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1 Kapitel


„Happy Birthday to me", flüsterte ich in mein dunkles Schlafzimmer hinein. Viel zu schnell verging das Jahr nach meine 17 Geburtstag. Ich empfand keine Freude, wie jeder normale Mensch der endlich 18 geworden ist. Wieso auch? Es war doch nur eine ganz normale Zahl, das einzige was wirklich an dieser Zahl so toll war, das man vom Gesetz her als Erwachsen galt. Man durfte endlich aus dem Elternhaus ausziehen, in Diskotheken die ab 18 waren gehen und endlich härteren Alkoholen trinken, auf den sich wohl die meisten ohne Hirn freuten, wen sie nicht woher schon das Gesetz gebrochen hätten und heimlich auf irgendwelchen Party sich bis ins Koma tranken. Das war doch dass worüber sich die meisten Jugendlichen wirklich freuten, feiern bis der Arzt kommt. Manche Menschen fanden mich komisch weil ich anders war. Nicht anders in dem Sinne, dass meine Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt sind. Anders, weil ich mich nicht für Partys interessierte oder für den Alkohol. Ich sehe einfach darin einfach nicht den Sinn des Lebens. Seufzend zwang ich mich aus dem Bett zu kommen. Würde ich wieder einschlafen, wusste ich ganz genau dass mich keine liebende Mutter aufwecken würde. Ich würde einfach wieder einschlafen und verschlafen, wie es schon so oft der Fall war. Ich wollte aber nicht wieder nachsitzen, zuhause würde es nämlich Konsequenzen geben. Zügig erledigte ich meine Morgenroutine. Wie jeden Tag schminkte ich mich ein bisschen obwohl mein Gesicht danach gar nicht verlangte. Ich liebte es mich zu verändern egal ob Haarfarbe oder Frisur. Damit fühlte ich mich einfach so, als ob ich jedes Mal neugeboren werde. Ich half meinen lockigen Haaren mit einem Lockenstab nach, damit sie voluminöser wirkten und nicht katastrophal aussahen. Nachdem ich meine Morgenroutine erledigt hatte begab ich mich in mein Zimmer, dort zog ich mir eine Jeans, ein T-Shirt von meiner Lieblingsband Panic! At The Disco an. Das Frühstück ließ ich wie jeden Morgen ausfallen. Ich wagte nicht einmal einen Blick in den Kühlschrank, da ich sowieso wusste, dass er leer war. Auch von meiner Mutter verabschiedete ich mich nicht, es würde sie sowieso nicht kümmern, außerdem schlief sie nach ihren Sauftouren wie eine Tote. Ich schnappte mir meine Tasche und schlug die Haustür hinter mir zu als ich mich auf den Schulweg begab, der ziemlich weit war. Ich konnte mir kein Auto leisten. Ich konnte es mir nicht einmal leisten den Führerschein zu machen. Das Geld reichte mal für ein bisschen Essen aus, oder für den Alkohol meiner Mutter, den sie viel lieber kaufte als ein paar leckere Lebensmittel. Jeden Tag setzte ich ein strahlendes Lächeln auf und ließ niemanden hinter meine Fassade blicken. Niemand, auch nicht meine besten Freundinnen sollten erfahren was ich für ein erbärmliches Leben führte. In meinen Gedanken versunken wollte ich gerade die Straße überqueren. Um diese Uhrzeit fuhren eigentlich nicht viele Autos auf dieser Straße, noch dazu in dieser kleinen Stadt wie dieser, deswegen blickte ich mich auch nicht einmal um, was ein fataler Fehler war. In dem Moment als ich die Straße überqueren wollte, raste ein Auto auf mich zu. Statt aber zu rennen blieb ich wie angewurzelt stehen und sah auf das zurasende Auto. In diesem Moment spürte ich nur eins, Erleichterung. Ich war erleichtert, dass mein Leben jetzt, gleich zu Ende gehen würde. Ich schloss meine Augen und meine Lippen verzogen sich zu einem Glücksseligen Lächeln. Jeden Moment musste ich den Aufprall spüren, doch ich spürte nichts. Langsam öffnete ich meine Augen und erblickte einen schwarzen Porsche vor mir stehen. Der Fahrer hatte es leider geschafft zu bremsen. Als er oder sie aus dem Auto ausstieg, machte ich mich schon auf das Geschrei bereit, das kommen würde. „Gott, ist bei dir alles in Ordnung?", hörte ich stattdessen eine sanfte Stimme fragen. Ich hob meinen Blick und mir blieb die Luft wer. Vor mir stand der gutaussehenste Mann den ich je gesehen habe. Als ob er aus einem meiner Lieblingsroman entsprungen wäre. Und das meinte ich wortwörtlich. Er hatte schwarzes verwuscheltes Haar, hellgraue Augen und ein markantes Gesicht, sein Gesicht zierte ein leichter Dreitagebart. Plötzlich spürte ich wie schwer meine Augen wurden. ‚Oh nein', dachte ich mir. Ganz sicher wollte ich jetzt nicht Ohnmächtig werden nur weil ich seit Tagen nichts mehr gegessen hatte und ich wollte ganz bestimmt nicht wie eine Jungfrau in Nöten auf ihn wirken. Doch dagegen konnte ich nichts mehr tun, ich verlor die Kontrolle über meinen eigenen Körper und fiel nicht so wie gedacht auf einen harten Asphaltboden. Starke Arme fingen meinen schwerlosen Körper auf.

2 Kapitel

Blinzelnd öffnete ich meine Augen. Alles um mich herum war dunkel nur der Mond erhellte das Zimmer. Vorsichtig setzte ich mich auf. Ich fühlte mich schwach. Als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten merkte ich, dass ich mich gar nicht in meinem Zimmer befand, sondern in einem völlig fremden. Ich sah an mir herunter und stellte erleichtert fest dass ich nicht nackt war, stattdessen hatte ich ein viel zu großes graues T-Shirt an. Plötzlich kamen alle Erinnerungen wieder hoch.  Wie ein Auto auf mich zugerast kam und wie ich Ohnmächtig wurde. Wie aussah befand ich mich in dem Schlafzimmer des Fremden Fahrers. Das einzige was mich wirklich in Panik versetzte, dass ich heute den Unterricht verpasst hatte. ‚Mutter würde ausrasten, wenn sie morgen einen Anruf vom Schulleiter bekam‘, dachte ich mir und rieb mir über meine Arme. Ohne viel darüber nach zu denken stand ich aus dem auf, schaltete das Licht an und begann die Suche nach meinen Klamotten, die ordentlich zusammengefaltet auf einem Stuhl lagen. Schnell zog ich mich an und schlüpfte in meine Schuhe ehe ich leise die Tür öffnete. Ich wollte nur noch schnellstmöglich verschwinden. Auf Zehenspitzen stieg ich die Treppen runter. Im ganzen Haus brannte kein Licht, weswegen ich annahm, dass der Fremde in irgendeinem anderen Zimmer schlief. Ich war gerade dabei die Haustür zu öffnen als es plötzlich hell wurde. Jemand hatte das Licht angeschaltet. „Einfach zu verschwinden ohne mir zu danken, das ist nicht gerade nett.“, vernahm ich eine süffisante Stimme. Mit dem süßesten Lächeln, das einfach jeden zum Schmelzen brachte wand ich mich dem Mann zu. „Dankeschön. Darf ich nun jetzt gehen?“, fragte ich ihn in einem zuckersüßem Ton. Doch er schüttelte lachend seinen Kopf. „Es ist mitten in der Nacht, alleine lasse ich dich nicht gehen.“, er machte eine kurze Pause ehe er weiter sprach. „Ich fahre dich morgen nachhause.“ Er kam auf mich zu und erst jetzt bemerkte ich, dass er nur eine Pyjamahose anhatte. Er hatte eine bemerkenswerte muskulöse Brust und ebensolche Arme. Dieser Mann war außerordentlich gut gebaut, und er hatte eine ausgeprägte Bauchmuskulatur. Die Haare bildeten eine kleine schwarze Spur, die vom Nabel abwärts führte und unter seiner Hose verschwand. Ich wand meinen Blick von ihm ab. Eine feine röte zierte mein Gesicht. Mir war meine Musterung außerordentlich peinlich. Vorsichtig legte er eine Hand auf meine Wange und dreht mein Gesicht in seine Richtung, damit ich ihm in die Augen sehen konnte. „Das muss dir nicht peinlich sein.“, lächelte er und ließ seine Hand uhrplötzlich fallen, so als hätte er sich verbrannt. „Ich heiße übrigens Alexander.“, verriet er mir. „Verrätst du mir vielleicht auch deinen Namen?“, fragte er mich „Oh ja, ich heiße Louna.“ Peinlich berührt strich ich eine Haarsträhne hinter das Ohr. „Du hast bestimmt Hunger“, sagte er und mit einer Hand auf meinem Rücken führte er mich in die Küche, die einfach nur atemberaubend aussah. In dieser Küche könnte ich jeden Tag vor dem Herd stehen und kochen. Hier gab es einfach alles was das Herz begehrte. Da meine Mutter für uns nie kochte, übernahm ich diese Aufgabe jeden Tag falls es mal Lebensmittel im Haus gab. „Setz dich“, sagte er und deutete auf einen der Stühle. Ich setzte mich auf einen Stuhl und blickte zu Alexander der soeben eine Auflaufform aus dem Kühlschrank nahm. Darin befand sich ein wirklich gutaussehender Kartoffelgratin, denn er auf zwei Teller verteilte und in der Mikrowelle aufwärmte. Wie auf Kommando knurrte mein Magen, als er den gut duftenden Teller vor mich auf den Tisch stellte. Ich murmelte ein Entschuldigung und Alexander schenkte mir nur ein freundliches Lächeln. Obwohl ich am verhungern war und am liebsten alles in mich hinein geschaufelt hätte, aß ich langsam und genoss absolut jeden Bissen. „Darf ich dich etwas fragen?“, vernahm ich die Stimme von Alexander. Vorsichtig nickte ich. „Von wo stammen die blauen Flecken auf deinem Körper?“, fragte er mich. Ich senkte meinen Blick auf den Teller und biss mir auf meine Unterlippe. „Du wirst bestimmt gleich lachen, aber ich bin ein richtiger Tollpatsch. Ich stolpere öfters über meine eigenen Füße oder verletzte mich im Sportunterricht.“ Diese lüge kam mir so leicht über meine Lippen, so wie jedes Mal wenn mich jemand nach den blauen Flecken fragte. „Sag mir bitte die Wahrheit. Diese Flecken sehen nicht so aus als ob du nur gestolpert wärst. Schlägt dich jemand? Denn genau danach sieht es nämlich aus. Ist es dein Vater?“, fragte er mich. Ich schüttelte nur den Kopf. „Deine Mutter?“ Ich schloss meine Augen. Ich wollte nicht weinen, ich weinte nie vor anderen Menschen. „Es ist deine Mutter.“, stellte er fest, als ich nichts sagte.

 

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Tag der Veröffentlichung: 16.01.2017

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