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In der Sekunde nun, als dieser mit dem Kuchengeschmack gemischte Schluck Tee seinen Gaumen berührte, zuckte er zusammen und war wie gebannt durch etwas Ungewöhnliches, das sich in ihm vollzog. Ein unerhörtes Glücksgefühl, das ganz für sich allein bestand und dessen Grund ihm unbekannt blieb, hatte ihn durchströmt. Mit einem Schlage waren ihm die Wechselfälle des Lebens gleichgültig, seine Katastrophen zu harmlosen Missgeschicken, seine Kürze zu einem bloßen Trug seiner Sinne geworden. Es vollzog sich damit in ihm, was sonst nur die Liebe vermag, gleichzeitig aber fühlte er sich von einer köstlichen Substanz erfüllt. Oder diese Substanz war vielmehr nicht in ihm, sondern er war sie selbst. Er hatte aufgehört, sich mittelmäßig, zufallsbedingt und sterblich zu fühlen.

Der Grund dafür war dieses Wesen, in seinen Augen gab es nur dieses eine geliebtes Antlitz, und das bestrahlte ihn. Er hatte es angeschaut, bis es nicht mehr verschwinden konnte. Nur in ihr hatte er Atem und Sein. Sie war seine Stimme. Er sprach nicht mit ihr, sondern hing an ihren Lippen. Sie war sein Augenlicht, sein Auge folgte ihrem, und es färbte alle seine Ziele. Er hatte aufgehört, in sich selbst zu leben. Sie war sein Leben, der Ozean, in dem der Strom all seiner Gedanken endete. Auf einen Laut, eine Berührung von ihr, wogte sein Blut, und seine Wange wechselte stürmisch die Farbe.


Der neue Morgen hatte die Nacht der Träume geküsst. Besinnlich weicht die stille Dunkelheit dem Licht des geräuschvollen Tages. Mit den lieblichen Düften des Morgens, verließ er das Land der Träume, welches er jenseits der Nacht mit ihr verlieben durfte. Er atmete noch den Duft ihrer Haut. Seine Augen, noch immer leicht geblendet von dem Licht des Morgens, sahen das anmutige Gesicht der Frau, welcher er all die Tage und Nächte seines Lebens schenken wollte. Sanft atmete sie, sie schlief den Schlaf der glücklichen Menschen. Er sah, ihre wunderschönen Haare, die auf ihren rosigen Wangen ruhten, ihr bezaubernder Mund, der zärtlich kirschrot lächelnd den Kuss des Morgens erwartete. Sein Herz klopfte laut. Er hörte das Lied der Liebe, das seine Sinne tanzen ließ.

Es galt, so weit er fühlen konnte, das Unaussprechbare im eigenen Herzen auszumalen, um dieses Bild, welches gemeinhin den Titel „Liebe“ erhält, durch die eigenen Augen, durch den eigenen Mund, durch die eigenen Worte und Taten in die Welt hinein zu setzen. Hatte er dieses Werk vollendet, wofür die Kunst unausweichlich ist, so klar zu empfinden, wie es sein Herz ohne die Zutaten von Angst und Misstrauen nur empfinden kann? Ja, und so hat er sein Lebenswerk vollbracht. Es gilt es ja schließlich nicht, fremde Bilder in uns hinein zu schaffen, sondern viel mehr unser eigenes Bild in eine Welt hinein zu fühlen, die eine einzigartige Ausstellung ohne Anfang und ohne Ende ist.


Und er fragte sich: „Was liebt die Liebe“? War nicht das Paradies ein eingeschlossener Ort, ein Garten gegen Osten? Er trat ans Fenster, ein stiller See verbarg sich demütig in der hohen Umgebung. Am Ufer lag ein Boot. Ein Seufzer aus vollem Herzen, der Hauch eines unruhigen Gedankens erreichte sein Herz. Er sah das Boot, welches vom Ufer abging, es glitt über den See, von den milden Lüften einer unnennbaren Sehnsucht leise getrieben. Seine Gedanken verschwanden in der geheimnisvollen Einsamkeit des Waldes und wurden von den leichten Wellen des Sees geschaukelt. Er wandte sich der andern Seite hin, da breitete das Meer sich unendlich vor seinem Auge aus. Dieses Wesen, mit all seinen Emotionen hatte ihn gerettet. Und von dieser Sekunde an, kannte er die Antwort. Was liebt die Liebe? - Unendlichkeit. - Was fürchtet die Liebe? - Eine Grenze.

Er wusste, dass er sich täglich neu verlieren würde und sich täglich wiederfindet, er mag dem Honigmond der Liebe seine Würze verleihen, trägt aber auch das Bewusstsein in sich, sein schönstes Glück immer bei sich zu haben und er wusste plötzlich, er ist beneidenswert.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 12.01.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für all diejenigen, die noch an Liebe glauben!

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