Und eine neue Geschichte beginnt!
Nebel schwappt in großen Schwaden über dem Moor dahin gleich einem Meer aus grauer Feuchtigkeit.
Und die Geschichte schreibt sich selbst!
Ein Heulen im Licht des vollen Mondes.
Die Wölfe tanzen zur Musik der Sterne.
Die Uren singen im Schein der Zeit.
Denn die Zeit ist Stille.
Denn die Zeit ist Finsternis.
Wie ein schwarzes Herz pocht der Tackt einer großen Uhr im nächtlichen Wald.
Und die Geschichte ist vorbei!
Wie im Tod, so treten die Geister der Gefallenen die letzte Reise an.
Wie im Leben, so nehmen sie die armen Menschen mit, die es nicht schafften, sich in Sicherheit zu bringen.
Wie die Zeit ist es ewig.
Denn die Zeit ist vorbei.
Und die Geschichte schweigt.
Wie im letzten Atemzuge, so stand das Leben vor der Tür.
Wie das Rascheln der Seiten, so wiegt sich das Gras in der Nacht.
Und die Uhr tickt nicht mehr.
Und die Stille ist nun ewig.
Denn die Geschichte schweigt.
Und die Geschichte geht weiter!
Wie das letzte Aufbäumen vor dem endgültigen Tod schreit die Geschichte ein letztes Mal.
Und Stille begleitet ihren Schrei.
Und dann dreht sich das Universum.
Denn der Raum ist endlich.
Und die Geschichte wird wahr!
Eine Hand streckt sich aus den Seiten eines alten Buches.
Die Finger tasten über das Papier.
Krallen zerschlitzen die Seiten.
Blut durchnässt das taufrische Gras.
Der Raum wird groß.
Und die Geschichte findet ihr Ende!
Wie im Buche ist es nicht das letzte Mal.
Doch das Ende ist nahe.
Eine Wiederkehr zurück in das so kurze Leben.
Es ist das letzte Aufbäumen.
Und die Geschichte stirbt!
Das Ende war gewesen.
Die Geschichte ist wahr.
Dieser Raum wird Blut sehen.
Es wird über die Steine fließen und ja, das Gras rot färben.
Denn die Geschichte ist wahr.
Und leer.
So still...
Und die Geschichte erwacht!
Die Geschichte war real.
Die Geschichte war tot.
Und nun ist die Zeit gekommen, dem Schicksal zu trotzen und die Geschichte zu wecken.
Und die Wölfe erwachen.
Und die Geschichte hat erneut begonnen!
Die Wölfe tanzen zur Musik der Sterne.
Und die Uren taumeln in ihrem seltsamen Reigen.
Denn die Uhr tickt.
Und das Universum bleibt stehen.
Für einen Augenblick, der ewig dauern soll.
Und die Geschichte erlebt es mit!
Es ist der Traum, der die Geschichte tanzen lässt.
Es sind nicht die Sterne, die die Klänge hervorzaubern.
Es ist nicht der Mond, der die Wölfe weckt.
Es ist nicht mehr real.
Denn die Welt dreht sich und die Uhr tickt.
Die Zeit hat sich gefunden.
Der Raum hat es geschafft.
Und die Geschichte wird unsterblich!
Denn sie ist nicht real und ist es auch nie gewesen.
Denn die Zeit und der Raum sind zwei.
Und ich fange an zu träumen.
Die Geschichte wird zu einer Erinnerung.
Und die Wölfe tanzen wieder zur Musik der Sterne.
Und die Geister kehren ein zur letzten Ruhe.
Stille ist der Mantel und die Welt schläft.
Und die Geschichte ist noch nicht vorbei!
Denn die Uhr tickt noch und das Universum dreht sich noch.
Doch diese Geschichte ist eine andere.
Sie ist noch eine Idee.
Es ist schwer, eine Idee zu schreiben.
Doch diese Geschichte ist jetzt mehr als eine Idee.
Und die Geschichte wird Geschichte!
Denn die Tinte ist getrocknet und die Seiten geglättet.
Und die Geschichte ist eine Geschichte auf den Seiten eines Buches.
Ein Werk aus Papier und Tinte.
Und die Geschichte bekommt Zeit!
Die Uhr tickt und die Tinte ist wieder feucht.
Ein Tropfen von dunklem Blut rinnt aus den Seiten.
Eine Hand durchstößt die Grenze und Blut fließt an ihr herab.
Die Finger tasten nach der Feder und setzen zum Schreiben an.
Und die Geschichte bekommt Raum!
Das Universum dreht sich und die Seitensind rot von Blut.
Die Hand schreibt sich selbst und ihre Haut ist wieder Tinte und Papier.
Ein Schatten regt sich und aus der Ecke tritt eine Gestalt auf das Buch zu.
Sie nimmt die Uhr und das Universum.
Und die Geschichte wird gestohlen!
Eine Gestalt löst sich aus den Schatten.
Sie nimmt die Uhr und das Universum.
Und zurück bleibt ein Buch ohne Geschichte.
Denn die Geschichte ist weit weg von ihrem Heim.
Und die Geschichte schreit!
Und dann ist da der Schrei einer Geschichte.
Nicht der letzte.
Und die Wölfe verharren in ihrem Tanz und die Uren erstarren in ihrem Reigen.
Und eine Hand durchstößt abermals die Grenze.
Und tastet erneut nach der Feder.
Und schreibt nochmals sich selbst.
Und die Geschichte ist nicht tot!
Denn die Uhr tickt und das Universum dreht sich.
Doch die Stille wiegt den Dieb.
Die Zeit tropft aus der letzten Seite der Geschichte.
Der Raum sprengt die Deckel des Buches.
Und die Geschichte hilft sich selbst!
Denn die Zeit ruft die Geister und der Raum zeigt ihnen den Weg.
Und die Geister schreien im Licht eines schwarzen Mondes.
Denn sie sind real.
Und Stille breitet sich über dem Haus aus.
Denn das Blut eines Diebes sickert unter der Tür durch.
Und die Geschichte ist traurig!
Denn sie ist einsam.
Zwar tanzen Wölfe und Uren, aber doch ist die Geschichte alleine.
Sie hat die Zeit, ein großer Schatz.
Sie hat den Raum, ein gewaltiges Vermögen.
Und doch ist sie einsam.
Und die Geschichte ruft nach mir!
Durch alle Welten dringt der Ruf.
Menschen horchen auf und frinzzen unterbrechen ihr Werk der Zerstörung für einen Augenblick.
Tiere werden still und die Sterne hören auf zu singen.
Und ich höre zu.
Ich lausche der Geschichte.
Und die Geschichte macht sich auf den Weg!
Durch alle Welten drang der Schrei, von jedem gespürt, von niemandem gehört.
Und eine Geschichte macht sich auf den Weg in eine andere Welt.
An Planeten vorbei und durch die schwarze Kälte.
Wie ein Komet rauscht sie durch das Universum.
Und die Geschichte erreicht ihr Ziel!
Doch sie hat Zeit.
Und die Jahre vergehen, doch die Geschichte ist noch nicht da.
Dann schließlich ist sie da.
Ein altes, von Asteroiden zerkratztes Buch auf meinem Schreibtisch.
Und die Geschichte kehrt zurück!
Die Stille verfliegt und die Musik kehrt zurück.
Die Wölfe tanzen zu den Klängen der Sterne.
Und die Uren drehen ihre Runden über einer Wiese.
Und das Gras ist nass vom Tau.
Und die Geschichte gewinnt!
Denn der Dieb ist nie gewesen, dafür sorgte die Zeit.
Denn die Leiche wird nie gefunden, dafür sorgte der Raum.
Und die Geister kehren zurück.
Sie treten erneut die letzte Reise an.
Die Geschichte nimmt sich Zeit!
Denn sie hat keine Zeit.
Und die Uhr tickt.
Die große Wiese ist totenstill.
Nur die Sterne singen.
Die Geschichte nimmt sich Raum!
Denn sie hat keinen Platz.
Und das Universum dreht sich.
Die Wölfe schweigen.
Die Uren ruhen.
Die Geister sind bleich vor Sorge.
Und die Geschichte ist nur ein Traum!
Denn wer stielt schon eine Geschichte?
Und das Buch schließt sich...
Und die Geschichte liest sich selbst!
Die Seiten knistern, denn das Papier ist alt.
Der Buchdeckel knarrt, denn er ist gegerbt von Asteroiden und Sternensplittern.
Wie vom Wind getrieben, so winken die Blätter.
Wie im unhaltbaren Sog der Zeit, so wirbeln die Zeichen.
Und sie ist überrascht, was passiert.
Denn sie wusste nicht, dass sie sie ist.
Und die Geschichte denkt nach!
Ja, die Geschichte denkt nach.
Sie überlegt und der Einband ist mit einmal rot wie ein scharfer Sonnenschnitt.
Ein leichtes Schimmern durchdringt ihr Papier und scheint in meine Seele.
Ein seltsamer Ausdruck beschleicht die Seiten.
Denn die Geschichte hat es erkannt.
Und die Geschichte versteht!
Und sie weiß, dass sie nicht ganz ist.
Irgendetwas ist nicht komplett, nicht vollständig.
Sie weiß, dass etwas fehlt.
Und ich sehe die Buchstaben tanzen.
Und sie denkt nach.
Und die Geschichte ist nicht vollständig!
Und jetzt weiß sie es!
Sie erinnert sich genau an das, was einmal war.
Doch es ist verloren.
Ein Teil ihres Selbst ist nicht mehr da.
Und die Zeichen erstarren.
Und die Geschichte sucht sich selbst!
In einem Baum fließt das Harz, doch nicht ihr Blut.
Im Himmel kleben die Wolken, doch es gibt keinen Traum dort.
Und die Erde hütet Schätze, doch ihren liebsten Teil findet die Geschichte dort nicht.
Und die Geschichte weint!
Denn ihr schönster Teil ist auf ewig verloren.
Die Tränen fließen wie Diamanten durch die Kapitel und überziehen die Seiten mit Sternen.
Wie wunderschön schimmern die erstarrten Tränen auf jedem Zeichen.
Wie traurig ist doch die Geschichte.
Und die Geschichte lässt die Tränen fließen!
Denn Trauer ist der einsame Diamant inmitten all der Schwärze.
Denn das Universum ist still.
Und die Uhr schlägt zur letzten Stunde.
Und die Geschichte läutet das Ende ein!
Und es wird endgültig.
Das letzte, was die Welt zu sehen bekommen wird, ist eine einsame Geschichte, der ihr größter Schatz fehlt.
Und die Uhr schlägt erneut die letzte Stunde.
Und das Universum blüht noch einmal auf im Schein der letzten Stille.
Und die Wölfe legen sich in das Gras.
Die Uren löschen ihre Lichter.
Und ich wache auf...
Tag der Veröffentlichung: 04.03.2011
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