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„He, Rotzbub. dreckiger, was erlaubst du dir da?“, brüllt er los. „Eine bodenlose Frechheit, so was! Die Eisenbahn hat das Christkind dem Seppi gebracht, nicht dir! Dass du’s weißt. So ein unmöglicher Bankert, unglaublich!“ Und schon geht’s los: Pitsch, patsch. Eine Ohrfeige rechts. Eine Ohrfeige links. Und die gleiche Behandlung noch einmal von vorn.

Nun brüllt auch der „dreckige Rotzbub“ los, aber nicht mit Worten, sondern mit schmerzlichem Geheul, begleitet von dicken Tränen, die ihm die Wangen herunterrollen. Denn die Ohrfeigen tun dem „Rotzbuben“ nicht nur körperlich weh. Und er fühlt sich auch nicht nur gedemütigt. Sondern er empfindet sie und mehr noch die Beschimpfung und die Rüge überhaupt als grobe Ungerechtigkeit. Kinder reagieren ja auf Ungerechtigkeiten normalerweise ausgesprochen empfindlich. Das ist allgemein bekannt. Oder sollte es zumindest sein.

 , den ihm der Krieg genommen hatte

2

Diese nicht eben gerade weihnachtliche Szene trug sich ausgerechnet am späten Heiligen Abend des Jahres 1953 in Melk zu. Melk an der Donau – das ist der hübsche, heute besonders unter Fahrradtouristen wohlbekannte Ort in Niederösterreich. Ihn überragt auf hohem Felsen wie eine Akropolis ein berühmtes Barockstift mit einer prachtvollen Stiftskirche, einer ebenso prachtvollen Stiftsbibliothek und einem (nicht ganz so prachtvollen) Stiftsgymnasium. Dieses besuchte damals der dreizehnjährige Dominik Svacina, der geohrfeigte „dreckige Rotzbub“. Und geohrfeigt hat ihn sein Stiefvater auf dem Weg vom Bett zum Klo, um seine offenbar vom vielen Bier geblähte Blase zu erleichtern. Denn er war, ebenso wie die Mutti und der kleine Seppi, längst schlafen gegangen. Nur Dominik nicht. Er hätte also mit vollem Recht singen können: Stille Nacht, heilige Nacht. Alles schläft, einsam wacht holder Knabe im lockigen Haar.

Und warum musste ausgerechnet dieser holde Knabe im lockigen Haar als Einziger wachen, während sich alle anderen bereits dem süßen Schlummer hingeben durften? Nun, er war, wie gesagt, Schüler des Stiftsgymnasiums Melk und zugleich einer der Melker Sängerknaben, die den Benediktinerpatres des Stiftes die Gottesdienste aller Art verschönern mussten, so eben auch die Christmette am Heiligen Abend um Mitternacht. (Jawohl, um zwölf Uhr, wie es sich gemäß der Tradition und dem Wortsinn nach gehört, nicht wie heute oft üblich, schon um zehn Uhr oder gar noch früher.)

Dass Dominik als Sängerknabe dienen musste, hatte einen tieferen Grund. Erstens hatte er eine schöne Sopranstimme. Und zweitens ersparte er auf diese Weise den Eltern, konkret, dem Stiefvater das Schulgeld. Der hatte sich nämlich ursprünglich geweigert, Dominik ins Gymnasium zu schicken. Sein Argument hatte gelautet: „Was braucht der Bua ins Ginasium geh?“ Und erst Muttis Kompromissvorschlag, den „Buam“ zu den Sängerknaben zu geben, hat diesem den Weg ins „Ginasium“ geebnet.

Anfänglich hatte sich der Stiefvater Dominik gegenüber durchaus liebevoll gezeigt, und Dominik hatte nicht gezögert, ihn sofort als Ersatzvater zu akzeptieren und Papa zu ihm zu sagen. Aber dann wurde die Familie mit einem Brüderlein (eigentlich Halbbrüderlein) für Dominik gesegnet. Und von da an schenkte der Stiefvater seine väterliche Liebe nur mehr ihm, dem kleinen Seppi. Schließlich hieß dieser, wie auch die Mutti seit der Verehelichung, Egger und trug somit seinen Namen; Dominik hingegen trug weiterhin den Namen seines leiblichen Vaters, Svacina. Von da an nahm der Stiefvater ihm gegenüber schlagartig ein Verhalten an, das man, zu Recht oder zu Unrecht, von alters her den Stiefmüttern andichtet.

An seinen leiblichen Vater hat Dominik zu seinem Leidwesen nur sehr wenige Erinnerungen bewahrt. Er war im Krieg gefallen, als Dominik noch keine vier Jahre alt war. Sehen hatte er ihn daher nur während mehrerer Urlaube können (was man damals halt unter Urlaub verstand). Doch an eines erinnerte sich Dominik sehr deutlich: dass sein Vater stets äußerst liebevoll mit ihm umgegangen war. Umso heftiger trauerte er ihm jetzt nach. (Und trauert ihm, nebenbei bemerkt, heute noch, als alter Herr, so heftig nach, dass ihm beim Gedanken an ihn oder allgemein an die Blutopfer, die zahllose Soldaten angeblich „für Führer, Volk und Vaterland“ gebracht haben, Tränen in die Augen schießen.)

Und nun war also mit dem Heiligen Abend wieder einmal das sogenannte Fest der Liebe angebrochen. Um Punkt sieben Uhr ging es zur heißersehnten Bescherung. Denn da „kam das Christkind“. Mit anderen Worten: Die bisher fest verschlossene Tür zum Wohnzimmer, das als „gute Stube“ der Wohnung diente, wurde endlich geöffnet. Gleichzeitig ertönte das Glöckchen des Christkinds, und Dominik stürmte, noch vor der Mutti, mit dem kleinen Seppi an der Hand ins Wohnzimmer, um eventuell noch einen kurzen Blick aufs Christkind zu erhaschen. Aber nein, zu beider Bedauern war es schon fort, einfach durchs Fenster davongeflogen. Klar, es hatte noch so viele andere Kinder mit Christbaum und Weihnachtsgeschenken zu beglücken. Aber da stand ja schon der festlich geschmückte Christbaum, und die Kerzen brannten und verbreiteten ein zauberisches Licht und einen himmlischen Duft, und daneben stand der Stiefvater und grinste zuckersüß, und der Seppi jauchzte vor Vergnügen und stürzte sich sofort auf die unter dem Christbaum aufgestapelten Geschenke, wurde aber vom Papa zurückgehalten. Zuerst musste ja noch gemäß dem üblichen Ritual gesungen werden. Und man sang mit Hingabe (und relativ misstönend, jedenfalls für die Ohren eines Sängerknaben) „Stille Nacht“ und „O du fröhliche“ und „Stihill, stihill, still“ und andere bekannte Weihnachtslieder, und der Seppi wurde immer ungeduldiger. Endlich war die Singerei zu Ende, und er konnte sich auf die Geschenke stürzen und entdeckte jubelnd unter ihnen – Dominik traute seinen Augen nicht – eine Spielzeugeisenbahn.

Wieso traute Dominik seinen Augen nicht? Die richtige Antwort lautet: Weil eine Spielzeug- oder Modelleisenbahn schon seit vielen Jahren sein sehnlichster Wunsch war. Seit er schreiben konnte, hatte er ihn Jahr für Jahr dem Christkind brieflich mitgeteilt. Aber dieser Wunsch war bisher unerfüllt geblieben. Viel zu teuer! Christkind muss sparen! Doch siehe da, das Christkind musste doch nicht sparen, und eine Spielzeugeisenbahn war auf einmal nicht zu teuer. Nämlich für den kleinen Seppi. Hatte das Christkind nicht auch ihm, dem Dominik, Geschenke gebracht? O ja, das hatte es. Aber ach, eine Eisenbahn war noch immer nicht darunter. Und neben Seppis Eisenbahn verblassten Dominiks Geschenke ebenso, wie die lieben Sternlein neben dem vollen Mond verblassen und der Mond selbst verblasst, sobald die Sonne aufgeht. Und während Dominik, sprachlos vor Staunen, zuschaute, wie Seppi jubelnd die Eisenbahn auspackte, die Schienen verlegte und zusammensetzte und zu spielen begann, erwuchs ihm, Dominik, in der Brust eines der Kardinallaster und eine der Todsünden (oder himmelschreienden Sünden), die ungebeichtet den Sünder stracks in die Hölle führen; so hatte er es in Religion gelernt. Dieses Kardinallaster. diese himmelschreiende Sünde, heißt Neid. Jawohl, Neid wütete mit einem Mal in seiner Brust. Neid und Begehrlichkeit. Er begehrte heftig, ebenfalls mit der Eisenbahn zu spielen. Aber er traute sich nicht. Bestimmt hätte ihn der Stiefvater daran gehindert. Das Christkind hatte sie ja dem Seppi gebracht, nicht ihm. Also schaute er ihm krampfhaft lächelnd zu und verbarg seine himmelschreienden Gefühle hinter vorgetäuschter Fröhlichkeit, nahm sich aber vor, später, wenn die anderen schlafen, in der Küche (dem gewöhnlichen Aufenthaltsraum des Hauses) dieser seiner Begehrlichkeit zu frönen. Bis es so weit war, musste er allerdings noch mehr Geduld aufbringen als vorhin der Seppi. Die feierliche Bewunderung des Christbaums mit seinen brennenden und weihnachtlich duftenden Kerzen und die Beschwörung der weihnachtlichen Liebe zog sich für Dominiks Gefühl allzu lange hin. Und dann brannten unversehens nicht nur die Kerzen, sondern auch ein Zweiglein und die Hose des Stiefvaters, und beides musste natürlich unverzüglich gelöscht werden, was in Wirklichkeit gar nicht so einfach war. Zum Glück hielt sich der Schaden in Grenzen, und auch der Stiefvater überlebte die Feuerattacke unverletzt. Danach fand in der Küche das vorweihnachtliche Festmahl statt (zu dem der Stiefvater in einer anderen Hose erschien). Und nun erst erfolgten bei den anderen die üblichen Rituale des Schlafengehens, diesmal, im Gegensatz zu sonst, die Eltern zusammen mit dem Seppi; praktischerweise schlief er sowieso stets im Elternschlafzimmer. Um dieses zu erreichen, musste man das Wohnzimmer, in dem sich nicht nur der Christbaum, sondern auch Dominiks Bett befand, durchqueren.

 

3

Nun also war’s endlich so weit: Stille Nacht, heilige Nacht. Alles schlief, einsam wachte nur Dominik, der holde Knabe im lockigen Haar. Er durfte nicht schlafen. Er hatte an diesem Abend noch was vor, genauer gesagt, er hatte eine Verpflichtung: Er musste um Mitternacht auf dem Sängerchor der Stiftskirche sein, vielleicht sogar wieder einmal Solo singen. Das mit dem Wachbleiben war übrigens für einen Dreizehnjährigen keine gar so einfache Sache. An einem der früheren Heiligen Abende war er schon einmal eingeschlafen und hatte seinen Auftritt als Sänger versäumt. Das nächste Mal war er zu seinem Freund Gerhard gegangen. Der war ebenfalls bei den Sängerknaben und musste wach bleiben. Er hatte ihn zu sich eingeladen und mit ihm Brettspiele gespielt. Und auf diese Weise hatten sich die beiden erfolgreich wachgehalten. Diesmal hatte es zwar keine Einladung gegeben. Aber das machte gar nichts. Heute wusste Dominik genau, wie er sich wachhalten konnte. Sobald die Luft rein war, schlich er sich ins dunkle Wohnzimmer, holte sich Seppis tolle Eisenbahn in die Küche, stellte sie auf und begann nach Herzenslust mit ihr zu spielen. Die Herzenslust war in der Tat gewaltig. Endlich war sein alter Herzenswunsch in Erfüllung gegangen.

Selbstvergessen widmete sich also Dominik seinem Spiel mit der Eisenbahn. Da wurde unverhofft die Küchentüre aufgerissen, und herein kam wer? Vor Schreck stand ihm das Herz still, und das Blut gefror ihm in den Adern. Er ahnte ja, dass sein Tun quasi illegal ist. Herein kam ausgerechnet der Stiefvater. Mehrere unbehagliche Sekunden stand dieser in grimmigem Schweigen wie ein Racheengel vor ihm, über ihm, und machte ein Gesicht zum Fürchten und war offensichtlich fassungslos über eine derartige Frechheit, die sich dieser dreckige Rotzbub da gegenüber seinem lieben Seppi erlaubte. Aber dann fand er seine Fassung wieder, und das bedeutete, er besann sich seiner Pflichten als Familienoberhaupt und Erziehungsberechtigter. Er hielt diesem „Bankert“ seiner Frau zuerst einen pädagogisch wertvollen Vortrag und unterstrich diesen hierauf, um seinen schönen Worten etwas mehr Gewicht zu verleihen, mit der bekannten nonverbalen Erziehungsmethode – frei nach dem berüchtigten Bibelspruch: Wer sein Kind liebt, der züchtigt es. Abschließend fragte er ihn in mit gut hörbarer Lautstärke, ob er ihn auch verstanden habe, oder ob er noch weiterer Belehrungen bedürfe, bekam aber keine Antwort. Dominik war inzwischen in Tränen aufgelöst. Daher schob der liebe Papa die Befriedigung seines dringenden Bedürfnisses nicht noch länger hinaus und trollte sich, leise vor sich hin schimpfend, in Richtung Klo (das nur durch die Küche und das anschließende Badezimmer zu erreichen war).

Nach glücklich vollbrachter Erledigung dieses Vorhabens fiel ihm noch etwas ein. „Na, was ist? Du hast ja noch nicht einmal angefangen, Seppis Eisenbahnanlage wieder zusammenzulegen und wegzuräumen, wo’s hingehört! Na? Wird’s bald?“ Und blieb – jawohl, gleich einem Racheengel – drohend über dem heulenden „Rotzbuben“ stehen und passte auf, dass dieser seinem Auftrag unverzüglich nachkommt. Erst danach geruhte er, sich wieder zu Bett zu begeben, freundlicherweise ohne einen weiteren bibeltreuen Liebesbeweis und sogar ohne einen weiteren pädagogisch wertvollen Vortrag.

Dominik selbst aber kauerte nach einer solchen Enttäuschung – ausgerechnet in der heiligen Weihnachtsnacht – zusammengekauert in der Küche und fühlte sich einsam und verlassen. Obendrein beschlich ihn immer heftiger eine unerklärliche dumpfe Angst. Obwohl, gänzlich unerklärlich waren seine Angstgefühle nicht. Denn nun, in der absoluten nächtlichen Stille, war es für ein Kind, das sich einsam und verlassen fühlt und obendrein tieftraurig ist, deutlich genug zu hören: das ständige Rumoren von Mäusen oder Ratten hinter den Wänden oder unter dem Fußboden oder auch über der Zimmerdecke. Dass sie im Haus Untermieter hatten in Form von Mäusen und Ratten, wusste Dominik nur zu genau. Beide Arten waren ihm bereits vor seinen Füßen davongehuscht. Zwar, vor den Mäusen hatte er keine Angst. Wohl aber vor den Ratten. Nun, wenigstens gab es einen weiteren, diesmal hocherwünschten Untermieter im Haus, nämlich eine Katze, genauer, einen Kater; er hieß sonderbarerweise Susi. Im Hof hatte ihm Dominik schon einmal schaudernd zugesehen, wie der mit einem armen Mäuslein, das er gefangen hatte, die längste Zeit ein makabres und sadistisches Spielchen trieb, ehe er es mitleidlos verschlang. Noch ein Gedanke verstärkte seine momentane Angst: Wusste er, ob diese unheimlichen Geräusche nicht etwa von Geistern, von Dämonen, von Vampiren, von sonstigen gefährlichen Wesen herrührten? Der angsterzeugenden kindlichen Phantasie war keine Grenze gesetzt. Im Augenblick wurde sie ja von gar nichts abgelenkt außer von der Erbitterung über die vorhin erlittene Demütigung. Trost gab es keinen. Trost fand er nicht einmal in den Geschenken, die das Christkind ihm gebracht hatte, darunter ein vermutlich hochinteressantes, reich bebildertes Buch mit dem Titel Kon-Tiki über eine sensationelle Floßfahrt über den Pazifik. Sondern ungetröstet und von Ängsten gequält. gab er sich, weiterhin schluchzend, den allerbittersten Gedanken hin. Aber so geriet er wenigstens auch ohne Spielzeugeisenbahn nicht in Gefahr, einzuschlafen und seine mitternächtlichen Pflichten zu versäumen.

Und er versäumte sie auch nicht. Früher als gewohnt machte er sich auf den Weg, um den Stiftsberg zu besteigen. Vor wenigen Tagen hatte es zwar geschneit, und man konnte durchaus von weißen Weihnachten sprechen. Allzu kalt war es freilich nicht, und so war mittlerweile viel von der weißen Pracht weggeschmolzen, vor allem auf den Straßen. Dafür blies ein heftiger Westwind die Wolken vor sich her, die den noch fast vollen Mond zumeist verdeckten.

Die Christmette selbst war reich besucht. Gesungen wurde eine lateinische Messe des damals noch recht bekannten österreichischen Komponisten Anton Faist und zuletzt „Stille Nacht“ (ohne Misstöne). Solo singen musste Dominik diesmal zum Glück nicht. Er war sich gar nicht sicher, ob er da nicht fürchterlich gepatzt hätte.

 

4

Während Dominik nun singend auf Lateinisch und auf Deutsch Gott lobpreiste, wurde ihm durch das Christkind (oder durch welches himmlische Wesen auch immer) eine göttliche Inspiration zuteil – mit anderen Worten, er hatte plötzlich eine Idee, die er so toll fand, dass er sie nach dem Ite Missa Est, also nach dem Ende der Mette, unverzüglich in die Tat umsetzte. Er sauste schnurstracks nach Hause, stieg jedoch, dort angekommen, nicht in die Wohnung hinauf, um sich endlich dem wohlverdienten Schlummer hinzugeben, sondern betrat den ebenerdigen, unter der Wohnung gelegenen Stall, in dem ein Schwein und viele Hendln (und wer weiß, wie viele Mäuse und Ratten) residierten und in dem Dominiks uraltes, von seinem leiblichen Vater geerbtes Fahrrad auf ihn wartete. Er holte es heraus, bestieg es und radelte davon. Er brauchte dringend jemanden, bei dem er sich ausweinen und Trost finden konnte. Sein Ziel war darum die Tante Mitzi, der er es im Augenblick am ehesten zutraute, ihn anzuhören und zu trösten. Leider wohnte sie nicht in Melk, sondern in Pöchlarn, zehn Kilometer westlich von Melk.

Und wie? Von der Mutti wollte er sich nicht trösten lassen? Nein, er dachte nicht daran, sie aufzuwecken. Wahrscheinlich hatte sie das Gebrüll des Stiefvaters gar nicht gehört. Und auch wenn sie es gehört hätte ... Sie versicherte Dominik zwar jedes Mal, sie „halte ihm eh die Stange“, wenn er Anlass hatte, sich über die Ungerechtigkeiten des Stiefvaters zu beklagen. Doch von praktischen Auswirkungen ihres „Stangenhaltens“ hatte er noch nie etwas bemerkt. Außerdem, wenn er sie aufweckte, würde höchstwahrscheinlich auch der Stiefvater wach, und dann wäre Muttis erhoffte schöne Tröstung sowieso gestorben. Und bis zum Morgen wollte er auf keinen Fall warten.

Also dann: Auf nach Pöchlarn, zur lieben Tante Mitzi. Zur Abwechslung halt einmal mitten in der Weihnachtsnacht. Gegen den stürmischen und böigen Westwind musste Dominik mit aller Kraft ankämpfen. Aber das Gute daran: Verkehr gab es kaum. (Der Donauradweg existierte damals ja noch nicht.)

Die Tante Mitzi war eine ungemein freundliche alleinstehende Dame. Sie lebte in einer winzigen, aus zwei Zimmern bestehenden Wohnung in einer der damals noch häufig anzutreffenden Barackensiedlungen am anderen Ende von Pöchlarn. Sie arbeitete in einer nahegelegenen Fabrik und stammte laut eigenen Angaben aus dem Sudetenland, war 1945 wie auch die meisten anderen Bewohner der Barackensiedlung aus ihrer alten Heimat vertrieben worden, was man ihr deutlich anhörte. Zum Beispiel sagte sie statt Küche und Kübel Kiche und Kibel. Und das Wort Finanzamt betonte sie stets auf der ersten Silbe. Ihr Ehemann und ihre kleine Tochter waren auf der Flucht ums Leben gekommen – wie, hat sie Dominik nie erzählt. Aber das war für sie gewiss ein schreckliches Trauma. Bei ihr war Dominik übrigens ausgesprochen oft zu Besuch. Da sie selber über keinen Garten verfügte und offenbar auch nicht viel verdiente, schickte ihn die Mutti fast jede Woche mindestens einmal mit einem großen Korb auf dem Gepäckträger seines Fahrrads zu ihr. Und dieser Korb war jedes Mal voller Gemüse aus dem eigenen Garten.

Die Tante Mitzi wirkte nicht im Geringsten ungehalten über die weihnachtsnächtliche Störung, die ihr von Dominik zugefügt wurde. Sie erwachte sofort (oder war vielleicht noch gar nicht eingeschlafen, wer weiß) und nahm ihn im Pyjama mit der gewohnten Freundlichkeit auf, ahnte natürlich sofort, dass er nicht nur zum Spaß und schon gar nicht mit einem Korb voller Gemüse da war – zu dieser Jahreszeit gab es sowieso keines, jedenfalls kein frisches –, sondern mit einem Korb voller drängender Probleme.

„Komm, setz dich nieder. Du bist sicher müde und ausgefroren.“

„Müde stimmt. Ausgefroren bin ich eigentlich nicht. Es hat ja draußen nicht einmal gefroren. Und beim Radlfahren wird einem sowieso schön warm. Außer halt in den Fingern.“

„Magst du einen heißen Kakao?“

„O ja, gern.“

Und während sie diesen zubereitete, sagte sie: „Müde bist du also. Und hast bestimmt was auf dem Herzen. Und möchtest von mir einen guten Rat. Hab ich richtig geraten?“

„Mhm. Ja, schon.“

„Dann, lieber Dominik, mach aus deinem Herzen keine Mördergrube. Oder, wie‘s Homer sagen würde: Sprich es aus, verbirg's nicht im Herzen, damit wir beide es wissen.“

Also machte Dominik aus seinem Herzen keine Mördergrube, in der er sein Problem verbergen hätte können, zumal ihm beim Erzählen neuerlich die Tränen kamen. Und ja, die Tante Mitzi spendete ihm liebevollen Trost. Danach fühlte er sich einerseits ungemein erleichtert, aber andererseits enttäuscht. Denn wie lautete ihr Trost?

„Weißt du, mein lieber Dominik, der Mensch kann sich seine Eltern nicht aussuchen. Nicht einmal seinen Stiefvater oder seine Stiefmutter. Hier liegt die Entscheidung halt beim Schicksal, oder wenn du willst, bei den Schicksalsgöttern. Mit anderen Worten, man kann’s nicht ändern. So wie ich’s nicht ändern konnte, als mir die Schicksalsgötter die zwei mir liebsten Menschen nahmen. Und so führe ich jetzt hier in dieser ärmlichen Baracke ein karges, einsames, trauriges Leben. Und wenn ich nicht dich und deine Mutter hätte ... Was ich damit sagen will: Versuch dein Schicksal mit dem Stiefvater nicht allzu ernst zu nehmen. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo es für dich besser wird. Dann wirst du dein Elternhaus verlassen, dir eine liebe Frau finden und eine eigene Familie gründen. Und bis dahin denk dir einfach: Er weiß es halt nicht besser. Er kann’s nicht besser. Er glaubt sich im Recht. Und weder dir noch deiner Mutter wird es gelingen, ihn zu ändern. Wenn ich dir also einen guten Rat geben soll, dann kann ich nur noch einmal Homer zitieren. Da erzählt er nämlich, wie Odysseus, der göttliche Dulder, als Bettler verkleidet, das heißt, von der Göttin Athene so hergerichtet, nach zwanzig Jahren in der Fremde heimkommt und zusehen muss, wie es sich eine Horde übermütiger Freier, die seine Ehefrau alle gern ehelichen möchten, in seinem Heim auf seine Kosten gut gehen lässt. Da lodert die Wut in seiner Brust auf, und in ihr bellt sein Herz wie eine Hündin, die, über ihren zarten Jungen stehend, einen unbekannten Mann anbellt. Odysseus aber schlägt sich auf die Brust und schilt sein Herz mit den Worten: Halte doch aus, mein Herz! Schon Schlimmeres hast du erduldet an jenem Tag, als der Kyklop meine Gefährten verspeiste. Alles klar, mein Freund?“

„Hm, nein, alles nicht“, erwiderte Dominik nach einigem Zögern. „Du hast zweimal den Homer erwähnt. Wer ist denn das?“

„Oh, ein berühmter Dichter. Der älteste Dichter des Abendlandes. Von ihm stammen die Epen Ilias und Odyssee. Und das Zitat, das du zuletzt gehört hast, stammt natürlich aus der Odyssee.“

„Und wie? Da verspeist ein ... Wie heißt der?“

„Ein Kyklop.“

„Ein Kyklop verspeist in der Odyssee die Gefährten des Odysseus? Das ist ja schaurig. Eine wilde Geschichte. Sicher sehr spannend.“

„O ja.“

„Muss ich einmal lesen.“

„Unbedingt. Nebenbei, Lesen, das hab ich selber gemerkt, vertreibt oft die Sorgen und lindert die Leiden. Kann ich nur empfehlen. Und? Was meinst du? Hab ich dich ein bisserl trösten können?“

„Hm, ja, sicher. Danke, liebe Tante Mitzi.“

„Aber ich glaub, jetzt solltest du wieder heimwärts radeln, damit du zu Hause bist, bevor deine Eltern aufwachen und alle Zustände kriegen und die Gendarmerie alarmieren, weil sie dich nirgends finden können.“

Nun gut. Wirklich getröstet war Dominik, wie gesagt, zwar nicht. Aber er bedankte sich sehr höflich für Tröstung und Kakao, entschuldigte sich noch einmal für die Störung ausgerechnet mitten in der Weihnachtsnacht, wünschte der Tante Frohe Weihnachten und machte sich schleunigst auf den Rückweg.

 

5

Unterdessen war die Straße vollkommen leer. Der stürmische Westwind beschleunigte die Rückfahrt enorm und machte sie beinahe zu einem Vergnügen. Stockfinster war es natürlich noch immer, außer wenn ab und zu der abnehmende, noch fast volle Mond von den Wolken freigegeben wurde und die Nacht scheinbar fast zum Tag machte, gleichzeitig aber eine so gruselige Stimmung erzeugte, dass dem nächtlichen Radfahrer gerade jetzt bei starkem Rückenwind ganz unheimlich zumute war. Dass der Mond eine geheimnisvolle Macht über Mensch und Tier ausübt, ist ja kein Geheimnis. Zusätzlich warfen die dahinjagenden Wolkenfetzen derart düstere Schatten, dass sich Dominik mehr und mehr von Gespenstern verfolgt fühlte, einer ganzen Kompanie von Gespenstern sogar. Ja, und dann ... und dann begegnete er zu seinem Entsetzen einem leibhaftigen Gespenst.

Dies geschah auf dem sogenannten Orndinger Berg. So nennt man ein (inzwischen entschärftes) Steilstück der Bundesstraße zwischen Pöchlarn und Melk, über das er auf der Hinfahrt trotz heftigen Gegenwinds mit einem Karacho hinuntergeschossen war. Jetzt musste er natürlich trotz ebenso heftigen Rückenwinds schieben. Und da tauchte vor ihm, wie erwähnt, kein vielleicht nur eingebildetes, sondern ein leibhaftiges Gespenst auf, eine dunkle, dämonische, angsterregende Gestalt mit einer schwarzen Kapuze über dem Kopf. Sie stand auf Dominiks Seite der Straße und rührte sich nicht, schien auf ihn zu warten. Jetzt bekam er es tatsächlich mit der Angst zu tun, während er sich langsam, zögernd und mit immer heftigerem Herzklopfen der dunklen, gespenstischen Gestalt näherte. Angsthase war er zwar an und für sich keiner. Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass sich in seiner Brust ein Gefühl der Beklemmung breitmachte. Wenn er wenigstens das Gesicht erkennen könnte! Das Licht des Dynamo-Scheinwerfers leuchtete bei dem langsamen Bergaufstapfen natürlich nicht. Und die Kapuze verdunkelte das Gesicht zusätzlich. Dominik konnte nicht einmal erkennen, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt.

Wartete das Gespenst wirklich auf ihn? Offenbar ja. Denn als er Anstalten machte, zur Sicherheit auf die andere Straßenseite zu wechseln, sprach es ihn an, übrigens mit eindeutig männlicher und keineswegs geisterhafter Stimme.

„Na, mein lieber Domi? Wohin so spät?“

Nun gut, dachte Dominik, das klingt ja weder unfreundlich noch bedrohlich. Nur, wieso kennt der Geist meinen Namen, noch dazu in der nur selten, und wenn überhaupt, nur von der Mutti und früher halt vom Papa, wohlgemerkt, dem richtigen Papa, gebrauchten Koseform Domi? Aber diese Stimme! Die hab ich doch schon einmal gehört! Nur, wo? Und wann?

„Sie kennen meinen Namen?“, stammelte er.

„Ja, ja, ich kenne deinen Namen. Und mehr als das. Aber nun sag, mein lieber Domi, wohin du zu einer derart späten Stunde willst, mitten in der Weihnachtsnacht?“

„Heim nach Melk“, erwiderte Dominik zögernd. „Ich komm von meiner Tante in Pöchlarn.“

„Und der hast du dein Leid geklagt? Und sie hat dich getröstet?“

Den „Domi“ wunderte inzwischen gar nichts mehr. Von wo weiß dieser freundliche Geist das alles? „Ja, mein Leid hab ich ihr geklagt. Und getröstet hat sie mich. Nur ... Na ja, ehrlich gesagt, viel gefruchtet hat ihr Trost nicht.“

„Nein? Na ja, vielleicht kann ich ...“

„... mich trösten?“, ergänzte Dominik versuchsweise. „Nur, wieso wissen Sie das alles? Das gibt’s ja nicht.“

„Nein. Normalerweise nicht. Außer in der Weihnachtsnacht.“

Unterdessen war das Ende der Steigung erreicht. Hier traten die Bäume zurück, die bisher die Straße beschattet hatten, die Wolken gaben den Mond gerade wieder einmal frei. Und da konnte Dominik das Gesicht des freundlichen Geistes mit einem Mal erkennen. Er blieb stehen und starrte es unverwandt (und gegen alle Regeln der Höflichkeit) an und glaubte zu seiner Verblüffung das Gesicht seines leiblichen Vaters vor sich zu sehen. Er kannte es ja von mehreren Fotografien.

„Na, mein lieber Domi, weißt du jetzt, warum ich deinen Namen kenne und auch sonst gegen alle Wahrscheinlichkeit so gut informiert bin?“

Dominik schwieg. Er war fassungslos. Ihm hatte es die Rede verschlagen.

„Wusstest du nicht, mein lieber Domi, dass Weihnachten das Fest der Liebe ist? In der Weihnachtsnacht dürfen die Verstorbenen in die Welt der Lebenden zurückkehren, aber nur, um ein Werk der Liebe zu verrichten.“

„Die Verstorbenen? In die Welt der Lebenden?“, stammelte Dominik. „Dann sind Sie wirklich ... Dann bist du wirklich ...“ Er zögerte, den Satz fertigzusprechen.

„Ja, sprich‘s nur aus. Ich bin dein Vater. Und mir wurde es gestattet, in dieser Nacht für kurze Zeit in die Welt der Lebenden zurückzukehren, um meinen geliebten Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe, in seiner seelischen Not zu trösten und ihm den Glauben an die Menschheit zu erhalten.“

„Papa“, rief Dominik, von heller Freude überwältigt, brach in Tränen aus und brachte kein verständliches Wort mehr über die Lippen.

„O mein Domi! So sehr vermisst du mich?“, flüsterte der Papa. Und sein Domi nickte heftig.

„Bist schon ein großer Bub geworden. Solang ich bei dir und der Mama war, warst du ja noch so klein.“ Und er zeigte mit der Hand, wie klein. „Ich weiß auch, dass du dich im Melker Stiftsgymnasium ganz ordentlich machst. Und dass du als Sängerknabe deinem neuen Papa das Schulgeld ersparst ...“

„Das ist es ja“, brach es mitten im Wortschwall des „alten“ Papas aus Dominik heraus wie eine Sturzflut und schwemmte den Rest von dessen Vortrag hinweg. „Als Sängerknabe muss ich als Einziger in der Familie aufbleiben, um in der Mitternachtsmette mitzusingen. Und um nicht einzuschlafen, wie’s mir schon einmal passiert ist, und weil der kleine Seppi so eine schöne Eisenbahn gekriegt hat, und weil ich so was immer schon so gern gehabt hätte ...“

„Oh, mein lieber Domi, ich weiß Bescheid“, sagte der Papa, der jetzt seinerseits dessen Wortschwall unterbrach. „Was dann geschah, ist mir bekannt. Mir ist auch bekannt, wie sehr du darunter leidest. Und dass du genau deshalb mitten in der Nacht zu deiner Tante nach Pöchlarn geradelt bist, übrigens, wie ich sehe, mit meinem alten Radl, das du offensichtlich gut in Schuss hältst. Und weil es eben gerade die heilige Weihnachtsnacht ist, die den Menschen Frieden, Liebe und neue Hoffnung schenken soll, durfte ich dir jetzt erscheinen, um dir eine Freude zu bereiten. Es wird vielleicht sogar eine doppelte Freude sein. Denn als Nächstes will ich deinem neuen Papa erscheinen, wenn er noch einmal aufwacht und aufs Klo muss. Oder sonst eben im Traum. Das wird sich schon rechtzeitig herausstellen. Ihm werde ich erklären, wie wichtig es auch für ihn selber ist, nicht nur seinem eigenen Kind Liebe zu schenken, sondern auch dir.“

„Wirklich wahr?“, warf Dominik ein. „Das willst du für mich tun, liebster Papa?“

„Das will ich für dich tun, liebster Domi. Du sollst in Hinkunft eine schönere Jugend haben als bisher. Das ist mein sehnlichster Wunsch als dein alter Papa.“

Er verstummte, schaute seinen Domi einen langen Augenblick voller Liebe an, und sein Domi schaute ihn mit plötzlich wieder feucht werdenden Augen voll herzsprengender Sehnsucht an und hätte ihn liebend gerne stürmisch umarmt, traute sich aber nicht recht. Im Übrigen stand das Fahrrad zwischen ihnen. Und er dachte bei sich: Wieso drückt mich denn der Papa nicht an seine Brust so wie früher, sooft er bei uns auf Urlaub war?

Als hätte der Papa die Gedanken seines Domi lesen können – oder vielleicht konnte er sie wirklich lesen –, sagte er: „Du, Domi, ich würde dich ja so gern in meine Arme schließen und herzen und küssen und hochheben so wie früher. Aber leider, leider, das darf ich nicht. Und du darfst mich nicht berühren. Gesetz des Totenreiches, weißt du. Sonst muss ich augenblicklich zurück und kann mir nicht mehr deinen neuen Papa vornehmen.“

„Ach, schade“, murmelte Dominik.

„Ein Stückerl kann ich dich jetzt noch begleiten. Aber dann muss ich dich verlassen. Ich hab in dieser Nacht ja noch was Wichtiges vor. Gell, das siehst du ein?“

Ein „Stückerl“, wie versprochen, begleitete er seinen lieben Domi noch und versuchte ihm Mut zu machen. Aber dann stand Dominik mit seinem Fahrrad plötzlich ganz alleine da und schaute sich die Augen nach seinem Papa aus. Aber nein, der Papa war mit einem Mal verschwunden. Wie vom Erdboden verschluckt. Wer weiß, vielleicht hatte ihn der Erdboden wirklich verschluckt? Und wieder strömten die Tränen. Sie strömten so heftig, dass er das Fahrrad einfach fallen ließ und sich neben der Straße in den Schnee setzte, um seinen Tränen freien Lauf zu lassen. Diesmal aber tröstete er sich rasch, sprang auf, hob sein Fahrrad auf und beeilte sich, nach Hause zu kommen. Und das gelang umso besser, als es nach dem Orndinger Berg auf eine lange Strecke leicht bergab ging. Überdies betätigte sich der stürmische Westwind nach wie vor als Turbo.

Was hatte Dominik veranlasst, sich so rasch zu trösten und an den heimischen Herd zu sausen? Das war natürlich die Hoffnung, er könnte seinen Papa daheim vielleicht noch einmal antreffen. Er hatte ja versprochen, sich den Stiefvater vorzuknöpfen.

Dominiks Hoffnung wurde enttäuscht. Er kam heim, und das ganze Haus lag finster und in tiefer Stille, abgesehen von den Schnarchtönen des Stiefvaters und dem Rumoren der in dieser Nacht anscheinend besonders aktiven Ratten oder Mäuse. Ohne Licht zu machen oder vermeidbaren Lärm zu verursachen, ging Dominik zu Bett – müde war er mittlerweile zur Genüge – und nahm sich fest vor, wach zu bleiben. Nur, dass ihm das, wie man sich leicht denken kann, nicht gelang. Die weichen Arme des Schlafgottes Morpheus schlossen sich fast augenblicklich um ihn und trugen ihn sanft in das Reich der Träume. Und es waren durchaus süße Träume, die er jetzt erlebte. Denn sie zeigten ihm seinen Papa, nicht in nächtlicher Dunkelheit, sondern bei Tag und in strahlendem Sonnenschein. Und er hob ihn, den kleinen Dominik, in die Höhe und drückte ihn an seine Brust und koste ihn und küsste ihn und wirbelte ihn herum, dass er lachend vor Vergnügen quietschte, und er trug den Kleinen auf seinem Arm, wenn dieser vom Marschieren müde geworden war, und er bereitete ihm das unvergleichliche Vergnügen einer Radfahrt auf dem Kindersitz hinter der Lenkstange. Und er war gerade wieder einmal dabei, ihn geduldig zu ermahnen, nicht selbst zu lenken, sondern das Lenken ihm, dem Papa, zu überlassen, und wollte wahrscheinlich als Nächstes sagen, sonst würden sie eventuell stürzen, und der kleine Domi würde sich weh tun, kam aber nicht mehr dazu, seine Ermahnung zu Ende zu bringen. Denn im selben Moment wachte Dominik zu seinem Missvergnügen auf, und das süße Traumbild seines Papas versank augenblicklich im Reich der Träume.

 

6

Dominiks Missvergnügen war sogar ein doppeltes. Zu beklagen war nicht nur der Verlust von Papas Traumbild, sondern auch der Umstand, dass er schon aufgewacht war. Viel zu kurz hatte sein Schlaf gedauert. Wieso war er überhaupt aufgewacht? Nicht ohne Mühe brachte er seine Augen auf und sah den Grund: lieb Mütterlein. Die Mutti hatte ihn unbarmherzig aufgeweckt und begrüßte ihn nun mit einem freudigen „Frohe Weihnachten, lieber Domi“. Na klar, es rief die verdammte Pflicht. Er musste hurtig aus dem Bett hüpfen, sich hurtig waschen und feiertagsmäßig anziehen und hurtig den Stiftsberg hinauf und dort auf den verdammt hoch gelegenen Chor hinauf steigen, um den lieben Gott durch seinen Gesang zu loben und zu preisen und die Geburt des Erlösers zu feiern. Viel zu früh begann die Messe. Um Punkt halb neun. Eines musste er glücklicherweise oder auch bedauerlicherweise nicht: frühstücken. Als frommer Klosterschüler hatte er sich vorgenommen, zur Kommunion zu gehen. Und da musste man eben nüchtern sein und durfte noch nicht gefrühstückt haben. Andererseits hätte er ein Frühstück gut vertragen können. Denn nach seinen nächtlichen Abenteuern war sein Hunger schon ebenso gewaltig wie seine Müdigkeit. Und er fragte sich, wie er es zum Beispiel schaffen sollte, während der Messe hurtig die hohe Wendeltreppe vom Chor in das Kirchenschiff hinab zu springen, um sich vorne an der Kommunionbank hinzuknien und sich vom Priester die Hostie auf die Zunge legen zu lassen, und danach wieder hurtig auf den Chor hinauf zu hasten, um gleich wieder weitersingen zu können.

Bei aller Hast und Hurtigkeit war es ihm, solange er noch zu Hause weilte, ein Bedürfnis, sorgsam auf die Stimmung innerhalb der Familie zu achten und zu hören, was die Mutti oder auch der Stiefvater zu erzählen wussten. Nun, der Stiefvater schlief noch – vielleicht zum Glück. Und die Mutti? So eilig wie Dominik hatte sie es bei weitem nicht. Sie ging, ebenso wie der Stiefvater, auch jetzt nicht in die Kirche. Denn im Gegensatz zum Stiefvater hatte sie eine Menge Arbeit in der Küche. Was also sprach sie? Beklagte sie sich über die bodenlose Frechheit ihres „unmöglichen Bankerts“? Wunderte sie sich über das nächtliche Geschrei des Stiefvaters? Nein. Weder, noch. Worüber sie sich wunderte, war höchstens der Umstand, dass ihr Großer in einem fort gähnte, ganz so, als hätte er die ganze Nacht durchgefeiert und kein Auge zugetan. Ach so, er hatte ja aufbleiben müssen, um bei der Mitternachtsmette mitzusingen. Da kann ein Halbwüchsiger schon einmal ein wenig unausgeschlafen daherkommen, nicht wahr?

Das weihnachtliche Hochamt um halb neun wurde mit der wunderschönen Orgelsolomesse von Joseph Haydn verschönert und durch eine furchtbar langweilige Predigt des Pater Adolf (nach Dominiks Dafürhalten) unnötig in die Länge gezogen. Das war für ihn nämlich deshalb recht ärgerlich, weil er nach dem Ende des Hochamts gemeinsam mit den übrigen Sängerknaben und ihrem Leiter, dem Musikprofessor, in die Pfarrkirche hinunter eilen musste, um auch dort eine weihnachtliche Messfeier mitzugestalten. Und so konnte er davor weder seinen Hunger bekämpfen noch darauf achten, was der Stiefvater so von sich zu geben wusste.

Als Dominik endlich wieder nach Hause kam, gab es für ihn erst recht kein Frühstück. Denn jetzt dauerte es nicht mehr lange bis zum Mittagessen. Und vor dem Mittagessen, so lautete Muttis strenge Regel, durfte nichts gegessen, geschweige denn genascht werden. Aber wichtiger als Hunger und Müdigkeit war die Entdeckung, dass der Stiefvater schon auf war und Zeitung lesend am Küchentisch saß. Jetzt würde Dominik endlich Näheres über die weiteren Vorgänge in der Nacht erfahren oder zumindest aus seinem Verhalten ihm gegenüber erschließen können.

Was sprach er also, der Stiefvater?

„Ah, da ist er ja, unser Herr Sängerknabe. Frohe Weihnachten!“

Das war zwar unerwartet freundlich. Doch damit war der Redefluss des Stiefvaters auch schon versiegt. Er widmete sich sogleich wieder der Lektüre seiner Zeitung und blieb im Übrigen stumm, seine Miene undurchsichtig. Und auch während des gesamten Mittagessens blieb er auffallend still und stumm wie im Volkslied das berühmte Männlein im Walde. Den nächtlichen Eklat erwähnte er mit keinem Wort, beachtete Dominik nicht weiter, hatte nichts an ihm auszusetzen. Letzteres war immerhin ungewöhnlich. Es gab keine Strafe, keine Beschimpfung, keine Rüge, keine Nörgelei, nicht einmal vorwurfsvolle Blicke, etwa für sein langsames Essen. Seine brennende Neugier blieb ungestillt.

Auch nach dem Mittagessen ergab sich keinerlei Chance, irgendetwas zu erfahren. Da musste Dominik zwar, statt sein dringend benötigtes Mittagsschläfchen zu absolvieren, das von der Mutti abgewaschene Geschirr abtrocknen und einräumen. Dabei hätte er sie ja vorsichtig interviewen können. Aber das ging zu seinem Bedauern auch nicht. Denn der Stiefvater zelebrierte sein eigenes Mittagsschläfchen gleich daneben auf dem Küchendiwan. Und nach dem Geschirrabwaschen wurde Dominiks Geduld weiter strapaziert. Denn da läutete völlig unverhofft die Türglocke, und vor der Türe standen zur allgemeinen Überraschung Onkel Fritz, der Bruder des „alten“ Papas, und Tante Thilde aus Wien. Sie besaßen seit neuestem ein Automobil. Und das hatten sie gleich benützt, um die armen Verwandten in Melk zu besuchen; Telefon gab es bei denen natürlich keines. Für die Kinder hatten sie sogar Weihnachtsgeschenke mitgebracht, für Dominik ein Paar warme Handschuhe. Oh, wie gut hätte er die in der vergangenen Nacht gebrauchen können! Seine alten Handschuhe waren alles andere als warm, und auch wenn ihm ansonsten nicht kalt gewesen war, in den Händen hatte er beim Radfahren fürchterlich gefroren.

Besuche empfand Dominik in der Regel als durchaus angenehm, aus dem einfachen Grund, weil sich der Stiefvater bei solchen Gelegenheiten ihm gegenüber stets ausnehmend lieb und freundlich zeigte – „scheißfreundlich“ nannte er es im Stillen. Klar, vor den anderen wollte der gute Herr Egger als Mustervater dastehen und wusste sich wunderbar zu verstellen. Doch kaum waren die Besucher wieder fort, gab es dafür, sozusagen als ausgleichende Gerechtigkeit, regelmäßig Rügen oder Beschimpfungen, wenn nicht Ärgeres, falls Dominik währenddessen in seinen Augen irgendetwas „angestellt“ oder „sich schlecht benommen“ hatte. Eine Doppelmoral, die er nur abscheulich und verächtlich fand.

Diesmal hatte sich Dominik offensichtlich weder schlecht benommen noch etwas angestellt. Denn nachdem Onkel und Tante wieder abgezogen waren, erfolgte zu seiner Verwunderung keine Rüge, keine Beschimpfung und auch nichts Ärgeres. Und da fragte sich Dominik, ob das vielleicht schon ein gutes Zeichen sein könnte, konnte aber auf diese Frage keine gültige Antwort entdecken.

 

7

Eine Gelegenheit, mit der Mutti unter vier Augen zu reden, ergab sich erst am Morgen des Stefanitages, des zweiten Weihnachtsfeiertages. Denn da begleitete sie ausnahmsweise Dominik zusammen mit Klein-Seppi auf dem Weg zum Gottesdienst in der Stiftskirche, während sich der Stiefvater zur Feier des Tages erneut als Langschläfer betätigte. Und da brauchte Dominik erst gar nicht zu fragen, was es denn Neues gebe. Kaum hatten die drei das Haus verlassen, da begann sie auch schon aus eigenem Antrieb zu berichten, was „der Papa“ Sensationelles erlebt habe – „falls das alles stimmt, was er mir da im Vertrauen erzählt hat“, fügte sie vorsichtshalber hinzu.

„Ja? Schieß los!“, rief Dominik aufgeregt aus.

„Oho! Weißt du denn schon davon?“

„Das kann ich dir erst sagen, wenn ich alles gehört hab. Ich nehm an, es betrifft mich. Ja?“

„Du, ja. In der Weihnachtsnacht, sagt er, haben die Ratten im Haus einen derartigen Krach gemacht, dass er aufgewacht ist und geglaubt hat, Einbrecher sind im Haus. Das war lang nach Mitternacht. Also steht er auf, um nach dem Rechten zu sehen, kommt in die Küche, und weißt du was? In der Küche steht tatsächlich einer mit einer schwarzen Kapuze auf dem Kopf. Nur, dass der Krach unvermindert anhält. Der Einbrecher versucht erst gar nicht zu flüchten. Er steht regungslos da, spricht kein Wort, starrt den Papa mit unheimlich stechenden Augen an und verbreitet einen werkwürdigen Geruch, quasi eine Mischung aus Fäulnis und Weihrauch. Und schaut übrigens laut Papa meinem ersten Mann, deinem leiblichen Vater, verblüffend ähnlich. Ja, was machen denn Sie da, sagt er ganz empört zu dem Einbrecher. Und wie sind Sie überhaupt hereingekommen? Darauf sagt der ganz ruhig: Wie ich hereingekommen bin? Hm, das darf ich Ihnen nicht verraten. Wohl aber, warum und wozu. Also hören sie gut zu, Herr Egger. Gekommen bin ich, um Ihnen klarzumachen, wie wichtig es ist, Kinder menschlich und mit Respekt zu behandeln. Und dazu gehören auch solche, die die Ehefrau möglicherweise in die Ehe mitgebracht hat, also sogenannte Stiefkinder. Und dass es unheimlich wichtig ist, ihnen gegenüber Gerechtigkeit walten zu lassen. Erinnern Sie sich an Ihre eigene Kindheit. Sie wissen sicher noch, wie schmerzlich Sie eine ungerechte Behandlung empfunden haben und wie sehr Sie es dem Betreffenden übelgenommen haben. Und wahrscheinlich heute noch übelnehmen. Und für wen ist es genauso wichtig wie für die Kinder, sie gerecht und menschlich, ja liebevoll zu behandeln? An dieser Stelle machte der mutmaßliche Einbrecher laut Papa eine effektvolle Pause und schaute ihn fragend an. Und als dieser nur die Schultern zuckte, gab er gleich selber die Antwort: Für Sie selber. Denken Sie daran, dass die Kinder einmal erwachsen sein werden. Und dass Sie selber einmal alt sein werden. Alt und gebrechlich und hilfsbedürftig und auf die Hilfe und Pflege der Kinder angewiesen. Und da wird es für Sie von großer Bedeutung, vielleicht sogar lebenswichtig sein, ob sie Ihnen gegenüber Liebe oder Hass empfinden. Glauben Sie wirklich, dass jemand, den Sie als Kind schlecht und ungerecht behandelt haben, sich dann sehr um Sie bemühen wird? Vielleicht kennen Sie den Vers von Friedrich Rückert: Wer seinen Sohn versäumt zum Freunde zu erziehen, hat, wo er aufhört, Kind zu sein, verloren ihn. Und der heilige Augustinus schreibt: Das Leben der Eltern ist ein Buch, in dem die Kinder lesen. Damit war der schöne Vortrag zu Ende, und es folgte ein unbehagliches Schweigen. Dann sagte der Papa: Jetzt verraten Sie mir doch endlich, wer Sie sind und wer Sie hergeschickt hat. Und – halt dich fest – die Erscheinung sagte: Wer mich hergeschickt hat, darf ich Ihnen nicht verraten, Herr Egger. Wer ich bin, schon. Ich bin Franz Svacina, Hertas erster Mann, und somit Dominiks leiblicher Vater. Na, hören Sie ..., begann der Papa. Er war richtiggehend aufgebracht. Aber der andere hob gebieterisch die Hand und brachte ihn zum sofortigen Verstummen. Und er sagte: Keine Angst, ich will Ihnen die Herta nicht wegnehmen. Ich komme nämlich aus dem Totenreich. Und nur, weil dies die heilige Weihnachtsnacht ist ... Nur Geduld, ich bin gleich wieder fort. Zuvor möchte ich Sie nur noch einmal inständig bitten: Behandeln Sie um Himmels willen unser Kind, den Dominik, in Hinkunft gerecht und mit elterlicher Liebe. Versprechen Sie mir das? Dafür wird Ihr eigener Lebensweg stets vom Glück gesegnet sein. Und bevor der Papa noch dazu kam, etwas darauf zu sagen, war der Franzi, falls er‘s wirklich war, verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt oder in den Himmel aufgefahren. Ja, so hat‘s mir dein zweiter Papa erzählt.“

Mit glühenden Ohren hatte Dominik zugehört. Er war sprachlos vor Staunen, sprachlos vor Entzücken. Nicht ganz so entzückt schien die Mutti zu sein.

„Ein bisserl enttäuscht, muss ich gestehen, bin ich selber schon. Weil, weißt du, eigentlich hätte sich der liebe Franzi mir, seiner liebenden Ehefrau, ruhig auch noch zeigen können, bevor er der irdischen Welt wieder den Rücken gekehrt hat. Denk ich mir halt. Ich hätt mich jedenfalls gefreut. Aber wer weiß, vielleicht war’s besser so.“

 

8

Ganz von selbst erhebt sich nun wohl eine bestimmte Frage: Hatte dieses Wunder der Weihnachtsnacht 1953 irgendeinen greifbaren Erfolg? Die Antwort lautet klar und deutlich: Ja! Ja! Ja! Dem lieben Dominik war das Glück von da an hold. Er hatte nie wieder unter den Launen des Stiefvaters zu leiden. Oder sagen wir so: Fast nie wieder. Freilich hütete sich Dominik von diesem Tag an, dessen Unmut herauszufordern. Vor allem kam er nie wieder in Versuchung, allein, ohne Seppi, mit dessen Eisenbahn zu spielen, hoffte aber, dass ihm das Christkind das nächste Mal, also am Heiligen Abend des Jahres 1954, eine eigene Eisenbahn bringen würde.

(An dieser Stelle sei es schon verraten: Diese Hoffnung ist dem lieben Dominik nicht in Erfüllung gegangen. Und was lernen wir daraus? Nicht nur die Menschen, auch das Christkind ist vergesslich. Oder muss halt sparen.)

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Angaben zum Autor

Geboren 1940 in Wien, wuchs Karl Plepelits in Melk an der Donau auf, besuchte das Gymnasium im berühmten Benediktinerstift Melk, studierte Klassische Philologie, Alte Geschichte und Anglistik in Wien und Innsbruck, plagte Schüler mit Latein, Griechisch und Englisch, vertrat die Österreichische Akademie der Wissenschaften als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Thesaurus linguae Latinae in München, leitete Reisende in alle Welt (oder auch in die Irre), veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Artikel auf dem Gebiet der Latinistik, Gräzistik und Byzantinistik, übersetzte griechische Romane der Antike und des Mittelalters (erschienen im Hiersemann Verlag, Stuttgart). Und angeregt durch einige von ihnen, die unglaublich spannend und ergreifend sind, widmet er sich seit Jahrzehnten auch dem aktiven Literaturschaffen.  

Impressum

Texte: Karl Plepelits
Cover: Das nächtlich angestrahlte Stift Melk: By Aconcagua - Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2167969
Tag der Veröffentlichung: 29.11.2020

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