließ seine Errungenschaft los und kam nun ebenfalls auf Dawn zu. „Gib mir sofort dein Geld!“ Dawn bückte sich und hob die Scherbe, die von dem zerbrochenen Fenster neben ihr stammten auf und richtete sie gegen den Mann. Da dieser in der Dunkelheit die bereits hereingebrochen war, jedoch nichts sehen konnte, versuchte er ihr einen Schlag zu verpassen, wobei er direkt in die Scherbe traf. Er schrie und taumelte zurück. Dawn nutzte die Gelegenheit und baute sich vor ihm auf. „Gib. Mir. Dein. Geld.!“ Der Mann griff mit seiner unverletzten Hand in seine hintere Hosentasche und holte ein kleines Goldbraunes Bündel hervor. „Hier ich tu alles, aber rück mir bloß mit deinen Messerhänden vom Leib!“
Dawn überlegte für einen Moment ob sie ihm wohl erklären sollte das das kein Messer, sondern bloß eine Scherbe war, endschied sich dann jedoch dagegen und nahm das Bündel entgegen. „Gut und jetzt… Zieh leine!“ sie verfolgte mit starrem Blick, wie der Typ und seine Nutte in Richtung Hauptstraße davon torkelten. Sie kicherte. Es war ein freudloses Kichern. Dawn hielt das Bündel in den Schein der Straßenlaterne. Der Mann war also doch gar nicht so arm gewesen! Zufrieden stopfte sie das Geld in ihre Brusttasche und machte sich, die Whiskey Flasche in der Hand, auf zum Hauptplatz. Der Alkohol machte sie müde. Außerdem hatte sie sich ebenfalls an der Scherbe geschnitten. Ihre gute Stimmung war verflogen als sie das Blut sah, das ihren rechten Arm entlang tropfte. Ihr wurde nicht übel, trotzdem gefiel ihr dieser Anblick überhaupt nicht.
Am Marktplatz angekommen, torkelte Dawn zu dem einzigen Stand, der um diese Zeit noch offen hatte. „Bitteee –hieks- zwei brötchenn!“ auch wenn sie versuchte nicht zu lallen – es gelang ihr nicht. „Wie alt bist du Mädel?“ der Verkäufer starrte sie prüfend an. „14 –hieks-„ er runzelte die Stirn. „14 und schon sturzbetrunken!“ trotzdem nahm er die zwei verlangten Brötchen aus dem Regal hinter ihm und überreichte sie Dawn mit einem gespielten Lächeln. Dawn bedankte sich kopfnickend und hielt ihm einen kleinen Teil des Bündels hin. „Genug? –hieks-„ Der Mann nickte auch wenn er sichtlich erstaunt war, das ein kleines, besoffenes und dreckiges Mädchen so große Mengen an Geld besitzen konnte.
„Jaja passt schon-„ er wollte sich das Bündel schon schnappen, als Dawn es wieder zurück zog. „Ich kann lesen –hieks- Trottel! Das ganze hier kostet grade mal die Hälfte –hieks- von dem was du dir da nehmen wolltest!“ sie teilte die Scheine auf und gab dem Mann die Hälfte. Der schien nun vollkommen verwirrt. Dawn lächelte als sie sich umdrehte. Als sie den Marktplatz verließ, verschwand ihr lächeln wieder. Mit endsetzen bemerkte sie dass sie immer mehr wie die Diebe aus den Geschichten der Person am Kamin wurde. Und mit noch größeren Endsetzen stellte sie fest, dass sie das nicht störte!
Nachdenklich betrachtete Dawn die kleinen Kinder die vor ihr mit ihren teuren Spielzeugen spielten. Sie erinnerte sich daran wie sie früher gespielt hatte und musste schmunzeln. Mit einem Stock, und einem Stein hatte sie damals Krieger gespielt, wobei sie Bäume attackiert und erfolgreich geschlagen hatte. Die Kleinen vor ihr besaßen jedoch im Gegensatz zu ihr reiche Eltern die ihnen jeden Wunsch von den Lippen ablasen.
Was sie irgendwie wütend machte. Wieso hatte sie niemals so jemanden gehabt?! Und wieso musste das Schicksal sich auch immer ein paar glückliche aussuchen die dann alles geschenkt bekommen?! Ihre Hände ballten sich ungewollt zu Fäusten. Das Mädchen und der kleine Junge wichen erschrocken zurück. Einer der beiden lief sogar zu seiner fetten Mutter ein paar Bänke weiter und deutete heulend auf Dawn. „Lass mein Kind in Ruhe Straßenmädchen!“ die Frau kam auf sie zu, die reich verzierte Handtasche drückte sie in die Hand ihres Sohnes. „Ich mach ja gar nichts!“ wütend drehte Dawn sich um und verschwand aus dem Park. Sie hasste es. Alles an dieser Stadt. Die Leute ganz besonders.
Frustriert lehnte sie sich gegen eine der Straßenlaternen und kramte in ihrer Brusttasche herum. Von dem Geld dass sie dem jungen Mann vor 3 Nächten abgeknüpft hatte, war nur mehr wenig übrig. Was sie ärgerte. Zuerst hatte sie das ganze Zeug vom Luftschiff verloren, sowie ihre Mütze und dann war schon nach wenigen Einkäufen wieder fast alles weg. Sie begann an ihrer neuen Hose und Weste herum zu zupfen. Waren diese zwei Dinge wirklich das Geld wert gewesen? Naja immerhin war ihr nun nicht mehr so kalt wie vorher.
Trotzdem zog sie die Weste näher an den Körper und begann erneut herum zu streifen. Die Stadt war groß und unübersichtlich. Und immer wenn Dawn sich auf einen Streifzug begeben hatte, hatte sie sich letztendlich verlaufen. Stirnrunzelnd überlegte sie ob sie wohl jemanden nach einem Weg fragen sollte. Das Problem war nur dass sie selbst keine Ahnung hatte, wohin sie eigentlich genau wollte. Einfach weg von hier! Sie nickte sich selbst zu. Der Plan würde wohl vorerst darin bestehen mehr Geld zu sammeln und sich schließlich ein Haus oder ähnliches leisten zu können. Wütend stellte sie fest wie schwer das sein würde. Immerhin hatte sie gar nichts. Nichts was irgendjemanden dazu bringen könnte, sie bei sich einzustellen oder aufzunehmen. Ihr Blick striff einen alten Penner der am Wegesrand saß und die Passanten um Geld bat.
Sie schüttelte sich. Nein. Nein so durfte sie einfach nicht enden! Endschlossen beschleunigte sie ihre Schritte, und begann schließlich zu rennen. Wohin wusste sie nicht. Als ihr irgendwann sie Puste ausging, begann es bereits zu dämmern und die Menschen zogen sich in ihre Häuser zurück. Wieso hatte eigentlich jeder in dieser verdammten Welt solche Panik vor der Nacht?! Sie war doch nicht anders als der Tag. Außer dass sich die Dämonen angeblich nur in der Nacht zeigten, was Dawn jedoch aus eigener Erfahrung beneinen konnte. Zur Zeit des Angriffs auf den Luftschiff war es helllichter Tag gewesen! Obwohl.. konnte man Hollows als Dämonen bezeichnen? Sie erinnerte sich an die vermummten Gestalten und die vielen Tote.
Die Erinnerung wollte einfach nicht aus ihrem Gedächtnis verschwinden! Sie ging weiter, die Hände an den Kopf gepresst. Sie hasste es sich an schlimme Dinge zu erinnern. Sie war so in Gedanken versunken, dass sie über etwas kleines stolperte. Es war ein Hund. Lächeln bückte sie sich zu dem kleinen Fellbündel runter und begann damit sein weiches Fell zu streicheln. Er drehte sich auf den Bauch woraufhin Dawn ihm den Wunsch erfüllte und damit begann zu kraulen. Sie mochte Tiere. Und die Tiere mochten sie. „Du bist ganz schön sauber… hast du etwa eine Familie? Du glücklicher!“ für einen Moment wünschte sie sich mit dem Tier tauschen zu können, als plötzlich eine sich überschlagenden Stimme an ihr Ohr drang.
„Ja da ist ja mein kleiner, süßer Fifi!“ sie packte den Hund unsanft am Nacken und hob ihn in ihre schwabbeligen Arme. „Ja sag mal Fifi was treibst du dich denn da mit solch einem Gesindel rum?!“ sie warf Dawn einen giftigen Blick zu und begann damit, dem gequält drein blickenden Fifi Leckerli in den Mund zu stopfen. „Und was treiben sie sich in solch dunkler Nacht herum?“ Dawn schluckte den Schmerz, den dieser abfälliger Blick ausgelöst hatte herunter, und bemühte sich um ein unschuldiges Lächeln.
Eigentlich war sie es ja gewohnt als Abschaum behandelt zu werden. „Ich führe meinen Hund aus du schmutziges Ding! Und woher hast du eigentlich diese teure Kleidung?! Bist du etwa ein Dieb?!“ auch wenn es wahr war, so störte es Dawn doch. „Wer weiß.. vielleicht bin ich es ja..!“ die Frau kehrte ihr den Rücken zu und begann auf ihren Stöckelschuhen fort zu trippeln. Doch Dawn war schneller. Blitzschnell und von blanker Wut getrieben holte sie die Glasscherbe, die sie aufbewahrt hatte, aus ihrer Brusttasche und trat hinter sie. Die Spitze der Klinge stach der Frau in den Rücken.
„Geh. In. Die. Gasse!“ während sie ihr Opfer in eine der vielen Seitengassen drängte begann sich ihr Gewissen zu melden. Du hast dir geschworen dass nie wieder zu tun, oder?! Was machst du hier?! Sie beantwortete sich ihre Frage mit einem Blick auf die Dame. Sie hat mich beleidigt! Bald hatten sie das Ende der Gasse erreicht. Ja aber früher konntest du dich doch auch beherrschen oder?! Das stimmte. Früher hatte Dawn diese verletzenden Worte der Menschen einfach ignorieren können. Doch jetzt war es anders. Früher hatte sie keinen tiefen Hass verspürt, wenn sie jemanden angesehen hatte.
Und früher hatte sie keine Glasscherbe als Waffe gehabt. „Gib mir dein Geld!“ Doch die Frau regte sich nicht. „Na los mach schon du fette Kuh!“ sie drehte sich langsam um. Tränen rannen ihre Wangen herab. „H-hier“ sie überreichte Dawn ihre Handtasche. „Gut .. und jetzt gehst du ganz leise wieder zurück und machst keinen Mucks!“ sie nickte. „Ach ja und endschuldige dich!“ „Was?“ die Dame blieb stehen. „Na endschuldige dich dafür, mich als Abschaum bezeichnet zu haben!“ gerade als sie den Mund öffnen wollte, um Dawns Befehl nach zu gehen, ertönte ein lauter Knall. Mehrere Knalle. „Was ..?!!?!“ die Dame riss ihr die Tasche aus der Hand und rannte fort. Und Dawn tat es ihr gleich. Wieder auf der Hauptstraße angekommen, wurde die Stadt von einem Erdbeben erschüttert und viele der Straßenlaternen begannen entweder zu wackeln, oder fielen sogar wirklich um. Die Menschen stürmten auf die Straßen um sich nach dem Ursprung des Lärms umzusehen. Die ersten Kinder begannen zu weinen. Die Hunde bellten.
Und die Polizisten kamen aus Richtung Hafen herbeigerannt. „SOFORT! ALLE ZUM HAFEN! NA LOS!!“ riefen sie alle durcheinander. Die meisten befolgten den Befehl panisch. Die Dame, die Dawn vorhin ausgeraubt hatte, trippelte zu einem der Wachmänner, der gerade damit beschäftigt war einer alten Frau aus ihrem Haus zu helfen. Sie deutete auf Dawn und flüsterte dem Mann etwas ins Ohr, woraufhin dieser auf die vor Schock gelähmte Dawn zu rannte. „Ist es wahr das du diese Werte Dame ausgeraubt hast?“ sie rührte sich nicht, sondern starrte bloß auf die Menschenmengen die alle auf den Hafen zu drängten. „Du kommst jetzt sofort mit!“ er packte Dawn am Arm und zog sie mit sich – in die entgegen gesetzte Richtung. „Hey, warte was ist hier überhaupt los?!“ der Polizist verzog jedoch keine Miene und schleppte sie weiter zum Polizei Häuschen. „De Hollows greifen an“ von da an war Dawn still.
Schon allein dieses Wort brachte sie dazu den Atem an zu halten. Die Leute auf den Straßen rannten panisch hin und her, stießen einander zur Seite um sich selbst einen Vorsprung zu verschaffen. Am liebsten hätte Dawn weggesehen, als die vermummten Gestalten auf die Straße traten und damit begannen die Menschen mit Sensen und anderen Waffen ab zu schlachten. Die Tiere ließen sie dabei nicht aus und Dawn entfuhr ein kleiner Schrei, als sie den kleinen und von vorhin tot daliegen sah. Sein fettes Herrchen ein paar Meter daneben. Ebenfalls tot. Erst als sie vom Wachmann in das Polizei Gebäude geworfen wurde, konnte sie den Blick abwenden. „Du bleibst jetzt hier kleine Diebin!“ der Mann griff erneut nach ihrem Arm, woraufhin Dawn jedoch auswich und wieder zur Tür rannte. Nun machte sich die Panik auch in ihr breit. „Nein.. Lass mich zum Hafen! Schnell, wir müssen weg von hier!!“ Energisch begann sie damit, gegen die Tür zu hämmern, die er Polizist Sekunden zuvor verschlossen hatte. „Ich werde auch fliehen .. ein Gesindel wie du soll sterben!“ und mit diesen Worten schleuderte er sie gegen die Kannte des Schreibtisch in der Mitte des Raums. Sie schrie auf. „Klappe halten!“ mit diesen Worten begann er auf seinem Schlüsselbund den richtigen für die Tür zu suchen. Würde sie so sterben?
In einem Polizei Gebäude? Nein. Endschlossen rappelte sie sich auf und setzte gerade zum Angriff auf den Wachmann an, als sie das Gesicht hinter dem Fenster in der Tür bemerkte. Eine vermummte Gestalt mit Blut unterlaufenen Augen und fehlenden Pupillen. Ihre Lippen formten einen stummen Schrei. Sie wollte den Mann warnen. Egal ob er sie nun hier sterben lassen wollte oder nicht. „Da.. da.. nicht rausgehen!“ war jedoch das einzige was sie mit ihrer bebenden Stimme zustande brachte. „Was?“ der Mann kam wieder auf sie zu, packte sie am Hals und hob sie hoch. „Sprich gefälligst deutlich Ratte!“ Dawn schnappte erfolglos nach Luft.
Wie sollte sie sprechen wenn dieser Dummkopf ihr die Kehle zu drückte?! Das einzige was sie hervor brachte war ein Schrei – der dem Hollow galt, der sich mittlerweile durch die Tür geschlichen hatte und sich nun hinter dem Polizisten aufbaute. Es war zu spät – das Monster hatte bereits die Klinge seines gebogenen Dolchs im Nacken des Wachmanns vergraben. Die Hand mit der Dawn in der Luft gehalten wurde, er schlappte und sie fiel unsanft auf den Boden. Das Monster stand nun direkt vor ihr. Die Tür hinter ihm gab den Blick auf ein Schlachtfeld frei. Die gesamte Straße war mit Leichen gepflastert.
Irgendwo in der Ferne ertönte ein lauter Knall und schreie erfüllten erneut die Nacht. Doch Dawn war ganz und gar auf die Gestalt vor ihr konzentriert. Seine Augen leuchteten in einem unheimlichen Rot. „Wieso .. t-tut ihr das?“ sie rieb sich den schmerzenden Hals während sie sprach. Das Monster bewegte sich nicht. „Bitte… wieso tut ihr den Menschen so etwas an?“ Statt einer Antwort beugte sich das Wesen zu ihr hinunter.
Dawn wollte schreien, biss sich jedoch fest auf die Lippen. Das Wesen strich mit seinen in Handschuhen steckenden Fingern über den Abdruck an ihrem Hals. „W-wieso..“ seine Finger wanderten zu ihren Lippen und verbaten ihr somit zu sprechen. Wieso tun die Menschen dir denn so viel böses an? Frag dich lieber das! Dawn erstarrte. Die raue und auf gewisse Weise warme Stimme, die plötzlich in ihrem Kopf ertönt war, kicherte nachdem sie den Satz beendet hatte. Es war ein fröhliches Kichern. „Weil … ich eben nicht mehr als so etwas wert bin..“ sie betrachtete den Handschuh, den der Hollow trug. Er bestand aus feinem Leder und war mit roten Symbolen verziert. Die Symbole erinnerten Dawn an die, die sich an ihrer Hüfte befanden. Die waren jedoch bloß Brandnarben oder so etwas in der art. Vermutete Dawn. Der Hollow strich ihr kurz über das lockige Haar. Gib acht Dawn… gib acht mit diesen Worten wandte er ihr den Rücken zu. „W-Wieso nimmst du die Seele des Polizisten nicht mit?“ sie deutete auf die Leiche neben ihr. Erneut ertönte das kichern in ihrem Kopf. Danach verschwand das Wesen. Und es war als ob er Dawns Bewusstsein gleich mitnahm… .
„Hallo? Mädchen, bist du noch am Leben?“ erschrocken schlug Dawn die Augen auf. Drei Männer standen vor ihr, allesamt in teure Uniformen. „J-ja ich lebe noch“ sie richtete sich auf und blickte sich um. Neben ihr lag noch immer die Leiche des Polizisten. „Na das ist ja schön!“ einer der Männer – ein blonder mit zurück gekämmten Haaren – trat zu ihr und schüttelte ihr lächelnd die Hand. „Dürften wir vielleicht das Alter der jungen Dame erfahren?“ Dawn nickte. „Ich bin Dawn und 14 Jahre alt.“ Stellte sie sich vor. „Na gut ‚Dawn‘, wie kann es sein dass du den Angriff als einzige überlebt hast?“ seine Kollegen stießen dem Blonden dafür in die Rippen. „Ach was Männer, dieses Mädchen sieht in meinen Augen aus wie ein Straßenmädchen … sie weiß wie man mit Tod umgeht nicht wahr?“ er beugte sich zu Dawn hinunter.
Diese nickte nachdenklich. „Ich bin die einzige? Niemand sonst hat überlebt?“ die Drei schüttelten die Köpfe. „Nein wir sind nun schon seit Stunden unterwegs, und du bist die einzige die wir gefunden haben!“ Dawn nickte erneut. Wieso war sie schon wieder die einzig Überlebende?! Das begann sie langsam aber sicher zu nerven. „Erzählst du uns nun bitte was hier passiert ist?“ einer der anderen Männer trat hervor. „Ach was-„ der blonde legte Dawn die kleinen Hände auf die Schultern-„ das erzählst du uns alles unterwegs, ja?“ ohne etwas zu erwidern folgte Dawn den drei nach draußen.
„Hey Dawn, reichst du mir mal kurz den Schnaps?“ sie nickte und gab die Flasche weiter. „Sag mal, wie alt bist du nochmal?“ „14“ er brach in ein schallendes Gelächter aus. „Ganz schön jung für ne Schnapsnase, was?“ sie grinste. „Kann schon sein!“ Bordrey wendete sich wieder der Flasche Alkohol zu. Synkey schlug seinem Bruder lachend auf die Schulter. Und das Goldlöckchen wanderte noch immer im Raum herum.
„Jetzt setz dich doch mal!“ brummelte Bordrey und nahm einen weiteren Schluck. „Eigentlich hätten wir schon längst ankommen müssen!“ Synkey nickte und ein funken Nervosität machte sich in seinem Gesicht breit. „Vermutlich ist es wegen der Stürme..“ murmelte er, und entriss seinem Bruder die Schnaps Flasche. „Hey, lass das! Gib her!“ brüllte dieser, woraufhin Dawn zusammen zuckte.
„Seit leise!“ mahnte sie, und wickelte sich in die warme Wolldecke ein. Die winzige Kabine, die sie sich mit den drei Männern teilte, die sie auch entdeckt hatten war kalt und der Boden auf denen die drei saßen auch. „Oh .. endschuldige Dawn“ meinte Bordrey kleinlaut. Goldlöckchen hatte mittlerweile auf gehört im Kreis zu laufen. Er wirkte angespannt. „Ich glaube wir sind da Männer!“ hektisch öffnete er die Tür die auf das Deck führte und warf einen Blick nach draußen. Seine beiden Kollegen folgten ihm wobei der besoffene Bordrey Schwierigkeiten hatte auf zu stehen. Dawn folgte ihnen nach draußen. Es war kalt. Noch kälter als vorher. Bibbernd zog sie die Decke fester um ihren dürren Körper und versuchte den nervösen Männern zur Kapitäns Kajüte zu folgen. „Sind wir bereits angekommen Captain?“ der bärtige Mann der hinter dem Steuerrad stand nickte. Und wirklich – nur wenige Augenblicke später wurde das große Luftschiff auch schon angehalten und die monströse Treppe nieder gelassen.
Dawn beugte sich über die Reeling, konnte jedoch wegen dem dichten Nebel nichts außer einen Steg aus Marmor platten erkennen. Das war sie also – die allseits bekannte Bauernstadt Klydelia. Die Brüder Bordrey und Synkey verließen als erste das Schiff, mit dem sie gereist waren. „Endlich wieder daheim!“ rief Bordrey in dem rauen Akzent den die Leute aus Klydelia sprachen. Dawn lächelte als sie die glücklichen Gesichter der beiden sah. „Wollen wir gehen Madame?“ das Goldlöckchen war plötzlich hinter ihr aufgetaucht.
„J-Ja klar“ murmelte Dawn und rannte die Treppe zum Steg hinunter. Auf halben Weg blieb sie jedoch noch einmal kurz stehen. Unter ihr tat sich große Leere auf, woran nicht nur der dichte Nebel schuld war. Die Erde, auf der die früheren Menschen gelebt hatten befand sich mehrere Kilometer unter ihr. Sie schluckte. Da hinunterfallen wäre wohl keine so gute Idee! „Na komm, geh weiter!“ drängte das Goldlöckchen alias Herbereth. Sie nickte und folgte ihm auf den Steg. Mit jedem Schritt lichtete sich der Nebel und Dawn konnte nun etwas mehr erkennen. Der Steg führte zu einem kleinen Weg, der die 4 zu einem schlichten Holztor brachte. „Jemand da?“ keine Antwort. Erst mehrere weitere Versuche später wurde etwas erwidert.
„JA, was ist denn?!“ ein älterer Herr im Morgenmantel quetschte sich durch einen Spalt im Tor. Er wirkte gut genährt und gesund. Wieso war er denn dann so wütend?! „Was erlauben sie sich hier mitten in der Nacht..“ doch ehe er seinen Satz beenden konnte, hatte ihm das Abzeichen das Synkey ihm vor die Nase hielt das Wort abgeschnitten. „Wir bitten um einlas.“ meinte das Goldlöckchen und klopfte Dawn auf die Schulter. Irgendwie bekam sie ein ungutes Gefühl wenn er sie anfasste. „Wir müssen etwas wichtiges erledigen“ der alte Mann nickte und drückte einen der Torbögen beiseite, so dass die etwas zu gut genährten Brüder hindurchschlüpfen konnten. Herbereth und Dawn folgten ihnen. Im Dorf angekommen wurde das Mädchen von einem Hustanfall gepackt.
„W-wieso ist hier so viel Rauch?“ brachte sie hervor und wischte sich die Tränenden Augen. „Wegen der vielen Bäckereien und den Fabriken“ erwiderte Bordrey und gab ihr ein Tuch das sie sich vor den Mund halten konnte. Der Mann leuchtete ihnen mit einer kleinen Laterne den Weg zu einer Art Herberge. „Und nun seit leise!“ zischte er noch ehe er sie alleine ließ. „Was soll das denn?“ murmelte Dawn irritiert. Immer wenn sie während des Flugs hierher stehen geblieben waren um Proviant zu holen, waren die Menschen den drei Soldaten stets mit Respekt und Ehrfurcht begegnet.
Hier wirkten sie eher wie ein schlechter Witz. Wie das typische „Ich sag‘s meiner Mama!“. Die Drohung die von kleinen Kindern zwar immer wieder ausgesprochen wird, aber nie ernst genommen. Doch ehe sie weiter darüber nachdenken konnte, hatte Bordrey sie auch schon am Arm gepackt und sie in das rustikal wirkende Gasthaus gezogen. Drinnen war es warm und der Qualm war verfolgen. Erleichtert entfernte Dawn das Tuch von ihren Lippen und blickte sich um. Außer zwei nach Alkohol stinkenden Männern und einer leicht bekleideten Bedienung waren sie die einzigen im Raum.
„Drei Zimmer bitte“ Die Frau hinter der Rezeption überreichte Goldlöckchen die Schlüssel und bot an sie nach oben zu führen. „Nein danke, ich glaube wir finden unseren Weg auch selbst“ erwiderte dieser und ging in Richtung Treppe davon. Die Brüder und Dawn folgten ihm. Die Stufen der Holztreppe knarzten mit jedem Schritt, und auch im oberen Stockwerk sah es nicht besser aus. „Sie könnten wirklich mal neuen Bodenbelag auslegen!“ brummte Synkey als sie bei den Türen zu ihren Zimmern angekommen waren. „Tja, was Besseres können wir eben nicht bekommen“ erwiderte Herbereth sichtlich genervt.
Nachdem er sein eigenes und das Zimmer der Brüder aufgeschlossen hatte, überreichte er Dawn den Schlüssel zu ihrem eigenen Raum. „Sieh zu dass du morgen um mindestens 7 wach bist“ ermahnte er sie noch, ehe er in seinem Zimmer verschwand. Die Brüder taten es ihm gleich. Nun war Dawn allein. Nicht als ob das etwas neues gewesen wäre! Seufzend öffnete sie die Tür, die in ihren Raum führte – und riss die Augen auf. Das Paradis! Wie ein kleines Kind das sich über ein ersehntes Weihnachtsgeschenk freut, warf sie sich auf das Bett und vergrub ihr Gesicht im kühlen Bettlaken. Wann hatte sie wohl das letzte Mal in einem richtigen Bett gelegen?
Es war sicher schon viel zu lange her! Glücklich stand sie erneut auf und begann mit einer kleinen Raum Besichtigung. Neben dem Bett befand sich ein kleiner Schrank den Dawn jedoch nicht brauchte, da sie ja nichts besaß. Auf der gegenüber liegenden Seite des Raums befand sich eine weitere Tür mit einem relativ geräumigen Bad. „Ein Traum … wie im Traum“ murmelte sie, von all dem Luxus total über rumpelt. Als sie ihren Kopf in das gefüllte Waschbecken hielt überkam sie eine erneute Welle Glück. Frisches Wasser. Frisches Wasser! Energisch stellte sie sich in das kleine Becken am Boden und drehte den Wasserhahn auf. Warm. So warm! Nachdem sie ihre Haare mit dem bereit gestellten Shampoo gewaschen hatte, legte sie sich erneut in ihr Bett. Sie wollte es genießen. Doch das konnte sie nicht, denn morgen würden sie erneut abreisen. Bordrey hatte es ihr während dem Flug mit dem Luftschiff erzählt.
Wohin es gehen sollte war Dawn aber immer noch ein Rätsel. Alles was Herbereth ihr hatte sagen wollen, war dass der man sie in Sicherheit bringen wolle. So ein Quatsch! Dem Mädchen war klar dass es sich bei dieser Reise nicht um ihren Schutz drehte. Nein. Es ging um irgendetwas anderes…etwas das sie bestimmt noch erfahren würde! Aber vorher würde sie noch einmal alles genießen. Die teuren Reisen, das Essen, das weiche Bett .. und danach würde sie abhauen ehe etwas passieren konnte. Aber dass alles würde sie erst morgen machen. Heute wollte sie nur noch schlafen!
Als sie die Augen erneut aufschlug begann einer der Monde der Sonne bereits Platz zu machen. In Iridium gab es insgesamt 3 Monde. Doch das interessierte Dawn nicht wirklich. Sie stand stattdessen auf und wusch sich erneut. Danach ging sie die knarzenden Treppen nach unten. Die Herberge war genauso leer wie gestern Nacht. Ob die beiden Säufer wohl die ganze Nacht hier geblieben waren?
Sie zuckte mit den Schultern und setzte sich an die Tresen. Keiner ihrer Begleiter war schon wach, weshalb sie beschloss einfach zu warten. Bis es ihr zu blöd wurde und sie sich auf den Weg nach draußen machte. Denn genauso sehr wie sie warme und geschlossene Räume mochte, genau so sehr verachtete sie sie auch. Sie gaben ihr das Gefühl von Bedrängnis und dem Kamin den sie so sehr aus ihrem Bewusstsein zu verdrängen versuchte. Draußen war es feucht aber der Qualm war etwas erträglicher. Vermutlich weil die Maschinen alle samt nachts arbeiteten um die Dorfbewohner nicht zu stören. Der Nebel nervte trotzdem noch immer
. „Junge Dame?“ sie wich erschrocken zurück. Ein junge, etwa in ihrem alter lächelte ihr freundlich zu. „Ich müsste hier mal kurz vorbei!“ sie nickte und trat einen Schritt zur Seite um den Jungen und seine mit Tierfutter voll bepackte Schubkarre vorbei zu lassen. War es hier etwa üblich so früh schon zu arbeiten? Naja in den Städten in denen sie früher gelebt hatte, wurde ebenfalls viel und früh gearbeitet .. doch von einer so erfolgreichen Stadt hätte sie sich etwas anderes erwartet. Auch wegen dem dichten Nebel der hier wohl die ganze Zeit herrschte. Wie konnten die Leute denn bitteschön etwas sehen wenn dieses Weiß alles bedeckte?! Eine Hand, die sich auf ihre Schulter legte ließ sie aus ihren Gedanken hochfahren.
„Oh alles in Ordnung Dawn?“ das Goldlöckchen stand hinter ihr, Rauchwölkchen stiegen beim Sprechen aus seinem Mund auf. „Ähm jaja alles oke ... ich wollte nur etwas frische Luft schnappen“ erwiderte sie und versuchte ein lächeln zustande zu bringen. Bei jeder Berührung mit diesem Mann wurde ihr kalt. So furchtbar kalt dass sie dachte in tiefen Schnee zu stecken. Und zu ersticken. „Dir scheint kalt zu sein! Wollen wir wieder rein gehen?“ sie nickte und folgte ihm zur Herberge an dessen Theke bereits die Brüder saßen und sich angeregt mit der Kellnerin unterhielten. „Ah – da is die kleine ja wieder!“ der noch immer (oder schon wieder??) angetrunkene Bordrey legte einen Arm um Dawns Schulter und hielt ihr eine Flasche rum unter die Nase. „Schmeckt echt lecker dad zeuch hier!“ Mehr oder weniger freiwillig nahm sie einen Schluck. „Wie alt ist dieses Mädchen?“ eine Bedienung kam zu den beiden getrippelt. „14“ antwortete das Goldlöckchen und bestellte sich nun ebenfalls einen Drink. „Wie können sie einer minderjährigen bloß Alkohol einschenken?!“ Bordrey begann zu lachen.
So laut das Dawn sich die Ohren zuhalten musste und sich die wenigen Gäste zu ihm umdrehten. „Na so!“ rief er und setzte Dawn die Flasche erneut an die Lippen. Die Bedienung stieß ein entrüstetes grunzen aus und wendete sich Goldlöckchen zu, der das ganze belustigt beobachtet hatte. „Sie sind doch Wächter oder? Wie können sie dann so etwas zulassen?! Ein kleines Mädchen dass von erwachsenen Trunkenbolden zu Alkohol verleitet wird!“ „Dieser ‚Trunkenbold‘ ist zufälligerweise mein Bruder und ebenfalls ein Wächter!“ knurrte Synkey und baute sich vor der zierlichen Dame auf.
„Oh also..“ sie trat ein paar Schritte zurück wofür Dawn sie bewunderte. Immerhin konnte sie in solch hohen Schuhen rückwärtsgehen! „Beamtenbeleidigung … na wie viel ist das Wert? Was denkst du Herbereth?“ dieser lachte und klopfte seinem Kollegen auf die Schulter. „Na wie wär‘s mit 70 Saälen?“ die Kellnerin erstarrte. „Aber so viel habe ich nicht!“ „Und du denkst das interessiert mich?“ Das Goldlöckchen lachte schadenfroh. „Gib mir das Geld einfach heute Abend ja?“ „Aber-„ doch ihr wurde das Wort abgeschnitten. Und zwar von Dawn. „Hey, wie wär‘s wenn du uns nur 20 Saälen gibst? Immerhin konntest du ja nicht ahnen dass er ein Wächter ist!“ sie stellte sich schützend vor das Mädchen. Die Männer starrten sie fassungslos an. Die Kellnerin nutzte die Gelegenheit und stürmte nach draußen
. „Was sollte das?!“ knurrte Herbereth der vor Wut glühte. „Das Mädchen ist arm! Sonst würde sie doch nich in so einer Herberge arbeiten! Sie hat das Geld nicht das ihr von ihr verlangt!!“ kaum hatte sie ihren Satz beendet spürte sie auch schon eine kräftige Hand an ihrem Hals. „Hey lass das!“ rief Bordrey und versuchte Goldlöckchen von Dawn los zu zerren. Was ihm und seinem Bruder schließlich auch gelang.
„Tut mir leid Dawn.. wir treffen uns dann am Steg ja?“ mit diesen flüchtigen Worten schoben die beiden den immer noch rasenden Herbereth die Treppe hoch. Dawn nickte und nahm einen Schluck aus der Rum Flasche.
„Und wie war dein Tag so?“ sie beantwortete Bordrey die Frage mit einem leichten Kopfschütteln. Sie hatte keine Lust zu reden. Ehrlich gesagt hatte Dawn auch keine Lust mit diesem jähzornigen Herbereth in einem Luftschiff zu reisen! Doch ihr bleib nichts anderes übrig. Wenn sie nicht mitkam würde sie erneut allein zurechtkommen müssen….und in einer nebeligen und vom Qualm verpesteten Stadt hatte sie keine Lust zu leben. „Ich soll dir Ausrichten dass es im Leid tut..“ murmelte Synkey und stellte sich neben seinen Bruder
. Dawn nickte und wendete ihren Blick erneut den farblos wirkenden Blumen am Wegesrand zu. „Und wie lange sollen wir hier noch auf ihn warten?“ schimpfte Bordrey und trat gegen die Mauerwand hinter ihm. „Ich weiß nicht … er will sich eben Zeit lassen..“ versuchte sein Bruder ihn zu beschwichtigen.
Dawn sah ihm an wie wütend er in Wirklichkeit war. Die drei warteten nun bereits seit mehreren Stunden auf ihren Begleiter. „Ah- da ist der werte Herr ja!“ Synkey klopfte Herbereth freundschaftlich auf die Schulter ehe er sich den Arbeitern zuwandte. „Flott flott! Wir wollen gleich los also beeilt euch gefälligst!“ die ausgehungerten Arbeiter nickten und begannen mit eigezogenem Kopf das Schiff auf die Abfahrt vor zu bereiten. „Hast du alles was du brauchst Dawn?“ sie zuckte zusammen als er sie am Namen nannte.
„Ja alles fertig“ murmelte sie und pustete eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht. Bringt mich einfach nur in die nächste Stadt und ich bin weg … bevor du mir wieder die Kehle zudrücken kannst! Sie fühlte Bordrey riesige Hände auf ihrer Schulter. „Wollen wir gehen Dawn?“ sie nickte und folgte ihm auf das Luftschiff dessen Deck von den Kindern der Stadt gescheuert worden war. Ein kleiner Junge dessen Rippen unter dem zerrissenen Hemd hervor stachen, hatte gerade seine Arbeit beendet als Dawn und ihr Begleiter das Deck betraten. Seine Augen waren groß und voller Furcht. „Hallo kleiner Mann..“ sie lächelte und formte mit den Händen ein Art Auge dass sie sich vor den und hielt. Der Kleine verstand und erwiderte das Zeichen nun weniger ängstlich.
Er war also schon in dem Alter ein Mitglied … wie bitter! Bordrey warf ihr einen verwirrten Blick zu, nachdem das Kind wieder verschwunden war. „Was war denn dad grad?“ doch sie schüttelte bloß den Kopf. Dieses Zeichen bezeugte die Mitgliedschaft der ‚Downcrown‘. Diese Gemeinschaft bestand aus Banditen die auf der Straße lebten. Von kleinen Taschendieben bis hin zu Mördern und Terroristen.
Sie lächelte als sie sich an den Tag erinnerte, als man sie aufgenommen hatte. Damals war sie gerade mal 7 Jahre alt gewesen und so abgemagert dass sie an ein Skelett erinnerte. Ein Junge –etwa 13 Jahre alt- fand sie zusammengebrochen auf einer Brücke. Er nahm sie mit in den Unterschlupf der Downcrown, wo man sie aufpäppelte. „Dafür musst du aber auch was tun, das ist dir schon klar?“ sie grinste als die Stimme des alten Mörders durch ihre Gedanken huschte.
„A-aber ich habe nichts womit-„ hatte die verschreckte und kleine Dawn geantwortet. „Doch. Natürlich! Werde einfach ein Mitglied und wir erlassen dir all deine Schulden!“ „Und was muss man als Mitglied tun?“ „Ach nichts weiter! Es gibt da nur ein paar Bedingungen! Also erstens: du darfst niemanden etwas von Downcrown erzählen! Wenn du es doch tust töten wir dich! Außerdem musst du naja sagen wir mal…deine Pflichten als Gesetzeslose erfüllen! Wenn du es nicht tust töten wir dich. Klingt doch einfach oder?“ Er hatte gelächelt. Es war ein böses lächeln. Das, eines Mannes der bereits viele Seelen auf dem Buckel hatte.
Danach hatte er ihr das Zeichen der Downcrown gezeigt. „Und was passiert wenn ich nicht mitmachen will?“ „Dann müssen wir dich wohl leider töten..“ er war näher gekommen. Und aus Panik hatte sie zugestimmt Mitglied zu werden. Ob es bei diesem kleinen Jungen wohl genauso gewesen war? Danach folgten die wohl besten Monate ihres Lebens. „Na willst auch was?“ er warf ihr einen der Äpfel zu.“Danke..Emerald“ die damals 8 Jahre alte Dawn hatte gelächelt und einen Bissen genommen.
„Ach nichts zu danken!“ er grinste und machte es sich auf dem Bierfass auf dem sie saßen gemütlich. „Na, hast du Lust mal zu probieren?“ er deutete auf das Fass. „Was ist da drinnen?“ „Was gutes!“ er lachte und warf den Rest seines Apfels fort. „Na gut…sag mir was ich machen muss“ „So gefällst du mir Dawn!“ er hatte sie kurz umarmt. Wärme. Dawn genoss jede Sekunde die er sie hielt. Dann war der Moment vorbei und er erklärte ihr den Schlachtplan. „Und dann folge mir einfach!“ sie nickte und half ihm dabei das Fass um zu stürzten. Wie erwartet kam der Besitzer des Gasthauses aus der Hintertür gestolpert.
„Was macht ihr da ihr verdammten Kinder?!“ Emerald lachte und begann damit das Fass die Straße hinunter zu rollen. Dawn folgte ihm und warf während sie lief immer wieder Äpfel an den Kopf des Mannes der ihnen wutschnaubend gefolgt war. „Schneller!“ rief der Junge, packte sie am Arm und zog sie um die Ecke. „Verdammt… wärst du weiter gerannt, wärst du in den Fluss gefalln!“
er deutete auf den reißenden Strom der sich vor ihnen erstreckte. Der Gastwirt suchte vergeblich nach den beiden … und gab schließlich seufzend auf. Nachdem er verschwunden war waren Dawn und Emerald in den Fluss geklettert und hatten das Fass heraus gefischt. Nachts wurde das Ganze dann in Downcrown’s Basis gefeiert. Emerald…. Der Junge mit dem Schlitz im Ohr. Ein Zeichen dafür ein Dieb zu sein. Der Junge der ihr half. Und der Junge der im Nebel verschwand…
“Dawn?! Schläfst du?!“ sie öffnete erschrocken die Augen. „Nein Nein, ich habe nur nachgedacht!“ murmelte sie und setzte sich auf. Die Kajüte des Schiffs das sie sich mit den Brüdern teilte war groß und kühl. Was sie aber nicht mehr wirklich störte. „Über was hast du denn nachgedacht?“ sie schüttelte erneut den Kopf. „N-Nichts wichtiges“ murmelte sie und begann damit im Raum herum zu gehen. „Wo ist den Synkey?“ Bordrey stöhnte. „Der Schleimer? Der is beim Chef und … ach keine Ahnung was der treibt!“ Dawn nickte und blickte aus dem runden Fenster ihrer Kajüte. Unter ihr lag die Erde. Die auf der Emerald geschworen hatte geboren worden zu sein. Auch wenn sie jetzt wusste das dies unmöglich war… damals hatte sie ihn mit großen Augen zugehört. „Na…du bist jetzt 14 nicht war?“ verwirrt drehte sie sich zu ihm um.
Der Tonfall in dem er die Frage gestellt hatte gefiel ihr nicht. „Du sagst das ja so als ob ich bald sterbe!“ sie brachte ein gespieltes Lachen hervor. „Nein es ist nur… also weißt du….ach nichts!“ mit diesen Worten legte er sich auf sein Bett und murmelte ein kurzes „Nacht!“. Was war los? War es etwa Goldlöckchens Plan sie umzubringen?! Sie schüttelte den Kopf. Nein. Niemals! Obwohl.. eine wichtige Sache fiel ihr plötzlich ein, die Emerald ihr einst gelehrt hatte.
„Vertraue niemanden Dawn! Denn manchmal können die nettesten Leute zu wahren Biestern werden! Oder sie waren es schon immer … oder das Schicksal hat sie zu einem Monster gemacht!“ Damals hatte sie die Worte nicht verstanden. Hatte gefragt: „Aber wie kann das Schicksal einen zu einem Biest machen?“ darauf hatte er nicht geantwortet. Er hatte auf einen Bettler gedeutet. „Was denkst du was ihm schon alles passiert ist? Und weißt du irgendwann ist man so verbittert das..“ sein Blick war zu ihren Augen gewandert. Früher hatte er immerbehauptet, dass sie Hundeaugen hatte.
Er hatte den Satz abgebrochen und einen Arm um ihre Schulter gelegt. Sie kicherte und legte sie ebenfalls auf ihr Bett. Nun wusste sie was er gemeint hatte. Irgendwann gewöhnt man sich an alles, hatte er gesagt. Auch an den Schmerz. Sie sah sein Gesicht vor ihr. Er lächelte. Es war das schiefe Grinsen dass er immer aufsetzte wenn er sie ansah. Dabei bildeten sich kleine Grübchen in seinen Wangen.
„Steh auf Dawn!“ sie öffnete die Augen. „J-Ja?“ es war Bordrey. Ihn hatte sie am liebsten gewonnen. „Komm wir sind da“ sie nickte und ließ sich beim Aufstehen helfen. „Wir sind schon da?“ „Ähm ja also…“ „Hey Bordrey du alte Schnapsnase, was is los mit dir?“ sie verpasste ihm einen Stoß in die Rippen. Er war nervös. Und das beunruhigte sie. Denn das bedeutete dass irgendetwas passieren würde! Sie folgte ihm nach draußen. Dort warteten bereits Synkey und Herbereth, die an der Reeling standen. „Guten Morgen Dawn!“ sie nickte den anderen zu. „Na, bist du bereit?“ „Na, bereit?“ Emeralds Gesicht schob sich erneut in ihre Gedanken. „Na komm ich pass auch auf dich auf!“ er breitete die Arme aus. Sie ließ sich hinein fallen und genoss den Wind der ihr beim Sprung durch die Haare wehte. „Dawn..?“ „J-Ja?!“ sie drehte sich zu Herbereth um. Seine nach hinten gekämmten Haare glitzerten in der Sonne.
„Wo sind wir?“ „In Haramektho“ noch nie davon gehört. Aber scheinbar war es nicht weit von Klydelia entfernt, da sie den Weg in einer Nacht und einem Tag geschafft hatten. „Was wollen wir hier?“ sie beobachtete den dunklen Rauch und der aus dem Inneren der Stadt kam. „Wieso..?“ doch ehe sie weiter sprechen konnte, hatten die Brüder sie auch schon an den Händen gepackt, die sie dann auf ihren Rücken pressten. „Was?!“ sie zwangen sie auf die Knie indem sie ihre Arme nach oben drückten. „Tut mir leid Dawn..“ Bordrey stimme war kaum hörbar, da Herbereth ihn übertönte. „Schnell, schafft sie zum Marktplatz!“ Nein.. Nein! Sie versuchte sich los zu reißen, jedoch ohne Erfolg. Die Männer drängten sie immer weiter in die Stadt hinein, und der Raum umhüllte sie.
„Ich sag’s euch…sobald ich frei bin drehe ich euch den Hals um! Ich werfe euch auf einen Scheiterhaufen und zünd euch an…Ohja, genau das mach ich! Und dann werde ich um eure Überreste tanzen und eure Kleider verhökern!“ „Jetzt seid doch endlich still!“ ein harter Schlag in die Magengrube und Dawn verstummte. Nur um dann wenige Augenblicke später erneut anzufangen. „Wie könnt ihr es wagen mich hier durch die Stadt zu schleppen als wäre ich ein Schwerverbrecher?! Ich habe nichts getan also lasst mich verdammt nochmal frei!!“ ein weiterer Schlag – und Blut begann ihr Kinn herab zu laufen.
„Und ihr denkt wirklich … dass ich so das Maul halten würde?“ sie lachte. „Zeig niemals Schwäche! Wenn du das tust bist du dem Untergang geweiht!“ Keine Sorge Emerald. Schwäche würde sie niemals wieder zeigen! „Geh schneller!“ Synkey gab ihr einen Schubs mit dem Schwert, das er in seinen Händen hielt. Auf der anderen Seite stand Bordrey der unter der schweren Rüstung, die die Stadtwache ihm gegeben hatte schwitzte. „Na wie geht es dir Bordrey? Soll ich dir etwas Whiskey holen damit du dich wider wohler fühlst?!“ sie kicherte und wandte sich Herbereth zu, der vor ihr marschierte.
„Hey sag mal wie ist es so ein unschuldiges Mädchen abzuführen?! Fühlt es sich toll an?“ Den nächsten Satz richtete sie an die staunenden Menschen die stehen blieben und sie anstarrten. „Na, ist es toll dabei zuzusehen wie ein unschuldiges Mädchen abgeführt und verprügelt wird?! Oh wie sehr ich euch doch hasse! Am liebsten würde ich euch-„ Da sah sie sie. Diese großen Blitzblauen Augen die sie aus einer schmalen Seitengasse beobachteten. Sie gehörten zu einem kleinen Mädchen dem die Angst ins Gesicht geschrieben stand. „Tut mir leid..“ endschuldigte sie sich leise und folgte ihren Begleitern still.
Sie hatte dem Kind keine Angst einjagen wollen. Wirklich nicht…! „Hier, wir sind da!“ der Spaziergang durch die Stadt war beendet. „Und was machen wir hier? Treffen wir die Tor Wächter und machen ein kleines Kaffee Kränzchen?“ „Halt endlich die Schnauze!“ „Aber sagt mal…warum muss ich diesen komischen Fummel tragen? Stehen die Torwächter etwa auf so was…wie eklig!“ sie betrachtete die Art Röhre in die man sie auf dem Weg in die Stadt gesteckt hatte. Ihre Arme waren an ihren Körper gepresst und ihre Füße steckten in Ketten. „Bleib jetzt ganz ruhig..“ Drei weitere Männer kamen Bordrey zu Hilfe als er die schweren Ketten hochhob und zu den Haken am geschlossenen Eingang des Tors trug.
„Wollt ihr mich hier etwa wirklich anketten?!“ beunruhigt ließ sie ihren Blick über die 30 Meter hohe Mauer schweifen. Dahinter schien ein ungerechter Kampf stattzufinden und immer wieder bebte das Tor wegen Erschütterungen. Scheinbar versuchte jemand in die Stadt zu kommen. „Ja.. sieh es als ein Experiment an!“ „Was?“ die Ketten waren nun am Tor befestigt. Sahen ziemlich stabil aus. Leider! „Wenn dich die Hollows die hinter diesem Tor warten töten, bist du kein Dämon! Wenn sie dich verschonen werden wir dich töten!“ Hinter diesen Mauern…befanden sich Hollows? Und diese Trottel wollten das Tor auch noch öffnen?
„Aber… dann fallen sie doch über die Stadt her!!“ Herbereth lachte und deutete auf die Krieger die sich in mehreren Reihen hinter ihnen verschanzt hatten. „Sobald sie kommen werden wir eine Gegenattacke starten!“ „Aber wieso…“ „Naja, es ist schon merkwürdig wenn ein kleines Mädchen als einzige einen Überfall von Dämonen überlebt! Noch dazu ohne einen Kratzer außer ein paar Prellungen! Und noch dazu ein merkwürdiges Mal an den Hüften hat…“ sie stockte.
„Das ist bloß eine Brandnarbe!“ „Jaja..“ lächelnd entfernte er sich von ihr und kehrte zurück in das Stadt innere. „Bordrey .. du bleibst!“ „Was?“ der ohnehin schon nervöse Mann begann nun noch mehr zu zittern. „Naja weißt du .. du mochtest Dawn doch so .. also erstattest du mir auch Bericht ob man sie getötet hat oder nicht!“ „Aber-„ „Kein aber!“ er winkte zum Abschied. Synkey folgte ihm ohne zu zögern. „Na dann kannst du mir ja wenigstens beim Sterben zusehen!“ sie lächelte. Jetzt nur nicht weinen! „Es tut mir wirklich leid Dawn..“ Eine Laute stimme gab den Befehl zum Öffnen des Tores. Bordrey stellte sich vorsichtshalber hinter Dawn. „Weißt du … mein Leben war nicht schön.
Klar es gab wirklich schöne Augenblicke-„ die erste Begegnung mit Emerald „- und ich habe viel erlebt. Ich werde mein Leben nicht bereuen verstehst du .. das einzige was ich bereue ist diesem Herbereth nicht nachts vergiftet zu haben..“ sie kicherte traurig. „Rede doch nicht so Dawn .. immerhin kann es immer noch sein das dich die Hollows ein zweites Mal in Ruhe lasse-„ „Zum dritten Mal“ „Was?“ sie seufzte. „Weißt du, vor ein paar Wochen bin ich mit dem Luftschiff gereist…die gesamte Besatzung wurde getötet.Ich überlebte als einzige, steuerte das Schiff in den Hafen und verschwand“ er nickte fassungslos. Das Tor öffnete sich einen Spalt breit und die Hollows dahinter kreischten. „Und außerdem .. selbst wenn ich ‚besonders‘ wäre … danach würde Herbereth mich töten lassen!“
„Nicht wenn-„ seine Stimme erstarb als der erste Hollow sich durch den Spalt quetschte. Dawn hielt den Atem an. Der kleine Spalt zwischen den Augen gab den Blick auf rote Pupillen frei, die aus der Nähe betrachtet sogar Funken sprühten. Bordrey rannte fort. Verständlich. Doch die Ketten, die Dawn an das sich immer weiter öffnende Tor banden, ließen sie nicht fliehen. Man hatte sie dem Tod praktisch zum Fraß vorgeworfen!
Erst als der Hollow nur wenige Meter vor ihr stehen blieb, begann ein Funken Hoffnung in ihr zu wachsen. In was hast du dich denn da schon wieder reingeritten Dawn? Da war sie schon wieder. Die Stimme die sie auch damals im Polizei revier gehört hatte. Verwirrt blickte sie hinter den Hollow. Die anderen warteten. Auf was den bitte?! „Bitte … tötet mich..“ die Hoffnung war wieder verflogen. Sobald der Angriff vorbei war, würde man sie töten. Außer natürlich niemand überlebte AUßER ihr!
Ein wahrlich fürchterlicher Gedanke schob sich in ihr Bewusstsein. Hehe… du hast recht Dawn. Wenn alle sterben ... gibt es niemanden mehr der DICH töten kann! Konnte dieser Hollow etwa Gedanken lesen?! Hinter ihr begann es zu rumoren. Die Soldaten wurden unruhig. Sollten sie nun angreifen oder nicht? Der Hollow trat zurück. Seine Hand ruhte auf der Mauerwand und begann scheinbar unsichtbare Linien nachzufahren. Und .. die Mauer begann zu verätzen! Erschrocken beobachtete Dawn die dicken Stahlmauern die einfach verschwanden als seien sie niemals da gewesen.
Der Haken an denen ihre Ketten befestigt waren wurden ebenfalls weggeätzt. Nun flieh Dawn. Wir halten währenddessen die Menschen in Schach… es sei denn du willst das nicht? Erst einige Augenblicke später schaffte sie es zu antworten. Doch auch wenn ihre Antwort Nein war, ihre Gedanken waren anders. Ja. Tötet sie so grausam wie möglich! Leider befolgten die Hollows ihrem ersten Befehl. Wie wild stürzten sie sich auf die Menschen die neben ihnen wie kleine Puppen wirkten mit denen sie machen konnten was sie wollten. Lauf, Ertönte es in ihrem Kopf und ihre Beine bewegten sich wie von selbst. Nachdem sie sich aufgerappelt hatte, musste sie aufstoßen.
Vor ihr befand sich ein wahres Blutbad und die Toten schienen so zahlreich, als das man sie gar nicht mehr zählen konnte. Oder wollte! Bereits nach den ersten Schritten begannen ihre Füße zu schmerzten. Ehe man sie in diese ‚riesenhandschellen‘ gesteckt hatte, hatte man ihr die Kleidung weggenommen und ihr bloß ein altes Shirt und eine kurze, dreckige Hose übrig gelassen. Außerdem waren ihre Schultern wund gescheuert und Blut begann ihre Arme entlang zu tropfen.
Die wenigen Menschen die ihr auf ihrer Flucht begegneten wichen erschrocken zurück. Nun wurde sie also wirklich für einen Dämon gehalten…Wie Bitter! „Na wenn das mal nicht… unsere Dawn ist!“ sie drehte sich um. Herbereth stand neben ihr.
Tag der Veröffentlichung: 10.10.2013
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