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März 2004, GOLIATHS erste Prüfung



Weil es bei einem Rettungshundeeinsatz um Leben und Tod gehen kann, dürfen nur besonders geeignete Hunde zum Rettungshund ausgebildet werden. Hunde und Menschen müssen mehrmals in der Woche trainieren, damit die Hunde lernen, im Wald oder in eingestürzten Gebäuden vermisste Menschen zu finden. Wenn der Ausbilder davon überzeugt ist, dass der Hund jetzt alles gut kann, darf er mit seinem Hundeführer an der Rettungshundeprüfung teilnehmen.
Für GOLIATH und seine Hundeführerin Yvonne war es nun endlich soweit. Ihre erste Prüfung fand in einem großen Waldstück statt. Die beiden hatten die Aufgabe, in einem 100 mal 300 Meter großen, dicht bewachsenen Waldstück innerhalb von 20 Minuten zwei Personen zu finden.
Yvonne und GOLIATH hatten die Nummer 2 gezogen. Das hieß, dass sie als zweites Team suchen durften und deshalb nicht allzu lange warten mussten. Nachdem der erste Prüfling fertig war, meldete sich Yvonne in voller Einsatzmontur mit Feuerwehrhelm, Einsatzrucksack, Kompass und Funkgerät bei den Prüfern und bekam ihr Suchgebiet zugeteilt. Wichtig bei so einer Suche ist, dass man sich das große Gebiet richtig einteilt, damit der Hund nicht unnötig viel laufen muss, aber trotzdem jede Ecke des Suchgebietes absucht. Nur ein Team, das in der Prüfung zuverlässig und sicher seine versteckten Personen findet und die vorgegebene Zeit nicht überschreitet, bekommt die begehrte Plakette, die ihn zum Einsatz berechtigt.
Yvonne wusste jetzt über ihr Suchgebiet Bescheid, erläuterte den Prüfern ihre Vorgehensweise, auch Einsatztaktik genannt, und zog dann ihrem GOLIATH seine Kenndecke mit dem roten Kreuz und den Glöckchen an. Dies war für GOLIATH das Zeichen, dass er jetzt sein Bestes geben musste und auf das Kommando »Such und hilf!« rannte er in die von Yvonne vorgegebene Richtung. Es ging quer zwischen Brombeerbüschen, Tannen, Eichen und Buchen hindurch. GOLIATH suchte immer 50 Meter vor Yvonne rechts und links den dicht bewachsenen Wald ab. Nur an den Glöckchen hörte Yvonne, wo genau GOLIATH war. Nach wenigen Minuten verstummten die Glöckchen und Yvonne hörte das Bellen ihres Hundes. GOLIATH war so trainiert, dass er bei der gefundenen Person so lange bellte, bis seine Hundeführerin da war und Hilfe leisten konnte. Als Yvonne kurz darauf eintraf, sah sie GOLIATH in einem Meter Entfernung vor einer Frau stehen, die auf dem Boden lag, sich nicht bewegte und die Augen geschlossen hatte. Nun ließ Yvonne ihren Hund in einiger Entfernung sitzen – nicht bevor sie ihn für seine tolle Arbeit gelobt hatte – und kümmerte sich dann um die gefundene Person. Diese war zu Glück nicht verletzt, denn schließlich handelte es sich hier ja nicht um einen echten Rettungshundeeinsatz. Die Prüfer, die hinter dem Team hergelaufen waren, zeigten sich zufrieden mit der bisherigen Arbeit. Aber noch musste ja eine zweite Person gefunden werden, es blieben noch genau 11 Minuten Zeit. GOLIATH wurde wieder mit dem Kommando »Such und hilf!« losgeschickt und machte sich zügig an die Arbeit. Kreuz und quer durchstreifte er den Wald, so wie er es in vielen Trainingseinheiten gelernt hatte. Yvonne schaute ab und zu auf den Kompass, denn in diesem dichten Wald konnte man schnell die Orientierung verlieren.
GOLIATH hatte sich schon wieder weit entfernt, man hörte das leise Klingen seiner Glöckchen an der Kenndecke. Plötzlich vernahm Yvonne ein erschrockenes Aufheulen ihres Hundes.
Schnell rannte sie in die Richtung, in die GOLIATH gelaufen war.
Da stand er, leise wimmernd und mit hochgehobenem Vorderfuß.
Wie Yvonne sehen konnte, war GOLIATH beim Suchen mit der Pfote in einem Kaninchenloch hängen geblieben und hatte jetzt Schmerzen. Sofort kamen die beiden Prüfer zu Yvonne und riefen: »Wir halten die Uhr an, kümmern Sie sich in Ruhe um Ihren GOLIATH und dann sehen wir weiter!«
Nun konnte Yvonne ihren Hund in Ruhe untersuchen. Wenn er wirklich in das Loch getreten war, konnte er sich ernsthaft verletzt haben. Allerdings ließ sich sein Fuß nach einer Weile problemlos hin und her bewegen, ohne dass GOLIATH Schmerzen zeigte. Vielleicht hatte er also doch nur einen Schreck bekommen.
Vorsichtshalber kühlte Yvonne den Fuß mit Wasser, das sie immer in ihrem Einsatzrucksack dabei hatte. Nach wenigen Minuten hatte GOLIATH sich schon wieder von seinem Schrecken erholt. An die beiden Prüfer gewand sagte Yvonne:
»Ich glaube, GOLIATH kann jetzt weitersuchen, es ist alles in Ordnung.«
Nun ging es wieder weiter mit »Such und hilf!«. GOLIATH hatte zum Glück keine Probleme beim Laufen und durchsuchte weiterhin den Wald so lange, bis er nach ein paar Minuten die zweite Person durch sein Bellen anzeigte. Diesmal lag ein junger Mann eingebuddelt unter einem Laubhaufen. Er war zwar unter dem Laub nicht zu sehen, aber für GOLIATH mit seiner feinen Spürnase war es kein Problem, ihn schon auf eine große Entfernung zu wittern. Nachdem Yvonne den Mann aus dem Laubhaufen befreit hatte, wurde der Hund mit einem Leckerchen für seine tolle Arbeit belohnt.
Die Prüfer waren sehr zufrieden und GOLIATH und seine Hundeführerin hatten sich die Plakette für das ›Geprüfte Rettungshundeteam‹ verdient. Vorsichtshalber ließ Yvonne ihren Hund noch schnell vom Dienst habenden Tierarzt untersuchen, aber glücklicherweise konnte keine Verletzung an seinem Fuß festgestellt werden.
Dies war die erste von insgesamt acht Flächen- und Trümmer- prüfungen, die GOLIATH in seiner aktiven Zeit als Rettungshund ablegen sollte. Jede Prüfung muss alle 18 Monate wiederholt werden, um die Einsatztauglichkeit immer wieder neu nachzuweisen.


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Texte: ISBN: 978-3942786089 piepmatz Verlag
Tag der Veröffentlichung: 07.06.2011

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