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Der Ritter von Letzte Festung

Es begab sich zu jener Zeit, die, an dem Alter dieser Welt gemessen, noch gar nicht lange her ist, als das 4. Zeitalter durch die Hinrichtung des Magierherrschers von Beritan eingeläutet wurde, dass das damals noch junge Volk der Barbaren große Teile dieser Ebene für sich beanspruchte. In ihrer Gier griffen sie zu den Schwertern, um ihren Anspruch geltend zu machen, und so zogen sie in großen Banden durch das Land und hinterließen eine Spur der Verwüstung. Einem jeden Bauern, einem jeden Dörfler, ja sogar dem Adel ward kalt ums Herz bei dem bloßen Gedanken an sie, denn man sagte ihnen nach, der Tod höchstselbst folgte ihnen nach.

Doch die Menschen wollten nicht untätig zusehen, wie ihnen das Land unter der Nase eingeäschert wird, deshalb bildeten die bestehenden menschlichen Königreiche einen Bund, um die Barbaren in ihre Schranken zu verweisen. Dieser Bund war dem Barbarenvolk zwar auch an Zahl, vor allem aber in der Kriegsführung überlegen, denn die Barbaren sind genauso stark und kampflustig wie dumm und unzivilisiert, und so verging kein Monat bis die Barbaren in die Wildnis zurückgedrängt wurden.

Nun kehrte Frieden in das vom Krieg gebeutelte Land ein. Vom Barbarenvolk voller Zorn akzeptiert, von den Menschen sorgsam behütet, dauerte die Ära des Friedens an: Der Bauer bestellte sein Feld wieder mit Hingabe, Abkommen wurden geschlossen, Allianzen geschmiedet, des Schmieds Eisen glomm, des Händlers Beutel klimperte, kurzum: Land und Volk gedieh.

Doch der Frieden sollte nicht von Dauer sein, denn einer war erzürnt. Der Häuptling eines der kriegerischsten und mächtigsten Stämme ward rasend vor Wut, ob der Niederlagen und Demütigungen seines Volkes. Er sann auf Rache, und so schmiedete er heimlich einen Plan, um den Bund der Königreiche zu zerschlagen. Er rief alle Krieger seines Volkes zusammen, so dass ein Heer von solcher Größe entstand, wie es bis heute niemand mehr gesehen hat. Dieses Heer zog nun entlang des Oidra gegen das Doppelkaiserreich Preteri. Auf ihrem langen Marsch töteten sie einmal mehr alles, was sich ihnen in den Weg stellte, raubten alles, was nicht niet- und nagelfest war, und brannten den Rest nieder.

Die Könige der Menschen aber waren nicht rechtzeitig gewarnt worden und so wurde eilends eine Beratung einberufen, die aber zum einzigen Ergebnis die niederschmetternde Erkenntnis hatte, dass der Bund seine Truppen niemals würde ausheben können ehe die Heerscharen des Feindes die glänzenden Zinnen Mandariks erreichten.

In jener dunklen Stunde geschah es, dass ein Heroe ins Licht trat und den Königen vor den Göttern gelobte, die Barbaren unter Einsatz seines Lebens und dem seiner Männer solange aufzuhalten, wie die Könige brauchten ihre Truppen zu vereinen. Die Herrscher sprachen dem Mann, der ein rotes Kreuz auf einem schwarz-weißen gevierteilten Grund im Schild führte, ihr Lob aus, taten sein Vorhaben aber als vergeblich ab. Doch der edle Ritter ließ sich nicht beirren und zog mit seinem Gefolge, bestehend aus 144 Bewaffneten, tapfer dem Feind entgegen, denn er hatte einen Eid geschworen.

Als er nun auf einer Erhöhung in der sonst so flachen Landschaft, nahe der heutigen Grenze zwischen Vulna Preteri und den Barbarenreichen, angelangt war entschied er sich jenen Ort als Bollwerk der kommenden Schlacht zu nutzen und befahl, den Hügel zu befestigen.

Nach 3 Tagen der Vorbereitung war die Zeit gekommen: Bereits am frühen Morgen vernahmen die Männer die Schlachtgesänge der Barbaren, die bald als schwarze Silhouetten am Horizont auszumachen waren. Als sich die beiden Fronten dann gegenüberstanden, wurde es für einen Moment lang still. Auf dem Hügel der Ritter mit seinen 144 Kriegern, mit Plattenrüstungen, Schwert und Lanze ausgerüstet, in der Letzten Festung. Drunten im Tal abertausende Barbaren, in Tierpelze gekleidet und mit schartigen Klingen in der Hand, die Blutgier im Augapfel. Und dann, erst leise, dann immer lauter lachten die Barbaren und verspotteten und verhöhnten die Gegner, die es wagten sich mit solch einer geringen Anzahl ihnen entgegenzustellen. Da ward das Gefolge des Ritters von Unruhe beschlichen und ihr Mut schwand. Nur der Ritter selbst stand ruhig da, den Schild zur Linken, das Schwert in der Rechten und stimmte ein Gebet an. Sodann fielen seine Streiter einer nach dem anderem ein und es erhob sich ein Kanon aus Gebeten und ihre Stimmen, fest und laut, warfen das Gelächter ihrer Feinde nieder und ließ ihnen das Blut in den Adern gefrieren, ob dieses Mutes.

Die folgende Schlacht währte 13 Sonnen und 13 Monde. Während all dieser Zeit riss der Sprechgesang nicht ab. An jedem neuen Tag fiel ein Dutzend des Ritters tapferen Mitstreiter gegen die überwältigende Übermacht aus Fleisch und Blut, Zorn und Stahl, doch jeder dieser heldenhaften Recken riss dutzende in den Tod, so dass die Gefallenen und Verwundeten zu Hauf am Fuße des Hügels lagen.

Am 13. Tage stand nur noch der Ritter den barbarischen Horden entgegen und er spürte, dass seine Zeit gekommen war, seinen Kameraden ins Reich Empyrs zu folgen. Er stieß sein Schwert in die Flur zu seinen Füßen, lehnte den Schild daran und stülpte seinen Helm obenauf. Als die Barbaren dies sahen, so schrien sie und johlten, denn sie glaubten er würde sich nun ergeben. Doch da irrten sie, denn da ergriff der Ritter einen Speer, sprach ein Stoßgebet und warf.

Der Speer flog und flog, weiter und immer weiter, bald über Hundert Schritt, bis seine Spitze sich endlich absenkte und sein Ziel, von Mut getragen, von den Göttern gelenkt, fand. Fassungslos sank der Häuptling der Barbaren tot zusammen, den Schaft aus der Brust ragend. Als seine Kumpane dies sahen, so wurden sie gar zornig und schossen ihre Pfeile auf den Ritter, so dass der Himmel verdunkelt ward.

Zuvor aber noch einer der Barbaren nur einen Schritt tun konnte, strömten bewaffnete Männer über den Hügelkamm, geschmückt mit den Bannern und Wappen der menschlichen Königreiche, und trieben die Barbarenhorden zurück.

Die Könige aber traten an den im Sterben liegenden Ritter heran und sprachen: ,,Wir sind euch zu großem Dank verpflichtet, Mann, der ihr habt den Frieden bei eurem Leben verteidigt. Möget ihr in Frieden ruhen." Da erhob sich der Ritter ein letztes Mal und erwiderte: ,,Danket mir nicht, ihr Hohe Herren, ich habe nur meinen Eid vollfüllt! Bettet ihr mich und meine Kameraden hier an der Stätte unserer größten Schlacht zum Tode, so ist's mir Dank genug." Und mit diesen Worten wich das Leben aus seinem Körper.

Sein letzter Wunsch ward ihm gewährt und seit jenem historischen Tag findet man Schwert, Schild und Helm auf dem Hügelkamm. Sie gelten als Reliquien und widerstehen dem Zahn der Zeit und der Kralle der Verwitterung, für jeden sichtbar, bis zum heutigen Tage.

Impressum

Texte: Bei Raoul Pape
Lektorat: Joschka Scharmacher
Tag der Veröffentlichung: 17.05.2014

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Diese kurze Geschichte entstand im Rahmen meiner Pen&Paper Rollenspiel Gruppe. Die Inspiration kam mir im Laufe einiger Treffen, die wir zusammen hatten. Danke für die tolle Zeit Jungs! Auch Danke an meinen Lektor, der das ganze gelesen und sprachlich noch ein wenig aufwerten konnte! Auch Danke an die Leute von PROST, in deren Fantasy Welt das ganze spielt, oder zumindest in einer Welt der dieser maximal nahe kommt. Einen großen Dank an meine Rollenspielgruppe und vor allem an meinen großartigen Lektoren, Joschka ;)

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