Und da stand er über mir, mich mehrfach überragend während ich auf dem blutüberströmten Boden kniete und vor Angst zu Eis erstarrt war.
Die eiskalten Augen direkt in meine schauend, ruhig atmend und den Abzug schon ein wenig durchgedrückt.
Selbst vor Angst zittern konnte ich nicht mehr, und mein Körper wollte nicht aufgeben wach zu bleiben. Selbst das warme Blut auf dem Boden konnte mich nicht auftauen, noch das warme Kaminfeuer neben mir.
Selbst als das warme Blut an meinem Gesicht runterlief war ich noch starr und eingefroren. Selbst die noch dampfende Waffe auf mich gerichtet, mit Schalldämpfer versehen, auf meinen Kopf zielend konnte meinen Blick nicht von seinen eisklaten Augen lösen, und selbst die Tränen in meinen eisblauen und tiefblauen Augen, weit aufgerissen und rotem weiß, verschwammen nicht die Sicht auf dessen eisblauen Augen.
Mir war noch nie so kalt, mir war noch nie kalt, ich war noch nie kalt.
"Wunderschön.....", flüsterte ich noch in meiner Stase, bevor ein dumpfer Knall mich in ewige Träume schickte.
Einen Tag vorher...:
"Begrüß unsere Gäste vernünfitg Aryana", meinte Mutter mit leicht erhobener Stimme.
Die Gäste, oder auch Familie Kreutz, waren ein verheiratetes Paar ohne Kinder, die einen großen Ölkonzern leiteten.
Und wie es sich dem Vorstand eines großen Ölkonzerns gehörte, kamen sie ein mal im Monat zu einem freundschaftlichen Essen mit großen Geldgeschenken zur Regierungsfamilie.
Meine Mutter, Hillary Jackson, war Präsident von diesem Land, dass durch seine 0815 Politik langsam aber sicher den Bach runterging.
Und mein einziger Zweck bei solchen Veranstaltungen war es, dass Vorzeigekind zu spielen. Was ich jedoch regelmäßig verweigerte.
Ich war überdurchschnittlich Intelligent, und auch sehr frühreif.
Mit acht hatte ich schon die meisten politischen und wirtschaftlichen Probleme unseres Landes erfasst, mit neun für alles eine Lösung parat und mit zehn verstand ich, warum sich nichts ändern würde.
Meine Eltern wissen nichts davon, ich erzählte ihnen nichts.
Für sie war ich ein normales elfjähriges Kind, dass gelegentlich zufällig etwas schlaues rausbrachte und immer wenn "wichtige" Freunde da waren irgendetwas anstellte.
Sowie diesmal wo ich entschieden hatte nur noch einsilbig zu antworten.
"Nein".
"Wie Nein? Los mach schon, begrüß Herrn und Frau Kreutz vernünftig".
"Warum?".
"Weil es sich so gehört".
"Warum?".
Die folgende Ohrfeige tat nicht weh und würde mich vom Essen befreien.
"Geh auf dein Zimmer Aryana wir unterhalten uns später darüber".
War mir recht, während ich hochging sah ich noch, dass mein Vater die ganze Szene nicht mal bemerkte.
In meinem Zimmer, dass sich praktischer Weise direkt über dem Speisesaal befand plünderte ich einen Teil meines geheimen Voratslagers und verschlang diesen.
Auch wenn es ein großes Zimmer war hasste ich es, es schnitt mich komplett von der Außenwelt ab.
Damit meine ich der echten Außenwelt, nicht das Internet.
Meine Eltern kontrollierten meinen Rechner regelmäßig, würden aber nie etwas darauf finden.
Browserverlauf löschen und wichtige Sachen extern speichern helfen sehr gut gegen neugierige Eltern, die nur bedingt mit Technick umgehen können.
Aber im Moment saßen meine Eltern im Speisesaal und unterhielten sich um das nächte zu erlassende Gesetz um die Normalbürger auszuquetschen.
Das gute an meinem Zimmer waren die dünnen Wände, ich hörte alles im Haus.
"...natürlich würde ich noch ein kleines Present hierlassen", dass war das nächte beschlossene Gesetz.
"Ich hab aber heute etwas Besorgniserregendes gehört...", fuhr Frau Kreutz fort, "Der Geheimdienst versicherte mir, dass sie eine Mail abgefangen hätten, die was von einem Attentäter beinhalteten, der sie umlegen sollte".
Ein Attentäter? Das war besogniserregend.
"Ach Papperlapapp, meinte mein Vater, diese Haus wird von 500 Mitarbeitern rund um die Uhr bewacht, und jede Öffnung ist fünfach gesichert, egal wie gut der ist, er kommt hier nicht rein".
Das stimmte, die Türen waren sogar sechsfach gesichert, damit ich wusste wer sich in welchem Raum befand.
Jedenfalls ging ich ins Bett, weiter aufbleiben würde darin resultieren, dass ich Mamas geschimpfe später müde ertragen müsste....
"Steh auf du unnütze Göre...", weckte mich meine Mutter unsanft aus dem Schlaf.
Ich setzte mich extra gereizt hin und setzte eine sture Miene auf.
"So kann das nicht weitergehen, wegen dir verlieren wir noch unser Ansehen", bei der reichen Bevölkerung, die uns in den Arsch kriecht, denn die Unterschicht mag uns eh nicht, ergänzte ich in Gedanken.
Mein Vater griff ich bei den Haaren und zog mich vom Bett, gleichzeitig meldete meine primitive sechste Alarmanlage, dass etwas durch die Vordertür gekommen war.
Das war merkwürdige war, dass alle Personen die sich noch im Haus befinden durften mein Vater, meine Mutter und ich waren.
Mein Vater führte sein Prozedere fort und hob mich an den Haaren hoch.
Es tat nicht weh und ich schrie nicht, was mein Vater mit einem Schlag in den Magen beantwortete und schlagartig wurde ich laut.
Und die Tür zum Treppenhaus wurde geöffnet.
Noch ein Schlag in die Magengrube und ich spuckte Blut zwischen meinen Schreien.
"Das reicht Schatz, wir kriegen morgen Besuch vom Richter und ich will nicht das er sie ganz blau sieht", ich wurde losgelassen und ich sackte auf meine Knie.
Die kündigte Mitternacht an und meine Eltern drehten sich um um den Raum zu verlassen, als die Tür eingetreten wurde und zwei dumpfe Kanll ertönten.
Blut und Gehirnmasse spritzten auf mich, der Kopf meines Vaters klatschte kurz neben mir mit einem Loch auf den Boden, und bildete eine Blutlache, die auch unter mich floss.
Ich schaute hoch, und da stand er über mir, mit der noch dampfenden Waffe....
Irgendwann später...:
Ich wachte auf, ich wachte auf nach dem auf mich geschossen wurde.
Auf mich wurde geschossen, warum wachte ich auf.
Ich versuchte meine Augen zu öffnen, aber ein Tuch verbot mir die Sicht.
Meine Hände und Füße waren auch gefesselt, aber mein Mund und meine Nase waren frei.
Schreien würde nichts bringen, ich war mir ziemlich sicher das niemand außer ihm in der Nähe war.
Er war auch so nett gewesen mir eine Decke überzulegen.
Das war zwar nett, aber unnötig.
Ich konnte warm und kalt nicht spüren.
Genausowenig wie Schmerz, nur am Bauch und darunter bis zu den Beinen spürte ich was.
Ich konnte nur durch meine Muskeln herausfinden ob ich etwas anfasste und welche Beschaffenheit es hatte, bedingt.
"Ich weis das du wach bist Kleine".
Die kalte raue Stimme des Mannes kroch mit einem prickeln meine Haut empor, metaphorisch.
Ich versuchte mich aufzusetzen, jedoch hatten meine Fesseln eine andere Meinung.
Also lies ich es.
"Du hast doch bestimmt Hunger?", stellte er fest.
Seine Stimme kam von irgendwo vor mir, also nickte ich einfach nur.
"Du bist still, dass ist gut", sagte er und löste die Augenbinde.
Ich hielt meine Augen geschlossen, ich wollte nicht geblendet werden.
Nach und nach öffnte ich sie bis ich die Umgebung klar sehen konnte.
Zwei eiskalte rote Augen schauten mich an.
Ich setzte mich auf, jetzt da ich sehen konnte wo das Bett endete, ein Doppelbett in einem kleinen Raum mit rosa Wänden und roten Möbeln.
Möglicherweise ein Hotel.
"Da steht dein Essen, viel Glück", sagte er und schaute mich mit einem grinsen an, während er auf eine dampfende Schüssel Suppe zeigte.
Meine Hände waren hinter meinem Rücken gefesselt, jedoch nur an den Handgelenken.
Ich schob sie einfach unter mir durch und hatte sie dadurch vor mir.
Die Handschellen waren eine einfache Konstruktion, die man mit einem Knopf lösen konnte, was ich auch tat. Anschließend aß ich die Suppe, und merkte wie hungrig ich eigentlich war.
Nachdem ich aufgegessen hatte schaute ich ihn mit großen Augen an.
"Du kriegst später noch was, aber du brauchst erstmal neue Kleidung".
Ich schaute an mir runter, mein blutbeflecktes Kleid konnte man echt nicht mehr kleidsam nennen.
Ich erinnerte mich an den Abend, meine sterbenden Eltern, das Blut um mich herum und musste lachen.
Ich wusste nicht wieso aber ich fand es zum sterben komisch.
Es hätte mich Emotional in einen Abgrund reißen müssen, aber ich lachte, ich lachte mir die Seele aus dem Leib, und ich tränte vor Verwirrung.
Ihn interessierte es nicht, er stand auf, ging zur Tür und schaute mich fordernd an.
Ich stand auf und folgte ihm, immer noch mit Tränen in den Augen.
Wir waren tatsächtlich in einem Hotel, einem Love-Hotel, was ein paar komische und neugirige Blicke auf uns zog, ein Mann mit einem minderjährigen Mädchen in blutdurchtänkten Klamotten verursacht Aufmerksamkeit.
Wir gngen zwei Etagen runter und zwei Flure entlang, bis wir bei dem Zimmer G083 ankamen.
Er klopfte und ging rein, ich folgte dicht hinter ihm.
"Ich brauch was praktisches für die Kleine hier", rief er durch den Raum, der komplett mit Kleidungsstücken aller Art vollgepflastert war, von erotischen Spitzenhöschen bis zu altmodischen Kleidern aus dem 18. Jahrhundert.
Eine Frau in Kleidungstil der ersten Art erschien und warf sich ihm um den Hals.
"Da bist du ja endlich Leon", flüsterte sie ihm mit erotischer Stimme ins Ohr.
Ich kniff ihr in den Arsch und mit einem schrillen Kreischen sprang sie gegen die Decke.
Naja fast.
"Wer ist das Gör?", fragte sie Leon.
"Mein neuer Schüler", ich schaute ihn verwirrt an, sie schaute ihn verwirrt an, da waren wir uns einig, "und sie braucht etwas stichfestes das nicht in der Stadt auffällt".
"Willst du mich verarschen?", wand sie ein.
"Und eine Maske", fuhr Leon fort als hätte er den Kommentar nicht gehört, gefolgt von einem großen Bündel Scheinen.
Ihr Gesicht hellte sich sofort um ein paar Chlorbleichungen auf und sie ging in die Abgründe des Raumes:
"Ich glaub ich hatte hier hinten noch ein Camo Kleid mit kurzem Rock, wenn sie langarmige Handschuhe dazu anzieht und eine Camo Leggins, sollte sie sich in der Stadt sehen lassen können".
Sie kam wieder und hielt mir die Sachen hin.
Ich zog mein blutendes Kleid aus und zog mir die neuen Sachen an, dass Camouflage war nach deutschem Muster gefertigt und in Blautönen gehalten.
Dabei machte ich mir sicher, dass Leon viel von meinem Körper sah.
Sie verdrehte dabei nur die Augen.
Durch die Blautöne wurden meine heterochromatischen Augen zur Geltung gebracht, meine blonden Haare, langen Haare halfen auch dabei.
"Das ist nicht unauffällig", meinte Leon.
"Die kriegt man nicht unauffällig, nicht die Tochter des Präsidenten".
Sie reichte mir eine blaugehaltene Fuchsmaske.
"Die sollte aber helfen, man soll ja nicht die Narben sehen", fügte sie hinzu, während sich Leon schon zur Tür begab.
Ich schaute sie fragend an und sie schaute ihn bittend an, aber er ignorierte sie.
Ich folgte Leon nach draußen.
"Zieh die Maske an", sagte er zu mir, während wir die Treppen runter ins Erdgeschoss gingen.
Dabei fiel mir auf, dass es eher ein Bordell, als ein Love-Hotel war.
"Wo haben sie denn die Kleine aufgegabelt, darf ich auch mal?", rempelte jemand Leon an.
Kurz darauf, bevor Leon auch nur reagieren konnte war mein Absatz in seinen Kronjuwelen, und zwei Sekunden später lag er auf dem Boden.
Leon ging weiter, ich ging weiter und der Mann stöhnte weiter.
Wir gingen durch die Stadt, die mir vollkommen fremd war.
Straße um Straße, Ecke um Ecke, ich hatte keinen Plan wohin er wollte.
In seinem tiefschwarzen Anzug und der roten Krawatte sah er aus wie Hitman, sogar eine Glatze hatte er.
Nur der Barcode fehlte.
Als er stehen blieb rann ich in ihn rein.
Dabei fiel mir etwas hartes in seiner Hose auf.
Ein Schlagstock?
Ein Penis?
Nein kein Penis, der ist vorne, eher ein Messer.
Leon schaute in ein Schaufenster rein und überlegte irgendetwas.
Im Schaufenster waren Waffen aller Art ausgestellt, mit einem großen Schild in der Mitte, dass "Miguels Waffen" besagte.
Leon atmete hörbar genervt aus und ging zur Tür.
Ein Glöckchen kündigte unser eintreten an.
"Brüüüüüdercheeen", rief es aus dem Laden, als eine etwa 20 jährige Frau auf Leon zustürmte.
"Schwesterherz", sagte er aber sie ignorierte dies und bombte ihn mit Fragen aus:
"Wie geht es dir? Besuchst du uns auch mal zu Hause? Willst du nen Kaffee? Willst du was essen? Bleibst du mal ein bisschen länger?"
Leon, der das scheinbar erwartet hatte legte einen Finger auf ihre Lippen und sagte klar und deutlich:
"Ich brauch ein paar Waffen für die Kleine und ich nehme gerne einen Kaffee".
Sie schien mich erst jetzt zu bemerken.
"Wieso trägt sie eine Maske?", fragte sie Leon.
"Zieh sie mal aus Kleine".
Ich zog die Maske aus und sie fiel ein paar Schritte nach hinten.
Sei schien überrascht und fasziniert zugleich.
"Jeder denkt sie wurde entführt und du hast sie zu deinem Lehrling gemacht?".
"Jep".
Sie schüttlete den Kopf.
"Weiß sie überhaupt mit einer umzugehen?".
"Keine Ahnung frag sie selbst".
Sie kam zu mir, duckte sich ein wenig auf meine Höhe und fragte:
"Kannst du denn mit einer Pistole schießen?".
Ihr Ton war zu freundlich, viel zu freundlich.
Ich würde sie nicht aus den Augen lassen, ihre Präsenz alleine machte mir schon Angst.
"Theoretisch kann ich sie auch so manipulieren, dass sie den Anwender tötet", sagte ich mit einem lächeln.
Jetzt waren wir uns sicher einig den anderen nicht mehr aus den Augen zu lassen.
"Also du bist eher der >Angriff ist die beste Verteidigung< Typ", sagte sie nachdem sie rückwerts von mir weggegangen war.
"Messer oder Maschinenpistolen wären das beste für dich", sie zeigte auf Regale etwas weiter im Laden.
Sie verschwand mit Leon hinter einer Tür und ich hörte die Kaffeemaschine aufbrüllen.
Texte: Synonym Deadraya
Lektorat: Synonym Deadraya
Tag der Veröffentlichung: 13.11.2016
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