Ja, an dieses Erlebnis kann ich mich noch gut erinnern. Es war der 23. Februar 1995. Diesen Tag werde ich nie vergessen.
Am 18. Februar, einem Samstag, war ich als Reiseleiter zu meiner ersten Ägyptenreise aufgebrochen, gespannt auf all das Neue und Schöne, das uns erwartete. Zugleich freute ich mich schon darauf, ein Weilchen dem Winter entfliehen und die afrikanische Sonne genießen zu können. Und war dann grenzenlos enttäuscht. Hat’s denn nicht geheißen, in Ägypten scheint das ganze Jahr über die Sonne, und Regen ist unbekannt? Aber nein, als wir in Kairo landeten, da regnete es in Strömen. Es regnete den ganzen Tag, es war saukalt, die Straßen glichen Schlammseen und die Fußgänger wandelnden Vogelscheuchen. Denn die Autos spritzten sie von oben bis unten voll mit Schlamm. Offensichtlich bedeutet Februar auch in Unterägypten Winter – gerade, dass es nicht schneit.
Tags darauf hatte sich der kalte Februarregen endlich ausgeregnet, und die Sonne wagte sich schüchtern wieder zwischen den Wolken hervor. Als wir vier Tage später in Luxor ankamen, schien sie prachtvoll vom wolkenlosen Himmel. Aber hier waren wir ja in Oberägypten, wo Regen, abgesehen von seltenen Ausnahmen, tatsächlich unbekannt zu sein scheint. Klar, das Niltal ist ja nichts anderes als eine Oase inmitten der größten Wüste des Planeten, und hier herrscht natürlich Wüstenklima.
Also: Luxor, 23. Februar 1995. Das Besichtigungsprogramm lautete: Auf der Fähre über den Nil und in einem Bus zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Theben-West. Am Nachmittag kam das berühmte Tal der Könige dran. Dort zeigte uns Myriam, unsere einheimische Fremdenführerin, mehrere der Königsgräber. Der letzte Besichtigungspunkt dieses unvergesslichen Tages war der berühmte Terrassentempel der Königin Hatschepsut. Und der ist vom Tal der Könige aus für alle, die zu einer kleinen Wüstenbergtour Lust haben, über einen Bergpfad zu erreichen.
Auf dem Bergkamm erwarten den Wanderer nicht nur atemberaubende, von keinerlei Vegetation behinderte Tiefblicke auf die Tempelanlage, sondern auch Horden von Händlern, die angeblich echte Antiquitäten anbieten. Sowas interessierte mich ebenso maßlos wie alles andere in Ägypten. Geduldig bewacht von Myriam und meiner Freundin Lydia, hielt ich mich dort leider viel zu lange auf und kaufte auch das eine oder andere schöne Stück.
Und so war es schon spät, als wir drei den Parkplatz vor dem Tempel erreichten. Zu spät, wie sich herausstellte. Unser Bus war weg. Auf uns Nachzügler hatte man nicht gewartet. Mussten wir hier, mitten in der Wüste, übernachten und erfrieren? Im Februar sind die Nächte angeblich auch in der Wüste eisig.
Aber das Glück hatte uns doch nicht ganz verlassen. Ein einsamer Bus stand noch da und tuckerte, stank und rauchte unentwegt vor sich hin. Offensichtlich wartete er auf die letzten Touristen des heutigen Tages. Die Tür war offen. Der Chauffeur hockte hinter dem Lenkrad. Auf Myriams ausdrücklichen Wunsch trat ich selbst zur Tür und rief ihm zu: „Excuse me, please, could you give us a lift?“
Der Chauffeur starrte uns an wie Außerirdische. Und schwieg.
Ich wiederholte meine Frage: „I mean, would you be so kind as to give us a lift?“
Keine Reaktion.
Zum Kuckuck. „Do you mind if we get in, sir“, sagte ich und stieg kurzerhand ein und grinste ihn freundlich an und zog meine zwei Damen der Reihe nach herein.
Wohin jetzt? Am besten wohl in die letzte Reihe, nicht wahr, da fallen wir am wenigsten auf und stören wahrscheinlich auch am wenigsten.
Gesagt, getan. Aufatmend lehnte ich mich zurück und widmete mich der Betrachtung meiner Neuerwerbungen. Zugleich wurde mir bewusst, dass ich einen entsetzlichen Durst hatte. Und den hatten bestimmt auch meine zwei Damen. Die Luft herinnen war heiß und stickig. Ich stand auf, ging nach vorn und fragte den Chauffeur, ob er für uns etwas zu trinken habe. Wieder: Keine Antwort. Doch zugleich erkannte ich, dass die ersten Fahrgäste schon im Anrollen waren. Na gut. Ich schenkte dem Chauffeur erneut ein freundliches Lächeln und verzog mich postwendend nach hinten.
Myriam empfing mich mit der Bemerkung: „Ich hab es schon gesehen. Er hat nein gesagt.“
„Ach, kein Wort hat er gesagt.“
„O doch, er hat nein gesagt.“
„So?“
„Ja, hast du nicht gesehen, wie er die Augen hochgezogen hat?“
„Ja, das schon.“
„Na eben.“
„Und das bedeutet nein?“
„Das bedeutet nein. Drum ärgere dich nicht. Er hat eben nichts zu trinken im Bus. Seien wir froh, dass er uns überhaupt hereingelassen hat.“
Unterdessen stiegen die ersten Fahrgäste ein, an Sprache und Akzent als Amerikaner zu erkennen, unter ihnen eine rothaarige und sommersprossige Dame, offenbar ihre Reiseleiterin. Sie warf uns eindeutig missbilligende Blicke zu, stieg wieder aus und kehrte mit einem höchst energisch aussehenden dunkelhaarigen Jüngling im Schlepptau zurück, redete aufgeregt auf ihn ein und nannte ihn wiederholt Mustafa. Sofort beschoss er uns mit Giftpfeilen; so wirkten jedenfalls die Blicke, die er uns zuwarf. Schließlich wandte er sich abrupt dem Chauffeur zu und begann wild gestikulierend wie ein Wasserfall auf ihn einzureden. Daraus schloss ich, dass es sich um einen arabischen Wasserfall handelte, und daraus wieder, dass er der einheimische Fremdenführer war. Wahrscheinlich hätte er gern gehabt, dass der Chauffeur aufsteht und uns aus dem Bus jagt.
Aber damit schien er keinen Erfolg zu haben. Also stapfte er zwischen den aufgeregt durcheinander schreienden Fahrgästen auf uns zu. Mit jedem Schritt nahm sein Gesicht ein ungnädigeres und bedrohlicheres Aussehen an. Die Rothaarige und Sommersprossige kam hinter ihm nachgetrippelt, und die Blicke sämtlicher Fahrgäste folgten den beiden. Und dann bezog der höchst energische Jüngling Mustafa vor uns Aufstellung, stemmte die Arme in die Hüften, bekam ein hochrotes Gesicht und begann mit uns zu brüllen, dass die Fenster klirrten und die Fetzen flogen.
Von dem Gebrüll verstand ich freilich nicht ein Wort. Was war das wohl für eine Sprache? Arabisch war’s garantiert nicht. Deutsch war’s auch nicht. Und Englisch ...? Ja doch, jetzt, wo ich darauf achtete, hörte ich das eine oder andere englische Wort heraus. Na, war schließlich auch egal. Was er wollte, war mir sowieso klar. Was ich wollte, war mir aber auch klar: hier sitzen bleiben und uns unter keinen Umständen vertreiben lassen. Übertrieben angenehm war die Situation zwar nicht – schon für mich nicht; wie musste das erst an den Nerven der zwei Frauen zerren! Myriam gab keinen Mucks von sich. Aber der Lydia platzte irgendwann der Kragen, und sie schrie: „Fix noch einmal, jetzt reicht’s aber. Komm, verschwinden wir von hier!“
„Kommt nicht in Frage“, schrie ich zurück. „Wir bleiben hier. Da kann dieser blöde Affe brüllen, soviel er will.“
Daraufhin herrschte plötzlich Funkstille. Nanu? Ich wandte mich nach dem blöden Affen um. Mit einem unbeschreiblichen Ausdruck stierte er mich an. Sein Gesicht war noch röter geworden. Und dann brüllte er auf einmal auf Deutsch los. Und es war sogar auf Anhieb als Deutsch zu erkennen.
„Ah, Sie sind Deutsche“, brüllte er. „Das hätte ich mir gleich denken können.“
Und im Folgenden regte er sich mordsmäßig über die Beleidigung auf und belehrte uns ausführlich, wie schändlich das von uns sei, uns einfach in einen fremden Bus zu setzen, und aus welch gewichtigen Gründen es vollkommen ausgeschlossen sei, dass wir hier sitzen bleiben können.
Während ich andächtig seinen Ausführungen lauschte, kippte Myriam, ohne einen Laut von sich zu geben, um und landete ohnmächtig auf Lydias Schoß. Abrupt beendete Meister Mustafa seinen Vortrag. Im nächsten Moment erschrak ich heftig. Inmitten des tödlichen Schweigens, das jetzt im Bus herrschte, wurde in unmittelbarer Nähe eine mir unbekannte sonore Männerstimme laut und produzierte ein arabisches Donnerwetter. Das ist ja doch die Höhe, dachte ich und blickte auf. Es war der Chauffeur. Aber sein Donnerwetter galt gar nicht uns, sondern dem höchst energischen Jüngling. Der war mit einem Mal ganz klein geworden und betrachtete intensiv seine Schuhspitzen. Das Donnerwetter endete ebenso abrupt, wie es begonnen hatte. Der Chauffeur drehte sich um, stapfte nach vorn. Der Bus setzte sich in Bewegung.
Da geriet ich vor Begeisterung total aus dem Häuschen und schrie: „Ha, wir fahren“ und packte die Lydia an den Schultern und schüttelte sie ekstatisch und schrie noch einmal: „Ha, wir fahren.“ Und dann packte ich die immer noch ohnmächtig auf Lydias Schoß liegende Myriam an den Schultern, schüttelte sie vorsichtig und schrie ihr ins Ohr: „Myriam, hörst du? Wir fahren. Und der Blöde Affe kann uns alle am Arsch lecken.“
Myriam schlug die Augen auf und murmelte benommen: „Was sagst du da? Nein, das können wir ihm nicht zumuten.“
Hingerissen schauten wir aus den Fenstern und beobachteten, wie die steinige Wüstenlandschaft an uns vorüberzog. Mustafas Stimme riss uns unsanft aus diesem Genuss. Ja, ist denn der noch immer da? Nur die Rothaarige und Sommersprossige hatte inzwischen das Weite gesucht. Er nicht. Er hielt die Stellung, ereiferte sich über meine unflätige und beleidigende Ausdrucksweise und versuchte mich erneut wegen unserem unerlaubten, ja, unerhörten Eindringen in einen fremden Touristenbus zur Schnecke zu machen. Aber vom Aussteigen oder der Unmöglichkeit, mitzufahren, war jetzt auf einmal nicht mehr die Rede. Und dann nahm sein Vortrag eine unerwartete Wendung. Er sagte dezidiert, wir könnten bleiben, falls wir für die Fahrt bezahlen.
„Na also“, brummte ich grimmig, zugleich ungemein erleichtert. „Das hätten Sie ja gleich sagen können. Wie viel soll denn der Spaß kosten?“
„20 Dollar pro Person.“
„Also 60 Dollar zusammen?“
„Genau.“
„Na, damit haben Sie sich ein schönes Taschengeld verdient. Alle Achtung. Aber von mir aus. Sie sollen’s haben. Aber bitte nicht jetzt gleich, erst auf der Fähre. Da haben wir mehr Platz und die bessere Luft. Okay?“
„Okay. Aber glauben Sie ja nicht, dass Sie mir auskommen.“
„Aber nein, keine Angst. Sagen Sie, werden Sie das Geld behalten, oder werden Sie es mit Ihrer amerikanischen Kollegin teilen?“
„Wie meinen Sie das?“, zischte der Kerl.
„Na ja“, sagte ich, scheinbar nachgiebig. „Mich geht’s ja nichts an. Ach, wissen Sie was? Ich hab eine bessere Idee. Ich werde die 60 Dollar dem Herrn Chauffeur geben.“
Das mache ich aber wirklich, dachte ich. Wenn sich einer das Geld verdient hat, dann der Chauffeur. Der Blöde Affe kann mir den Buckel runterrutschen.
„Was sagt ihr“, fragte ich meine zwei Damen. „Soll ich das Geld dem Chauffeur geben?“
Sie nickten.
„Oder dem Blöden Affen?“
Sie schüttelten den Kopf.
In diesem Augenblick explodierte Meister Mustafa. Er begann nicht nur zu brüllen, wie er wahrscheinlich sein Lebtag noch nicht gebrüllt hatte, sondern gebärdete sich wie ein Verrückter, stürmte nach vorn, was nicht ohne mehrmaliges Stolpern abging, versetzte dabei mit seiner Raserei den ganzen Bus in helle Aufregung und fiel schließlich über den Chauffeur her. Dieser machte eine Vollbremsung, sodass es den höchst energischen Jüngling gegen die Windschutzscheibe schleuderte, erhob sich gemächlich und kam, ohne mit der Wimper zu zucken, auf uns zugestapft, gefolgt von dem anscheinend unverletzt gebliebenen, aber immer noch tobenden Mustafa und begleitet vom Gejohle der Fahrgäste. Vor uns angelangt, beäugte er uns wortlos, während Mustafa so aufgeregt auf ihn einredete, dass man befürchten musste, er würde ersticken.
Irgendwann musste er aber eine kurze Verschnaufpause einlegen. Und da begann zu meiner Überraschung Myriam zu sprechen. Sie sprach arabisch. Sie sprach etwa eine halbe Minute lang und verstummte ebenso plötzlich, wie sie zu sprechen begonnen hatte. Mit großen Augen und offenem Mund hatte ihr der Chauffeur zugehört. Nun drehte er sich um und gab dem Mustafa wortlos zu verstehen, er möge sich verkrümeln. Dieser war inzwischen auffallend blass geworden und gaffte Myriam erschrocken an. Dann drehte er sich um und zog lammfromm und ohne Widerrede ab. Der Chauffeur stapfte hinter ihm nach, klemmte sich ohne weitere Umstände hinters Lenkrad, gab Gas und fuhr weiter.
Und so landeten wir zuletzt ohne weitere Belästigungen im Land, wo Milch und Honig fließen: Palmen, grüne Felder, blühende Büsche, dahinter eine große Wasserfläche, und hinter dieser abermals Palmen, überragt von den Häusern einer Stadt. Und das war keine Fata Morgana mitten in der Wüste. Wir hatten das Ziel unserer „illegalen“ Busreise, nämlich das Nilufer, erreicht. Es hieß aussteigen.
Als wir beim Chauffeur vorbeikamen, erinnerte ich mich an meine gewaltigen arabischen Sprachkenntnisse und rief ihm atemlos zu: „Schokran! Schokran!“, zu Deutsch also „Danke! Danke!“ (Hatte allerdings die Sache mit den 60 Dollar längst vergessen.) Und da ging ein wunderbares Leuchten über sein Gesicht. Aber er blieb stumm wie ein Fisch.
Inzwischen strömten die Amerikaner, laut schnatternd, schon dem Fluss zu. Und so zögerten auch wir nicht lange und eilten ihnen nach, um die Fähre ja nicht zu verpassen. Und wir hatten eben den Abstieg zu dem zur Landungsbrücke führenden Weg am Nilufer erreicht, als wir plötzlich eilige Schritte und ein atemloses Keuchen hinter uns hörten. Erschrocken drehten wir uns um. Wie ein geölter Blitz kam uns der Chauffeur nachgesaust, blieb vor uns stehen und drückte mir, ohne ein Wort zu sagen und ohne eine Miene zu verziehen, drei Wasserflaschen in die Hände. Da rief ich begeistert: „Schokran! Schokran!“ Und wieder leuchtete sein Gesicht auf. Im nächsten Moment sauste er, ohne einen Ton von sich gegeben zu haben, zu seinem Bus zurück. Von Gefühlen der Rührung und der Dankbarkeit überwältigt, blickten wir ihm nach.
Aber dann stiegen wir eilends die Stufen am Steilufer hinunter und hasteten auf die Anlegestelle der Fähre zu. Diese wartete schon, und die Amerikaner marschierten gerade über die Landungsbrücke. Als wir diese erreichten, waren die Fährmänner schon dabei, das Tau aufzurollen und den Schranken herunterzulassen.
Ja, jetzt waren wir auf der Fähre, und nichts konnte uns mehr aufhalten. Nichts konnte uns daran hindern, unseren Durst zu löschen. Und ich war gerade dabei, alle drei Flaschen zu öffnen, da hörte ich hinter mir eine mir sattsam bekannte Stimme. Ich blickte auf und sah Meister Mustafa in Begleitung eines schwarz uniformierten Amtskappelträgers mit weißer Armbinde auf uns zukommen; und auf der Armbinde war groß und deutlich zu lesen: Tourist Police. Hinter den beiden kam die Rothaarige und Sommersprossige nachgetrippelt und machte ein Gesicht, als ob sie soeben in die Hose geschissen hätte. Mustafa redete wie wild auf den Uniformierten ein und deutete aufgeregt zu uns her. Ich versuchte meinen ersten Schrecken, meine Angst, meine Empörung abzuschütteln und dachte: Fix noch einmal! Jetzt reicht’s aber wirklich!
Der Uniformierte sprach mich in gebrochenem Deutsch und in unangebracht barschem Ton an. Ich möge mich gefälligst rechtfertigen dafür, dass ich mit den zwei Frauen hier in einen fremden Touristenbus eingedrungen sei. Und ich möge mich ausweisen.
Verärgert suchte ich meinen Pass heraus. Gleichzeitig begann Myriam erneut arabisch zu sprechen und zeigte einen Ausweis her. Und hatte damit durchschlagenden Erfolg. Der Uniformierte drehte sich nach dem inzwischen wieder kleinlaut gewordenen Mustafa um und begann ihn in einem Ton zusammenzustauchen, dass mir einerseits ganz anders wurde. Andererseits verschaffte mir diese Kopfwäsche für den Kerl eine enorme innere Befriedigung.
In diesem Moment kamen gleichzeitig zwei Personen aus verschiedenen Richtungen zielstrebig auf uns zu. Die eine war ein Kind, ein kleiner Schuhputzer. Die andere war der Fahrkartenverkäufer. Doch ehe der noch etwas sagen konnte, redete der Uniformierte in gebieterischem Ton Mustafa an. Dieser schenkte ihm die einer ägyptischen Obrigkeit gebührende Ehrerbietung, senkte demütig sein Haupt, griff in seine Tasche, holte eine Geldbörse heraus und drückte dem staunenden Fahrkartenverkäufer drei kleine Geldscheine in die Hand.
Und was jetzt folgte, klingt wie ein Witz. Mustafa beauftragte das Büblein, unsere Schuhe zu putzen, und bezahlte ihn anschließend aus seiner eigenen Tasche. Und der Uniformierte stand die ganze Zeit daneben und passte mit gestrenger Miene auf. Gleichzeitig begann Mustafa mit Myriam zu sprechen. Und er sprach mit ihr in auffallend devotem Ton. Sie gab sich aber äußerst wortkarg und beachtete ihn kaum.
Zuletzt geschah noch etwas, was wie ein Witz klingt. Der Polizist verriet uns, dass er Mustafa befohlen habe, uns in seinen Bus steigen zu lassen und vor unserem Hotel abzuliefern. Und genau so geschah es auch, als wir das andere Ufer erreichten.
Das war jetzt klarerweise ein anderer Bus als zuvor und daher auch ein anderer Chauffeur. Mustafa ergriff das Mikrophon und erklärte in seinem fabelhaften Englisch, dass er von der Touristenpolizei unter Androhung einer Strafe gezwungen worden sei, uns vor unserem Hotel abzuliefern, bevor sie noch ihr eigenes Hotel ansteuerten.
Und so geschah es auch. Alle ägyptischen Götter und Göttinnen seien gepriesen und gelobt: Die Zivilisation hatte uns wieder.
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Geboren 1940 in Wien, wuchs Karl Plepelits in Melk an der Donau auf, besuchte das Gymnasium im berühmten Benediktinerstift Melk, studierte Klassische Philologie, Alte Geschichte und Anglistik in Wien und Innsbruck, plagte Schüler mit Latein, Griechisch und Englisch, vertrat die Österreichische Akademie der Wissenschaften als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Thesaurus linguae Latinae in München, leitete Reisende in alle Welt (oder auch in die Irre), veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Artikel auf dem Gebiet der Latinistik, Gräzistik und Byzantinistik, übersetzte griechische Romane der Antike und des Mittelalters (erschienen im Hiersemann Verlag, Stuttgart). Und angeregt durch einige von ihnen, die unglaublich spannend und ergreifend sind, widmet er sich seit Jahrzehnten auch dem aktiven Literaturschaffen.
Texte: Karl Plepelits
Cover: Von Abdelaziz - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=69829269
Tag der Veröffentlichung: 12.02.2021
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