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Wie ich zum Mann erwachte, oder: Vater werden ist nicht schwer

 

 

Fünfzehn war ich schon und schlummerte noch immer im Schlummer der Kindheit. Wie ich daraus erwachte – es war sagenhaft.

 

Eines heißen Sommertages radelte ich im Kreise meiner Geschwister zur Donau, um zu baden. Ein Schwimmbad gab es damals, 1955, in Melk an der Donau, unserem Heimatort, noch nicht.

Ich sonnte mich gerade am Ufer, da erlebte ich eine Riesenüberraschung. Bewaffnet mit einer Luftmatratze, stand unverhofft meine ältere Schwester Isabella vor mir und fragte, schüchtern genug, ob ich so nett wäre, sie ein Stück auf der Donau zu begleiten und die Luftmatratze zu steuern. 

„Und ich würde mich derweil auf ihr sonnen lassen. Das wäre für mich ein tolles Vergnügen. Auf einem See geht das ja leicht. Aber in einem Fluss bräuchte man dafür halt einen Helfer. Na, Heinzi? Möchtest du mein Helfer sein?“

„Sehr gern“, stammelte ich verdattert und sprang auf.

„Oh, ein echter Kavalier- So was hat man gern als Frau.“

 

Isabella ist nicht meine leibliche Schwester. Sie ist meine Pflegeschwester. Mein Vater ist im Krieg gefallen, und meine Mutter von einem russischen Besatzungssoldaten erschossen worden. Und da nahm mich ein mitfühlendes Ehepaar als Pflegekind auf.

 

Gemeinsam stiegen wir die Uferböschung hinunter, ich übernahm die Luftmatratze, deponierte sie im Wasser und hielt sie fest. Isabella legte sich darauf. Schwimmend bugsierte ich die Luftmatratze ins tiefe Wasser, indem ich mit der einen Hand die Luftmatratze festhielt und die andere Hand, zwar zögernd, weil ich mir dergleichen noch nie erlaubt hatte, auf Isabellas überraschend weichen Oberschenkel legte. Dessen Weichheit war für mich tatsächlich wie eine Offenbarung.

Würde Isabella Einspruch erheben? Verabscheuen die Frauen nicht jede körperliche Berührung, zumal auf so intimen und normalerweise schamhaft verhüllten Körperteilen wie den Oberschenkeln? So war es uns von unseren Religionslehrern über die Jahre hinweg eingebläut worden. Aber nein, Isabella ließ es sich ohne Widerrede gefallen. Wahrscheinlich war ihr klar, dass dies nur ihrer Sicherheit diente.

Sobald wir so weit hinausgeschwommen waren, dass wir an einem flussabwärts gelegenen Ponton, der Anlegestelle der Rollfähre, leicht vorbeikamen, überließ ich uns der Strömung. Unterdessen genoss es Isabella, wohlbehütet auf einer Luftmatratze dahinzutreiben und sich von der Sonne küssen zu lassen. Ob sie auch die Berührung meiner Hand genoss – wer weiß? Und ob sie davon träumte, sich nicht nur von der Sonne, sondern auch von meinen Lippen küssen zu lassen – wer weiß?

Solche Phantasien gingen mir durch den Kopf, wachgerufen durch die für mich so ungewohnte Situation, hautnah mit einer halbnackten, begehrenswerten Frau zusammen zu sein.

Nur, allzu weit durften wir uns nicht abtreiben lassen. Wir mussten ja wieder zurück.

„Ist es recht, wenn wir hier in der Au wieder an Land gehen?“, sagte ich und wartete Isabellas Antwort gar nicht erst ab, sondern steuerte unverzüglich das Ufer an. Dort angelangt, suchte sich Isabella einen schönen und für eine Luftmatratze geeigneten Liegeplatz im Halbschatten der Bäume und Sträucher und legte sich wieder darauf, um ihre viel zu früh unterbrochene Siesta hier fortzusetzen, aber nicht, ohne sich zuvor bei mir für meine Dienste zu bedanken.

„Danke, mein großer Kavalier“, hauchte sie, warf ihre Arme um meinen Hals, presste sich an mich und schenkte mir einen so süßen Kuss, dass mein Herz augenblicklich um vieles schneller schlug. Und lud mich ein, mich zu ihr auf die Matratze zu setzen und mein Streicheln fortzusetzen.

Mein Streicheln? Habe ich sie denn gestreichelt, fragte ich mich, ließ es mir aber nicht zweimal sagen. Streicheln ist unendlich mehr als nur Berühren. Und das Streicheln ihrer weichen Schenkel, ihrer nackten Haut, erregte mich nicht nur deshalb, weil es streng verboten war. Darüber hinaus empfand ich es als unerhört erotisch. Noch dazu war ihre Haut warm, meine Hände aber kalt.

Daher fragte ich zur Sicherheit: „Macht dir das gar nichts aus, dass meine Hände nass und kalt sind?“

„Aber nein. Im Nu wirst du wieder trocken sein. Außer unter der Badehose. Du solltest sie ausziehen, sonst verkühlst du dich noch.“

„Ausziehen? Die Badehose? Aber das geht doch nicht.“

„Wieso soll das nicht gehen?“

Über eine solche Frage konnte ich nur staunen. „Hm … Weil ich dann ja nackert bin.“

„Ach so, und ich nicht. Und da musst du dich schämen. Klar. Was machen wir denn da?“

Ich konnte nur verlegen grinsen und mit der Schulter zucken. Noch dazu spürte ich, wie mein Schwanz – so sagten meine Freunde; die Eltern nannten diesen Körperteil Lulu oder Zumpferl; klingt vermutlich weniger unkeusch. Viel später erst wurde mir zu meiner Überraschung klar, dass der Ausdruck „Schwanz“ schon durch Goethe quasi geadelt wurde. Also, ich spürte, wie mein Schwanz auf einmal groß und steif wurde wie manchmal des Nachts, wenn ich nach einem schönen Traum aufwachte, und das Nachthemd war nass. Das passierte jetzt zwar nicht. Aber die Badehose blähte sich auf und zwängte ihn ein.

„Ich will aber nicht, dass du dich wegen mir verkühlst“, verkündete Isabella, verführerisch lächelnd. „Na, da gibt’s nur eins. Ich werde mich halt auch ausziehen. Sonst verkühl ich mich ja auch noch.“

Sprach’s und streifte sich ungeniert ihren Badeanzug ab. Und bot mir ihren aphrodisischen, von glitzernden Wassertropfen beperlten Körper unverhüllt dar – die jugendlich hohen Brüste, die herrlich schlanken und doch vollen Schenkel, das sie krönende Haardreieck (bei dem allerdings zu meiner Verblüffung irgendetwas fehlte). Einen solchen Anblick hatte ich noch nie erlebt. Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf, und die Badehose wurde mir noch enger. Trotzdem wagte ich‘s noch immer nicht, sie mir auszuziehen. Da musste offenbar Isabella selber Hand anlegen.

Also: Isabella legte Hand an und versuchte mir die Badehose abzustreifen. Regelrecht verzaubert von der überwältigenden, unbeschreiblichen Faszination, die von ihr, ihrem Lächeln, ihrem nackten Körper ausging, kam ich ihr sogar entgegen und hob meinen Podex ein Stückchen an. (Podex: dieses schöne lateinische Wort kannte ich aber nicht aus dem Lateinunterricht.) Trotzdem tat sie sich enorm schwer mit dieser selbstgewählten Aufgabe, und das nicht nur, weil die Badehose tropfnass war. Doch sobald ihr dieses Werk gelungen war, wandte sie ihre Aufmerksamkeit (zu meinem Entsetzen) meiner Erektion zu und jubelte: „Oh, oh, oh! Was hast du denn da? Darf man dieses Ding berühren auch?“

Vor Verblüffung brachte ich keinen Ton heraus. Isabella berührte „dieses Ding“ tatsächlich nicht. Stattdessen sagte sie: „Du, Heinzilein, weißt du was? Wenn du mich ein bisserl streichelst, dann streichle ich dich auch. Abgemacht?“

„Ist gut“, murmelte ich und begann Isabellas Schenkel erneut zu streicheln, was mir enorm viel Freude machte. Aber noch mehr Freude machten mir Isabellas Hände auf der nackten Haut meiner Brust. Nein, falsch: Isabellas Hand. Ihre andere Hand schien nicht zu wissen, wohin mit ihr.

Und dann wusste sie es plötzlich doch. Denn sie landete auf einer meiner Hände und schob sie – wohin? Ich konnte es kaum fassen: auf die geheimste Stelle ihres Körpers. Auf ihren Schoß. Auf ihr Geschlecht. Auf ihre Möse, wo ich zunächst gedacht hatte, da fehlt was. Und veranlasste sie, diese anstatt des Schenkels zu streicheln. Gleichzeitig verließ ihre andere Hand meine Brust und berührte „dieses Ding“ nun doch, legte sich zärtlich um meinen Schwanz, um ihn zu streicheln.

Dass ich so etwas jemals erleben würde, hätte ich mir nicht träumen lassen. Aber jetzt erlebte ich es sozusagen live. Allerdings erschrak ich, als Isabella unverhofft erbarmungswürdige Klagelaute ausstieß. Sofort stellte ich meine Bemühungen ein und murmelte: „Du, entschuldige. Hab ich dir weh getan?“

„Nicht aufhören, bitte, nicht aufhören“, sagte sie mit seltsam veränderter Stimme, besann sich aber gleich darauf eines Besseren, spreizte ihre Schenkel, zog mich als Ganzen über sich, leitete mit der einen Hand meinen Schwanz an jene geheime Stelle, die bisher meine Finger gestreichelt hatten, und drückte mit der anderen Hand meinen Podex kräftig zu sich, sodass mein Schwanz langsam sozusagen bis zum Anschlag in ihrem Körper verschwand.

Erlebte ich das alles wirklich? Oder träumte ich? Denn wie in einem lustvollen Traum schwebte ich mit einem Mal in himmlischen Sphären. Und die Zeit blieb stehen, es gab kein Gestern und kein Morgen mehr, es gab nur noch das Jetzt. Bitte, lieber Gott, lass es immer das Jetzt sein, lass es nicht vorübergehen, lass es ewig dauern, denn es sind himmlische Sphären, es ist das Paradies.

Und wieder gab Isabella klagende Laute von sich, und ebensolche entkamen mir. Und dann stieß ich einen lauten Schrei aus, und es war um mich geschehen. Im nächsten Moment war ich stumm vor Schreck, vor Überraschung, vor Beschämung. Isabella selbst schrie nicht. Sie lächelte nur und presste meinen Podex fest zu sich, offenbar um zu verhindern, dass ich vor Scham die Flucht ergreife. Das hatte ich zwar nicht vor. Ich war ja ein Kavalier (dachte ich). Aber ich spürte bald nur allzu deutlich, wie mein Schwanz dabei war, die Flucht zu ergreifen, nämlich aus Isabellas Körper.

Kaum war ihm das gelungen, gaben Isabellas Hände meinen Podex frei und legten sich um mein inzwischen geschrumpftes Schwänzlein, um ihm weitere Freuden zu bereiten. Und siehe da, das Schwänzlein reagierte sofort und wurde in Blitzesschnelle wieder zu einem prallen Schwanz. Isabella jubelte auf und steckte ihn sich unverzüglich wieder in das magische Löchlein zwischen ihren Schenkeln. Gleichzeitig griff sie nach meiner linken Hand und führte sie an ein ebenso magisches Knöpflein knapp oberhalb des inzwischen abermals von meinem Schwanz verstopften magischen Löchleins. Offenbar sollte ich es zärtlich streicheln. Ich bemühte mich, mein Streicheln sanft und zärtlich zu gestalten, nicht, weil ich schon wusste, dass die Frauen das so lieben, sondern einfach, weil ich vor diesen intimen Partien des weiblichen Körpers einen Heidenrespekt hatte.

Nun war es uns vergönnt, um ein Vielfaches länger in jenen himmlischen Sphären zu schweben, ehe mich die Ekstase übermannte. Wieder stieß ich einen viel zu lauten Schrei aus, und wieder war’s um mich geschehen. Bald danach stieß Isabella einen nicht ganz so lauten Schrei aus, und ich glaube, jetzt war’s um sie geschehen. Danach gaben wir nur noch gedämpftes Röcheln von uns, Isabella noch weit länger als ich selbst. Zuletzt bewahrte sie noch lange andächtiges Schweigen, schien sogar zu schlafen.

Ich schlief nicht. Ich war außer mir vor Staunen und vor Aufregung. Wie hätte ich da schlafen können?

Als Isabella schließlich doch erwachte, bedeckte sie mein Gesicht, meinen Hals, meine Brust und sogar mein abermals geschrumpftes Schwänzlein mit ungezählten heißen Küssen.

„Liebster, hast du so was schon einmal gemacht?“, hauchte sie danach.

Sagen konnte ich nichts. Ich konnte nur den Kopf schütteln.

„Also warst du noch jungfräulich.“

„Ha?“, machte ich darauf wie der letzte Dorftrottel.

„Ich war’s auch“, sagte sie lächelnd. „Jetzt bin ich’s nicht mehr.“

Und ich wieder: „Ha?“ Bekam aber keine Antwort mehr.

Plötzlich schien sie zu sich zu kommen und rief mit entsetzter Stimme: „He, wir müssen zurück, aber dalli! Sonst glauben die anderen, wir sind in der Donau ersoffen. Komm, schnell!“

Ja, genau. Wie recht sie hatte! Hektisch kleideten wir uns an. Hektisch machten wir uns auf den Rückweg, natürlich zu Fuß am Ufer; nur die Mündung des Donauarms in die Donau mussten wir durchschwimmen. Die Donau selbst hat eine enorm starke Strömung. Gegen diese käme auch der beste und stärkste Schwimmer nicht an.

Wir waren sehr erleichtert, als keiner der anderen Anzeichen von Besorgnis oder gar Befürchtung erkennen ließ. Und ich war sehr erleichtert, als anscheinend keiner an meiner Miene oder an meiner Gesichtsfarbe ablesen konnte, dass mir inzwischen Flügel gewachsen waren.

Ja, Flügel waren mir gewachsen. Aus einer Raupe hatte ich mich in einen Schmetterling verwandelt. Ich war kein Kind mehr. Ich war zum Mann erwacht.

 

Nachwort:

Unsere Liebe war keine Eintagsfliege. Sie gedieh und blühte herrlich auf. Bis eines Tages Isabella plötzlich spurlos verschwunden war.

Bestürzt, entsetzt, verzweifelt, fragte ich, was denn mit ihr geschehen sei.

Die Antwort brach mir das Herz: Der Vater habe sie verstoßen. Sie sei ein gefallenes Mädchen.

Was soll das heißen?

Ach, schwanger ist sie. Unbekannt der Übeltäter. (Sprich, sie hat mich nicht verraten.)

 

 

Siehe auch:

 

 

 

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Impressum

Texte: Karl Plepelits
Cover: Von Uoaei1 - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=70969744
Tag der Veröffentlichung: 27.04.2023

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