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Da haben wir den Salat!



Die Mutter schwanger, hat viel Schmacht
drum hat sich Vattern aufgemacht
und heimlich Feldsalat geklaut
doch hat dabei wer zugeschaut.

Jetzt steht er da, hat schlechte Karten
der Zauberin gehört der Garten.
Er muss ihr, um sie zu bestechen
sein ungebornes Kind versprechen.

Das Kind erblickt das Licht der Welt
da kommt die Zaub'rin wie bestellt.
Sie hole jetzt, was ihr gehöre
Rapunzel, denn so hieß die Göre.

Das Mädchen wird schnell weggezerrt
in einen hohen Turm gesperrt.
Dort zieht es eine Kummer-Fleppe
der Turm hat weder Tür noch Treppe.


Man kommt zu ihr nur mit Geschick
und einem Spruch als Zaubertrick.
Dazu befiehlt die Zaub'rin knapp:
"Rapunzel, lass Dein Haar herab!"

Ein Königssohn macht grade Halt
ist in Rapunzel schwer verknallt
und hört die wundersame Losung.
Er will sofortige Liebkosung.

Der einz'ge Weg, mit ihr zu schnackseln
ist, an den Haaren hoch zu kraxeln.
So ruft er jeden Abend munter:
"Rapunzel, lass Dein Haar herunter!"

Doch hat die Zaub'rin was gecheckt
den Königssohn im Turm entdeckt
voll Zorn – damit die beiden litten
Rapunzels Haare abgeschnitten.


Der Jüngling sieht ihr Haar gekürzt
und hat sich aus dem Turm gestürzt
wobei sein Flug ein Ende findet
auf Dornenbüschen – er erblindet.

So hilflos, blind, im Herzen schwer
irrt er nun in der Welt umher.
Doch eines Tages hört er Lieder
erkennt Rapunzels Stimme wieder.

Welch Glück, das Schicksal hat Erbarmen!
Er hält Rapunzel in den Armen
und hat gleich einen Spruch parat:
"Da haben wir ja den Salat!"


Die Penntüte



König gibt vor Vaterfreude
großes Fest im Schlossgebäude.
Leider reichen Platz und Stullen
nicht für alle alten Schrullen.

Eine wird nicht eingeladen
die geht auf die Barrikaden.
Böse Hexe will sich rächen:
Kind soll sich an Spindel stechen

blutrot sich ihr Finger färben
und dann soll die Gute sterben.
Liebe Hexe wandelt brav
Fluch in hundert Jahre Schlaf.

König kann vor Schiss nicht pennen
lässt die Spindeln gleich verbrennen.
Eine hat man übersehen
die blieb hoch im Turme stehen.


Kind, inzwischen junge Frau
spielt im Turm - nicht grade schlau
doch sie muss ja jenem Fluch
folgen mittels Spinnversuch.

Sticht sich an der spitzen Spindel
worauf König, Hof, Gesindel
selbst die Esel vor dem Karren
jäh in ihrem Tun erstarren.

Ganz genau nach hundert Jahren
kommt ein Prinz vorbeigefahren.
Fragt sich, was sich wohl verstecke
hinter dichter Dornenhecke.

Schlägt sich - etwas overdressed
bis zum Schloss durch das Geäst.
Steigt die Treppe, die sich windet
hoch, wo er die Jungfrau findet.


Ihre Schönheit macht ihn schwach
und er küsst das Mädchen wach
worauf die sich regt und blinzelt
und verliebt im Herzen prinzelt.

Die Moral von dem Gedicht:
Lange schlafen schadet nicht.
Selbst wer hundert Jahre pennt
hat 'ne Chance auf Happy End!


Katerfrühstück



Alter Müller liegt im Sterben
hat nur wenig zu vererben.
Eine Mühle und zwei Rinder
reichen nicht für alle Kinder.

Jüngster Sohn bekommt vom Vater
bloß 'nen unscheinbaren Kater
worauf er sich niederkauert
und sein schweres Los bedauert.

Sagt zu sich: "Ich armer Wicht!"
als der Kater plötzlich spricht
und ihn bittet: "Kauf mir Boots!"
Sohn ist skeptisch, doch er tut's.

Dankbar fängt der filigrane
Kater einen Sack Fasane.
Schenkt dem König seinen Fang.
Der verspürt darauf den Drang


sich mit glitzernden und blanken
gold'nen Talern zu bedanken.
Reich durch diese Art Belohnung
brauchen sie jetzt noch 'ne Wohnung.

Da kommt es recht gut gelegen
dass abseits von allen Wegen
auf dem Berg ein Schlösschen thront
das ein Zauberer bewohnt.

Dieser ist nicht sehr gesellig
dafür aber selbstgefällig
und gibt immer grauenhaft
an mit seiner Zauberkraft.

Der gewitzte und adrette
Kater denkt sich: Jede Wette
dass ich diese Schweinebacke
bei der Künstlerehre packe.


"Ihr seid mir ein sauberer
selbst ernannter Zauberer
der sich nicht mal dann und wann
in 'ne Maus verwandeln kann."

Unter schwerem Wutausbruch
brüllt der Magier einen Spruch
trinkt ein grünes Elexier
und wird so zum Nagetier.

Damit war er für den kessen
Kater ein gefund'nes Fressen.
Noch bevor verdutzt sie stutzt
ist die Zaubermaus verputzt.

Durch des Katers Geistesblitz
ist sein Herr nun im Besitz
eines Schlosses und viel Geld
was dem König gut gefällt.


Aus der schönen Königstochter
und dem Müller, denn das mocht er
wird am Ende - wie im Märchen
noch ein frisch verliebtes Pärchen.

Die Moral von dem Gedicht:
Had're mit dem Schicksal nicht.
Trage sorglos deine Last
auch wenn du 'nen Kater hast.


Ausgelöffelt



Ein Hase trifft auf einen Igel
und lästert: "Schau mal in den Spiegel!
So kurze, krumme Beine reichen
doch höchstens, um herumzuschleichen!"

"Du isst wohl zu viel Karotine?"
verzieht der Igel keine Miene
"Es steht doch völlig außer Frage
dass ich Dich bei 'nem Rennen schlage."

So wetten sie um Gold und Ehre
wer von den beiden schneller wäre
auf einer Strecke querfeldein
vom Apfelbaum zum Eichenhain.

Der Igel weiß, um zu gewinnen
muss er sich auf 'ne List besinnen
und schickt schnell seine Igelfrau
die auf den Stachel ganz genau


so aussieht wie sein Ebenbild
zur Eiche, die als Zielpunkt gilt.
Noch dämmert Meister Lampe nichts
am Start, trotz hellen Tageslichts.

Bei 1, 2, 3 sieht man den Hasen
ganz hektisch übern Acker rasen.
Er ist den Eichen schon ganz nah
da hört er plötzlich: "Bin schon da!"

Der Hase kann es gar nicht fassen.
Die Igelin steht ganz gelassen
im Ziel - und bietet gar Revanche
dem Exemplar der Löffelbranche.

Doch auch zurück zum Apfelbaum
verliert der Hase Lauf und Traum
vom Sieg, vom Gold und von der Ehre
als schnellster in der Hemisphäre.


So geht es eine zeitlang weiter
und ständig wird der Hase Zweiter
denn hetzt er sich auch noch so viel
stets ist der Igel schon im Ziel.

Kurz nach dem 105. Lauf
gibt er erschöpft das Rennen auf
und endet unter einer Eiche
als ausgepumpte Hasenleiche.

Jetzt die Moral von dem Gedicht:
Zuviel an Hektik bringt es nicht.
Stattdessen wähle lieber schlau
gut zu dir passend deine Frau.


Ziegenfleisch-Skandal



Wolf und Geißlein, großer Kampf
Wolf gewinnt ihn - mampf, mampf, mampf.
Vollgefressen - eingepennt
Mutter Geiß sieht Delinquent
schneidet Bauch auf - schnipp und schnapp.
Geißlein leben, das war knapp!
Steine in den Bauch gehäuft
Wolf ist durstig, fällt - ersäuft!

Und was ist jetzt die Moral?
Sieben ist 'ne Unglückszahl.

Impressum

Texte: © Stefan Pölt 2008
Tag der Veröffentlichung: 15.10.2008

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