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Prolog

Das Schauspiel, welches sich soeben in seinen Augen wiederspiegelte, wollte er nicht realisieren, wollte er nicht für wahr haben, doch er wusste, seine Augen spielten ihm keinen Streich, und dies war auch kein Traum. Es war die grausame Realität.

Ein Schwall aus Wut und Trauer keimte in ihm auf. Er wollte auf sie zustürmen sie von ihm weg zerren, ihn zur Rede stellen, doch alles was er tat war zuzusehen.

Zuzusehen wie sein Geliebter eine andere küsste… EINE andere.

Es brach ihm das Herz, tat ihm in der Seele weh dieses Szenario mit anzusehen, doch seine Gliedmaßen wollten sich weder bewegen um auf sie zuzustürmen, noch um auf der Stelle kehrt zu machen um den schmerzlichen Verrat in Tränen zu ersticken.

Er bemerkte kaum wie ein Wasserfall aus Tränen seine Wangen hinunter liefen, sich an seinem Kinn trafen und von dort hinunter tropften.

Fassungslos stand er nun da.

Fassungslos und Enttäuscht.

Enttäuscht von seinem Geliebten, aber auch von seiner ab sofort ehemaligen besten Freundin.

Nun endlich trennten sie sich wieder voneinander.

Ihre Augen blickten immer noch etwas geschockt in die des Silberhaarigen, der ihr aber nur verliebte Blicke zuwarf. War es das was er wollte?

Wollte er ein Mädchen an seiner Seite?

Er machte sich Vorwürfe…

Vielleicht war er nicht gut genug für ihn…

Vielleicht empfand er doch nicht so für ihn…

Aber war es denn seine Schuld dass dies gerade wirklich passierte?

Nein, und das wusste er, suchte allerdings verzweifelt nach einem Grund, suchte nach einer Lösung.

Dem Mädchen stieg mit einem Mal die Röte ins Gesicht, als ihr Blick auf den des Beobachters traf.

„S…Sora…“, stotterte sich und hielt sich eine Hand vor den Mund.

Nun drehte sich auch der Silberhaarige um. Ein kalter Blick traf die ozeanblauen Augen des Jüngeren.

Er versteifte sich, verkrampfte, war wie versteinert… wie… eingefroren, von seinem eiskalten Blick.

Als sie ihren Mund öffnete um ihn mit entschuldigenden Worten um Vergebung zu bitten löste er sich aus seiner starre und rannte wahllos durch die Stadt.

Er hatte ihn betrogen… mit seiner besten Freundin…

Kapitel 1: Letzter Halt

~Sora~

 

Ohne Ziel rannte ich durch Twilight Town. Mir war es egal, wohin mich meine Beine trugen, Hauptsache weg von Riku und Kairi.

Wie konnte er mir das nur antun? Und dann auch noch ausgerechnet an unserem Jahrestag.

Machte er das mit Absicht?         

Wollte er mich mit Absicht verletzten?

Er hätte mir einfach ins Gesicht sagen sollen das er mich nicht mehr liebte, dann würde die Tatsache nicht allzu sehr wehtun… und dann auch noch ausgerechnet mit Kairi!

Wollte er mir alles nehmen?

Meine Liebe? Meine Freunde?

Von Fragen gequält rannte ich einfach ziellos weiter. Das einzige was ich jetzt wollte, war Ruhe.

Ruhe und Zeit zum Nachdenken.

Das ich mit Riku noch ein Wort wechseln würde bezweifelte ich. So wie ich ihn kannte würde er einfach weiter machen, sich noch nicht einmal entschuldigen, ach was rede ich denn da… er war sich sicherlich noch nicht einmal seiner Schuld bewusst.

Es perlte einfach an ihm ab. So wie ich ihn kannte und es von ihm gewohnt war.

Doch diese kalte Schulter nun selbst zu spüren und am eigenen Leib zu erfahren, war doch ganz anders als nur beobachtend daneben zu stehen.

Hinter meinen von Tränen verhangenen Augen fand ich mich schließlich in einem kleinen Waldstück wieder. Ich lehnte mich gegen einen Baum, glitt an der rauen Rinde hinunter um mich ins trockene Wald gras zu setzen. Ich winkelte meine Beine an und vergrub mein Gesicht in Armen und Knien um meinen Tränen nun freien Lauf zu lassen.

Vielleicht hätte eine tröstende Schulter gut getan, aber… momentan wollte ich nichts weiter als alleine sein.

 

Einige Stunden später… ich weiß gar nicht wie lange ich im Wald gesessen hatte, machte ich mich wieder auf den Heimweg. Es war bereits stockdunkel… wie viel Uhr wir wohl hatten?

Meine Schritte waren träge und langsam, glichen einem Schneckentempo, doch wann ich nach Hause kommen würde, war mir recht egal.

Meine Mutter würde vermutlich ein Theater daraus machen, doch selbst das war mir im Moment egal. Ich fühlte mich erschlagen, als hätte ich den ganzen Tag lang Kampftraining gehabt.

„Sora?“, hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir. Sie klang überrascht und vertraut, ich wusste zu wem diese Stimme gehörte.

„Was machst du denn hier um diese Uhrzeit?“, fragte er erneut um meine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Ich drehte mich zu ihm um und fiel ihm Augenblicklich um den Hals.

Erneut sammelten sich Tränen in meinen Augen die ihren Weg auf seinen Pullover fanden. Verwirrt legte er behutsam seine Arme um mich. „Was ist denn passiert Sora…?“, fragte er perplex über meine stürmische Handlung.

„Riku… hat Schluss gemacht…“, erwiderte ich unter schluchzen und suchte Halt an meinem Gegenüber.

„Riku hat was?!“, brachte er schon fast schreiend hervor, „A-aber ihr wart doch das perfekte Paar!“

„Er hat vor meinen Augen mit Kairi rumgemacht…“, widerspenstig spuckte ich die Worte aus, als in meinem Kopf das Bild der beiden wieder auftauchte.

Ich wollte nicht daran denken!

Wollte es vergessen!

Wollte davon nicht verletzt werden!

Es fühlte sich an wie ein Stich in meiner Brust, als hätte er mit einem Speer direkt auf mein Herz gezielt… und er hatte getroffen.

„Beruhig‘ dich erst Mal… das renkt sich alles wieder ein… vielleicht… war es auch gar nicht seine Schuld.“, versuchte er nach einer Antwort zu suchen um mir den Schmerz zu nehmen.

Ich ließ von ihm ab und schüttelte meinen gesenkten Kopf. „Wäre es nicht seine Schuld gewesen, hätte er mich nicht so kalt angesehen… außerdem war es Kairi die sich entschuldigen wollte… und nicht Riku…“, erklärte ich und mein Schluchzen verebbte langsam, „… Kann… kann ich die Nacht vielleicht… bei dir übernachten…? Ich möchte nicht alleine sein…“, fragte ich schüchtern.

„Natürlich! Wir rufen deine Mutter an und sagen ihr Bescheid damit sie sich keine Sorgen macht“, erklärte er mit einem Lächeln auf den Lippen, wenigstens musst ich diese Nacht nicht alleine bleiben…

„Danke Roxas…“, sagte ich mir die Tränen weg wischend. Er legte mir eine Hand auf die Schulter und grinste. „Für einen Freund mach‘ ich das doch gerne!“

Kapitel 2: „… Fuck…“

~Roxas~

 

Ich brachte Sora auf Wunsch mit zu mir nach Hause, das er jetzt jemanden zum Reden brauchte oder einfach nur jemanden an dessen Schulter er sich ausweinen konnte.

Ich hatte unglaubliches Mitleid mit Brünetten… immerhin hatte er mit einem einzigen Kuss gleich zwei Leute auf einmal verloren.

Auf dem Weg zu mir, sprach Sora kein einziges Wort, was so gar nicht seiner Natur entsprach. Ich hoffte bloß es würde sich eine Lösung für Riku und ihn finden oder… er würde schnell darüber hinweg kommen.

„Rox…?“, seine zuckersüße fragende Stimme brachte mich wieder in die Realität zurück und ich musste feststellen, dass wir bereits angekommen waren.

„Oh…“, erwiderte ich nur verwirrt blinzelnd und schloss die schwere Holztür auf. Ich konnte sofort ein stampfendes Geräusch vernehmen und wusste was mich erwarten würde. Meine Mutter stürmte aus dem Wohnzimmer in den Flur und ich könnte schon ihr wütendes Gesicht sehen: „Roxas Riddle! Wo warst du schon wieder so lange?! Ich hab‘ gesagt um 12 Uhr bist du zu Hause! Wir haben halb zwei!“, schnaufte sie.

„Mom… es sind fünf Minuten nach eins, außerdem war ich bloß bei Axel! Wir haben zu lange gezockt und die Zeit vergessen…“, argumentierte ich trotzig. Und wie sie mit den Uhrzeiten immer übertreiben musste!

„Immer ist es dasselbe! Hast du eigentlich für die nächste Mathearbeit gelernt?“

„Das haben wir davor gemacht…“

„Das glaube ich dir nicht! Du kommst mit Axel doch nie zum Lernen!“, ich konnte nichts weiter als ein seufzen erwidern. Ich war müde und die Stimme meiner Mutter bereitete mir Kopfschmerzen.

Ohne ein weiteres Wort ging ich an meiner Mutter vorbei ins Wohnzimmer und suchte nach dem Telefon, damit wir Soras Eltern anrufen konnten. Nach einigen Sekunden des Suchens fand ich es schließlich zwischen der Couchritze… dem Stammplatz der Fernbedienung.

Als ich wieder zurück kam durchbohrte mich ein fragender Blick meiner Mutter im Bezug auf Sora.

„Erklär‘ ich dir alles morgen“, antwortete ich auf ihre nicht gestellte Frage und schob Sora die Treppe hinauf in den zweiten Stock, indem sich mein Zimmer befand.

„Rufst du bei dir an während ich das Bett vorbereite?“, Sora nickte bloß. Es war irgendwie unheimlich das er so schweigsam war. Er benahm sich wie ein ganz anderer Mensch.

Nur am Rande verfolgte ich das Gespräch während ich eine Matratze unter meinem Bett hervor zog, diese Bezog und aus einer Schublade fischte ich Kissen und Decke welche für Gäste bestimmt waren.

Aus meinem Schrank holte ich auch noch einen Pyjama für Sora, da er ja absolut nichts dabei hatte was er anziehen könnte.

„Wir müssten dieselbe Kleidergröße haben oder?“, fragte ich während ich ihm die Kleidung reichte. Aus den Gedanken gerissen blinzelte er mich verwirrt an und brachte dann ein paar bejahende Geräusche von sich. Worüber er wohl nachgedacht hatte…

Unweigerlich stieg in mir die Sorge um den kleinen Wuschelkopf auf. Wollte ich ihn doch beschützen vor all den furchtbaren Gedanken die durch seinen Kopf sausten, während in meinem Kopf ein Engelchen und Teufelchen darum stritten ihn danach zu fragen. Wollte ich doch zum einen wissen was in ihm vorging, zum anderen wollte ich ihn aber nicht noch mehr mit den Gedanken quälen oder gar aufdringlich sein. Also beließ ich es dabei und widmete mich wieder meinem Kleiderschrank um mir nun selbst einen Pyjama raus zu suchen.

Normalerweise schlief ich ja immer nur in Boxershorts… allerdings machte mich Soras Anwesenheit auch nervös, das ich mich in den Schlafanzug zwang. Es kam eigentlich nicht oft vor das mich Freunde besuchten, meist waren es nur Axel oder Xion die hin und wieder für einen Nachmittag vorbei schauten, das war die Zeit in der meine Eltern beide arbeiten waren und die Atmosphäre zu Hause eigentlich am angenehmsten war.

Sora krabbelte müde auf die Matratze die auf dem Boden lag und machte es sich gemütlich, ich tat es ihm gleich und kletterte auf mein Bett. Ich schaltete das Licht aus welches zuvor den Raum hell erleuchtete du drehte mich in die Richtung von Sora. Durch einen Spalt meines Rollladens viel helles Mondlicht, welches wieder etwas Helligkeit in den Raum zurück brachte und mir eine Chance bot, den kleinen schlafenden Sora zu beobachten.

Es war ein zu süßer Anblick wie er dort lag. Zusammengekuschelt wie eine Katze.

Mich würde es nicht wundern wenn er jede Sekunde anfangen könnte zu schnurren, doch anstatt der Wunschvorstellung vernahm ich ein kleines, leises Schnarchen, was mich allerdings nur noch mehr entzückte.

Eine ganze Weile lag ich dort und beobachtete den Braunhaarigen wie er langsam einschlief und hoffentlich in einen alptraumlosen Schlaf fiel, während ich selbst langsam ins Traumland abdriftete. 

 

Ich hasste mich dafür keinen tiefen Schlaf zu haben, denn nach wenigen Stunden erwachte ich aus meinen Träumen und sah darauf hinab was, oder besser wer, mich geweckt hatte.

Es war Sora der sich wild auf der Matratze herumwälzte und dabei undefinierbare Geräusche von sich gab.

Seufzend beobachtete ich ihn und fragte mich, wie ich bei dem ‚Lärm‘ wieder einschlafen könnte, doch das erledigte sich fünf Minuten später als der Kleine aufschreckte und den Tränen nahe war.

„Sora?“, flüsterte ich vorsichtig in die Dunkelheit, doch er antwortete nicht, stattdessen drehte er sich von mir weg und vergrub sein Gesicht in der Decke. Ich krabbelte von meinem Bett runter zu ihm, hockte mich auf die andere Seite so, dass ich sein Gesicht sehen konnte und schaute ihn fragend an.

„Hast du schlecht geträumt…?“, fragte ich vorsichtig und er nickte nur. Ich breitete meine Arme aus und deutete ihm, ihn in den Arm zu nehmen. Er nahm sie dankend an und vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge. Sachte strich ich mit einer Hand über seinen Rücken, während er krampfhaft versuchte die Tränen zurück zu halten.

„…Riku?“, fragte ich, als Antwort bekam ich eifriges nicken und ein aufzuckendes Schluchzen. Er rückte ein Stück von mir weg und sah mit geröteten Wangen zu Boden: „Darf… ich bei dir schlafen…?“, nuschelte er schüchtern. Bei diesem Anblick hätte ich direkt losquietschen können, weil dieses Bild einfach zu herzallerliebst war, wie er da saß, mit roten Wangen im Mondlicht… bezaubernd… ROXAS?! Hör auf so etwas zu denken! Das hatten wir doch schon zu oft! Mahnte ich mich selbst und schüttelte mir die Gedanken schnell aus dem Kopf um ihm endlich seine Frage zu beantworten.

Mit einem Lächeln auf den Lippen nickte ich und zog ihn mit hoch. Nur gut das ich mir vor einigen Monaten ein größeres Bett gegönnt hatte, sonst wäre es etwas eng geworden. Ich legte mich unter die Decke und hielt sie hoch damit sich Sora neben mich legen konnte. Er kuschelte sich an mich und rollte sich wieder wie ein kleiner Ball zusammen.

„Danke…“, hörte ich ihn noch leise flüstern, als ich einen Arm um ihn legte.

„Kein Problem.“, lächelte ich und spürte wie mir die Röte in den Kopf schoss und mein Herz anfing wie die Flügel eines Kolibris zu schlagen. In dem Moment hoffte ich bloß das Sora von all dem nichts mitbekommen würde, und war sichtlich beruhigt als ich merkte wie sein Atem ruhiger wurde und das leise Schnarchen zurückkehrte.

In diesem Moment wurde mir klar… welches Problem ich nun eigentlich hatte…

 

Durch den kleinen Spalt des Rollladens drang ein Sonnenstrahl, der mein Gesicht kitzelte und mich aus meinen seligen Schlaf weckte. Ich streckte mich einmal, gähnte genüsslich und öffnete träge meine Augen. Mein Bett war zerwühlt. Die Decke lag irgendwo auf dem Boden und die Kissen waren überall nur nicht unter meinem Kopf.

Auf mir lag ein schlafender Sora dessen kleiner, süßer Kopf auf meiner Brust ruhte und auf mein Pyjamaoberteil sabberte.

Ein leises Seufzen drang über meine Lippen, als ich ein kleines Schmatzen vernahm und bemerkte wie sich der kleine Körper auf mir bewegte und sich die Augen rieb. Er gähnt, streckte sich und wollte sich anscheinend auf die Seite rollen um dann weiter zu schlafen doch daraus wurde nichts, er kullerte von mir runter und drohte vom Bett zu fallen.

„Sora!“, rief ich warnend, griff nach ihm und wurde von seinem Schwung direkt mit runter vom Bett gerissen. Glücklicherweise lag die Matratze von gestern noch vor meinem Bett und so landeten wir relativ weich. Ein kleines Murren meines Gastes brachte mich augenblicklich zum Grinsen. So hatte er sich den Morgen wohl nicht vorgestellt.

„Sora… aufstehen.“, trällerte ich als er schon wieder versuchen wollte weiter zu schlafen, mit einem weiteren Murren drehte er sich von mir weg und verdrängte meine Gegenwart.

Grinsend beugte ich mich über ihn und fing ihn an zu kitzeln, was seine Wirkung zeigte und er lauthals anfing zu lachen. „Rox!“, rief er kichernd und sich unter mir wendend.

„Ich sagte aufstehen!“, wiederholte ich und kitzelte ihn gnadenlos weiter.

„Okay, okay! Ich steh‘ ja schon auf!“, erwiderte er während bereits Lachtränen in seinen Augenwinkeln aufblitzten. Als ich von ihm runter krabbelte, stand er auf, nahm seine Klamotten und verzog sich aus meinem Zimmer.

Als ich mein Bett so betrachtete musste ich mich selbst daran hindern meinen Kopf gegen eine Wand zu schlage. Es glich einem Schlachtfeld und das nur weil Sora eine Nacht darin geschlafen hatte.

Ich wunderte mich weshalb ich davon nicht wach wurde, aber von seinem rumgewälze… vielleicht lag es daran das er es war der neben mir lag… was auch immer.

Ich schüttelte meinen Kopf und entledigte mich meiner Klamotten um nun auch meine normale Alltagskleidung anzuziehen, danach widmete ich mich meinem Bett und versuchte die alte Ordnung wieder herzustellen. Als Sora wenige Minuten später wieder zurückkam, waren seine Haare nicht mehr allzu zerzaust und er hatte seine Klamotten umgezogen, sein müder Gesichtsausdruck war leider nicht verschwunden, wobei ich allerdings erneut grinsen musste. Diese kleine Schlafmütze.

„Du hast mein Bett die Nacht ganz schön zerstört.“, grinste ich, er sich mich nur entschuldigend an und half mir die Matratze wieder unter mein Bett zu schieben.

„Danke Rox…“, fing er an, ich klopfte ihm auf die Schulter und lächelte. „Dafür brauchst du dich nicht bedanken… ist doch selbstverständlich einem Freund zu helfen!“, nun konnte ich ihm auch endlich ein kleines Lächeln entlocken. Die Sache mit Kairi fraß ihn immer noch ganz schön an.

„Willst du mit uns Frühstücken oder schon nach Hause?“, fragte ich.

„Ich möchte euch nicht weiter zur Last fallen, aber danke für das Angebot“, sagte er und verabschiedete sich noch von mir, danach verschwand er und ich war wieder alleine im Haus.

Meine Eltern waren beide weg und mein älterer Bruder war auf Klassenfahrt.

Ich warf mich auf mein Bett und hatte den Geruch Soras immer noch in der Nase. Seufzend legte ich einen Arm über meine Augen: „… Fuck…“ 

Kapitel 3: Geschwisterliebe

~Sora~

 

Ich stand bestimmt schon eine halbe Ewigkeit vor seiner Haustür und starrte auf die Türklingel. Ich atmete tief durch und wollte gerade auf den Knopf drücken, als ich meine Hand wieder zurückzog. VERDAMMT!

Sora! Jetzt reiß dich mal zusammen!

Jetzt musste ich mir schon selbst in den Hintern treten. Nach einigen Minuten sammelte ich noch mal meinen ganzen Mut und betätigte endlich den Knopf und aus dem inneren des Hauses hörte ich ein leises Schellen der Klingel.

Nach wenigen Minuten des Wartens wurde sie sogleich geöffnet und ausgerechnet von dem Typen… den ich am wenigsten von seiner Familie sehen wollte… hätte nicht seine Mutter oder sein Vater aufmachen können?

Er lehnte sich mit gelangweiltem Blick an den Türrahmen und zog eine Augenbraue in die Höhe.

„Was willst du?“, fragte er und knatschte auf seinem Kaugummi herum. 

„Meine Sachen abholen“, antwortete ich monoton und hoffte er würde nun endlich den Weg frei machen damit ich ins Haus konnte.

Da ich und Riku eine gefühlte Ewigkeit zusammen gewesen waren, war ich auch halb bei ihm eingezogen, seiner Eltern waren oft weg und Geschwister hatte er auch keine. So hatten wir damals mehr Zeit für uns, im puren Kontrast zu meinem zu Hause. Es war immer chaotisch mit meinen Eltern und meinem Bruder und wir hatte nie unsere Ruhe, also verbrachte ich die meiste Zeit bei Riku und übernachtete oft bei ihm.

Sachen wie Zahnbürste, Deo, Shampoo, ja sogar einige Klamotten mussten immer noch bei ihm rum fliegen, und ich wollte meine Sachen wieder haben. Riku würde sie sicherlich nur weg schmeißen.

„Wie lange dauert das?“, fragte er mit genervtem Tonfall.

„Kommt drauf an was ich alles bei dir finde“, erwidere ich. Riku seufzt bloß und macht endlich Platz das ich an ihm vorbei kann.

Sein Zimmer befand sich im oberen Stockwerk, jede Sekunde die ich in diesem Haus verbrachte, waren eine einzige Qual, die mich dazu brachte die Treppe beinahe hoch zu rennen.

Im Bad war mein Zeug schnell zusammengepackt, die Zahnbürste und Zahnpasta warf ich in meinen Rucksack sowie meine Bürste und mein Deo. In seinem Zimmer hatte ich schon mehr zu tun, meine Klamotten lagen von… bestimmten Nächten, einfach quer in seinem Zimmer verteilt. Der Junge kannte das Wort ‚aufräumen‘ auch nicht. Aus verschiedenen Klamottenhaufen pickte ich mir Kleiderstücke heraus die ich als meine Identifizieren konnte und stopfte sie ebenso in meinen Rucksack.

„Was machst du denn da Sora?“, fragte mich plötzlich eine Stimme verwirrt und warf mich aus meinen Gedanken. Auf seinem Bett lag ein blondes, leicht bekleidetes Mädchen… Namine?

Kommentarlos stopfte ich weiter und verließ danach den Raum.

Namine blieb immer noch verwirrt zurück, aber was kümmerte es mich? Es war Rikus Sache und mit ihm und seinen… MÄDCHENgeschichten, wollte ich beim besten Willen nichts mehr zu tun haben.

Als ich unten war sah der Silberhaarige mich bloß skeptisch an: „Alles gepackt?“ „Alles“, war meine knappe Antwort als ich an ihm vorbei lief, „… Was hast du mit Namine vor?“, fragte ich ihm den Rücken zugewandt.

Er trat hinter mich und flüsterte mir dann ‚Ich werde sie richtig durchnehmen‘ ins Ohr.

Ein kalter Schauer lief mir über meinen Rücken, als er mir unweigerlich dieses Bild mit ihm und Namine in mein Gehirn pflanzte.

„Viel… Spaß…“, zischte ich mit knirschenden Zähnen und verließ das Grundstück.

Dieser Kerl machte mich einfach nur wütend und traurig zugleich. Ja ich musste zugeben… ich vermisste ihn… ich vermisste es mit ihm in einem Bett zusammen zu schlafen, ich vermisste unsere Filmabenden wo wir einfach nur kuschelnd aneinander hingen, ich vermisste seine verboten guten Kusskünste und den berauschenden Geschmack seiner Lippen.

Ich war von meinen Gefühlen hin und her gerissen.

Zum einen wollte ich ihn wieder haben, zum anderen zum Teufel scheren.

Warum konnte mein Herz nicht einfach sagen was es wollte?!

Mein Kopf wusste es genau, doch allein beim Vernehmen seiner Stimme spielte dieses dumme Herz in meiner Brust verrückt und wollte mir nicht mehr gehorchen.

Wütend stapfte ich nach Hause und hielt meine Tränen, so gut es ging, zurück.

Ich schloss die Haustür auf und ließ sie laut zufallen. Mir war es egal ob ich dafür ärger bekommen würde. Ich hatte momentan andere Probleme, als die Haustür.

In meinem Zimmer angekommen, verbannte ich den Rucksack in die hinterste Ecke meines Zimmers. Am Ende rochen die Klamotten noch nach Riku und wie ein bekloppter daran schnüffeln wollte ich nicht. Ich hatte auch noch meine Würde!

Was ich brauchte… war Ablenkung.                

Ablenkung von dem ganzen verdammten elend, was mich umgab, doch… mit was oder wen sollte ich mich ablenken?

Ich warf mich auf mein Bett und spielte Kopf versenken mit meinem Kissen.

„Brüderchen?“, hörte ich die verwirrte Stimme meines Bruders, „Was ist denn los?“

„Gar nichts…“, war meine Antwort und vergrub mein Gesicht weiter in mein Kissen.

„Du knallst die Haustür also zum Spaß zu?“, hackte er nach.

„Ist mein neues Hobby“, erwiderte ich nuschelnd.

„Interessant…“, er trat in den Raum und ich könnte seine schlürfenden Schritte hören, wie sie auf mein Bett zuschritten.

Meine Matratze senkte sich und ich spürte wir mir jemand sachte durchs Haar fuhr. Das war ich ja gar nicht von ihm gewohnt. Verwirrt hob ich meinen Kopf und starrte ihn an.

„Was schaust du denn so?“, fragte er sofort.

„Sag‘ mal… seit wann bist du so fürsorglich? Normalerweise wäre es dir doch egal und du würdest dich wieder deinem Bass widmen.“

„Hin und wieder hab‘ selbst ich meine sentimentalen Momente“, grinste er und zerzauste mein Haar, „Also… weshalb so niedergeschlagen?“

„Riku hat mich betrogen…“, nuschelte ich, für mich selbst kaum hörbar.

„Mit WEM?!“, fragte er mit aufgerissenen Augen.

„Kairi und Namine…“, wobei ich es bei Namine nicht nachweisen konnte… allerdings wollte ich auch nicht unbedingt beweise geliefert haben… mir reichte Namines Anblick auf seinem Bett und Rikus Andeutungen, die mich erneut bis ins Mark erschütterten.

„Gleich mit ZWEI Mädchen?!“, fragte er und auf seinem Gesicht konnte ich schon einer Spur Wut entdecken, „Den nehm‘ ich auseinander!“, wollte er bereits aufspringen, doch ich hinderte ihn daran.

„Nein! Ich… ich klär‘ das selbst mit ihm… okay?“, stellte ich klar.

„Na gut… aber wenn er dir noch mal weh tut, dann Gnade ihm Gott!“

„Danke Van…“, lächelte ich.

„Wofür?“, fragte er nur verwundert. Ich zog ihn an mich und musste zwanghaft lächeln: „Du bist ein toller Bruder.“, er vergaß seine Wut und legte seine Arme um mich.

„Du bist mein kleines Brüderchen… dich muss man doch vor der harten Welt dort draußen beschützen.“, witzelte er.

Ich grinste. Ich war froh, noch jemanden gefunden zu haben, der zu mir hielt.

Kapitel 4: Eifersucht

~Roxas~

 

Der Montagmorgen begann wie jeder andere zuvor. Ich quälte mich aus meinem Bett, machte mich für die Schule fertig und schlang mein Frühstück herunter. Meine Eltern stritten sich wie immer und bekamen gar nicht mit, dass ich das Haus bereits verlassen hatte.

Mit den Kopfhörern in den Ohren hörte ich auf voller Lautstärke Musik und machte mich auf den Weg zur Schule. Ich kickte einen kleinen Stein vor mir her und hing mit meinen Gedanken schon wieder bei dem Braunhaarigen, er hatte sich das Wochenende nicht noch mal gemeldet, ob es ihm gut ging?

Ja ich musste zugeben, ich machte mir wirklich Sorgen um den kleinen Wuschelkopf, aber er hatte nun mal so etwas an sich was meinen Beschützerinstinkt weckte. Dafür konnte ich auch nichts!

„Roxas, guten Morgen!“, wurde ich fröhlich empfangen, doch durch die laute Musik die aus meinen Kopfhörern dröhnte, verstand ich bloß dass jemand meinen Namen gesagt hatte.

Ich drehte mich um und erkannte Xion die mich viel zu gut gelaunt anlächelte. Ich zog mir die Hörer aus den Ohren und gähnte einmal herzhaft bevor ich sie mit ebenfalls begrüßte und ihre einen, mehr oder weniger, guten Morgen wünschte.

„Du siehst müde aus? Hast du nicht gut geschlafen?“, fragte Xion.

„Bin nur zu spät ins Bett gegangen.“, beruhigte ich die Schwarzhaarige, als mir auch schon mein bester Freund von hinten attackierte und  über den Haufen warf.

„Guten Morgen!!!“, rief er schon beinahe durch den ganzen Flur während ich mich aufrappelte. Warum waren an diesem Morgen eigentlich alle so gut gelaunt, war ja kaum auszuhalten diese glückliche Stimmung, oder lag das bloß an mir? Und wo blieb eigentlich Sora? Hatte er schon wieder verschlafen?

Während Xion und Axel sich angeregt unterhielten und ausgelassen lachten stand ich bloß daneben und musste ständig an den Braunhaarigen denken.

Was wenn ihm was passiert war?

Was wenn er beim Überqueren einer Straße von einem Auto erfasst wurde?

Ach Roxas, du machst du viel zu viele Gedanken, redete ich mir selbst zu. Das ich auf so eine absurde Idee komme, na ja… allerdings sind die Straße morgens immer sehr befahren… ROXAS!

Ich schüttelte mir diese dummen Gedanken aus dem Kopf und versuchte mich auf das Gespräch meiner Freunde zu konzentrieren und einzugliedern… allerdings Fehlanzeige.

In meinem Kopf gab es bloß ein Thema… und zwar: Sora.

„…willst du auch mit Roxas?“, hörte ich plötzlich völlig aus dem Zusammenhang meinen Namen.

„Huh? Was? I-ich hab‘ nicht zugehört, tut mir leid…“, entschuldigte ich mich ehe mich Xion ein weiteres Mal fragte.

„Wir wollen heute Nachmittag ein wenig in der Stadt herumhängen, das hatten wir zu dritt schon lange nicht mehr gemacht.“, erklärte sie.

„Gerne… warum nicht? Ich hab‘ heute auch noch nichts Besonderes vor.“, stimme ich zu. Kam mir eigentlich gerade recht, so konnte ich etwas Zeit schinden, bevor ich wieder nach Hause zu meinen Eltern musste.

„Gut! Dann halten wir heute unser altbekanntes Kaffeekränzchen!“, erwiderte sie ehrgeizig grinsend was mir ein Lächeln auf die Lippen zauberte.

Das erste Mal am heutigen Tag.

Gerade als ich schauen wollte wo unsere Lehrerin eigentlich blieb kam sie auf ihren hohen Haken anstolziert und schloss die Klasse auf, damit wir uns endlich den Unterricht widmen konnten. Sora war nach 10 Minuten immer noch nicht da, was mir immer noch Magenschmerzen bereitete.

Wo blieb er denn?

Der Unterricht rauschte eigentlich mehr oder weniger an mir vorbei, immerhin hatten wir bei Mrs. Larxene Unterricht, und dieser gestaltete sich meistens so dass ein Schüler irgendeinen Mist baute und es dann eine Predigt nach der anderen regnete.

Fünf Minuten vor Unterrichtsende klopfte es an der Tür und der kleine Brünette steckte seinen Kopf entschuldigend durch den Türspalt und trat wenige Sekunden später ein.

„Sora… was hab‘ ich dir letzte Woche zum Thema ‚zu spät kommen‘ gesagt?“, fragte Mrs. Larxene mit genervten Unterton, da sie ihre Predigt des Tages ja eigentlich schon gehalten hatte.

„Ich hab‘ verschlafen, tut mir sehr leid!“, entschuldigte er sich sofort und verbeugte sich sogar.

„Du brauchst nicht gleich auf die Knie fallen.“, seufzte unsere Lehrerin, schrieb‘ noch die Hausaufgaben an die Tafel und beendete damit den Unterricht.

Sora brummte sie noch eine Strafe fürs zu spät kommen auf und packte ihre Unterrichtsutensilien ein, danach kam er seufzend auf uns zu gelaufen, als wir unsere Sachen packte um den nächsten Raum aufzusuchen.

„Was ist es diesmal für eine Strafarbeit?“, fragte Xion leicht kichernd.

„Ich muss einen zweiseitigen Aufsatz schreiben…“, antwortete er niedergeschlagen. Ich musste grinsen, er machte einfach so ein niedliches Gesicht. Warum musste er auch so unglaublich liebenswert sein?

„Hast du wenigstens was Schönes geträumt?“, zog Axel ihn auf.

Er schüttelte seinen Kopf und sah etwas mitleidig zu Riku rüber. Ich wusste sofort worum es ging.

Ich fühlte mich so hilflos und unnütz. Ich wollte den kleinen beschützen, wollte ihn nicht mehr diesen Schmerz fühlen lassen, doch ich konnte nichts tun. Ich wollte ihn in den Arm nehmen, ihn trösten, doch dies war ganz und gar der falsche Ort dafür.

„Willst du’s uns erzählen?“, fragte Xion sofort.

„Ach nein, nein, so schlimm war es nicht!“, verneinte er und wedelte abschweifend mit einer Hand und kratze sich mit der anderem am Hinterkopf.

Xion schien sich damit abzufinden, denn sie zuckte nur mit den Schultern und murmelte etwas was sich nach „Wenn du meeeinst“ anhörte.

„Was haben wir jetzt eigentlich?“, fragte ich in die Runde, da ich den Stundenplan immer noch nicht auswendig konnte, ich würde es nie lernen.

„Chemie“, antwortete Xion wie aus der Pistole geschossen.

Ich grummelte bloß vor mich hin. Ich hasste Chemie, genauso wie Physik und die beiden Fächer hatten wir ausgerechnet auch noch bei meinem Lieblingslehrer Mr. Saix.

Er galt als einer der strengsten Lehrer der Schule, er ließ einem absolut nichts durchgehen und hielt sich strikt nach Plan, während andere Lehrer manchmal noch ein Auge zudrückten hielt er sich an die Vorschriften und zog diese gnadenlos durch.

„Sora? Wieso hängst du eigentlich nicht wie immer bei Riku? Habt ihr Streit?“, fragte Axel ganz offen, als auch er endlich die angespannte Stimmung zwischen den beiden bemerkte.

„Könnte man so sagen…“, gab Sora als Antwort und widmete seinen Blicken den Boden.

Ich rammte Axel meinen Ellbogen in die Rippen und warf ihm einen strengen Blick zu. Er musste ihn ja nicht gleich so direkt darauf ansprechen. Manchmal konnte er echt unsensibel sein.

„Willst du mit uns darüber reden?“, fragte Xion fürsorglich.

„Später vielleicht.“, bemerkte er das Saix bereits durch die Schüler eilte um pünktlich mit seinem Unterricht zu beginnen und uns mit der Erklärung der Redoxreaktion nervte und wow… ausnahmsweise verstand ich sogar mal wovon unser Lehrer dort sprach, dennoch waren diese 45 Minuten die reinste Tortur für mich.

Xion musste mich immer wieder daran hindern einzuschlafen und dem sie mich immer leicht in die Seite boxte, aber ich war ihr alles andere als Böse, denn für „Schläfer“ galt bei Saix die Höchststrafe. Zu seinem Beuteschema gehörten noch die „Schwätzer“, die „Zettelschreiber“ und ganz beliebt waren die „Whatsapper“ die alle zwei Sekunden auf ihr Handy linsten um in den meisten Fällen allerdings einfach nur wissen wollten wie lange das Leiden noch andauerte. Selbst wenn man nur ganz kurz seinen Blick Richtung Schoß wand, er bemerkte es. Dieser Mann hatte seine Augen einfach überall… selbst auf dem Rücken!

Die Stunde verlief quälend und fühlte sich wie eine halbe Ewigkeit an. Als dann endlich der erlösende Gong ertönte stürmten alle, einschließlich mir, aus dem Saal und hinterließen eine gähnende Leere.

Ich glaube Saix hatte sich mittlerweile damit abgegeben das die Schüler mehr oder weniger vorm ihm flohen und nur so viel Zeit wie nötig mit ihm verbrachten.

Wir liefen quer über den Schulhof, bis wir unseren Stammplatz erreichten. Es war ein kleines schattiges Wiesenstück, etwas abseits der Schule und nur wenige Schüler bequemten sich hier her, also hatten wir hier prima unsere Ruhe.

Ich ließ mich ins Gras fallen und kuschelte mich sofort an meinen Ranzen den ich als Kopfkissen missbrauchte und ließ meine Lider zu fallen.

„Rox wie er leibt und lebt“, kicherte Axel und setzte sich neben mich.

„Lass mich…“, erwiderte ich trotzig und kehrte Axel den Rücken zu, dieser jedoch fing bloß an zu lachen. „Sora… willst du jetzt eigentlich erzählen was passiert ist?“, fragte Xion erneut. Zum einen wusste ich sie meinte es nur gut, doch zum anderen wollte ich die Geschichte nicht noch einmal hören… es tat mir weh… obwohl ich noch nicht einmal der verletzte war.

Mit trauriger Stimme erzählte Sora die ganze Geschichte erneut, man konnte ihm anmerken wie schwer es ihm viel, aber es schien ihm gut zu tun es sich noch mal von der Seele zu reden.

Xion nahm ihn in den Arm.

Tröstete ihn.

Und es macht mich eifersüchtig.

Kapitel 5: Gefühlgesteuert

~Sora~

 

Roxas und die anderen hatten es gut… sie hatten nicht so wie ich Nachmittagsunterricht.

Ich musste zugeben… ich liebte das Schwertkampftraining, aber es hatte nur mit Riku wirklich Spaß gemacht… und jetzt würde es wahrscheinlich alles andere als Spaß machen.

Zwischen der Doppelstunde Training hatten wir noch eine halbe Stunde Pause… was sollte ich mit der Zeit anfangen? Normalerweise hing ich ja mit Riku in irgendeiner Ecke der Schule wo keine Schüler hingingen und haben rumgeknutscht… ich sollte aufhören über dieses Arsch nachzudenken, ansonsten würde ich es nie schaffen über ihn hinweg zu kommen!

Dabei musste ich mir die Frage stellen… wollte ich dies überhaupt?

Natürlich… ich war verletzt, aber ich liebte ihn immer noch… warum konnte ich ihn nicht einfach aus meinem Leben streichen? Warum saß er immer noch so tief in meinen Gedanken und vor allem… in meinem Herzen.

Konnte ich nicht irgendwie… der Amnesie verfallen?

Nein, natürlich nicht…

Ich schlug mir gegen den Kopf und kniff meine Augen zusammen. Ich sollte unbedingt aufhören diesem Trottel hinterher zu trauern.

„Was machst du denn hier ganz alleine?“, hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir… und ich kannte sie nur zu gut.

„Was willst du hier?“, fragte ich ohne mich zu ihr umzudrehen.

„Ich wollte bloß mit dir reden… und dir alle-…“, versuchte sie zu erklären, doch ich ließ sie nicht ausreden.

„Was gibt es da zu reden?! Ich denke die Tatsachen sprechen für sich!“, schrie ich sie an. Ich wollte nicht mehr ‚reden‘ und auch nicht drüber nachdenken! Ich wollte einfach nur vergessen!

Jetzt wo ich endlich mal eine freie Minute hatte, musste Kairi kommen und alles noch mal aufwühlen!

„Bitte… lass es mich erklären…“, bat sie. Ich drehte mich nicht zu ihr um und antwortete nicht, ich wartete darauf dass sie endlich mit der Sprache rausrückte und mich dann zufrieden ließ.

„Das alles ist nicht meine Schuld… als du mich und Riku gesehen hast… wir haben ganz normal geredet und als er gesehen hatte, dass du auf uns zu kommst hat er mich plötzlich geküsst! Einfach so, ich wusste gar nicht was genau passierte und als es vorbei war hab‘ ich dich geseh’n und… es tut mir alles einfach so unglaublich Leid Sora…! Ich… ich wollte das mit dir klären… weil ich nicht möchte das unsere Freundschaft deswegen kaputt geht…!“, flehte sie beinahe.

Mir blieb ganz und gar die Luft weg… Riku hatte mit Absicht gehandelt? Und Kairi wusste davon gar nichts?

„Also… wollte Riku mich loswerden…?“, fragte ich fassungslos.

„Ich weiß nicht was er damit bezwecken wollte…“, murmelte Kairi und trat näher und griff nach meiner Hand, „Tut mir leid, Sora…“

Ich spürte nur wie Tränen der Wut über meine Wangen rannen, war er nicht Mann genug um mir ins Gesicht zu sagen das er nicht mehr mit mir zusammen sein wollte? War er wirklich so feige?

Und Namine war dann bestimmt auch nur Schachfigur in diesem Spiel.

Ich ballte meine Hand fest zu einer Faust zusammen und schlug gegen die Wand vor mir, es schmerzte, doch diesen Schmerz nahm ich kaum war. Ich brauchte einfach nur irgendwas an dem ich meine Wut auslassen konnte, in dem Fall die Wand.

Kairi starrte mich bloß erschrocken an, ehe sie nach meiner Faust griff und sich meine Knöchel anschaute die leicht aufgeschürft waren von der rauen Oberfläche.

„Zum Teufel mit diesem hinterhältigen Arschloch!“, fluchte ich zwischen zusammengepressten Zähnen.

Und dann spielte er auch noch die schlimmste aller Karten aus, nämlich eine meiner besten Freunde, Kairi. Eine unglaubliche Menge an Wut staute sich in meinem Körper an die ich gerade so zurück halten konnte.

Der Gong ließ mich aufhorchen und schallte über den ganzen Schulhof.

„Sora?“

„Hm?!“

„Tu‘ mir einen gefallen und lass dich nicht von deinen Gefühlen leiten… es könnte böse enden…“, mahnte mich Kairi, doch die in mir geschürte Wut Krisch euphorisch auf als ich an den folgenden Unterricht dachte.

 

Unser Lehrer schloss uns die Umkleiden auf und ich suchte mir einen Platz weit weg von Riku aus. Ich hoffte inständig Mr. Terra würde uns heute wieder gegeneinander kämpfen lassen anstatt uns dieses nervige Ausdauertraining aufzudrücken.

Ich war einer der Ersten die mit umziehen fertig waren und machte schon mal mit einigen der Besten aus dem Team an die Dehnübungen und beschwor danach mein Schlüsselschwert.

Es war unglaublich was für eine beruhigende Wirkung dieses Schwert auf seinen Träger ausübte, jedes Mal wenn ich meinen Königsanhänger in der Hand hielt fühlte ich mich wie nach einem langen und ausgiebigen Schlaf: Ausgeruht und bereit für den Kampf.

Mittlerweile trudelten auch die anderen ein und fingen mit ihren Dehnübungen, unter anderem Riku. Ich fixierte ihn und ließ ihn nicht mehr aus den Augen.

Er sollte seine gerechte Strafe bekommen! Normalerweise war ich kein Mensch der zu solchen gewalttätigen Mitteln griff, doch die Wut in mir übermannte mich.

Sie nahm regelrecht von mir besitz und ließ mich nicht mehr klar denken, natürlich hätte ich mich auf einen anderen und vor allem risikofreieren Weg an ihm rächen können, allerdings schrie eine Stimme in mir so unglaublich laut das ich ihn förmlich zusammenschlagen wollte und all meine angestaute Energie an ihm auslassen wollte.

Die kleine, leise Stimme der Vernunft in mir, wurde in einen Käfig ganz weit hinten in meinem Gehirn versteckt, wo sie niemand mehr hörte und so handelte ich.

Mr. Terra weißte uns nur noch auf bestimmte Techniken hin und das wir mit unseren Schlüsselschwertern aufpassen sollten und uns zurück halten sollten, immer hin waren es immer noch Waffen.

Das unsere Schule eine Genehmigung für diesen Kampfsportunterricht bekommen hatte, war ein Wunder, denn an den meisten Schulen würde dieser wegen fehlendem oder zu schlechtem Personal gestrichen. Mit Mr. Terra und Mrs. Aqua hatten wir da einen richtigen Glücksgriff.

„Da wir in der letzten Stunde das Ausdauertraining gemacht haben, widmen wir uns heute wieder dem allgemeinen Training. Ab sofort werden wir es Stunde für Stunde abwechselnd machen. Sucht euch euren Gegner und kämpft!“, das letzte Wort betonte er extra laut und die üblichen Paare verteilten sich in der Halle. Riku wollte gerade Wakka zum Kampf herausfordern als ich ihm mein Schlüsselschwert unter die Nase hielt und ihn böse anfunkelte.

Wenn er spielen wollte, sollte er sein Spiel bekommen und nicht davor weg rennen. Wakka schaute uns bloß verdutzt an. Anscheinend war noch nicht zu allen vorgedrungen das Riku wieder Singel war, aber woran sollte ich mich stören? Ich würde ihm meine Meinung geigen und danach nicht mal mehr mit dem Arsch anschauen.

Ich war absolut durch damit, dem Kerl hinterher zu trauern!

Er schaute mich an und seine eiskalten Augen blickten in meine, auf seinen Lippen lag ein freches Grinsen was meine Wut nur noch mehr schürte. Es brachte mich regelrecht zum kochen.

„Ich fordere dich zum Kampf heraus.“, erwiderte ich monoton und mit fester Stimme. Er kicherte bloß, schüttelte seinen Kopf und grinste mich erneut überlegen an, „Wenn du unbedingt willst“, erwiderte er und ging einige Schritte zurück um sich in Kampfstellung zu begeben.

Ich tat es ihm gleich, funkelte ihn an, er sollte meinen Hass und meinen Zorn fühlen, er sollte bemerken dass ich wusste was er getan hatte. Nachdem sich alle anderen in Kampfstellung begaben, ertönte ein lautes Pfeifen von Mr. Terra und der Kampf begann.

Riku preschte sofort auf mich zu, normalerweise war dies gar nicht seine Art, er wartete normalerweise auf den richtigen Augenblick und schlug dann zu, doch dieses Mal war er ganz anders. Ich hielt meinen Königsanhänger schützend vor meinen Körper und blockte Rikus angriffe ab. Er schlug auf fester zu als sonst. Dabei hatte er mich schon früher nicht geschont und mich eiskalt zur Schnecke gemacht, obwohl wir ein Paar waren.

Zum einen fand ich es aber auch fair, weil ich nur so besser werden konnte. Gut genug um ihm heute all das was er mir angetan hatte zurück zu zahlen!

Ich riss mein Schwert nach oben und schleuderte Rikus nächsten Direktangriff zurück um meine Chance zu nutzen und ihn anzugreifen.

Daneben.

Er machte einen Flickflack um mir auszuweichen. Noch etwas was Riku zu keinem leichten Gegner machte, er war extrem sportlich und gelenkig. Erneut stürmte er auf mich zu um mich anzugreifen. Ein Grinsen huschte über meine Wangen. Es amüsierte mich, dass er sich von mir so dazu leiten ließ, seinen ganzen Kampfstil umzukrempeln. Ich wich seinem Angriff mit einer schlichten Drehung, schräg zur Seite aus und schwang mein Königsanhänger in seine Kniekehlen, sodass er nach vorne umkippte und zur Boden fiel. Dabei verlor er sein Schwert und warf mir zwischen zerzausten Haarsträhnen einen wutentflammten Blick zu. Es amüsierte mich und ließ mein Grinsen breiter werden, was ihn allerdings nur noch mehr dazu anstachelte auf mich zuzurasen. Es hagelte Angriffe von Seiten Rikus. Er überlegte nicht mehr, kämpfte ohne Taktik, wollte einfach nur eine Genugtuung sehen, doch diese Blöße gab ich ihm nicht. Ich legte eine Hand an das Ende der Klinge und riss ihm unerwartet seines aus der Hand, erschrocken Blickte er mir entgegen, ich rannte auf ihn zu und wollte ihn an der Schulter treffen, doch ich war zu langsam. Sein Schwert hatte wieder zurück in seine Hand gefunden und blockte meinen Angriff.

So ging es eine halbe Ewigkeit weiter, unsere Klingen trafen aufeinander und das Metall klirrte bei jeder Konfrontation. Ich wusste nicht wie lange das noch so gehen würde, doch ich würde ihn ganz bestimmt nicht diesen Triumph geben!

Nein!

Ich wollte ihm zeigen, wie wütend ich war, wollte ihm zeigen, dass nicht ich es war, der schwach oder verletzlich war, sondern er.

Erneut hatte ich ihn zu Boden gebracht, er rappelte sich schnell wieder auf und beschwor erneut sein Schwert um meinen Angriff zu blocken, doch Fehlanzeige. Ich täuschte einen Angriff vor, rollte mich zur Seite ab und stand schneller neben ihm als er gucken konnte, ich holte aus und wollte ihn gerade mitten in den Rücken treffen, als mein Schwert sich wie von selbst zur Seite riss und nur seinen Arm streifte.

Der Stoff seines Shirts riss auf und eine rote Flüssigkeit floss in Strömen seinen Arm herunter. Riku schrie kurz schmerzhaft auf, fiel dann auf seine Knie und hielt sich schmerzend den Arm.

Mein Schlüsselschwert verschwand und ich stand wie versteinert hinter Riku und schaute auf ihn herab.

Alle Blicke waren plötzlich auf uns gerichtet und wie in Zeitlupe rannten alle an mir vorbei, zu Riku.

Ich bekam nur am Rande mit wie Terra einige orderte einen Krankenwagen zu rufen. Einen Krankenwagen? Hatte ich ihn etwa so stark verletzt? Die Stimme der Vernunft in mir machte sich nun bemerkbar und hielt mir vor, wie Leichtsinnig und unüberlegt ich eigentlich gehandelt hatte.

Plötzlich rüttelte jemand an meiner Schulter und holte mich in die Realität zurück: „-ora! Sora!“

„Huh? Was?“, fragte ich verwirrt und löste mich aus meiner Trance.

„Was ist denn passiert… dir steht der Schock ja ins Gesicht geschrieben!“, hörte ich Demyx, der mir eine Wasserflasche reichte und mich auf eine der Bänke runter drückte.

„Ich… war so wütend…“

„Hast du das mit Absicht gemacht?!“

„Ich… glaube schon…“, antwortete ich und war mir bei meinen Worten nicht ganz sicher. Ich hätte auf Kairi hören sollen, schimpfte ich mich selbst.

„Trink‘ erst mal einen Schluck“, erwiderte Demyx und hielt mir erneut die Wasserflasche vor die Nase. Terra kam auf uns zu gestapft und der wütende Blick stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Was ist hier passiert?!“, schrie er aufgebracht, doch ich antwortete nicht. Stattdessen meckerte er weiter und maulte herum. Ich realisierte es noch nicht einmal richtig.

Das einzige was ich raushörte war: „Du bist aus dem Team geschmissen!“

„Was?!“, beschwerte sich Demyx sofort anstatt ich selbst, „Das können sie doch nicht tun!“

„Und wie ich das kann! Wie oft habe ich euch eingetrichtert das ihr verdammt noch mal aufpassen sollt!“

„Oft genug, aber Unfälle passieren…!“

„Es war kein Unfall…“, gab ich still von mir und ja… ich hatte mich voll und ganz von meinen Gefühlen leiten lassen und hatte Riku schwer verletzt. Es zu leugnen schien mir in meinen Augen als sinnlos.

Terra warf mich darauf hin aus der Gruppe. Ich sei eine zu große Gefahr, meinte er, ich könnte Riku ja erneut angreifen.

Wenn ich das wirklich wollte, würde ich es ganz bestimmt nicht mehr im Training tun.

 

Den Rest des Tages rauschte an mir vorbei.

Ich musste immer wieder ans Training denken und mir wurde eigentlich klar, dass mich etwas in meinem Königsanhänger daran hinderte Riku noch schlimmer zu verletzen.

Vermutliche spürte es dass ich eigentlich gar nicht so brutal sein wollte…

Danke… Königsanhänger…

Kapitel 6: Ohne diese ganzen Idioten, wäre die Welt doch langweilig

~Roxas~

 

Meinen Milchshake schlürfend hörte ich Xion über alle möglichen Themen, mehr mit sich selbst, als mit uns plappern, bis sie ein Thema anschnitt, bei dem ich meine Ohren spitzte… Sora und Riku.

„Ich hab‘ ein wenig rundgefragt und mit Kairi gesprochen… wisst ihr das Kairi mit der ganze Sache eigentlich nichts am Hut hatte?“, stellte die Schwarzhaarige die Frage in den Raum.

Ich blickte sofort interessiert zu ihr rüber und warf ihr einen fragenden Blick zu.

„Ja! Sie hat mir erzählt wie es war… es war alles Rikus schuld…! Er hat sich nicht getraut mit Sora richtig Schluss zu machen und hat deswegen mit Kairi rumgemacht!“, mein Milchshake fiel mir aus der Hand und ich starrte Xion geschockt an.

„Das ist jetzt nicht dein ernst oder?!“, fragte ich aufgebracht und warf mein Getränk beinahe zu Boden.

In mir staute sich Wut an… wie konnte Riku nur so verdammt hinterhältig und feige sein?!

Das ist ja wohl das allerletzte, was man abziehen kann! Da wäre es ja besser gewesen ihm eine SMS zu schreiben!

Wie sehr er Sora damit verletzt, war ihm anscheinend auch egal, wie konnte ein Mensch bitte so gleichgültig sein?!

„Rox? Was hast du denn?“, fragte Axel und unterbrach meine Gedankenstränge. Meinen Becher hatte ich zerdrückt und der restliche Inhalt lief über meine Hand.

„Es macht mich nur wütend…“, gestand ich ganz offen. Ich konnte es ja schlecht leugnen.

„Wieso eigentlich? Liegt dir so viel an dem kleinen Wirbelwind oder hat sich da wer verguckt?“, stachelte Axel mich an. Mit einem Mal schoss mir das Blut in den Kopf und ich versuchte seinem stechenden Blick auszuweichen.

„Hab‘ ich nicht! Wie kommst du auf solche bescheuerte Ideen Axel?“, widersprach ich und blähte meine Pausbacken auf und fing an eingeschnappt zu schmollen.

„Seit wann bist du denn schwul Roxas?“, fragte Xion plötzlich total erstaunt und schaute mich fragend an.

„Ich bin nicht schwul!“, stellte ich sofort klar. Oh Gott, Axel! Irgendwann würde ich ihn dafür noch mal umbringen! Irgendwann!

„Dann erklär‘ mir mal deine plötzlich auftauchende Röte.“, grinste der Rothaarige von einem Ohr zum anderen, „Oder liegt das vielleicht an mir?“, triezte er mich weiter.

„Axel! ICH. BIN. NICHT. SCHWUL!“, schrie ich schon beinahe den ganzen Laden zusammen. Wieso musste er mich immer dermaßen aufziehen? Und so was hast du als besten Freund, dachte ich mir während ich immer noch schmollend, eine Ecke des Raums, in die Verdammnis starrte.

„Aber mal ernsthaft… gibt es da wen in den du dich verguckt hast, Rox?“, fragte Xion und schaute mich gespannt an. Ich musste einmal schwer seufzen bevor ich kopfnickend bejahte und Xion sofort ein „Ich wusste es!“, hervor brachte.

„Wer ist die Glückliche? Oder ist es vielleicht doch ein er?“, grinste mich Axel schief an und erntete von mir nur einen genervten Blick.

„Axel… du darfst aufhören.“

„Schade… dabei wurde es gerade erst lustig“, kicherte er und steckte sich seinen Strohhalm zurück in den Mund und schlürfte an seinem Getränk.

„SIE hat braune Haare und blaue Augen…“, beschrieb ich Sora und steckte ihn einfach mal in eine Mädchenrolle. Irgendwie gemein, aber ich wollte mich, obwohl sie meinen besten Freunde sind, noch nicht vor ihnen outen und vor allem nicht damit, dass ich in Sora verknallt war.

„Und weiter? Wie heißt sie? Kennen wir sie? Geht sie auf unsere Schule?“, löcherte Xion weiter. Ich verdrehte bloß meine Augen und ging danach auf ihre Fragen ein, „Sara… und nein ihr kennt sie nicht… und sie geht auch nicht auf unsere Schule.“, seufzte ich schwer.

„Hast dir wohl mit Absicht niemanden von hier ausgesucht, huh?“, fragte Axel in seinen Becher stochernd, als wollte er die restliche Sahne erstechen.

„Wo die Liebe hinfällt.“, antwortete ich bloß knapp und hoffte sie würden das Thema nun endlich fallen lassen.

                                                                      

Nach dieser, für mich, höchst peinlichen Aufklärungsrunde, ließen mich die beiden wenigstens in Frieden, sodass ich mich auch ja nicht weiter aufregen konnte, denn Axel hätte es beinahe auf die Spitze des Eisbergs getrieben.

Wir redeten noch eine halbe Stunde bevor sich unsere kleine Runde auflöste und jeder seines Weges ging. Axel musste zu seinem Job, Xion zu ihrer Klavierstunde und ich? Ich machte mich auf den Heimweg, da ich absolut nichts hatte worin ich sonderlich begabt und gefördert wurde, so wie andere Kinder die Nachmittags, entweder in AGs oder nicht von der Schule aus, irgendeine Freizeitaktivität betrieben.

Ich wollte gerade die Einkaufsmeile verlassen, als ich plötzlich Demyx und einen etwas aufgelösten Sora den Weg entlang laufen sah und mich in einer kleinen Gasse versteckte.

Was war denn passiert, dass Sora um die Uhrzeit noch hier unterwegs war? Er hatte doch normalerweise Schlüsselschwert-Training und danach aus… aber ihm stand der Schock ins Gesicht geschrieben, als hätte er ein Gespenst gesehen.

Was war bitte meinem armen Sora passiert? War Riku wieder daran schuld?!

Ich traute mich aus meinem Versteck und tat so als würde ich ganz zufällig gerade vorbei kommen und verwickelte die beiden, oder eher Demyx, in ein Gespräch, damit ich endlich erfuhr, was mit dem armen Braunhaarigen geschehen war.

„Wieso ist Sora denn so abwesend?“, fragte ich den Blonden mir gegenüber ganz direkt, da Sora mit seinen Gedanken, schon wieder ganz anders zu sein schien. So nachdenklich kannte ich ihn gar nicht!

„Er hatte Riku zu einem Kampf herausgefordert…“, fing der Musiker an und ich malte mir bereits die schlimmsten Szenarien aus. Wild hoppte mein Bein vor Nervosität auf und ab und ich hoffte Demyx würde seine dramatische Pause bald beenden.

„Die beiden hatte eine lange Rangelei die damit endete, dass Sora Riku ganz schon an der Schulter getroffen hatte!“

„Er… hat was?“, fragte ich überrascht da ich meinen Ohren gar nicht traute. Unser lieber, kleiner Sora konnte noch nicht einmal einer Fliege was zu leide tun und dann soll er Riku verletzt haben?

„Und die Wunde schien ganz schön tief zu sein, das wird bestimmt ‘ne richtig fette Narbe geben!“, berichtete Demyx, „Ich wollte den Kleinen ein bisschen mitnehmen, weil er aussah als würde er jeden Moment umfallen.“

„Danke Demyx… das war wohl eine gute Idee von dir…“, stimmte ich ihm zu. Sora schien ganz blass um die Nase zu sein.

„Willst du was essen Sora?“, fragte ich ihn, doch er schüttelte bloß den Kopf und schaute immer noch etwas geistesabwesend auf den Boden. Was war denn bloß los mit ihm?

„Leute… ich geh‘ nach Hause.“, erhob sich der Braunhaarige und verschwand einfach ohne ein weiteres Wort. Nicht sicher ob, es eine gute Idee war ihn alleine los zu schicken, sprang ich auf und wollte ihm hinterher, doch Demyx hielt mich am Arm zurück und schüttelte bloß mit dem Kopf.

„Ich  denke er brauch‘ einfach Zeit zum Nachdenken… immer hin war das ein ganz schöner Schock für ihn… er war sich über seine Kräfte wohl vorher nicht wirklich im Klaren und auch nicht darüber das er zu so etwas fähig ist jemanden schwer zu verletzen.“, erklärte er.

„War die Wunde wirklich so tief?“

„Es hatte ganz schön geblutet… und sie haben einen Krankenwagen gerufen, also wird es bestimmt was Ernsteres gewesen sein.“

„Hmh…“, antwortete ich bloß nickend, stand auf und verabschiedete mich von ihm.

„HEY! … LÄSST MICH JETZT ALLEINE?! … ROX‘! … HEEEY!!!“, schrie der Ältere mir hinterher während er immer noch beim Café saß und alle um ihn herum ihn komisch anschauten.

Ich drehte mich zu ihm um und warf ihm einen verständnislosen Blick zu, konnte aber nicht anders als zu lachen.

„DU BIST EIN GANZ SCHLECHTER FREUND SAG‘ ICH DIR!“, rief er.

„WIR SIND FREUNDE?!“, fragte ich immer noch lachend.

„NATÜRLICH!“, antwortete er.

„DEMYX?! DU BIST EIN IDIOT!“, schrie ich immer noch über den Platz und ignorierte die Blicke der anderen Passanten.

„ICH WEIIISS!!!“, rief er und war mittlerweile auch aufgestanden um zu gehen.

So ein Vollidiot, aber ich musste unweigerlich lachen!

Kapitel 7: Sexualkunde

~Sora~

 

Ein neuer Tag, neue Gedanken, neue Taten.

Mit diesem Hintergedanken quälte mich aus meinem Bett, doch sobald ich es verlassen hatte, hätte ich mich am liebsten zurück in meine Decke gekuschelt. Reue machte sich in mir breit, genauso wie gestern den ganzen Tag über, doch deswegen Schule schwänzen… lieber nicht… Vanitas würde mir wieder ins Gewissen reden und mir eine Standpauke halten, würde ich mich jetzt krank stellen.

Ich zog mehr oder weniger lustlos  meine Schuluniform über und fuhr mir einmal durch meine Haare, die in alle Himmelsrichtungen abstanden. Danach tapste ich die Treppen hinunter in den Flur und machte mich bereit für die Schule. Großartigen Hunger auf Frühstück hatte ich weniger und ließ es ausfallen… ich würde mir wahrscheinlich wieder etwas in der Schulkantine kaufen, auch wenn das Essen miserabel schmeckte.

Vor der Tür erwartete mich zu meiner Überraschung Kairi.

Ich schaute sie einige Sekunden perplex an bevor ich realisierte, dass wir uns gestern so etwas wie… vertragen hatten. Zumindest konnte ich ihr die Schuld an dem ganzen elend nicht geben, da sie mehr oder weniger unfreiwillig daran beteiligt gewesen war.

„Guten Morgen~!“, trällerte sie fröhlich und strahlte über das ganze Gesicht.

„Morgen…“, brachte ich nur muffelig hervor und hoffte sie würde mich mit ihrer Euphorie an diesem Morgen nicht erschlagen, denn mir war gar nicht danach zu mute.

Den ganzen Schulweg über plapperte sie wild drauf los und erzählte mir von Dingen, die sie mir die ganze Zeit, in der ich dachte sie hätte was mit Riku am Laufen, nicht berichten konnte. Unter anderem eine Kleinigkeit über Roxas.

„Xion hat mir gestern was Interessantes erzählt… wusstest du das Roxas die ganze Zeit heimlich in ein Mädchen namens Sara verknallt war und immer noch ist? Niemand kennt sie… ich frag‘ mich wo er sie kennen gelernt hat.“, grübelte sie vor sich hin.

„Das ist ja schön… ich hoffe die beiden werden glücklich…“, brachte ich bloß knapp heraus. Ich hatte an diesem Morgen absolut keine Lust über Beziehungen oder dergleichen zu reden. In mich hineinseufzend, hätte ich mich für diesen Gedanken wieder schlagen können, ich sollte endlich aufhören rum zu jammern und mich damit abfinden… doch stattdessen verletzte ich meinen Exfreund und blase die ganze Zeit Trübsal. Das passte doch sonst nicht zu mir, warum konnte ich das nicht einfach hinter mir lassen?

„… vielleicht heute Nachmittag?“, nahm ich die letzten Brocken von Kairis Satz war.

„Huh? Öhm… tut mir leid… ich hab‘ grad nicht zugehört.“, antwortete ich ihr und kratze mich verlegen am Hinterkopf und sah sie entschuldigend an. Sie schüttelte stattdessen nur mit ihren Kopf und grinste mich an. „Ich hab‘ gefragt ob du Lust hättest die Tage mal was zu unternehmen, du musst mal aus deinem Trott raus kommen und mal wieder was machen… man sieht dich gar nicht mehr grinsen…“, zum Ende des Satzes wurde sie etwas leiser und schaute etwas traurig zu Boden.

„Tut mir leid… ich wollte niemandem Sorgen bereiten…“, entschuldigte ich mich… wenn es Kairi schon so ging, dann machten sich die Anderen vielleicht auch solche Sorgen… ach man, das war doch gar nicht meine Absicht!

„Ich würde sehr gerne etwas unternehmen… kann ich ein paar Freunde mitnehmen?“, fragte ich sie und schaute hoffnungsvoll in ihre Augen. Zu gerne würde ich Roxas, Axel und Xion mitnehmen.

„Öhm… natürlich… wen denn alles?“, fragte sie mit großen Augen.

Ich setze ein grinsen auf und kicherte: „Roxas, Axel und Xion… ich hab‘ mit den Dreien in den letzten Tagen viel Zeit verbracht und ich mag sie wirklich gern.“

„Gut… dann ist es beschlossene Sache! Wir haben ja bald Sommerferien… wie wär’s wenn wir es da machen?“

„Gute Idee!“, grinste ich übers ganze Gesicht. Mir gefiel der Plan. Ein Tag am Strand zusammen mit meinen besten Freunden… das würde ein schöner Tag werden.

Meine Gedanken wurden von der laut schellenden Schulglocke unterbrochen und zwang mich dazu mich in Bewegung zu setzten, Richtung Biologie Hörsaal.

Wenn ich ehrlich war hatte ich absolut keine Lust auf Biologie… wir würden ab heute ein neues Thema anfangen und für die Zeugnisnote wie immer ein Referat auf den letzten Drücker präsentieren müssen wofür wir dann… eine weniger gute Note bekommen würden.

Wie konnte man da bitte gut in Biologie sein? Ich war ja sowieso schon ein ausschließlich durchschnittlicher Schüler und dann brummten uns die Lehrer auch noch so einen Mist auf.

Ich lief gemeinsam mit Kairi zu den Hörsälen und schlossen uns dem Grüppchen von Roxas an. Die gesamte Klasse war in mehrere typische Gruppen von Freunden und Bekanntschaften aufgeteilt.

Da wären zum einen die Barbie-Püppchen die wie verrückt auf ihre Kilos achteten, zehn Kilo Schminke im Gesicht trugen – wobei ihre ach so tolle Diät nicht wirklich viel brachte – und auf ihren viel zu hohen Absätzen in der Gegend herumstöckelten und dabei versucht sexy mit ihrem Hintern hin und her zu wackeln… Gott sei Dank war ich schwul.

Dann kamen wir zu den absoluten Strebern, für die das Wort „Freizeit“ ein Fremdwort war und sie pausenlos vor ihren Büchern hockten, im Grunde waren sie eigentlich ganz okay… wenn sie meist nicht so schrecklich langweilig wären und mit ihrer komplizierten Fachsprache um sich warfen.

Eine meiner Lieblingsgruppe waren die potenziellen Sitzenbleiber… sie pöbelten rum, gingen so ziemlich jedem mit ihrem Verhalten auf die Nerven, prügelten sich ständig und warfen in einem furchtbaren Deutsch mit Schimpfwörtern um sich, wobei sie sich dann cool fühlten… ach ja… und ihre absolut beste Eigenschaft: Auf den Boden rotzen. Wir liebten es doch alle!

Ich machte mir so meine Gedanken über unsere Klasse und deren… wundervolle… „Gemeinschaft“ und bemerkte gar nicht wie unser Biologielehrer um die Ecke bog und in schnellen Schritten die Tür ansteuerte. „Guten Morgen.“, begrüßte er uns und ließ uns dann in den Saal wo wir uns endlich unserem Unterricht widmen konnten.

Für einige, zu denen ich auch zählte, eine weniger tolle Beschäftigung, da ich in Biologie eine absolute Niete war und unser momentanes Thema forderte mich mehr als genug.

Krankheiten…

„Heute beginnen wir mit einem etwas abgeleiteten Thema und zwar… Geschlechtskrankheiten.“

Na toll, das hört sich ja vielversprechend an.

„Wir schauen uns als allererstes einen Film dazu an, dann erklär ich noch ein bisschen was und beantworte eure Fragen.“

Oh super… Fragen… das werden bestimmt total reife Fragen sein… wir sitzen hier ja auch in keiner elf, sondern im Kindergarten wo man über 69 lacht.

„Und danach werde ich euch in Gruppen einteilen und ihr werdet dann in Partnerarbeit, ein kleines Referat bis nächste Woche vorbereite, was ihr uns dann präsentieren werdet.“

SUPER! Das wird so toll!

Ich schlug meinen Kopf auf die Tischplatte und versuche meinen Frust zurück zu halten und als wäre das ganze Elend noch nicht genug, fügte Mr. Zexion noch einen weiteren Satz hinzu.

„Die Präsentationen die ihr vorbereiten werdet werden sich mit dem Thema Verhütung und Schutz gegen Geschlechtskrankheiten befassen. Das Thema verteile ich an euch, also gibt es keine Zankerei!“, ich hoffte so sehr das diese Stunde bald einfach ein Ende finden würde.

 

Der Film ging, Gott sei Dank, nicht besonders lange und außer das ein paar von den potenziellen Sitzenbleibern, hin und wieder, lachten, überstanden wir diesen auch größtenteils unversehrt, was so viel heiß wie: Mein Kopf machte keine erneute Bekanntschaft mit der Tischplatte.

Mr. Zexion fing danach einige Themenpunkte genauer zu erklären, wobei ich bloß halb zuhörte, da mich das Thema nicht wirklich interessierte und ich vor allem die dämlichen Witze meiner Klasse einfach verdrängen wollte.

„So… habt ihr sonst noch irgendwelche Fragen?“

Nein!

„Gut… das nehme ich mal als nein… ich lese euch dann mal die Liste vor, wer mit wem zusammen arbeitet und welches Thema.“

Oh… ich musste ja wieder aufpassen.

Er verkündete laut die Namen und hörte einige wie sie genervt aufstöhnten und andere die sich wiederrum über ihren Partner freuten, bis auch ich meinen Namen zu hören bekam.

„Xion und Roxas, Diaphragma, Sora und Riku, Kondome…“ „WAS?!“, schrie ich entsetzt auf. ICH und RIKU?! Nie im Leben! NUR über meine Leiche, würde ich mit IHM ein Referat zusammen machen!

„Passt ihnen dabei etwas nicht Herr Hikari?“, fragte unser Lehrer und schaut mich skeptisch an, da ich ohne es wirklich zu realisieren, aufgesprungen war und mit den Händen auf den Tisch gehauen hatte.

„Ich werde mich nicht bereit erklären, mit Riku zusammen zu arbeiten.“, brachte ich nun in einem etwas angemesseneren Ton raus und biss die Zähne zusammen, da ich schon wieder spürte wie in mir die Wut zu kochen begann.

„Es kann nicht jeder eine Extrawurst bekommen, Sora.“

„Ich weiß, aber aus persönlichen Gründen, möchte… oder besser kann, will und werde ich nicht mit ihm zusammen arbeiten!“, erklärte ich und blieb stur. Mit diesem Vollhorst würde ich ganz bestimmt nicht arbeiten… da war mir eine sechs lieber!

Mr. Zexion seufzte einmal schwer schaute auf seine ach so tolle Liste und trug ein paar Änderungen ein: „Gut… das Thema bleibt und sie arbeitest mit Roxas zusammen… ist es ihnen so Recht?“

„Ja.“, war meine schlichte Antwort und ließ mich wieder auf meinem Stuhl nieder.

Am Ende der Stunde bekamen sowohl ich als auch Roxas einen Zettel in die Hand gedrückt wo notiert war, auf welche Fragen und Fakten wir in unserem Referat eingehen sollten um eine möglichst gute Note zu bekommen.

Ich seufzte schwer auf. Wieso mussten wir in der elften Klasse noch so ein Thema behandeln?

„Sora? Wann wollen wir uns denn treffen um an dem Referat zu arbeiten?“, holte mich Roxas aus meinen Gedanken.

„Ähm… wir wär’s mit dem Wochenende?“, fragte ich.

„Gut… besorgst du ein Plakat und ich kümmer‘ mich um den Rest?“

„Rest?“, fragte ich verwirrt.

„Hier.“, er deutete auf einen Stichpunkt des Blattes und las ihn laut vor, „ ‚Wenn möglich, bitte für Beispiele sorgen‘ das heißt irgendwer muss die Dinger kaufen.“

„Oh… okay, wenn du dich darum kümmern möchtest?“

„Klar“, erwiderte er sofort strahlend und wir machten uns auf den Weg zur Cafeteria. 

Kapitel 8: Schicksalhafte Bedingungen

~Roxas~

 

Ich stand nun vor dem Regal im Discounter und starrte etwas überfordert auf die Produkte.

Warum hatte ich mich bloß freiwillig bereit erklärt diese verdammten Kondome zu kaufen? Ach ja… richtig… weil ich Axel vorgaukeln wollte, den Rest der Packung für „Sara“ zu behalten. Unweigerlich schlich sich mir ein Bild von mir und Sora in den Kopf, weshalb er augenblicklich eine rote Färbung annahm.

Was denkst du da schon wieder Roxas?! , schimpfte ich mich selbst und versuchte mich mehr auf das Regal als auf meine Gedanken zu konzentrieren. Was es alles für verschiedene Sorten gab… ich griff einfach nach eine nächstbeste Packung und stellte mich an die Kasse. Die Kassiererin zog die kleine Packung über den Scanner und nannte mir den Preis, wobei ich allerdings bloß einen vielsagenden Blick der Kassiererin erntete und ich wusste auch wieso, auf der Packung die ich blind gewählt hatte stand in wunderbar großer Schrift „XXL, extra feucht“.

Warum konnte das Schicksal mich nicht einmal vor peinlichen Situationen verschonen?

Natürlich nicht…                                                                                                                                                

Ich bezahlte die verdammten Kondome und vergrub sie danach ganz tief in meiner Jackentasche und machte mich sofort auf den Heimweg. Kann es die Frau nicht einfach einen feuchten Dreck interessieren? , fragte ich mich etwas verzweifelt.

Noch dazu war ich verdammt nervös. Es war das erste Mal das Sora bei mir offiziell zu Besuch war und wir waren nicht wie sonst an irgendwelchen öffentlichen Orten, nein, wir waren in meinem winzigen Zimmer mehrere Stunden zusammen. Dieser Tag würde mich so umbringen!

Ich schloss die Haustür auf und verkroch mich mit meinem hochroten Kopf sofort in meinem Zimmer. Die Kondome steckte ich in irgendein Regal, schmiss mich auf mein Bett und atmete tief durch.

Ganz ruhig Roxas… es wird schon nichts passieren, versuchte ich mich selbst zu beruhigen und schloss konzentriert die Augen. Meine Gedanken wurden allerdings von einem Klopfen an meiner Zimmertür unterbrochen.

„Rox?“, mein Bruder streckte seinen Kopf fragend durch den Türspalt.

„Was ist denn Ven?“, fragte ich, meine Augen immer noch geschlossen.

„Du bist heute Morgen ohne Frühstück abgehauen und ich wollte fragen, ob du Hunger auf Omelett hättest, dann würde ich dir was mit machen.“

„Ähm… danke, aber… Sora müsste jeden Moment da sein, ich verzichte.“, gab ich meinem Bruder als Antwort. Dieser zuckte bloß mit den Schultern und verschwand mit dem Kommentar: „Mehr für mich.“

Ja… Sora würde gleich da sein und ich hatte keinen blassen Schimmer wie ich diesen Tag überleben sollte! Ihn aus der Ferne anzuhimmeln ist ja die eine Sache, aber ihn so nah bei mir zu haben eine andere!

Mein Atem glich einem hyperventilieren und mein Herz klopfte schmerzhaft gegen meine Brust.

Nur ruhig Roxas… bereite einfach schon mal alles vor… hol die Bücher raus und die Plakatstifte… das wird dich bestimmt beruhigen, redete ich mir selbst verzweifelt ein und machte mich daran meinen Gedanken Folge zu leisten.

 

Es war bereits über eine Stunde her seit dem alle Bücher auf der richtigen Seite aufgeschlagen war und ich alle Materialien vorbereitet hatte und Sora war immer noch nicht da. Nervös schaute ich auf meine Uhr, drehte ein paar Runden von meinem Schreibtisch zu meinem Bett, von meinem Bett zu meinem Schrank und von meinem Schrank zu meinem Schreibtisch um erneut auf die Uhr zu schauen und festzustellen das noch nicht mal eine Minute vergangen war.

Dieser Vorgang wiederholte sich gefühlte tausendmal bis ein Klingeln an der Haustür mich aufquieken ließ. Ich raste die Treppe hinunter zur Tür und öffnete sie freudestrahlend, als ein entschuldigend drein blickender Sora, sich am Hinterkopf kratze und mich schief angrinste.

„‘Tschuldigung… ich hab‘ ein wenig gebraucht um euer Haus zu finden.“, begrüßte er mich und unterstrich es mit einem leisen kichern.

„A-aber du warst doch schon mal hier.“, stellte ich fest und auf die Wangen des Braunhaarigen legte sich ein roter Schleier.

„Na ja… damals war es so dunkel… und bei Tag sieht alles ganz anders aus.“, rechtfertigte er sich und schmollte ein wenig. Dabei sah sein Gesicht so süß aus mit den roten Bäckchen das ich einfach lachen musste und ihn ins Haus schob. „Hast du Hunger… oder Durst? Dann hol‘ ich noch schnell was aus der Küche.“, fragte ich, doch Sora schüttelte bloß mit seinem Kopf, wobei seine stacheligen Haare von seiner Bewegung mitgerissen wurden und hin und her wackelten.

Ich führte ihn hoch in mein Zimmer, wo bereits alles fertig vorbereitet war. Sora stellte das Plakat, welches er gekauft hatte in eine Ecke ab und beäugte mein Zimmer noch einmal ganz genau, als wäre er noch nie hier gewesen.

„So… womit fangen wir an?“, stellte ich die Frage in den Raum, nachdem ich mich auf meinen Schreibtischstuhl fallen ließ.

„Hmmm…“, brummte er nachdenklich vor sich hin, „Wie wäre es mit der Einteilung?“

„Gute Idee“, erwiderte ich, schnappte mir ein Buch und überflog kurz den Text, „Würdest du lieber darüber reden wie man es benutzt oder wovor es schützt… … . . .?“, fragte ich Sora, dem es wie ein Kloß im Hals stecken blieb.

„Keins von beidem“, stellte er klar, wobei ich grinsen musste. „Tut mir leid, Kleiner… irgendwas musst du machen.“, grinste ich ihn frech an.

„I-ich bin nicht klein!“, schmollte er und seine Wangen nahmen schon wieder so einen süßen Rotton an. „Kleiner als ich.“, legte ich ein selbstsicheres, schiefes Grinsen auf, wobei er sofort aufsprang und in den Schubladen meines Tische nach etwas suchte, als er schließlich die Kondome fand.

„Wofür sind die denn?“, fragte er mich skeptisch anblickend, „Axel hatte da ja irgendwas von einer ‚Sara‘ erwähnt, aber nicht das da was läuft.“, ich musste mich zurückhalten meine flache Hand nicht gegen meine Stirn zu dotzen.

„Sora… die sind für das Referat.“, erklärte ich kopfschüttelnd, „Ich hab‘ doch gesagt ich kümmer‘ mich darum.“

Hatte er mir eigentlich zugehört?

„XXL, extra feucht… Rox?“

„Ich hab‘ wahllos nach einer Packung gegriffen okay?! … Ich hab‘ dabei nich‘ hingeguckt.“, rechtfertigte ich mich und spürte sofort wie sich ein leichter Rotschimmer auf meine Wangen legte, verdammt! Ich entriss ihm die Packung und warf sie zu dem anderen Schulkram der in meinem Zimmer verstreut war. „Wonach hast du eigentlich gesucht?“

„Einem Messband oder so was…“, antwortete er.

„Du willst es wirklich schwarz auf weiß?“, grinste ich. Mein Gegenüber nickt mir nur entschlossen entgegen und so ging ich schnell in die Werkstatt meines Vaters um mir einen Zollstock zu holen.

„So… stell dich mal an die Wand, Sor-Sor.“, „Sor-Sor?“, schaute er mich nur perplex an.

„Ist doch ein süßer Spitzname, findest du nicht?“, triezte ich ihn ein wenig. Ja ich hatte meinen Spaß daran. Nachdem ich den Zollstock ausgeklappt hatte und ihn an die Wand hielt, stellte sich Sora kerzengerade hin und ließ mich seine Größe messen. „1,69m“

„Gut… jetzt du!“, kommandierte er und wir wechselten die Plätze.

„Und?“

„1,74m…“

„Ich hab’s dir gesagt!“, grinste ich zufrieden. Erneut erntete ich ein trotziges Schmollen des Braunhaarigen und verkniff es mir auch nur zu kichern.

Nachdem ich ihn wieder Arbeitstüchtig gemacht hatte, fragt mich nicht wie ich das zu Stande gebracht habe, arbeiteten wir an unserem Referat weiter und wurden sogar, nach einigen Stunden intensiven Arbeitens, fertig. Stolz betrachteten wir unser Werk: die Überschrift war etwas schief und das eine Mal hatte ich mich mit dem Edding  verschriebe, aber ansonsten waren wir damit recht zufrieden.

„So… und was machen wir nun?“, fragte ich in die Stille hinein.

„Na ja… meine Mutter erwartet mich erst in zwei Stunden… also könnten wir ja noch was zusammen machen!“, sagte er euphorisch und seine Augen fingen an zu glitzern.

„Wie wär’s mit ‘ner Runde Mario Kart?“, fragte ich grinsend. Er nickte bestätigend und wir eilten hinunter ins Wohnzimmer wo unsere Wii stand.

Früher hatten wir oft damit Familienabende veranstaltet, doch dann hatte sich alles geändert… etwas wehmütig drückte ich auf den Knopf der Konsole, schaltete den Fernseher ein und sah schon die Warnungsanzeige auf dem Bildschirm. Ich tippte sie mit der Fernbedienung weg und legte die passende CD ein.

Sora hatte es sich bereits auf dem Sofa gemütlich gemacht und grinste von einem Ohr bis zum anderen. Ich warf ihm eine der Fernbedienungen der Konsole zu und etwas verwirrt und überrascht warf er sie von einer Hand in die andere, bis er sie fest umklammerte. Ein kleinlautes Kichern drang über meine Lippen und der Blauäugige schmollte zum hundertsten Mal an diesem Tag.

Währenddessen startete ich das Spiel und ließ mich neben ihn auf das Sofa fallen.

„Hmmm… machen wir eine Wette.“, erwiderte Sora herausfordernd. Ich zog meine Augenbrauen zusammen und warf ihm einen verwirrten Blick zu. „Wenn du gewinnst muss ich eine Bedingung deiner Wahl erfüllen, wenn ich gewinne musst du eine Bedingung erfüllen!“

„Um das Ganze ein wenig  spannender zu machen?“, grinste ich ihn entgegen, „Gut… meinetwegen… aber du hast eh keine Chance gegen mich!“, prustete ich, wählte meinen Lieblingsfahrer Yoshi aus und wartete noch auf Sora, der Baby Peach wählte.

Da war der Sieg ja schon fast zu einfach! Wir wählten einen Zufalls-Cup und dazu noch der in dem ich am besten war. Der Tag hatte mies begonnen doch diesmal war das Glück mit mir!

 

Eine halbe Stunde später traute ich meinen Augen nicht. Es stand schwarz auf weiß auf dem Bildschirm, das ich bloß den zweiten Platz gemacht hatte und Sora mit weitem Punktevorsprung auf dem ersten gelandet war.

„Revanche!“, forderte ich und mein Wunsch wurde erhört, doch selbst nach vier weiteren Runden sah es für mich nicht besser aus. Ich hatte von insgesamt fünf Runden, nur eine wirklich gewonnen und eine zweite fast, ich war geliefert und musste mich Sora geschlagen geben… leider.

Und ich hatte eine böse Vorahnung dass mich etwas ganz böses erwarten würde.

„Sieh‘ es ein Roxy… du hast verloren.“, grinste er schelmisch und streckte mir seine Zunge entgegen. Ich schnappte mir eins der Sofakissen und pfefferte es ihm um die Ohren. Sora schaute mich perplex an und war plötzlich total verwirrt.

„Hey! Das war gemei-“, weiter kam er nicht den ich hatte ihm das Kissen schon wieder ins Gesicht gedonnert, „Na warte!“, drohte er, schnappte sich ebenfalls ein Kissen und eine blutrünstigen Kissenschlacht entbrannte. Nach wenigen Minuten lagen wir beide, total ausgepowert auf dem Teppich des Wohnzimmers und keuchten schwer nach Luft.

„Du bist ein ebenbürtiger Gegner.“, lobte Sora mich und grinste.

„Du aber auch.“, gab ich zurück und konzentrierte mich darauf wieder zu Luft zu kommen und meinen Herzschlag zu normalisieren, was jedoch fehlschlug, als ich plötzlich Sora über mir hängen hatte.

„S-Sora?“, stotterte ich und spürte wie mir das Blut in den Kopf schoss. Das war viel zu nah… viel viel viel zu nah! Seine Beine hatte er an meiner Hüfte abgestützt und meinen Kopf hielt er mit seinen Armen gefangen.

„Die Schlacht ist noch nicht vorbei, man sollte immer auf der Hut sein plötzlich angegriffen zu werden.“, eine Ansprache die er bestimmt von seinem Schlüsselschwerttraining hatte! Doch mir brachte es reichlich wenig, da ich nie auch nur eine Kampfstunde hatte.

„Das ist unfair.“, schnaubte ich bloß. Sora grinste mir entgegen und ich konnte nicht anders als auf sein süßes Gesicht zu starren und mich in seinen wunderschönen blauen Augen zu verlieren.

Fast eine halbe Ewigkeit hing mein Blick an ihnen fest, sie schickten mich auf eine Reise. Es fühlte sich an als würde ich über den Wolken schweben und ein wohliges Gefühl breitete sich in meinem Körper aus, würde ich doch nur zu gern, die Distanz zwischen uns brechen, doch das konnte ich nicht.

Ich konnte und wollte Soras Gefühlswelt nicht ins Chaos stürzen, jetzt wo er beinahe über Riku hinweg war und fast wieder der alte war.

So ein Egoist wollte ich nicht sein und sperrte mein Herz zurück, in die hinterste Ecke meiner Gefühlswelt, denn das Verlangen nun einfach über ihn herzufallen war zu groß. Ich nahm gar nicht war wie sich Soras Kopf langsam zu mir herunter senkte und allmählich dieselbe Gesichtsfarbe annahm wie ich. Nur wenige Zentimeter die uns voneinander trennten und sich doch wie Kilometer anfühlten.

Als ich plötzlich ein geräuschvolles Räuspern war nahm, landete ich uhrplötzlich wieder in der Realität und realisierte wie nah Sora mir gekommen war. Meine Wangen färbten sich direkt eine Nuance dunkler und ich richtete mich augenblicklich wieder auf, zog Sora dabei mit mir, wodurch ich ihn allerdings nur auf meine Beine verbannte. Verdammt… hatte ich nicht berücksichtigt dass er sich immer noch über mich gebeugt hatte.

Mein feuerroter Kopf schnellte in die Richtung aus der das Geräusch kam und ich erblickte meinen Bruder der im Bogen zum Wohnzimmer stand und wahrscheinlich viel zu viel von dem Szenario was sich ihm bot mitbekommen hatte. Er grinste wie ein Honigkuchenpferd vor sich hin und konnte sich nur schwer ein kichern verkneifen, als er mein erschrockenes Gesicht sah.

„Du siehst aus wie ein erschrockenes Eichhörnchen, Bruderherz“, kicherte er. Sein Kommentar machte die Situation allerdings nicht wirklich besser.

„Was willst du?“, fragte ich etwas genervter als ich eigentlich wollte und neckend grinste er.

„Ich wollte sehen was ihr beide so treibt, dass es so laut hier unten wurde.“

Mist… die Kissenschlacht hatte ihn angelockt.

„Wie du siehst ist alles in Ordnung.“

„Houh ja! Das sehe ich!“, kurz danach verabschiedete er sich allerdings wieder und darüber war ich auch mehr als froh. Ich rappelte mich vom Boden auf und zog Sora mit mir hoch.

„A-also… wa-was muss ich tun?“, fragte ich mit rotem Kopf ohne auf die vorherige Situation einzugehen. Der Braunhaarige schaute mich erst etwas verwirrt an und verstand gar nicht was ich von ihm wollte, als ihm wieder einfiel das die Wette seine Idee war.

„Hmmm…“, brummte er überlegend vor sich hin und rieb sich an seiner Nase, wobei ich ein begaffen meinerseits unterdrückte, weil er bei dieser Tätigkeit schon wieder so süß aussah. Rikus Handeln konnte ich ganz und gar nicht nachvollziehen! Der Kleine war ein Engel auf Erden! Immer fröhlich und munter, sah nur das Gute in den Menschen und steckte jeden mit seiner Freude und Euphorie an, zwar war er auch tollpatschig, sehr naiv und manchmal etwas dämlich, allerdings machte er dies mit seinem süßen Aussehen wieder wett!

Er war einfach eine absolut liebenswerte und herzensgute Person… wie konnte man nur jemanden wie ihn derartig hintergehen und verletzen? Ich verstand es einfach nicht…

„… Liebe gestehen!“, brachte mich Soras Bedingung plötzlich wieder in die Realität zurück.

„Hm?“, starrte ich ihn nur verwirrt an, weil ich ihm gerade ganz offensichtlich nicht zugehört hatte und mehr in meiner Gedankenwelt vertieft war.

„Du hast mich schon recht verstanden! Geh zu Sara und gesteh‘ ihr deine Liebe!“ 

Kapitel 9: KLEINE Probleme

~Sora~

 

Ich warf meine Schultasche in Richtung meines Schreibtisches und wollte mich gerade an die Hausaufgaben setzen, als ich lautes Kinderlachen von draußen hörte. Etwas verwirrt richtete ich mich wieder auf, schaute aus dem Fenster und entdeckte ein kleines Mädchen in unserem Garten spielen. Sie saß auf der Schaukel und schwang extrem hoch und drohte schon beinahe einen Überschlag zu machen.

Ich rannte sofort ins untere Stockwerk und eilte über die Terrassentür in unseren Garten. Was machte die Kleine hier?

„Hey…!“, rief ich ihr zu als ich auf halben Weg in Richtung Schaukel war. Das kleine Mädchen fing hört auf sich weiter in die höhe zu schleudern und grinste mich an. „Wer bist du denn?“, fragte ich und grinste schief zurück als die Schaukel wieder einigermaßen ruhig war.

Sie hopste herunter und stolperte auf mich zu um zu mir hoch zu schauen und mich aus ihren großen türkisen Augen anzustarren. Ich ging in die Knie um ihr auf Augenhöhe zu sein und grinste sie an: „Wie heißt du denn?“

„Ulyx!“, lachte sie glücklich und sprang kurz von einem Bein aufs andere.

„Ein schöner Name… wie alt bist du denn?“, sie streckte mir eine Hand entgegen zeigte mir vier Finger, „Vier also, ja?“, fragte ich erneut. Sie nickte und lief um mich herum um ihre Arme von sich zu strecken und wie ein Flugzeug im Kreis zu fliegen. Dabei machte sie auch dementsprechende Geräusche. Ein Lächeln huschte kurz über mein Gesicht, als sie zu weit ausholte und in unseren Teich fiel. „Oh Gott!“, rief ich aus und rannte sofort zum Teich um sie aus dem kalten Wasser zu fischen. Wir hatten immerhin November und das Eis war Schweine kalt!

Ich trug sie sofort in unser Wohnzimmer, zog ihr die nassen Klamotten aus und hüllte sie in eine warme, flauschige Decke. „Ich mach‘ dir was warmes zu trinken und leg deine Klamotten auf die Heizung… bleib du hier und mach‘ bitte nichts kaputt in Ordnung?“, als Antwort bekam ich ein entschlossenes Gesicht und ein Nicken. Gut soweit.

Auf dem Weg zur Küche, schnappte ich mir das Telefon, tippte schnell die Nummer ein und hoffte einfach er würde abnehmen!

„Jusan?“, hörte ich sofort Roxas Stimme und atmete erleichtert aus.

„Hey Rox… ich hab‘ ein kleines Problem… könntest du bitte rüber kommen?“, fragte ich schon beinahe verzweifelt als einen warmen Kakao vorbereitete.

„Sorry… ich bin’s Ven… Roxas Bruder.“, lachte er ein wenig und mir war diese Verwechselung so peinlich. Sie sahen nicht nur gleich aus sondern hörten sich auch noch gleich an, so ein verdammter Mist! Ich würde das doch nie auf die Reihe bekommen! Als ich nichts erwiderte, erklärte Ventus mir das er mir Roxas ans Telefon geben würde und ich bedankte mich stotternd.

„Hi Sor.“, begrüßte mich Roxas und ein glücklicher Unterton schwang in seiner Stimme.

„Roxas ich brauch‘ ganz dringend deine Hilfe!“, flehte ich und schüttete mir geradewegs das heiße Wasser über meine Hand. Fluchend hielt ich mit die Hand unter einen kalten Wasserstrahl und konnte mir schon Roxas‘ amüsierten Gesichtsausdrück vorstellen, wenn er mich jetzt sehen würde.

„Was machst du?“, fragte er skeptisch.

„Ist unwichtig. Bei uns im Haus sitzt ‘en kleines vierjähriges Mädchen das in unseren Gartenteich gefallen ist!“

„Oh Gott…!“, hörte ich am anderen Ende der Leitung nur und ein paar Hintergrundgeräusche, „Bin auf dem Weg“, gefolgt von einem monotonen Tuten.

Keine fünf Minuten später hörte ich auch schon die Türklingel läuten und ein etwas gehetzter Roxas schneite die Tür herein.

Er starrte mich etwas entgeistert an als er mich mit dem Kakao und einer extra Portion Sahne in der Hand entdeckte: „Dir ist ´en Kind in den Teich gefallen und du machst dir erst mal Kakao?!“

Ich verdrehte die Augen und ließ ihn erst mal herein. „Der ist nicht für mich sondern für die Kleine!“

Eine leichte Rotfärbung zeichnete sich in seinem Gesicht ab, hatte er wohl nicht damit gerechnet.

„Bringst du ihn ihr? Ich hol‘ noch schnell ‘ne Wärmflasche.“, er nickte und verzog sich schnell ins Wohnzimmer zurück aus dem ich einige Momente später ein Scheppern hörte. Verdammt! Mom würde mich umbringen!

Ich eilte in das Zimmer und sah Roxas der mit aller Macht versuchte, das kleine, aufgeweckte Mädchen daran zu hindern unser Standregal zu beklettern. Mit vereinten Kräften versuchten wir sie wieder davon runter zu bekommen, was darin endete das ich uns Roxas beinahe von den Stühlen, auf denen wir standen, fielen und das Mädchen weiterhin lachend sich auf irgendwelchen Büchern breit machte.

„Rox… ich hab‘ ‘ne Idee!“, entkam es mir und ich rannte zurück in die Küche wo ich aus unserer versteckten Keksdose mir ein Plätzchen klaute und versuchte sie damit anzulocken, natürlich wollte sie wieder einen Weg hinunter finden, was ihr nicht gelang und sie trotzig anfing zu weinen.

„Lässt du dich jetzt freiwillig da runter holen?“, fragte Roxas mit einem triumphierenden Grinsen auf den Lippen, das mich von jetzt auf gleich so aus der Fassung brachte das ich nicht anders konnte als ihn etwas verlegen anzustarren.

„Na guuut“, beschwerte sich Ulyx trotzig und sprang in meine Arme, da ich nicht wirklich auf sie achtete und eher auf Roxas wurde ich von dem Schwung zu Boden gerissen, das Mädchen allerdings landete weich… auf mir. Ohne ein Wort krabbelte sie von mir herunter und auf Roxas zu, der immer noch mit dem Plätzchen umher wedelte. Wie ein Hund schnappte sie mit ihren kleinen Fingern danach und steckte ihn sich genüsslich in den Mund.

Nachdem wir sie ruhig gestellt hatten und sie ihren wohlverdienten Mittagsschlaf nachging, warfen ich und Roxas uns auf die Couch um uns unserer wohlverdienten Pause nachzugehen.

Das wir geschafft waren, war kein Ausdruck. Wir mussten das Mädchen rund um die Uhr beschäftigen, entweder rannte sie durchs ganze Haus und wollte mit uns verstecken spielen, oder sie rannte durchs ganze Haus um fangen zu spielen. Sobald wir aus der Puste waren lachte sie uns aus und schaffte es dann doch irgendwie uns damit zu animieren weiter zu rennen.

Ich lehnte meinen Kopf an die Rückenlehne der Couch und sog gierig die Luft in mich auf um wieder zu Puste zu kommen. „So fertig war ich bisher noch nicht einmal nach dem Schlüsselschwerttraining!“, beschwerte ich mich ein wenig.

„Was glaubst du wann ich das letzte mal Sport gemacht hab‘“, erwiderte Roxas mit einem breiten grinsen auf den Lippen. Da hatte er recht… wenn es um sportliche Aktivitäten ging, war ich meistens eher mit dabei als er, da er weniger der Typ dafür war.

Roxas spielte Violine und lernte oft im Gegensatz zu mir. Für die Schule machte ich nur das nötigste und schaffte es meistens auch nur gerade so durchs Schuljahr, dafür widmete ich mich lieber Dingen die mir mehr Spaß bereiteten wie zum Beispiel mein Training, aber ob ich das jetzt überhaupt noch weiter führen konnte war fraglich, da mich Terra wegen meinem kleinen Ausrutscher ja aus dem Team geschmissen hatte. So ein Mist aber auch.

„Was machen wir mit der Kleinen jetzt eigentlich?“, warf Roxas mich aus meinen Gedanken.

„Ähm… ich weiß nicht… von ihren Eltern oder dergleichen hat sie bisher nicht ein Wort verloren.“

„Dann fragen wir sie, wenn sie wieder wach ist… aber… wie ist sie eigentlich hier her gekommen?“, „Ich weiß nicht… sie ist bei uns im Garten rumgerannt und als ich mit ihr angefangen hab‘ zu reden ist sie irgendwann einfach losgelaufen und direkt im Teich gelandet.“, wissend nickte Roxas und fasste sich mit einer Hand ans Kinn als würde er gerade höchstangestrengt nachdenken.

„Sie sieht Riku irgendwie ähnlich… findest du nicht? Das silberne Haar und die türkisen Augen…“

„Jetzt wo du’s sagst…“, er hatte recht. Ich schaute auf das Mädchen herab, was neben uns friedlich schlief. Ihre Haare reichten ihr nur bis zum Kinn und zwei abstehende Strähnen standen auf jeweils beiden Seiten von ihrem Kopf ab. Ihre Augenfarbe wich auch nur wenige Nuancen von Rikus ab… sie waren vielleicht etwas heller… strahlender. Unschuldig, im Gegensatz zu Rikus. Mir lief ein kaltes Schaudern über den Rücken. Ich wusste dass der Silberhaarige ein Einzelkind war, aber vielleicht war sie eine verwandte von ihm. Ich konnte mir nur zu gut ausmalen das er auf die Kleine hätte aufpassen müssen sich aber lieber mit einer seiner neusten Eroberungen beschäftigte!

„Sora… beruhig dich.“, hörte ich Roxas der sachte eine Hand auf meine Faust gelegt hatte und versuchte mich zu beruhigen und das schaffte er auch, auch wenn es nur eine einfache Berührung war.

Mit der anderen Hand zog er mein Gesicht zu seinem hin und stütze seine Stirn gegen meine, sodass ich gezwungen war ihm direkt in seine strahlend blauen Augen zu sehen. Ich versank in ihnen, fand darin halt. Alles um mich herum war vergessen, das einzige was zählte, war er. Meine freie Hand suchte sich ganz von alleine den Weg in seinen Nacken und wollte ihn näher an mich ziehen als ich begriff was ich hier eigentlich tat! Meine zugefallenen Augen wurden sofort aufgerissen und ich starrte fassungslos in Roxas Gesicht. Er war mein FREUND und nicht mehr! Ich löste mich sofort von ihm und brachte etwas Distanz zwischen uns. Mit dem Kopf einer Tomate wich ich seinen Blicken aus, wusste ich doch nicht was ich darin lesen würde. Vermutlich nichts weiter als weit aufgerissene schockierte Augen die mir sagten, dass er nichts weiter als Freundschaft empfand und ich den Bogen gehörig überspannt hatte.

In dem Moment rekelte sich etwas unter der Decke neben uns und Ulyx erwachte aus ihrem Mittagsschläfchen. Verwirrt schaute ich auf die Uhr und bemerkte das bereits über eine Stunde vergangen war seitdem sie sich hingelegt hatte… haben wir etwa solange geredet? Es kam mir gerade mal vor wie zehn Minuten!

„Guten Morgen Dornröschen“, ertönte Roxas Stimme neben mir und als Bestätigung gähnte Ulyx einmal herzhaft. Sie krabbelte zwischen uns und machte es sich gemütlich.

„Du Ulyx?“, fragte Roxas und sie drehte ihr Köpfchen in seine Richtung und starrte ihn aus großen Augen an, „Wo bist eigentlich so plötzlich hergekommen?“

„Ich bin meiner Babysitterin weggelaufen.“, grinste sie frech und schien auch noch ganz stolz darauf zu sein.

„In dir steckt ja ein richtiger Halunke!“

„HalunkIN!“, beteuerte sie und streckte ihren Finger stolz in die Luft.

 „Sagst du uns trotzdem wo du wohnst… deine Eltern machen sich sicher schon sorgen.“

„Ich will aber nicht nach Hause… hier ist es viiiel lustiger!“, ich kicherte leicht, dabei war das erste was sie tat in den eiskalten Teich zu fallen.

„Dann müssen wir wohl oder übel eine Vermisstenanzeige bei der Polizei erstatten.“, seufzte Roxas.

„Nein! Dann machen sich Mama und Papa nur noch mehr Sorgen!“

„Hm… da wirst du wohl recht haben… also wofür entscheidest du dich?“, grinste er triumphierend und ließ sich von Ulyx ihren Nachnamen geben und erklären wo sie ungefähr wohnte. Als erstes suchte er die Telefonnummer aus dem Telefonbuch heraus und rief bei der Babysitterin an, die bis dato noch nicht einmal bemerkt hatte das die Kleine verschwunden war.

Sie gab uns die Handynummer der Mutter die Roxas dann auch kontaktierte und diese total aufgelöst am Telefon war, die meisten Dinge die sie fragte waren Sachen wie: „Wie geht es meiner Tochter?!“, „Hat sie sich weh getan?!“, „Hat sie irgendwelche Unannehmlichkeiten verursacht?!“

„Ihrer Tochter geht es gut und es ist nichts weiter vorgefalle“, beruhigte Roxas sie und schien etwas verlegen. „Oh… wirklich? … Das… ja das ist super… hmh… okay… gut… bis gleich.“, er legte auf und erntete von mir einen verwirrten Gesichtsausdruck… was war super?

„Sie kommt die Kleine gleich abholen. Sie ist bereits auf den Weg hier her.“

„Puh… gut… dann ist sie wieder zu Hause, aber… Rox… wir müssen ihr ihre Klamotten noch anziehen!“, fiel mir gerade noch ein… sie lief nur in einem Unterhemd mir Rüschchen und einem Pluderhöschen herum.

„Was ist daran so schwer?“, schaute er mich etwas verwirrt an, doch ich schenkte ihm nur einen vielsagenden Blick. Bei Ulyx war ALLES ein kleines Problem, wenn man bedachte wie aufgeweckt und zappelig das Kind war.

„Gut… ich halte sie fest und du ziehst sie an!“, kommandierte er.

„Eh… warum ich?“

„Weil sie dir zugelaufen ist.“, er grinste mich wie ein Honigkuchen Pferd an und strahlte dabei auch noch so neckisch, grummelnd ergab ich mich und wir schaffte irgendwie das unmögliche und zogen Ulyx von oben bis unten wieder an… auch wenn ihre Klamotten eher schlecht als recht an ihr hingen, ABER sie war angezogen.

Keine zwei Sekunden später klingelte es an der Tür und Roxas öffnete sie der Dame, welche sofort ins Wohnzimmer gerannt kam und ihren kleinen Engel in die Arme schloss um sie von oben bis unten mit mütterlicher Liebe zu überschütten.

„Vielen Dank, dass ihr auf meine kleine Ulyx aufgepasst habt, diesen verantwortungslosen Babysitter werde ich feuern! Das die Kleine so weit durch die Stadt gelaufen ist, fasse ich gar nicht!“, beschwerte sich die Mutter und hob ihr Kind liebevoll auf ihren Arm, „Vielen lieben Dank noch mal, aber ich muss jetzt wirklich wieder zurück, man sieht sich.“, verabschiedete sie sich flötend und war schon zur Tür heraus verschwunden. Leicht verdutzt blickten ich und Roxas der Frau nach, sie schien zwar wirklich nett, aber auch ein wenig aufgedreht und hyperaktiv.

„So… wenn wir schon bei Verabschiedungen sind… ich muss auch langsam nach Hause.“, mit einem Blick auf die Uhr stellte ich fest das wir schon beinahe 20 Uhr hatten… der Tag heute verging viel zu schnell, wenn ich darauf zurück schaute.

Roxas lief in Richtung Flur und zog sich Schuhe, sowie Mantel an. Etwas traurig schaute ich ihm dabei zu.

„Jetzt ist mir der Rest des Abends langweilig…“, schmollte ich.

„Du wirst schon noch eine Beschäftigung finden, Sora… und morgen ist schon wieder Montag…  da sehen wir uns in der Schule wieder.“, lächelte er mich an und spürte wie mein Herz dabei, förmlich dahinschmolz. Er wollte gerade über die Schwelle hinausgehen, als er es sich anders überlegte, mich entschlossen anschaute und ich im nächsten Moment seine Lippen auf meinen spürte.

Viel zu flüchtig, viel zu kurz, streiften sie sich, ehe er mit einem „Bis morgen“ in der Nacht verschwand.

Kapitel 10: „Du bist Sara!“

~Roxas~

 

Ich warf mich rücklings auf mein Bett und starrte Löcher in die Decke. Mit einem Seufzer schloss ich meine Augen und führte mir die viel zu schnelle Verabschiedung von Sora vor Augen. Ja ich hatte ihn geküsst, aber auch nur weil er mir diese dumme Bedingung stellen musste!

Aber jetzt wo ich am Honig genascht hatte spürte ich eindeutig wie mein Herz mehr wollte, wie ich mich danach sehnte es Sora endlich zu sagen! Dennoch hielten mich Zweifel letztlich davon fern! Was wenn er für mich gar keine Gefühle hegte und ich ihn total überrumpelt hatte! Was wenn er jetzt vielleicht gar nichts mehr mit mir zu tun haben wollte! Dann würde ich im Endeffekt auch noch einen meiner besten Freunde verlieren! Verdammt…! Es war zum Mäusemelken!

Ich setzte mich in meinem Bett auf und fuhr mir mit der Hand durch meine blonden Zottel. Morgen war wieder Schule, Montag, und wir mussten dieses dumme Referat vortragen! Was für ein Mist, aber auch, ich hatte so gar keine Lust darauf.

Ich richtete mich auf und verzog mich ins Bad, wo ich unter die Dusche stieg und sofort den Wasserhahn aufdrehte und es sofort wieder bereute. Eiskaltes Wasser lief mir den Rücken hinab und ich zuckte merklich zusammen. Sofort entfernte ich mich von dem kalten Strahl und wartete darauf dass er langsam warm wurde und stellte mich wieder darunter. Ein wohliges Seufzen drang über meine Lippen, als das warme Wasser meinen Körper langsam aufwärmte.

 

Ich stand eine geschlagene halbe Stunde lang unter dem warmen Wasser, bis ich aus der Kabine kroch und das ganze Bad in Dampfschwaben eingehüllt war. Ven stand schon genervt vorm Bad und wartete nur darauf dass ich endlich heraus kam. Er hatte sich wohl versucht einige Male lautstark bemerkbar zu machen, aber ich war wohl so abgedriftet dass ich dies nicht mitbekam.

„Das wird aber auch langsam Zeit!“, meckerte er ein wenig in einem strengen Ton, als er an mir vorbei ins Bad stürmte und sofort ein Fenster aufriss, „Erstmal lüften… hier drin kann man ja nicht mehr atmen!“

„Sorry“, tat ich es mit einem entschuldigenden Blick ab und hoffte er würde es mir nicht allzu übel nehmen. „Und jetzt husch ich will duschen! Und wehe es ist kein warmes Wasser mehr übrig, dass wird Konsequenzen haben!“, schimpfte er und schob mich aus dem Bad, um die Tür sofort hinter sich zu verschließen.

Meine Haar trocknete ich an der Luft, weshalb sie, genau wie bei Ven, in alle Himmelsrichtungen abstanden, aber so schlimm wie Sora hatte es mich dann Gott sei Dank nicht getroffen. Hach ja… Sora. Sofort musste ich wieder an den Brünetten denken und alle Sorgen waren vergessen. Es war unglaublich wie sehr dieser kleine Chaot mein Leben durcheinander brachte, indem er einfach nur er war. Meinen Gedanken nachhängend, packte ich meinen Schulranzen, zog mir einen sauberen Schlafanzug an und warf mich ins Bett. Wir hatten zwar erst 22:OO Uhr, aber irgendwie war ich vom heuten Tag ganz schön kaputt.

 

Ein unsanftes Klingeln holte mich gewaltsam aus dem Land der Träume und warf mich unsanft in die harte, grausame Realität. Schule.

Genervt warf ich meinen Wecker von dem kleinen Nachttischchen neben mir und rollte aus meinem Bett. Gequält schlüpfte ich in meine Schuluniform und schlürfte danach ins Bad wo ich bereits meinen Bruder vorfand, der dabei war seine Haare aufwendig zu stylen so, dass sie danach immer noch genauso aussahen, das nenne ich reife Leistung.

„Morgen Rox~“, trällerte er.

„Morgen Ven…“, grummelte ich und stellte mich vor den Spiegel um festzustellen, dass meine Haare heute noch schlimmer aussahen als sonst und meine Augenringe trotz des ausgiebigen Schlafs nur noch schlimmer geworden sind.

„Du siehst fertig aus.“, „Danke für diese Erkenntnis Ven, dass seh‘ ich auch.“, er wuschelte mir einmal durch meine zerzausten Haare und strahlte mich glücklich an. „Sei nicht so ein Morgenmuffel.“, und damit ließ er mich alleine im Bad zurück damit ich mich meiner morgendlichen Katzenwäsche widmen konnte. ‚Sei nicht so ein Morgenmuffel‘ pah… der hat gut Reden! Woher nimmt er bitte diese Energie jeden morgen mit vollem Elan mit dabei zu sein und dabei dann auch noch so eine quitschfiedele Laune zu haben. Das war ja beinahe schon gruselig.

Ven glichen uns eigentlich vom Charakter und Aussehen wie ein Ei dem anderen, allerdings war ich ein absoluter Morgenmuffel und er Frühaufsteher… selbst an Wochenenden und in den Ferien. Warum ruinierten die Ferien ihm den Schlafrhythmus nicht so wie mir? Mit einem Seufzen widmete ich mich meinen Haaren, wobei da auch nicht mehr viel zu retten war. In mein Gesicht klatschte ich kaltes Wasser, um auch mal richtig wach zu werden, was allerdings nicht wirklich half. Ich war wohl ein hoffnungsloser Fall. Nachdem ich mir noch die Zähne geputzt hatte, fiel ich beinahe die Treppe ins untere Stockwerk hinunter und ließ mich auf den erstbesten Stuhl in der Küche fallen.

„Hier für dich.“, hörte ich meinen Bruder der mir eine kleine Box zuschob. Verwirrt öffnete ich sie und sah das ordentlich verstaute Essen darin perplex an: „Ein… Bento?“

„Jop… als kleine Aufmunterung“, grinste ihn sein Bruder an und verschwand sofort wieder, „Und damit du was zu Essen hast, denn wenn du dich jetzt nicht bald fertig machst, kommst du zu spät!“, hörte ich ihn durch den Flur rufen und mit einem Blick auf die Uhr wusste ich was er meinte. In fünf Minuten würde der Bus kommen und wenn ich jetzt nicht sofort losrennen würde, würde ich ihn unweigerlich verpassen. „SHIT!“, rief ich einmal durchs Haus, schnappte mir mein Bento und meine Schultasche und sprintete zur Bushaltestelle, wo ich gerade mit ansehen durfte wie der Bus vor mir weg fuhr.

„So ein Scheiß!“, fluchte ich und war mir bewusst das ich den ganzen Weg zur Schule nun laufen musste und viel zu spät für das Referat kommen würde. Mist! Sora dreht mir den Hals um!, dachte ich und rannte weiter um wenigstens nicht allzu spät zu kommen.

 

Ich kam total außer Puste an der Schule an und wäre beinahe umgekippt, das war aber auch ein verdammter morgen! Die Woche würde bestimmt super laufen!

Ich raste in die Richtung der Hörsäle, klopfte an und wurde sofort hereingerufen. Verdammt… das würde sicherlich ärger geben!

„Oh… Herr Jusan… beehren sie uns auch endlich mit ihrer Anwesenheit?“, kam es von unserem Lehrer und ich hasste es wie abfällig er mit einigen Schülern redete.

„Tut mir leid… ich hab‘ den Bus verpasst und musste deswegen zur Schule rennen.“, argumentierte ich, als ich zu meinem Platz ging und mich gerade setzten wollte.

„Das nächste Mal stellen sie sich doch bitte den Wecker etwas früher und wenn es ihnen recht wäre würde ich sie darum bitten, den Unterricht vor der Tür zu verbringen“

WAS?! Das war jetzt doch nicht sein ernst! Ich sollte zwei volle Stunden vor der Tür verbringen weil ich zehn Minuten zu spät war?!

Grummelnd erhob ich mich wieder von meinem Platz und lief vor die Tür, darauf bedacht die Tür laut zu zuknallen, damit er meinen Zorn auch ja bemerkte.

Ich lehnte mich an die nächste Wand, glitt an ihr herunter zum Fußboden und warf meinen Kopf in den Nacken. Musste ich mir wenigstens nicht diese dummen Referate antuen und vor allem nicht, seine unreife Klasse, außerdem konnte ich ein wenig Schlaf nachholen, denn obwohl ich so lange geschlafen hatte fühlte ich mich als hätte mich ein Auto überfahren. Total platt.

Was allerdings aus dem von mir und Sora werden würde war mir schleierhaft. Na ja… sie würde heute eh nicht mit allen Referaten fertig werden… dann eben nächste Woche.

Gerade als ich halbwegs eingedöst war würde die Tür zur Klasse aufgerissen und Tidus trat auf den Flur um mich zu wecken und mir mitzuteilen das ich jetzt mit Sora dran war das Referat vorzutragen und mich danach wieder auf den Flur verziehen durfte. Na wie nett.

Grummelnd trat ich in die Klasse und begrüßte Sora mit einem kleinen verlegenen „Hi“ bevor wir anfingen und eine unglaubliche Viertelstunde unseren Text herunterrasselten.

Wobei ich spürte wie mein Gesicht von Sekunde zu Sekunde eine dunklere Röte annahm, weil ich permanent an Sora denken musste, so ein Dreck!

Warum musste ich ausgerechnet mit ihm das Referat machen?

Warum musste ich ausgerechnet mit ihm hier vorne stehen?

Warum musste ich ausgerechnet in ihn verknallt sein?

Und warum musst ich ausgerechnet so eine verdammte Fantasie haben die mir ständig zeigte wie ich es mit ihm trieb?! Das war doch nicht mehr normal!

Womit in aller Welt hatte ich DAS in genau dieser Situation verdient. Dass ich es noch schaffte meinen Text fehlerfrei aufzusagen wie ein Gebet, grenzte schon fast an ein Weltwunder, als mir diese dummen Gedanken fast zu Kopf stiegen und sich förmlich in mein Gehirn brannten. So kam es wie es kommen musste und während ich Sora vor mir so musterte, merkte ich wie es in meiner Hose immer enger wurde. Warum hier? Warum jetzt? Das Schicksal legte es doch darauf mich zu triezen!

„Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit, für weitere Fragen stehen wir euch gerne zur Verfügung“, nachdem ich die befreienden Worte hinter mir hatte, hoffte ich so schnell es nur ging auf die Jungentoilette zu verschwinden um mich meinem Problem zu widmen.

„Rox… alles okay? Du siehst so blass aus, geht’s dir nicht gut?“, flüsterte mir Sora leise ins Ohr. Ich spürte wie sein Atem meinen Nacken streifte und ein heißer Schauer für mir sofort über den Rücken, was es mir nicht einfacher machte, ganz im Gegenteil.

„Gut… die nächste Gruppe.“, sagte unser Lehrer als er sich genug Notizen gemacht hatte und ich sofort zurück auf den Flur stürmte in Richtung der nächstbesten Toilette. So ein Mist… was sollte ich jetzt mit dem Ding anstellen? Ich konnte doch jetzt nicht einfach in der Schule masturbieren! Allerdings würde es auch niemand mitbekommen, immerhin war es noch Unterricht und alle Schüler noch in ihren Klassen. Ich stürzte mich in eine der Kabinen und warf sofort die Tür hinter mir zu. Nervös lief ich auf und ab und überlegte am besten was ich jetzt tun sollte. Irgendwann würde er sicher wieder abschwellen, aber das konnte dauern und bis ich nicht die Gedanken mit Sora loswerden würde, eine halbe Ewigkeit!

Mein Herz setzte für einen Moment aus, als ich Schritte hörte die sich den Kabinen näherten. Ich hielt meinen Atem an und hielt in meiner Bewegung inne um bloß kein Geräusch von mir zu geben.

„Roxas…?“, hörte ich ausgerechnet die Stimme, die ich gerade am wenigsten gebrauchen konnte. Sora.

„Bist du hier?“, ich gab keinen Mucks von mir und hoffte das er einfach so schnell es ging wieder verschwinden würde, als plötzlich die Tür an gestupst wurde und Sora mir direkt in mein gerötetes Gesicht blickte.

„Was ist denn los Rox? Du siehst aus als hättest du ein Gespenst gesehen.“

‚So in etwa könnte man es beschreiben… ja…‘, dachte ich während ich damit beschäftigt war die passenden Worte zu finden und auf meiner Unterlippe herum zu kauen. Sora tat sich unterdessen keinen Zwang an, trat zu mir in die Kabine und betastete meine Stirn um „Fieber“ zu messen.

„Nimm deine Hand da weg mir geht es gut.“, schlug ich Soras Hand weg und hofft er würde einfach gehen und mich mir selbst überlassen.

„Was hast du denn? Du bist schon die ganzen Wochen so komisch, was ist los mit dir?“, fragte Sora und schaute mich etwas vorwurfsvoll an, obwohl ich mir sicher war, das dies keine Absicht des Brünetten war. Ich atmete kurz durch und entschloss mich, endlich die Katze aus dem Sack zu lassen. Früher oder später musste ich es ihm eh sagen, also lieber früh als spät.

„Es ist wegen dir…“

„Wegen mir?“

„Ja… du bist Sara…!“

„Ich bin… wa-?“, ihm blieb das Wort im Hals stecken und die Verwunderung war ihm ins Gesicht geschrieben.

„Deswegen habe ich eben, mitten im Vortrag ‘en Ständer gekriegt.“, sagte ich es ganz offen heraus. Verheimlichen konnte ich die übergroße Beule in meiner Hose eh nicht mehr.

„Du hast wa-?!“, mit einem Blick in meinen Schritt weiteten sich Soras Augen und ein grinsen huschte über seine Lippen, gefolgt von einem Kichern. Der Idiot machte sich auch noch lustig über mein Dilemma!

„Das ist nicht lusti-!“, weiter kam ich gar nicht, denn mein Protest wurde von Soras weichen Lippen erstickt. Ich vergaß sofort meinen Groll und schubst ihn sanft gegen die Tür um ihn mit meinen Armen gefangen zu nehmen. Alles um mich herum verschwamm und ich spürte nur noch eins, Sora. Der Kuss hat zaghaft angefangen doch mittlerweile wurde er immer begieriger, immer verlangender, immer leidenschaftlicher, dass es mir die Sprache verschlug.

Dass der Kleine so geschickt mit seinen Lippen umgehen konnte, hätte ich nie gedacht. Ich wagte mich einen Schritt weiter und fuhr mit meiner Zunge seine Unterlippe entlang und bat um Einlass. Alles in mir schrie nach dem Braunhaarigen. Während er seinen Mund bereitwillig öffnete drang meine Zunge sofort hinein und erkundete seine gesamte Mundhöhle bis ich schließlich gegen seine feuchte Zunge stupste und Sora ein wohliges keuchen von sich gab, was mich nur noch mehr ermutigte weiter zu machen, mit seiner Zunge zu spielen und sie zu umkreisen. Ein Kampf entbrannte. Ich wollte gar nicht mehr von ihm ablassen, bis dann doch die Luft zu knapp wurde und ich mich keuchend von Sora löste. Dessen Gesicht war mittlerweile hochrot angelaufen, doch seine Augen schienen sich vor Lust dunkler gefärbt zu haben. Er strich mit einer Hand über meine Beule was mich leicht aufkeuchen ließ und mich alleine diese Berührung schon anturnte.

Sora fummelte mit seinen Fingern an meiner Hose herum, bis er sie schließlich geöffnet hatte und zu Boden fallen ließ, gefolgt von meiner Boxershorts. Er drückte mich auf den Toilettendeckel und  hockte sich sofort zwischen meine Beine.

‚Will er etwa…?‘, bevor ich meinen Gedanken zu Ende denken konnte spürte ich wie Soras Zunge meine Spitze an stupste und diese umkreiste, was mich alleine jetzt schon in den Wahnsinn trieb.

Einige Sekunden quälte er mich weiter bis er sie schließlich in den Mund nahm und zu saugen begann, sodass ich ein Stöhnen nicht zurück halten konnte. Was war ich froh das noch Unterricht war!

Sora legte eine Hand um meinen Schaft und fing parallel an zu pumpen, dass ich mich kaum noch auf irgendetwas konzentrieren konnte. Was der Brünette dort mit mir anstellte vernebelte meine Sinne! Ich stützte mich gegen die Wand hinter mir, warf meinen Kopf in den Nacken und genoss das Gefühl welches der Jüngere mir bescherte.

Als Sora seine Hände weiter runter gleiten ließ und um meine Länge komplett in den Mund zu nehmen, war es mit zurückhalten und Selbstbeherrschung vollkommen vorbei! Ich stöhnte laut auf als sich die feuchte Mundhöhle Soras um mein Glied schloss und streckte ihm sogar mein Becken entgegen.

Mit saugenden auf und ab Bewegungen verdrehte der Brünette mir weiter den Kopf und verwöhnte mich nach allen Regeln. Manchmal langsamer, manchmal schneller, manchmal mit Hand, manchmal ohne. Zwischendurch führte er einfach nur mit seiner Zunge meine Männlichkeit auf und ab.

„Aaah Sora!“, stöhnte ich ungezügelt und krallte mich mit meinen Händen in seinen Haaren fest. Er quälte mich, ließ sich Zeit und trieb mich damit immer näher an den Abgrund. Wieder umschloss er meine ganze Härte und nach einigen Malen in der sie in seinem Mund verschwunden war, ergoss ich mich keuchend und stöhnend in seinem Mund.

Mein Körper sackte auf der Toilette zusammen und ich rang nach Luft. Sora hatte meinen Saft ohne jeglichen Protest heruntergeschluckt und wischte einmal mit dem Handrücken über seine Lippen, um jegliche Reste aus dem Gesicht zu bekommen. Ich rappelte mich langsam wieder auf und sah wie Sora sich bereits darum kümmerte mir die Hose wieder hoch zu ziehen.

Ich setzte mich mit noch wackligen Knien auf und bekleidete mich wieder, um Sora danach auch wieder auf die Beine zu helfen.

„Danke…“, nuschelte ich mit hochrotem Kopf.

„Hab‘ ich gerne gemacht.“, grinste er mich an.

„Wieso hast du mich eben einfach geküsst?“

„Na ist das nicht klar?“, ich schüttelte bloß mit meinem Kopf. Ich war mir irgendwie nicht sicher ob er es aus Liebe oder aus Mitleid getan hatte, weil ich mich in dieser misslichen Lage befand.

„Ich stand schon die ganze Zeit auf dich, dachte aber du wärst hetero.“, antwortete er und meine Kinnlade klappte herunter.

„Die ganze Zeit?“, er nickte, lächelte mich mit seinem einmaligen Grinsen an und zog mich zu sich um mich ein weiteres Mal zu küssen.

Kapitel 11: Zweisamkeiten

~Sora~

 

Es war 12:59 Uhr. Alle Schüler warteten gespannt darauf, dass es endlich zum Schulschluss klingelte, und dieser Wunsch wurde ihnen wenige Sekunden später auch erfüllt, als die Schulglocke mit lautem Gongen durch die Einrichtung schellte.

Ich sprang schnell auf und packte mein Schulzeug in Windeseile in meinen Schulranzen, denn ich wollte so schnell es ging zu Roxas. Nach den Ereignissen auf der Schultoilette hatten wir uns bei ihm zu Hause verabredet, um ein bisschen alleine zu sein und noch mal über alles genau reden zu können, denn als wir die Toilette verlassen hatten, bimmelte es bereits zur Pause und wir wollten dieses Thema nicht in der Schule besprechen.

„Du bist ja ganz aus dem Häuschen.“, bemerkte Roxas, der hinter mir stand und über meine Schulter schaute, um mir dabei zuzuschauen, wie ich alles in meinen Ranzen versuchte hineinzustopfen, sodass dieser bald platze.

Ich zuckte leicht überrascht zusammen, als ich spürte, wie nah er hinter mir stand. Jeglicher Mut den ich auf der Toilette aufgebaut hatte brach in Sekundenschnelle zusammen und ich konnte förmlich spüren, dass Rox dies bemerkte. „Ich helf‘ dir.“, bot er an und räumte alle meine Schulsachen aus meinem Ranzen heraus, um sie dann wieder ordentlich einzupacken, sodass auch alles hineinpasste, „Gehen wir?“, fragte er.

Mit einem Nicken bejahte ich und wir verließen gemeinsam den Klassenraum, mittlerweile als welche der Letzten.

Etwas schweigend verbrachten wir den Weg nach Hause, doch Roxas legte plötzlich seine Hand in meine und verflocht seine Finger mit meinen und sah mich mit einem warmen Lächeln an.

„Ist das okay für dich?“, hakte er nach, nachdem ich nichts dazu gesagt hatte und ihn nur etwas schüchtern gemustert hatte. Ich nickte ihm mit einem Lächeln auf den Lippen zu und Händchen haltend setzten wir unseren Weg zu ihm nach Hause fort, wobei sich seine Hand erst wieder von mir löste, als er in seiner Tasche nach dem Hausschlüssel wühlte.

„Bin zu Hause!“, rief er einmal durchs Haus und schon erblickte ich Vens Kopf, der aus der Küchentür hervorschaute.

„Willkommen zu Hause, Bruderherz.“, trällerte er, „Wie ich sehe, hast du Besuch mitgebracht, wie schön.“, fügte er noch hinzu und setzte einen für mich undeutbaren Blick auf.

„Ich geh‘ mit Sora hoch in mein Zimmer… ich wäre dir sehr verbunden, wenn du uns nicht störst.“

„Geht klar, Bruderherz.“, trällerte er erneut und verzog sich zurück in die Küche.

„Was macht er?“, fragte ich perplex, da ich Ven noch nie SO euphorisch gesehen habe.

„Er kocht… dann ist er immer so drauf.“, erklärte Roxas leicht lachend und führte mich hoch in sein Zimmer.

Ich machte es mir sogleich auf seinem Bett gemütlich und nachdem Rox die Tür geschlossen hatte, gesellte er sich sofort zu mir. Jetzt war es gleich noch viel gemütlicher.

„Ich glaube du bist mir ‘ne kleine Erklärung schuldig.“, fing er an und bedachte mich mit einem beinahe strengen Blick.

„Welche möchtest du zuerst hören?“, fragte ich, da ich nicht wirklich wusste, womit ich anfangen sollte.

„Ich würde gerne wissen, seit wann du auf mich stehst… ich hatte die ganze Zeit mehr oder weniger das Gefühl, dass du noch mit Riku zu kämpfen hast.“

„Naja… anfangs war dem auch so, aber… du warst an dem Abend, an dem ich so niedergeschlagen war, für mich da.. du hast dich um mich gekümmert und mich bei dir schlafen lassen. Nachdem ich Riku im Kampftraining verletzt hatte… hatte ich irgendwie damit abgeschlossen und… ich weiß nicht… es kam einfach… es hat mich erschlagen wie ein Blitz.“

„Amors Pfeil, hm?“, fragte er neckend und mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen. Hach… diese Lippen… er war so viel sanfter gewesen, als Riku es je sein könnte und dabei hatte er mich später schon so fordernd geküsst…!

Ich schüttelte leicht mit dem Kopf, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können, denn immerhin beschäftigte mich seit der Klogeschichte eine Frage brennend: „Wieso hast du nicht einfach gesagt, dass ich Sara bin?“

„Na ja… du warst von Riku frisch getrennt und ich wollte dich einfach nicht bedrängen… ich hab‘ mir Sorgen gemacht, dass das deine Gefühle noch mehr durcheinander wirft und du dann vielleicht gar nichts mehr mit mir zu tun haben willst und… da wollte ich lieber eine unerwiderte Liebe, als von dir getrennt zu sein.“, erklärte er und wurde dabei tatsächlich ein wenig rot.

„Das war süß von dir, dass du mir Zeit gegeben hast.“, erwiderte ich mit einem Lächeln. Es war Zeit, die ich Anfangs wirklich gebrauchen konnte.

„A-ach was…!“, versuchte er die Situation zu überspielen, kratzte sich am Hinterkopf und wurde dabei noch ein bisschen roter.

Ich zog ihn leicht an dem Kragen seiner Schuluniform zu mir herunter, damit ich ihn küssen konnte. Etwas überrascht erwiderte er den Kuss und ließ sich wenige Sekunden komplett gehen.

Er legte seinen Arm um mich und zog mich näher an seinen warmen Körper. Immer wieder fielen unsere Lippen aufeinander und unsere Bewegungen wurden immer fordernder… verlangender, bis er schließlich damit begann an meiner Lippe zu knabbern und vorsichtig versuchte, mit seiner Zunge in meine Mundhöhle einzudringen, immer darauf bedacht, auf mich Rücksicht zu nehmen. Doch ich wollte es so sehr! Ich wollte seine warme feuchte Zunge in mir spüren, sie mit meiner in einen Kampf verwickeln und nie wieder freigeben.

Nachdem dann doch der Sauerstoff etwas zu knapp wurde, trennten wir uns keuchend und nach Luft ringend voneinander.

„Sora?“

„Hm?“

„Ich liebe dich…!“, nachdem er diesen Satz ausgesprochen hatte, wurden meine Wangen glühend heiß und ich spürte quasi, wie das Blut in meinen Kopf schoss, doch das tat gerade nichts zur Sache. Roxas legte erneut seine Lippen auf die meinen und sie verschmolzen miteinander. Immer wieder fuhren seine Hände meine Seiten ab und ich genoss die zärtlichen Berührungen. Er küsste sich hinunter zu meinem Hals, übersäte diesen auch mit unendlich vielen Küssen, bis er mit seiner Zunge eine kleine Strecke abfuhr und sich schließlich mit behutsamen Bewegungen an meinem Hals fest saugte. Ein unterdrücktes Keuchen entkam meiner Kehle. Ich hatte versucht es zurück zu halten, aber ich konnte einfach nicht, seine Berührungen und Liebkosungen fühlten sich einfach so wunderbar an!

Nachdem er fertig war, begutachtete er sein Werk und schien ziemlich stolz: „Jetzt weiß jeder, dass du zu mir gehörst und nicht mehr Riku.“

„Es ist viel schöner, dir zu gehören.“, grinste ich, „Ich liebe dich auch…!“

 

Wir lagen eine ganze Weile einfach nur kuschelnd auf Roxas' Bett und redeten über alles mögliche, was wir uns vorher nicht erzählen konnten. Er erzählte mir davon, wie er sich in mich verliebte, während ich noch mit Riku zusammen war und irgendwie tat er mir so schrecklich Leid. Ich konnte nachvollziehen wie er sich gefühlt haben musste. Ich drückte ihn an mich und strich ihm durch sein blondes, wuscheliges Haar, als mein Magen plötzlich laut anfing zu knurren und den Moment zerstörte. Allerdings auch ein wenig nachvollziehbar, ich hatte seit dem Frühstück nichts mehr gegessen. „Gehen wir runter und gucken, was mein Bruder so fabriziert hat?“, fragte er und sein schelmisches Grinsen war auf seine Lippen zurückgekehrt.

Mit geröteten Wangen nickte ich bloß und folgte ihm die Treppe hinunter, immer darauf bedacht, seine Hand, die ich fest umklammert hielt, nicht zu verlieren. Die Küche glich einem Schlachtfeld. Überall standen Töpfe, Schüsseln, schmutziges Geschirr und einige der Zutaten hingen sogar an den Schränken, dafür roch es göttlich und ich wusste, wenn es genauso schmecken würde, wie es roch, wäre es das reinste Festmahl. Als die kleine Eieruhr auf dem Tisch anfing zu rattern und ein nervtötendes Geräusch von sich zu geben, stürmte Ventus sofort vom Wohnzimmer in die Küche, wo er sogleich sein Werk im Ofen begutachtete. Er schien wohl noch gebacken zu haben, das würde auch das ganze Mehl erklären, welches quasi ÜBERALL in der Küche verteilt war.

„Na, was gibt’s heute?“, fragte Rox und hob jeden Deckel der Töpfe an um hineinzuspähen.

„Griechisches Kräuterschnitzel mit Fetakäse und als Nachtisch ein Apfelstrudel… der ist auch bald fertig!“, verkündete er stolz und erhob sich wieder, um uns seine Aufmerksamkeit zu schenken.

„Heute mal griechisch?“, „Ich hatte so unglaubliche Lust drauf!“, schwärmte Ven.

Es war manchmal schon erstaunlich, was für eine Euphorie und Lebensfreude er manchmal ausstrahlen konnte, im Gegensatz zu Roxas, der sehr oft ziemlich ernst war. Aber das war mir egal, würde ich mit jemandem wie Ventus zusammen sein, würden wir uns vermutlich gegenseitig mit unserer Freude auf die Nerven gehen.

„Ich hab‘ euch zwei Portionen zurückgelegt, die könnt ihr euch in der Mikrowelle warmmachen“, erklärte er und beobachtete weiter seinen Apfelstrudel beim backen.

Roxas wärmte in der Mikrowelle das Essen auf, während ich den Tisch freiräumte und abwischte. Ich hoffte doch inständig, dass Ven sich um seine Sauerei selbst kümmern würde. Ich legte uns noch Besteck hin und stellte schon mal eine warme Portion auf den Tisch, die andere kurz danach ebenfalls. Ven hatte sich in der Zwischenzeit wieder ins Wohnzimmer zurückgezogen. Gut so,  dadurch hatten Rox und ich noch ein paar Momente für uns allein.

Ich setzte mich in die Sitzbank neben Roxas und nach einem kurzen „guten Appetit“ fingen wir beide an zu essen, wobei Roxas seine Finger einfach nicht bei sich lassen konnte. Na ja… ich ließ mich nicht davon stören und genoss sein zärtliches Streichen über meinen Oberschenkel und beobachtete seine Hand, wie sie sich um meine Hüfte schlang, um mich näher an sich zu ziehen. Er hielt mir seine Gabel entgegen, auf der er etwas Fleisch aufgespießt hatte und bewegte sie langsam auf meinen Mund zu. Ich öffnete ihn und mit einem Haps verschwand das Stück in meinem Mund. Ich kaute es genüsslich und gab einen zufriedenen Laut von mir, als ich das Stück herunterschluckte.

„Also eines muss man deinem Bruder lassen… er kocht wie ein Gott!“, entkam es mir zufrieden, als Roxas mich weiterhin mit seinem Essen fütterte.

„Da siehst du mal, was für einen Luxus ich genieße“, grinste er und hielt mir bereits ein weiteres Stück vor die Nase, welches ich mit Vergnügen hinunterschluckte.

Nachdem ich ihm das Essen auf meinem Teller verfüttert hatte, entschuldigte er sich kurz und verschwand aus der Küche um wenige Minuten später wieder hineinzutreten. Ich fragte mich was das so plötzlich sollte, war der Moment doch gerade so gemütlich.

„Wo warst du denn?“, fragte ich, doch er schüttelte bloß mit seinem Kopf, lächelte und setzte sich wieder neben mich, um mich an sich zu ziehen. Hmm… dieser warme Körper und diese zärtlichen Berührungen. Wie sie mir immer wieder einen angenehmen Schauer über den Rücken jagten.

Irgendwann war er an meinem Hals angelangt, strich behutsam über meine Haut, wanderte weiter hinauf zu meinem Kinn und drehte meinen Kopf in die Richtung seines Gesichtes worauf er gleich seine Lippen auf meine legte und wir miteinander verschmolzen.

Immer wieder fielen sie auf meine, schnappten begierig nach mehr und auch ich konnte gar nicht genug von ihm bekommen. Vorsichtig führen seine warmen Hände meinen Körper ab und glitten langsam unter mein Shirt, verharrten dort eine Weile und schienen auf meine Erlaubnis zu warten bevor sie ihre Strecke fortfuhren. Ganz plötzlich wurde Roxas von mir gerissen und Ven starrte ihn genervt an… verdammt… ich hatte ihn gar nicht bemerkt.

„Finger… weg… von Sora!“, grummelte Ven mit einem bedrohlichen Knurren in der Stimme.

Was? Wieso…? Hä?

Ich verstand die Welt nicht mehr… was war hier gerade los?

„Tut mir leid Bruderherz, aber diese Gelegenheit dich ein bisschen zu ärgern war zu verlockend“, entschuldigte sich Roxas, der von seinem Spiegelbild bereits am Kragen gepackt wurde.

„Was ist denn hier los…?“, fragte ich völlig perplex.

„Du hast gerade mit meinem Bruder Ventus rumgemacht Sora“, erklärte mir einer der beiden, der allem Anschein nach nun Roxas und nicht Ventus war.

„Hehe“, kicherte Ventus.

„Oh Gott Rox…! Tut mir leid! D-das wollte ich nicht! I-ich d-dachte-“

„Schon gut…“, unterbrach er mich und funkelte seinen Zwilling immer noch entgegen.

„W-woher w-wusstest du eigentlich…?“, fragte ich nun an Ventus gerichtet.

„Na ja, als Rox sagte ich soll euch nicht stören, dachte ich mir schon so meinen Teil, aber als du dann auch noch mit diesem fetten Knutschfleck am Hals runter gekommen warst, war die Sache eindeutig!“, grinste dieser.

„Ich warne dich Ven… wenn du deine dreckigen Finger noch einmal an meinen Sora legst, vergesse ich, dass du mein Bruder bist“, fauchte Roxas eifersüchtig.

„Aber Roxas… sei doch nicht so hart zu ihm“, mischte ich mich ein und hoffte, er würde seine Drohung fallen lassen. Er ließ von Ventus ab, setze sich zu mir auf die Sitzbank und zog mich an sich. Behielt dabei aber immer seinen Zwilling im Auge.

„Ich wollte nur testen, wie weit unser kleiner Sora bereit war, zu gehen“, trällerte dieser glücklich, als wäre nichts gewesen. Mein Kopf glich von einem Augenblick auf den Anderen einem Feuerlöscher.

„Ach ja… wie weit hattest du den vor, zu gehen?“, knurrte Roxas erneut und zog mich noch etwas näher an sich. So besitzergreifend hatte ich ihn noch nie erlebt, aber irgendwie fand ich das auch süß von ihm.

Ein dreckiges Kichern kam von Ventus, welches ihm gar nicht ähnlich sah: „Na ja… bis in bestimmte Intimregionen“

„Ich bring‘ dich um!“, rief Roxas wütend. Ventus rannte sofort vor seinem Bruder weg, der ihm auf der Stelle hinterher sprintete und ihm beinahe an die Gurgel sprang, wenn ich nicht dazwischen gegangen wäre. So ließ Roxas sich Gott sei Dank besänftigen und wir verzogen uns für ein paar Stündchen erneut in sein Zimmer zurück und genossen die Zweisamkeit.

Kapitel 12: Spielzeug

~Sora~

 

„Kommst du mich heute Nachmittag abholen?“, fragte ich den Blonden und mit einem Lächeln, nickte er. Ich und Roxas hatten uns heute Nachmittag, nach meinem Schwertkampftraining, bei ihm verabredet, um zusammen ein paar Filme zu schauen und etwas Zeit miteinander zu verbringen. Den anderen hatten wir noch nicht erzählt, dass wir seit Beginn der Woche bereits ein Paar waren. Wir wollten sie doch noch ein wenig zappeln lassen. Dies hieß aber auch dass wir uns zurückhalten mussten und somit beschränkten sich die Zärtlichkeiten auf ein Küsschen, wenn keiner hinsah. Genau so, wie in diesem Augenblick. Aber es reichte mir, dafür hatten wir, wenn einer zu Besuch war, unsere Ruhe und holten alles nach.

Abgesehen davon, wusste ich noch nicht wie Roxas in der Öffentlichkeit, zu seiner Orientierung stand. Immerhin hatte er sogar Axel und Xion, seinen besten Freunden, noch nicht einmal anvertrauen können, dass er auf Jungs stand, aber diese oder zumindest Axel, hatten den Braten bestimmt schon gerochen. Da war ich mir beinahe zu sicher.

„Lass mich nicht warten, ja?“ „Ich doch nicht“, antwortete er mit einem strahlenden Lächeln auf dem Lippen, welches mein Herz zum schmelzen brachte.

„Rooox, kommst du?!“, rief Xion über den halben Schulhof, da die beiden schon ungeduldig auf meinen Freund warteten.

„Wir sehen uns später“, sagte er noch, umarmte mich flüchtig und rannte zu den anderen.

Ich hingegen hatte nun erneut eine langweilige, halbstündige Pause vor mir. Aber ich war froh, dass ich überhaupt noch das Training machen konnte. Aus Terras Team war ich ja rausgeflogen, aber Aqua, die Kampftrainerin die Gruppe Nummer zwei betreute, hatte sich persönlich bei mir erkundigt, ob ich noch Interesse hätte und ich bei ihrem Team mit machen möchte, da sie noch einen Platz frei hatten. Natürlich hatte ich sofort bejaht und zugestimmt. Es hatte mich sehr traurig gemacht, dass Mr. Terra mich sofort rausgeworfen hatte.

Ich suchte mir einen freien Platz auf der Wiese, in der Nähe des Schulteichs und machte es mir dort bequem. Ich legte mich mit hinter dem Kopf verschränkten Armen, auf den Rücken, schaute einfach in den blauen Himmel hinauf und schlug damit erstaunlicherweise, die ganze halbe Stunde tot.

Ich machte mich schleunigst auf den Weg zur Trainingshalle und musste feststellen, dass bereits alle Schüler in der Umkleide waren. Zwar hatten wir in getrennten Hallen „Unterricht“, aber umkleiden mussten wir uns im selben Raum, wo ich leider wieder auf Riku stieß, der mich die ganze Zeit ignorierte. Wenn er mich mal eines Blickes würdigte, hatte er so einen herablassenden, verachtenden Ausdruck in den Augen, dass ich hätte tot umfallen können.

Ich störte mich nicht sonderlich daran, aber immerhin verbrachten wir diesen Nachmittag nur wenige Minuten im selben Raum bevor wir uns wieder trennten.

 

Aqua stellte mich kurz meinem Team vor, bevor sie die ersten Trainingsanweisungen gab. Wir sollten zuerst ein paar Dehnübungen machen und uns dann einen der Trainingspuppen aus dem angrenzenden Schuppen holen, um uns vorerst an ihnen aufwärmen. Das Aufwärmtraining, sowie die Dehnübungen fanden immer draußen an der frischen Luft statt, dies sollte uns innere Ruhe verschaffen, damit wir unser Schwert schneller und leichter beschwören können und ich musste zugeben, diese Methode zeigte Wirkung. Der Unterricht war so anders, im Gegensatz zu dem von Mr. Terra und irgendwie war ich über meinen Zwischenfall mit Riku froh, denn in der neuen Gruppe machte mir das Training viel mehr Spaß. Zudem waren die Leute innerhalb des Teams, viel freundlicher und netter zueinander. Lag wohl daran das sie überwiegend aus Mädchen bestanden, aber ich störte mich nicht daran, genauso wenig wie die Mädchen sich an den Jungen störten, denn nach dem Aufwärmtraining verkündete uns Aqua, sie würde aus dem Training heute ein kleines Turnier machen, wer es gewinnt, bekam von ihr eine Tafel Schokolade ausgegeben.

Jedem Gegner dem ich gegenüber stand, war nicht zu verachten und jeder hatte seine ganz eigene Taktik mit seinem Schwert umzugehen und es zu seinem Vorteil zu nutzen. Ganz anders als in Terras Team, denn dort hämmerten die meisten nur mit ihrem Schwert umher und spielten ihre Muskelkraft aus.

Diesen Unterschied bekam ich schon bei meinem ersten Kampf zu spüren. Meine Gegnerin war Selphie, eine Freundin von Kairi und unsere Schwerter konnten nicht unterschiedlicher sein. Die Klinge ihres Schwerts war kurz und glich eher einem Dolch, doch sie durchzog ein dünnes Drahtseil an dessen Ende sich eine weitere kleine Klinge befand, mit der sie ihre Gegner auf Distanz hielt. Hinzu kam das sie die Länge des Seils auch noch variieren konnte und es stellte sich heraus das sie keine leichte Gegnerin war. Sie war flink das man ihren Bewegungen kaum folgen konnte, doch ich lies mich von ihr ja nicht unterbuttern. Nach wenigen Minuten hatte ich die Oberhand gewonnen, sodass sie schon bald ihre Waffe verlor, am Boden lag und verloren hatte.

„Guter Kampf… hätte nicht gedacht, dass jemand aus dem anderen Team so gut ist“, lobte sie mich.

„Was meinst du?“, fragte ich sie etwas verwirrt. Dachte sie etwa, dass die andere Gruppe so viel schlechter war?

„Na ja… Die meisten von drüben, erkennen noch nicht mal meine Schwachstelle, aber du hast sie innerhalb von ein paar Minuten herausgefunden, alle Achtung“, klopfte sie mir auf die Schulter und lief zum schwarzen Brett, welches an einer Wand der Halle hing, wo die aktuellen Sieger und Verlierer eingetragen wurden und wer mit wem weiter trainierte.

Die meisten anderen hätte so einen Kampf nicht geschafft? Irgendwie sah ich es als Ansporn, dieses Turnier zu gewinnen.

 

Gefühlte 200 Kämpfe später lag ich keuchend am Boden und spürte wie mich sämtliche Kräfte verlassen hatten. Meine Gegnerin hatte mich wirklich übel zugerichtet. So schlimm war es schon seit Monaten nicht mehr gewesen. Gerade als sie ihr Schwert neben meinem Kopf in den Boden rammen wollte um den Kampf als beendet zu erklären, rollte ich mich zu Seite und rappelte mich wieder auf. So schnell gab ich nicht auf!

Unsere Klingen trafen aufeinander und wir wurden wieder in ein heftiges Gefecht verwickelt. Ihr Schwert sah aus wie ein ganz normales Katana, ziemlich einfach, doch es hatte den unangenehmen Nebeneffekt das ein Schlag sich anfühlte, als würde ein schwerer Amboss gegen meine Klinge donnern, obwohl mein Gegenüber noch nicht einmal viel Kraft anwandte.

„Na? … Wie fühlt es sich an?“, fragte sie mich neckend und erneut bretterte die lange, schmale Klinge auf mich nieder, doch ich wich mit einer Drehung aus und ihre Schwert krachte mit voller Wucht in den Boden, dass dieser auseinander sprang und dort nun ein dickes Loch prangte.

Ich ließ mich davon nicht ablenken, drehte so weit das ich nun hinter ihr stand und hielt ihr mein Schwert an die Kehle.

„Sora hat das Turnier gewonnen!!“, sprang eines der Mädchen von ihrem Sitzplatz auf und fing an zu jubeln. Aqua hingegen starrte fassungslos auf den beschädigten Boden: „S-Sera…! Ich habe dir doch gesagt, du sollst mit deinem Schlüsselschwert besser aufpassen!“

„Was kann ich dafür, wenn er einfach ausweicht… Das kann ich auch nicht vorhersehen“, verteidigte sie sich und blieb dabei die Ruhe selbst. Anders als ich erwartet hatte, viel eher dachte ich sie würde sich Lautstark verteidigen, doch dies blieb aus.

„Sag mal,… ist das schon öfter passiert?“, fragte ich wobei sie seufzend nickte und zu Aqua rüber lief.

Nachdem Mrs. Aqua sich noch mit dem schwarzhaarigen Mädchen, namens Sera, wegen des Lochs unterhielt, überreichte sie mir meine wohlverdiente Schokolade.

„Sora… Da du noch da bist… Kümmerst du dich bitte noch um die Trainingspuppen draußen? Einige sind noch nicht zurück in den Schuppen geräumt“, fragte mich meine Trainerin und mit einem Lächeln bejahte ich. Ich hatte kostenlose Schokolade bekommen, was wollte ich mehr? Da räumte ich auch gerne ein paar Püppchen weg.

 

Nachdem ich jede Puppe zurück an ihren ursprünglichen Platz gestellt hatte, machte ich mich auf den Weg zu den Umkleiden. Dabei naschte ich bereits etwas von der leckeren Schokolade. Hmmm… Nuss.

Wie erwartet war die Umkleide bereits leer, ich entdeckte bloß eine Tasche auf eine der Bänke. War die nicht die von Riku? Ja… und seine Klamotten lagen auch noch da.

Stimmt… er duschte sich ja nach jedem Training immer als einziger in der Sammeldusche. Mich sollte es nicht stören, ich würde mich einfach schnell umziehen und verschwinden. Immerhin wartete Roxas vor der Halle auf mich und ich war so schon spät dran! Ich tauschte meine Sporthose mit meiner Jeans und zog mir gerade mein verschwitztes Shirt über als ich Schritte von der Dusche aus hörte. Ach Mist ich hätte mich mehr beeilen müssen.

Ich wühlte in meinen Klamotten nach meinem sauberen T-Shirt als ich hinter mir ein finsteres Kichern vernahm.

„Was ist so lustig?“, fragte ich mit einem leicht wütenden Unterton in der Stimme. Machte er sich jetzt etwa über mich lustig? Und wenn ja… weshalb?!

„Ich find‘ deine Spielchen einfach nur zu witzig“, antwortete der Silberhaarige und kam mir bedrohlich nahe. Näher als mir lieb war.

„Dein aufmüpfiges Verhalten im Training… Deine neue Flamme… Hätte ehrlich nicht gedacht, dass jemand wie du, wieder so schnell vergeben ist“, heuchelte er und seine Stimmlage gefiel mir ganz und gar nicht. Kalt, desinteressiert und abstoßend.

„Was soll das denn bitte heißen?! Willst du mir etwa sagen du warst all die Monate nur aus Mitleid mit mir zusammen?!“, fauchte ich ihn an und spürte sofort wieder diese Wut in mir kochen. Ich wusste, er wollte mich eigentlich nur provozieren und ich sollte nicht darauf anspringen, aber ich wollte mir das auch nicht gefallen lassen. Vermutlich war er darauf aus, dass ich ihn wieder angriff und nun endgültig aus beiden Teams geworfen wurde, aber das konnte ihm so passen!

„Hmm… vielleicht?“, trällerte er und drängte mich immer mehr an die Wand hinter mir, „Na? Was habt ihr gemacht…? Hast du dich von ihm schon richtig schön durchvögeln lassen hm?!“, er griff nach meinen Handgelenken, presste diese an die Wand neben meinem Kopf und schaute mir fordernd, mit einem stechenden Blick, in die Augen.

„Was redest du für einen Mist?! Lass mich los!“, verlangte ich und versuchte mich aus seinem Griff zu befreien, doch Fehlanzeige. Wiedermal wurde mir schmerzlich vor Augen geführt, wie unterlegen ich Riku körperlich war.

„Das nehme ich mal als nein. Mich hast du ja auch nie rangelassen, du kleine Jungfrau!“, spuckte er mir die Worte entgegen und presste mit aller Gewalt seine Lippen auf meine.

Nein…!

Nein! Ich wollte das nicht!

Ich wollte das nie wieder!

Nicht mit ihm!

Er presste seinen Körper an meinen und drückte mich danach runter auf die Sitzbank. Mich dabei immerzu fordernd küssend, aber es war nicht wie früher… es war viel schlimmer!

Es fühlte sich an, als wäre jeder Kuss den er mir aufdrückte, mit Hass und Rache erfüllt. Er drängte seine Zunge, zwischen meine fest versiegelten Lippen und steckte sie mir in den Rachen, immer darauf bedacht, mit jeder einzelnen Tat zu verletzen und zu demütigen.

Eine Hand, die eben noch eins meiner Handgelenke fest hielt wanderte an meinen Körper hinunter bis hin zu meinem Hosenbund, den er mit nur wenigen Handgriffen geöffnet hatte, doch kampflos wollte ich mich nicht geschlagen geben. Ich holte mit meinem Bein aus und trat ihm mit einem gezielten Tritt in die Weichteile, doch er schien meine Vorhaben bereits geahnt zu haben und hielt mich mit seiner freien Hand auf.

„Netter Versuch Soralein, aber leider zu langsam!“, kicherte er erneut, packte mich gewaltsam an meinem Kiefer und drehte meinen Kopf wieder zu sich, „Dein erstes Mal gehört mir, damit das klar ist!“, fauchte er und ließ sich von nichts abbringen. Er griff nach meinen Schultern und warf mich mit aller Kraft zu Boden. Wimmernd versuchte ich vor ihm wegzukrabbeln, aber er war bereits über mir und drang mit seiner widerlichen Zunge erneut in meine Mundhöhle ein, begrapschte mich dabei am ganzen Köper und riss mir mit einem Ruck meine Hose vom Leib, meine Handgelenke dabei in seinem eisernen Griff gefangen. Mir rannen bereits Tränen über die Wangen, die einfach nicht versiegen wollten. Wenn er mir dies schon antat, wollte ich mir dabei wenigstens keine Blöße geben, doch all diese Vorsätze wurden über Bord geworfen.

Ich hätte nie gedacht, dass der Riku, den ich einst so sehr geliebt und verehrte, mir dies antat. Hatten ihm die ganzen Monate denn nie etwas bedeutet? War ich für ihn nur ein Spielzeug, so wie all die anderen Mädchen die er bereits flach gelegt hatte? Reichte ihm das etwa nicht?

„Warum…? Warum Riku?!“, schrie ich ihm wimmernd und schluchzend entgegen.

„Warum? Ganz einfach… ich wollte dich einfach nur ins Bett kriegen, aber du warst mir zu langsam… wolltest dir Zeit lassen… das war mir eben zu langweilig und jetzt hol ich mir einfach was ich will…!“, grinste er mir finster entgegen.

Also lag ich richtig…

Ich war nichts weiter als Spielzeug für ihn und bevor er mich weg warf wollte er mich kaputt machen…

Er drehte mich, sodass ich nun mit dem Bauch auf den kalten Fliesen lag, vergrub eine Hand in meinen Haaren und drückte mein Gesicht gegen den Boden. Mit der anderen Hand presste er meine Handgelenke auf meinem Rücken, doch momentan war ich zu geschockt um einen weiteren Versuch zu starten, mich gegen ihn zu wehren.

Ich hatte diesen Kerl wirklich und aufrichtig geliebt und alles brach in mir zusammen, doch nicht einmal das alleine war es was mir im Moment so wehtat, sondern die ganzen Jahre in denen Riku mein bester Freund war. Hatte ihm selbst das nichts bedeutet?

„Riku…?“

„Stör‘ mich nicht schon wieder mit deinem Gejammer!“, herrschte er mich an, doch ich hörte nicht auf ihn. „Bin ich dir wenigstens ein guter Freund gewesen?“, doch bevor er darauf antwortete durchzog sich ein fürchterlicher Schmerz in meiner Lendengegen und durch meinen ganzen Körper, als ich spürte wie Riku mit Gewalt in mich eindrang. Ich schrie schmerzhaft auf, doch es interessierte ihn nicht im Geringsten, nein, es ermutigte ihn sogar weiter zu machen. Mit einem Mal riss er meinen Kopf, an meinen Haaren etwas weiter hoch und fing an sich in mir zu bewegen.

Immer mehr Tränen fanden den Weg über mein Gesicht, aber diesmal aus körperlichen Schmerzen.

Wie ein Tier fiel er über mich her, rammte mit voller Gewalt sein Glied in mich, immer und immer wieder. Ich hoffte und betete einfach dafür, dass es bald vorbei war, doch Riku ließ sich Zeit, quälte mich, riss immer zu an meinen Haaren und stieß schmerzhaft zu.

Nachdem er bemerkte, dass ich mich nicht mehr wehrte, befreite er meine Hände, die bloß schlaff zu Boden fielen, genauso wie mein Kopf. Er stützte sich mit seinen Hände am Boden ab, um sich in eine bequemere Position zu bringen.

Ich ließ es über mich ergehen, konnte ich doch eh nichts mehr ändern und zu verhindern gab es nichts mehr. Ich schrie auch nicht mehr, wimmerte bloß noch und meine schmerzlichen Rufe wurden nur noch dann lauter, wenn er tiefer und mit aller Kraft die er aufbringen konnte zustieß. Ich hatte damals wirklich gehofft, mein erstes Mal mit Riku zu erleben, hatte es mir so schön vorgestellt und nun benutze er mich als Sexpuppe!

Kurz nachdem er noch einmal tief eindrang spürte ich wie sich eine warme Flüssigkeit in mir verteilte und er entzog sich mir wieder. Er war gekommen und es war endlich vorbei, aber die Schmerzen waren immer noch da und allgegenwertig. Er durchzog meinen ganzen Körper und wollte einfach nicht aufhören!

Wie in Trance lag ich auf diesem kalten Fliesenboden, konnte mich nicht regen, hatte ich doch zu viel Angst vor dem Schmerz, der kommen würde, wenn ich auch nur einen Finger krümmte.

Riku hatte sich bereits wieder angezogen und beugte sich noch ein letztes Mal zu mir herunter um die Worte „Ja… du warst ein guter Freund“, in mein Ohr zu flüstern und verschwand.

Kapitel 13: Angst und Wut

~Roxas~

 

Ungeduldig stand ich vor der Trainingshalle und wartete auf Sora. Brauchte er immer so lange, um sich umzuziehen?

Es waren bereits alle anderen Schüler gegangen, selbst die Mädchen hatten bereits die Umkleide verlassen, doch von Sora war weit und breit keine Spur!

Nervös lief ich vor der Halle auf und ab und starrte alle 20 Sekunden auf meine Armbanduhr nur um festzustellen, dass keine weitere Minute verstrichen war.

Sora konnte unmöglich schon an mir vorbeigekommen sein und wenn er früher fertig gewesen wäre, dann hätte er sicherlich auf mich gewartet, es sei denn er hätte die Verabredung vergessen, aber das wagte ich zu bezweifeln. Sora hatte sich unglaublich darauf gefreut und vor dem Training auf mich eingeredet, ich solle ja pünktlich kommen.

Vielleicht war ihm im Training etwas zugestoßen, vielleicht wurde er verletzt und in ein Krankenhaus gebracht! Ich malte mir in meinem Kopf die schrecklichsten Dinge aus, bis ich mich endgültig dazu entschloss einfach nachzusehen.

Hinter der Glastür befanden sich zwei längere Flure, einer der beiden führte zu den Jungenumkleiden, aus der ich plötzlich Riku kommen sah. Seine Haare waren noch ganz feucht und strähnig, weshalb er sie zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte. Er grinste mich hämisch an, wobei ich sogleich ein flaues Gefühl in der Magengegend bekam.

Hier stimmte etwas ganz und gar nicht! Wenn Sora noch da drin war, hatte Riku irgendetwas mit ihm angestellt!

Augenblicklich packte mich die Angst Ich wollte zu Sora. Sofort!

Ich wollte an Riku vorbei stürmen, doch dieser lies mich nicht passieren.

„Wo willst du denn hin?“, flötete er und das Vergnügen stand ihm ins Gesicht geschrieben.

„Lass mich vorbei!“, herrschte ich ihn an. Ich ließ mich ganz bestimmt nicht herumschubsen und schon gar nicht von ihm!

„Versuch’s doch“, grinste er diabolisch. Ich wusste, mit Körperkraft kam ich hier nicht weiter, also entschied ich mich, mich einfach irgendwie an ihm vorbei zu drängeln, doch Riku presste mich bloß an die Wand und ergriff meinen Kiefer.

„Denkst du etwa ich lass‘ dich ohne Gegenleistung, einfach so hier vorbei?“ Er kam mir immer näher, viel zu nah, bis ich begriff was meine Bezahlung sein sollte, doch ich riss mich von ihm los, schubste ihn von mir weg und lief auf die Tür der Umkleide zu. Der Kerl hatte sie doch nicht mehr alle!

„Ach übrigens Roxas…“, ich wollte ihm gar nicht mehr zuhören und setze meinen Weg fort, „Es hat mir wahnsinnig Spaß gemacht!“, lachte er.

Ich stockte. Es hatte ihm Spaß gemacht? Was hatte ihm Spaß gemacht? Wovon redete er?!

Ohne einen weiteren Moment zu zögern, rannte ich in den Raum vor mir und mein Anblick verschlug mir die Sprache und trieb mir beinahe schon die Tränen in die Augen.

Vor mir auf dem Boden lag ein wimmernder, nackter Sora!

Augenblicklich kniete ich mich zu ihm herunter und wollte ihm helfen, wollte fragen was passiert war, doch als ich mit meiner Hand vorsichtig über seine kalte Schulter strich, zuckte er zusammen, schubste mich von sich weg und krabbelte in die nächste Ecke des Raumes, wo er seine Arme schützend um seinen geschundenen Körper schlung und sein gerötetes Gesicht in seinen Knien vergrub.

„Geh weg!“, schrie er und fing bitterlich an zu weinen. Dachte er etwa ich sei Riku?

Ich richtete mich auf und ging vorsichtig auf ihn zu.

„Hey… Sora… Ich bin’s… Roxas. Ich tu‘ dir nichts. Wirklich!“ Langsam hob er seinen Kopf und musterte mich durch seine glasigen Augen, bis er mir im nächsten Moment um den Hals fiel und sich an meiner Schulter ausweinte. Behutsam strich ich ihm über den Rücken, versuchte ihn wieder zu beruhigen, doch ich konnte verstehen, dass er aufgewühlt war und es machte mich wütend.

Wütend auf Riku.

Dieses miese Arsch hatte Sora zuerst das Herz gebrochen und ihn jetzt auch noch vergewaltigt!

Und wenn ich daran dachte wie er mir im Flur gegenübertrat… Der Kerl ließ ja absolut nichts anbrennen! Er vögelte doch, was nicht bei drei auf den Bäumen war! Es fiel mir unglaublich schwer ruhig zu bleiben und Sora zu beruhigen. Ich wollte diesem elenden Penner nur die Fresse polieren, damit er seine Finger ein für alle Mal von meinem Sora ließ.

Dieser beruhigte sich gar nicht mehr und weinte bitterlich weiter. Ich verdrängte meine Wut fürs Erste, ich konnte Sora so ja nicht weiter helfen. Immer wieder redete ich ihm gut zu und strich ihm weiterhin mit der Hand über den Rücken. Sein ganzer Körper fühlte sich unendlich kalt an und bebte unter dem heftigen Schluchzern. Ich weiß nicht wie lange wir dort auf dem Boden saßen, eine halbe Ewigkeit, doch interessierte es mich nicht. Ich wollte einfach, dass Sora wieder glücklich war, dass er wieder so strahlte als ich ihn zurück gelassen hatte, doch es sollte nicht sein und es machte mich wütend so hilflos zu sein.

Ich konnte nichts für ihn tun, damit es ihm besser ging. Ich konnte ihm mit diesem Problem nicht helfen und es auch nicht ungeschehen machen. Ich konnte nur für ihn da sein und ihm meine Schulter bieten.

Nachdem Sora langsam wieder ruhiger wurde und nur noch leise wimmerte, blickte ich in meine Arme und bemerkte, dass er eingeschlafen war. Ich machte ihm keinen Vorwurf, nach alledem musste er sich ausruhen. Ich legte ihn vorsichtig auf den Boden und sammelte seine zerstreuten Klamotten ein um ihn erst einmal wieder einzukleiden. Danach kümmerte ich mich noch um seine Sportsachen ehe ich ihn Huckepack nahm und mit zu mir nach Hause trug. Ausgerechnet jetzt, fing es auch noch an zu regnen, aber irgendwie passte es zu meiner bedrückten Stimmung. In meinem Kopf malte ich mir bereits aus, wie ich es Riku heimzahlen würde.

Ich wusste noch nicht wann, aber ich würde ihn so leiden lassen, wie er Sora hat leiden lassen. Was zu viel war, war zu viel. Zudem stellte sich die Frage: Was würde aus Sora werden?

Er würde nicht so schnell vergessen können und er würde auch nicht so schnell damit klar kommen. Ob er körperlichen Kontakt nun gar nicht mehr zuließ?

Aber er fiel mir sofort um den Hals als er mich sah. Aber musste das heißen, dass er dies auch in Zukunft zuließ?

Fragen über Fragen und ich hatte keine einzige Antwort! Wütend trat ich einen Stein gegen eine Mülltonne. Was sollte ich jetzt bloß machen?! Es war alles so kompliziert!

 

Nachdem ich zu Hause war stellte ich fest, dass niemand da war. Nicht einmal mein Bruder, aber es war auch besser so, besser für Sora. Je weniger Aufregung und Menschen er ausgesetzt war, umso besser.

Ich lief hoch in mein Zimmer und legte meinen Brünetten auf mein Bett, zog ihm die nassen Klamotten aus und wechselte sie gegen einen meiner flauschigsten Schlafanzüge. Dabei fielen mir die ganzen blauen Flecken und Blutergüsse an seinem ganzen Körper auf. Wütend ballte ich meine Hände zu Fäusten. Ich wollte irgendetwas kaputt machen.

Ich riss mich so gut es ging zusammen und zog Sora weiter den Schlafanzug über. Er würde bestimmt alles andere als erfreut darüber sein, dass ich ihn umzog, aber ich konnte ihn unmöglich in den nassen Klamotten schlafen lassen. Am Ende würde er sich noch eine Erkältung holen und das wollte ich ihm nicht auch noch zumuten.

Nachdem ich ihn zugedeckt hatte, mich selbst meiner nassen Klamotten entledigt und umgezogen hatte, legte ich mich zu Sora ins Bett. Ich zog seinen kalten Körper an mich, wollte ihm Wärme und Geborgenheit schenken und hoffte, dass er diese zu schätzen wissen würde.

 

Stunden verstrichen und ich wurde einfach nicht ruhig genug, um ein Auge zu machen zu können. Ich machte mir zu große Sorgen um Sora. Was wohl gerade in seinem kleinen Köpfchen passierte? Ob er wohl träumte? Und wenn er träumte, war es ein Alptraum?

Ich strich immer wieder behutsam, über seine Arme und seinen Rücken. Ich hoffte einfach, ihm dadurch einen ruhigen Schlaf bescheren zu können.

Als ich schon dachte er würde bis morgen früh schlafen, bemerkte ich wie er sich in meinen Armen regte. Er schrie erschrocken auf und schubste mich genauso schnell von sich, wie beim ersten Mal. Verwirrt schaute er sich in meinem Zimmer um und blickte mir dann mit angstverzerrtem Gesicht in die Augen.

„Hey, Sora. Kein Sorge, du bist bei mir zu Hause. Dir passiert nichts. Niemand wird dich verletzen“, versuchte ich den Kleineren zu beruhigen. Ich wollte ihn heute nicht schon wieder weinen sehen. Einmal hatte mir voll und ganz gereicht um mir das Herz zu zerreißen.

„N-niemand…?“, fragte er mich brüchiger Stimmen. Als ich seine Stimme so schwach hörte, zerbrach mir fast das Herz. Seine Stimme klang so leise und zittrig, als könnte seine Welt jeden Moment in sich zusammen brechen, wenn sie nicht bereits zusammengebrochen war.

„Niemand. Ich beschütze dich, okay?“ Mit diesen Worten und einem hoffentlich aufmunternden Lächeln, nahm ich ihn wieder in meine Arme. Der Brünette rührte sich nicht, er erwiderte die Umarmung nicht, doch er stieß mich auch nicht von sich, was dies genau für mich bedeutete wusste ich nicht.

„Kann, … kann ich mich waschen gehen…?“, fragte er zögerlich und sah zu mir hoch.

„Natürlich“,  lächelte ich ihm zu und befreite ihn aus meiner Umarmung. Darauf holte ich ein paar Handtücher aus meinem Schrank und reichte sie ihm. „Lass dir Zeit und hetze dich nicht. Ich gehe nicht weg, ich bleibe hier und warte auf dich, in Ordnung?“ - Er erwiderte mit einem schwachen Nicken und verschwand im Bad.

Ich setzte mich auf mein Bett und seufzte schwer auf. Was sollte ich nur tun?

Immer wieder, stellte ich mir diese eine Frage.

Das Beste wäre sicherlich zur Polizei zu gehen und Riku anzuzeigen, aber Sora würde dort sicherlich nicht mitspielen, vermutlich auch, weil er nicht sich nicht daran erinnern möchte, was ich auch absolut nachvollziehen konnte. Aber ihn einfach so entkommen lassen und es darauf beruhen lassen? Das konnte ich doch nicht! Riku sollte und musste zur Rechenschaft gezogen werden, auch wenn ich mich selbst darum kümmern musste. Riku wird schon noch zu spüren bekommen, was es hieß Sora, so in einem solchen Ausmaß zu verletzen!

Er würde leiden, das schwor ich mir, bei meiner Ehre!

Kapitel 14: Geborgenheit

~Sora~

 

Schleppend begab ich mich ins Bad und bei jedem Schritt, zuckte ich regelrecht zusammen. Meine Glieder schmerzten und ich fühlte mich als wäre ich einen Marathon gelaufen.

Ich blieb vor dem riesigen Spiegel über dem Waschbecken stehen und betrachtete mich. Meine Augen wirkten schmal und kalt, meine Haare waren total zerzaust, sie sahen aus wie ein Vogelnest und von den Augenringen wollte ich gar nicht erst anfangen, sie ließen mich total müde und fertig wirken.

Ich fühlte mich so elend, umklammerte meine Arme und sank langsam auf den kalten Fliesenboden herab. In meinem Kopf war alles so unglaublich durcheinander, es fühlte sich so unwirklich an, als sei die Zeit stehen geblieben.

Ich fühlte mich benutzt und… schmutzig… Wie eine Puppe, aber zugleich auch so leer.

Ich wollte schreien, ich wollte weinen, ich wollte irgendetwas kaputt machen, aber ich fühlte mich so kraftlos und schwer, als könnte ich von diesem Boden nie wieder alleine ohne fremde Hilfe, aufstehen, als müsste ich für immer hier hocken.

Was war das? Wie konnte ich dieses Gefühl beschreiben?

Langsam, ganz langsam, stand ich auf, betrachtete erneut mein Spiegelbild und begann mich von den Klamotten zu befreien. Ich wollte endlich dieses Gefühl loswerden beschmutzt zu sein, unrein zu sein. Ich wollte es weg spülen, von meinem Körper schrubben.

Ich warf die Klamotten in eine Ecke, stieg unter den Duschkopf und drehte den Hahn voll auf, so dass das eiskalte Wasser auf mich herab prasselte. Es fühlte sich erfrischend, nicht kalt an. Es rüttelte mich wach, brachte mich ins Hier und Jetzt zurück. Schnell suchte ich mir einen Schwamm und klatschte so viel Seife wie nur möglich darauf und fing damit an mich zu reinigen.

Doch es brachte nichts. Egal wie lange ich schrubbte, egal wie lange der Schwamm über meine Haut rieb, das Gefühl wollte einfach nicht verschwinden.

Schon fast panisch und verzweifelt rieb ich mir meine Haut wund, nur um endlich von diesem Gefühl befreit zu werden, aber es passierte nichts. Ich sackte auf den Boden der Dusche zusammen und spürte wie mir Tränen über die Wangen liefen. Wie ein Wasserfall rannen sie mir unaufhörlich über mein Gesicht.

Ich gab die Hoffnung auf, mich von diesem Gefühl zu befreien und krabbelte langsam aus der Dusche. Meine Haut war überall total gerötet und mein Gesicht sah nicht besser aus. Ich trocknete mich ab, zog mir die Klamotten über und lief zurück in Roxas‘ Zimmer. Dieser bemerkte natürlich sofort meinen Zustand. Er kam augenblicklich auf mich zu und zog mich in seine Arme. Ich vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge und versuchte mich zu beruhigen, ich wollte nicht schon wieder weinen, nicht vor ihm.

„Hast du geweint…?“, fragte er mit ruhiger Stimme und strich mir dabei beruhigend über den Rücken. Ich nickte bloß stumm, ich hatte Angst, dass wenn ich den Mund auf machen würde, alle Emotionen überkochen würden und ich wieder in einem Meer aus Tränen versinken würde.

„Möchtest du etwas essen? Du hast den ganzen Tag noch nichts zu dir genommen“, fragte er. Erneut nickte ich. Erst jetzt fiel mir das leere Gefühl in meiner Magengegend auf. Ich hatte wirklich unglaublichen Hunger, dass es sich anfühlte als würde mein Magen sich gleich selbst verdauen.

Gemeinsam liefen wir runter in die Küche, wo uns bereits ein himmlischer Duft entgegen kam. Ventus stand wieder vor dem Herd und schien Pfannkuchen zu backen, die er wild in der Küche herumschwenkte und in Luft warf. Gerade als wir die Küche betraten warf er den halbfertigen Teig in die Luft und sein Blick wanderte sofort zu uns, dass er sein Kunststück vergas zu vollenden und dieser direkt auf seinem Kopf landete. Etwas perplex wanderten seine Augen zu seinem Kopf, wobei ich mir ein Kichern einfach nicht verkneifen konnte.

„Habt ihr Hunger?“, fragte Ven mit einem verschmitzten Grinsen und legte den missglückten Pfannkuchen zur Seite.

„Deswegen sind wir hier“, antwortete Roxas und wollte sich gerade einen Pfannkuchen klauen, als sein Bruder ihm auf die Finger schlug. „Finger weg, du wartest gefälligst bis alles auf’m Tisch steht!“, schimpfte er ihn und strafte ihm mit einem bösem Blick.

„Jaaa, Mama“, seufzte Roxas und fing an für uns drei Teller aus dem Schrank zu holen und den Tisch damit zu decken, wobei Roxas mir deutete, dass ich mich schon mal hinsetzen sollte.

Ich tat, wie mir befohlen und setze mich in die Sitzbank, während die beiden Zwillinge sich um das Abendessen kümmerten.

„Du bist ja so still, Sora. Was ist los? Hat mein Bruderherz dich etwa vergrault?“, grinste er und warf seinem Gegenüber einen bestimmenden Blick zu. Dieser verzog nur leicht sauer sein Gesicht und herrschte seinen Bruder an, er solle doch die Klappe halten.

Perplex über dessen Benehmen, widmete er sich wieder still seiner Arbeit und servierte wenige Minuten später, drei Teller mit jeweils einem riesigen Pfannkuchen, einer kleinen Kugel Vanille-Eis, ganz viel Sahne und einigen frischen Früchten, dazu gab es noch Schokoladensoße nach Wahl.

„Wozu der ganze Aufwand?“, fragte ich etwas verdutzt als ich den schön dekorierten Teller vor mir sah.

„Damit du nicht so traurig hier herum rennst. Das ist ja nicht mit anzusehen, du Trauerkloß“, neckte Ventus mich ein wenig und schaffte es tatsächlich, mir ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern.

„Danke“, erwiderte ich und wartete noch darauf, dass die beiden sich setzten. Roxas ließ sich neben mir nieder und behielt mich im Auge, als würde ich jeden Moment zusammenklappen können.

„Es geht schon…“, flüsterte ich ihm leise zu und hoffte es würde ihn beruhigen, damit er nicht ganz so angespannt neben mir saß.

„Wirklich…?“ „Ja, wirklich… Mach‘ dir keine Sorgen“, versicherte ich und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

„Aaaww ihr seid ja so niedlich!“, quietschte Ven und seine Augen schienen förmlich vor Begeisterung zu glitzern.

Roxas grinste etwas diabolisch und konnte sich ein „Neidisch?“, einfach nicht verkneifen.

„Hach, schon ein wenig…“, gab sein Bruder zurück und stocherte verträumt in seinem Pfannkuchen herum. „Täusche ich mich, oder wirkt Ven etwas verknallt…?“, fragte ich verwundert, wobei Angesprochener augenblicklich eine ganze Nuance roter um die Nase wurde.

„Hmmm, seinem Gesicht nach zu urteilen, ist er es“, grinste Roxas schadenfroh und ich wusste welche Frage ihm auf der Zunge brannte, „Und? Wer ist die Glückliche?“

Ventus stieg mit einmal noch mehr Blut zu Kopf, dass er einem Feuerlöscher glich und schüttelte heftig mit seinem Kopf.

„Ach komm schon Bruderherz, du wirst es uns doch sagen können… ich meine… Sora gehört doch schon fast zur Familie“, erwiderte Roxas und schlang seine Arme um mich, wobei nun mir die Röte zu Kopf stieg.

„Aber… gerade deswegen kann ich’s nicht sagen“, gab er leicht verzweifelt zurück. Was meinte er damit?

„Gut, Brüderchen. Dann reden wir zwei noch mal unter vier Augen“, stachelte Roxas ihn an und legte dabei ein zufriedenes Grinsen auf, wobei ich selbst automatisch auf lächeln musste.

 

Wir aßen noch gemeinsam zu Ende und erledigten den Abwasch, bis Roxas und ich endlich wieder in sein Zimmer zurückkehren konnten. Dieser legte sofort seine Arme um mich, als wollte er mich vor allem Bösen dieser Welt beschützen.

„Sora. Wir müssen darüber noch mal reden…“, fing er an und setzte sich mit mir auf sein Bett. Von mir kam kein einziger Ton. Ich wollte nicht unbedingt darüber reden, irgendwann sicherlich, aber nicht jetzt, wo alles noch so frisch war. Ich wollte an diesem Abend nicht schon wieder weinen.

„Ich weiß, es ist dir sicherlich unangenehm und ich kann mir vorstellen, dass du nicht darüber reden möchtest, aber… Was machen wir jetzt? Wir müssen Riku anzeigen. Was er da getan hat, war eine Strafta-…“

„Nein…!“, gab ich zurück. Ich wollte nicht zur Polizei… Sie würden mich ausfragen. Sie würden jedes kleinste Detail aus mir herausquetschen und am Ende würde auch noch die ganze Schule davon Wind bekommen! Nein, ich wollte das nicht!

Erneut sammelten sich Tränen in meinen Augen, doch ich versuchte sie so gut es ging zurück zu halten. Ich wollte nicht mehr weinen, ich wollte einfach nicht!

„Aber, Sora. Wir können ihn doch nicht so einfach davon kommen lassen“, versuchte Roxas auf mich einzureden, doch meine Entscheidung stand fest.

Ich will und werde damit nicht zur Polizei gehen. Ich wollte noch nicht einmal, dass meine Eltern oder Freunde davon etwas mitbekamen.

Alles was ich wollte, ist damit abschließen.

„Sora…?“, fragte der Blondhaarige vorsichtig nach, weil ich bisher noch keinen Ton von mir gab und einen Punkt an der Wand fixierte.

„Roxas, bitte… Ich möchte das nicht. Bitte versteh‘ das“, war alles was ich ihm als Antwort gab, bevor ich mich in seine Arme zurück lehnte und an ihn schmiegte. Sein Griff wurde etwas fester und er drückte mich mehr an sich.

„Gut. Dann passe ich dich auf. … Wäre ich doch nur früher gekommen… Dann wäre alles vielleicht gar nicht passie-“

„Hey, gib nicht dir die Schuld, der einzige Schuldige ist Riku, ... okay?“ Ich strich ihm über seine Wange und versuchte diesen mitfühlenden Blick aus seinem Gesicht zu vertreiben. Erst jetzt bemerkte ich, wie fertig ihn die ganze Situation machte, was für Sorgen er sich um mich machen musste und welche Angst er hatte.

Ich legte sanft meine Lippen auf seine. Es fühlte sich seltsam an, nachdem was Riku getan hatte, doch es fühlte sich gut an, viel besser. Ich klammerte mich an mein Gegenüber und krallte mich an ihm fest. Alles was ich im Moment wollte war, ihn bei mir zu haben.

„Danke, dass du da bist…“, flüsterte ich fast heiser, als wir uns voneinander trennten.

„Ich bin immer für dich da Sora, und werde es auch immer sein.“

Kapitel 15: Rache

~Roxas~

 

Am selben Abend rief ich Soras Eltern an um ihnen Bescheid zu geben, dass ihr Sohn die heutige Nacht bei mir bleiben würde. Ich konnte sie auch überreden, dass er für den nächsten Schultag eine Entschuldigung von ihnen bekam und er zu Hause bleiben konnte.

Ich wollte nicht dass er direkt morgen wieder auf seinen Peiniger treffen musste und vor allem wollte ich nicht, dass er sah, was ich mit gerade diesem vorhatte. Wenn Sora ihn schon nicht anzeigen wollte, musste ich eben Selbstjustiz walten lassen. Er sollte und musste für seine Taten büßen. Ich wusste bis jetzt ja noch nicht die genauen Folgen oder was mich noch erwarten würde, was Sora betraf.

Aber das lag noch in der Zukunft. In der Gegenwart lag Sora wie eine kleine Katze, zusammen gerollt in meinem Bett und wartete auf mich. Ich putzte mir noch schnell die Zähne, ehe ich mich zu ihm legte und mich an ihn schmiegte. Ich spürte wie er meine Körperwärme genoss, wie er sich an mich kuschelte und sein Gesicht in meiner Brust vergrub. Ich schlang meine Arme schützend um ihn und presste ihn an mich, sog den süßen Duft meines kleinen Soras ein und bettete meinen Kopf in die weichen Stacheln seines Haars, die nach meinem Shampoo dufteten.

„Ich liebe dich über alles… und ich lasse nicht zu das dich irgendjemand noch einmal so verletzten wird… versprochen“, flüsterte ich in die Dunkelheit.

„Ich liebe dich auch Roxas…“, gab er zurück sah zu mir auf und gab mir einen Kuss in dem so viel Zärtlichkeit lag.

Wie könnte man diesem kleinen Engel auch nur ein Haar krümmen? Sora hatte in seinem Leben nie etwas falsch gemacht,… außer sich in Riku zu verlieben. Mir ging einfach nicht in den Kopf, wie man ihm das nur antun konnte. Er war ein kleiner Sonnenschein, immer freundlich, immer nett, er respektierte und tolerierte seine Mitmenschen und wollte nie jemandem etwas böses! Warum also tat man ihm das an?!

Sora hatte sich unterdessen in meine Arme gekuschelt und fiel in einen tiefen Schlaf während ich mich zusammenreißen musste nicht sofort aufzubrechen und Riku gehörig in seinen Allerwertesten zu treten.

 

Als mein Wecker mich am nächsten morgen aus dem Schlaf riss, fand ich Sora immer noch dösend in meinen Armen wieder. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht als ich ihn dort so sah. Ein schnelles Klopfen von Ven brachten mich ins Hier und jetzt zurück, dass machte er jeden Morgen. Er klopfte kurz an meiner Tür und verschwand dann sofort im Bad, dabei war er die Schlafmütze von uns beiden.

Ich richtete mich langsam auf, darauf bedacht Sora nicht zu wecken, zog die Decke hoch und ließ ihn weiter schlafen, während ich anfing mich anzuziehen und mich für die Schule vorzubereiten.

An diesem Morgen beeilte ich mich zur Schule zu kommen, denn ich wollte so schnell es ging Sora rächen.

Ich nahm die Stufen der Treppe doppelt, hastete ins Erdgeschoss hinunter und lief schnellen Schrittes in die Küche um mir meine Wasserflasche zu schnappen und unser Schulgeld, welches unsere Mutter uns immer auf den Tisch legte, damit wir uns etwas in der Cafeteria kaufen zu konnten. Ich wollte mir schnell meine Tasche packen und zur Schule laufen, als mich mein Zwilling zurück hielt und zurück in die Küche zerrte.

„Wo willst du denn so schnell hin?!“, fragte er skeptisch, als er sich erst mal ein ordentliches Frühstück vorbereitete.

„Hab‘ was zu tun“, gab ich kurz und knapp zurück.

„Und Sora?“ „Er bleibt hier, nach der Schule bring‘ ich ihn nach Hause.“ „Was ist denn mit ihm los das er nicht zur Schule kann?“ „Ihm geht’s nich‘ gut.“ „Warum?“, - „Das sind ganz schön viele Fragen findest du nicht?“, stellte ich ihm eine Gegenfrage um dieses Verhör endlich zu beenden.

„Hmmm… Vielleicht… aber ich mach‘ mir nur so meine Gedanken“

„Es ist meine Sache… Aber jetzt mal zu einem anderen Thema… Wer ist denn jetzt das Mädchen in das du verschossen bist?“, sprach ich das Thema von gestern Abend noch einmal an. Nach kurzem herumdrucksen und hin und her Gerutsche antwortete er kleinlaut auf meine Frage. „Es ist Soras großer Bruder…“

„B-bitte?! Vanitas?!“, gab ich entsetzt zurück und starrte ihn mit geweiteten Augen an.

„D-deswegen hab‘ ich’s gestern nicht gesagt…“, erwiderte er mit hochrotem Kopf.

„Seit wann bist du schwul?! Und warum weiß ich davon nichts?! Wie lange geht das denn schon so?!“, sprudelte es aus mir heraus.

„A-also… eigentlich… seit ich Van kennen gelernt hab… und… ich war mir immer unsicher… ob das nun wirklich… wirklich so ist… ob das vielleicht nicht nur… eine pubertäre Phase ist und… seit sechs Monaten“, antwortete er auf jede meiner Fragen.

„Seit sechs Monaten?! Ein halbes Jahr?!“, stellte ich entsetzt fest. Wieso hatte ich davon die ganze Zeit nichts mitbekommen? War ich die ganze Zeit so in meiner eigenen Gefühlswelt versunken, dass ich noch nicht mal mitbekommen hatte das mein Bruder mit Soras Bruder Kontakt hatte und sich auch noch in ihn verguckt hatte? Ich fühlte mich so elend. Irgendwie fühlte ich mich, wie ein unglaublich schlechter Bruder.

„Tut mir leid, dass ich nicht früher was gesagt hab‘“, entschuldigte sich Ven und sah mich etwas mitleidig an, doch ich schüttelte bloß den Kopf. „Nein… nein, ich hätte einfach früher etwas merken sollen… ich war die ganze Zeit so mit mir selbst besch-“

„Nein, nein, nein“, er stand auf und hielt mir seine Hände auf den Mund um mich ruhig zu stellen, „Gib nicht dir die Schuld daran!“

„Warte…“, nuschelte ich an seinen Händen, nahm sie langsam von meinem Mund und führte meinen Satz fort, „Hast du deswegen mit Sora rumgeknutscht… weil sie sich so ähnlich sehen?“

„Na ja… ja… irgendwie schon… ich meine… ich dachte Sora kann uns ja nicht so gut auseinander halten und… hättest du mich nicht erwischt, hätte niemand von der Sache erfahren“, sah er mich etwas entschuldigend an, bevor er sich wieder zurück setzte.

Ich seufzte laut auf. „Du hast echt Nerven, weißt du das?“, lachte ich leicht.

 

Nachdem wir unser Frühstück beendet hatten und alles an seinen rechten Platz zurück gestellt hatten, machten wir uns endlich auf den Schulweg. Ich war total hibbelig, wie ein kleines Kind an Weihnachten, doch zu meinem Missmut musste ich feststellen, dass Riku gar nicht in der Schule war.

Was bildete sich dieser Typ eigentlich ein?

Sora war es, der litt und nicht er! Welche großen Schmerzen musste er bitte ertragen?!

Vielleicht hatte dieses Etwas von Mensch auch so etwas wie ein Gewissen und traute sich deswegen nicht hier her, doch das würde mich ganz bestimmt nicht davon abhalten, ihm eine Lektion zu erteilen!

Dieser leere Platz auf den ich während des Unterrichts immer wieder starren musste, brachte mich nur noch mehr in Rage und schürte meine Wut erst richtig an.

„Roxas… was ist denn heute mit dir los?“, fragte Xion flüsternd neben mir.

„Nichts…“, erwiderte ich bloß mit knirschenden Zähnen.

„Du siehst aber nach ni-“ „Es ist nichts!“, herrschte ich sie beinahe schon zu laut an, dass der Lehrer auf uns aufmerksam wurde.

„Roxas… hast du der Klasse etwas zu sagen?“, fragte dieser dann mit hoch gezogenen Augenbrauen und schaute mich dabei erwartungsvoll an. Wie es mich ankotzte. Dieser Blick, der auf mir ruhte. Ohne ein Wort von mir zu geben, stand ich auf und verließ den Klassenraum. Ich würde in meiner jetzigen Situation vermutlich eh nur überreagieren und eine Strafarbeit kassieren, da ging ich lieber gleich vor die Tür, als hinaus geschickt zu werden.

Ich lief die Gänge auf und ab, wollte meinem Ärger Luft machen, doch hatte ich absolut keine Möglichkeit dazu! Hektisch lief ich auf den Schulhof und hoffte, dass frische Luft mir etwas gut tun würde. Aufseufzend setzte ich mich auf eine Schulbank und knetete meine Hände um mich irgendwie abzureagieren, als ich eine mir allzu bekannte Person um den Schulhof schleichen sah. Ich traute meinen Augen nicht, rieb mir einmal mit den Händen darüber um ein klares Bild zu bekommen, doch ich hatte mich nicht geirrt. Es war Riku! Es war tatsächlich Riku, der sich hinter Büschen und Bäumen versteckend auf dem Schulhof rum trieb. Was zum Teufel tat er da?!

Suchte er etwa nach neuen Opfern oder was sollte der Scheiß?!

Als er mich so mutterseelenallein auf dem Schulhof entdeckte blieb er ruckartig stehen um im nächsten Moment wie von der Tarantel gebissen los zu rennen.

Ich sprang auf und sprintete ihm sofort hinterher. Jetzt wo ich ihn endlich gefunden hatte sollte gefälligst seine rechte Strafe bekommen! Er flüchtete sich in irgendwelche engen Gassen die ich an dieser Schule noch gar nicht kannte, doch als er in eine Sackgasse lief und versuchte eine Feuerleiter hochzuklettern hatte ich ihn schon erwischt und riss ihn mit aller Kraft von dem Gerüst herunter. Keuchend landete er mit dem Rücken zuerst auf dem Asphalt und sah schon beinahe ängstlich zu mir auf.

„Roxas… bitte… ich…“

„Wag' es JA NICHT auch nur zu VERSUCHEN dich da raus zu reden!“, plärrte ich ihm entgegen, riss ihn an seinem Kragen wieder auf die Beine und presste ihn an die nächste Wand des engen Ganges, „Du hast KEINE AHNUNG was du VERDAMMTER BASTARD Sora angetan hast!“

„Roxas… bitte… lass mich erklären…“, versuchte er röchelnd aus dieser Situation zu entkommen, was sich allerdings so erbärmlich anhörte, da ich ihm die Luftzufuhr abschnitt.

„ERKLÄREN?! Was gibt es da noch zu ERKLÄREN?! Ich denke die Sache ist eindeutig du mieses Arschloch!“, mit aller Kraft die ich aufbringen konnte rammte ich meine Faust in sein Gesicht und hört nur ein leises knacken, sowie einen jammernden Aufschrei Rikus. Ich riss ihn zu Boden, beugte mich über ihn und ließ meine Faust immer wieder auf sein Gesicht einschlagen.

Auf eine seltsame Art und Weise fühlte es sich gut an Soras Schänder seine Schmerzen zurück zu zahlen, obwohl man sein seelisches Leiden darin mit Sicherheit nicht aufwiegen konnte, trotzdem sollte er leiden!

Er sollte den Schmerz spüren, den Sora verspürte als er sich über ihn her machte wie ein wildes Tier!

Bis jetzt ging mir nicht in den Kopf wie jemand seinem ehemaligen Geliebten so ein schreckliches Vergehen antun konnte! Es war einfach unmenschlich und grausam!

All meine Wut, all mein Frust floss in jeden Schlag ein den ich ihm verpasste. In meiner Trance aus rasender Wut und Rechtschaffenheit nahm ich noch nicht einmal wahr wie mir bekannte Stimmen nach mir riefen und nach mir suchten. Alles was durch meinen Kopf schoss war der Gedanke ihn leiden zu lassen, ihn leiden zu sehen! Diesen elenden Bastard!

„Roxas! Was zum Teufel machst du da?!“, drang plötzlich Axels Stimme zu mir durch, der mich zurück riss und davon abhielt weiter auf Riku einzuschlagen.

„Lass mich los verdammt! Er hat es verdient!“, brüllte ich ohne Sinn und Verstand. Ruderte mit meinen Arme um mich aus dem Griff des Rothaarigen zu befreien.

„Was ist denn hier lo- Oh mein Gott!“, hörte ich Xions helle Stimme die sich sofort die Augen zu hielt und uns den Rücken zu drehte.

„Xion! Ruf einen Krankenwagen! Um deine Phobie kannst du dich später kümmern!“, wies Axel ihr an.

„Nein! Lasst mich los! Er hat’s verdient! Er hat…! Er hat…!“, verzweifelt versuchte ich mich zu befreien, bis mich meine Kraft verließ und ich bloß in Tränen ausbrechend zusammenbrach. Axel brachte mich irgendwie aus dem Gang raus auf den Schulhof, wie er das geschafft hatte bekam ich noch nicht einmal richtig mit. Er setzte mich auf die Bank auf der ich zuvor noch gesessen hatte und legte seine Hand auf meinen Schultern ab, rüttelte mich kurz durch und sah mir vordernt in die Augen. „So… und jetzt erklärst du mir mal was in dich gefahren ist, Riku zu verkloppen!“

„Er… er hat Sora weh getan…!“, schluchzte ich verzweifelt und versuchte so viel Würde zu behalten wie ich in dieser Situation nur konnte.

„Was hat er denn gemacht?“, „Das… das kann ich nicht sagen… Sora er… er hat so schrecklich geweint… er hat das nicht verdient…!“ „Warum Sora?!“, Axel seufzte nur auf, setzte sich neben mich auf die Bank und versuchte mich irgendwie zu beruhigen. Nach wenigen Minuten hörten wir die Sirenen des Krankenwagens. Wie sie Riku verarzteten, wollte ich gar nicht sehen. Angewidert drehte ich meinen Kopf zur Seite um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen.

Mittlerweile hatten sich einige Schaulustige auf dem Schulhof breit gemacht und gafften blöd in der Gegend herum, am liebsten würde ich sie weg scheuchen, denn sie machten mich mit ihrem Getuschel nur ganz nervös.

Nur wenige Sekunden später kreuzte sogar unser Direktor auf um sich fürchterlich aufzuregen und wie wild mit seinem Armen zu gestikulierte, doch ich hörte ihm gar nicht richtig zu. Verstand nur einige Fetzen wie „Ich sollte dich suspendieren“, „So was ist an dieser Schule ja noch nie passiert“, „Was hast du dir dabei gedacht?!“

Ich ließ das Geschrei meines Rektors über mich ergehen, wartete nur darauf, dass er fertig wurde und endlich wieder verschwand, damit ich diesen nervenden temporären Tinnitus loswurde, denn wenn er sich aufregte, erreichte er Stimmlagen die man nur einer Opernsängerin zutrauen würde. Er teilte mir noch mit das er meine Eltern informieren würde und ich für den Rest des Tages entlassen war.

Die Einzigen die mir momentan noch Gesellschaft leisteten waren Axel und Xion, die nicht von meiner Seite weichen wollten bis meine Eltern da waren um mich abzuholen.

„Was war denn mit dir los Roxas… Du bist doch sonst nicht so…“, versuchte Xion die Gründe für mein Verhalten aus mir heraus zu kitzeln, während sie meine Hände von dem klebenden, getrockneten Blut reinigte. Ausgerechnet sie, da sie doch kein Blut sehen konnte.

„Lass gut sein Xion… aber Rox… sag‘ mal… wenn du das für Sora getan hast… Heißt das dir liegt was an ihm?“, „Natürlich! Wir sind beste Freunde!“, erwiderte ich sofort, wusste ich doch immer noch nicht ob Sora die Beziehung nun offiziell machen wollte.

„Rox… Verarsch' uns nicht… Wir sind nicht blöd!“, gab Axel mit einem leicht amüsierten Unterton zurück.

„Was meinst du…?“, fragte ich etwas verwirrt, war mein Kopf doch noch zu durcheinander um eins und eins zusammen zu zählen.

„Wir wissen wer Sara ist“, erklärte Xion kichernd.

„Was?! … Ihr wisst es?!“, rief ich ganz aufgeregt und wäre beinahe von meinem Platz aufgesprungen.

„Schon lange. Ihr zwei seid so offensichtlich“, lachte Axel und klopfte mir auf den Rücken als ich meinen Kopf hängen ließ.

„Und… habt ihr die Kondome schon ausprobiert?“

„AXEL?!“, quietschte ich ganz entsetzt und konnte mich nun wirklich nicht mehr auf der Bank halten und sprang demonstrativ auf um meine Fassungslosigkeit zur Schau zu stellen.

„Was denn? Wir können doch über so was reden! Wir sind doch Freunde!“

„Dinger dieser Art gehen dich absolut nichts an du Perverser!“, regte ich mich fürchterlich auf, wobei meine beiden Freunde darüber nur lachten.

„Danke für die Blumen, Rox“, grinste dieser rothaarige Pumukel auch noch so frech!

Kapitel 16: Geständnis

~Sora~

Als ich an diesem Morgen wach wurde, lag ich alleine in einem Zimmer, dessen Besitzer ich noch nicht zuordnen konnte. Es schien mir vertraut und das Bettlacken gab einen ebenso mir bekannten Duft von sich, den ich nur allzu gern hatte, doch der leere Platz neben mir im Bett deutete darauf hin, dass man mich alleine gelassen hatte.

Etwas niedergeschlagen richtete ich mich auf und fand einen kleinen Zettel auf seinem Kopfkissen auf dem einige Zeilen geschrieben waren.

 

Guten Morgen Sora.

Ich hoffe dir geht es besser. Ich habe gestern noch deine Eltern angerufen, sie schreiben dir für heute eine Entschuldigung, damit du nicht zur Schule musst. Ich hoffe du konntest dich schön ausschlafen.

In der Küche kannst du dich gerne bedienen und wenn du willst auch nach Hause, oder hier bleiben. Wie du möchtest ^-^

 

Bis vielleicht nach der Schule,

Roxas

 

Als ich die Zeilen las musste ich instinktiv lächeln, Roxas dachte aber auch an alles. So tat ich wie er mir in den Brief schrieb und stand auf um mir ein schönes Frühstück zu genehmigen. Ich wusste nicht genau wieso, aber bisher ging es mir ganz gut.

In der Küche fand ich einen vollen Brotkorb, mit einer großen Auswahl an Gebäck. Der Kühlschrank bot mir ebenso ein riesiges Angebot an Belag-Möglichkeiten das ich schon beinahe davon überfordert war, mir einige davon rauszupicken, um sie auf einem oder eventuell zwei Brötchen zu verteilen.

Nach schier endlosen Stunden, in denen ich damit beschäftigt war meine zwei Hälften zu belegen, konnte ich endlich mit meinem Frühstück beginnen, welches ich ausnahmsweise einmal genüsslich hinauszögert extra lang kaute und mir das Essen quasi auf der Zunge zergehen ließ, bis es nur noch ein ebenmäßiger Brei war, den ich dann hinunter schluckte.

Ich brauchte an diesem Morgen sogar so lange, dass ich beim Vorverdauen meines zweiten Brötchens bereits das Schloss der Haustür knacken hören konnte und mir laute Stimmen entgegen kamen. Es war ganz deutlich Roxas Mutter die ihren Sohn zusammenherrschte, aus welchem Grund auch immer. Ich richtete mich auf und lief in den Flur um nachzufragen, was denn los sei, doch diese Frage wurde mir schnell beantwortet. „Wie bitte bist du auf diese hirnrissige Idee gekommen einen deiner Mitschüler zu verprügeln?! Weißt du eigentlich wie lange ich mit deinem Schulleiter diskutiert habe um ihn zu überreden, dass er dich nicht von der Schule schmeißt?!“, plärrte seine Mutter das ganze Haus zusammen, das bis in die Fundamente erzitterte. So wütend hatte ich seine Mutter wirklich noch nie erlebt, aber darauf konnte ich mich nun wenig konzentrieren. Hatte ich da richtig gehört? Roxas hatte sich geprügelt?

„Was… was ist denn passiert?“, fragte ich etwas verdutzt da die beiden mich anscheinend noch nicht bemerkt hatten. Frau Riddle drehte sich aufgebracht zu mir um, musterte mich erst von oben bis unten und setzte mit ihrer lautstarken Hasstirade fort.

„Roxas hat Riku verprügelt! Er hat ihm ein blaues Auge geschlagen und ihm die Nase gebrochen!“

„Was…? Du hast Riku verprügelt?“, wiederholte ich perplex.

„Er hat es verdient und das müsstest du am besten wissen“, gab er nur ruhig zurück. Ich hätte eher erwartet dass er etwas lauter wird oder sich aufregt, aber er blieb komplett ruhig und gelassen.

Ich war mehr als überrascht und völlig baff. Roxas hatte das alles für mich gemacht?

Er hat sich für mich geprügelt?

Er hat sich für mich die Finger schmutzig gemacht und sich für mich ärger mit dem Schulleiter und seiner Mutter eingehandelt?

Mir stieg das Blut in den Kopf und verteilte sich auf meinen Wangen, als ich mir über dessen überhaupt bewusst wurde.

Roxas wurde das Geschrei seiner Mutter allerdings zu viel, also griff er nach meinem Arm und zerrte mich hoch in sein Zimmer, wo er sogleich die Tür verschloss. Leise fluchte er irgendwas vor sich her, bevor er sich auf sein Bett schmiss und tief durchatmete. Ich fühlte mich zwischen diesem ewigen Elternstreit irgendwie fehl am Platz. Wusste nicht was ich erwidern sollte, so setzte ich mich einfach zu ihm auf die Bettkante, strich behutsam über seinen Arm und beobachtete ihn dabei wie er mit geschlossenen Augen die Ruhe genoss.

„Das hättest du nicht für mich tun müssen…“, unterbrach ich die neugewonnene Stille. Er richtete sich sofort auf und sah mir eindringlich in die Auge bevor er seinen Satz begann. „Doch das musste ich. Du weißt gar nicht, wie sehr es mich innerlich zerrissen hat, dich so zu sehen. Er hat dich so verletzt und gedemütigt… Ich musste etwas unternehmen Sora! Ich konnte das einfach nicht so sitzen lassen! Du bedeutest mir so unglaublich viel, dass ich mich genauso verletzt gefühlt habe wie du. Es tat mir so weh, dich so sehen zu müssen. Du wolltest nicht zur Polizei, also musste ich einfach etwas unternehmen!“, seine Worte klangen schon beinahe verzweifelt und brüchig, während sich in seinen Augen Tränen sammelten. Ich strich behutsam mit dem Daumen über seine Wange um die Tränen wegzuwischen bevor sie überquellen und sein Gesicht hinablaufen konnten.

„Nein, … das ist falsch. Warum tröstest du mich?“, schluchzte er schon fast, doch ich tat es nur mit einem Lächeln ab, drückte ihn zurück auf die Matratze und kuschelte mich an ihn.

 

Am nächsten Morgen war meine Ruhe und Gelassenheit wie weggeblasen. Ich war nervös, mir wurde abwechselnd heiß und kalt und ich bekam schon kalte Schweißausbrüche, als Roxas meine Hand hielt und mich zur Schule führte. Er beteuerte mir dass alles gut werden würde und Riku sich sicherlich nicht noch einmal in ihre Nähe trauen würde, bei dem Ereignis des Vortages.

Doch das wollte mich einfach nicht beruhigen, so knetete und zerquetsche ich seine Hand förmlich, die er mir anbot um meinen Stress daran abzubauen.

Als wir in die Klasse traten wurde es plötzlich muchsmäuschen still, was wohl daran lag das die halbe Schule den Zwischenfall von gestern mitbekommen haben musste. Und auch Riku entdeckte ich sofort. Roxas hatte sein Gesicht schrecklich zugerichtet, über seinem ganzen Gesicht verteilten sich angeschwollene Beulen und das Veilchen, was er ihm verpasst hatte war kaum zu übersehen, doch das mit Abstand auffallendste in seinem Gesicht war der Verband an seiner Nase, der bestätigte, dass diese wirklich gebrochen sein musste. Bei diesem jämmerlichen Anblick tat er mir schon beinahe Leid, doch sofort meldete sich wieder eine Stimme in meinem Kopf, die mich nur schmerzlich an den Nachmittag in der Umkleide erinnerte. Ich senkte meinen Blick und drängte den Gedanken in die hinterste Schublade meiner Erinnerungen.

Niemand stellte auch nur eine Frage über mich, Roxas oder Riku. Es herrschte einfach nur Totenstille… und das gefiel mir nicht, denn obwohl keiner auch nur ein Wort darüber verlor wusste ich genau, dass ihre Blicke an uns klebten und sie sich heimlich die Mäuler darüber zerrissen, was wohl die Beweggründe dafür waren. Und als wäre das noch nicht genug gewesen, mussten sie auch noch so laut flüstern, dass ich klar und deutlich verstehen konnte, worüber sie gerade diskutierten.

„Hör nicht auf sie“, lächelte Roxas und strich mit einer Hand über meinen Oberschenkel, wobei ich leicht zusammenzuckte. Hätte er mich nur vorgewarnt.

Die Stimmung schien sich erst wieder zu lockern, als Axel die Klasse betrat und uns lautstark begrüßte, wie es nun mal seine Art war, direkt gefolgt von unserem Lehrer, der ohne großes umschweifen und Begrüßungen den Unterricht begann.

Ich bekam davon nicht viel mit, schwelgte eher in meiner eigenen Gedankenwelt, was ihm natürlich auffiel und er mich mehrmals ermahnte. Ich aber registrierte seine Drohungen noch nicht einmal und verbrachte die restlichen Minuten wie zuvor.

Als es endlich zur ersten Pause klingelte stürmten alle Schüler fluchtartig aus dem Klassenraum, außer einigen Wenigen. Roxas kramte noch etwas Geld aus seinem Portemonnaie und wir verließen auch endlich den Klassenraum, wobei unser Lehrer sich ein „Na endlich“ nicht verkneifen konnte, sofort den Raum zuschloss um sich ins Lehrerzimmer zu verziehen.

Mir war an dieser Schule noch kein Lehrer begegnet der jeden Tag so mies drauf war und seinen Job wirklich zu hassen schien.

„Ich muss mir unbedingt was zu Essen holen, sonst sterb‘ ich!“, stöhnte Axel und hielt sich demonstrativ eine Hand auf seinen Bauch.

„Du bist so verfressen“, zog Xion ihn ein wenig auf und entfachte eine unklärbare Diskussion.

 „Ich brauch‘ eben mehr als so ‘en kleinen Salat um satt zu werden“ „Du verdrückst so viel wie wir alle drei zusammen!“ „Ich hab‘ halt ‘en großen Magen!“ „Das ist ein schwarzes Loch“ „Ich geh‘ drei Tage die Woche trainieren!“ „Ich mach‘ auch Sport!“ „Das ist aber kein Krafttraining!“

„Ich bin kurz auf Toilette, okay?“, flüsterte ich Roxas zu, denn diese angeregte Debatte ließ sich eh nicht beenden. Nachdem Roxas mir zugenickt hatte suchte ich die nächste gelegene Toilette auf.

Der Gestank der mir entgegen kam wollte mich schon beinahe wieder vertreiben, doch ich hatte zuvor fast einen Liter in mich hineingekippt und die wollten nun mal wieder raus, also blieb mir nichts anderes übrig als mich der, von Urin verpesteten Luft, zu stellen.

Nachdem ich meine Blase erleichtert hatte, wollte ich eigentlich nur noch meine Hände waschen und sofort von diesem ekelhaften Ort verschwinden, doch dies sollte mir nicht vergönnt sein.

„Sora…“, ich schaute in den Spiegel auf und entdeckte Riku hinter mir, der mir zu aller Dreistigkeit auch noch näher kam, doch ich war nicht ganz ungeschützt. Roxas hatte mir ein Pfefferspray in die Hand gedrückt, welches ich benutzen sollte wenn ich mich bedroht fühlte und das tat ich.

Und wie ich das Tat!

Ich zog es sofort aus meiner Hosentasche und wollte ihm damit ins Gesicht sprühen, doch meine Hände zitterten dermaßen das es zu Boden fiel. Ich wollte es aufheben, oder versuchen einfach wegzurennen, doch Riku war schneller und hielt mich an meinen Handgelenken fest damit ich nicht flüchten konnte.

„Lass mich los! Sofort!“, schrie ich verzweifelt, spürte wie sich Tränen in meinen Augen sammelten und seine Berührung von Haut auf Haut machte mich zunehmend nervöser.

„Bitte Sora, ich möchte nur mit dir reden...“

„Es ist mir egal was du willst! Lass mich verdammt noch mal los!“, ich versuchte ihn zu schlagen, zu treten, mich irgendwie zu wehre, doch er wollte mich einfach nicht los lassen. Wollte er etwa wieder…?

„Bitte Sora,… lass es mich erklären, danach lass ich dich los und werde dich nie wieder belästigen!“, schwor er schon fast, doch ich wusste nicht ob ich ihm trauen sollte, oder konnte.

„Ich bitte dich… lass es mich dir erzählen und unterbrich mich bitte nicht… Das lastet mir so sehr auf der Seele“, seine Worte hörten sich ehrlich an, so gab ich nach und hört auf gegen seine Berührung anzukämpfen. Nachdem er sich sicher war ich würde nicht mehr wegrennen, ließ er meine Gelenke los, die ich sofort an meinen Körper presste. Auch wenn ich ihm seinen Wunsch gewähren wollte, traute ich ihm immer noch nicht über den Weg.

„Ich möchte mich entschuldigen… für das was ich dir angetan habe… Ich weiß es war schrecklich, unmenschlich und muss dich mehr als alles andere verletzt haben. Sowohl körperlich als auch seelisch und ich bereue es zutiefst! Ich bereue es dir das angetan zu haben und die Tracht Prügel von Roxas, hatte ich nur mehr als verdient. Ich möchte mich hiermit für nichts rechtfertigen, aber ich möchte dir erklären was passiert ist, warum ich so ein verdammtes Arschloch war…!“, seine Stimme war brüchig, verzweifelt und in seinen Augen sammelten sich tatsächlich Tränen. Ich wusste nicht ob ich wütend oder traurig sein sollte. Ob ich verstehend… vielleicht sogar bemitleidend, oder abfällig reagieren sollte, so verstummte meine innere Stimme und ich entschloss mich ihm einfach weiter zuzuhören.

„Meine Eltern waren nie damit einverstanden, dass ich mit einem Jungen zusammen war, sie meinten es wäre abartig, das gleiche Geschlecht zu lieben und deswegen wollten sie mir verbieten, dich zu lieben und eine Beziehung mit dir zu führen. Ich habe versucht sie umzustimmen, oder dass sie es wenigstens einfach hinnahmen, doch sie wollten nicht. Sie hatten mir mit allem gedroht was sie hatten… Mein Vater verprügelte mich deswegen sogar. Ich hätte ihn ja enttäuscht und die Familie entehrt. Ich konnte dir das nicht sagen, ich weiß nicht wieso, aber ich konnte einfach nicht. Es hätte zu sehr geschmerzt, wenn das die Gründe der Trennung gewesen wären, so wollte ich einfach dass du mich hasst. Ich habe alles getan, einfach damit du mich hasst und nichts mit mir zu tun haben willst… Ich habe Kairi geküsst, mit all diesen Mädchen geschlafen, die mir nichts bedeuteten und stell dir vor, meine Eltern waren sogar froh darüber, dass ein Mädchen nach dem anderen in unser Haus marschierte und wieder verließ, einfach nur für eine schnelle Nummer.

Ich tat dies, weil ich dachte ich könnte über dich hinweg kommen, wenn du mich mehr als alles meidest und diese Mädchen mich ablenkten,… doch dem war nicht so. Bei jedem Kuss musste ich an dich denken, bei jeder Berührung. Du warst allgegenwärtig, egal was ich tat, ob ich schlief oder wach war. Noch nicht einmal meine Träume zeigten mir andere Bilder, ich wollte nichts so sehr wie mit dir zusammen zu sein, bis ans Ende meines Lebens! Doch ich durfte es nicht und es zerriss mir das Herz.

Und als ich dich zusammen mit Roxas sah,… da,… da wurde ich eifersüchtig. Es kränkte mich ja schon, alleine dich nur zusehen und dich nicht umarmen zu dürfen, dich zu küssen oder einfach gemeinsam Zeit mit dir zu verbringen. Ich weiß nicht was es war was mich leitete, aber egal wo ich hin ging, fand ich euch, wenn ihr euch ein einsames Plätzchen gesucht habt, wo euch niemand sah, aber ich sah es… und mit der Zeit zerbrach ich innerlich daran. Ich wollte einfach nur wieder bei dir sein, egal wie und… dann bin ich auf diese dämliche Idee gekommen, für die ich mich selbst so sehr hasse, weil ich dir mehr Leid zu gefügt habe als nötig war. Ich habe dich damals herumirren sehen als du mich und Kairi gesehen hast… ich wollte dich in den Arm nehmen und dir sagen, dass das nie ernst gemeint war, dass alles nur wegen meiner egoistischen Eltern und meinem verdammt verzweifelten Herzen passiert ist, aber ich durfte nicht. Wenn ich es irgendwie gut machen könnte, wurde ich es tun… ich verlange nicht das du mir verzeihst, ich möchte nur… das du mir glaubst und das du meine Gründe kennst… Es tut mir alles so wahnsinnig leid…“, schluchzte er.

Er weinte tatsächlich. Dem Menschen dem ich es am wenigsten zugetraut hätte, weinte direkt vor meinen Augen und ich wusste nicht ob ich ihn trösten sollte oder nicht… Ich wusste noch nicht einmal ob ich ihm das glauben konnte, oder ob er sich diese Geschichte einfach ausgedacht hatte.

„Sora wo bleibst du… de-“, hörte ich Roxas‘ Stimme der auf der Suche nach mir die Toilette betrat.

Kapitel 17: Liebe [Ende]

 ~Roxas~

Ich wollte meinen eigenen Augen nicht trauen, als ich sah, dass Riku in der Toilette stand und Sora schon wieder zu belästigen schien. Sollte dieser Penner nicht eigentlich seine Lektion gelernt haben?! Ich zog Sora am Handgelenk hinter meinen Rücken, damit dieses Ekel ihm nicht noch einmal zu nahe kam.

„WAS willst du von ihm?!“, zischte ich aggressiv und warf ihm einen Blick zu ,der hätte töten könnten.

Noch bevor er zu Wort kam, um sich zu rechtfertigen, erhob Sora die Stimme und zog mich etwas zurück. „Er hat nichts gemacht… Wirklich nicht“, beteuerte er.

„Sagst du das weil es stimmt oder weil er dir gedroht hat?“, hakte ich nach. Irgendwie wollte ich dem Frieden nicht trauen.

„Es ist wirklich so“, bestätigte Sora. Er kam hinter meinem Rücken hervor, hob das Pfefferspray vom Boden auf und zog mich an der Hand mit sich aus den Toiletten.

Was war da bitte gerade vorgefallen?

War das ein Traum oder einfach nur ein schlechter Scherz?

„Sora? Ist alles in Ordnung bei dir?“

„Ja ist es, obwohl ich ehrlich gesagt verwirrt und etwas durcheinander bin, aber… Ich bin nicht mehr sauer“, sprach er das Unglaubliche aus. Er war nicht mehr sauer? Auf Riku?

„Was für eine Gehirnwäsche hat er dir unterzogen, dass du nicht mehr sauer auf ihn bist? Dieses Arschloch hat dich immerhin…“, traute ich mich gar nicht, es auszusprechen.

„Vergewaltigt. Ich weiß“, gab er zurück und beendete meinen Satz.

„Wie… wie kannst du…? Ich versteh‘ es nicht Sora.“

„Er… hat sich entschuldigt und… er hatte auch Gründe, obwohl es das natürlich nicht rechtfertigt, aber… ich kann es irgendwie nachvollziehen. Er hat Reue gezeigt… und das zeigt mir, dass er einsichtig war… und festgestellt hat, dass es ein Fehler war.“ Ich war baff.

Bei Soras Worten wusste ich nicht, was ich darauf erwidern sollte oder ob ich das überhaupt musste.

Er war so ruhig und gelassen und so erzählte er mir ausführlich und erzählte mir seelenruhig, was Riku ihm gebeichtet hatte.

Irgendwie wusste ich nicht ob ich das glauben sollte was er dort erzählte und er gab selbst zu, dass er sich diese Frage mehr als nur einmal stellte, doch er war zu dem Entschluss gekommen, dass er ihm dieses Mal vertrauen wollte. Eine leichtsinnige Entscheidung wie ich fand, doch ich konnte ihn schließlich nicht daran hindern, dennoch schwor ich mir und ihm, ein Auge auf Riku zu haben und dafür zu sorgen, dass er ihm bloß nicht zu nah kam.

Traute ich ihm dennoch nicht über den Weg...

So behielt ich ihn für die nächsten Wochen im Auge, achtete darauf wie nah er Sora kam und beschütze meinen Brünetten vor ihm. Er unterschrieb sogar einen Vertrag, dass er ihn nicht berühren würde, da Sora trotz allem immer noch ein Problem mit Körperkontakt anderer Menschen hatte.

Nachdem ich mit Engelszunge auf ihn eingeredet hatte, entschloss er sich sogar tatsächlich eine Therapie zu machen und hatte jede Woche einen Termin bei einer Psychologin, die sich wunderbar um ihn kümmerte. Ich begleitete ihn jede Woche aufs Neue auf seinem Weg dort hin und holte ihn auch wieder ab.

Er machte wirklich Fortschritte und die Therapie schien wirklich ihre Wirkung zu zeigen, da sich Sora trotz der Entschuldigung Rikus immer mehr zurückgezogen hatte. Mittlerweile ging es ihm wieder relativ gut und er traute sich auch wieder mehr unter Menschen, was mich mehr als glücklich machte. Zuzusehen wie es ihm Tag für Tag besser ging, war für mich das größte Geschenk, was es gab.

 

Heute war der letzte Termin mit Mrs. Gainsborough und ich war gerade auf dem Weg zu der Psychologin, um Sora von dort abzuholen. Ich konnte gerade noch sehen, wie er sich von ihr verabschiedete, als ich zu ihnen stieß. Mein Blumenkind rannte mir sofort in die Arme und rannte mich dabei beinahe um.

„Du musst Roxas sein von dem ich schon so viel gehört habe“, erwiderte plötzlich die brünette Frau vor mir. Sie war groß und schlank, hatte braune lange Haare, die sie zu einem Zopf geflochten hatte und smaragdfarbene Augen. Sie strahlte auf mich so eine Ruhe aus, dass sie mir sofort sympathisch war.

„Ehm… j-ja, d-denke schon“, stammelte ich was die Frau vor mir nur schmunzeln ließ, „S-sie sind Mrs. Gainsborough… o-oder?“, sie antwortete mit einem Nicken und wechselte danach noch einige Worte mit Sora bevor wir uns auf den Weg zu ihm nach Hause machten.

„Was hast du denn über mich erzählt, dass er mich sofort erkannt hat?“, fragte ich immer noch etwas durch den Wind.

„Eigentlich nur wie gut du dich immer um mich kümmerst und auf mich aufpasst, dass mir bloß kein Leid geschieht und wie niedlich ich es finde, wenn du dir solche Sorgen um mich machst.“

„N-niedlich?“, fragte ich jetzt total verwirrt. Ich und niedlich? Das passte ja so gar nicht zusammen!

„Jetzt schon wieder!“, grinste er und wirkte dabei so glücklich, dass ich ihm gar nicht böse sein konnte.

Ich seufzte einmal kurz und beließ es mit einem „Na gut“ dabei, so setzten wir Händchen haltend unseren Weg zu ihm nach Hause fort. Es war Freitagabend und heute vor genau einem Jahr war der Tag an dem ich und Sora uns das erste Mal geküsst hatten. Unser Jahrestag.

So viel war in der Zwischenzeit passiert, viele schöne, aber auch unschöne Erinnerungen, doch teilte ich sie mit ihm, den mir wertvollsten Menschen, den ich mehr als alles andere bedingungslos liebte.

Ich wusste nicht einmal ob Sora wusste wie viel er mir bedeutete und wie viel ich für ihn empfand, doch das war in Ordnung, solange ich wusste, dass er mich, vielleicht nicht auf dieselbe Weise, aber auf seine Weise liebte. Bei solchen kitschigen Gedanken musste ich irgendwie automatisiert lächeln.

Dass sich alles so entwickeln würde hätte sicherlich niemand von uns gedacht, doch ich war glücklich und froh darüber wie es sich entwickelte, sonst würde ich heute sicherlich nicht mit ihm diesen Weg lang laufen, meine Finger mit seinen verflochten haben und vor mich hinzugrinsen als wäre ich frisch verliebt.

Nach einigen hundert Metern erreichten wir das Haus indem Sora mit seinen Eltern wohnte und nur wenige Minuten später war die Eingangstür geöffnet, sodass wir eintreten konnten. Zu meiner Überraschung war es im gesamten Haus stockfinster und mucksmäuschen still, schon beinahe gruselig. Er schaltete das Licht zum Flur ein welcher sofort erhellte wurde.

„Meine Eltern sind heute nicht da, ich hab‘ sie gebeten uns alleine zu lassen“, erklärte er mir weshalb das Haus wie ausgestorben wirkte. Bei Sora zu Hause herrschte immer ein solch buntes Treiben, da war es irgendwie einfach nur gruselig, wenn niemand zu Hause war.

„Und dein Bruder?“, fragte ich, während ich mir Jacke und Schuhe auszog.

„Der ist auf einem Date mit deinem Bruder“, grinste er bloß, wobei mir beinahe die Ohren abfielen. Hatte ich richtig gehört? Ven hat ein Date mit Vanitas? Wie hatte er das denn hinbekommen?

„Du wirkst ja beinahe so als wäre jemand gestorben“, bemerkte er verdutzt.

„Ich… ich bin bloß verwirrt. Ven hat kein Wort darüber verloren!“

„Natürlich, er wollte es ja auch so gut es ging vor dir geheim halten, er hat bei mir nachgefragt, ob ich da was arrangieren könnte“, und sein Grinsen wurde dabei nur noch breiter.

„Dass er mir das nicht einfach sagt…“, nuschelte ich nachdenklich und redete eher mit mir selbst als mit Sora.

„Zerbrich dir nicht den Kopf darüber… heute ist unser Jahrestag und ich hab‘ noch eine Überraschung für dich“, „Eine Überraschung?“, fragte ich verwundert.

Wir hatten heute Morgen vor der Schule kleine selbstgemachte Geschenke ausgetauscht, wobei ich Sora auch noch eine Rose geschenkt hatte. Ich dachte eigentlich das wir uns heute Abend nur noch gemütlich ins Bett legen wollten, einen Film einlegen und dabei miteinander kuschelnd irgendwann davor einschlafen und nicht, dass er noch was für mich vorbereitet hatte.

„Ganz genau eine Überraschung!“, verkündete er stolz und grinste dabei wie ein Honigkuchenpferd.

„Was ist es denn?“, erwiderte ich verdutzt, gab es heute doch viel zu viele Dinge die mich irgendwie total verwirrten.

„Aber, aber, Roxy! Dann wäre es doch keine Überraschung mehr!“, beteuerte er, wobei er aus der Kommode im Flur ein Tuch hervorzauberte. Er lief um mich herum und band es mir wenige Sekunden später über die Augen, sodass ich rein gar nichts mehr erkennen konnte!

„Oh Sora… muss das sein? Du weißt ich mag sowas nicht.“

„Jammer nicht so, du wirst dich freuen, außerdem baut das mehr Stimmung auf“, bestand er darauf und führte mich die Treppen hoch in den zweiten Stock, wo sein Zimmer war. Er hatte da drin bestimmt etwas vorbereitet!

Irgendwann blieb er stehen und platzierte mich mitten im Nirgendwo, ich hatte durch die Augenbinde meine Orientierung verloren.

„Bleib hier stehen ich hol‘ dich gleich“, hörte ich ihn irgendwann reden. Ich hörte wie sich eine Tür öffnete und er in dem Zimmer, welches ich als seines vermutete, zu verschwinden schien. Ich hörte aus dem Raum etwas poltern und meinen Brünetten auch einige Male fluchen, was mich dazu verleiten wollte die Augenbinde abzunehmen und nach ihm zu sehen, ob auch wirklich alles in Ordnung bei ihm war, doch würde er sicherlich sauer sein, wenn ich seine Überraschung dadurch kaputt machen würde. So entschloss ich mich einfach stehen zu bleiben und zu warten, bis ich irgendwann wieder hörte, wie sich die Tür öffnete und Sora nach meinem Handgelenk griff.

„Die Vorbereitungen sind alle fertig“, erklärte er stolz und zog mich in das Zimmer. Er stellte mich in den Raum, ließ zuerst die Tür hinter mir ins Schloss fallen, bevor er sich wieder mir widmete.

Ich spürte wie er an meinem Hinterkopf rumzupfte und wenige Sekunden später konnte ich wieder sehen. Ich war total baff und wusste erst nicht was dass alles bedeuten sollte.

Sora hatte in dem ganzen Zimmer Rosenblätter verteilt und in jede mögliche Ecke Kerzen gestellt, welche das Zimmer hell erleuchteten. Es war nicht zu hell, aber gerade so dass sie eine schöne romantische Atmosphäre boten. Noch dazu roch das ganze Zimmer auch noch so wunderbar nach Rosen.

Ich wusste gar nicht was ich dazu sagen sollte, fand ich diese Überraschung nur mehr als gelungen und zugleich wunderschön. Sora faltete seine Hände, legte sie mir auf die Schulter, flüsterte mir dabei „Fröhlichen Jahrestag“ in mein Ohr und gab mir einen Kuss auf die Wange, sodass ich dabei doch tatsächlich auch noch etwas rot wurde.

„Das hast du alles für heute vorbereitet?“, fragte ich immer noch etwas fassungslos.

„Hmmmh!“, gab er glücklich als Antwort. Ich schlang meine Arme um ihn, zog ihn ganz fest an mich und bedankte mich mit einem zärtlichen Kuss auf die Lippen.

„Ich hoffe du weißt was ich dir damit sagen möchte…“, erklärte er nun ganz schüchtern, worauf seine Wangen sich leicht Rosa einfärbten.

„Was? …Aber… Sora…!“

„Ich habe lange darüber nachgedacht, schon Wochen zuvor und ich bin mir absolut 100%-ig sicher… ich will es und ich will es mit dir“, erklärte er mit einem lächeln auf den Lippen.

„Du kannst dir nicht vorstellen, was für eine Ehre das für mich ist“, gab ich bloß lächelnd zurück.

Ja ich fühlte mich irgendwie geehrt, da ich immerhin genau wusste wie viel Überwindung es Sora kosten musste, zu dieser Entscheidung zu kommen.

„Und jetzt genug gequatscht bevor ich es mir noch mal anders überlege!“, stellte er seinen Standpunkt auf ich kam ihm grinsend seiner Forderung nach indem ich sanft meine Lippen auf die seinen legte und es fühlte sich immer noch genauso unglaublich und atemberaubend wie beim ersten Mal an. Immer wieder vielen unsere Lippen aufeinander bis ich meine Arme um seinen Körper schlang und seinen zierlichen Körper an meinen presste. Er zog mich ebenso nah an sich indem er seine Arme um meinen Nacken legte.

Wie geprobt stemmte er sich etwas vom Boden ab und umklammerte meine Hüfte mit seinen Beinen während ich nach seinen Oberschenkeln packte um ihm mehr halt zu geben, den Kuss dabei nicht unterbrechend. Ich trug ihn zum Bett legte ihn vorsichtig auf der Matratze ab, die unserem Körpergewicht leicht nachgab als wir nun beide darauf lagen und uns immer noch begierig küssten, als wäre heute der letzte Tag an dem wir uns sehen würden und die letzten Stunden der Zweisamkeit auskosteten.

Mich kaum noch zurückhaltend zog ich die Form seiner Unterlippe nach und bittet um Einlass, den er mir sofort gewährte. Meine Zunge drang nur wenige Sekunden später in seinen Mund ein und erkundete seine gesamte Mundhöhle bis unser beider Zungen schließlich aufeinander trafen und ein Feuerwerk entfachten. Wild umkreiste ich sie, umschlang sie und führte mit ihm einen kleinen Kampf.

Als wir uns wenige Sekunden später voneinander trennten schaute ich ihm noch ein weiteres Mal in die Augen um mir ganz sicher zu sein, dass das was ich hier tat wirklich kein Fehler war. Seine himmelblauen Augen blitzten im Schein des Kerzenlichts auf und ich starrte ihn fast schon verwundert an. So einen Blick hatte ich noch nie bei ihm gesehen. Er war begierig und lüstern, als könnte es ihm gar nicht schnell genug gehen, doch das war nicht mein Plan.

Ich wollte es langsam angehen, ihm Zeit lassen das er sich an alles gewöhnen konnte und vor allem wollte ich das unser erstes Mal keine wilde, verrückte Nummer wird. Sie sollte romantisch sein und liebevoll, wozu hätte er sonst all diese Vorbereitungen getroffen, wenn sie sich nicht genau dafür mehr als anboten.

Er löste seine Beine wieder von meinen Hüften und verwickelte sie diesmal mit meinen Beinen. Ich legte meine Lippen erneut auf seine und küsste ihn diesmal nicht so zaghaft, wie am Anfang, sondern mit mehr Leidenschaft und tastete mit meinen Händen seinen Körper ab. Wanderte seine Seiten immer wieder auf und ab und auch er konnte seine Finger nicht still halten. Er zupfte an dem Kragen meines Shirts herum und war drauf und dran es mir einfach über den Kopf zu ziehen, doch so ungeschickt wie er sich dabei anstellte sollte das nichts werden. Ich musst ein wenig schmunzeln als er immer wieder am meinem Kragen herumzerrte, mein Shirt sich aber nur wenige Zentimeter bewegte. „Wie wäre es wenn du von unten anfängst?“, fragte ich ihn leicht neckend, er sich wie ein Hamster aufplusterte und mit seinen Fingerchen unter meinem Oberteil verschwand.

Ich tat es ihm gleich, strich mit meiner Hand immer wieder über seinen straffen Bauch und genoss die Wärme des anderen Körpers, war es doch auch für mich die erste Erfahrung körperlicher Nähe. Ich wollte Sora nicht bedrängen und hatte meine Finger stets dort gelassen wo sie hingehörten, doch jetzt kostete ich jede einzelne Berührung auf das Tiefste aus. Sora tat es mir gleich, arbeitete aber viel schneller daran mich zu entblättern als ich ihn und ehe ich es mich versah hatte er es mir übergestreift und achtlos in irgendeine Ecke des Raums geworfen.

Unweigerlich musste ich darüber grinsen und presste meine Lippen erneut auf seine, während seine Hände jeden Zentimeter der freigelegten Haut abtasteten. Ich schob sein T-Shirt immer weiter hoch und wollte es ihm eigentlich schon über den Kopf ziehen, doch wir konnten unsere Lippen einfach nicht voneinander lösen. So ließen wir unsere Lippen immer wieder aufeinander fallen, während ich meine Arme um den Körper meines Brünetten schlang und ihn so sehr es konnte an mich presste, zu überwältigend war das Gefühl von seiner nackten Haut auf meiner.

Es fühlte sich an wie eine Droge und ich konnte gar nicht genug davon bekommen. Ja, Sora war meine Droge, ... so konnte man es gut zusammenfassen.

Nachdem er, als auch ich, kaum noch Luft bekamen, trennten wir uns voneinander und von uns war bloß erschöpftes Keuchen zu hören. Ich nutzte meine Chance und zog ihm sein Shirt über den Kopf um es einfach irgendwo hinzuwerfen. wo es uns bei unseren nächsten Aktivitäten nicht weiter stören konnte. Nur wenige Sekunden später legte ich meine Lippen auf seine, berührte sie aber nur hauchzart, um mich von dort zu seinem Hals herunter zu küssen und diesen in Anspruch zu nehmen. Von Sora hörte ich ein wohlklingendes Seufzen als ich seinen Hals mit Liebkosungen überhäufte.

Ich suchte mir eine schöne Stelle die ich immer wieder küsste und immer begieriger wurde, bis ich mich schließlich daran fest saugte und leicht in die gereizte Haut biss. Sora schien Gefallen daran zu haben, denn er krallte sich mit seinen Fingern in meinen Rücken und keuchte immer wieder hörbar auf, als ich an seinem Hals knabberte.

Ich spürte bereits seine harte Erektion an meiner und fing an mich immer weiter runter zu arbeiten, küsste mich über seine Brust bis zu seinen steifen Brustwarzen, um daran zu saugen und mit ihnen zu spielen. Während ich die eine mit meiner Zunge umkreiste und daran saugte zwirbelte ich die andere immer wieder zwischen meinen Fingern und entlockte ihm damit ein erregtes Keuchen, ließ mich wissen dass, das was ich tat, gut war und ihm gefiel. Mit meiner freien Hand strich ich über die bereits beachtliche Beule in seiner Hose und neckte ihn damit, strich immer wieder fester darüber, was ihn schon beinahe stöhnen ließ. Ich küsste weiter über seine weiche, heiße Haut bis hin zu dem Bund seiner Hose, entschied, seiner Enge Platz zu verschaffen, öffnete mit meinem Mund den Knopf seiner Jeans und zog mit meinen Zähnen langsam den Reißverschluss runter, was Sora erleichtert aufseufzen ließ. Ich zog ihm seine Jeans über seine Hüften und über seine schlanken Beine, um sie wie den Rest der Klamotten achtlos in eine Ecke des Raumes zu werfen. Während ich das tat legte er schüchtern seine Hände an den Gürtel meiner Hose und schien sie ebenfalls öffnen zu wollen, doch schaffte es augenscheinlich nicht über seinen Schatten zu springen und ließ seine Finger an der Schnalle des Gürtels ruhen. Ich legte meine Hände auf seine und half ihm diese in Bewegung zu bringen um das Teil an meiner Hose endlich zu öffnen, den Rest schaffte er ohne meine Hilfe und schob sie sogar bis in meine Kniekehlen. Mit einigem, vielleicht etwas unbeholfenem, zappeln wurde ich meine Jeans schließlich auch los und beugte mich erneut über ihm um meine Lippen begierig auf seine zu pressen.

Soras Arme legten sich dabei um meinen Oberkörper und fuhren immer wieder meinen Oberkörper auf und ab und hinterließen dabei heiße spüren. Ich ließ mir diese Liebkosung gefallen und summte genießerisch in den Kuss hinein. Ich küsste mich erneut über seine Brust bis hin zu dem Gummibund seiner Boxershorts die ich langsam über seine Erregung zog bis sein Glied komplett vor mir frei lag. Grinsend schaut ich zu ihm hoch während ich mich langsam seinen Schaft hoch küsste, was ihn bereits schwer auf keuchen ließ. Mit meiner Zunge umkreiste ich die Spitze seiner Erektion und leckte seine salzigen Lusttropfen von dessen Spitze, verteilte meinen Speichel auf seinem Gemächt und fing begierig an daran zu saugen, wobei ich Sora immer wieder aufstöhnen hörte. Ich fand Gefallen an dem, was ich hörte. Ich wollte mehr, was mich dazu brachte fester zu saugen und mehr von ihm in meine Mundhöhle eindringen zu lassen. Hart saugend fing ich langsam an meinen Kopf auf und ab zu bewegen und ihn damit noch mehr zu erregen.

Mit meinem rechten Mittelfinger wanderte ich langsam an seinen Eingang und umkreiste diesen um ihm darauf vorzubereiten, was ich vorhatte, nachdem er keine Einwände erhob ließ ich ihn langsam in ihm versinken, wobei er etwas schmerzhaft aufzischte. Sofort hielt ich in allen meinen Bewegungen inne und sah besorgt zu ihm auf. „Schon okay…“, meinte er und atmete dabei schwer auf, ich ließ ihm seine Verschnaufpause bevor ich mich langsam weiter vortastete. Er schien sich daran gewöhnt zu haben und keuchte einige Male auf, als ich meinen Finger immer wieder in ihn einführte. Während ich mit einem zweiten Finger eindrang begann ich wieder seine Erektion zu stimulieren und daran zu saugen, sodass er gar nicht zu bemerken schien, dass sich nun mehr Finger als zuvor in ihm befanden. Ich spreizte sie scherenartig, wobei ich eine empfindliche Stelle zu treffen schien, denn er stöhnte plötzlich laut auf, krallte sich in das Laken unter sich und streckte mir alles entgegen was er zu bieten hatte. Ich wiederholte dies noch einige Male und saugte härter an seiner Erektion als zuvor bis er sich schließlich in meinem Mundinneren ergoss und schwer aufatmend seinen Griff langsam lockerte. Ich schluckte seinen Samen und kletterte wieder zu ihm hoch.

„War das gut?“, fragte ich ihn neckend wobei er nur erschöpft atmend nickte und nach jedem bisschen Sauerstoff schnappte was er kriegen konnte.

Ich griff nach dem Kondom welches ich auf seinem Nachttisch abgelegt hatte und öffnete es um es mir über meine Erektion zu streifen, danach verteilte ich etwas Gleitcreme darauf und an seinem Eingang was ihn leicht zusammen zucken ließ. Erschrocken hielt ich inne und blickte ihm in sein gerötetes Gesicht. „Kalt“, erklärte er mir und ich atmete erleichtert auf.

„Bereit…?“, fragte ich vorsichtshalber, vielleicht hatte er es sich ja anders überlegt, seinen Orgasmus hatte er immerhin… ich würde es ihm noch nicht einmal übel nehmen, wenn er doch noch nicht wollen würde, doch er bestätigte bloß mit einem nicken. „Aber bitte… nicht so schnell…“, bat er, worauf ich nur lächelnd nickte.

„Natürlich… alle Zeit der Welt“, beruhigte ich ihn, positionierte mich vor ihm und hob seine Beine ein wenig an um sie über meine Schultern zu legen. Ich bewegte mein Becken langsam vor um in ihn einzudringen, wobei Sora nach wenigen Zentimetern aufzischte und ich meine Bewegung deutlich verlangsamte. „Alles okay?“, er nickte bloß auf meine Frage, doch ich machte mir Sorgen das er doch zu große Schmerzen dabei hatte. Ich wollte ihm nicht wehtun, ich wollte, dass es schön für ihn wird…

„Es ist okay Rox… Du kannst weiter machen…“, erwiderte er mit einem Lächeln auf den Lippen. Ich glaubte ihm und bewegte mein Becken weiter vor bis ich ganz in ihm eingedrungen war. Spätestens jetzt konnte ich ein erregtes Keuchen nicht zurück halten und hörte erschrocken, wie ich Soras Namen in meiner Ekstase schon beinahe stöhnte.

„Bist du… drin…?“, fragte er schüchtern und tastete dabei seinen Eingang ab um sich davon zu überzeugen. „Ja Sora“, lächelte ich und er sah glücklich zu mir hoch, schlang seine Arme um meinen Oberkörper um mich näher an sich zu ziehen.

„Es fühlt sich so wunderbar an…“, flüsterte er mir ins Ohr, „Als wären wir eins…“

„Sora…“ Sanft legte ich meine Lippen auf seine und verband sie zu einem Kuss. Zu viele Gefühle strömten auf mich ein, doch ich genoss jedes Einzelne davon. Immer wieder fielen sie aufeinander und es schien kein Ende zu finden, bis Sora keuchend zwischen den Küssen etwas vor sich her nuschelte.

„Rox… bitte… ich will dich… spüren…!“, natürlich ging ich seiner bitte sofort nach und fing langsam an mein Becken vor und zurück zu bewegen, spürte wie ich immer wieder in seine warme Enge eindrang und sie mir den Atem raubte. Es fühlte sich so überwältigend an dass sich mein Atem sofort verschnellerte, ich an meinem ganzen Körper ein angenehmes Kribbeln verspürte und immer wieder kurz davor war aufzustöhnen. Ich spürte wie sich Soras Finger an meinem Rücken festkrallten und dort halt suchten, ich hörte wie er mit jedem Stoß lauter in mein Ohr keuchte und seine Erregung immer mehr anstieg. Ich stützte mich an der Matratze ab und verschnellerte meine Bewegungen, ich wollte mehr von dieser Enge, von dieser Reibung, von Sora. Der Brünette unter mir schaffte es nun auch nicht mehr ruhig zu bleiben und begann mir ins Ohr zu stöhnen, was mich nur noch mehr antrieb, ihn mit meiner Härte zu erregen und zum Stöhnen zu bringen. Ich wollte ihn hören, laut und deutlich. So verstärkte ich meine Stöße woraufhin er immer lauter wurde, seine Hände nicht mehr still bleiben konnten und er mit seinen Nägeln rosafarbene Bahnen auf meiner Haut hinterließ, bis sie einen Platz in meinen Haaren fanden wo sie sich fest krallten und verankerten. Immer wieder schrie er mir Worte ins Ohr. Worte ich solle nicht aufhören, er wolle mehr und ich gab ihm mehr, ich gab ihm alles was ich ihm geben konnte, fing nebenbei an sein Glied zu pumpen was ihn furchtbar aufkeuchen ließ.

Ich spürte wie ich mich immer mehr meinem Höhepunkt neigte, doch Sora schien es nicht anders zu gehen. Ich stieß kräftig in ihn, spürte wie sich in mir eine Welle von Gefühlen und Erregung anstaute und auszubrechen drohte, bis sich mit einem finalen Stoß die Welle bäumte und heftig auf die Brandung einschlug. Ich spürte wie mein Samen aus mir spritze und sich in ihm ergoss, während Sora laut aufstöhnte und sich ebenfalls auf seinem Oberkörper ergoss. Schwer keuchend zog ich mich aus ihm zurück und ließ mich auf die Matratze fallen, schlang meine Arme um den schlanken Körper des Braunhaarigen und zog ihn an mich. Er schnaufte mindestens genauso angestrengt wie ich nach Luft um unsere Lungen damit zu füllen.

„Das… war… großartig!“, keuchte er glücklich, sein Gesicht zu einer befriedigten Maske verzogen. Bei diesem Anblick musste ich lächeln, er sah so niedlich und zufrieden aus.

 

„Sora…?“

„Ja...?“

„Ich liebe dich...“

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 18.09.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Kingdom Hearts sowie die darin enthaltenen Charaktere gehören Square Enix und ich möchte mit dieser Geschichte kein Geld verdienen.

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