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Liebesglück im Viererpack

 

Oder:

 

Schürzenjäger bin ich eben keiner

Prolog

Sie greift sich an den Kopf. „Unsere zweite Ehe? Glaubst du denn im Ernst, ich tue mir einen solchen Horror wie eine Ehe mit dir noch einmal an?“

Ihr Ex bekommt einen feuerroten Kopf. Er springt auf, dass sein Stuhl umkippt, und starrt Sylvie mit aufgerissenen Augen und einem Gesicht zum Fürchten an.

Oje, volle Deckung, gleich erfolgt die Explosion, denkt sie und duckt sich automatisch.

Aber nein. Das Feuer in seinem Kopf erlischt fast ebenso schnell, wie es aufgeflammt ist. Er bückt sich sogar, um den umgestürzten Stuhl wieder aufzuheben.

„Aber Liebste, einen Horror nennst du unsere Ehe? Das ist doch ...“

Sie fällt ihm ins Wort und sagt mit ungewohnt scharfer Stimme: „Du, nenn mich ja nie wieder Liebste.“

„Aber, aber! Ich wollte sagen: Das ist doch nicht dein Ernst, dass du unsere Ehe als Horror empfunden hast.“

„Klar, für dich war es natürlich kein Horror. Für mich eben schon.“

„Das tut mir furchtbar leid. In unserer neuen Ehe wird das nicht passieren.“

„Weil ich immer schön unterwürfig und gehorsam sein werde. Ja?“

„Klar. Das auch. Aber vor allem, weil ich mich bemühen werde, dir das Leben so angenehm wie möglich zu machen.“

„Und das soll ich dir glauben?“

„Aber sicher.“

„Du, das wird dir nie gelingen. Ich kenne dich. Und ich denke nicht daran, unterwürfig und gehorsam zu sein.“

„Ja, dann ...“

„Und schon gar nicht denke ich daran, mit dir noch einmal eine Ehe einzugehen und mir einen solchen Horror anzutun.“

„Bitte, sag, dass das nicht wahr ist. Versprich mir, mich zu lieben und zu heiraten.“

„Weil du mich so inbrünstig liebst. Ja?“

„Hast du je daran gezweifelt?“

Auf diese vermeintliche Liebeserklärung ihres verhassten Ex bricht Sylvie in schallendes Hohngelächter aus, und Isabella stimmt in ihr Gelächter ein.

Er lacht nicht, zeigt eine verblüffte Miene, und diese verwandelt sich in eine purpurrote, furchterregende Teufelsmaske. Böse Blitze schießen aus seinen Augen. Und dann explodiert er endgültig und erleidet einen sagenhaften Tobsuchtsanfall, bricht in ein tolles Gebrüll aus. Erneut landet der Stuhl umgestürzt auf dem Fußboden. 

„Wieso lachst du denn so blöd, du dummes Ding? Ich gestehe dir meine inbrünstige Liebe, und was tust du? Du lachst blöd. Und dieses Arschloch daneben desgleichen.“

Besagtes dummes Ding und das sogenannte Arschloch daneben lachen nicht mehr. Voller Panik springen sie schreiend auf und versuchen sich schleunigst in Sicherheit zu bringen. Das gelingt ihnen aber nicht. Der Wüterich erwischt Sylvie am Schlawittchen, packt sie am Nacken und würgt sie so heftig, dass sie glaubt, jetzt habe ihr letztes Stündlein geschlagen. Und dabei brüllt er ihr wie der letzte Stallknecht die wüstesten Beschimpfungen ins Ohr.

Isabella erkennt, dass Sylvie nicht mehr schreit, sondern nur noch kraftlos vor sich hin röchelt wie eine Sterbende. Und da versetzt sie dem Arm, mit dem der Gewalttäter Sylvie würgt, mit aller Kraft, deren sie fähig ist, einen Handkantenschlag. Er jault auf wie ein Hund, dem jemand auf den Schwanz tritt, lässt Sylvies Hals los und schüttelt krampfhaft seine malträtierte Hand. Mit der anderen versetzt er Isabella, ebenfalls mit aller Kraft, eine Ohrfeige, die sie taumeln macht.

Instinktiv schlingt Sylvie ihre Arme um die Taumelnde, um sie zu stützen und zugleich zu trösten. Worauf beide, quasi in einem Stück, auf dem Boden landen.

Nur ist das jetzt eine höchst gefährliche Situation. Der Gewalttäter hätte mit dem „dummen Ding“ und zugleich mit dem sogenannten Arschloch leichtes Spiel, um die eine zu erwürgen und die andere krankenhausreif zu prügeln.

 

1

Wien, im Mai 2011.

Ein herrlicher Maitag.

Im frühlingsgrünen Wienerwald gehen Opa und Enkel, frei nach Goethe, so für sich hin, und nichts zu suchen, das ist ihr Sinn. Der Opa heißt Heinz Hinterhuber, sein fünfzehnjähriger Enkel Julian Leroy.

Da rückt Julian mit einer Frage an, die ihn wahrscheinlich schon lange beschäftigt, vielleicht sogar beunruhigt. Bisher hat er allerdings noch nie gewagt, sie auszusprechen, weder vor den Eltern noch vor den Großeltern, geschweige denn vor sonst jemandem. Schon gar nicht vor einer seiner Lehrpersonen. Er ahnt, dass sich dahinter ein großes und gar heikles Geheimnis verbirgt.

„Du, Opa?“, beginnt er zögernd. „Darf ich dich was fragen? Ja? Sag, verheiratet bist du doch eigentlich mit der Tante Isa und nicht mit meiner Oma Juliette. Und das, obwohl man glauben könnte, du und Oma Juliette, ihr seid ein Ehepaar. Weil, soweit ich mich zurückerinnern kann, habt ihr immer wie zwei Eheleute zusammen gelebt.“

„Vollkommen richtig“, erwidere ich. (Ja, ja, der Opa Heinz, das bin ich.) Und ich ahne schon, was kommt.

„Noch dazu lebt sie, falls sie nicht gerade in der Türkei arbeitet, meistens in Frankreich, die Tante Isa. Ebenso die Tante Sylvie. Aber die stammt ja auch von dort. Gell?“

„Ja, eben. Drum zieht es sie oft dorthin. So wie es den Onkel Serge und die Tante Mira oft in die Schweiz zieht, weil er von dort stammt.“

„Genau. Und meine zwei coolen Kusscousinen Iris und Sophie mussten bis vor zwei Jahren jedes Mal mitfahren, um ihren Schweizer Großeltern eine Freude zu machen. Aber seither streiken sie. Wir sind doch keine Babys mehr, sagen sie. Wir wollen nicht mehr ständig an Mamis Kittelfalte hängen. Apropos. Sag, Opa, wieso nennt man die zwei eigentlich Kusscousinen? Geküsst haben sie mich jedenfalls noch nie.“

„Nicht? Ach, wie schade“, sage ich lachend. „Na ja, weißt du, das ist nur so ein Scherzname. Und du bist eben ihr Kusscousin. So nennt man euch, weil ihr zwei zwar denselben Opa, also mich, aber nicht dieselbe Oma habt.“

„Ach so. Deswegen. Aber das führt jetzt zu meiner eigentlichen Frage: Wieso haben wir nicht dieselbe Oma? Oder ist das ein Geheimnis? Diesen Eindruck hab ich nämlich schon lang.“

„Ja, mein lieber Julian, das ist ein streng gehütetes Geheimnis. Und ich fürchte, dafür bist du noch zu jung.“

Und Julian, sichtlich aufgebracht: „Zu jung? Ich? Mit meinen fünfzehn Jahren?“

„Ja, eben. Aufgeklärt bist du bestimmt noch nicht. Oder?“

„Aber sicher. Was glaubst du denn von mir? Wir leben doch nicht mehr im Mittelalter.“

„So wie meine Generation, meinst du. Ja? Damit hast du übrigens nicht einmal so unrecht. Weil, was das betrifft, so lebten wir Alten wirklich noch im Mittelalter, als wir so jung waren wie du jetzt. Ich selber ja auch zum Beispiel. Ebenso deine Tante, genauer, Großtante Isabella, die du kurz Tante Isa nennst.“

„Soll das heißen, ihr seid überhaupt nicht aufgeklärt worden?“

„Genau das heißt es. Jawohl. Und du bist also schon so halbwegs …?“

„Aber sicher. Und nicht nur halbwegs. Ich bin doch kein dummer Bub mehr, der von nichts eine Ahnung hat. Das kannst du mir glauben. Aber eben darum möchte ich dich jetzt was fragen. Nur ... nur ist das halt genauso ein Geheimnis. Aber wenn du mir dafür dein Geheimnis verrätst ...“

„... verrätst du mir das deine?“

Und Julian, nach einigem Nachdenken: „Gut. Also, lieber Opa, hör zu.

 

2

Du weißt sicher, dass ich seit der dritten Klasse statt Latein Französisch gewählt habe. Schließlich ist meine Oma Juliette eigentlich Französin. Mein Papa Hugo oder Ügoo, je nachdem, wie man seinen Namen ausspricht, ist daher zumindest zur Hälfte Franzose. Französisch spricht er auch perfekt. Und ich bin dann nach Adam Riese wohl zu einem Viertel Franzose. Nur, dass ich es nicht perfekt spreche.

Aber was ich sagen wollte. In Französisch haben wir heuer eine Sprachassistentin. Eine sehr nette Französin. Sie heißt Mademoiselle Guillemin. Wenn ich in der Früh zur Schule radle oder nach der Schule wieder heimradle, treffe ich sie oft unterwegs. Und da hab ich mich halt immer verpflichtet gefühlt, anzuhalten und sie zu grüßen. Sie hat jedes Mal sehr freundlich zurück gegrüßt und mich eingeladen, sie bis zu ihrem Domizil zu begleiten und mit ihr zu plaudern, um mein Französisch zu verbessern. Mich nennt sie übrigens immer auf Französisch Julien.

Na, und eines schönen Tages, als wir vor ihrem Domizil anlangten, da fragt sie mich, ob ich nicht auf einen Sprung mit hineinkommen möchte. Kann man eine solche Einladung, noch dazu von der eigenen Lehrerin, ausschlagen? Nein, kann man nicht.

Ja, da gab’s eine köstliche Jause mit Kakao und so eine Art Sachertorte. Sie hieß béret basque, Baskenmütze, weil sie wie eine solche ausschaute, und bestand vor allem aus Mousse au chocolat. Einmalig köstlich, kann ich dir sagen!

Zu meiner Überraschung lud sie mich ein, sie öfter einmal zu besuchen, um mit ihr französische Konversation zu betreiben und meine Kenntnisse zu verbessern. Und während sie das sagte, legte sie ihre Hand auf meinen Arm. Diese nette Geste machte mich ganz kribbelig und rief in mir nie gekannte Gefühle hervor.

Nur wenige Tage später stand ich daher, nicht ohne Herzklopfen, erneut vor ihrer Tür und wurde mit Begeisterung empfangen. Wieder wurde ich mit Kakao und der sogenannten Baskenmütze bewirtet. Und wieder legte sie ihre Hand auf meinen Arm – mit demselben Effekt wie zuletzt – und lächelte mich unverwandt an. Vor Verlegenheit schoss mir das Blut ins Gesicht.

Sie nahm meine Hand und lotste mich zur Couch. Ich staunte über die unglaubliche Weichheit ihrer Hand, und mich durchflutete ein irrsinnig tolles Wärmegefühl. Sie setzte sich neben mich, schlang ihren Arm um meine Schulter, drückte mich an ihre Schulter und küsste mich auf die Wange – küsste mich ganz einfach auf die Wange, stell dir vor.

Ich war total perplex. Und weißt du was? Sie küsste mich noch einmal, diesmal aber auf die Lippen. Aber das war ein Kuss … also, einen solchen Kuss hatte ich noch nie gekriegt.

Da stach mich plötzlich der Hafer, und ich küsste sie meinerseits auf die Lippen. Für eine solche Respektlosigkeit bat ich sie zwar sofort kleinlaut um Verzeihung. Aber sie lächelte mich nur an, schüttelte den Kopf und küsste mich ein weiteres Mal, blickte mich danach mit großen Augen an wie eine übernatürliche Erscheinung, und ich blickte sie an wie eine übernatürliche Erscheinung.

„O Julien “, flüsterte sie, „was hast du nur gemacht mit mir?“

Antworten konnte ich ihr nicht. Meine Zunge war gelähmt.

„Ach, nenn mich doch Lucile. Und wir wollen Du zueinander sagen, ja? Aber nur hier, in meiner Wohnung. Nicht in der Öffentlichkeit. Hörst du?“

Ich konnte nur nicken.

„Und komm, küss mich noch einmal.“

Sie wartete nicht, bis ich ihrer Aufforderung nachkam, sondern küsste mich ihrerseits noch einmal, aber nun in einer Art, wie ich sie bisher nur aus amerikanischen Filmen kannte. Also, das war ein endgeiler Kuss, weiß Gott. Wild, heiß, scharf. Und dauerte eine kleine Ewigkeit. Und, was man in den Filmen nicht sehen kann: Ich bekam sogar ihre Zunge zu spüren. Du würdest mir nie glauben, wie viele Schmetterlinge da in meinem Bauch herumflatterten.

„Julien , je t’aime“, hauchte sie mit atemloser Stimme, sobald sie mir ihre Zunge und ihre Lippen wieder entzogen hatte. „Julien, ich liebe dich.“

„Mademoiselle, ich Sie auch“, stammelte ich, um mich sosfort zu korrigieren: „Ah – Lucile, ich dich auch. Ich liebe dich auch.“

„Oh, das ist schön zu hören. Weißt du, dass ich dich schon lange liebe?“, hauchte sie, schlang ihre andere Hand um meine andere Schulter und zog mich so stürmisch an ihre Brust, dass ich um ein Haar das Gleichgewicht verloren hätte und dringend eine Stütze brauchte, um nicht unversehens auf den Fußboden zu purzeln. Und wo landete meine Hand? Ausgerechnet auf ihrem Knie, genauer, auf ihrem nackten Schenkel. Sie trug nämlich ein Kleid, aber keine Strümpfe. Und der Saum des Kleides war im Sitzen unerwartet weit hinaufgerutscht.

Normalerweise hätte ich meine vorwitzige Hand auf der Stelle weggezogen wie von einem hochheiligen Gegenstand, den nur Eingeweihte berühren dürfen. Aber das tat ich nicht. Dabei war, was meine Hand da jetzt berührte, ganz offenkundig ein hochheiliger Gegenstand. Genau so fühlte er sich nämlich an: weich, glatt, unbeschreiblich zart, himmlisch, mit einem Wort: hochheilig. Und seine Berührung bereitete mir höchstes Entzücken.

Doch der unglaublichen Überraschungen war kein Ende. Lucile griff nach meiner Hand auf ihrem Schenkel und schob sie auf die Innenseite, wo sich die nackte Haut noch hochheiliger anfühlte, und dort immer weiter nach oben – so weit nach oben, dass sie zuletzt den höchsten Punkt erreichte. In der Kunstgeschichte, hab ich gelernt, würde man hier von einem Zwickel sprechen. Mit anderen Worten, meine Finger landeten unversehens an der geheimsten und hochheiligsten Stelle von Luciles Körper, die ich von Rechts wegen nie und nimmer hätte sehen, geschweige denn berühren dürfen. Jetzt roch ich auch den eigenartigen Duft dieser hochheiligsten Stelle und fand ihn ungemein erregend. Nur war er zu meiner Überraschung total feucht. Und das versetzte mich in totale Panik.

Augenblicklich zog ich meine Finger zurück wie von einer heißen Herdplatte – das heißt, ich versuchte sie zurückzuziehen. Das ging aber nicht. Lucile ergriff meine Hand, hielt sie fest, veranlasste sie, die feuchte Stelle zu streicheln, tat so, als würde ihr das einen Genuss bereiten. Aber es dauerte nicht lang, da stöhnte sie auf einmal so, als hätte ich ihr die Daumenschrauben angelegt. Um Gottes willen, tat ich ihr denn wirklich so weh?

Nein, anscheinend doch nicht. Denn sie ließ meine Hand wieder los und flüsterte mir ins Ohr: „Bitte nicht aufhören! Das tut so wohl.“

Tut wohl? Kaum zu glauben.

„Nur nicht so grob, bitte! Ja, so. Mmm!“

Die Stelle, die ich streicheln sollte, erwies sich als längliche Furche. Sie erinnerte mich an einen Mund. Meine Finger entdeckten sogar so eine Art von Lippen und hinten zwischen diesen eine Art Rachen oder Schlund, der wie weiter oben die Speiseröhre in die Tiefe zu führen schien. Und zuletzt entdeckten sie ganz vorn so was wie ein Knöpfchen, dessen Berührung Lucile, aus ihrem massiv verstärkten Stöhnen zu schließen, besonders wohl tat.

Und: Neue, ganz und gar unglaubliche Überraschung. Lucile hob ihren Po an und schob sich das Kleid so weit hinauf, dass er und dazu sogar seine hochheilige und brennheiße Vorderseite plötzlich frei vor meinen Augen dalagen. Unterhose, oder wie das bei den Frauen heißt, war keine zu erkennen.

Danach knöpfte sie ungeniert mein Hosentürl auf, schob die Hose, zusammen mit der Unterhose, hinunter und zog mir beides aus. Das empfand ich zwar im ersten Moment als große Erleichterung. Denn mein Lulu oder, vornehm gesagt, mein Glied, oder noch vornehmer, mein Penis, war inzwischen groß und steif geworden und dadurch ganz schön eingezwängt gewesen. Inzwischen war er freigelegt und konnte sich ungehemmt aufrichten wie ein Kanonenrohr.

Trotzdem glaubte ich vor Scham zu vergehen. So was hat‘s doch noch nie gegeben: Mein groß und steif gewordenes Glied direkt vor den Augen einer Frau, noch dazu meiner eigenen Lehrerin. Hach, wie peinlich!

Na ja, wie’s danach weiterging, brauch ich dir wohl nicht zu explizieren. Aber falls du das Ende hören möchtest: Zuletzt überhäufte sie mich mit französischen Liebesschwüren. Klar, sie wollte ja meine Französischkenntnisse verbessern.

 

3

 

„Opa, bist du jetzt sehr empört? Ich hoffe nicht. Aber jedenfalls siehst du, aufgeklärt bin ich schon so einigermaßen, und du brauchst keine Bedenken mehr zu haben, mir deine Geheimnisse zu verraten.“

Über Julians Hoffnung, dass ich nicht sehr empört bin, muss ich schmunzeln. „Also, lieber Julian, du meinst, ich soll nur ein bisserl empört sein? Das finde ich echt süß. Also, nein, ich bin nicht einmal ein bisserl empört. Im Gegenteil, ich fühle mich richtig geehrt, dass du mich in deine Geheimnisse einweihst. Zumal ich mich in dir sozusagen wiedererkenne.“

„Hm? Wie soll ich das verstehen?“

„Das soll heißen, dass es mir in meiner Jugend ganz ähnlich ergangen ist. Natürlich ist das schon eine halbe Ewigkeit her. Aber zuerst muss ich dich fragen, ob dir eh bewusst ist, dass sich bei solchen Vergnügungen nur allzu leicht eine Schwangerschaft einstellen kann.“

„Aber Opa, glaubst du denn, ich leb hinterm Mond?“

„Also nein? Na, da bin ich ja beruhigt. Und falls du dich fragst, wieso ich nur so dumm fragen kann: Ich lebte damals wirklich hinterm Mond, weißt du, und meine Partnerin desgleichen.“

„Ah, da hat sich also bei ihr eine Schwangerschaft eingestellt?“

„Du sagst es.“

„Und?“

„Du meinst, ob sie abgetrieben hat? Nein, hat sie nicht. Übrigens kennst du sie gut. Das war deine Tante Isa, meine offizielle Ehefrau Isabella. Auch das Kind kennst du gut. Das war nämlich deine Tante Mira.“

„Ah, da schau her. Und da habt ihr wahrscheinlich heiraten müssen, wie es damals angeblich üblich war, wie?“

„Nein, nein. Mussten wir nicht. Heiraten konnten wir erst Jahre später. Weil, als Erstes wurde die arme Isabella von ihrem Vater verstoßen und aus Melk praktisch verjagt. Du weißt ja, dort lebten wir damals.“

Julian schüttelt heftig den Kopf. „Verstoßen? Nur weil sie schwanger war?“

„Ja. Damit war sie nämlich ein gefallenes Mädchen.“

„Hm? Was für ein Mädchen?“

„Ein gefallenes. So nannte man eine unverheiratete Frau, die schwanger geworden ist. Und verheiratet waren wir damals eben noch nicht. Klar. Ich war erst sechzehn, Isabella achtzehn. Und wenn ich das so sagen darf: Verführt hat eigentlich sie mich. Weißt du, ich war ja damals so was von schüchtern und obendrein noch so was von unaufgeklärt, das glaubst du nicht. Ich hätte nicht einmal gewusst, was man mit einer Frau genau anzustellen hat, wenn man sie verführen möchte. Drum hab ich auch überhaupt nicht kapiert, wieso das eine schwere Sünde sein soll. So haben wir's nämlich im Religionsunterricht gelernt, aber eben ohne Gebrauchsanweisung, wenn ich so sagen darf. Ich hatte zum Beispiel auch null Ahnung davon, wo die Babys herkommen oder wie sie überhaupt entstehen. Die damals gängige Erklärung für Kinder lautete: Die Kinder bringt der Storch. Punktum. Ebenso unaufgeklärt war auch die Isabella, abgesehen davon, dass sie in die Liebe schon quasi eingeführt worden war. Nämlich von ihrer Zwillingsschwester, der leider schon verstorbenen Marianne.“

„Du meinst wohl, in die lesbische Liebe?“

„Ja, sicher. Was damals als womöglich noch schlimmerer Skandal gegolten hätte, wär es jemals publik geworden.“

„Aha, jetzt kapier ich, wieso die Tante Isa und die Tante Sylvie zusammen leben. Richtig?“

„Ja, ich kann’s nicht leugnen. Übrigens wollen sie angeblich eh heiraten, sobald die gleichgeschlechtliche Ehe in Österreich oder in Frankreich in Kraft tritt. Weißt du, wie alt ihre Liebe schon ist? Fast fünfzig Jahre. Praktisch ein halbes Jahrhundert.“

„Was du nicht sagst. Aber damals warst du, so vermute ich, schon längst mit der Tante Isa verheiratet, oder? Und bist es doch noch immer?“

„Du sagst es.“

„Das bedeutet also, sie müsste sich zuvor von dir scheiden lassen. Nach so langer Ehe? Also, ich weiß nicht.“

„Wieder hast du völlig recht. Ja eben, verheiratet waren wir schon, als es zwischen der Tante Isa und der Tante Sylvie funkte. Aber noch gar nicht lang. Noch nicht einmal ein Jahr. Weißt du, nachdem sie ihr Vater verstoßen hatte, war sie jahrelang verschollen. Und du glaubst nicht, wie ich damals gelitten hab. Wiedergefunden hab ich sie dann in Wien, aber groteskerweise nur deshalb, weil ich damals in Frankreich, an der Côte d’Azur, lebte, in der Prachtvilla, wo die Tante Isa und die Tante Sylvie heute noch leben, falls sie nicht bei uns in Wien zu Besuch sind. Ich lebte damals mit Sylvie zusammen, und die Fahrt nach Wien war unsere Hochzeitsreise.“

„Das ist jetzt aber sehr verwirrend. Willst du damit sagen, mit der Tante Sylvie warst du verheiratet, bevor du die Tante Isa geheiratet hast?“

„Genau das, mein lieber Julian, will ich damit sagen. Nur hat sich die Sylvie dann eben scheiden lassen, um einen anderen zu heiraten, der ihr besser gefiel. Das war so ein Schönling, weißt du. Nur, dass der sich nach der Hochzeit als Heiratsschwindler entpuppt hat, schlimmer noch, als Gauner und sogar als gefährlicher Gewalttäter. Und da ist sie aus ihrem ehelichen Heim geflüchtet. Und wohin? Antwort: Zu Isabella und mir nach Wien. Und was war der Erfolg? Sylvies Liebe zu mir ist sofort aufs Neue aufgeflammt. Ebenso die meine zu ihr. Nur war ich eben mittlerweile schon mit der Isabella verheiratet. Bald darauf ist der Funke zwischen ihr und Sylvie übergesprungen.“

„Na so was! Das waren ja Zuständ’ wie im alten Rom. Aber sag, Opa, wie bist du überhaupt von Wien nach Frankreich gekommen?“

„Nicht von Wien, sondern von Melk, wo Isabellas Eltern wohnten. Die hatten mich, das weißt du sicher längst, als Pflegekind aufgenommen, weil ich Vollwaise war.“

„Wie? Vollwaise warst du? Nein, das hab ich nicht gewusst. Wieso warst du Vollwaise?“

„Ja weißt du, Julian, mein Vater, dein Urgroßvater, ist im Zweiten Weltkrieg gefallen. Und meine Mutter ist von einem russischen Besatzungssoldaten erschossen worden. Sie hat sich offenbar gar zu heftig gewehrt, als er sie vergewaltigen wollte. Und da nahm mich ein kinderreiches Ehepaar aus Melk als Pflegekind auf.

Dort besuchte ich das Gymnasium und machte die Matura. Das war 1958. Und als Belohnung dafür haben mich meine französischen Verwandten eingeladen, die Sommerferien bei ihnen in Cagnes-sur-Mer zu verbringen. Das liegt nahe Nizza an der Côte d’Azur.

Ja, und so ist es eben passiert. Bei einer Radltour rund um das nahegelegene Cap d’Antibes hat mich Sylvies damaliger Ehemann mit seinem tollen Alfa Romeo umgefahren. So kam ich in seine Villa, wurde dort gesundgepflegt. Und dabei verliebte sich Sylvie in mich und verführte mich – wohlgemerkt, wieder sie mich, nicht ich sie. Damals wär ich für so was noch viel zu schüchtern gewesen. Und ein Schürzenjäger bin ich sowieso nie gewesen.

Ja, und dann ertrank Sylvies alter Ehemann beim Baden im Meer. Worauf sie mich sofort nach Ablauf des Trauerjahres heiratete. Weißt du, Liebespaare haben damals normalerweise immer sofort geheiratet. Sogenannte wilde Ehen waren damals noch die Ausnahme.

Fast gleichzeitig verliebte sich Juliette in mich. Sylvies alter Ehemann hatte sie schon vor meiner Zeit in sein Haus aufgenommen, vorgeblich als Hausdame für Sylvie, in Wirklichkeit aber wahrscheinlich für sich selber als Betthaserl.“

 

Julian schweigt ein Weilchen. Offenbar ist er von meinen Erzählungen einigermaßen beeindruckt. Oder aber verwirrt.

„Aha, so war das“, sagt er dann. „Wirklich wahr, wie im alten Rom. Hat’s da bei euch eigentlich gar keine Eifersuchtsmorde gegeben? Ich meine, bei so viel Durcheinander in den Liebesbeziehungen?“

„Eifersuchtsmorde! Na, du bist mir einer. Schaust anscheinend zu viel Krimis, gell? Aber ich weiß schon, du meinst in Wirklichkeit natürlich, ob es da keine Eifersüchteleien gegeben hat. Du, nein, überhaupt nicht. Oder sagen wir, fast nicht. Wir waren alle tolerant und liberal eingestellt. Und vor allem war unsere Liebe nicht besitzergreifend wie bei so vielen Menschen. Aber dafür unvergänglich. Sie ist noch immer nicht erloschen.“

„Ha, so was wünsch ich mir auch.“

„Das glaub ich dir gern. Vielleicht mit deiner Französischlehrerin? Weil, da fällt mir gerade ein. Emmanuel Macron, ein bekannter französischer Politiker, hab ich gelesen, ist mit seiner ehemaligen Französischprofessorin verheiratet. Sie ist, falls ich mich recht erinnere, 24 Jahre älter als er. Und als sie sich in ihn verliebte, war er gerade einmal fünfzehn, genau wie du jetzt. Geheiratet haben sie aber erst fünfzehn Jahre später. Die zwei führen angeblich eine sehr glückliche Ehe.“

„Seh ich das richtig: Du empfiehlst mir, meine Lucile zu heiraten, aber erst in fünfzehn Jahren?“

Ich kringle mich vor Lachen. „Nein, nein. So hab ich das nicht gemeint. Selbstverständlich nicht. Mir ist nur eine gewisse Parallele aufgefallen zwischen dir und diesem französischen Politiker.“

 

Schweigen. Ist Julians Wissensdurst gestillt? Nein, noch immer nicht.

„Du, Opa, du hast doch von diesem gefährlichen Gewalttäter und Heiratsschwindler gesprochen, vor dem die Tante Sylvie zu euch nach Wien geflüchtet ist. Wieso war der eigentlich so sehr auf eine Ehe mit ihr erpicht? Ich meine, warum musste es unbedingt die Tante Sylvie sein, wo sie doch eh schon mit dir verheiratet war? Das kapier ich nicht.“

„Also, zunächst muss ich betonen, dass er’s bei ihr relativ leicht hatte. Er war ja ein ausgesprochener Schönling. Und auf so was stehen halt die Frauen.“

„Ja, eben. Aber da hätte er doch jede Frau haben können. Wieso musste es ausgerechnet die Tante Sylvie sein?“

„Lieber Julian, du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Wieso musste es unbedingt die Tante Sylvie sein? Also: Erstens war sie ziemlich wohlhabend ...“

„Du meinst: stinkreich. Ja?“

„Wenn du so willst, von mir aus: stinkreich. Und sie besaß eine tolle Villa in einer wunderschönen und, jawohl, stinkreichen Villengegend auf der kleinen Halbinsel Cap d’Antibes an der Côte d’Azur, einem seit alters beliebten Urlaubsgebiet, speziell für die Reichen und Schönen.

Und zweitens … Aber das ist jetzt ein bisserl kompliziert. Weißt du, Sylvies erster Mann, ein Katalane, war eigentlich ein spanischer Oppositionspolitiker. Spanien war damals eine faschistische Diktatur unter Franco, der sich Caudillo, das heißt, Führer, nennen ließ wie seinerzeit der Hitler. Und da war er seines Lebens nicht mehr sicher und flüchtete nach Frankreich. Dort schloss er sich der Katalanischen Gemeinde in Frankreich an und wurde sogar ihr Chef. Als Eigentümer eines einträglichen Weingutes in Katalonien konnte er es sich leisten, ein luxuriöses Villengrundstück an der Côte d’Azur zu erwerben.

Ja, aber dann ertrank er im Meer, und damit war seine Ehefrau, also Sylvie, mit einem Mal Alleinerbin nicht nur dieses wertvollen Grundstücks und des Weingutes in Katalonien, sondern auch des tollen Alfa Romeos, der mich unabsichtlich in ihr Haus und in ihr Bett gebracht hat. Und da schlich sich nun dieser Heiratsschwindler an. Er war ebenfalls Katalane und angeblich Mitglied der Katalanischen Gemeinde in Frankreich, verschwieg diesen Umstand aber sorgfältig, um keinen Verdacht zu erregen.“

Julian schüttelt den Kopf. „Und das, obwohl die Tante Sylvie schon mit dir verheiratet war? Sehr merkwürdig.“

„Du sagst es. Aber das stellte er mordsmäßig schlau an. Er machte mich vor ihr systematisch schlecht. Und du weißt ja: Steter Tropfen ...“

„... höhlt den Stein. Ich weiß.“

„Eben. Hinzu kamen gewisse eheliche Probleme, die ich gerade damals mit Sylvie hatte. Jede Ehe hat ihre Höhen und Tiefen. Oder wie man heute gerne sagt: Ihre Ups und Downs. Und der Erfolg war, dass sie sich von mir scheiden ließ und sich dem Schönling an den Hals warf, sprich, ihn zwar nicht an den Traualtar, aber vor den Standesbeamten schleppte. Und stell dir vor, erst da entdeckte sie, dass er eigentlich Katalane ist. Jetzt musste er sich ja nicht mehr verstellen. Jetzt entpuppte er sich als widerlicher Kreatur. Als Haustyrann und Gewalttäter. Und vor allem verlangte er jetzt auf einmal klipp und klar, als Eigentümer der gesamten Liegenschaft ins Grundbuch eingetragen zu werden. Es gehe nicht an, dass dieses Villengrundstück in französische Hände gerät, behauptete er. Es muss wieder in katalanische Hände kommen. Ja, mein lieber Julian, die arme Sylvie erlebte damals die Hölle auf Erden.“

„Und da ist sie dann zu dir nach Wien geflüchtet. Nur, wieso hat sie ihn nicht einfach rausgeschmissen und sich von ihm scheiden lassen?“

„Ja, die Sache ist nämlich die: Sie hätte es schon längst getan, hätte sie sich nur getraut. Aber er bedrohte sie pausenlos mit dem Umbringen, sollte sie damit ernst machen. Also begleitete ich sie schließlich nach Cannes zur Scheidung und bezahlte meinen Beistand damit, dass ich mich an Sylvies Stelle fast zum Krüppel schlagen lassen musste.

Ja, geschieden war sie jetzt von diesem Mistkerl. Aber glaubst du, er wäre aus ihrer Villa ausgezogen? Nein, Jahre hat es noch gedauert, bis es so weit war. Und ausgezogen ist er auch nur deshalb, weil er sie sich nicht mehr leisten konnte. Sylvie hatte nämlich rechtzeitig dafür gesorgt, dass der reichliche Geldstrom von ihrem spanischen Weingut auf ihr neues Wiener Konto umgeleitet wurde. Und damit saß er auf dem Trockenen. Inzwischen hatte sie in Wien für uns alle eine schöne Villa erworben, nicht ganz so prachtvoll wie die in Antibes, aber dafür mit einem noch prachtvolleren Garten ausgestattet.“

„Irgendwie ungewöhnlich, eine solche Aufteilung. Schließlich warst und bist du noch immer mit der Tante Isa verheiratet.“

„Stimmt. Übrigens, ein Segen war’s für sie, dass ich schon mit der Sylvie verheiratet war, als wir uns wiederfanden, und zwar in mehrfacher Hinsicht. Bis dahin hatte die Isabella sich und ihr Kind nur mühsam über Wasser gehalten. Wir entdeckten sie im Hotel Sacher, wo sie als Kellnerin und Zimmermädchen arbeitete. Von da an hatte sie das natürlich nicht mehr nötig. Daher besuchte sie eine Maturaschule und holte die Matura nach. Und nach der Matura ging sie an die Uni und studierte Kunstgeschichte und Archäologie. Mit dieser Ausbildung beteiligte sie sich an zahlreichen Ausgrabungen, vor allem in Ephesos, das seit jeher von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften betreut wird, und in Limyra in Lykien ...“

„Lykien? Wo ist das?“

„In der Türkei. So wie Ephesos. Mittlerweile ist sie klarerweise längst in Pension und genießt, gemeinsam mit Sylvie, den Ruhestand, gewöhnlich im wunderbaren Klima der Côte d’Azur. Davor lebte sie hauptsächlich bei uns in Wien oder sonst irgendwo in der Ferne. Aber was ich eigentlich sagen wollte. Sie und Sylvie hatten es auch in ihrem paradiesischen Domizil an der Côte d’Azur nicht immer leicht, sogar dann noch, nachdem der Gewalttäter endlich ausgezogen war.“

„So? Komm, erzähl.“

 

„Es war Juni 1965, falls ich mich recht erinnere. Da meldete der Hausverwalter nach Wien: Ihre Villa auf Cap d’Antibes ist leer. Leer und ausgeräumt. Endlich konnte Sylvie über ihr Besitztum wieder frei verfügen.

Wir bestiegen alle. Sylvie, Isabella, Klein-Mira und ich, Sylvies Alfa Romeo, mit dem sie zu uns geflüchtet war, und fuhren eiligst nach Antibes. In Wien blieb nur Juliette. Wir kamen an und fanden die Villa nicht nur leer und ausgeräumt, sondern auch arg verwüstet. Der Schuft und seine Spießgesellen hatten wie die sprichwörtlichen Vandalen gehaust. Und der wunderschöne große Garten war total verwahrlost.

Also machten wir uns unverzüglich an die Arbeit, um dessen Schönheit wiederherzustellen und die Villa selbst wieder bewohnbar zu machen. Zum Glück war es gerade die Zeit der Sommerferien. Als die zu Ende gingen – und da war natürlich noch lange nicht alles getan –, da schickten mich die zwei Damen mitsamt der Mira heim nach Wien. Die Mira war ja erst neun Jahre alt und musste wieder in die Schule. Und warum war Juliette in Wien geblieben? Nicht nur, um das Haus zu hüten, sondern vor allem, weil … Hm, kennst du das englische Wort toddler?“

„Nein. Was soll das heißen?“

„To toddle bezeichnet die Fortbewegungsart eines kleinen Kindes, das gerade gehen lernt. Für toddler gibt’s eigentlich gar keine genaue Entsprechung im Deutschen. Wie auch immer, so einen toddler hatte Juliette damals gerade im Haus. Es war der kleine Hugo oder Ügoo, dein Papa, erst ein Jahr alt. Damals hatte sich noch nicht die Unsitte eingebürgert, mit Kleinkindern weite Reisen zu unternehmen.

Aber was ich sagen wollte: Juliette begrüßte uns überschwänglich, fast so wie der Vater den verlorenen Sohn in dem bekannten biblischen Gleichnis. Sie habe uns schrecklich vermisst, sagte sie, nicht nur mich, sondern auch die kleine Mira. Für die übernahm sie nämlich mehr und mehr die Mutterrolle. Von nun an wohnte Mira meistens in einem eigenen Zimmer der für Juliette und mich bestimmten unteren Wohnung. Das obere Stockwerk war für Isabella und Sylvie reserviert. Und hier lebten wir, Juliette, Mira, Klein-Hugo und ich, von jetzt an wie ein Ehepaar mit zwei Kindern.“

„Sag, Opa, hast du nicht erwähnt, dass die Eltern der Tante Isa dich als Pflegekind aufgenommen haben, weil du Vollwaise warst?“

„Ja, ja …“

„Aber da wart ihr ja praktisch Bruder und Schwester und hättet eigentlich gar nicht heiraten dürfen. Weil, so was nennt man doch Blasphemie, oder?“

„Nein, Blasphemie nicht“, sage ich lachend. „Das bedeutet nämlich Gotteslästerung. Sondern Inzest.“

Julian greift sich an den Kopf. „Ach ja, natürlich. Inzest. Und der ist doch strafbar, soviel ich weiß.“

„Ja, das wäre es, wenn wir blutsverwandt wären. Aber das sind wir eben nicht. Um es im juristischen Jargon auszudrücken: Unser Verwandtschaftsverhältnis ist nicht biologisch, sondern nur zivilrechtlich. Und das zählt nicht.“

„Ja, danke für die Aufklärung. Jetzt bin ich beruhigt. Aber da fällt mir ein – wolltest du nicht eigentlich von den Problemen berichten, die die Tante Isa und die Tante Sylvie in ihrem paradiesischen Domizil an der Côte d’Azur hatten, sogar dann noch, nachdem der Mistkerl, Tante Isas Ex, ausgezogen war?“

4

„Ja, richtig. Sogar noch, nachdem dieser Mistkerl, Isabellas Ex, ausgezogen war …

Es war, wie gesagt, gerade der Beginn der Sommerferien, als wir, halt ohne Juliette und ihren kleinen Toddler Hugo, an die Côte d’Azur flogen und uns sofort in die Arbeit stürzten, um das Haus wieder halbwegs bewohnbar zu machen. Wir schufteten Tag für Tag, zum Glück nicht allein. Es gelang uns, das heißt, Sylvie gelang es, einen Teil unseres alten Personals wieder aufzutreiben, vor allem das Hausmeisterehepaar Marchand. Und als uns Sylvie und Isabella Anfang September heimschickten, war die Arbeit noch lange nicht getan. Außerdem wartete der geplünderte Teil der Einrichtung darauf, ersetzt zu werden. Und das war nicht wenig. Natürlich auch nicht gerade billig. Nicht einmal zu Weihnachten kamen die zwei zu uns nach Wien. Die Arbeit geht vor, schrieben sie uns, übrigens sehr zu Miras Enttäuschung. Wobei sich Sylvie bemühte, neben der Arbeit, die ihr ihr Ex eingebrockt hat, ihre berufliche Arbeit, das Übersetzen, nicht ganz zu vernachlässigen.

Was dann zwischen Weihnachten und Neujahr (1966) passierte, erzählten sie uns später so oft und so ausführlich, dass mir sämtliche Details in frischer Erinnerung geblieben sind.

Da stand nämlich zu ihrer Verblüffung, zu ihrem Entsetzen, unverhofft der widerliche Kerl schon wieder vor der Tür. Also Sylvies Exmann Paul-Étienne, dieser Gewalttäter. Aber siehe da, jetzt schaute er auf einmal gar nicht mehr gefährlich drein, wirkte nicht im Geringsten gewaltbereit, sondern bat höflich, ja direkt untertänig darum, mit Sylvie sprechen zu dürfen.

„Das hättest du telefonisch auch machen können“, erwiderte sie lakonisch mit frostiger Stimme.

„Aber das ist doch nicht dasselbe. Ich will doch beim Reden dein Gesicht sehen.“

„Wozu?“

„Weil halt deine Miene ... Na ja, die Miene ist doch der Spiegel der Seele, des Gemütes, der Gedanken. Findest du nicht auch?“

Und Sylvie, nicht ohne Ironie: „Oh, das hast du jetzt aber schön gesagt. Bist du unter die Philosophen gegangen?“

Darauf fiel ihm kein Argument mehr ein. Schließlich sagte er ganz demütig: „Darf ich wenigstens reinkommen?“

„Na so was“, sagte Sylvie, „so höflich kenne ich dich ja gar nicht. Na gut, komm halt herein.“

Sylvie und Isabella führten ihn in die noch alles andere als vollständig eingerichtete Küche, forderten ihn auf, Platz zu nehmen. Und er erwies sich in der Tat als handzahm und ganz manierlich, auch als ihm nichts aufgewartet wurde.

„Du musst entschuldigen, dass es nichts Anständiges zu trinken gibt“, sagte Sylvie als Begründung für ihre Ungastlichkeit und fixierte ihn mit einem vielsagenden Blick. „Aber den Keller haben sie vollständig ausgeplündert, die Vormieter. Sie haben anscheinend alles ausgesoffen. Hinterlassen haben sie uns nur die leeren Flaschen und dazu viele Glasscherben. Und wir sind leider noch nicht dazu gekommen, die Vorräte wieder aufzufüllen. Sind mit den wirklich wichtigen Arbeiten völlig ausgelastet. Falls es deiner werten Aufmerksamkeit entgangen ist: Das Haus war ausgeräumt und praktisch leer, als wir hier eingezogen sind, und obendrein arg verwüstet.“

Und zu Isabella gewandt, sagte sie auf Deutsch: „Du, ich rieche schon den Braten. Der will doch nur die Scheidung rückgängig machen und wieder mein Ehemann werden. Na klar, wenn’s der eine Partner auf den Besitz des anderen abgesehen hat, dann ist die Ehe immer noch die beste, einfachste und vor allem billigste Lösung. Und hätte er sich nicht so unmöglich benommen …“

Den Rest des Satzes überließ sie Isabellas Phantasie.

Paul-Étienne selbst fixierte Sylvie seinerseits. Offensichtlich war er momentan sprachlos.

„Ja, nun, was ich eigentlich sagen wollte ...“, begann er stammelnd und verstummte gleich wieder.

„Na, dann sag’s. Oder wie es bei Homer des Öfteren heißt, sprich es nur aus, verheimliche es nicht in deinem Herzen, damit wir beide es wissen. In unserem Fall muss es natürlich heißen: Damit wir alle drei es wissen.“

Isabella fühlte sich anscheinend angesprochen und begann leise zu kichern.

„Aber Sylvie, Liebste“. stammelte der angeblich bekehrte Wüterich. „Du machst dich ja nur lustig über mich.“

„Liebste nennst du mich? Das ist jetzt aber der Witz des Tages, wie?“

„Aber nein. Ich schwöre dir bei allen Heiligen, das meine ich ganz ehrlich. Du warst und bist noch immer meine Liebste. Und das wird sich auch nie ändern.“

„Ja, stell dir vor. Mein Freund, du sprichst ein großes Wort gelassen aus. Goethe.“

„Na, siehst du, Liebste, jetzt nennst du mich schon deinen Freund. Trotzdem möchte ich für dich noch mehr sein als ein Freund.“

„Ja, was denn?“, sagte Sylvie mit gespielter Naivität.

„Das Gleiche wie zuvor. So wie einst dein liebender Gemahl.“

„Und du glaubst, das ginge diesmal gut?“

„Ganz bestimmt. Weißt du, ich bin jetzt ein anderer.“

„Und das soll ich glauben?“

„Ja, unbedingt.“

„Hm“, seufzte Sylvie, wandte sich nach Isabella um und sagte, wiederum auf Deutsch: „Na, sag, was hältst von dem Ganzen da?“

Isabella lachte auf. „Ich? Überhaupt nichts. Der spielt doch nur Theater, um dich wieder in seine Fänge zu kriegen und zu terrorisieren.“

„Ja, ja, das glaub ich auch. Um mich nach Strich und Faden zu terrorisieren und schließlich doch noch seine Habgier zu befriedigen und in den Besitz des ganzen Grundstücks zu gelangen, notfalls halt, indem er mich beerbt.“

„Du meinst, indem er dich ...?“ Isabella scheute sich, das Unsagbare auszusprechen.

„Ja, klar. Indem er mir rechtzeitig den Weg in die Elysischen Gefilde ebnet.“

„Was? Das traust du ihm zu?“, murmelte Isabella fassungslos.

„Aber sicher. Du hast ihn nicht erlebt. Sonst würdest du meinen Verdacht nicht bezweifeln.“

Und wieder auf Französisch sagte Sylvie, zu ihm gewandt: „Also, du bist inzwischen ein anderer geworden und möchtest gern mein Freund werden und wieder mein liebender Gemahl?“

„O ja. Ich liebe dich ja. Habe dich immer geliebt. Und werde dich immer lieben. Darum wollte ich mich nie scheiden lassen.“

„Was sagst du da? Du hast mich immer geliebt? Das habe ich aber nicht immer so empfunden.“

„Das tut mir leid. Aber es ist trotzdem die Wahrheit.“

„Wirklich? Na gut, soll sein. Aber du wirst verstehen, dass ich mir das noch gut überlegen muss, bevor ... na ja, bevor ich das alles glauben kann.“

„Das heißt, ich soll jetzt wieder gehen? Und wann darf ich wieder kommen?“

„Na ja, vielleicht in einer Woche?“

„So lang brauchst du zum Überlegen?“

„Aber sicher. So lehrt auch der berühmte deutsche Dichter Friedrich Schiller: Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Herzen findet! Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang.

„Ja, wenn das sogar ein Schiller lehrt ...“, seufzte der angeblich bekehrte Wüterich und erhob sich, um sich zu verabschieden und seiner Wege zu gehen.

Kaum war er aus dem Haus, da küsste Isabella Sylvie und begann: „Ha, jetzt bist du wieder meine Liebste und nicht die von diesem widerwärtigen Kerl. Aber hast du seine Miene beobachtet, während er uns verlassen hat?“

„O ja. Er wirkte einerseits enttäuscht und strahlte andererseits übers ganze Gesicht. Er dachte wohl, er könnte sich durch sein gezwungen süßes Verhalten und mithilfe seiner tollen Schönheit und seines unbezwingbaren Charmes bei mir wieder einschmeicheln und mich gleich auf Anhieb herumkriegen. Aber da kennt er mich schlecht. Na gut, mit seiner Intelligenz war’s ja noch nie weit her.“

„Und wenn er in einer Woche wieder aufkreuzt, was wirst du ihm dann sagen?“

„Das weiß ich jetzt noch nicht. Kommt vor allem darauf an, was er sagt und wie er sich verhält.“

„Und wenn er wieder so lieb ist und dir süß tut?“

„Dann werde ich lieb und süß antworten: Mein Bester, gib dir keine Mühe. Ich bin jetzt auch eine andere und denke nicht daran, mir noch einmal jede Gemeinheit und jede Misshandlung gefallen zu lassen. Und auch nicht daran, mich wieder bevormunden und herumkommandieren zu lassen. Also sei so lieb und verpiss dich und lass dich nie wieder blicken.“

„Merkwürdig übrigens, dass er so viel Zeit vergehen ließ, bis er sich aufgemacht hat, um dich zu bezirzen.“

„Stimmt. Vielleicht hat er halt so lang gebraucht, um ein anderer zu werden.“ Sylvie lachte über diese Theorie wie über einen guten Witz. „Nein, wahrscheinlich hat er uns die ganze Zeit schon ausspioniert und zugewartet, bis das Haus wieder halbwegs bewohnbar ist. Einen gewissen Komfort und Luxus benötigt unser Prinz Hohlkopf schon. Versteht man doch, oder?“

Doch entbehrte Sylvies und natürlich auch Isabellas Heiterkeit nicht einer gewissen Besorgnis. Und diese Besorgnis legte sich wie Mehltau über ihre Stimmung und wurde, je näher der Besuch von Prinz Hohlkopf, wie ihn Sylvie zuletzt genannt hatte, rückte, nicht schwächer, sondern immer stärker.

 

Dann war die Woche noch gar nicht um, und Prinz Hohlkopf stand schon wieder vor der Tür und begehrte Einlass. Offenbar hatte er es rasend eilig und war entsprechend ungeduldig. Na, Gott sei Dank, er schien auch diesmal quasi von der milden Sorte zu sein und zeigte sich manierlich und wohlerzogen, abgesehen davon, dass er diesmal keine Scheu hatte, in der Gegenwart der zwei Damen seiner Nikotinsucht zu frönen. Nur eins war anders als das letzte Mal. Er verlangte, mit Sylvie allein sprechen zu können. Isabella, die ihr selbstverständlich Beistand leistete, möge sich also (sinngemäß übersetzt) verzupfen.

„Auf gar keinen Fall“, erwiderte Sylvie mit resoluter Stimme. „Die Isabella bleibt hier. Wenn du mit mir sprechen willst, dann, bitte schön, mit ihr zusammen oder gar nicht.“

Sylvies Resolutheit zeigte Wirkung. Er verzog zwar das Gesicht und schien mit sich selbst zu kämpfen. Aber er schluckte, wie man so sagt, die Krot. Er räusperte sich ausführlich und begann: „Na ja, wie du meinst. Also gut. Hast du nachgedacht?“

„Na freilich. Der Mensch denkt doch ohne Unterlass. Du nicht?“

„Aber ja, zum Teufel. Selbstverständlich. Nur habe ich natürlich gemeint, ob du über das alles nachgedacht hast, was wir vorige Woche besprochen haben.“

„Du, das Fluchen lass schön sein, sonst rede ich gar nicht mehr mit dir. Ja, was haben wir denn vorige Woche besprochen?“ Und zu Isabella gewandt (und auf Französisch): „Erinnerst du dich noch?“

Isabella – sie hatte Sylvies Strategie rasch durchschaut – schüttelte den Kopf und sagte laut und deutlich und ebenfalls auf Französisch: „Nein, nicht dass ich wüsste.“

Jetzt wurde Prinz Hohlkopf aber sichtlich ungeduldig. „Zum Teufel, ihr macht euch ja nur lustig über mich. Pardon, soll nicht wieder vorkommen. Aber ihr dürft euch, das heißt, du darfst dich über mich nicht lustig machen. Hörst du?“

Und Sylvie: „Ja, doch. Ich höre gut. Übrigens, das Fluchen solltest du wirklich sein lassen, sonst kannst du gleich wieder deiner Wege gehen. Nur, kannst du mir, bitte, erklären, warum ich mich über dich nicht lustig machen darf? Falls du dich erinnerst, ich bin doch eine eher lustige Person.“

„Warum du dich über mich nicht lustig machen darfst, fragst du? Also gut: Weil eine Frau Respekt vor ihrem Mann haben sollte.“

„Aha. Na, und umgekehrt? Ich meine, sollte nicht auch der Mann vor seiner Frau Respekt haben? Aber ich merke gerade, dass wir die ganze Zeit so miteinander reden, wie wenn wir schon wieder verheiratet wären.“

„Siehst du, unbewusst sehnst du dich auch schon danach, wieder mit mir verheiratet zu sein.“

„Na ja, sehr ausgeprägt ist diese Sehnsucht nicht, muss ich gestehen. Allzu präsent sind mir die zahllosen Demütigungen und Misshandlungen, die ich als deine geliebte Ehefrau erdulden musste.“

„Ja, klar. Weil du vor mir, deinem liebenden Ehemann, viel zu wenig Respekt hattest. Aber ich bin sicher, dass du inzwischen dazu gelernt und begriffen hast, dass Respekt der Schlüssel zu einer erfolgreichen und glücklichen Ehe ist.“

„Du meinst, der Respekt der Frau vor ihrem Mann, oder wie sehe ich das?“

„Klar.“

„Also, jetzt noch einmal: Was ist mit dem Respekt des Mannes vor seiner Frau?“

„Die besteht darin, dass er sie beschützt und lenkt.“

„Wie ein kleines Kind. Ja?“

„Ganz genau. Kennst du nicht das Wort des Apostels Paulus: Die Frauen seien ihren Männern untertan. Denn der Mann ist das Haupt der Frau. So wie ein Kind seinen Eltern untertan ist und von ihnen beschützt und gelenkt wird und ihnen dafür Respekt und Gehorsam schuldet, so muss auch die Frau von ihrem Mann beschützt und gelenkt werden und schuldet ihm Respekt und Gehorsam.“

Wohlgemerkt, das sagte Paul-Étienne in vollem Ernst.

„Was? So fromm bist du? Das ist mir früher aber gar nie aufgefallen. In die Kirche bist du doch nie gegangen. Oder vielleicht doch, aber nur heimlich? Weil, mir hast du nie erzählt, wohin du gehst oder woher du kommst, während ich jedes Mal genau Rechenschaft ablegen musste, wohin ich gehen wollte oder mit wem ich mich getroffen habe.“

„Ja, hast du nicht zugehört, was ich gerade gesagt habe?“

„Aber ja, keine Angst. Aha, das war also schon die Antwort auf meine Frage. Mit anderen Worten: Deiner Ansicht nach steht die Frau auf der Stufe von unmündigen Kindern, nicht wahr, und besitzt folglich keinerlei Erb- und Eigentumsrechte. Habe ich das richtig gesagt?“

Und er, wiederum total ernsthaft: „O ja, das hast du vollkommen richtig gesagt. Aber dafür wird sie eben auch vom Ehemann beschützt so wie die unmündigen Kinder von ihren Eltern.“

(Du, Julian, das muss ich erklären. Paul-Étienne stammte als gebürtiger Katalane aus Spanien und war anscheinend so wie Franco und dessen Speichellecker Anhänger der katholischen Lehre von der Minderwertigkeit der Frau. Die hatte dort nämlich unter Franco offizielle Geltung. Da galt die Frau, rechtlich gesehen, in der Tat als minderjährig und stand damit auf der Stufe von unmündigen Kindern, Taubstummen und Irren und besaß infolgedessen keinerlei Erb- und Eigentumsrechte. Und die verheiratete Frau war von Gesetzes wegen verpflichtet, ihrem Mann in allem zu gehorchen.

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Karl Plepelits
Cover: Pixabay License Frei zu verwenden unter der Pixabay-Lizenz Kein Bildnachweis nötig
Tag der Veröffentlichung: 03.04.2023
ISBN: 978-3-7554-3768-0

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