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Vorseiten

„Meine Biografie
selbst schreiben“


Die 7 Schritte zum Schreiben
Ihrer Lebensgeschichte(n)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Titelbild: photocase shelly81

Copyright 2014 Petra Winkler, petra.winkler@schreibhelden.com

Alle Rechte vorbehalten. Alle Angaben ohne Gewähr. Eine Verwendung über den persönlichen Gebrauch hinaus bedarf der schriftlichen Genehmigung der Autorin. Die Vervielfältigung, Übersetzung und/oder Veröffentlichung ist ohne deren Zustimmung nicht gestattet.

Erschienen unter der ISBN 978-3-944462-02-8

bei tausend&eins, Hauptstr. 23, 67294 Bischheim,

post@tausend-und-eins.com

 

 

Widmung



Dieses Buch widme ich meinen Großeltern,
mit denen ich einen Großteil meiner Kindheit verbracht habe



Helmut & Johanna
1913-2003 1913–2001



Sie fehlen mir immer noch.

In meiner Kindheit habe sehr gern
ihren vielen Erzählungen gelauscht.
Und obwohl ich aufmerksam zugehört habe,
stelle ich heute immer wieder fest,
dass ich mich gar nicht mehr genau
an ihre Erzählungen erinnern kann
und an das, was in ihrem Leben
wichtig gewesen ist.



Und auch von meinen anderen Großeltern

Friedrich & Anna
1915–1970 1913–1984

weiß ich nicht sehr viel.



Ich wünschte, meine Großeltern hätten mir
eine Biografie hinterlassen ...



Inhaltsübersicht


Willkommen im Selbstlernkurs

Hinweis zur Verwendung der Symbole

Geleitwort der Autorin

1. Schritt: Die zeitliche Planung

Machen Sie sich einen Zeitplan

Ein Arbeitsplan hilft bei der Zeiteinteilung

2. Schritt: Das Material sammeln

3. Schritt: Das Ziel bestimmen

4. Schritt: Die Bedeutung einer Kernaussage

5. Schritt: Die Biografie planen

A) Die inhaltliche Planung mit MindMapping, Clustering, Karteikarten oder einem Fragenkatalog

B) Die strukturelle Planung mit Plot und Handlungsaufbau

6. Schritt: Die Schreibarbeit

Zeitebenen und Zeitformen und das Erzählen in der Vergangenheitsform

Erzählen in der Gegenwartsform

Lineare und nicht-lineare Reihenfolge mit rückgreifendem und vorgreifendem Erzählen

Erzählertypen und Erzählperspektiven

Erzählformen mit Ich- und Er-Erzähler

Figuren und Konflikte

Spannung erzeugen

Figuren und Charaktere schildern

Das Prinzip „Zeigen statt erklären“

Gefühle wiedergeben

Für alle Sinne erzählen

Gespräche mit Dialogen wiedergeben

Leserorientiert und verständlich schreiben

Empfehlungen zu Sprache und Stil

Zeitgeschichtliche Hintergründe erklären

Rechtliche Aspekte

Tipps zur Gestaltung des Manuskripts

Wichtig: Sich eine Schreibroutine zulegen

7. Schritt: Das Manuskript überarbeiten und fertigstellen

Gibt es noch einen 8. Schritt?

Noch ein paar Worte zum Schluss

Zusammenfassung: Alle Schritte auf einen Blick

Anhang: Buchtipps rund ums Schreiben

Anhang: Checkliste für die Überprüfung

Schlusswort


Willkommen im Selbstlernkurs

Sie haben dieses Buch zur Hand genommen, weil Sie lernen möchten, Ihre (Auto-)Biografie oder vielleicht auch eine Familiengeschichte zu schreiben. Mit diesem Wunsch sind Sie nicht allein. Mit zunehmendem Alter fangen viele Menschen an, auf ihr Leben zurückzublicken und häufig kommt der Wunsch auf, die wichtigsten Punkte davon festzuhalten.


Wenn Sie sich daran machen, Ihre Biografie zu schreiben, werden Sie mit Ihren Lebenserinnerungen auch die damit verbundenen Gefühle noch einmal ins Gedächtnis rufen. Möglicherweise werden Sie sowohl schöne als auch schlimme Momente noch einmal erleben.


Wenn die Gefühle bei einem besonders schwierigen Lebensabschnitt in der Rückschau zu stark werden, dann brechen Sie an dieser Stelle ab. Wenn Sie merken, dass plötzlich etwas hochkocht, mit dem Sie allein nicht zurechtkommen, dann holen Sie sich bitte Hilfe von außen. Aber bei den meisten Menschen dürfte es so sein, dass in der Rückschau auf ihr Leben die Gefühle eher in abgemilderter Form auftauchen.


Mit dem Schreiben der eigenen Biografie setzen Sie sich aber nicht nur mit Ihrer eigenen Vergangenheit auseinander – Sie gewinnen auch den Mut zum schriftlichen Erzählen.


Viele Menschen entwickeln aus dieser Beschäftigung ein ganzheitlicheres Verständnis ihrer Lebensgeschichte mit ihren Höhen und Tiefen. Viele entwickeln neue Einsichten und Erkenntnisse, die den Blick öffnet auf die noch vor ihnen liegende Lebenszeit. Und viele Menschen haben erlebt, dass die Beschäftigung mit der Vergangenheit nochmals neue Wege für die weitere Zukunft aufgezeigt hat.


Dieses kleine E-Book erklärt Ihnen Schritt für Schritt wie Sie

- einen Zeitplan erstellen

- das Material zusammentragen

- Ihre Biografie systematisch planen und vorbereiten

- die Inhalte gezielt auswählen und strukturieren

- eine Gliederung und einen roten Faden entwickeln

- leserorientiert, verständlich und vor allem spannend schreiben

- das Manuskript fertigstellen


Dazu erhalten Sie jede Menge weitere Tipps zum Schreiben.



Hinweis zur Verwendung der Symbole

Damit Sie sich im Buch schnell orientieren können, finden Sie immer wieder Symbole vor wichtigen Abschnitten. Die meisten Symbole sind selbsterklärend, hier sind die wichtigsten aber noch kurz erklärt:

etc.

Die Ziffern von 1 bis 7 weisen auf die einzelnen Kapitel und Arbeitsschritte hin



Hier geht es um wichtige Infos – am besten notieren Sie sich dazu ein paar Stichpunkte



So sieht eine Aufgabe oder Übung aus



Hier finden Sie hilfreiche Tipps



Sie können sich beim Lesen entspannt zurücklehnen oder sogar eine kleine Pause einlegen





Geleitwort der Autorin



Guten Tag, grüß Gott und ein herzliches Hallo,


sicherlich haben Sie schon seit längerer Zeit mit dem Gedanken gespielt, Ihre Familiengeschichte oder Ihre Biografie zu schreiben. Und vielleicht haben Sie auch schon die ersten Gehversuche unternommen und sind dabei ein wenig ins Stolpern gekommen.


Vielleicht hatten Sie sich aber auch noch nicht an die ersten Gehversuche gewagt, weil das Schreiben einer Familiengeschichte oder Lebensgeschichte keine kleine Aufgabe ist und Sie deshalb unsicher sind. Vielleicht haben Sie sogar das Gefühl, Sie stünden vor einem hohen Berg, der für Sie nicht bezwingbar ist.


Keine Bange, gemeinsam mit einem kundigen Bergführer können Sie es schaffen, diesen scheinbar hohen Berg zu erklimmen. Ich freue mich, mit diesem Buch Ihr persönlicher Bergführer zu sein.


Mein Name ist Petra Winkler, ich bin studierte Sprach- und Literaturwissenschaftlerin und arbeite seit vielen Jahren als Texterin. Vor einiger Zeit habe ich zusätzlich noch eine Hochschul-Ausbildung zur Schreibberaterin abgeschlossen und seitdem berate ich Menschen zu individuellen Fragen des beruflichen und auch privaten Schreibens.


Mit diesem beruflichen Hintergrund bringe ich das nötige Fachwissen mit, um Sie effizient beim Schreiben Ihrer Biografie zu unterstützen. Während der Leser eines Ratgeberbuchs das Gelesene normalerweise allein umsetzen muss, unterstütze ich meine Leser auf Anfrage bei ihren individuellen Fragen.


Am besten arbeiten Sie zunächst Punkt für Punkt das Buch durch. Damit verschaffen Sie sich einen Überblick über die einzelnen Teilschritte für Ihre Biografie. Versuchen Sie auch, die einzelnen Aufgaben zu machen. Falls Sie irgendwo steckenbleiben und nicht weiterkommen oder unsicher sind, melden Sie sich bei mir. Die Kontaktdaten finden Sie am Ende des Buches. Ich helfe Ihnen gern, Ihre Familiengeschichte oder Ihre Biografie zu schreiben und wünsche Ihnen viel Freude und Erfolg dabei!


Mit herzlichen Grüßen

Ihre


Petra Winkler




1. Schritt: Die zeitliche Planung


Bevor Sie mit Ihrer Biografie anfangen, sollte Ihnen klar sein, dass ein solches Projekt nicht in wenigen Tagen zu bewältigen ist. Im Gegenteil: Ihre Biografie zu schreiben wird eine gewisse Zeit dauern. Und wenn Sie weniger die eigene Biografie und vielleicht eher die Familiengeschichte festhalten wollen, dann ist es vielleicht sogar nötig, zunächst noch weitere Daten und Details in alten Archiven zu suchen – je nachdem, wie viel Material schon vorliegt und wie intensiv Sie sich um weitere Unterlagen bemühen wollen, können hier ganz schnell noch einmal ein oder zwei Jahre für die Vorbereitung anfallen. Die Vorbereitung dauert dann schnell länger als die Schreibarbeit an sich.


Für das Schreiben selbst gibt es ganz verschiedene Arbeits- oder Herangehensweisen: Es gibt Schreibtypen, die schreiben schnell drauflos und schreiben und schreiben, weil während des Schreibens ständig neue Ideen in den Sinn kommen. Diese Schreibtypen neigen dazu, Raum und Zeit zu vergessen. Sie schreiben sehr viel und kommen schnell voran.


Unter den bekannten Schriftstellern gibt es einige, die auf diese Art und Weise ganz großartige Werke geschaffen haben. Aber: Weniger geübte Schreiber neigen manchmal dazu, von einem Gedanken zum nächsten zu springen und dabei den roten Faden zu verlieren. Schnell kommt man vom Hundertsten ins Tausendste und springt plötzlich wieder zurück. Ein Leser, der versucht dieser Schreibweise zu folgen, findet den roten Faden nicht, weil ein solcher gar nicht eingeflochten ist – die Gedankenführung ist dann für den Leser nicht nachvollziehbar.


Das Problem für Autoren beim spontanen Drauflos-Schreiben ist, dass der Text bei neuen Einfällen und Kehrtwenden immer wieder überarbeitet werden muss, weil irgendwo etwas zu streichen oder einzuflicken oder inhaltlich anzupassen ist. Eine solche Vorgehensweise geht bei einer Kurzgeschichte, einer kurzen Novelle oder wenn Sie Ihre Biografie als eine Reihe loser Lebensgeschichten schreiben – bei einem langen Text wie einem Roman oder einer zusammenhängenden Lebensgeschichte würden Sie als Autor auf diese Weise immer wieder Flickschusterei betreiben. Wenn Sie ein Naturtalent in Schriftstellerei sind, dann könnten Sie es schaffen, ohne weitere Planung Ihre Lebensgeschichte zu schreiben. Für alle anderen empfiehlt sich jedoch etwas mehr Planung. Und das fängt bei der zeitlichen Machbarkeit an.



Machen Sie sich einen Zeitplan


Bei der Zeitplanung gibt es zwei mögliche Vorgehensweisen:


Erste Methode: in die Zukunft hineinplanen


Sie setzen sich überhaupt kein Ziel, erstellen keinen Zeitplan, sondern Sie schreiben immer dann, wenn Sie Zeit haben. Wenn Sie in wenigen Monaten fertig sind, ist es gut. Wenn es ein oder zwei oder mehr Jahre dauert, ist es auch gut.


Diese Herangehensweise ist natürlich am komfortabelsten. Die Gefahr liegt hier darin, dass Sie die Arbeit immer öfter liegen lassen und am Ende gar nicht mehr weiterkommen.


Deshalb wäre es ratsam, sich hier zumindest Teiletappen einzuplanen. Beispielsweise: in einem halben Jahr soll die Planung abgeschlossen sein, dann ein halbes Jahr für die Stationen von Kindheit, Jugend und Ausbildung, dann noch einmal ein halbes Jahr (je nachdem, wie viel es aus Ihrer Sicht zu erzählen gibt) für die weiteren Lebensjahre.


Bei dieser Planung beginnen Sie also jetzt und planen dann in die Zukunft. Es gibt aber auch eine Planung, die umgekehrt läuft – nämlich dann, wenn Ihre Biografie zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft fertig sein soll.


Zweite Methode: aus der Zukunft zurückplanen


Anders als im ersten Fall ohne konkreten Fertigstellungstermin haben Sie sich in diesem Fall in der Zukunft ein Datum gesetzt, bis wann das Buch fertig sein soll. Ein Beispiel wäre Ihr nächster runder Geburtstag.


In diesem Fall müssen Sie sich die noch zur Verfügung stehende Zeit entsprechend einteilen. Wenn Sie den Text auf dem Computer schreiben, entfällt die Zeit für das Abtippen. Falls Sie den Text jedoch handschriftlich schreiben (oder in ein Diktiergerät diktieren?), müssen Sie zusätzlich noch Zeit für das Abtippen einplanen.


Die Zeit, um das Manuskript fertigzustellen


Ob gleich getippt oder später abgetippt – vor dem endgültigen Fertigstellen sollte der Text noch einmal Korrektur gelesen werden, und das am besten von einer Person, die das Manuskript noch nicht kennt. Je nachdem, wer das macht und wie viel Zeit diese Person hat, müssen Sie auch dafür mehrere Tage bis mehrere Wochen rechnen. Oder Sie geben es einem professionellen Korrektorat-/Lektoratservice, dann müssen Sie hierfür zwar nur wenige Tage, aber dafür ein paar Euro einkalkulieren.


Anschließend wird das korrigierte Manuskript gesetzt, der Text fließt in das gewünschte Layout ein. Dabei ergeben sich neue Zeilen- und auch Seitenumbrüche, die am Ende auch noch einmal zu prüfen sind. In dieser Phase ist noch ein Titelbild bzw. der Umschlag zu gestalten, was auch etwas Zeit in Anspruch nimmt. Und schließlich wird das Buch auf elektronischem Wege in die Druckerei geschickt, wo es vielleicht auch noch einmal bis zu drei Wochen dauert, bis Sie Ihr erstes gedrucktes Exemplar in der Hand halten. Es gibt natürlich auch die Möglichkeit, das Buch in einer Buchbinderei ganz edel binden zu lassen, womöglich sogar in Leder gebunden mit einer Prägung vorne. Dann müssen Sie für diese Dienstleistung auch etwas Zeit einplanen – bei einem engen Zeitplan erkundigen Sie sich am besten bereits im Vorfeld wie lange das Binden dauert.


Kurz und gut: vom fertigen Manuskript bis zum fertigen Buch können schnell zwei bis drei Monaten vergehen.


Wie viel Zeit ist für das Schreiben zu rechnen?


Die Zeit vom ersten geschriebenen Wort bis zum fertigen Manuskript ist ebenfalls individuell sehr unterschiedlich. Eine Biografie mit 100 Seiten kostet natürlich in der Regel weniger Zeit als eine mit 200 oder 300 Seiten. Die Frage ist ganz einfach, wie sehr Sie in die Tiefe gehen möchten.


Bei der Planung von der Zukunft zurück kommt hinzu, dass das Schreiben normalerweise nicht mit dem ersten Satz beginnt. Zum Schreibprojekt gehört nämlich auch die Vorbereitung: das Planen sowie das Sammeln, Sortieren und Sichten des Materials. Bei einer umfangreichen Biografie kann auch diese Phase einige Zeit in Anspruch nehmen.


Deshalb der Tipp: machen Sie sich zu Ihrem Zeitplan noch einen Arbeitsplan. Einen Arbeitsplan zu erstellen, ist kein Muss. Aber es ist ein zusätzliches Hilfsmittel, um sich selbst besser zu organisieren und auch um mehr Sicherheit bei der Zeitplanung zu haben.


Ein Arbeitsplan hilft bei der Zeiteinteilung


Beginnen Sie bei Ihrem Arbeitsplan mit der Überlegung, zu welcher Tageszeit Sie am produktivsten sind. Sind Sie eher ein Tagmensch, der früh aufsteht und morgens frisch und fit ist? Dann machen Sie sich einen Arbeitsplan, in dem Sie sich (falls möglich) morgens die Zeit reservieren für die Arbeit an Ihrer Biografie.


Oder sind Sie eher ein Nachtmensch, der gern länger schläft und länger braucht, um „auf Betriebstemperatur zu kommen“? Dann reservieren Sie sich die Nachmittage oder die Abende, um an Ihrer Biografie zu arbeiten.


Prinzipiell ist natürlich die Frage, ob Sie immer noch im Berufsleben stehen, oder ob Sie schon im (Un-)Ruhestand sind und deshalb mehr Zeit verplanen können. Da die meisten Menschen, die sich für das Schreiben ihrer Biografie interessieren, eher fortgeschrittenen Alters sind, denke ich eher an Nicht-Berufstätige.


Machen Sie sich einen Wochenplan mit den Tagen von Montag bis Sonntag mit einer groben Übersicht über die bereits verplante Zeit (beispielsweise die festen Alltagspflichten für Haushalt und Hobby) und die noch frei verfügbare Zeit. Rechnen Sie diese Zeit zusammen: kommen Sie an diesen sieben Tagen in der Woche auf 15 oder vielleicht sogar auf 25 Stunden, die Sie fürs Planen und Schreiben nutzen könnten? Bei diesem Pensum wäre es durchaus möglich, die Vorbereitung mit dem Sammeln des Materials und dem Planen der Arbeit in wenigen Wochen zu schaffen.


Wie viel Zeit Sie für das Schreiben brauchen, hängt natürlich von der Frage ab, wie viele Seiten Ihre Biografie umfassen soll und wie schnell Sie in das Schreiben hineinfinden. Ein geübter Schreiber schafft etwa zwei bis drei Seiten pro Stunde, bei einem weniger geübten oder unsicheren Schreiber ist es vielleicht nur eine Seite pro Stunde. Wenn Ihre Biografie am Ende 200 Seiten haben soll, benötigen Sie für das Schreiben vielleicht 200 oder 300 Stunden oder, wenn es gut läuft, nur 80 Stunden. Jedenfalls wäre es durchaus möglich, den Schreibprozess innerhalb weniger Wochen zu vollenden. Die einzelnen Phasen der Schreibarbeit umfassen:


- Das Vorbereiten mit dem Sammeln, Sortieren und Sichten der Materialien sowie die Planungsphase mit der Frage, was Sie in welcher Reihenfolge erzählen möchten.


- Die eigentliche Schreibphase – in dieser Phase ist es natürlich möglich, dass Ihnen beim Schreiben weitere Ideen kommen, so dass Sie während des Schreibens Ihr Material nochmals erweitern/überarbeiten oder auch die geplante Struktur verändern.


Am besten überlegen Sie einmal, wie es in Ihrem Fall aussieht. Müssen Sie erst viel vorbereiten? Oder könnten Sie gleich starten?



Ihre Aufgabe bei Schritt 1: Einen Zeit- und Arbeitsplan erstellen


Machen Sie sich einen Wochen-Arbeitsplan ähnlich wie einen Stundenplan in der Schule – und machen Sie sich auch einen groben Zeitplan über die nächsten Monate, in dem Sie die geplanten Phasen für die nächsten Monate skizzieren. Denken Sie daran, dass dieser Zeitplan nur vorläufig ist. Je nachdem, wie intensiv Ihre Materialsammlung wird oder wie schnell Sie mit dem Schreiben vorankommen, könnten sich einzelne Arbeitsphasen nach hinten verschieben. Passen Sie im Verlauf der Arbeit Ihren Plan an die tatsächlich erreichten Zwischenetappen an.


Wenn Sie im Schreiben wenig erfahren sind, sollten Sie sich von vornherein eher großzügigere Zeitabschnitte einräumen. Lieber zu viel als zu wenig Zeit einplanen! Umso schöner ist es dann, wenn Sie doch schneller fertig werden als geplant.


Noch ein weiterer Punkt hilft bei der Vorbereitung:


Ganz wichtig bei der Vorbereitung für Ihr Biografieprojekt ist auch: sprechen Sie sich mit Ihrem Umfeld ab und bitte Sie um Rückendeckung. Erzählen Sie Ihrem Ehepartner, Ihren Kindern, Ihrem Freundeskreis von Ihren Plänen. Denn Sie werden in der nächsten Zeit weniger freie Zeit haben und Ihr Umfeld sollte den Grund dafür kennen und Ihnen auch die Zeit dafür lassen.


Fangen Sie auch an, Ihren Lebensalltag für Ihr Biografieprojekt ein wenig umzustellen! Richten Sie sich einen Arbeitsplatz ein, wo Sie Ihre Unterlagen sammeln und vielleicht auch ein paar Bilder aufhängen. Und denken Sie an den Arbeitsplan, den Sie aufgestellt haben. Sie müssen sich nicht sklavisch daran halten und jede einzelne Stunde in Ihrem Arbeitsplan dafür verwenden. Aber Sie sollten schon darauf achten, sich in Ihrem Alltag regelmäßig genug Zeit zu nehmen, damit Sie die ersten Etappen absolvieren.


Denken Sie daran:

- schaffen Sie sich einen festen Arbeitsplatz

- nehmen Sie sich regelmäßig Zeit

- arbeiten Sie kontinuierlich weiter


Dann stellen sich auch die gewünschten (Teil-)Erfolge ein!




2. Schritt: Das Material sammeln



Im ersten Kapitel haben Sie sich mit der zeitlichen Planung für Ihre Biografie beschäftigt, nun geht es an die inhaltliche Vorbereitung. Eine gute Vorgehensweise dabei wäre, das wichtige und verfügbare Material zu sammeln und später zu sortieren und zu gewichten. Deshalb starten Sie am besten gleich mit der nächsten Aufgabe:



Sammeln Sie im nächsten Schritt (Sie können sich dabei gern Zeit lassen) Ihre wichtigsten Erinnerungen und auch Erinnerungsstücke wie Fotos, Ansichtskarten oder Briefe. Um halb vergessene Erinnerungen wieder hervorzurufen, kann dabei ein Fragenkatalog dienlich sein. Auf den folgenden Seiten finden Sie ein paar Anregungen, Sie können aber gern auch eigene Fragen entwickeln.



Keine Bange angesichts der Fülle: Sie müssen nicht jede einzelne Frage beantworten – bei dem Fragenkatalog geht es lediglich darum, Ihnen einige Anregungen zu geben und die Erinnerungen wieder wachzurufen ...



Geburt und Kindheit

- Wo sind Sie aufgewachsen?

- Erzählen Sie etwas über Ihre Eltern, gab es Geschwister? Wie war Ihr Verhältnis zu diesen Familienmitgliedern in den ersten Lebensjahren?

- Welche anderen Familienmitglieder (Großeltern, Tanten, Onkels, u.a. aus der mütterlichen und der väterlichen Linie) waren Ihnen als Kind wichtig? Gibt es Besonderheiten über die Herkunft Ihrer Familie? Gab es ein schwarzes Schaf oder andere außergewöhnliche Person in der Familie, an die Sie sich noch gut erinnern?

- Was wurde Ihnen über Ihre Geburt, Taufe und die ersten Lebensjahre erzählt? Was sind Ihre ersten eigenen frühkindlichen Erinnerungen? An welche Geräusche oder Gerüche erinnern Sie sich noch? Gab es in den ersten Jahren besondere, prägende Erlebnisse?

- Haben Sie noch Fotos aus den ersten Jahren? Oder andere wichtige Erinnerungsstücke?



Schule, Ausbildung, Hochschule

- Wie sind die ersten Schuljahre verlaufen, wie waren Sie als Schüler bzw. Schülerin? Wie war es im Unterricht, wie war es auf dem Schulhof oder Pausenhof?

- Welche Lehrer haben Sie am meisten beeindruckt?

- Gibt es Mitschüler/innen, die Sie ein Stück des weiteren Lebensweges begleitet haben?

- Gibt es aus dieser Zeit noch Klassenfotos?

- Wie sind die späteren Schuljahre verlaufen?

- Gab es in dieser Zeit besondere Freunde, Freundinnen, Vertraute? Wann haben Sie das erste Mal für einen Jungen/ein Mädchen geschwärmt?

- Wie war Ihr Verhältnis zu Ihren Eltern oder zu Ihren Geschwistern in der Pubertät?

- Haben Sie nach der Schule eine Ausbildung gemacht oder studiert? Gibt es aus dieser Zeit noch Erinnerungsstücke wie Zeugnisse/Diplome oder Fotos?



Als junger Erwachsener

- Wann ging es aus dem Elternhaus raus und in die Welt hinaus? Welchen Lebensweg haben Sie nach der Ausbildung eingeschlagen?

- Verlief der weitere Lebensweg gerade oder war es – bedingt durch den Krieg oder ähnliche Umstände – erst einmal ein Zickzackkurs?

- Welche Menschen, welche Ereignisse haben Sie damals geprägt? Welche Personen (wie zum Beispiel Familie, Nachbarn, Freunde, Tanzpartner, Sporttrainer, Schul- oder Studienfreunde, Ausbilder, Chef, Kollegen?) haben in dieser Zeit eine wichtige Rolle gespielt? Haben Sie noch Fotos von damals?

- Welche Orte haben damals eine Rolle gespielt? Das Zuhause, eine Eisdiele oder die Tanzschule, vielleicht der Bahnhof in Ihrer Stadt, vielleicht ein Firmengebäude, die Umgebung, schöne Urlaubsorte?

- Wie sah es mit kulturellen Interessen aus? Sind Sie gern ins Theater/in die Oper/ins Kino/in Konzerte gegangen? Haben Sie viel gelesen? Was war damals Ihre Lieblingsband, Ihr Lieblingsautor, Ihr Lieblingsbuch?

- Wann haben Sie sich das erste Mal verliebt? Was ist aus Ihrer ersten großen Liebe geworden? Wann haben Sie geheiratet? Wie stand es mit eigenen Kindern? Wann kamen Ehekrisen und wie sind diese verlaufen? Und was ist daneben in beruflicher Hinsicht passiert?



In der „goldenen Mitte“

- Wie ging es beruflich weiter? Gab es besondere Tiefschläge oder Höhepunkte? Worüber haben Sie sich am meisten geärgert, was hat Sie am meisten erfreut? Wie war Ihr Verhältnis zu Mitarbeitern, Kollegen und Chefs?

- Was ist damals im Privatleben passiert? Gab es Kinder und wie haben sie sich entwickelt?

- Wie war das Verhältnis zu Ihren eigenen Eltern oder zu Ihren Geschwistern, als Sie erwachsen waren? Gab es viele große Familienfeste?

- Welche Freundschaften haben besonders lange gehalten, welche sind nur kurz geblieben, waren dafür aber besonders intensiv?

- Was war neben Beruf und Familienleben? Hatten Sie besondere Hobbys? Was waren Ihre Lieblingsgerichte, Lieblingsrezepte, Lieblingslieder, etc.?

- Oder: welche interessanten Urlaubsreisen gab es? Haben sich besondere Reisebekanntschaften ergeben? Und haben Sie noch Fotos oder Souvenirs davon?



In den späteren Jahren bis zum Rückblick heute

- Wie ist Ihre berufliche Entwicklung weitergegangen? Haben Sie Karriere gemacht? Wie hat sich das Unternehmen, in dem Sie gearbeitet haben, entwickelt? Sind Sie mittlerweile aus dem Berufsleben ausgeschieden?

- Was haben Sie erreicht, worauf sind Sie stolz? Aber auch: Was haben Sie nicht erreicht, wo/womit sind Sie gescheitert? Haben Sie in ideeller oder in materieller Hinsicht, das erreicht, was Sie erreichen wollten? Oder haben Sie das Gefühl, zu kurz gekommen zu sein? Hat das Geld eine wichtige Rolle in Ihrem Leben gespielt? Sind Sie mit Ihrer Lebensbilanz im Reinen? Was würden Sie am liebsten aus der Bilanz streichen?

- Wo leben Sie jetzt, was macht Ihre Familie heute? Wann und wie sind die Kinder aus dem Haus gegangen? Haben Sie eine Midlife Crisis erlebt und wie betrachten Sie diese heute?

- Welche Orte haben später in Ihrem Leben eine Rolle gespielt? Wo haben Sie gelacht, geweint, geliebt, gearbeitet und sich vergnügt?

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 10.02.2014
ISBN: 978-3-7309-8265-5

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Gewidmet meinen bereits verstorbenen Großeltern, die mir leider keine Biografie hinterlassen haben, daher weiß ich selbst gar nicht so viel über das, was sie erlebt, gedacht oder gefühlt haben.

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