Im Gleichgewicht
Wenn du sie siehst, deine Waage aus Geben und Nehmen,
und immer hängt deine „Nehmen-Seite“ hoch oben,
die andere mit Sandkörnern, Kieseln und Steinen beschwert,
die, auf deiner Seele brennend, verschmelzen zu einem Fels,
wenn das Wasser in deiner Reichweite wie Öl ist,
während das Ungleichgewicht weiter wächst,
du schon fürchten musst, sie kippt um, deine Waage,
und alle bitten dich, fordern von dir, nehmen das Letzte,
wenn du dann im Geben nicht mehr du selbst bist,
aus Gewohnheit, schon ohne Freude und schmerzvoll, fortsetzt,
was du längst nicht mehr wirklich kannst – Geben in Freiheit -,
glaub weiter an Gott und dass er dir Mut schenkt,
und benutz diesen Mut, deine Klugheit, Selbstachtung,
deine wachen Augen, dein gutes Gehör
für die leisen Töne auch aus der Ferne,
Signale, die dir sagen: du bist nicht allein.
Da ist jemand wie du, in ähnlicher Lage,
auch suchend nach Wasser für seine Seele,
die Waage wie deine, nur andere Steine,
und eure Tränen, sie reichten zum Löschen.
Ihr seid Schwestern im Glauben, das Wort verleiht Flügel,
und umarmt ihr euch so, lacht euch beiden das Herz,
mit Leichtigkeit klettert ihr auf jeden Hügel,
vergesst dabei lachend Enttäuschung und Schmerz.
Behutsam und freudig kommt es dir entgegen:
ein gutes Gefühl von reichlich Gewicht,
das könnt ihr in eure Waagschalen legen,
und sei dir ganz sicher: es meint wirklich dich.
Entdecke den Gleichklang, nicht nur beim Singen,
von Wärme und Achtsamkeit, ohne Gefahr,
dabei von dir selbst zu viel einzubringen –
die Waage im Gleichgewicht – jetzt vorstellbar?
Tag der Veröffentlichung: 06.11.2011
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