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Vorwort

Der nachfolgende Text ist über 30 Jahre alt. Er ist ein Jugendwerk und trägt folglich auch die typische stilistische Unsicherheit der Jugend in sich. Dies ist aber kein Fehler, da er alle zitierten Klischees grundsätzlich ins Brutale wendet - vom Kartenspielertrick bis zum Kreuzsymbol.

 

Das Werk beschreibt Gesellschaft als Verdauungsfunktion, das ist insoweit interessant, als Jahre später, in meinem Hauptwerk, "R1 (Zeit der bürokratischen Unschuld)", Gesellschaft grundsätzlich in Kannibalismus enden muss.

Nichts ist also Zufall.

Und so ist es wohl auch kein Zufall, dass ausgerechnet nach der Wahl des neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika  mir die Jugendsünde meines Frühwerks wieder einfiel. Ich weiß nicht warum, wissen Sie es?

 

Der bemerkenswerte neue amerikanische Präsident hat im wahrsten Sinne des Wortes und auf großartige Weise aus 'Dumpf' Trumpf gemacht. Darum widme ich ihm auch dieses Buch.

 

Infos und Bücher: https://zeuslogo.wordpress.com/

 

Bücherliste: https://zeuslogo.wordpress.com/2014/11/26/bucherliste/

Dr. Puschels Überfahrt


Dr. Puschels Überfahrt ans Ende der Welt 
(Neuzeit)

1. Auflage 2016

 

Dr. Puschel schifft ins Meer.

(Eine theatralische Geste)

 

[Wie die Wahrheit des Irrtums der Mangel an Wahrheit ist, ist die Vernunft daran nicht fest­stellbar]
 

 

Personen:

 

Der Erzähler (Narr)

 

Chef:

Dr. Puschel

 

Unternehmer:

Papst

Kox

Schmith

Bibba

 

Technokraten:    

Hank

Goofey

Packer

Oberst

 

Volk:                   

Liselle

Julie (Nutte)

Liselles Vater

Petzki (Verbrecher)

 

Nebenfiguren:            

Wächter, Wilder, Bediensteter, ein Opfer, eine Frau, einer aus dem Volk, Kind,

Soldaten, Polizisten, Assistenten, Menschenmenge etc.

Chor der Offiziere.    

                             

 





















                                   Es war ein Schiff
                                   Es war ein Meer
                                   Es war ein Land

 

 

Chor der Offiziere:

 

Öfters sich im Kreis drehn

 

Das Kommando rezitieren

Vielmal sich im Takt einbleun

Vielmal nicht aus Notwehr meucheln

Aber nur aus Liebe foltern

 

Einmal flieg mal fall mal

 

Einmal Robbespiere  sein

Einmal richtig grausam sein

Einmal wie Maschine sein

die Maschine der Gesetze lieben

und die Guillotine lieben

 

Einmal sich zum Kampf aufrüsten

Einmal sich zum Ruhm aufrüsten

Einmal nur die Angst nicht kennen

Einmal seine Größe kennen

und den Feind am Gang erkennen

 

Einmal stark bewundert werden

Einmal nicht verwundet werden

Einmal keinmal Dummkopf werden

seinen Kopf zur Wonne aller Menschen tragen

und den Kragen weißer tragen

 

Einmal nur ganz anders sein

Einmal nochmals so sein

Einmal niemals nein schrein

Keinmal nochmals niemals schrein

Schrei mal lauthals ‘frei sein’

Nachmals wirds vorbei sein

 

Einmal richtig selbst sein

Einmal auf dem Fels schrein

Einmal auf dem Dampfer

Schließlich aber langts mal

 

 

 

(Chor)  Es steht ein Schiff

noch still noch ruhe sanft

bald ruhe sanft du ferne Welt

verende

wir kommen

wir nehmen dich

wir schaffen uns ein neues Land

 

Das  Schiff wird tragen

zwanzigtausend Menschen

und viel hunderttausend später

wirst daraus gebären

 

Trägt fort trägt fort

bald wirst du bringen

zehntausend Tage Zukunft du

für uns das birgst du uns

du Riesenschlachtkahn

unbesiegbar

tödlich / Mordgelüst Eroberung

 

Mit tausend Mordgeschützen voll bestückt

hingerichtet ab aufs Meer die Ferne

und Riesenbauchmaschine und

Riesenschornstein in die Höhe

du Stahl aus Macht / und Gewalt Eroberung

 

Goldnes Fett Maschinenöl

schmierst gut den Wanst

und eilfertig zum Zerstampfen

und voll Gesundheit Feuerung

bis zum Verzehr

 

Stampfe wenn du stampfst

und bringe wenn du bringst

tanze wenn du dampfst

du produktive Kampf- und Schlachtmaschine

 

Übers Wasser übers Wasser

schleifst hinüber

deine technischen Prinzipien

mitsamt den allerhöchsten Idealen

Siegeslust und Unterwerfungszwang

 

Ferne frei

macht frei das Meer

für diesen Apparat

unsägliche Kiste Eisenungetüm

 

Vorwärts Monstrum

Großgestalt

in Aufbruch

da liegt die Zukunft deiner Macht

Ja zum Besiegen

 

Noch später

ist die Sage zu vermelden

vom Riesenstück Maschinenschiff

sind viele Menschen werden sagen

wie das Schiff zu lieben war

das trug die Zukunft unter Tage

Tretmaschine Feuerofen

über Tage seinen Stolz

 

Und ganz zum Schluß

ganz drin

und frisch mitsamt brutal in Zukunftsstimmung

das Menschenmaterial

 

Heil

Bürger Kaufleute

Organisatoren

Führer Verteiler

Macher Mitläufer

Menschen

 

Freunde

Menschenvolk

und hin die neuen Menschen

 

Kommt

in die Morgenröte

frei - macht frei das Meer

die Zukunft - Ferne

werft in den Koloß - Zukunft

 

Blubbert Koloß

so dumpf träge noch

hinab hinab

und hinab

die Ferne

 

Trumpf!

 

 

(Erzähler) Warum sie in den Bauch gekrochen sind, gebeugt, bepackt. Fragt nicht.

Ich sehe das Wasser, das Schiff: Reise, Hoffnung, Flucht, neues Land.

Man hörte hinter den Wassern gäbe es ein neues Land; da wäre Platz zum Leben. Ich er­zähle euch die Geschichte von der Überfahrt zur neuen Welt, und wie sie wurde, was sie ist.

Menschen, seht die großen Taten, die sie vollbrachten; an ihnen sollt ihr messen, wie Erfolg gemacht wurde. Wie geworden ist, was zu messen ist.

Warum sie aus den Löchern in den Rumpf geschlichen kommen, scheußlich dumpf die Lumpenkinder.
Fragt nicht, was sie, die Ratten der Armut, aus den Löchern treibt. Schlüpfrig auf den Planken - die Eroberer; die Hoffnung treibts rein.

Proleten, Strolche, Optimisten, gehen unbesehen in die Zukunft.

Die Gescheiterten in die Zukunft, die Habgierigen in die Zukunft, die Abenteurer in die Zu­kunft, der Abschaum in die Zukunft. Aus den Elendsquartieren in die Zukunft, aus den Ge­fängnissen in die Zukunft, vom Galgen in die Zukunft. Ab in die Zukunft.

Ich sehe die Menschen in den Schiffsbauch kriechen, die Gesichter aschfahl und häßliche Gesichter, die Haare zerzaust, die Kleidung ärmlich, zerlumpt, die Gestalten gebeugt.

Ich sehe Menschen verwegen und die Augen schlau.

Ich sehe sie als lange Schlange runter zum Hafen, zum Schiff.

Flankierend stehen Uniformierte, die Ordnung brutal, die Menschen in Reihe zu halten.

Ein Trommelwirbel, die Kapelle spielt auf zum Marsch. Soldaten rücken ein, voll Sang und Klang in den Schiffsrumpf zu steigen. Auch Sträflinge, bewacht, ziehen unwillig zum Kai, ver­schwinden unter Deck.

Zwei aus der Menge, Hank und Goofey, verhandeln mit einem Uniformierten am Steg. Sie haben es nicht für nötig befunden, sich einzureihen. Sie können passieren.

Ein Händler kommt, schiebt einen voll beladenen Wagen, steckt einem Uniformierten ein Geldstück zu, um sich von ihm begleiten zu lassen. Den Weg so geebnet, erreicht er unbe­anstandet den Steg.

Einem Kind, das dort mit seinem Wagen zu kollidieren droht, erteilt er eine Ohrfeige. Die Mutter, die sich beschweren will, schreit er an, sie solle ihre Fresse halten, sie jämmerliches Stück Mistvieh. Er sei jemand, dem man nicht in die Quere kommen dürfe.

Der Händler heißt Packer und kennt nicht zufällig einen von denen, die in diesem Augenblick ihren Auftritt haben.

Packer passiert die Kontrolle, betritt das Schiff.

Die Prominenz ist aufgetreten.

Der Organisator Dr. Puschel, seine Assistenten, der Oberst, sowie die Unternehmer Kox, Schmith und Gretel Bibba beweisen sich ihre Großartigkeit.

Dr. Puschel: Wir haben alles aufs beste vorbereitet, die Organisation perfekt, das Unterneh­men bis ins kleinste durchkalkuliert; das Schiff ist gerüstet, der Erfolg garantiert.

Kox: Welche Spitzenleistung Ihres Könnens. Unbestreitbar Ihre Größe.

Dr. Puschel: Ah, nicht der Rede wert, ist mein Geschäft, den Profit zu garantieren.

Oberst: Wir inspizieren das Schiff.

(Grund- und Aufriß; die Konstruktionszeichnung des Schiffs wird ausgebreitet.)

 

(Erzähler) Sehen wir richtig, die großen Herren haben große Ziele im Blickfeld, verwundert uns nicht, daß die Kleinigkeiten darunter an Unschärfe im Blick verkommen. Meine These, hier ist keine Nachlässigkeit im Spiel, das ist Konsequenz der Herren Höhe.

Das Allgemeine ist das Wahre, gewissermaßen von höherer Warte aus betrachtet, und alle Statements, die vom Erkenntnisstand der Mächtigen aus abgelassen wer­den, handeln stets vom Allgemeinen, als sei es ein konkretes Ding der Wirklichkeit.

Die Herren sagen, wenn wir z.B. aus freier Willkür vom Menschen handeln, übertrifft dies freilich unsere Vorstellungskraft, wenn wir vom Schreibtisch aus in großer Zahl den Men­schen behandeln. Sie sagen, so können wir uns die Konsequenz unseres Befehls, z. B.  das Liquidieren großer Menschenmassen gar nicht vorstellen, bevor sich diese faktisch umge­setzt hat in der Tat.

Und in der Tat, sie haben sie realisiert, ohne sich mit der Konsequenz des Handelns belästi­gen zu müssen.
Diese dynamischen Persönlichkeiten handeln in der Tat ausschließlich im Sprachgebrauch, sie befehlen.
Entscheidbar ist, vom Schreibtisch aus berechenbar, die große Zahl. Die Konsequenz des  Handelns wiederum, filtriert zum Schreibtisch hin, ist doch erfahrbar wieder nur als große Zahl. Begriffslos große Zahl, das ist Erfolg vom Schreibtisch aus.

Nicht das Begreifen zählt, nur das Berechnen. Was sich nicht berechnen läßt, fällt raus.
Diese dynamischen Persönlichkeiten foltern, massakrieren, ebenen ein ja nur im Sprachge­brauch; sie lenken, leiten, führen unbesehen, jeder nach seinen Bedürfnissen, jeder nach seinen Möglichkeiten.

So sprechen sie erfahrungslos und bringen unbegriffen nur auf den Begriffsersatz, auf eine Norm, und ihre Moral - was sie ihre wissenschaftliche Objektivität nennen - ist ihre bürokratische Unbeteiligtheit, als Abstraktion vom Objekt ihrer Maßnahme.

Da, wo sie sich von Irrationalität leiten lassen, sind sie zynisch, Ideologieeinsatz. Der Sinn ist Willkür, was zählt, ist der Erfolg.

Andererseits handeln die, die handeln auf Befehl, doch in der Regel unverantwortlich: die verfolgte Kreatur zählt nicht. Objektiv zählt nur der vorgesetzte Nenner der Befehle nach den Kriterien vom Schreibtisch aus.

(Am Plan)

Dr. Puschel: Nun Oberst, sind Sie zufrieden mit der Ausstattung des Schiffs?

Oberst: Ausgezeichnet. Kleine Verbesserungen für meine Militärmaschine werde ich wäh­rend der Fahrt vornehmen lassen. Nur ist unzumutbar, daß die Bevölkerung auf den Haupt­gängen kampiert; schließlich muß meine Einsatztruppe auch unter Deck eine gewisse Mobili­tät bewahren können.

Smith: Wir müssen die Kapazitäten des Schiffs auslasten. Wer

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 18.11.2016
ISBN: 978-3-7396-8382-9

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dem großen amerikanischen Präsidenten Trump

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