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Und jetzt französisch

 

Das Mittelalter endete, so habe ich’s gelernt, im Jahre 1492 mit der Entdeckung Amerikas.

Ist ja gar nicht wahr. Das Mittelalter endete meiner Überzeugung nach erst in den 1960er Jahren. Bis dahin hatten weibliche Knie noch unbedingt verhüllt zu bleiben. Und wann immer das Missgeschick passierte, dass sie sichtbar wurden, zogen die Frauen das Kleid oder den Rock augenblicklich wieder über die Knie (was ich als junger Mann stets außerordentlich bedauerte), offenbar, um nicht als unmoralisches Geschöpf verdammt zu werden.

Ich studierte damals Englisch und Französisch an der Wiener Universität, hatte sogar schon eine Freundin. Sie hieß Bernadette, sprach entzückenden Vorarlberger Dialekt, studierte dieselben Fächer wie ich und war unglaublich hübsch. Die Folge war, dass ich, wann immer ich mit ihr zusammen auftrat, allüberall neidvolle Blicke erntete. Wodurch genau unsere Freundschaft zustande gekommen war, könnte ich nicht mit Sicherheit sagen. Faktum ist, dass mich ihre auffallende Schönheit von Anfang an angezogen hatte wie eine Lichtquelle einen Nachtfalter. Andererseits fühlte ich mich gerade durch ihr blendendes Aussehen stark gehemmt. Und garantiert war ich nicht der einzige Nachtfalter, den das Licht von Bernadettes Schönheit blendete und anzog. Wieso hatte sie sich also ausgerechnet mich als Freund erkoren? Vielleicht, weil sie spürte, dass ich noch das reinste Unschuldslamm war und dass von mir keine Gefahr für ihre Jungfräulichkeit ausging?

Dass sie sich ab und zu mit einer ebenfalls außerordentlich hübschen Freundin zeigte, verstärkte nur noch meine Hemmungen. Dabei geizte sie keineswegs mit ihren Küssen. Nur waren diese eher so, wie eine Mutter ihren Sohn küsst. Und da sie sich mir gegenüber auch sonst ausgesprochen zurückhaltend verhielt, wagte ich es in meiner Gehemmtheit nicht, ihr körperlich näherzukommen. Dazu bedurfte es erst eines inneren Antriebs, der mir meine diesbezüglichen Hemmungen nahm.

Diesen inneren Antrieb erhielt ich durch die Weihnachtsfeier des Jahres 1966. Denn nach der Feier durfte ich, o Jubel, o Freud, Bernadette zum ersten Mal zu Hause besuchen. Das heißt, sie fragte mich, ob ich sie begleiten könnte, und ich sagte, das wäre mir eine Ehre und eine Freude.

Und so entdeckte ich zu meiner Überraschung, dass sie eine eigene kleine Wohnung besaß, quasi eine sturmfreie Bude. Ich musste daran denken, wozu eine sturmfreie Bude gut ist. Sicher wartet Bernadette doch nur darauf, dass ich als Mann die Initiative ergreife, wenn sie mich schon in ihre Wohnung mitnimmt. Und da infolge des Alkohols, den ich intus hatte, meine Hemmungen unverhofft verschwunden waren, traute ich mich endlich, aktiv zu werden. Nach nur kurzem Zaudern fiel ich (wohlgemerkt, nicht allzu stürmisch) über Bernadette her und ließ sie meine unterdessen ins Unermessliche gestiegene Leidenschaft spüren, um ihre eigene, bisher, wie ich vermutete, ebenfalls durch Hemmungen zurückgehaltene Leidenschaft aus ihrem Dornröschenschlaf wachzuküssen.

Und was geschah? Bernadette wehrte ihren vermeintlichen Märchenprinzen entschlossen ab, entzog ihm ihre Lippen, entzog ihm ihren ganzen göttinnengleichen Körper, nahm mich bei der Hand, bat, ihr nicht böse zu sein, aber ...

Hier stockte sie, und ich dachte, aha, sicher will sie ihre Jungfräulichkeit bis zur Hochzeitsnacht aufsparen, wie es ja die katholische Kirche vorschreibt.

Aber nein: „Weißt du, ich stehe nicht auf Männer.“

„Aber ich bin doch eh nur einer“, sagte ich verblüfft in meiner sagenhaften Naivität. „Da ist ja bestimmt ein Unterschied, ob du nur einen oder gleich mehrere auf einmal ...“

Sie lachte herzlich. „Aber, liebster Walter, so meine ich das ja nicht.“

„Also bin doch noch dein liebster Walter?“

„Aber ja, sicher. Nur, weißt du ... Na ja, ich stehe halt nicht auf Männer, sondern auf Frauen.“

„Ha? Wie geht das?“

Ich muss ein extrem dummes Gesicht gemacht haben. Denn Bernadette lachte abermals hell auf, nicht verächtlich oder so, sondern verständnisvoll. Ja, sie verstand mich. Aber ich verstand sie nicht. Ich hatte tatsächlich keine Ahnung, wie das gemeint sein könnte. Ich hatte von dergleichen noch nie gehört.

Nun, Bernadette gab sich alle Mühe, mich aufzuklären. Ihre Leidenschaft sei halt auf Heidi gerichtet, aber leider nicht auf mich, so gern sie auch mit mir zusammen sei. Und sie beschwor mich, dieses Geheimnis ja nicht auszuplaudern und sie deshalb auch nicht zu verstoßen.

Über den Ausdruck „verstoßen“ musste nun ich hellauf lachen, versprach ihr aber natürlich beides und wurde dafür mit einem zarten Küsschen belohnt. Das war natürlich bestenfalls ein Trostpreis, und als ich anschließend heimwärts wanderte, fühlte ich mich ziemlich ernüchtert.

Aber etwas hatte sich als Folge dieser Begebenheit doch verändert: Besuche bei Bernadette wurden mir ab jetzt zu einer lieben Gewohnheit. Ich sagte mir, eine platonische Freundin ist immer noch unendlich besser als gar keine Freundin. Und dies nicht nur wegen der neidischen Blicke der anderen.

 

So verging mehr als ein halbes Jahr, und es kamen die Sommerferien. Nun war ich doppelt froh, Bernadette jederzeit besuchen zu dürfen.

Eines schönen und heißen Sommertages, an dem ich natürlich meine alte Lederhose anhatte, bestieg ich mein Fahrrad, radelte zu Bernadette und machte große Augen, als mir geöffnet wurde. Mir öffnete nämlich nicht sie selbst, sondern ihre hübsche Freundin Heidi. Frisch und fröhlich begrüßte sie mich mit den Worten: „Geh, mach doch nicht so ein Gesicht. Nein, die Bernadette ist nicht da. Sie hat dringend nach Feldkirch“ (Bernadettes Heimatort) „fahren müssen. Ihre Mutter ist plötzlich erkrankt. Sehr enttäuscht, weil du mich siehst?“

„Nein, nein“, stammelte ich. „Nein, nein, im Gegenteil.“

Dass man mir meine Enttäuschung so deutlich ansah, war mir mehr als peinlich.

„Oh, im Gegenteil?“, echote Heidi und lächelte anzüglich. „Aber so komm doch endlich herein. Vor mir brauchst du dich nicht zu fürchten. Ich beiße dich schon nicht.“

„Nein? Hu, da bin ich aber froh.“

Wie heißt’s in Schillers Glocke? Errötend folgt er ihren Spuren. Ebenso folgte ich errötend Heidis Spuren. Sobald wir in der Küche angekommen waren, sagte Heidi: „Ja, weißt du, die Bernadette hat mich eingeladen, derweil bei ihr zu wohnen und ein bisserl auf ihre Wohnung zu schauen. Magst du eine Jause?“

Ja, unter diesen Umständen ließ ich mich sehr gerne nieder, obwohl ich nicht recht wusste, was ich mit Heidi reden sollte. Ich kannte sie ja kaum. Doch sie plauderte so fröhlich und charmant, dass sich die Jause unerwartet vergnüglich gestaltete. Als überaus charmant empfand ich es auch, wie sie die herrschende Nachmittagshitze bekämpfte, indem sie, lieblich stöhnend, gelegentlich ihr Kleid ein Stückchen in die Höhe hob und schüttelte. Und da bekamen meine Augen gar Köstliches zu sehen, wenn auch nur für Sekundenbruchteile und nur sehr eingeschränkt. Wir saßen ja auf Stühlen vor dem Küchentisch, zum Glück nebeneinander.

Offenbar blieb ihr nicht verborgen, dass ich jedes Mal Stielaugen bekam. Denn plötzlich sagte sie: „Du musst entschuldigen, aber wie soll man diese Hitze aushalten? Du hast es ja gut mit deiner Lederhose.“

„Klar“, sagte ich. „Das Leben ist schon ungerecht. Wieso dürfen eigentlich die Männer und die Frauen nicht? Und zu entschuldigen gibt’s da gar nichts. Ich an deiner Stelle hätte mir bei der Hitze das Kleid schon längst ausgezogen. Oder wenigstens ein Stückerl hinaufgeschoben. So.“

Und zu meiner eigenen Überraschung plötzlich kühn geworden, zeigte ich ihr vor, wie’s geht. Ich griff an den Saum ihres Kleides und schob ihn langsam über die Knie und noch ein schönes Stück hinauf.

„Na, ist das jetzt nicht viel angenehmer?“, sagte ich und grinste Heidi schamlos an. „Außerdem, so was Hübsches sieht man nicht alle Tage.“

Sie errötete, nickte, erwiderte schweigend mein Lächeln. Und da wurde ich unverhofft noch kühner, um nicht zu sagen, schamloser, und schob Heidis Kleid noch weiter hinauf, um an die Stelle ihres Körpers zu gelangen, wo ihr meine Finger dieselbe Freude bereiten konnten wie mir selber, wenn ich meinem inneren Überdruck Erleichterung verschaffen wollte.

Heidi schwieg noch immer. Doch ihr Lächeln wich allmählich einem ungeheuren Ernst, und nachdem ich meine Hand unter ihren mittlerweile ganz schön feucht gewordenen Slip geschoben hatte, nahm ihr Gesicht einen geradezu verklärten Ausdruck an, als sähe sie den Himmel offen wie einst der heilige Stephanus, bevor er gesteinigt wurde. Und dann begann sie wieder lieblich zu stöhnen, aber wohl nicht vor Hitze. Immer lieblicher wurde ihr Stöhnen. Plötzlich drehte sie sich abrupt nach mir um und warf ihre Arme um meinen Hals, wobei zu meinem Entsetzen meine Finger weit in ihre Vagina eindrangen. Aber mein Entsetzen war, scheint’s, unbegründet. Denn als ich meine Finger wieder herausziehen wollte, drängte sich Heidi, vernehmlich schnaufend, so eng an mich und bewegte sich überdies so heftig, dass mir dies nicht gelang, dass im Gegenteil die Finger noch weiter hineingeschoben wurden.

Sobald sich Heidi wieder beruhigt hatte, küsste sie mich stürmisch, ließ mich aber nicht los, sondern presste ihr Gesicht an meinen Hals und verharrte lange schweigend in dieser Stellung. Mich aber beunruhigte ständig der Gedanke, ich könnte ihr jetzt doch zu nahe getreten sein und dabei, wenn auch unabsichtlich, ihr Jungfernhäutchen zerrissen haben.

„Du, entschuldige“, begann ich schließlich zögernd. „Ich hab dich doch hoffentlich nicht entjungfert?“

Sie prustete los wie über einen unanständigen Witz. „Walter, du bist süß. Nein, du hast mich nicht entjungfert. Das haben schon andere vor dir besorgt.“

„Männer?“

„Na klar, was glaubst denn du. Das heißt natürlich, einer. Und die anderen ...“

Ihre schöne Rede erstickte in einem neuerlichen Lachanfall.

„Jetzt hab ich geglaubt, du stehst nur auf Frauen“, sagte ich, sobald ihr Lachanfall vorüber war.

„Ja, momentan schon. Aber vorher bin ich natürlich auf Männer, das heißt, auf junge Burschen gestanden. Nur war halt mit denen nicht viel los. Und dann bin ich eben auf die Bernadette gestoßen, und die ...“

„Hat dir gezeigt, dass die Männer alle Stümper sind?“, versuchte ich ihren unvollendeten Satz zu ergänzen.

„Na ja, ob alle Männer Stümper sind, weiß ich nicht. Ich hoffe nicht. Aber ja, die Bernadette hat mir gezeigt, dass es anders auch geht. Ich meine, mit ihr krieg ich wenigstens einen Orgasmus.“

„Wie? Und bei den Männern nicht?“

„Nein, eben nicht. Außer bei einem ...“

„Also doch.“

„Ja. Heute. Bei dir.“

„Oh ...“

Aber jetzt fehlten mir die Worte. Nicht so der Heidi.

„Und du gehst jetzt leer aus, wie?“

Und während sie das sagte, griff sie mir auf mein Körperzentrum. „Aha, da erhofft sich einer noch was Schönes, gell? Na, warte nur, mein Kleiner.“

Sie knöpfte mir die Lederhose auf, zog die Unterhose (nicht ohne Mühe) hinunter, und schon sprang „ihr Kleiner“ aus seinem engen Verlies wie ein Schachtelteufelchen, sobald der Deckel aufspringt, und bot sein pralles Köpfchen unverhüllt Heidis Augen dar.

„Ha“, rief sie ekstatisch aus, „so klein bist du ja gar nicht. Entschuldige, wenn ich dich beleidigt habe. Darf ich dich zum Trost ein bisserl streicheln?“

Und sie streichelte ihn „ein bisserl“. Schließlich verblüffte sie mich, indem sie ihn küsste, ja sogar in den Mund nahm und mit der Zunge streichelte und ihn immer größer und immer praller und immer gefährlicher werden ließ. Und als ich schon zu befürchten begann, in ihrem Mund könnte es zu einer unausdenkbaren Katastrophe kommen, ließ sie von ihm ab und mich auf dem Trockenen sitzen.

Aber nein: Mich unverwandt und unsagbar süß anlächelnd, streifte sie sich ihren Slip ab, hob ihr Kleid, schwang sich über meine Beine und, ja, und bescherte „ihrem Kleinen“ den denkbar schönsten Trost. Noch kühner geworden als zuvor, knöpfte ich ihr das Kleid auf und zog es ihr aus und befreite sie von ihrem BH und liebkoste ihre köstliche Haut, soweit eben meine Hände gelangten. Und gut war’s. Denn durch die reichlich mühsame Beschäftigung mit den Knöpfen und Verschlüssen wurde ich so stark abgelenkt, dass die schon längst befürchtete Katastrophe noch einige Zeit auf sich warten ließ und erst dann eintrat, nachdem Heidi von einem neuerlichen Orgasmus erschüttert worden war.

Sobald wir aus unseren köstlichen Ekstasen erwacht waren, hielt ich Heidi, ohne mich von ihr zu lösen, von mir weg, liebkoste gleichzeitig mit der einen Hand ihre Brust und sagte: „Komm, lass dich anschauen! Du bist ja eine echte Augenweide. Eigentlich gehörte es verboten, dass eine solche Schönheit ständig verhüllt ist.“

Und ihre Antwort? Sie warf ihre Arme um mich, presste wie schon einmal ihr Gesicht an meinen Hals und, das war neu, brach in heiße Tränen aus. Dass sie heiß waren, spürte ich nämlich deutlich auf meiner Schulter.

„Habe ich dir weh getan?“, stammelte ich erschrocken.

„Aber nein“, flüsterte sie, inmitten ihrer Tränen leise lachend. „Ich heule ja nur vor Glück. Weil du so zärtlich bist. Bist du immer so zärtlich?“

„Hm“, murmelte ich befangen, „ich glaub schon.“

„Ja, dann ...“ Sie richtete sich auf, blickte mit feuchten Augen umher. „Auf einem Küchenstuhl ... So was Unbequemes ... Und du bist ja auch noch angezogen. Komm, lass dich ganz ausziehen. Ich will dich ja auch anschauen.“ Und sobald ich ebenso nackt dasaß wie sie, sagte sie, schelmisch lächelnd: „Du studierst ja auch Französisch so wie die Bernadette, nicht?“

„Ja, ja“, sagte ich verblüfft.

„Magst du mir nicht ein wenig Französisch beibringen?“

„Ja, ja. Klar. Gern.“

Was kommt jetzt? Auf Französischnachhilfe war ich im Moment eigentlich nicht sonderlich scharf.

„Aber nicht hier in der Küche auf den harten Stühlen.“ Zu meinem leisen Bedauern löste sie sich jetzt von mir. „Kommst du mit?“

Und ohne meine Antwort abzuwarten, nahm sie mich bei der Hand und führte mich – wohin? Ah, ins Schlafzimmer, wo sie und Bernadette ein herrliches Doppelbett zur Verfügung hatten. Wortlos veranlasste sie mich, mich hinzulegen, kauerte sich selbst aufs Bett und widmete ihre Aufmerksamkeit meinem mittlerweile wieder klein gewordenen „Kleinen“, und ich dachte, verdammt, ich hätte ihn mir doch vorher waschen oder wenigstens abwischen können. Am Ende nimmt sie ihn wieder in den Mund, und was dann?

Doch ehe ich diesen Gedanken noch zu Ende gedacht hatte, war das Befürchtete auch schon geschehen: Heidi hatte ihn in den Mund genommen, gab ihn aber nach nur wenigen Augenblicken wieder frei und murmelte: „Mm. Gut schmeckst du.“

Worauf ich nur wie der letzte Dorftrottel stammeln konnte: „Ha?“

„Und jetzt französisch, ja?“, sagte Heidi mit fröhlicher Stimme und verblüffte mich aufs Neue. Sie drehte sich nämlich um und legte sich verkehrt über mich, so dass ich nun ihre von meinem Sperma feuchte Möse und sie meinen ebenfalls noch feuchten „Kleinen“ mit der Zunge liebkosen konnte. Im Übrigen blieb mein „Kleiner“ nicht mehr lange klein. Schneller als gedacht wuchs er in ihren Mund hinein und bereitete mir zugleich süße Gefühle und erschreckende Befürchtungen. Es stand ja zu befürchten, dass er über kurz oder lang explodieren würde, und was dann? Würde es mir gelingen, ihn ihr rechtzeitig zu entziehen?

Nun, um es kurz zu machen, es gelang mir nicht. Heidi kam so plötzlich, und daraufhin kam ich so plötzlich, dass ich weder die Zeit noch die dafür nötige Willenskraft besaß, sondern nur hilflos in ihre Möse hinein jammern konnte. Und als meine Sinne wieder zu funktionieren begannen, da erkannte ich, dass Heidi leise kicherte. Sie rappelte sich auf, krabbelte von mir herab, drehte sich um, sodass sich ihre Lippen mit meinen Lippen paaren konnten, kuschelte sich an mich und war in der nächsten Sekunde eingeschlafen. Mich verschonte die Müdigkeit zwar nicht. Aber ein fassungsloses Staunen über diese unerwartete Wendung der Dinge hielt mich lange wach.

Ich erwachte aus einem wollüstigen Traum. Heidi schien im gleichen Moment erwacht zu sein. Sie lächelte mich so süß, was sage ich, so verführerisch an, dass mich augenblicklich wilde Gier und zugleich wilde Tollkühnheit erfassten. Zunächst liebkoste ich sie ausführlich von Kopf bis Fuß, allein schon, um ihren wundervollen, erregenden, zarten, warmen, weichen Körper noch besser kennenzulernen, bestimmte Körperteile natürlich besonders ausführlich, was sie mit sichtlichem und hörbarem Behagen über sich ergehen ließ. Und als ich merkte, dass sie einem neuerlichen Orgasmus nahe war, schwang ich mich kurzerhand über sie und ließ meinen inzwischen wieder prallen „Kleinen“ sich in der ihm ja schon bekannten dunklen, heißen, feuchten Höhle, die ihm so süßen Trost gespendet hatte, verbergen. Doch nun war der Trost noch um vieles süßer, weil er nicht auf hartem, unbequemem Stuhl gespendet wurde, sondern im Liegen auf weichem Bett. Und darum war wohl auch der Trost, den er Heidi spendete, aus gewissen Anzeichen zu schließen, geradezu überwältigend.

Als wir danach gemeinsam in Bernadettes Badewanne saßen und nach Art des Erlkönigs gar schöne Spielchen miteinander spielten, legte Heidi plötzlich ihre Lippen an mein Ohr und flüsterte: „Du, ich muss dir was sagen. Ich hätte nie gedacht, dass es auch solche Männer gibt wie dich. Ich glaub, ich hab mich fürchterlich in dich verknallt. Nur ...“

Sie verstummte abrupt und brach ganz unverhofft in Tränen aus. Aber das waren nun offensichtlich keine Freudentränen.

„Weißt du, Liebster, die Bernadette ... Na ja, wir sind halt so was wie verlobt. Und ich darf sie ... Ich möcht sie nicht enttäuschen.“

Schweigen.

Dann sagte ich: „Liebst du sie sehr?“

Heidi nickte unter Tränen.

„Mehr als mich?“

„Du, das ist jetzt unfair. Wie soll man denn zwei Lieben vergleichen? Ich kann’s jedenfalls nicht.“

„Du hast ja recht. Aber eins sollst du trotzdem wissen: Genauso hab ich mich in dich verknallt. Nämlich fürchterlich. Ich möcht dich nicht verlieren.“

Und Heidi, im Flüsterton: „Ich dich auch nicht.“

„Sag, wann kommt sie denn zurück, die Bernadette?“

„Das weiß ich leider nicht. Das weiß sie wahrscheinlich selber nicht.“

„Heißt das, sie kann jederzeit hereinplatzen und uns ...?“

„Genau das heißt es. Ja, ja.“

„Morgen soll ich also nicht ...?“

„Na, schön wär’s schon, wenn ich dich sehen könnte. Ja, komm nur. Und wenn dann die Bernadette schon da ist, sagst du halt, du wolltest sie besuchen und bist überrascht oder enttäuscht, dass ich bei ihr bin.“

„Du, ja, sehr gut. So wollen wir’s machen.“

„Aber auch wenn sie noch nicht zurück ist – unser Kleiner muss morgen ganz brav sein, hörst du?“

„Aber ja. Wenn er nur in deiner Nähe sein darf, unser Kleiner.“

Heidi betrachtete ihn mit feierlicher Miene wie einen sakralen Gegenstand, griff nach ihm und liebkoste ihn zärtlich. „So lieb hat er mich?“

„So lieb hat er dich.“

„Und wirklich klein ist er ja eigentlich auch nicht.“

„Klar. Solange er deine Nähe spürt.“

„Schade. Aber jetzt sollte er sich schlafen legen, sonst überanstrengt er sich noch.“

„Ach, das ist doch egal. Ab morgen soll er ja eh ganz brav sein, hat’s geheißen.“

Heidi lachte sich krank. „So hat’s geheißen. Ja, ja. Aber trotzdem. Er muss sich daran gewöhnen, dass irgendwann Schluss ist.“

Also machten wir Schluss mit unseren frivolen Spielchen, stiegen aus der Wanne, trockneten uns gegenseitig ab, was erneut Anlass für einige frivole Spielchen war, zogen uns an, und ich versuchte „unseren Kleinen“ schlafen zu legen, was sich als unerwartet schwierig herausstellte, und verabschiedete mich schweren Herzens mit Küssen und Umarmungen, wobei sich meine Hände schon wieder vorwitzig unter Heidis Kleid verirrten. Doch als ich dann nach Hause radelte, fühlte ich mich so beschwingt, dass ich im höchsten Äther zu schweben und die Sphärenmusik zu hören glaubte.

 

 

Siehe auch

https://www.bookrix.de/_ebook-karl-plepelits-o-eros-der-du-in-des-maedchens-loewenmaehne-lauerst/

 

(Kein Coverbild verfügbar.)

 

 

 

  

https://www.bookrix.de/_ebook-karl-plepelits-die-liebe-liebt-das-wandern/

 

 

 

Impressum

Texte: Karl Plepelits
Cover: Von Images made by User:Marcus Cyron - Selfmade images, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5801197
Tag der Veröffentlichung: 01.05.2022

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