The Legend of the Eleven
Prolog
Was würdest du tun, wenn die Menschen die dir mehr
als alles andere auf der Welt am Herzen liegen,
dem Tod so nah sind, dass man ihn riechen könnte?
Würdest du alles riskieren um sie zu retten?
Würdest du dein Leben aufgeben?
Würdest du sogar du jemanden werden, den du hasst?
Würdest du sogar sterben?
Ich will dir sagen ... Ich würde alles tun!
Gelangweilt schlenderte ich durch die Stadt und war auf den Weg nach Hause, schließlich war um halb neun Ausgangssperre für unserer Wohngebiet verhängt worden – fragt mich nicht warum. Wer wusste denn auch schon, was in den Köpfen von diesen Typen vorging? Niemand, wahrscheinlich nicht einmal sie selbst.
Was für ein merkwürdiger Typ, dachte ich mir und schüttelte den Kopf. Doch wegen so einen wollte ich mir den nicht den Kopf zerbrechen. Mein Name ist Dayna Chandler und ich lebe mit meiner Stiefmutter, meinem Vater und meinen sechs Geschwistern in einem kleinen Haus, in einer der unzähligen Straßen von System 6
.
Ich weis was ihr denkt – sie ist je dazu verdammt zu sterben, doch wenn das so einfach wäre, würde ich längst nicht mehr hier sein. Egal wie sehr die Systeme uns quälen, ausbeuten und auf uns herab sehen, würden sie alles dafür tun, dass die gesunden Menschen überleben und ihnen weiter dienen können. Vielen bemitleideten sich selbst, dass sie nicht in einer der obersten Familien geboren wurden oder sogar in einer der Legendären Elf, doch ich wollte niemals in einer dieser Familien geboren werden, wo man hinter einer Maske lebte und sich selbst verlor. All diese Unfälle, die den unteren Bewohnern der Systeme angehängt wurden, waren nie Unfälle gewesen und dessen war sich jeder bewusst. Doch die Reichen waren sich einfach zu edel, um sich ein zugestehen, dass ihr Leben eine glänzende, prunkvolle und scheinheilige Hölle war. Trotzdem gab es Mädchen in meinem Alter, die den Erben der Legendären Elf hinterher liefen, sich ihnen an den Hals warf und als kurze Bettaffäre benutz wurden, an die sich diese arroganten Herrscher eh nicht mehr erinnern würden.
Ich hatte Glück, dass meine Familie anders über die Legendären Elf dachte und mich nicht als Opfergabe ansah. Nein, meine Eltern dachen ganz anders über unsere Herrscher. Doch wie könnte mein Vater es auch nicht anders sehen, schließlich hatte diese Terrorherrschaft, meine leibliche Mutter in die Arme des Todes getrieben, die sie von dieser schrecklichen Welt erlöst hatten. Jeder Gedanke an sie schmerzte in meinem Herzen, denn egal wie gütig und liebevoll meine Stiefmutter Mida auch war, ich würde niemals das schmerzverzerrte Gesicht meines Vaters vergessen. Ich erinnerte mich nicht an meine Mutter, doch mein Vater erzählte mir, sie war die schönste Frau gewesen die er je gesehen hatte. Davia war nur eine Jahr jünger als ich gewesen und gerade erst zwei Wochen alt, als meine Mutter sich das Leben nahm. Ich hatte es damals alles nicht verstanden und auch wenn ich es wehtat, erinnerte ich mich nicht mehr an meine Mutter. Immer wenn ich an meine Mutter dachte, sah ich Mida. Ich liebevolles Lächeln, wie sie mich wie ihre eigene Tochter behandelt hatte, als sie meinem Vater beim Haushalt geholfen hatte. An meinem zweiten Geburtstag hatten sie geheiratet und wir waren wieder eine Familie. Allen tat es gut – denn die Erinnerungen, schmerzten wie ein immer wieder aufbrennender Schmerz.
Ich seufzte. Ich dachte schon wieder zu viel nach. Ich war doch glücklich, ich liebte meine Familie und würde es niemals übers Herz bringen mich tu töten. Wegen allen. Wegen Mida, meinem Geschwistern und vor allem wegen meinem Vater, den ich sosehr an Mutter erinnerte. Sie hatte genauso hellblonde, gewellte Haare gehabt und so glänzende hellbraune – fast schon gelborange – Augen. Doch eines hatte ich behalten. Ihren Duft. Immer wenn ich an sie dachte, roch ich diesen Duft von Veilchen und hörte dieses leise, melodische Lachen. Es war etwas was mir niemand nehmen würde.
Die Straßen von System 6, waren ein einziges, riesiges Labyrinth von aneinander gereihten Holzhütten. Ich war fast da, als ich meinen Vater fluchen höre und etwas zerbrach. Mir stockte der Atem. Mein Vater war normaler Weise ein ruhiger, gelassener Mensch, doch diese raue Stimme war unverkennbar. Ich rannte los und stieß die Holztür auf.
Acht grüne Augenpaare starrten mich an und die Stille schlich um meine langen Beine, wie ein hungriges Raubtier.
>> Was ist los? << hauchte ich leise und mein Vater fegte mit einer Handbewegung die Holzschüsseln von dem gedeckten Tisch. Meine jüngste Schwester Yuna quiekte auf und klammerte sich an meine Beine, während ich ihr behutsam über die brauen Locken strich.
>> Du
fragst mich
was los ist?! << schrie er mich an und ich schluckte.
>> Damian, sei nicht so laut, vielleicht weis sie gar nichts davon. << versuchte meine Stiefmutter ihn zu beruhigen, doch er winkte es mit einer Handbewegung ab und knallte die noch offen stehende Haustür hinter mir zu.
>> Was denkst du eigentlich was du da gemacht hast?! << schrie er wieder, doch ich sah ihn nur verständnislos an.
>> Ich weis nicht was du meinst? << antwortete ich unschuldig, während meine Mutter die Kinder nach oben schickte.
>> Ach ja! Wie willst du mir denn das hier erklären? << brüllte er und zeigte auf einen geöffneten Umschlag der vor meiner Stiefmutter auf dem Tisch lag. Selbst sie sah traurig aus und das musste schon etwas heißen.
Ich ging langsam zum Tisch und nahm den schneeweißen Umschlag in meine Hände. Er sah aus wie Papier, doch es fühlte sich weich und geschmeidig an. Ich drehte ihn in den Händen uns sah auf die Anschrift.
An Dayna Chandler
.
Die Schrift war golden und goldene Ranken verzierten den Briefrand. Ich schluckte. Dies konnte kein normaler Brief sein, so teures Papier würde sich niemand leisen können.
>> Du weist doch was mit Mutter passiert ist! Wie kannst du mir das nur antun! << warf meine Vater mir mit zittriger Stimme vor und stürmte die Treppe hinauf. Zuerst war es still, dann hörte ich wie meine Stiefmutter den Stuhl zurück schob und mir eine Hand auf die Schulter legte.
>> Es tut mir leid. << sagte sie und ich verstand sie nicht.
>> Was ist hier los, Mida? << fragte ich völlig irritiert, doch sei deutete nur auf den Brief.
>> Dein Vater ist außer sich vor Wut und ich kann ihn nur zu gut verstehen. << sagte Mida leise und mit ihrer ruhigen Stimme.
Zögernd öffnete ich den Brief und las ihn.
An Dayna Chandler,
mit diesem Brief halte ich um deine Hand an und gebe dir noch drei Tage zeit,
bevor eine Eskorte dich abholen wird und du ein völlig neues und besseres Leben,
erhalten wirst.
Deine selbstsichere und geheimnisvolle Art hat mich vom ersten Augenblick in deinen Bann gezogen. Ich könnte mir keine bessere Frau als dich an meiner Seite vorstellen.
Ich freu mich schon auf unser Widersehen,
Eliah Nightley
Eine Gänsehaut lief mir über den Rücken und ich stieß einen verwirrten Laut aus.
>> Das kann nicht sein. Ich bin ihm doch nie begegnet. << sagte ich eher zu mir selbst als zu Mida.
>> Darum ist Vater so wütend. << sagte ich zu mir selbst. Mida nickte nur stumm.
>> Aber … << wollte ich mich verteidigen, als es mir wieder einfiel. Der Typ im Einkaufsladen. Ich sah auch den Briefumschlag und erkannte die goldene Lilie sofort wieder. Dieselbe hatte der Junge mir geschenkt, nur mit dem kleinen Unterschied, dass ich sie abgelehnt hatte, dass Geschäft verlassen hatte. Doch wenn es einen Fehler gab, den man besser nicht tun sollte, denn war es einen der Legendären Elf wütend zu machen. Sie würden dich bestrafen, doch du würdest ihnen niemals etwas nachweisen können. Denn sie quälen nicht deinen Körper – sondern deine Seele. Verzweifelt sah ich zu Mida und fiel ihr in die Arme.
>> Was hab ich nur getan. << weinte ich und verbarg mein Gesicht in Midas fülligen Haaren.
Ich weis nicht wie lange ich dastand und wie ein kleines Mädchen weinte, aber als meine Geschwister kamen, riss ich mich zusammen und versucht ihnen Mut zu zusprechen.
Yuna rannte auf mich zu und schmiss sich mir in die Arme.
>> Musst du wirklich gehen, Dayna? << fragte sie traurig und dicke Tränen rannen ihr die rosigen Wangen hinunter. Ich sah zu meinem Vater, der mich mit ernstem Blick musterte.
>> Wie konnte das passieren, Dayna? << fragte er und ich seufzte. Er hatte ein Recht darauf es zu erfahren und ich erklärte es ihm.
>> Du warst in den großen Läden? Du weist, dass es dort von diesen Leuten nur so
wimmelt! << schrie er wieder los und ich zuckte zusammen.
>> Ich wollte etwas kaufen und ich habe es nicht in den Straßenläden bekommen! << verteidigte ich mich und ging in die Knie um Yuna in die Augen zu schauen. Ich zog etwas aus meiner Ledertasche und gab ihr eine wunderschöne, kleine Puppe.
>> Alles Gute zum Geburtstag, Yuna. << sagte ich und könnte die Tränen nicht mehr unterdrücken, die stumm mein Gesicht herunter liefen.
Ich sah wie Yunas Augen glänzten und sich dann mit Tränen füllen.
>> Es ist alles meine Schuld! << schrie sie auf einmal los und stürmte dich Treppe hinauf.
Meine Familie sah mich an und ich sah, wie viele Probleme ich ihnen bereitet hatte.
>> Es tut mir leid. << entschuldigte ich mich und Davia kam auf mich zu und nahm mich in den Arm. Ich war zwar nur ein Jahr älter als sie, aber auch wesentlich größer. Davia hatte wie alle anderen meiner Familie dunkelbraune Haare und grüne Augen und manchmal war ich mir so vorgekommen, als wäre ganz wo anders mein Platz.
>> Ich werde gehen. << sagte ich zu meinem Vater und er nickte. Ich hörte wie Mida anfing zu schluchzen, doch Davia hing an mir wie eine zweite Haut und ich wollte sie gerade in so einem Moment nicht von mir stoßen. Nun kamen auch Kylie und Kristy und umarmten mich. Sie waren beide nicht dumm und wussten, dass wir uns nie wieder sehen würden. Auch wenn ich sieben Jahre älter war als Kylie – sie ist zehn Jahre -, hatte ich ihre Fingerfertigkeit immer bewundert und hatte Mida nie so gut im Haushalt helfen können, wie sie. Kristy war drei Jahre jünger als Kylie und hatte die Stimme eines Singvogels, der jedes Herz zum Schmelzen brachte. Eigentlich wollte ich auf sie aufpassen, wenn die ganzen unvernünftigen und aufdringlichen Verehrer ankamen, so wie es bei Davia gewesen war, doch ihr Leben war mir wichtiger, als irgendwelche Jungs zum heulen zu bringen. Ich warf Fillickes, meinem vierzehnjährigen Bruder, einen Blick zu und wunderte mich, wie ruhig und gelassen er dort an der Wand lehnen konnte, als würde ich nur zur Schule gehen. Doch ich sah in seinen Augen, dass er bedrückt war. Sion, konnte sich nicht so gut halten, obwohl er nur ein halbes Jahr jünger war Fillickes, doch es hatte eindeutig nicht die Ruhe von Mida vererbt bekommen. Ich lächelte ihn an und er stürzte sich schon fast auf den Haufe, der um mich herum stand.
>> Ich werde dich fürchterlich vermissen, Dayna. << sagte Davia und Tränen fluteten ihre Augen.
>> Ich habe dich nie gehasst, ich habe dich beneidet. Du warst immer so stark und hübsch und nicht konnte dich in die Knie zwingen. Ich war immer eine weinende Memme
gewesen. << weinte Davia und ich lächelte.
>> Das weis ich doch, Davia. << antwortete ich ruhig und versuchte den Schmerz der in mir wuchs zu unterdrücken.
>> Ich wollte dir doch noch zeigen wie man einen Schal für den Winter strickt, aber ich hab immer nur an mich gedacht, es tut mir so leid, Dayna. << sagte Kylie und ich lachte leise.
>> Ich kann es doch eh nicht. << Doch dieses Mal konnte ich meine Geschwister nicht zum lachen bringen.
>> Ich hab dich wirklich lieb, Dayna << sagte Kristy und ich musste ein Schluchzen unterdrücken. Ich konnte nicht vor ihnen weinen, es würde ihnen zeigen wie verzweifelt und verletzt ich war und ich wollte nicht, dass sie das System so hassten wie mein Vater.
Ich sah zur Treppe und entdeckte eine völlig aufgelöste und weinende Yuna.
Meine Geschwister lösten sich von mir und ich hielt die Arme auf, als Yuna sich die Tränen von den Wangen wischte.
>> Komm her, Kleine. << sagte ich und sie stürzte sich in meine Arme und weinte bittere Tränen.
>> Ich will nicht das du gehst! Ich hasse das System! << weinte sie, doch obwohl ich nicht anders empfand als sie, schüttelte ich den Kopf.
>> Nein, Yuna. Es wird alles gut. Es ist nur nicht einfach so gekommen, wie ich es wollte. Aber du darfst dich nicht gegen das System auflehnen, verstehst du mich? << sagte ich und sich nickte. Sie vertraute mir so blind, dass es mir bei nah leit tat. Mein Herz zog sich zusammen und ich spürte die stickige Luft nicht mehr.
>> Irgendwann werde ich genauso sein wie du, Dayna. << sagte Yuna und lächelte. Würde sie nicht lächeln – was ich so sehr liebte – würde ich ihr sagen, dass ich nie so perfekt war, wie alle dachten.
>> Ja, ganz bestimmt. << antwortet ich und strich ihr die dunkeln Locken aus dem Puppengesicht und lächelte. Was sollte ich nur tun? Ich konnte doch nicht wirklich gehen? Sie im stich lassen und riskieren das dieser Mistkerl sich Davia oder sogar Kylie aussuchen würde. Ich hatte eigentlich nur zwei Möglichkeiten.
Entweder ich würde sterben oder ich würde diesen Mann heiraten, meine Familie vergessen und nie wieder sehen. Doch das könnte ich nicht. Meine Familie war mein Lebenssinn und ich würde alles daran setzten, sie zu schützen. Also würde ich gehen und warten was passieren würde.
Yuna weinte wieder und ich schloss sie ein letztes Mal in die Arme.
>> Hör mal zu, du bist jetzt schon sechs Jahre als, Yuna, du musst jetzt nicht mehr weinen. Wir werden uns bestimmt wieder sehen. Irgendwann wird das vergessen sein und ich werde wieder nach Haus kommen. << log ich, doch für einen Moment machte ich Yuna glücklich. Kristy war schon zu clever um mir diese Lüge zu glauben, doch niemand sagte etwas.
Mida verbarg ihr Gesicht in den Armen meines Vaters, der mich mit traurigem Blick beobachtete.
>> Vater. << sagte ich, ließ Yuna los und schlang die Arme um seinen breiten Nacken.
>> Ich werde dich vermissen. << flüsterte ich ihm ins Ohr und weinte stumm. Mein Körper zitterte, meine Lippen bebten. Ich weis nicht woher ich die Kraft nahm, jeden meiner Geschwister in die Arme zunehmen ohne völlig in Tränen aus zu brechen, doch irgendetwas gab mir die Kraft.
Ich stand vor Fillickes, der mich mit seinen jagdgrünen Augen musterte.
>> Pass mir ja gut auf die Mädchen auf, die Nachbarjungs gucken ihnen schon hinter her. << sagte ich so stark wie immer, doch Fillickes war zu genial um mir diese Nummer ab zu kaufen. Doch dann stieß er sich von der Wand ab und schlang die Arme um meinen Hals.
>> Sie haben nicht Davia nachgeschaut, sondern dir. << hauchte er mir ins Ohr und seine dunklen Locken, kitzelten mein Ohr. Ich schmunzelte. Auf was für Ideen dieser Junge doch immer kam. Als ob seine ganzen vierzehnjährigen Freunde auf ein siebzehnjähriges Mädchens stehen würden. Lächerlich. Doch ich sagte nicht.
>> Die Kameras, filmen das Haus, doch auf dem Trennzaun ist ein toter Winkel. Wenn du die Arme über den Kopf hebst und auf dem Zaun balancierst, werden sie dich nicht entdecken und sie können uns keinen Ärger machen. << flüsterte Fillickes mir ins Ohr und ich nickte nur.
>> Dayna, mach es gut. << sagte Sion und versuchte genauso ruhig und cool wie Fillickes zu sein, doch es egal im nicht wirklich. Fillickes und Sion erinnerten mich immer an mich und Davia.
>> Machs besser. << antwortete ich nur und zwinkerte ihm zu. Mida fiel mir um den Hals und weinte fast genauso bitterlich wie Yuna.
>> Danke für alle, Mida. << sagte ich und drückte sie, bevor ich mich von ihr löste.
>> Das musst du nicht. Ich hätte nie eine bessere Stieftochter haben können als dich und Davia. << antwortete Mida schluchzend und ich hoffte sie würde sich nicht so viele Sorgen um mich machen.
Es war erst eine Stunde vergangen, seit ich einen Rucksack mit Kleidung, Wasser und etwas zu essen gepackt hatte. Wie alle die im unteren System wohnten, trugen wir ausschließliche Kleidung aus rauen Stoffen und Leder, in allen möglichen Brauntönen. Ich packte vor allem meine dicke Winterjacke ein, da ich nicht wusste wie lange ich brauchen würde, um den Gesetzeshütern zu entkommen. Plötzlich klopfte es an der Tür.
Es war Fillickes.
>> Wo willst du eigentlich hin? << fragte er nach einer Weile und ich zuckte mit den Achseln.
>> Vielleicht in den Wald. Dort stehen die Bäume dich aneinander und sie können mich schlecht finden. << sagte ich und legte mich neben Fillickes aus Bett.
>> Keine gute Idee. << sagte Fillickes.
>> Nicht? << fragte ich verwundert und er schüttelte den Kopf.
>> Nein. In den Wäldern leben wilde Tiere und die werden regelmäßig abgesucht, da viele Flüchtlinge so denken wie du. <<
>> Was soll ich dann machen? Auf den Wiesen herum spazieren, wo sie mich sehen
können? <<
>> Nein. << lachte Fillickes und starrte die Decke an.
>> An deiner Stelle würde ich zur Ostküste gehen. <<
>> Zur Ostküste? Soll ich schwimmen gehen oder was? << lachte ich spaßeshalber um die ganze Anspannung zu unterdrücken.
>> Nein. Aber irgendwo müssen die Mannschaften herkommen, mit denen sich die Legendären Elf sich messen. Also such dir ein Boot und fahr so weit, bis du Land entdeckst. Ich habe mal gehört, dass es auf anderen Kontinenten, keine Systeme gibt und die Menschen dort alle nach denselben Regeln leben. << sagte Fillickes und ich zweifelte.
>> Andere Kontinente? Warum bist du dir sicher, dass es welche gibt und auch noch mehrere? << fragte ich, doch er grinste mich nur an und stand auf.
>> Vertrau mir einfach. Wenn du auf dem Meer bist, werden die Systeme dich nicht mehr suchen. << sagte Fillickes bevor er zum Fenster ging und es aufriss.
Die kühle Nachtluft strömte hinein und wehte Fillickes die Locken aus dem hellen Gesicht.
>> Es wird Zeit. << sagte er nur und ich wusste was er meinte.
>> Warum bist du gekommen? << fragte ich, als ich mir den Rucksack auf den Rücken band.
>> Damit du nicht so angespannt bist und es nicht verpatzt! << sagte er grinsend und ich kicherte leise.
>> Es ist jetzt gleich Mitternacht und der Mond ist voll, so das du alles erkennen kannst. Doch pass trotzdem auf, wenn du etwas sehen kannst, können andere auch etwas sehen. << warnte er mich und ich nickte. Ich stieg auf den Fensterrahmen und sah zu den ovalen Geräten, die in der Luft schwebten und das Haus filmten. Wenn man ganz genau hinhörte, summten sie leise.
Ich kletterte auf den Zaun und warf Fillickes noch einen letzten Blick zu.
>> Machs gut, du Zirkus Clown. << sagte er scherzhaft und ich streckte ihm die Zunge raus.
Ich wollte gerade den ersten Schritt machen, als ich ihn meinen Namen flüstern hörte.
>> Dayna, die Arme. Du musst sie überm Kopf halten. << flüsterte er und ich tat was er sagte. Vorsichtig setzte ich einen Fuß vor den anderen und warf immer mal wieder einen Blick auf die Kameras, die auf alles reagierten, was sich in ihrem Sichtfeld bewegte. Doch ich war schon als kleines Kind auf dem Zaun balanciert und hatte es auch Yuna gezeigt.
Auch einmal kam ein Wind auf und erfasste mich. Ich hörte fast schon die Fillickes die Luft scharf einzog – oder war ich es? Doch ich hielt das Gleichgewicht und sprang am anderen Ende des Zaunes auf den Boden. Ich sah zurück und meine Eltern standen hinter Fillickes am Fenster. Sie waren dageblieben für den Fall, dass ich gefallen wäre und schnell weg müsste.
Die Tränen stiegen mir in die Augen und der Gedanke ich würde sie nie wieder sehen und mein zu Hause für immer hinter mir lassen, zerriss mir fast das Herz. Nur Fillickes Vermutung, es gäbe andere Kontinente auf denen keine Systeme die Menschen regierten, gab mir Mut und ich verschmolz mit den Schatten der Nacht.
Texte: Copyright by Phillin Tasen (Pieye7)
Tag der Veröffentlichung: 18.06.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Dieses buch widme ich meinem Fußball vernarrten Freund, der mich auf diese Idee gebracht hat